Die Peking-Oper- Eine Vorstellung

  • DIE PEKINGOPER


    Die Peking Oper stammt, wie der Name schon sagt, aus der Region um die chinesische Hauptstadt Peking (Beijing).


    Der Ursprung:
    Ihre Entstehung geht auf die Regierungsperiode des Kaiser Qianlong (1736-1795) in der Qing-Dynastie (1644-1911) zurück. Während einer Inspektionsreise südlich des Yangtse entdeckte Qianlong sein Interesse für Lokalopern, und an seinem 80. Geburtstag, im Jahre 1790, berief er hunderte lokale Operntruppen aus verschiedenen Teilen des Landes zu Vorführungen nach Beijing.


    Die vier wichtigsten Truppen aus der Provinz Anhui blieben anschließend in der Hauptstadt, um den Kaiser zu vergnügen. Sie verdrängten allmählich die Kunqu-Oper, die bis dahin am Hof und bei der Oberschicht dominierend gewesen war. Die Peking-Oper wird so populär, dass Händler den Dorffamilien ihre Kinder abkaufen, um sie den Theatergruppen und Opernschulen als neue auszubildende Künstler weiter zu verkaufen. Manche Opern dauern mehrere Tage, gehen über mehr als 100 Akte.
    Im Jahre 1828 kam noch eine Operntruppe aus der Provinz Hubei nach Beijing und teilte sich mit den Anhui-Truppen die Bühne. Dabei wurden sowohl Erhuang- als auch Xipi-Melodien gesungen. Diese Vorführungen wurden allgemein Pihuang genannt und stellten Vorläufer der Pekingoper dar.


    Gesungen wird in der Pekingoper nach festgelegten Melodien, die aber im Rhythmus variieren und gut die Gefühle und die seelische Verfassung der verschiedenen Charaktere in unterschiedlichen Situationen ausdrücken. Die Pekingoper weist Dialoge und Monologe auf. Rezitiert wird in Beijing-Dialekt mit und ohne Reim.
    Ein bekannter Künstler jener Zeit ist Cheng Changgeng. Er wird 1811 in Anhui geboren und von seinem Onkel in der Kunst des Dramas ausgebildet. Seine berühmteste Rolle ist die des Wu Zixu. Sein Erfolg ist so groß, dass Kaiser Xianfeng ihn mit dem Rang eines hohen Beamten auszeichnet. Cheng Changgeng wird Mitglied und später Intendant einer der vier größten Theatergruppen: die San-Qing-Gruppe ("Dreifaches Glück"). 1880 stirbt er und sein Ensemble zerfällt.
    1900 geht mit dem Boxeraufstand die erste große Ära der Peking-Oper zu Ende. Erst in den 1920ern wird die Peking-Oper durch Mei Lanfang (1894 - 1961) neu belebt, bis sie während des zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges 1937 - 1945 wieder von der Bildfläche verschwand. Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 wurde sie abermals wieder belebt.


    DER INHALT:
    Typisch für die Pekingoper ist, dass sie keinen Beschränkungen von Zeit und Raum unterliegt.
    Viele Vorgänge werden pantomimisch dargestellt: Imaginäre Türen werden geöffnet und geschlossen, Pferde werden bestiegen, indem man sich eine mit Quasten geschmückte Peitsche reichen lässt und genau vorgeschriebene Bein- und Armbewegungen vollzieht.


    Weiters wird in der Pekingoper viel mit Symbolik gemacht; alles was man nicht darstellen kann, umschreibt man oder wird anderwertig dargestellt!


    Bei den Rollen unterscheidet man "Dan" (weibliche Rollen), "Sheng" (männliche Rollen), "Chou" (Spaßmacher) und "Jing" (bemalte Gesichter). Bei den "Jing" kann man von den Farben der Masken her negative und positive Charaktere sofort unterscheiden. Rot zeigt treue und tapfere, Gelb grobe und starke Charaktere an. Weiß steht meistens für listige und Schwarz oft für grobe, aber aufrichtige Menschen. Gold und Silber zeigen an, dass es sich um Geister handelt.
    Bei den Pekingopern-Kostümen orientiert man sich hauptsächlich an der Kleidung der Ming-Dynastie (1368-1644). Alle Kostüme entsprechen der Stellung und dem Charakter der jeweiligen Rolle.
    Es gibt drei wesentliche Themen, die in der Pekingoper gespielt werden.
    1. Mythische Themen
    In Ihnen spielen Kaiser und ihre Mätressen, Könige, Generäle, Minister, Frauen und Töchter reicher Familien und Jünglinge die Hauptrollen aber auch überirdische Wesen wie Götter und Geister spielen wichtige Rollen. Oft werden ethische Werte ausgedrückt, wie zum Beispiel Ehrfurcht vor den Eltern und Liebe zum Vaterland aber auch Freundschaft und Liebe sind häufige Themen.
    2. Geschichten aus der Geschichte des Landes (bis zur Ming-Dynastie)
    3. Moderne Themen (wenn man so will, das Regietheater der Pekingoper)


    ORCHESTER UND BÜHNENBILD
    Zum Orchester gehören neben Streich-, Blas- und Schlaginstrumenten hauptsächlich verschiedenartige unterschiedlich große Trommeln und Gongs sowie Taktschlegel aus Holz oder Bambus.

    Das Bühnenbild der Peking Oper Aufführungen ist sehr spärlich. Das Orchester sitzt an einer Seite der Bühne, die hintere Wand der Bühne ist mit einem reich dekorierten Vorhang geschmückt. Auf der Bühne stehen meist nur ein Tisch und zwei Stühle. Alles Weitere muss sich der Zuschauer vorstellen, und es ist an den Schauspielern anhand von einigen Requisiten und Pantomime alles weitere darzustellen.


    Im Allgemeinen kann man also sagen, dass der Zuhörer/schauer die Geschichte sehr genau kennen muss, um zu wissen, was nun wirklich dargestellt wird!


    DIE STIMMEN
    Grundlegend für die Peking-Oper sind die stilisierten, festgelegten Rollen. Ein Schauspieler wird für nur einen Rollentyp ausgebildet und versucht ihn während seiner langen Ausbildungszeit (ca.10 Jahre) zu vervollkommnen. Jeder Rollentyp hat neben Gestik und Mimik eine bestimmte Stimmfärbung, Körperhaltung und Gangart.


    • Sheng (生, Männliche Rolle)
    • Dan (旦, Weibliche Rolle)
    • Jing (净, geschminkte männliche Rolle)
    • Chou (丑, Clown-Rolle)
    Mit Ausnahme der Dan sind alle Rollen männlich.
    Die Namen der Rollen drücken eigentlich etwas Gegensätzliches aus. Sheng bedeutet "seltsam" oder "selten", tatsächlich stellt diese Rolle jemanden sehr bekannten dar. Dan bedeutet "Morgen" oder "männlich", der Charakter ist jedoch weiblich. Jing bedeutet "sauber". Aber die Schminke macht einen unsauberen, aber farbigen Eindruck. Chou steht für den Ochsen, der phlegmatisch und ruhig ist. Der Clown-Charakter dagegen ist aufgedreht, redselig und hektisch.
    Die vier Rollentypen können noch weiter untergliedert werden:
    • Sheng: Lao Sheng (alter Mann), Xiao Sheng (junger Mann) und Wu Sheng (Militär).
    • Dan: Qing Yi (Frau mittleren alters), Lao Dan (alte Frau), Hua Dan (junge Frau) und Wu Dan (in der Kriegskunst bewanderte Frau).
    • Jing: Tong Chui („großes bemaltes Gesicht“), Jia Zi („zweites bemaltes Gesicht“) und Wu Jing (Militär mit bemaltem Gesicht) die Farben mit denen die Gesichter bemalt sind geben dem Publikum Hinweise auf den Charakter der Rolle.
    • Chou: Wen Chou (zivile komische Rolle) und Wu Chou (militärische komische Rolle).
    Auch diese Unterkategorien können noch weiter untergliedert werden, zum Beispiel Wu Sheng in Lao Wu Sheng (alter Krieger) und Xiao Wu Sheng (junger Krieger). Die Typen unterscheiden sich durch Kostüme und Masken, die symbolhaften Charakter haben.
    Früher wurden auch die Frauenrollen von Männern gespielt. Diese Tradition stirbt aber immer wie mehr aus. Zwar gibt es noch einige männliche Dans, aber sie klagen häufig über mangelnde Aufträge, da das chinesische Publikum inzwischen lieber wirkliche Frauen in den Frauenrollen sieht.


    Für unsere Ohren mag der Gesang der Frauen im Speziellen sehr kreischend und krächzend klingen, doch in China wird dieser Gesang als Höchstleistung für die Stimme angesehen!


    Ich hoffe ich konnte die Pekingoper ein bissl näherbringen!


    LG joschi



    PS: Teilweise von Wikipedia Inhalte entnommen!

  • Hallo Joschi,


    die Materie interessiert mich sehr und ich emfinde diese gewöhnungsbedürftige Musik zunehmend als schön. Dennoch werden wir Westler wohl nicht recht diese Gattung begreifen, nehme ich mal an.


    Zitat


    Für unsere Ohren mag der Gesang der Frauen im Speziellen sehr kreischend und krächzend klingen


    Das empfinde ich nicht so, was allerdings ser verstörend ist, ist das, was man ignoranterweise als "Gejaule" bezeichnen könnte. Nämlich die Umsetzung der chinesischen Tonsprache (man muß im chinesischen ja die fünf "Töne" beherrschen. Das Wort xxx bedeutet etwas vollkommen anderes, wenn man es in seiner Sprachmelodie ansteigen oder absteigen lässt oder hoch oder tief spricht) in der Musik. Auf chinesisch zu singen, bedeutet dann eben, daß man nicht exakte Töne, die vom Beginn bis zum Ende exakt die gleiche Tonhöhe haben, singen darf, sondern Tone müssen dann eben angejault oder abgeschmiert werden. Auch in der chinesischen Instrumentalmusik gelten exakte westliche Tonhöhen als langweilig, steril, unnatürlich, da ist ständig Bewegung in der Sache. Man muß sich da lange Einören, um die Schönheit und Philosophie dieser Musik zu empfinden.


    Meiner Pekinger Freundin ist die "Pekingoper" im Prinzip genau so fremd wie mir. Für sie ist es sogar eher eine Tortur, sich das anhören zu müssen als für mich. Erschwerend hinzu kommt natürlich, daß wir null Prozent der gesungenen Vokalbeln verstehen, also jeglicher Humor etc. an uns vorbeigeht, und die komplexe Handlung möchte man ja auch nicht vorher auswendiglern, sofern das programmheftmässig/bookletmässig üerhaupt möglich ist.



    Ich habe keine Ahnung von der Notation dieser Musik, was mich sehr interessieren würde. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, macht sich der "Dirigent" akkustisch durch das Schlagen von Klanghölzern bemerkbar.


    Zitat


    3. Moderne Themen (wenn man so will, das Regietheater der Pekingoper)


    hm... nicht wirklich.
    Mao hatte in der entsetzlichen Periode der "Kulturrevolution" die klassische Pekingoper verboten, es wurden allerdings bald Propagandaopern im Stil der Pekingoper geschrieben und aufgeführt. Dort wurde der Maoismus in maoistischen Alltagsszenen gepriesen oder in Heldenverehrungsmyten der chinesisch-kommunistischen Vergangenheit (z.B. "der große Marsch").


    Sehr empfohlen sei der chinesische Film "Leb wohl meine Konkubine" (Regisseur Chen Kaige (?)), den ich seit geraumer Zeit als anständige DVD-Veröffentlichung suche... Dieser Film handelt von zwei Pekingopern-Sängern und ihren Verstrickungen in dieser schicksalhaften Zeit und die Pekingoper und ihre Sängerausbildung steht im Mittelpunkt des Films.
    Ebenfalls sei der Film "Leben" von Zhang Yimou nachdrücklich und wärmstens empfohlen, der zwar mit Pekingoper recht wenig zu tun hat (aber doch auch periphär), aber einer der umwerfendsten, großartigsten, unendlich rührenden (aber unkitschig) Filme ist, die ich je gesehen habe. (für 9,99 EUR in der DVD-Reihe der Süddeutschen erschienen. Bitte kaufen, es loht sich)
    Beide Filme spielen etwa zwischen 1930 und 1970

  • Ein guter Einstieg in die chin Oper ist auch diese DVD:



    Gerade bei der chin Oper kann die DVD ihre Vorteile ausspielen, ohne Bild ist es schwer, die Musik allein ist sehr gewöhnungsbedürftig. Meine chin Frau ist auch nicht gerade ein Fan, wir hören (und sehen) gelegentlich die DVD oder einige der Marco Polo - CDs, aber traditionelle chin Musik ist uns beiden lieber.


    Die Serie von Marco Polo "Introduction to the Chinese Opera" ist leider nur schwer vollständig zu bekommen.


    Auf verschiedenen DVDs der Shaw Brothers (erhältlich zB bei yesasia.com) sind auch farbenprächtige Verfilmungen der Huangmei-Opern meist aus den 60er Jahren zu erhalten. "The Kingdom and the Beauty" (1959) ist wohl einer der berühmtesten.


    Jedenfalls geben sie eine Einführung in die verschiedenen Stile der Oper, von denen neben der Beijing-Oper wohl die kantonesische ein große Bedeutung erhalten hat.

  • Hallo Robert,


    bei Deinem Hinweis auf die DVD bin ich gerade fast vom Stuhl gefallen. Ich habe damals die Aufführung in Paris gesehen (19 Stunden aufgeteilt auf Freitag bis Sonntag) und war total begeistert. Im Grunde war das "Total Immersion" und danach kam mir die Musik garn nicht mehr fremd vor, sondern sehr vertraut. Ich träume seit Jahren, dass diese Produktion auf DVD erscheint.


    Es ist allerdings streng genommen keine Peking-Oper, sondern Kunqu-Oper. Ich persönlich finde die Kunqu-Oper musikalisch schöner, als Peking-Oper. Kunqu-Oper benutzt einen anderen Melodien-Vorrat. Die Melodien klingen wesentlich lyrischer. Dafür spielt Akrobatik keine so wesentlich Rolle wie in der Peking-Oper. Die Sterbeszene der Du Liniang (45 Minuten!) empfand ich damals als eines der ergreifendsten Musik-Stücke, die ich gehört habe - leider war es da schon 3 Uhr nachts und ich war schon etwas müde...


    Die Aufführung war übertitelt, so das man gut folgen konnte, allerdings gab es auch komische Rollen, die teilweise improviert haben. Immerhin ca. 50% des Publikums haben sich dabei noch köstlich amüsiert....


    Also, diese DVD ist ein Must-Buy für mich!. Wo kann ich diese DVD kaufen? Ich bin für jeden Tip dankbar!! Handelt es sich eigentlich um eine Gesamtaufnahme, oder um Ausschnitte? - Ich fürchte letzteres. Und welchen Region-Code hat die DVD?


    Vielen Dank für den Hinweis - ich werde parallel schon mal googeln.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Einmal editiert, zuletzt von Mela ()

  • Die DVD ist 122 Min lang, darunter aber eine 60Min Doku über die Entstehung der Aufführung. Es handelt sich um eine Coproduktion des Lincoln Center Festival, des Festival d'Automne a Paris, des Sydney Festival und des Hongkong Arts Festivals. Es ist tatsächlich ein Kondensat der 19Std- Aufführung, auf der Seite von Amazon.com findest Du mehr Infos.


    Chin mit engl franz oder chin UT, widescreen anamorph 1:1.78, Regionalcode 1. Zu kaufen bei Amazon.com (und wahrscheinlich auch anderen US-Anbietern).

  • Es gibt ein Violinkonzert von Tan Dun, das "Out of Peking Opera". Hier ein Zitat des Komonisten dazu:


    "The first three bars of this piece are a direct quotation from the 'jing hu’ fiddling of Peking Opera. This is the seed - it unfolds, becomes increasingly abstract, expressionistic, developing power, beauty, and longing."


    Es greift also zuerst direkt, dann indirekt die Musiksprache der Peking Oper auf. Das Ganze mischt Tan Dun mit seinen westlichen Eindrücken, die er zur Zeit der Entstehung machte - daher auch der Titel "Out of..".

  • Hallo Robert,


    danke für die Information. 122 Minuten aus insgesamt 19 Stunden ist schon arg knapp... Da müssen eigentlich auch die schönsten Szenen, z.b. die Traum-Szene im Garten, die Sterbe-Szene schon arg gekürzt sein. Andererseit, wer würde schon das 6 DVD-Päckchen mit der Geamtaufnahme kaufen...


    Region Code 1 ist ein anderes Hindernis für mich. Mal sehen, ob ich das irgendwie umgehen kann.


    Dennoch danke für den Hinweis, zur Auffrischung der Erinnerung ist die DVD wahrscheinlich dennoch geeignet.


    Es gibt übrigens bei Ocora eine ca. 2 Stunden-Fassung dieser Oper auf CD, ebenfalls als Kunqu-Oper. Das ist allerdings eine andere Produktion. Zum Kennenlernen der schönen Musik allerdings dennoch sehr zu empfehlen, auch wenn hier erheblich gekürzt wurde. Aber die Aufführung in gesamter Länge - sozusagen als HIP-Produktion - war natürlich eine extreme Ausnahme.


    Viele Grüße,


    Melanie

  • Bei Amazon war ja auch eine 4 DVD - Box zu einem astronomischen Preis zu haben. Wenn man richtig sucht (was ich aus Zeitmangel heute nicht getan habe), müßten sich noch mehr Chancen ergeben. Evtl ist die Produktion in Hongkong oder China in voller Länge auf DVD erschienen.


    Von Tan Dun gibt es eine wunderschöne CD gleichen Namens mit einer modernen Oper in seiner Version, basierend auf dem traditionellen Stück. Fabelhafter Gesang und definitiv lohnenswert!


    Außerdem gibt es noch eine 2 DVD Special Edition eines Films "Peony Pavillon" (Regie Yon Fan, 2001), wo auch nur gesungen und die Erzählung von einer off-Sprecherin (Brigitte Lin) erzählt wird. Die Handlung spielt aber - wenn ich mich recht erinnere - in den 20er oder 30er des 20.Jahrhunderts. Es spielen Joey Wang und Rie Miyazawa in den Hauptrollen. Der Film ist wunderschön fotografiert (wie fast immer bei Yon Fan) und wurde allgemein von Publikum und Kritik sehr gut aufgenommen.


    Leider konnte ich Dir keine PM senden. Kannst Du die Funktion aktivieren?

  • Hallo!!


    Zuerst einmal schön, dass es Interessierte an diesem etwas anderen Threadthema gibt! :jubel: :jubel: :jubel:


    Zitat

    danke für die Information. 122 Minuten aus insgesamt 19 Stunden ist schon arg knapp... Da müssen eigentlich auch die schönsten Szenen, z.b. die Traum-Szene im Garten, die Sterbe-Szene schon arg gekürzt sein. Andererseit, wer würde schon das 6 DVD-Päckchen mit der Geamtaufnahme kaufen...


    Das ist leider Gottes ein großes Hindernis, diese Art von Oper kennenzulernen. 19 Stunden Oper ist schon seeehr lang. Aber es gibt auch Wagner-Fans, die sich einen Ring auf einmal reinziehen. Der dauert dann auch ca. 17 Stunden, also vereinzelt würde es sicher Leute geben, die sich das kaufen würden. Ich denk ich wär einer davon!


    Zitat

    Es gibt übrigens bei Ocora eine ca. 2 Stunden-Fassung dieser Oper auf CD, ebenfalls als Kunqu-Oper. Das ist allerdings eine andere Produktion. Zum Kennenlernen der schönen Musik allerdings dennoch sehr zu empfehlen, auch wenn hier erheblich gekürzt wurde. Aber die Aufführung in gesamter Länge - sozusagen als HIP-Produktion - war natürlich eine extreme Ausnahme.


    Ocora??? Was ist das?? Diesen Namen hab ich noch nie gehört!


    Zitat

    Das empfinde ich nicht so, was allerdings ser verstörend ist, ist das, was man ignoranterweise als "Gejaule" bezeichnen könnte. Nämlich die Umsetzung der chinesischen Tonsprache (man muß im chinesischen ja die fünf "Töne" beherrschen. Das Wort xxx bedeutet etwas vollkommen anderes, wenn man es in seiner Sprachmelodie ansteigen oder absteigen lässt oder hoch oder tief spricht) in der Musik. Auf chinesisch zu singen, bedeutet dann eben, daß man nicht exakte Töne, die vom Beginn bis zum Ende exakt die gleiche Tonhöhe haben, singen darf, sondern Tone müssen dann eben angejault oder abgeschmiert werden. Auch in der chinesischen Instrumentalmusik gelten exakte westliche Tonhöhen als langweilig, steril, unnatürlich, da ist ständig Bewegung in der Sache. Man muß sich da lange Einören, um die Schönheit und Philosophie dieser Musik zu empfinden.


    Hallo!! Ich hab es vielleicht etwas trivial ausgedrückt, aber das meinte ich. Ich musste mich bei meinen kurzen Ausflügen in die Welt der Pekingopern schon etwas eingewöhnen. Aber wenn man diese Eingewöhnungsphase "überstanden" hat, ist so eine Oper ein großes Erlebnis!!


    LG joschi

  • Und die Bühne ist so schön leer! Wo die europäische Oper 400 Jahre für gebraucht hat, bis das moderne Regietheater kam, haben die Chinesen gleich klare Verhältnisse geschaffen. 8)


    Jetzt muß bloß noch einer kommen und "Peony Pavillon" im traditionellen Stil des Figaro inszenieren. :pfeif:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Und die Bühne ist so schön leer! Wo die europäische Oper 400 Jahre für gebraucht hat, bis das moderne Regietheater kam, haben die Chinesen gleich klare Verhältnisse geschaffen.


    Aber da gehört es zum Stück und es stört mich überhaupt nicht! :baeh01:


    LG joschi

  • Zitat

    Original von Robert Stuhr



    Leider konnte ich Dir keine PM senden. Kannst Du die Funktion aktivieren?


    Hallo Robert,


    wie mache ich das? In meinem Profil sind PNs aktiviert. Werden PNs erst ab einer bestimmten Anzahl von Postings aktiviert? Ich habe in der FAQ-Liste keinen Hinweis darauf gefunden.



    Viele Grüße,


    Melanie

    Einmal editiert, zuletzt von Mela ()

  • Hallo Joschi,


    eine Aufführung in voller Länge ist heute eine absolute Ausnahme. Auch in China werden in der Regel "menschliche" zwei-stündige Fassungen, oder sogar nur einzelne Szenen auf die Bühne gebracht.


    Die Aufführung in New York / Paris et. al. war wirklich "HIP" und ein Versuch die Originalfassung zu rekonstruieren. Leider gibt es hier auch eine traurige Geschichte: Die Produktion war eigentlich mit der Shanghaier Kunqu-Operntruppe geplant. Die Kostüme und Bühnenbilder waren ursprünglich auch in China hergestellt worden. Selbstverständlich war auch eine Aufführung in Shanghai geplant. Leider war der chinesichen Regierung die ganze Produktion aus irgendwelchen Gründen suspekt. Die offizielle Begründung ging in Richtung "pornografische Darstellung", was natürlich absurd ist. Die komischen Szenen haben zwar schon manchmal eine etwas drastische Komik, aber von Pornographie ist das doch meilenweit entfernt.


    Jedenfalls hat die chinesische Regierung kurz vor der geplanten Aufführung in New York die Ausreise der Sänger/Schauspieler verweigert. Die geamte Produktion musste mit neuen Sängern/Schauspielern neu einstudiert werden, nur die Darstellerin der weiblichen Hauptrolle ist bei dieser Gelegenheit in die USA ausgewandert.


    Damit konnte das Stück nur mit einem Jahr Verspätung über die Bühne gehen und in "Kern-China" wurde diese Aufführung meines Wissens nach nie gezeigt. Das finde ich irgendwie schon traurig. Das ist ja so, als ob der Ring nur noch in Japan aufgeführt würde...


    Die Kostüme waren übrigens aus Seide und ein echter "Traum". Das wäre was für den entsprechenden Thread, aber ich habe leider keine Fotos.


    Viele Grüße,


    Melanie

  • Zitat

    Original von DonBasilio
    Hallo mela!!


    Schau mal da:
    http://www.tamino-klassikforum.at/thread.php?threadid=5197


    LG joschi


    Hallo Joschi,


    danke für den Hinweis. Den entsprechenden Passus in Alfreds Eingangsmail hatte ich wohl verdrängt.


    Ich habe jetzt in meinem Profil die "Form-Mail" aktiviert, d.h. ich bin jetzt auch ausserhalb des Forums erreichbar.


    Und beinahe hätte ich es vergessen: Ocora ist das Label unter dem Radio France seine "Weltmusik"-Aufnahmen publiziert. Es gibt hier auch eine kleine aber feine Auswahl klassischer asiatischer Musik, für Europäer kommentiert. Ich finde es teilweise schwierig aus dem Wust an Musik aus aller Welt, die "Exotik-Esoterik"-CDs herauszufiltern und die seriösen CDs aufzuspüren, Ocora halte ich allerdings für 100% seriös, weshalb ich da auch blind kaufe, wenn mich was interessiert. Man kann diese CDs bei Beck in München und bei Saturn in Köln und natürlich in Frankreich kaufen. Bezugsquellen in Ö kenne ich leider nicht.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Einmal editiert, zuletzt von Mela ()

  • Hallo!!


    Das Genre der Pekingoper nicht, aber die Operntradition in China schon. In Südchina sind Opernaufführungen meines Wissens schon ab ca. 1300 nachgewiesen worden.


    Aber im 18. Jahrhundert wurde dann die Pekinger Operntradition begründet, und der Rest vergessen.


    Ich selbst weiß leider auch nicht mehr, aber ichwerde recherchieren!


    LG joschi

  • Zitat

    Original von Barezzi
    Hallo,


    ich dachte immer, die Pekinger Operntradition ist schon wesentlich älter? ?(


    :hello:
    Stefan


    Hallo Stefan,


    die Ursprünge der chineischen Oper sind natürlich viel früher, allerdings scheint vieles im Dunkel der Geschichte verschwunden zu sein. Seit dem 12. Jhdt. bildeten sich jeweils im Norden und im Süden Theaterformen mit Musik heraus. Nach meinen Quellen war dabei der nördliche Stil "volkstümlicher" und benutzte auch Alltagssprache. Der südliche Stil hingegen war gelehrter, bnenutzte eine gehobene Sprache und war im Gegensatz zum nördlichen Stil rein pentatonisch.


    Aus diesen beiden Strömungen entwickelte sich eine Reihe regionaler Schulen. Aus den südlichen Schulen wiederum entwickelte sich Ende des 16. Jhdts (also zeitgleich zur Geburt unserer Oper) das Kunqu. Das oben zitierte Beispiel "Der Pfingstrosen-Pavillon" ist eine solche Kunqu-Oper. Sie ist 1598 entstanden!


    Die Kunqu-Oper war das wichtigste musikalische Schauspiel der Literaten-Beamten und der Aristokratie. Neben dieser vornehmen Gattung haben aber andere lokale und volkstümlichere Stile ebenfalls überlebt.


    Die Kunqu-Blüte endete ungefähr Mitte des 19. Jhdts als Folge eines Bürgerkriegs. Mittlerweile hatte sich ja auch die Peking-Oper etabliert, wie Joschi oben beschrieben hat. Die Pekingoper heisst auf chinesisch übrigens wörtlich "Theater der Hauptstadt". Weitere lokale Traditionen, wie zum Beispiel die Szechuan-Oper sind aber ebenfalls nicht ausgestorben und werden weiter gepflegt.


    Insgesamt gibt es in der Geschichte der chinesischen Oper eine - für mich - unüberschaubare Menge an lokalen Traditionen, sowie an gehobeneren und volkstümlicheren Traditionen.


    Der Zugang zur chinesischen Oper ist auch nicht leicht, und das liegt nicht nur an den schon geschilderten Eingangsschwierigkeiten. Ich habe leider auch den Eindruck, dass die Tradition der chinesischen Oper durch die Katastrophen der chinesischen Geschichte nicht unbeschadet überlebt hat. Ich war bereits zweimal in Peking, habe es aber nicht geschafft eine Aufführung zu finden, die nicht vor allem für Touristen gemacht wurde. Es gibt keine "Pekinger Staatsoper", die sich der Pflege der chinesischen Oper auf hohem Niveau widmet und die sowohl Touristen als auch Einheimische besuchen. Das heisst natürlich nicht, dass es keine guten Aufführungen gibt, aber für Touristen sind die praktisch nicht zu finden.


    Die schönsten Aufführungen habe ich definitiv im Westen erlebt. Vor allem an die HIP-Aufführung aus der Zeit der Geburt der europäischen Oper (siehe oben) denke ich immer sehr gerne zurück. Aber ganz ausschließen kann ich natürlich nicht, dass diese Aufführungen auch für den westlichen Geschmack "getunt" waren und eben keine originalen Aufführungen. Original Peking-Oper wurde meistens in Tee-Häusern aufgeführt und war alles andere als reserviert für die Aristokratie oder Beamtenschaft. Man muss natürlich bei der Beschäftigung mit fremden Kulturen höllisch aufpassen, dass man keine Kriterien aus der eigenen Kultur blind überträgt.


    Als Quintessenz lerne ich bei Ausflügen in die aussereuropäische Musikwelt immer wieder, dass ich doch in Europa mit unserer Musikkultur aufgewachsen bin und das solche Ausflüge die Fremdheit keineswegs überbrücken können. Dennoch würde ich - ganz absolut - die Aufführung des Pfingstrosen-Pavillons als eines der schönsten Theatererlebnisse beschreiben, an denen ich teilnehmen durfte, auch wenn ich es sicher komplett anders (i.e. falsch) verstanden habe als ein Chinese.


    Viele Grüße,


    Melanie

  • Servus Joschi, Servus Mela,


    vielen Dank Euch beiden!
    Vom Päonien-Pavillon wusste ich noch irgendwie, dass er älter ist als diese 2 Jahrhunderte, weswegen die Irritation aufkam ;)


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!