Alexander Glasunow - Der vergessene Russe?!

  • Hallo Taminos,


    Mir ist aufgefallen (ich habe wirklich wirklich alle mir erdenklichen schreibweisen probiert und hoffe, das ich mich nicht irre... :D )
    das es keine einzige Nennung des Namens Glasunow im Forum gibt!
    Das soll sich jetzt ändern - deshalb eröffne ich hiermit einen Thread für den (eigentlich doch relativ bekannten) russischen Komponisten Alexander Glasunow.


    Glasunow wurde 1865 in St.Petersburg geboren und starb 1936 in Paris.
    Er wurde in gut betuchte Verhältnisse hineingeboren und begann sich früh für Musik zu interessieren. Niemand geringeres als Balakirew war es, der Glasunow für ein Studium bei Rimsky-Korsakov vorschlug.
    Zwei Jahre nach Antritt des Studium wurde im August 1882 seine 1. Symphonie in Moskau uraufgeführt, mit der er seinen Durchbruch als Komponist schaffte. 1899 trat er eine Professur für Komposition und Istrumentation in St.Petersburg an an. Nach einer Wienreise 1928 kehrte er aufgrund gesundheitlicher Angeschlagenheit nicht wieder nach Russland zurück, sondern liess sich bis zu seinem Tode 1936 in Paris nieder.



    Glasunows hatte ein enormes Talent für Instrumentation; seine Orchesterwerke zeichnen sich durch eine erfrischende Farbigkeit aus.
    Für einen russischen Komponisten, denen ja oft eine gewisse Melancholik oder Tragik nachgesagt wird, ist Galsunows Stil von einer verblüffend positiven und hellfarbigen Grundstimmung geprägt - ein weiteres Stilelement ist der oft sehr Pathos-geladene, heroische Charakter seiner Werke.


    Ähnlich wie Saint-Sans weist Glasunows Stil kaum eine Entwicklung oder eine Veränderung wärend seines Schaffens aus. Möglicherweise liegt es bsonders daran, dass sein Werk heute relativ vergessen ist - er ist offenbar vielen zu wenig Progressiv. Wenn man bedenkt, das Stravinskys "Sacre du Printemps" 1909 komponiert wurde, und Glasunow noch bis zu seinem Tode schwelgerisch breit und romantisch wie 1880 komponierte, dann mögen solche Verachtungen nahe liegen - sie sind aber doch nicht ganz berrechtigt, denn es ist oftmals ganz wunderbare, heroische Musik!


    Ein Ausschnitt aus seinem Werke-Katalog zeigt, dass Glazunow in vielen Gattungen komponierte und ein recht großes Oevre besitzt.
    Unter seinen Kompositionen finden sich u.a.:


    8 vollendete Symphonien
    7 Streichquartette
    2 Klaviersonaten
    2 Klavierkonzerte
    1 Streichquintett
    1 Violinenkonzert
    1 Cellokonzert
    1 Saxophonkonzert
    Viele kleinere Klavierstücke
    Einige Ballette, Bühnenmusiken udn Suiten
    Mehrere Symphonische Dichtungen


    Aufmerksam bin ich auf Glasunow vor allem durch die Einspielungen der beiden Klavierkonzerte bei Hyperion...


    ...und durch die Aufnahmen der Symphonien durch Naxos geworden. (z.B.: )


    Bei Naxos ist im übrigen eine Edition mit bisher 17 oder 18 CDs seiner Orchersterwerke erhältlich. (Ob die Reihe abgschlossen ist, weiss ich nicht).
    Ich habe mich noch nicht durch alles durchgehört, jedoch finde ich z.B. die 6.Smphonie oder das Saxophonkonzert sehr, sehr schön...!


    Jetzt seid ihr an der Reihe:
    Kennt ihr Glasunow? Was haltet ihr von seinen Werken? Habt ihr CD-Empfehlungen oder Hinweise auf Konzerte in denen Werke von Glasunow gespielt werden/wurden ?


    Viele Grüße,


    Raphael

  • Zitat

    1 Cellokonzert


    Bist Du Dir da sicher?
    Das Violinkonzert ist besonders schön (habe die Heifetz Aufnahme), und ich wundere mich, wieso man es nur so selten hört...

  • Zitat

    Original von flotan


    Bist Du Dir da sicher?
    Das Violinkonzert ist besonders schön (habe die Heifetz Aufnahme), und ich wundere mich, wieso man es nur so selten hört...


    Hallo flotan,
    Glasunow hat tatsächlich ein Cellokonzert geschrieben, das "Concerto Ballata" C-Dur op.108, ein einsätziges Werk aus dem Jahre 1931. Obwohl ich immerhin vier Aufnahmen davon besitze, ist es mir derzeit nicht so präsent, dass ich hier aus dem Stehgreif groß etwas dazu sagen könnte. Ich müsste ohnehin mal wieder mehr Glasunow hören, die 17 Orchesterwerke-Volumes von Naxos habe ich alle (dies sind aber nicht alle Orchesterwerke, ein paar Lücken sind noch nicht geschlossen). Für Cello und Orchester hat Glasunow übrigens noch "Mélodie et Sérénade espagnole" op.20 sowie den hübschen "Chant du ménestrel" geschrieben, letzteres eine kleine Elegie, die ich selbst schon gespielt habe, wirklich nett. Überhaupt ist Glasunows Musik auf jeden Fall immer gut anzuhören, unabhängig davon, dass manche Werke deutlich inspirierter wirken als andere.
    Viele Grüße
    Holger

  • Hallo Holger,


    Danke für den Beitrag von dir - einem musikalischen Russlandexperten :D !
    Genau, das Concerto Ballata meinte ich, als ich von Cellokonzert sprach!


    Viele Grüße,


    Raphael

  • Hallo Raphaell,


    ein schöner Thread. Dank Naxos habe ich Glasunow's Symphonien komplett, sowie seine beiden Klavierkonzerte und auch das Violinkonzert. Es ist zwar schon ein paar Tage her, dass ich mir die Symphonien angehört habe, aber ich habe sie als außerordentlich farbig und romantisch in Erinnerung, ich empfand seine Musik spontan als angenehm. Dieser Thread macht mir richtig Appetit, sie mir demnächst mal wieder anzuhören. :yes:


    :hello: rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

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  • Die beste Aufnahme von Glasunows Symphonien ist - ich bin versucht, "natürlich" hinzuzusetzen - diese hier: Jewegenij Swetlanow dirigiert das Symphonieorchester der UdSSR, und zwar so exzessiv und auf den Punkt gebracht, wie man es von ihm kennt. Die Aufnahme ist für den russischen Markt hergestellt, aber über Japan unschwer zu bekommen.


    Von Glasunow heißt es übrigens, wenn man ihm schmeicheln wollte, mußte man nicht seine Kompositionen loben, sondern sein Dirigieren. Das soll freilich oft unter Alkoholeinfluß erfolgt haben.


    Jedenfalls ist Glasunows Musik eine interessante Spätblüte des russischen Nationalstils, wie ihn das "Mächtige Häuflein" vorgegeben hat, allerdings in handwerklicher Perfektionierung (logisch, er war Rimskij-Korsakow-Schüler) - und meiner Meinung auch leider Glättung der Rauhheiten, die Mussorgskij und Borodin so interessant machen.


    Was für mich den Wert von Glasunows Werken etwas mindert, hängt mit einem Blick auf die Lebensdaten zusammen: Obwohl er in einer Zeit der stürmischen Umwälzungen lebt, macht Glasunow absolut keine Entwicklung durch. Seine früheren Werke (also cum grano salis bis etwa 1900) und seine späteren sind im absolut identischen Stil komponiert: Vollblütige russische Romantik, etwas hohles heroisches Pathos, wenig avancierte Harmonik. Wenn man Rimskij-Korsakows "Kaschtschei", "Kitesch" und seinen "Goldenen Hahn" als Vergleiche heranzieht, scheint es, als wäre die Lehrer-Schüler-Generation umgedreht, denn der ältere klingt wesentlich kühner als sein Schüler.


    Wenn man nun bedenkt, daß Glasunows Musik weder den Impressionismus integriert, noch an die Skrjabinisten anstreift oder gar an den Futurismus, ist das für eine Musik, die in Rußland um 1915-1930 geschrieben wird, zumindest eigenartig.


    Unbedingt positiv anzumerken ist, daß Glasunow sich als Professor des Konservatoriums von St. Petersburg/Leningrad für zahlreiche junge Komponisten einsetzte (auch für Schostakowitsch), wobei er durchaus auch solche förderte, die eine ihm wesensfremde Musik komponierten. Diese Generosität sollte ihm einen fixen Platz in der Musikgeschichte sichern - zusammen mit seinen acht Symphonien (die neunte ist fragmentarisch) und seiner schönen Schauspielmusik "Der König der Juden".


    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin,


    Vielen Dank für deine ausführlichen Anmerkungen!
    Richtig - wie ich auch schon bemerkte, scheint Glasunow etwas verträumt in die Vergangenheit zu Blicken und sich von keiner Strömung recht beeinflussen zu lassen. Auch seine mangelnde Entwicklung ist in der Tat ein wenig bedeutungsmindernd...! Gut das du nochmal auf das "Mächtige Häuflein" hinweist und Vergeliche ziehst - ich sehe das ähnlich! Die Kompositionen von Mussorgsky, Balakirev und co. sind in der Tat wesentlich rauher und expressiver als Glazunows Zuckerbäckerware... :D


    Viele Grüße,


    Raphael

  • Zitat

    Original von raphaell
    Mir ist aufgefallen (ich habe wirklich wirklich alle mir erdenklichen schreibweisen probiert und hoffe, das ich mich nicht irre... :D )
    das es keine einzige Nennung des Namens Glasunow im Forum gibt!


    Das glaube ich nicht. Es mag zwar keinen Thread über ihn geben, aber in einigen Postings dürfte er schon erwähnt worden sein.


    Ich selber habe 2 CDs von ihm. Eine ist mit den Jahreszeiten. Die sind ganz nett, aber nicht wirklich gewichtig.
    Ein richtiger Reißer ist aber das Violinkonzert (Heifetz!).



    Gruß, Peter.

  • Hallo,


    mir kam in den Sinn, schon mal etwas über Glasunows Sinfonien hier gelesen zu haben, und richtig: Alexander Glazunov - Die 8 Symphonien, also, ganz vernachlässigt wurde Glasunow bisher nicht...


    Die stilistische Konstanz in Glasunows Schaffen ist natürlich schon frappierend, eigentlich ist bereits seine erste Sinfonie, die er als Sechzehnjähriger schrieb, ein typisches Werk, größere Innovationen sind bei ihm nie hinzugekommen. Edwins Aussage


    Zitat

    Stilblüte des [...] russischen Nationalstils, wie ihn das "Mächtige Häuflein" vorgegeben hat, allerdings in handwerklicher Perfektionierung [...] - und meiner Meinung auch leider Glättung der Rauhheiten,


    trifft das Wesen seiner Musik meiner Meinung nach sehr gut. Man wird in seinen technisch exzellenten Werken immer wieder sehr hübsche Effekte finden, Melodien, die "ins Ohr gehen" und meistens auch ziemlich "russisch" klingen. Kurzum, Glasunows Musik ist sehr "gefällig" komponiert und basiert auf einer positiven, kraftvollen Grundhaltung. Das Eckige, Kantige, Konflikthafte war seine Sache jedoch nicht. Deswegen höre ich seine Musik im Allgemeinen wirklich gerne (ich finde zum Beispiel ein Werk wie die Vierte Sinfonie schon ziemlich gelungen!), bin mir allerdings darüber im Klaren, dass Glasunow in summa sicherlich kein herausragender Komponist war.


    Was seine stilistische Entwicklung betrifft, möchte ich noch zu bedenken geben, dass sein Schaffensschwerpunkt eindeutig in den 1890ern und den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts anzusiedeln ist. Im Jahre 1906, d.h. mit 41 Jahren, hatte er etwa bereits seine Achte Sinfonie (Opuszahl 83 - von 110 nummerierten Werken) vollendet, den Rest seines Lebens komponierte er dann keine vollständige Sinfonie mehr. Seine Produktivität ging stark zurück, er hatte zwischenzeitlich Phasen, in denen er überhaupt nichts komponierte. Dies hing sicherlich auch mit seinen administrativen Tätigkeiten im Konservatorium zusammen, aber er war sich gleichermaßen selbst darüber im Klaren, dass seine Inspiration deutlich nachgelassen hatte. Jedenfalls finde ich diesen schon recht krassen Produktivitätsverlust sehr bemerkenswert.


    Seine grundsätzlich sehr lobenswerte Haltung gegenüber jüngeren, ihm stilistisch eigentlich fernen Komponisten hat Edwin schon erwähnt. In Krzysztof Meyers Schostakowitsch-Biografie findet sich zum Beispiel eine ganz amüsante Anekdote, ein Gespräch zwischen Glasunow und Maxim Gorki über den angehenden Stipendiaten Schostakowitsch (er setzte sich persönlich sehr dafür ein, dass letzterer ein Stipendium erhielt!). Glasunow macht keinen Hehl daraus, dass er Schostakowitschs Musik "schrecklich" findet, betont aber, dass dies "nichts zur Sache" tue: "Die Zukunft gehört nicht mir, sondern diesem Jungen".


    Viele Grüße
    Holger

  • Was mir an Glasunow durchweg nicht so gefällt, wurde hier von raphael in einem Wort zusammengefaßt:


    Zitat

    Glazunows Zuckerbäckerware... :D


    Glasunow spricht mich halt nicht so an wie sonstige russische Komponisten.


    Die von Edwin genannten Swetlanow-Aufnahmen der Sinfonien auf CD suche ich auch noch - diese sind aber in Germany einfach nicht mehr zu bekommen.
    Auf Schallplatte (Eurodisc) hatte ich diese damals noch gesehen, aber damals auch schon wegen geringem Interesse an Glasunow nicht gekauft.


    Die NAXOX-Aufnahmen mit Anissimow sollen als Alternative ganz gut sein.
    Die hatte ich für meinen Vater in seinem Auftrag gekauft, aber selbst noch nicht gehört (ausgeliehen) - wieder aus geringem Interesse.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo Holger,


    8o 8o 8o...die Suchfunktion muss völlig defekt sein...ich habe merhfach eingetippt:
    "Glasunow, Glazunov, Glasunov, und Glazunow"...aber bei allen vier Variaten gab es keine Übereinstimmung...!
    Danke für den Hinweis, ich werde dann mal aufmerksam lesen, was da so verfasst wurde... :D


    Viele Grüße,


    Raphael


    PS: Das Violinkonzert scheint ja sehr empfehlenswert zu sein...dann werde ich das wohl besorgen... ;)

  • In der Tat scheint der Threadtitel zu stimmen. Dann will ich heute nach fast 8 Jahren etwas hier einstellen, und wenn es nur eine Erinnerung ist, eine Erinnerung an seinen Todestag, verbunden mit einer Aufnahme seiner Sinfonien:


    Alexander Glasunov starb am 21. März 1936.


    Heute ist sein 79. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Glasunow - der Vergessene ? Ja, so richtig durchschlagendes Interesse hat er auch bei Tamino in den Jahren wirklich nicht ausgelöst.


    In der Zwischenzeit hatte ich auch die in Beitrag 1 von Raphael und mir in Beitrag 10 erwähnten Anissimow-Aufnahmen (Naxos). Diesen konnte ich aber recht wenig abgewinnen - da diese nicht mehr als durchschnittliche Darbietungen waren, die auf mich recht langweilig wirkten, ohne herausragende Hörerlebnisse.


    Ewig war ich auf der Suche nach der Swetlanow-GA (WARNER), die ich mir dann vor einigen Jahren endlich zum angemessenen Preis kaufen konnte (vorher gnadenlos überteuert). Die "Naxosen" habe ich dann schnellstens abgesetzt.
    Swetlanow hat bei einigen Sinfonien, wenigstens was zu sagen und legt eine weit mitreissendere Int hin. Doch der richtige Durchbruch wollte auch hier nicht gelingen - da ist mir vieles zu harmlos. Am Besten gefallen mir noch die Sinfonein Nr.4, 6 und 7.
    Im Prinzip findet sich die Antwort meines Eindruckes zu den Glasunow-Sinfonien in Holgers letztem Satz seines Beitrages 9 !


    Aber die Swetlanow-GA hatte ein paar Überraschungen parat, mit denen ich vor dem Kauf gar nicht gerechnet hätte: Swetlanow dirigiert nicht nur die 8 Sinfonien, sondern liefert auch in ausgezeichneten Aufnahmen und mustergültigen Int einige Sinfonischen Dichtungen und Konzertouvertüren, die aus ganz anderem Holz geschnitzt sind, als die Sinfonien:


    Ouvertüre über grichische Themen, op.3
    Ouvertüre über grichische Themen, op.6
    Printemps, op.34
    Kremlin, op.30
    Stenka Rasin, op.13
    Finnische Fantasie, op.88



    WARNER, 1989-1990

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ein weiteres total vergessenes Werk ist die packende "Sinfonische Dichtung" Das Meer (The Sea) - Fantasie E-Dur für Orchester, op.28 (1889)


    Verstehe ich nicht, das solche mitreissenden Glasunow-Werke fast vergessen scheinen. Und noch seltsamer, dass es nur zwei "essentielle" Aufnahme davon gibt, die Neeme Järvi/Royal Scottish Orchestra (Chandos, 1987, DDD)und auch Swetlanow mit seinem Staatlichen So der UDSSR liefern.
    Ich habe nicht diese originale CD, sondern einen CD-R-Sampler mit Werken von Glasunow, Tanejew, Karlowicz, Liadow.



    Chandos, 1987, DDD


    Auf YT kann man sich an der ebenso fabelhaften Swetlanow-Aufnahme erfreuen:


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Anlässlich des 150. Jahrhunderts bringt SWR2 Radio diese Woche in der Musikstunde (9:05-10:00) ein 5-teiliges Portrait des Komponisten. Die einzelnen Sendungen kann man über die website des Senders nachhören und den Text als pdf herunterladen.

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  • Mit zunehmender Begeisterung hörte ich in der letzten Zeit Werke von Alexander Glasunow, einem Komponisten, der mir zwar namentlich bekannt, aber ansonsten ein unbeschriebenes Blatt war. Im selben Jahr wie Sibelius geboren, nämlich 1865, blieb Glasunow ja, wie man hier und andernorts nachlesen kann, weitestgehend sein Leben lang beim Stil, den er bereits Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt hatte. Mir als Liebhaber der Spätromantik kommt das natürlich entgegen, doch verstehe ich auch, wenn andere einen gewissen Mangel an Innovationsfreude feststellen (aber dafür gibt es, weiß Gott, genügend andere spannende russische Komponisten).


    Was ich bisher hörte, waren Orchesterwerke, noch keine der acht Symphonien. Besonders beeindruckend fand ich "Der Wald", "Das Meer", "Der Kreml" und "Aus dem Mittelalter", aber auch den Triumphmarsch für das 400. Jubiläum der Entdeckung Amerikas durch Columbus von 1892, der die "Battle Hymn of the Republic" zitiert. Was mir bisher so auffiel, ist die unglaublich gekonnte Orchestrierung und die sehr eingängigen Melodien. Alles sehr atmosphärisch und naturalistisch. Vielleicht hat Glasunow das ja in diesen eher kurzen Werken noch besser auf den Punkt gebracht als in seinen Symphonien, die hier zuweilen als etwas langatmig beschrieben wurden. Ich werde es selbst nachprüfen. Glasunow kommt mir überhaupt nicht wie eine Kopie von Tschaikowsky vor, auch wenn das Heroische und Pathos in seinen Werken vielleicht noch am ehesten an den erinnert.


    Auch wenn ich eigentlich nicht dafür prädestiniert bin, eine Empfehlung bezüglich Aufnahmen abzugeben, habe ich mich dazu entschlossen, auf Swetlanow zu setzen. Und das war bislang ein Volltreffer. Ein besseres Plädoyer für Glasunow kann man wohl schwerlich abgeben. In alten Threads liest man ja auch hier, dass er schlichtweg die Referenzaufnahmen gemacht hat.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Was ich bisher hörte, waren Orchesterwerke, noch keine der acht Symphonien. Besonders beeindruckend fand ich "Der Wald", "Das Meer", "Der Kreml" und "Aus dem Mittelalter", aber auch den Triumphmarsch für das 400. Jubiläum der Entdeckung Amerikas durch Columbus von 1892, der die "Battle Hymn of the Republic" zitiert. Was mir bisher so auffiel, ist die unglaublich gekonnte Orchestrierung und die sehr eingängigen Melodien. Alles sehr atmosphärisch und naturalistisch. Vielleicht hat Glasunow das ja in diesen eher kurzen Werken noch besser auf den Punkt gebracht als in seinen Symphonien, die hier zuweilen als etwas langatmig beschrieben wurden.


    Was Du hier beschreibst, darin kann ich Dir nur voll zustimmen.
    Ich hatte einige von diesen von Dir genannten Sinfonische Dichtungen (seinerzeit von Gouercouer) bekommen und war auch Feuer und Flamme für diese Werke.
    In der Glasunow-Sinfonien _ GA mit Swetlanow (Warner, 1989-1990) sind einige weitere Glasunow-Orchesterwerke enthalten (siehe Beitrag 13) , die es auch in sich haben.
    :thumbup: Wenn es um die Sinfonien geht, kommt bei mir nicht die grosse Begeisterung auf. Aber wenn, dann wenigsten so kurzweilig präsentiert, wie es Swetlanow versteht aus den Sinfonien noch etwas rauszukitzeln. Alle anderen Aufnahmen, die ich zuvor hatte (auch die auf NAXOS) hatten bei mir eher Langeweile erzeugt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Da ich auch ein großer Ballettfreund bin, habe ich Glasunow erstmalig über seine Musik zu "Raymonda" kennengelernt. Einzig sein Ballett "Le Ruses d'Amour" kenne ich noch nicht. Später habe ich mir dann die gesamten, bei Naxos erschienenen Werke zugelegt, die ich durchaus nicht als langweilig empfinde. Bei den Sinfonien habe ich allerdings keinen Vergleich zu Swetlanow. Ich liebe vor allem auch seine übrigen Orchesterwerke. Gibt es überhaupt eine solch umfassende Ausgabe aller dieser Werke wie bei Naxos?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)