Christian Cannabich
„Ich johannes Christostomus amadeus Wilfgangus sigismundus Mozart giebe mich schuldig, dass ich vorgestern und gestern und auch schon öfters erst bei der nacht um 12 Uhr nach haus gekommen bin; und daß ich von 10 uhr bis zur benennten Stund beym Canabich…, seiner gemahlin und dochter… ganz leichtweg gereimmet habe; und zwar lauter Sauereyen“
Mozart nennt hier seinen Komponistenkollegen und Gastgeber aus Mannheim Christian Cannabich (Auch Canabich). Über diesen Mann möchte ich nun etwas erzählen!
Christian Cannabich wurde am 28. Dezember 1731 in Mannheim getauft, daher muss er ein bis zwei Tage vorher geboren worden sein. Er war ein Sohn des Flötisten und Komponisten Martin Friedrich Cannabich (ca.1700-1773) und erhielt daher schon früh Unterricht auf der Violine und der Flöte.
Im Alter von 12 Jahren trat er in das Mannheimer Hoforchester unter Johann Stamitz ein. Stamitz wurde sein Lehrer und Gönner. Er erkannte, dass Cannabich begabt war und förderte ihn. Er stieg innerhalb weniger Jahre zum Konzertmeister auf und ging 1750-1753 auf Fortbildungsreise nach Italien.
In Italien lernte er bei Niccolo Jommelli.
Im Jahre 1757, nachdem Stamitz viel zu früh gestorben war, übernahm er die Leitung des Mannheimer Hoforchesters, das damals schon sehr berühmt war. Er unterrichtete Carl und Anton Stamitz, die Söhne seines Lehrers. Vor allem Carl sollte es noch weit bringen.
Im Jahre 1759 heiratete er Marie Elisabeth de la Motte, eine Kammerdienerin der Herzogin von Zweibrücken. Über die Kontakte des Herzogs von Zweibrücken wurden Cannabichs Werke 1764 in Paris aufgeführt; während dieser Zeit lebte er im Palast des Herzogs. 1766 reiste er erneut nach Paris, um dort einige Sinfonien und Trios aufzuführen. Im selben Jahr wurden seine Werke in Paris in Druck gegeben und er feierte große Erfolge in der französischen Hauptstadt.
Einige Male war er sogar als Violinsolist am berühmten Concert spirituel tätig, mit großem Erfolg wohlgemerkt.
Im Jahre 1774 wurde Cannabich zum Direktor der Instrumentalmusik in Mannheim. Er führte dort die Klarinette als Orchesterinstrument ein und bereitete damit den Weg für viele großartige Sinfonien.
1777 lernt er den jungen Mozart kennen. Über seine Beziehung zu Mozart wird euch Ulli sicherlich noch einiges erzählen können.
Ich möchte hier nur kurz Mozart zitieren: „Ich kann nicht beschreiben welch ein guter Freund Cannabich für mich ist".Mozart unterrichtete Cannabichs Tochter Rosine im Klavierspiel und widmete ihr die Klaviersonate KV 309.
Cannabichs Haus war ein Treffpunkt von Musikern und Künstlern der Stadt. Darum wohnte Mozart auch dort.
In Mannheim lernte Mozart auch die Familie Weber kennen, aber das ist eine andere Geschichte
1778 ging er nach München, da der Kurfürst Karl Theodor Herzog von Bayern wurde und seinen Sitz und sein Orchester nach München verlegte.
Dort arbeitete Cannabich unverändert bis 1790 weiter.
1780/81 trafen sich Mozart und Cannabich wieder, da Mozart seinen Idomeneo einstudierte. Hier hörte Mozart eine Ballettouvertüre Cannabichs und schrieb an seinen Vater, der Wolfgang schon 1777 dazu geraten, sich bei Cannabich „einzuschmeicheln“
Doch im Jahr 1790 wurde ihm das Gehalt gekürzt und er unternahm Konzertreisen durch Deutschland und Böhmen, um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren.
Im Jahre 1798 weilt er bei seinem Sohn Carl in Frankfurt/Main, wo er am 20. Jänner auch stirbt.
Er gilt als Mitbegründer der Mannheimer Schule und „Miterfinder“ der „großen Sinfonien!“, da er ja die Klarinette dem Orchester hinzugefügt hat.
Er schrieb über 90 Sinfonien, Kammermusik eine deutsche Oper, 40 Ballette und ein Melodrama „Elektra“.
Nun zu den CD-Aufnahmen: [Leider sehr spärlich]
Naxos hat zwei Sinfonien CDs herausgebracht.
Sinfonien Nr. 59 (D-Dur),63 (D-Dur),64 (F-Dur),67 (G-Dur),68 (B-Dur)
Lukas Consort-Viktor Lukas
Interessant ist vom Satzbau her, die 63er Sinfonie, da sie mit einem Grave beginnt, dass sich allmählich bis zum Allegro steigert!!
Cannabich hat, vor allem in den Presto oder Allegrosätzen, eine ungeheuere Vielfalt heiterer Melodien geschaffen. 5 wirklich tolle Sinfonien, die ich sehr liebe!
Eine tolle Aufnahme von 5 wunderbaren Sinfonien, die alle noch im italienischen Sinfonia-Stil (3-sätzig) komponiert sind.
Sinfonien NR.47-52
Nicolaus Esterhazy Sinfonia, Uwe Grodd
Diese CD hab ich nicht, steht aber auf der Wunschliste!
Dann gibt es noch folgende CD, die sehr verlockend klingt (HIP)!!!:
THE LONDON MOZART PLAYERS-Bamert
5 Sinfonien ua. 22 (C-Dur) & 57 (Es-Dur) und Symphonien G-Dur, A-Dur, D-Dur
Ich hoffe ich konnte euch diesen Meister der Mannheimer Schule näher bringen!