John Adams: Nixon in China

Joschis Frage brennt mir neuerdings auch unter den Nägeln.

Sieht ja beschaffungstechnisch derzeit ganz schlecht aus. Nur diese Aufnahme greifbar?

Wie klingt die Musik dieser Oper eigentlich? Gibts da musikalisch chinesische Bezüge in Melodik und Instrumentarium?

Die Oper über den Erfinder des Monotheismus gibts grad ganz günstig...

Zitat

Original von ThomasBernhard
Wie klingt die Musik dieser Oper eigentlich? Gibts da musikalisch chinesische Bezüge in Melodik und Instrumentarium?

Nö - John Adams würde sich zwar (mit einigem Recht) dagegen verwehren, einfach der Minimal Music im Sinne eines Phil Glass zugerechnet zu werden, aber um zu beschreiben, wie seine Musik klingt, taugt eine solche Vereinfachung durchaus. Ich erinnere mich gut an die Inszenierung von Peter Sellars, die auch als Gastspiel in Frankfurt zu sehen war - das war sehr unterhaltsam gemacht.

Zitat

Original von ThomasBernhard
Wie klingt die Musik dieser Oper eigentlich? Gibts da musikalisch chinesische Bezüge in Melodik und Instrumentarium?

Du hast Dir doch sicher auch die Hörschnipsel reingezogen - bei der Fülle kann man denk ich einen ganz guten Eindruck gewinnen, diese zu geschreiben übersteigt aber meine Kompetenzen (irgendwie extrem schwer)...

Sonderlich chinesisch hört sich´s jedenfalls nicht an, wenn man im Hinterkopf deren Volksmusik und Oper hat.

Stefan

Zitat

Original von Alviano
John Adams würde sich zwar (mit einigem Recht) dagegen verwehren, einfach der Minimal Music im Sinne eines Phil Glass zugerechnet zu werden, aber um zu beschreiben, wie seine Musik klingt, taugt eine solche Vereinfachung durchaus.

Genauso habe ich dieses Werk in Erinnerung, irgendwie auch neoromantisch und nicht ganz so schematisch wie Glass; in meiner Sammlung habe ich es auf LP, gern zu verschenken...

Der "Nixon" nimmt weder Anleihen bei der "richtigen" chinesischen Musik noch bei den Kitsch-Chinoiserien à la Puccini und Lehár. Die Musik von Adams basiert auf kleinen Motiven, die einander überlagert werden, woraus sich für das Ohr permanent neue Gestalten ergeben. Es hat ein wenig zu tun mit den Bildern Eschers, wenn er aus Ornamenten konkrete Gestalten gewinnt, etwa hier:
http://www.clas.ufl.edu/ipsa/journal/images/escher1.gif

Der Unterschied zu Glass ist relativ gering, vor allem wenn man den "Nixon" und den "Akhnaten" vergleicht, da der "Nixon" eine relativ simple Adams-Partitur und der "Akhnaten" eine relativ komplexe Glass-Partitur ist. Adams ist lediglich ein um Klassen besserer Melodiker, der auch wirklich lyrisch zu schreiben vermag, etwa beim Rückflug Nixons. Wenn dann noch ein Regisseur dazukommt, wie seinerzeit John Dew in Bielefeld, der von Gottfried Pilz eine fantastische Szenerie auf die Bühne bauen ließ und im Lyrismus schwelgte, kann das höchst eindrucksvoll wirken. Vom reinen Musikgenuß würde ich aber abraten, man stumpft ziemlich schnell ab.

Anders geartet ist Adams "El Nino", meiner Meinung nach sein bestes Werk bis dato: Das ist immer noch Minimalismus, aber von einer Geschmeidigkeit und Ausdruckskraft, die weit über alles hinausreicht, was diese sonst höchst salzarme Richtung hervorgebracht hat.

Jetzt gibt es eine Alternativ-Aufnahme zu der weiter oben gezeigten bisher einzigen Einspielung der Oper unter Edo de Waart von 1987:

John Adams (geb. 1947)
Nixon in China
(Oper in 3 Akten; 3 CDs)
Robert Orth, Maria Kanyova, Thomas Hammons, Marc Heller, Tracy Dahl,
Opera Colorado Chorus,
Colorado SO,
Dirigentin: Marin Alsop
Label: Naxos , DDD, 2008
Erscheinungstermin: 26.10.2009

Für den Preis (bei jpc 18 €) erhält man eine luxuriös aufgemachte Box mit Textheft, im Schuber.

LG

Nixon in China,
Oper in 3 Akten (6 Bildern)
von John Adams.
Text von Alice Goodman.
Uraufführung: 22.10.1987 Houston, Texas, Grand Opera
mit James Maddalena • Carolann Page • John Duykers • Trudy Ellen Cranley • Sanford Sylvan • Marl Opatz • Stephanie Friedman • Thomas Hammons,
Dirig. J. Adams

LG