Christine Schäfer - Gesang als intellektuelles Erlebnis

  • Ich ignoriere einmal diesen neuerlichen Versuch, Zwist zu säen, für den es keinen Grund gibt und versuche, eine vernünftige Diskussion in Gang zu bringen - wert ist es diese Sängerin ja auf jeden Fall.


    Ich reduziere die Biographie auf ein paar Eckdaten: 1965 in Frankfurt Rödelheim als Tochter eines Fleischhauers (Metzgers) geboren; Schulzeit am Lyzeum der Ursulinen in Königstein im Taunus 1984 abgebrochen, das Interesse für zeitgenössische Opern war so groß, daß Christine Schäfer als deren Interpretin auf der Bühne stehen will; studiert in Berlin bei Ingrid Figur und Arleen Augér; besucht Liedklassen von Aribert Reimann und Dietrich Fischer-Dieskau.
    Durchbruch 1988 - mit einem Liederabend, in dessen Verlauf sie einen Liederzyklus von Reimann singt.
    Wesentliche Förderer ihrer Karriere: Reimann, Harnoncourt, Boulez, Abbado.
    Das Repertoire der Schäfer umfaßt Alte Musik ebenso wie zeitgenössische.





    Christine Schäfer und Pierre Boulez




    Was ist nun das Besondere an Christine Schäfer? - Rein klanglich ist ihre Stimme nichts gar so Besonderes: Silbrig, etwas fahl, nicht sehr sinnlich. Was die Schäfer aber daraus macht, ist in meinen Augen ziemlich einzigartig.


    Sie besitzt vier Gaben, deren Kombination sie über das Gros der Sänger weit hinaushebt: Sie ist intelligent, sie verfügt über eine makellose Intonation, eine beispiellose rhythmische Sicherheit und über große Wortdeutlichkeit in Sprachen, die ihr liegen (französisch dürfte eher dazugehören als englisch).


    Durch diese Tugenden ist sie nicht nur als Interpretin Alter Musik gefragt, sondern vor allem auch als Interpretin Neuer Musik. Es war kein Zufall, daß sie ihren Durchbruch als Opernsängerin als Alban Bergs Lulu hatte. Wer will, kann es dank der DVD mit der Partitur überprüfen: Sie intoniert die aberwitzigsten Kantilenen völlig sicher - und läßt sie obendrein natürlich klingen.


    Eine ähnliche Meisterleistung ist die Interpretation des Sopranparts von "Pli selon Pli" von Pierre Boulez: Selbst die vierteltönigen Intervalle sind sogar dann makellos intoniert, wenn es extrem kleine Notenwerte sind. Und die Tondauern sind minutiös beachtet.


    Ebenfalls unter Boulez hat die Schäfer Schönbergs "Pierrot lunaire" aufgenommen: Als einer der ganz wenigen Interpretinnen gelingt ihr eine sichere Balance zwischen Sprechen und Singen, die Tonhöhen werden präzise angesprochen, aber eben nicht angesungen. Die eigentümliche surreale Atmosphäre des Werks wird dadurch ideal wiedergegeben.


    Diese brillant intelligente, vielleicht aber auch etwas kühle Präzision macht sie offenbar für intellektuelle Musiker (und Zuhörer) zu einer extrem interessanten Sängerin: Daß Boulez sie für seine Einspielung der Zweiten Symphonie Mahlers als Sopransolo besetzte, ist sicherlich kein Zufall, bei beiden Künstlern ist der Interpretationsansatz primär von einem intellektuellen Zugriff auf die Partitur bestimmt und weniger von einem gefühligen Schwelgen in Tönen.


    :hello:

    ...

  • Ich persönlich habe sie im Figaro zum ersten Mal erlebt.


    Während mir die vielgelobte Röschmann zwar Darstelllerisch sehr gut gefallen hat, war sie mir doch irgendwie zu schwer und dunkel.


    Die Netrebko schnaufte mir beim Singen einfach zu viel und das ist mir an diesem Abend wieder unangenehm aufgefallen.


    Umgehauen hat mich aber Christine Schäfer. Sie hat "gesungen wie ein Lercherl", dazu fand ich ihre Darstellung auch sehr gelungen. Alles in allem war sie für mich der Star des Abends und auch wenn Opern nicht zum meinen direkten Hörgebiet gehören, werde ich bei einer CD-Wahl unter anderem auch nach ihrem Namen ausschau halten.



    LG
    Georg

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)



  • Sehr schön zusammengefasst! Es ist in der Tat hochinteressant, wie die Schäfer aus einer vermeintlichen Schwäche - ihrem "gläsernen", etwas neutralen Timbre - eine Stärke macht. Besonders fällt das in ihrer "Winterreise" auf, die in ihrer Künstlichkeit eine "Kälte" von eigener Qualität schafft - was mich mehr als Konzept denn als Ergebnis überzeugt. Gehört habe ich sie zweimal live: als Cherubino in der Cambreling/Marthaler-Produktion 2001 in Salzburg (sehr gut) und bereits 1999 ebendort in der Gielen/Mussbach-"Lulu" - eine Partie, die für ihre Stimme und ihr Timbre wie maßgeschneidert ist.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Um zu Frau Schäfer zurückzukommen:


    Mein erstes Zusammentreffen mit Ihr war - es dürfte ihr Debüt in der Berliner Philharmonie gewesen sein - eine konzertante Aufführung des Freischütz in der Philharmonie unter Harnoncourt. (womit ich irgendwie auch virtuos an die Posts von Ulli und Edwin anknüpfe :baeh01: )Die Aufführung geizte wahrlich nicht mit guten Sängern, unter anderem waren Kurt Moll als Eremit , Matti Salminen als Kaspar besetzt (Wottrich versaute als Max den Schnitt :D), aber die Schäfer blieb mir in bester Erinnerung. Später dann in Mahlers 4. Sinfonie bereitete sie mir wahrlich himmlische Freuden (ich glaube unter Rattle wars).


    Großartig ist in der Tat die Einspielung von Schönbergs "Pierrot lunaire" , die Edwin bereits erwähnt hat, auch als Cherubino im Salzburger Figaro fand ich sie sängerisch sehr gut und von der Bühnenpräsenz überragend. Enttäuscht hat mich die Schäfer einmal in Berlin in der "Missa solemnis" unter Harnoncourt, wo sie gravierende Intonationsprobleme hatte, die sogar meinen Schweinsohren auffielen. Jedoch war sie zu der Zeit hochschwanger, hat glaube ich nur wenige Wochen später entbunden. Da die präzise Intonation jedoch sonst eine ihrer hervorstechende Tugenden ist, ist das wohl kein Grund zur Sorge und erklärbar durch die Umstände.


    Tja, fairerweise muß ich noch hinzufügen: Gewisse Storys, die auch Ihrem Marketing zuzusprechen sein können, das sie also z.B. während der Pubertät Ihre Nachbarn solange mit Strawinkys Sacre beschallte, bis diese die Polizei riefen, sprechen mich deutlich direkter an, als gewisse Aschenputtel-Putzfrauen-Märchen. :angel:


    Und sie iss ne Bärlinerin...wenn auch zugereist. :yes:


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Original von Antracis
    Jedoch war sie zu der Zeit hochschwanger, hat glaube ich nur wenige Wochen später entbunden.


    Das liest der Edwin aber nicht gerne, sowas... 8)

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Oooooch, Ulli, der mit dem Schwangerschafts-Problem weilt nicht mehr unter uns Taminoianern.... :D


    Zitat

    Anders gesagt: Wer Niki mag, mag mich nicht.


    Bist wohl auch auf eine Zahlung aus...! :hahahaha:


    --------------


    In Wien sang die Schäfer übrigens auch während ihrer Schwangerschaft (kann sein, daß es ein Mozart-Requiem war) - und ebenfalls nicht ganz sauber.


    Zu der oben genannten "Winterreise": Den artifiziell-kühlen Ansatz finde ich sehr spannend, er geht aber auch meiner Meinung nach nicht ganz auf - wenn man den Zyklus als subjektive Schilderung auffaßt. Ich glaube aber, daß die Schäfer ihre Interpretation als Bericht nimmt, also quasi nicht in der ersten sondern in der dritten Person singt. Für mich war es nämlich überraschend, wie wenig mich gerade in diesem Fall die Frauenstimme gestört hat, die mir sonst einfach unpassend bei der "Winterreise" erscheint.


    :hello:

    ...

  • Tja dann sage ich gleich: Christine Schäfer hat mich sofort in ihren Bann gezogen, ob ihrer einzigartigen Stimme, rein vom Eindruck her, ohne, dass ich sie kannte. Eine so schöne Stimme mit so vielen unterschiedlichen Klangfarben finde ich eher selten. Für mich ist sie schlicht eine der ganz „großen“; auch wenn ich mich hier durch negative Kritiken zu kleinen Abwertungen verleiten ließ, aber im Grund liebe ich ihre Stimme unheimlich, und finde man kann davon süchtig werden.
    LG Micha:angel:

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Oooooch, Ulli, der mit dem Schwangerschafts-Problem weilt nicht mehr unter uns Taminoianern.... :D
    Zu der oben genannten "Winterreise": Den artifiziell-kühlen Ansatz finde ich sehr spannend, er geht aber auch meiner Meinung nach nicht ganz auf - wenn man den Zyklus als subjektive Schilderung auffaßt. Ich glaube aber, daß die Schäfer ihre Interpretation als Bericht nimmt, also quasi nicht in der ersten sondern in der dritten Person singt. Für mich war es nämlich überraschend, wie wenig mich gerade in diesem Fall die Frauenstimme gestört hat, die mir sonst einfach unpassend bei der "Winterreise" erscheint.
    :hello:


    Beim Hören der Schäfer-Winterreise sollte man wissen, dass Frau Schäfer diese Aufnahme unter dem Eindruck des Verlustes ihres Lebenspartners gesungen hat. Eine Art der Trauerarbeit.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo,


    ich habe Christine Schäfer als


    - Cherubino (TV) und als
    - Lulu (DVD)gesehen/gehört


    Beides perfekt in Gesang und Darstellung.


    Und dann noch im Radio:


    Ö1, 9. Mai
    Komponist/Komponistin: Franz Schubert/1797-1828
    Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Ernst Schulze/1789-1817
    Titel: CHRISTINE SCHÄFER SINGT SCHUBERT_LIEDER
    Titel: Im Frühling, DV 882 op.post.101 Nr.1, TE: Still sitz ich an des Hügels Hang, der Himmel ist so klar
    Solist/Solistin: Christine Schäfer/Sopran
    Solist/Solistin: Irwin Gage/Klavier
    Label: Orfeo C450971A
    Länge: 04:48 min


    Zugegeben: zu wenig, um sich ein Bild von ihr als Liedsängerin zu machen, aber es war schlimm... Sehr wortdeutlich, ja. Doch irgendwie völlig unbeteiligt. Und die Höhen unsauber, zittrig. Ich weiß allerdings nicht, ob sie da gerade schwanger war (wieso wird das hier als Entschuldigung angeführt ?( ich kann mich nicht erinnern, daß sonst auf den aktuellen Hormonspiegel von Sängern Rücksicht genommen wird ?(


    Wie auch immer: die Matthäus Passion (CD) höre ich mir morgen noch an.


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Austria
    Ich weiß allerdings nicht, ob sie da gerade schwanger war (wieso wird das hier als Entschuldigung angeführt ?( ich kann mich nicht erinnern, daß sonst auf den aktuellen Hormonspiegel von Sängern Rücksicht genommen wird ?(


    Wie auch immer: die Matthäus Passion (CD) höre ich mir morgen noch an.


    LG
    Austria


    Hallo Austria,


    soweit es mich betrifft, geht es vor allem um eine Erklärung, nicht um eine Entschuldigung. ;)
    Eine außerordentlich sichere Intonation ist normalerweise eine der herausragenden Tugenden der Schäfer. Wenn sie nun plötzlich schmerzlich falsch intoniert, frage ich mich natürlich woran das liegt. Ein hochschwangerer Zustand ist da hinsichtlich der körperlichen Belastung durch das Singen sicher eine mögliche Erklärung, zumal sicher nicht nur mit einer hormonellen Schwankung erschöpfend beschrieben.
    Aber als Entschuldigung nützts mir nichts: Ich hab damals locker 25€ für einen Stehplatz (!) bezahlt für eine Aufführung, die durch Ihre Leistung merklich getrübt wurde. Die Freude über Ihr Kind brachte mir da eher wenig Ausgleich. :D


    Gruß
    Sascha

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Diese Aussagen finde ich richtig, sie hat DICH mit ihrer Interpretation nie besonders überzeugt. Andere vielleicht doch, es ist eine persönliche Aussage oder Meinung, die nicht unbedingt stimmen muss.


    Liebe Grüsse

  • Mich hat Frau Schäfer überzeugt - nämlich als Violetta in La Traviata, letzes Jahr hier an der Staatsoper. Eine nicht unbedingt üppige Stimme, aber von großer Strahlkraft und starker Präsenz.
    Wenn ich mir da die Salzburger Traviata mit A.N. vor Augen (oder besser Ohren) führe (die ich allerdings nur im TV gesehen habe)...- klarer Punktsieg für Frau Schäfer!


    Zitat

    Umgehauen hat mich aber Christine Schäfer. Sie hat "gesungen wie ein Lercherl", dazu fand ich ihre Darstellung auch sehr gelungen. Alles in allem war sie für mich der Star des Abends(....)


    georgius1988: Volle Zustimmung :jubel:


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Liebe Taminos,


    komme gerade zurück aus der Staatsoper, wo Christine Schäfer eine Lied-Matinee unter Begleitung von Barenboim gegeben hat.


    Dies war mein erster Live-Eindruck (ihren Cherubino fand ich gut, aber nicht begeisternd), und ich kann mich Edwins Ur-Aussage nur anschließen: Wie hier mit stimmlich begrenzten Mitteln aufs intelligenteste gearbeitet wird, wie Flexionen und Schattierungen, die bei der fast monotonen Stimme gar nicht möglich scheinen, durch technische Kunstgriffe eingebaut werden und überzeugen, das ist schlicht beeindruckend! Kleinere Intonationsprobleme bei zwei, drei Liedanfängen, ok, und die agilste wird Frau Schäfer wohl auch nicht mehr.
    Wie sie aber die Vokale deckt, wie sie Détaché-Effekte hervorzaubert, und wie sie eine nie affektierte Noblesse in den schlicht-stilvollen Vortrag legt, begeistert! Das Highlight: Schuberts "Schwestergruß" (D 762).
    Barenboim war als Begleiter dürftig, bei Debussy eine rumplige Katastrophe.


    Ich freue mich sehr auf Schäfers Sophie im März an der DOB!



    LG,


    Christian

  • Arte, Montag 14. September 2009 - 22:20 Uhr:


    Die Sopranistin Christine Schäfer
    (Deutschland, 2008, 52mn)
    Regie: Dieter Schneider et Felix Schmidt
    Produzent: Unitel


    Die Dokumentation begleitet die ungewöhnliche Künstlerin bei Aufnahmen und bei der Bearbeitung ihrer CDs.


    Sie ist die geborene Anti-Diva, keine glutäugige Mediensphinx und kein Geschöpf des Medienmarketings: Die Sopranistin Christine Schäfer weiß, was sie will. Und das ist meistens nicht das, was der Klassikmainstream erwartet. Die Dokumentation begleitet die ungewöhnliche Künstlerin bei Aufnahmen und bei der Bearbeitung ihrer CDs sowie bei einem Konzert in Frankfurt. Außerdem ist sie bei Proben mit Ingo Metzmacher in Salzburg und mit Christoph Marthaler zur "Traviata" in Paris zu erleben.


    Zitat

    In Christine Schäfers Karriere gibt es weder ein längeres festes Engagement an einem Opernhaus noch laszive Fotos fürs Plattencover; stattdessen die Kündigung eines lukrativen Plattenvertrages und eine große Liebe zur zeitgenössischen Musik - alles eher Elemente für einen geplanten Karriere-Selbstmord. Trotzdem oder gerade deswegen ist sie eine der vielseitigsten und spannendsten Sängerinnen unserer Zeit mit Engagements von Berlin und Salzburg über Paris bis nach New York. Und das hat sie gerade ihrer Unbeirrbarkeit und damit auch ihrer künstlerischen Glaubwürdigkeit zu verdanken. Denn Christine Schäfer ist sich sicher: Gerade das Persönliche ist es, was die Menschen am meisten bewegt.
    Die Tochter einer Frankfurter Metzgerfamilie verlangte schon als kleines Kind ein FIS, als ihre Mutter ihr am Klavier das C zeigen wollte, und irritierte die Eltern auch später mit ihrer Vorliebe für schräge Töne.
    Konsequent verließ sie die Schule, als ihr Wunsch nach einem Gesangsstudium feststand. Und wurde dabei geprägt von ihrer Gesangslehrerin Ingrid Figur und dem Komponisten Aribert Reimann, bei dem sie ihre Leidenschaft für die zeitgenössische Musik ausleben konnte. Schon früh sang sie die "Lulu", verwirklichte später mit ihrem Lebensgefährten Oliver Herrmann ungewöhnliche Musikfilme und krönte 2006 ihre Laufbahn bis dahin mit einem fulminanten Auftritt als Cherubino im Salzburger "Figaro".
    Ihr Repertoire reicht von ganz alt bis neu, von Monteverdi und Purcell bis zu Crumb und Reimann. Und wenn es schon keine Plattenfirma gibt, dann produziert sie ihre CDs eben mittlerweile selbst - und auch das mit großem Erfolg.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Bei Christine Schäfer muss ich weinen. :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:.
    Mein Schwiegervater ha tmir die CD mit Schuberts Winterreise geliehen. Es war Dezember, ich hatte frei, lag auf der Couch und dann sang da dieser scharfe, aber völlig rine Sopran Lieder, die eigentlich für eine Männerstimme gedacht sind. Es war eine Offenbarung. Danach habe ich viel Schubert gehört und noch einige Aufnahmen gekauft, aber nach wie vor ist sie wie ein Quell kühlen Wassers an einem heißen Sommertag.
    Ich habe meinen Schwiegervater dann Karten für die Winterreise geschenkt und auch live war es ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Sie stand da und sang und man konnte nur staunen.
    Ich habe französische Lieder mit ihr, Schumann...Alles eine reine Freude.
    Das "neue" WO mit Harnoncourt kaufe ich dieses Jahr. Ich finde zwar Harnoncourts Interpretation nicht die beste, aber diese Stimme. :wacky:


    Am Wochenende spielten sie den 4. Satz von Mahlers 4., Schäfer, Haitink, RCO. Göttlich. Und dann gibt es ja auch noch die 2. mit Boulez...


    Meinem Gefühl nach ist Schäfer so großartig, weil sie einfach singt. Sie macht den Mund auf und da fließt die Musik raus. Als würde sie immer singen und könnte gar nicht sprechen. Der Ton wirkt so natürlich und rein. Das gibt es nur selten. Selbst die Großen singen meist nicht so mühelos. Bei Schäfer wirkt es, als ob ein kleines Mädchen einfach ein Lied vor sich hin singt. Das finde ich berauschend und schön.

  • Gestern abend hatte ich mir das Portrait auf arte über Christine Schäfer angesehen, eine Sängerin, die ich (noch) nicht gut kenne.


    Sie hat mich mehr als beeindruckt. Ihre glasklare Stimme fand ich sehr faszinierend.


    Sehr interessant fand ich, wie sie ihren Weg geht.
    Sie möchte keine Abhängigkeit von einem Plattenlabel, bestimmt selbst, wie ihre Aufnahmen sein sollen und geht ihren eigenen Weg.


    LG
    Jolanthe

  • Leider habe ich das gestrige Porträt nicht sehen können.


    Christine Schäfer ist in der heutigen Sänger(innen)szene wirklich außergewöhnlich. Ihr Stimmlang ist alles andere als leicht eingängig und ihre Interpretationen sind nicht massenkompatibel....in der heutigen Zeit, die so viel Wert(?) auf leichte Konsumierbarkeit legt, ist das für eine Karriere fast ein Todesurteil. Aber sie geht ihren Weg und das macht sie wunderbar. Ich mag ihre reine,klare Stimme.....da wird nichts fingiert, nichts behauptet, es wird GESUNGEN....welch' Wohltat!!!
    Im Salzburger "Figaro" hat sie Anna Netrebko zur Statistin degradiert, so jedenfalls empfand ich das. Sie wird nie die große Medienkarriere machen, dazu ist sie zu sperrig und selbstständig, viel zu kritisch auch, aber sie wird ganz sicher ihren Weg gehen. Leider kenne ich ihre Winterreise nicht, bin mir auch nicht sicher, ob ich sie darin wirklich hören will.....noch bin ich nicht bereit dazu!


    LG :hello:


    Fides

    La vita è bella!

  • Ich höre bei Ch. Schäfer keinerlei persönliches, individuelles Timbre.


    Der Ausdruck ist minimal. Kann sein, daß ihr Gesang ein intelektuelles


    Erlebnis ist, aber mir ist lieber ein emotionales Erlebnis im Gesang.


    Ich würde sagen: Christine Schäfer Sopran, nicht mehr und nicht weniger.


    Dies ist meine subjektive Meinung.


    :hello:Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    ..., aber mir ist lieber ein emotionales Erlebnis im Gesang.


    Ich würde sagen: Christine Schäfer Sopran, mehr nicht.
    ...


    Ich würde sagen: Christine Schäfer - sehr guter Sopran, nicht mehr aber auch nicht weniger.


    Das mit dem emotionalen Erlebnis kann ich durchaus nachvollziehen. In dieser Beziehung überzeugt mich Diana Damrau mehr (wie überhaupt fast generell).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Sagitt meint.


    Sang 1986 eine Marienvesper, bei der Christine Schäfer auftauchte, damals wohl noch Studentin. Habe keine Erinnerung an ihren Gesang, aber an ihr distanziertes, man könnte auch schreiben, arrogantes Auftreten.


    Das Porträt gestern sah ich auch. Ich fand sie beeindruckend, mehr als künstlerischer Mensch, denn als Sängerin.


    Die Stimme sagt mir nicht so zu. Aber als intelligente Darstellerin schätze ich sie sehr. Ich sah einen Rigoletto aus London, sie eine berührende Gilda.


  • Manche Arie auf der neuen CD hat man von anderen Sopranistinnen schon besser gehört - aber was die eigenwillige Dame auf ihrer neuen Platte hier präsentiert, ist allemal hörenswert! Ein von ihr selbst konzipertes Arienprogramm, begleitet vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin
    Ltg.: Julien Salemkour


    Eignet sich auch als Weihnachtsgeschenk!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Christine Schäfer, die ich schon mehrmals im Konzert erlebt habe und die ich mit dieser hervorragenden Aufnahme:




    aber auch mit zahlreichen Aufnahme aus der Bach-GA von Helmuth Rilling sowie mit Aufnahmen von Harnoncourt in meiner Sammlung habe, hat heute Geburtstag.


    Sie feiert ihren 50. Geburtstag.


    Herzlichen Glückwunsch!


    Willi :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).