Salut,
heute war die gesamte Familie [sogar ein bissel mehr ] im neuen Film "Klang der Stille", der offenbar Beethovens 180. Todestag gewidmet ist. Ich habe eigentlich nicht viel von diesem Film erwartet - umso überraschter war ich. Der Film spielt in den letzten drei Lebensjahren Beethovens [1824-1827] im lebendigen Wien. Ich möchte gar nicht zu viel verraten, bevor ihn nicht alle Taminos gesehen haben - dennoch einige Gedanken: Der Film hat mich tatsächlich bewegt. Im Gegensatz zu vielen biografischen Filmen stand hier die Musik des Meisters im Vordergrund - man durfte [soweit in Filmen möglich] ausschweifenden musikalischen Denkwürdigkeiten beiwohnen. Die Handlung des Films ist mehr oder weniger frei erfunden, nimmt aber Bezug auf die Gegebenheiten der letzten Schaffensjahre Beethovens. Obschon es einige für mich sehr berührende Szenen im Film gibt, glaube ich nicht, dass adäquat "Amadeus" ein großes Beethoven-Fieber ausbrechen wird - aber vielleicht ein kleines. Ich jedenfalls habe beschlossen, mir aufgrund des Films auch Beethovens späte Streichquartette nun in einer "ordentlichen" Einspielung zuzulegen: mit dem ABQ bin ich alles andere als zufrieden, zumal dieser Film mir doch teils die Augen und Ohren öffnete bzw. meinen Verdacht bestätigte.
Die Schauspieler waren allesamt von erster Qualität, die dargebotenen Einspielungen ebenfalls. Die Garnierung durch wunderbar ausgewählte Schauplätze und "Kostüme" tat das übrige. Ich glaube, Beethovens Charakter - so wie ich ihn mir vorstelle - ist in "Klang der Stille" sehr schön abgebildet. Insgesamt rutscht der Film allerdings gelegentlich in den Kitschbereich, aber man wird dafür m. E. gleich wieder entschädigt. Besonders gelungen sind einige Beethoven in den Mund gelegte Aussagen zum Thema Kunst, Künstler und Kunstverständinis - das ist auch das, worauf der Film m. E. abzielt. Das Kino war entsprechend leer...
Die Dosis der 9. Sinfonie reicht dann auch wieder für einige Jahre... aber ich habe die umfangreichen Ausschnitte doch sehr genossen und kann das Werk, obschon ich es derzeit einfach nicht in voller Länge anhören kann und will, nach wie vor sehr schätzen - vielleicht sogar noch einen Funken mehr. Die Missa solemnis ging in dem Film mehr oder weniger unter, was schade ist. Im Vorderdrund standen musikalisch eindeutig die 9. Sinfonie sowie die Große Fuge... aber auch einige andere bekannte Werke untermalten jeweils sehr passend.
Zwei Passagen wurden aus "Amadeus" abgekupfert: Eine davon [ich will nicht zu viel verraten] zurecht - denn es lässt sich kaum anders darstellen. Die andere sollte offenbar Beethovens lustige bzw. verachtende Seite zeigen... im Beethovenfilm kam es allerdings wesentlich realistischer 'rüber... Zudem sehr komisch, dass der Meister selbst seine Klaviersonaten mit "Waldstein-", "Appassionata-" und "Mondscheinsonate" rief. :]
Negativ: Einige Szenen waren nicht ausgefeilt, d.h. man hätte sie m. E. effektvoller machen können - analog dem etwas zu schnell abgedrehten Mozart-Film "Ich hätte München Ehre gemacht..."
Der Film ist übrigens freigegeben ab 6 Jahre - unser Kleiner hat aber irgendwann die Nerven verloren... für Ihn war ja so ein durchgedrehter und hysterisch schreiender Bekloppter am Klavier nichts wirklich Neues...
Geht hinein und kommt anders wieder heraus! Ich kann garnicht verstehen, dass alle Karlsruher gegen 17.30 h mit eingerollten Fahnen über ihr Kinn gestolpert sind...
Viele Grüße
Ulli