Codierte Musik - die Rosslyn Motette

  • Als ob die Entwicklung der Notation nicht Leistung genug gewesen wäre - jetzt soll im späten Mittelalter / der beginnenden Neuzeit Musik auch noch auf der Basis von bestimmten physikalischen Prinzipien in der Form geometrischer Steinmetzarbeiten kodiert worden sein:


    Über eine versteckte Bedeutung der kastenförmigen Steinmetzarbeiten in der Rosslyn Chapel in der Nähe von Edinburgh ist bereits öfter spekuliert oder fabuliert worden (am bekanntesten ohne Zweifel - ah, daher kanntet ihr den Namen - der Da Vinci Code von Dan Brown), aber jetzt gibt es eine neue Theorie nachdem es sich bei den 13 Kästchen mit geometrischen Mustern in Verbindung mit einigen anderen Steinmetzarbeiten in der Kapelle um eine kodierte Form der Notation eines musikalischen Werkes handelt.


    Wie die beiden englischen Musiker und Komponisten Thomas und Stuart Mitchel behaupten, handele es sich bei den geometrischen Mustern um sogenannte Chladnische Klangfiguren (den Begriff kenne ich auch erst seit heute :D ). Diese beruhen auf dem physikalischen Phänomen, dass auf einen Resonanzkörper gestreute Sandkörper von selbst geometrische Muster bilden, wenn dieser Resonanzkörper in den Einflussbereich von bestimmten Tonfrequenzen gebracht werden (das alles ist sehr grob formuliert, da Physik nicht gerade mein Fachgebiet ist - vielleicht kann das ja jemand hier genauer erklären). Verändert man die Tonhöhe, verändert sich das von den Sandkörnern gebildete Muster. Und genau solche Muster sollen auf den Kästen in der Kopelle von Rosslyn wiedergegeben sein. In Verbindung mit weiteren codierten Hinweisen in der Kapelle habe Thomas und Stuart Mitchel es nunmehr unternommen, die von ihnen sogenannten "Rosslyn Motette" nachzukomponieren - Uraufführung wird morgen, am 18. Mai 2007, in der Kapelle selbst sein.


    Den Gedanken finde ich schon faszinierend, dass sich im ausgehenden Mittelalter Musiker nicht nur die Entwicklung der Notation zu dem heute in der westlichen Musik allgemeingültigen System verfestigte, sondern parallel eine alternative Notationsform entwickelt worden wäre, noch dazu auf der Grundlage akustisch-physikalischer Phänomene, mit der Musik in codierter Form festgehalten werden konnte. Ob es wohl stimmen könnte? Genau wissen werden wir es vermutlich nie, aber die Demonstration auf dem von den Mitchels erstellten Videoclip (siehe zum Beispiel hier) besitzt mit Sicherheit zumindest einen gewissen Verblüffungseffekt, und auch die dabei auszugsweise zu hörende Nachkomposition der Motette hat einen zu einem jahrhundertealten musikalischen Geheimnis passenden geisterhaft schwebenden Klang...


    Grüße


    katlow

  • Korrektur:


    Es handelt sich nicht um 13 dieser Blöcke mit geometrischen Mustern sondern um 213 - wäre sonst ja wohl auch ein recht kurzes Musikstück gewesen... :O


    Grüße


    katlow

  • Die in Stein gemeißelte Monodie war doch
    erst der Anfang!! Sollte man heute nicht viel lieber
    die polyphonen Kornfeldmuster vertonen?!! ;)



    Gruß!


    :hello: