BWV 34: O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe
Kantate zum Pfingstsonntag (Leipzig, nach 1740)
Lesungen:
Epistel: Apg. 2,1-13 (Ausgießung des Heiligen Geistes)
Evangelium: Joh. 14,23-31 (Abschiedsreden Jesu: Der Heilige Geist wird euch alles lehren)
Fünf Sätze, Aufführungsdauer: ca. 21 Minuten
Textdichter: unbekannt
Besetzung:
Soli: Alt, Tenor, Bass; Coro: SATB; Traversflöte I + II, Oboe I + II, Trompete I-III, Pauken, Violino I/II, Viola, Continuo
1. Chor SATB, Oboe I + II, Trompete I-III, Pauken, Streicher, Continuo
O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe,
Entzünde die Herzen und weihe sie ein.
Lass himmlische Flammen durchdringen und wallen,
Wir wünschen, o Höchster, dein Tempel zu sein,
Ach, lass dir die Seelen im Glauben gefallen!
2. Recitativo Tenor, Continuo
Herr, uns’re Herzen halten dir
Dein Wort der Wahrheit für:
Du willst bei Menschen gerne sein,
Drum sei das Herze dein;
Herr, ziehe gnädig ein.
Ein solch erwähltes Heiligtum
Hat selbst den größten Ruhm.
3. Aria Alt, Traversflöte I + II, Streicher, Continuo
Wohl euch, ihr auserwählten Seelen,
Die Gott zur Wohnung auserseh’n!
Wer kann ein größer Heil erwählen?
Wer kann des Segens Menge zählen?
Und dieses ist vom Herrn gescheh’n.
4. Recitativo Bass, Continuo
Erwählt sich Gott die heil’gen Hütten,
Die er mit Heil bewohnt,
So muss er auch den Segen auf sie schütten,
So wird der Sitz des Heiligtums belohnt.
Der Herr ruft über sein geweihtes Haus
Das Wort des Segens aus:
5. Chor SATB, Oboe I + II, Trompete I-III, Pauken, Streicher, Continuo
Friede über Israel!
Dankt den höchsten Wunderhänden,
Dankt, Gott hat an euch gedacht!
Ja, sein Segen wirkt mit Macht,
Friede über Israel,
Friede über euch zu senden.
Diese Kantate dürfte zu den spätesten gehören, die Bach komponiert hat - sie stammt aus den Jahren nach 1740 und ist eine Parodie der Trauungskantate BWV 34 a aus dem Jahr 1726, die den gleichen Titel trägt - vielleicht trug der dortige Texthinweis auf das "himmlische Feuer" dazu bei, dass sich Bach zur Schaffung einer Pfingstkantate auf der Grundlage dieser Kantate inspiriert fühlte?
Die Tatsache, dass es sich bei der hier besprochenen Kantate um eine Parodie handelt, erklärt wohl auch den Umstand, dass in ihr kein Choral vorkommt.
Jedenfalls sind in der neuverfassten Dichtung mehrere Bezüge zum Evangelium des heutigen Sonntags enthalten, das erneut aus den sogenannten "Abschiedsreden Jesu" stammt, die im Johannes-Evangelium stehen.
Sehr prunkvoll - dem hohen Kirchenfeiertag angemessen - ist die Instrumentierung des Eingangs- wie des Schlusschores: Mit Pauken und Trompeten, verstärkend dazu Streicher und ein Oboenpaar, wird der Festlichkeit des heutigen Pfingstsonntags Tribut gezollt.
Zwischen 2 Rezitativen steht die wundervolle Arie Nr. 3, in der ein zusätzliches Flötenpaar die mit Dämpfern spielenden Streicher verstärkt und ein weiteres musikalisches Farb-Element hinzufügt.
Der A-Dur-Satz strahlt eine herrlich friedliche Stimmung aus, die ihresgleichen sucht.
Im Original (also in der Trauungskantate) galt dieser Satz dem Bräutigam, der offenbar gleichzeitig selber auch Pfarrer/ Theologe war - daher lautete der Text eigentlich "Wohl euch, ihr auserwählten Schafe", was wiederum den pastoralen Charakter dieser Arie ganz gut erklärt.
Jedenfalls ein tolles Stück, das in seiner beschaulich-intimen Aussage einen wirkungsvollen Gegensatz zum repräsentativen Trompeten-Glanz der beiden Rahmenchöre bildet.