Audite - alles Mahler oder was?

  • Hallo zusammen,


    seit den herausragenden Veröffentlichungen von Aufnahmen des Dirigenten Rafael Kubelik mit "seinem" Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks genießt das Label Audite bei mir einen sehr guten Ruf.


    Besonders die Live-Aufnahmen sämtlicher Mahler-Sinfonien (leider fehlt die 4.) werteten diesen großartigen Dirigenten auf, denn die bis dato erhältlichen Aufnahmen der DGG waren für mich wegen der nicht optimalen Tonqualität wenig konkurrenzfähig.


    Das Lied von der Erde, das nur bei Audite erhältlich ist, aber nicht seinerzeit bei der DGG aufgenommen wurde, zählt für mich noch vor Klemperer und Bruno Walter zu den Aufnahmen "für die einsame Insel".



    Daß Kubelik nicht nur Mahler "beherrschte", zeigen insbesondere folgende Aufnahmen:



    -Beethoven mal als "Stürmer und Dränger" (2.), mal als "verinnerlichter Philosoph" (6.). Kubelik dirigierte beide Male einen sehr individuellen Beethoven.



    -Sensationelles Deutschlanddebut von Pinchas Zukerman, dazu eine 4., die nicht auf "Knalleffekte" setzt, sondern ungeheuer rasant und sanguinisch daher kommt, dennoch nicht auf gute Detailarbeit und Durchhörbarkeit des Orchestersatzes verzichtet.


    Die angekündigten Neuigkeiten des Labels ließen mir das "Wasser im Muind zusammen laufen" und verleiteten mich zu zwei spontanen Käufen:



    -Böhm mit Strauss und Mozart, okay, aber Strawinsky? Schon zu seiner Münchener Zeit (1921/27) setzte Böhm Strawinsky aufs Programm, aber auf Platte/CD fand dieser Komponist keine Berücksichtigung.


    Weitere Aufnahmen mit Werken von Vieuxtemps, Brahms, Beethoven und Bruckner werden in der Böhm-Reihe folgen.


    Des Weiteren findet Ferenc Fricsay bei Audite Gehör:



    -Diese CD ist der Beginn einer Reihe von Archivaufnahmen mit dem imo zu unrecht ein wenig vernachlässigten Dirigenten.


    Sobald ich beide letztgenannten Aufnahmen in Händen halte, werde ich berichten.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    in die Fricsay-Aufnahme habe ich am WE reingehört. Der Schumann ist etwas gewöhnungsbedürftig, v.a. zu Beginn, der Tschaikowsky jedoch ist hervorragend.
    Fricsay liefert wie gewohnt eine packende und "menschliche" Interpretation des Werkes. Den Schluss des Werkes mit den Blechbläser-Fanfaren habe ich selten so rasant gehört. Eine faszinierendes Zeugnis!


    Liebe Grüße
    Wulf

  • Hallo Wulf,


    in der Tat, an den Schumann muß man sich erst gewöhnen, denn Alfred Cortot leistet sich doch den einen oder anderen "Verspieler".


    Beide Aufnahmen sind gestern bei mir angekommen und werden demnächst näher besprochen...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Am 20.06. erscheint die nächste Aufnahme in der Karl Böhm-Reihe:



    Da ich von Vieuxtemps noch gar nichts kenne und mir Böhms Brahms-Aufnahmen mit den Berliner bzw. Wiener Philharmonikern sehr gut gefallen, werde ich wohl auch hier käuflich tätig werden.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • In einem vorherigen Beitrag sprach ich von weiteren Veröffentlichungen in der Karl Böhm- und Ferenc Fricsay-Reihe. Inzwischen bin ich schlauer:


    Von und mit Karl Böhm und dem Sinfonieorchester des Bayer. Rundfunks werden erscheinen: Bruckner, Sinfonien Nr. 7 und 8, sowie Beethoven, Sinfonien Nr. 2, 3 und 7.


    Ferenc Fricsay wird bedacht mit: J. Haydn: Sinfonien Nr. 44 und 98, Kölner Rundfunk- Sinfonieorchester (heute WDR-Sinfonieorchester); Verdi: Rigoletto, Rias-Chor & Sinfonieorchester und G. Bizet: Carmen, Rias-Kammerchor & Sinfonieorchester | Ferenc Fricsay (Dirigent) | M. Klose, R. Schock, E. Trötschel, M. Reith, P. Coursavé


    Weiterhin erfährt auch Géza Anda Beachrung mit drei CDs: Vol. I
    W. A. Mozart: Klavierkonzerte Nr. 23 & Nr. 28; Vol. II
    Beethoven & Brahms und Vol. III Schumann & Chopin


    Genaue Veröffentlichungsdaten stehen noch nicht fest, des Weiteren bittet mich Audite, darauf hinzuweisen, daß die oben genannten Aufnahmen lediglich mit "mit 99%er Sicherheit" erscheinen werden, aber unterm Strich ist einiges dabei, das höchst interessant klingt...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Da Kubeliks Mahler-Aufnahmen von Audite (vermutlich auch der Rest) bei jpc z. Zt. für 9,99 zu haben sind, möchte ich nachfragen, was davon außer dem Lied v.d. Erde besonders empfehlenswert ist. Ein bis drei weitere CDs der Reihe kann ich ggf. vor mir selbst rechtfertigen...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo JR,


    ich besitze die 1., 3., 6. und 7. aus der Mahler-Audite-Reihe und kann alle empfehlen.


    Auch wenn Kublelik bei der 1. Sinfonie nicht alle Wiederholungen im ersten und zweiten Satz spielt handelt es sich für mich für eine der schönsten Aufnahmen dieses Werkes, siehe entsprechendeAuusagen im Blumine oder Titan das ist die Frage - Gustav Mahler : Sinfonie Nr 1 -Thread.


    Bei der 6. gefällt mir die Rasanz, mit der Kubelik spielen läßt. Er schafft somit eine permanente Ruhelosigkeit, die ich im Gustav Mahler: 6. Sinfonie a-Moll - die Tragische -Thread genauer beschrieb.


    Die 3. und 7. sind etwas konventioneller aber trotzdem sehr werkdienlich interpretiert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Momentan kommen Fans des Dirigenten Ferenc Fricsay bei Audite auf ihre Kosten:


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Am 15.05. kommen Furtwängler-Fans auf ihre Kosten:


    Audite veröffentlicht auf 13 CDs die Konzerte, die Furtwängler zwischen 1947 und 1954 mit dem Berliner Philharmonischen Orchester gab.


    Auch mit Erstveröffentlichungen wird diese Box aufwarten: U.a. das Fortner-Violinkonzert mit Gerhard Taschner.


    Nähere Infos auf der Homepage "http://www.audite.de/sc.php?cd=21403&sec=news&p=text"


    Bei dem Preis erwäge ich ernsthaft mich näher mit Furtwängler zu beschäftigen. Allzu oft ist er in meiner CD-Sammlung nicht zu finden...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Das Detmolder CD-Label "Audite":
    "Label of the Year 2013"


    Am 18. März werden in Mailand die International Classic Music Awards vergeben. Bei der Gala sind auch Vertreter des Detmolder Labels Audite anwesend. Sie erhalten die Auszeichnung "Label of the Year 2013".
    Die internationale Jury der International Classic Music Awards hebt in der Begründung seiner Entscheidung hervor, dass der Detmolder Musikverlag historische Aufnahmen und Neuproduktionen in gleichermaßen herausragender Qualität auf den Markt bringe. An dieser Philosophie halte das Label seit 40 Jahren fest und gehe auch in wirtschaftlich allgemein schwierigen Zeiten keine Kompromisse ein.
    Quelle: WDR3


    WDR 3 TonArt hat Audite-Chef Ludger Böckenhoff in Detmold getroffen und mit ihm über wirtschaftliche Notwendigkeiten und ästhetische Überzeugungen gesprochen:
    http://www.wdr3.de/audiodasdet…onart100-audioplayer.html

    mfG
    Michael

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  • Danke, liebes Schneewittchen, für die Information und das verlinkte Gespräch, das sehr aufschlussreich ist. Ich empfehle es weiter, weil sich darin interessante Gedanken über Musik auf Tonträgern finden, wie sie auch hier im Forum oft diskutiert werden. Audite ist eines meiner liebsten Labels wegen seiner Hinwendung zu historischen Aufnahmen. Mit den neuen Produktionen kenne ich mich nicht aus. Auf neun Titel, die mir sehr viel bedeuten, möchte ich verweisen. Die Begegnung mit dem jungen Fischer-Dieskau in dieser kompakten Form ist ein Glücksfall für mich. Erst durch Audite sind die berühmten Berliner Konzerte von Kirsten Flagstad, die seit Jahrzehnten in grottenschlechter Tonqualität auf dem grauen Markt herumgeisterten, in den ihnen zustehenden Rang versetzt worden. Jetzt kommen nämlich die so sorgsam wie diskret bearbeiteten Originalbänder zum Klingen. Und Knappertsbusch erst! Dazu ist gar nichts zu sagen, dass muss gehört werden.


    Wenn ein Label diesen Preis verdient hat, dann Audite. Der dort gepflegte sorgsame Umgang mit kostbarem Archivmaterial ist ein leuchtendes Beispiel auf dem Musikmarkt unserer Zeit.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nachdem in letzter Zeit im Forum ein nicht zu übersehendes Interesse an den Veröffentlichungen von Audite zu bemerken war, hatte ich mich entschlossen einen Thread zu diesem Thema zu starten. Im Rahmen meiner Recherche bin ich auf diesen hier - in dem wir uns soeben befinden - gestoßen und fand ihn zur Weiterführung als sehr gut geeignet, notabene, da er zahlreiche gute Beiträge aus er Vergangenheit enthält. Ob der Titel - "Audita- Alles Mahler oder Was" mit dem derzeitigen Stand des Inhalts noch vertretbar ist - werde ich überprüfen und den Thread gegebenenfalls umbenennen.


    Kommen wir zum heutigen Eintrag.
    Ich hab - fast möchte ich sagen - natürlich - 4 CDs mit Karl Böhm ausgewählt - mit unterschiedlicher Tonqualität - zwischen 1950 und 1977 - meist in Mono. Es interessant, daß man hier einen völlig anderen Karl Böhm kennenlernt, als jenen, den man von den DGG Studioaufnahmen her kennt. Wesentlich direkter und "aggressiver" klingt hier sein Dirigat....




    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn man die Böhm Aufnahmen von Audite erwähnt, dann dürfen meines Erachtens zwei weitere nicht fehlen:



    Bruckners 8. vom 16. November 1971 offenbart ein heute bei Bruckner leider nur noch selten anzutreffendes "Feuer", eine Sichtweise voller Leidenschaft, Rasanz (insbesondere im Scherzo, das mit 13'06'' so schnell gespielt wurde wie in kaum einer anderen Aufnahme), aber auch liebevolle Wärme (im Adagio).


    Beim Beethoven ist anzumerken, daß Karl Böhm die "Eroica" schon immer "besonders gut konnte". Wie auch in seinen Studioaufnahmen betont er das Noble, Strahlende in der Musik, ohne die rhythmischen Strukturen und die revolutionären Momente zu vernachlässigen.
    Das Highlight der Doppel CD stellt aber die Interpretation der 2. Sinfonie dar. Bei Karl Böhm ist diese Sinfonie kein "Vorläufer auf dem Weg zur großen 'Eroica'", sondern ein eigenständiges Meisterwerk. Auch wenn die Tempi, insbesondere bei Berücksichtigung der Metronomangaben, nicht übermäßig schnell sind, verfügt insbesondere der 1. Satz über ein "inneres Feuer", über eine Frische, die sich aus sich selbst heraus entfaltet und nicht aus der puren Rasanz.


    Allen langsamen Sätzen (wobei man sich darüber streiten kann, ob das "Allegretto" der 7. Sinfonie überhaupt einer ist) wohnt eine besondere Sanglichkeit inne. Karl Böhm schafft Momente der Ruhe und der Verinnerlichung.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler