ALBERT, Eugen d': DIE TOTEN AUGEN

  • Eugen D'ALBERT
    DIE TOTEN AUGEN
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    Drama in einem Akt mit einem Vor- und einem Nachspiel


    Libretto: Hanns Heinz Ewers nach dem Drama >>Les yeux morts<< von Marc Henry


    Uraufführung: 5.März 1916 in der Dresdner Hofoper unter Fritz Reiner



    Charaktere:


    Der Schäfer (Tenor)
    Der Schnitter (Bariton)
    Der Hirtenjunge (Sopran)
    Schnitter-Chor


    Arcesius – Römischer Gesandter in Jerusalem (Bariton)
    Myrtocle – Seine schöne, aber blinde Frau, eine Korintherin (Sopran)
    Aurelius Galba – Ein römischer Hauptmann, ein Freund des Arcesius (Tenor)
    Arsinoe – Myrtocles Sklavin (Sopran)
    Ktesiphar – Ein ägyptischer Quacksalber
    Jesus von Nazareth
    Maria Magdalena
    Eine Kranke Frau, Jüdische Frauen (Rebecca, Ruth, Esther, Sara), das jüdische Volk, Sklaven.



    VORSPIEL


    An einem Sommerabend kehren die Schnitter von der Ernte zurück. Ein Hirte bietet einem der Schnitter, welcher sich von seinen Kollegen abgesetzt hat an, bei ihm am Feuer zu rasten. Der Schnitter erzählt, ihn treibe eine Sehnsucht in die Einsamkeit. Der Hirte kann den Schnitter nicht verstehen, er ist zufrieden mit seinem Leben. Der Hirtenknabe kommt mit der Schafherde und berichtet dem Hirten, dass eines der Lämmer fehle. Der Hirte steht sofort auf und zieht aus um das verloren Lamm zu suchen. Auf das Geld und Essen, welches der Schnitter ihm als Ausgleich zu dem verlorenen Lamm anbietet, verzichtet er.


    HAUPTHANDLUNG


    Jerusalem. An einem Brunnen erzählen sich jüdische Frauen über die bevorstehende Ankunft von Jesus in der Stadt. In einem Haus nahe dem Brunnen wohnen der römische Gesandte Arcesius und seine schöne, blinde Frau Myrtocle. Die Dienerin der Myrtocle (Arsinoe) kommt vorbei und Ruth (eine der Frauen am Brunnen) macht sie auf den Wunder wirkenden Jesus aufmerksam. Es treten Arcesius und die von ihm geführte Myrtocle aus dem Haus. Die Blinde wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal die Welt und ihren Mann (welchen sie sich als sehr schön vorstellt) zu erblicken. Arcesius, welcher von hässlicher Gestalt ist, nimmt den Wunsch seiner Gattin mit leisem Schrecken entgegen. Myrtocle erinnert sich und ihren Mann, wie dieser sie in Korinth als armes Mädchen zu sich nahm und ihr die Geschichte von Amor und Psyche erzählte: Psyche durfte ihren Mann Amor nicht sehen – als sie eines Nachts versuchte ihn zu erblicken, entschwand dieser für immer.
    Der römische Hauptmann Galba tritt auf, um diesen zu einer Versammlung des Pontius Pilatus abzuholen, welche letzterer einberufen hat. Es geht um den Einzug des Jesus von Nazarth, welchen die jüdischen Priester als Ketzer ansehen.
    Arcesius nimmt liebevoll abschied von Myrtocle und verschwindet mit Galba.
    Ktesiphar tritt auf, um Myrtocle zum wiederholten Male Wundermittel gegen ihre Blindheit zu verkaufen. Sie willigt ein ihm seinen Trank abzunehmen – unter der Voraussetzung, das der ägyptische Quacksalber festgehalten und bei (erwarteter) Untauglichkeit des Mittels selbst geblendet würde. Ktesiphar verschwindet verängstigt und gibt an, das Mittel erst an einem blinden Hund ausprobieren zu wollen. Myrtocle erhofft sich resignierend von niemandem Heilung. Arsinoe tritt zu ihrer Herrin und berichtet vom Einzug des Wunder wirkenden Propheten Jesus. Das Volk versammelt sich schon in der nähe des Landhauses um den Mann zu sehen und von ihm Heilung zu bekommen. Myrtocle will auch zu Jesus, doch das jüdische Volk droht ihr und gibt an, dass die Juden das auserwählte Volk seien und sie als Griechin nichts zu erwarten. Maria Magdalena belehrt jedoch die Menge, dass Jesus für alle Menschen gekommen sei und sich wie ein Hirte über jedes verlorene und wiedergefundene Schaf freue. Myrtocle wird von Maria zu Jesus geführt und von diesem geheilt – Er verkündet jedoch, dass Myrtocle noch vor Sonnenuntergang seinen Namen verfluchen werde. Myrtocle ist überglücklich zu sehen und lässt sich sogleich einen Spiegel bringen um ihre Schönheit zu bewundern. Sie geht in das Haus um sich für ihren Gatten herzurichten. Arcesius und Galba kehren zurück; der Hauptmann verabschiedet sich für immer von Arceius, da er um seine eigene Versetzung gebeten hat. Er kanne die Nähe zu der von auch ihm geliebten Myrtocle nicht länger ertragen. Arsinoe erscheint und berichtet dem schockierten Arcesius von den Geschehnissen während seiner Abwesenheit.
    Als Myrtocle zwischen den Säulen des Peristyls erscheint, versteckt sich Arcesius erschrocken hinter dem Brunnen, um seine Hässlichkeit nicht preis zugeben. Myrtocle erblickt also den schönen Galba und hält diesen für ihren Gatten. Der Hauptmann kann sich nicht zurückhalten und küsst die von ihm Geliebte. Arcesius stürzt hervor und erwürgt Galba vor Wut. Der Mörder und seine Frau sehen sich eine Weile schockiert an; dann schreit Myrtocle um Hilfe – Arcesius flüchtet. Arsinoe klärt ihre Herrin über die Wahrheit auf; diese verflucht nun Jesus, welcher durch die Heilung ihr Glück zerstört hat. Myrtocle erinnert sich an die lehre des Propheten („Verzichten auf das eigene Glück, um das des Nächsten zu retten“) und blendet sich durch die Sonne selbst. Als Arcesius verängstigt zurückkehrt, erklärt Myrtocle, dass sie niemanden gesehen
    habe und völlig blind sei. Sie kehren in das Haus zurück und Myrtocle lebt weiter an Arcesius Seite für ihn allein.


    NACHSPIEL


    In dem Orchesternachspiel bringt (szenisch) der Hirte das verlorene Lamm auf dem Arm zurück. Die Musik lehnt sich an die der Erzählung Maria Magdalenas an:
    „Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schäflein gefunden, das verloren war.“



    [code=c]2007 Tamino Klassikforum Wien / Autor: Raphael Lübbers

  • Die toten Augen,
    Bühnendichtung in 1 Akt, Vorspiel und Nachspiel
    von Eugen d'Albert.
    Text von Hans Heinz Ewers nach einer Idee von Marc Henry.
    Uraufführung: 5.3.1916 Dresden
    mit Helena Forti • Grete Merrem-Nikisch • Curt Taucher • Friedrich Plaschke • Robert Büssel.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)