Ein glänzender Opernabend gestern im Opernhaus Zürich mit Arabella von Richard Strauss. Es handelte sich um eine Wiederaufnahme der Inszenierung von Götz Friedrich aus dem Jahre 2000. In den Hauptrollen:
Arabella: Renée Fleming
Zdenka: Julia Kleiter
Mandryka: Morten Frank Larsen
Matteo: Johan Weigel
Graf Waldner: Alfred Muff
Adelaide: Cornelia Kallisch
Am Dirigentenpult: Franz Welser-Möst
Für die Rolle des Mandryka war eigentlich Thomas Hampson vorgesehen, der aber erkrankt war. Der eingesprungene Morten Frank Larsen machte seine Sache wacker, ohne stimmlich und darstellerisch ganz an das Niveau der anderen Hauptprotagonisten heranzukommen. Die Rolle ist auch schwer. Insgesamt war die Aufführung aber auf Topniveau. Durchs Band überzeugend agierende Sänger-Schauspieler, eine schlüssige Inszenierung und Spielleitung (Claudia Blersch), und ein differenziert und klangschön musizierendes Orchester. Die Akustik im Opernhaus Zürich ist für Strauss vielleicht etwas gar trocken, was dem von Franz Welser-Most herausgearbeiteten analytisch-transparenten Klangbild sicher förderlich war, andererseits bei den klangschwelgerischen Passagen etwas die Strauss'sche Klangseligkeit vermissen liess.
Der Star des Abend war natürlich Renée Fleming, die die Erwartungen voll erfüllte. Als eine der derzeit gefragtesten Strauss-Heroinen würde man vielleicht erwarten, dass sie durch exaltiertes Auftreten und grosse Gesten die Mitsänger in den Hintergrund singen würde. Dem war aber nicht so. Sie war nahtlos in das Ensemble eingebettet, im Zentrum freilich, aber schliesslich hat sie ja auch die Titelrolle. Schade, dass sie sich offenbar allmählich von der Bühne zurückziehen will (zugunsten ihrer beiden Töchter). Mit ihren knapp 50 Jahren wirkt sie auch als jugendliche Arabella noch glaubhaft. Und stimmlich scheint sie topfit: klangschön, beinahe übergangslos in allen Lagen, öhne Mühe bei den Spitzentönen, voll präsent auch in der Altlage, dort allenfalls mit einem kleinen Timbrewechsel im tiefen Register.
Das andere sängerische Highlight des Abends war Julia Kleiter mit ihrem Rollendebut als Zdenka. Überzeugend, stimmlich und darstellerisch. Von ihr kann man noch einiges erwarten. Im Zürcher Rosenkavalier gibt sie derzeit die Sophie. Habe ich leider noch nicht gesehen. Auch als Pamina wusste sie in der Harnoncourt'schen Zauberflöte zu überzeugen. Wie lange mag das gehen - Mozart und Strauss?
Warum wird eigentlich die Arabella nicht häufiger gespielt? Ist doch eine tolle Oper, musikalisch sicher etwas vom Delikatesten was Strauss komponiert hat. Nur Capriccio ist vielleicht noch sublimer. Fehlen die lyrischen Highlights bei den Aktschlüssen? Wäre das Duett Arabella/Zdenka "Aber der Richtige, wenn's einen gibt für mich" am Schluss der Oper erfolgversprechender gewesen? Man kann sich auch beim Rosenkavalier fragen, ob die Oper ohne die letzten 20 Minuten diesen Erfolg hätte, wo unter Umständen 2 Stunden Langeweile wettgemacht werden. Aber das ist eine andere Diskussion.
Also wieder einmal ein inspirierender Opernabend. Die Aufführung wurde mit 6 Kameras vom Schweizer Fernsehen aufgenommen. Weiss nicht ob für eine Fernsehausstrahlung oder für eine DVD. Leider gibt's nur noch eine weitere Vorstellung, am kommenden Dienstag, 19. Juni.
Spielmann