Jascha Horenstein: Sachwalter von Mahler und Bruckner

  • "[Soviet orchestras] can only be compared with the very best in the USA. The marvelleous thing about the Russian music business is the complete elimination of the profit principle. That's the key to everything. When I was asked in 1933 by the manager of the Leningrad Philharmonic to compile a program I answered jokingly: The best thing would be to bring out five or six living composers: "Hindemith, Krenek, Roussel and so on". Every other manager would have kicked me out. Who would pay for it? But this one answered cooly: "allright"! And the program was carried through."



    Diese Feststellung stammt von dem Dirigenten Jascha Horenstein, getroffen in einem der Interviews, die er in späteren Lebensjahren gegeben hatte. Horenstein gehört zu den wenig bekannten Größen des 20. Jahrhunderts, daher dieser ihm gewidmete Thread.


    Jascha Horenstein kam 1898 in Kiew zur Welt, studierte zunächst in Königsberg, später in Wien bei Frank Schreker und Adolf Busch. Schreker folgte er nach Berlin. An der Berliner Hochschule für Musik studierte Horenstein zusammen mit Ernst Krenek und Alois Haba.


    1922 Debut als Dirigent: Horenstein spielte mit den Wiener Symphoniker Mahlers 1. Sinfonie. Später Assistent von Siegfried Ochs und Wilhelm Furtwängler. 1928 wurde Horenstein GMD der Düsseldorfer Oper. In seiner Düsseldorfer Zeit führte Horenstein bevorzugt moderne Opern auf; Berg’s "Wozzek", UA von Kreneks "Schwergewicht", Janaceks "Totenhaus" oder Strawinskys „Geschichte des Soldaten“.


    1933 wurde Horenstein von den Nazis vertrieben und arbeitete zunächst mit dem Orchestre Symphonique de Paris zusammen, um sich dann seinen geographischen Wurzeln zuzuwenden. Von 1934-1937 arbeitete er mit den Orchestern von Leningrad und Moskau, tourte danach bis zum Ausbruch des WK II durch Australien und Neu Seeland (mit dem Ballet Russe de Monte Carlo). Mit Beginn des WK II übersiedelte Horenstein in die USA, kehrte nach Kriegsende nach Europa zurück, ohne sich fest an ein Orchester zu binden.
    Einige wenige Konzerte gab Horenstein auch in Deutschland, fühlte sich in diesem Land aber merklich unwohl: "…it is clear, that UNDER NO CIRCUMSTANCES can I live in Germany except in a luxury hotel and working as a 'guest' for a week, a month or longer, but only as a guest and not otherwise. Even then my life would be 'monastic' confined to a retreat. The orchestra would be almost a laboratory in which one did one's work and then back to the safety of the hotel."


    1959 begann Horensteins langwährende Zusammenarbeit mit der BBC mit einer spektakulären Aufführung von Mahlers 8. Sinfonie. Als Operndirigent trat Horenstein kaum noch auf, leitete 1950 allerdings die französische Uraufführung des Wozzek, 1964 die amerikanische Uraufführung von Busonis „Dr. Faustus“, dirigierte in Covent Garden 1961 Fidelio und 1973 Parsifal. 11 Tage nach dem Parsifal-Dirigat verstarb Jascha Horenstein.


    Im Gedächtnis dürfte er als Mahler- und Bruckner-Interpret verankert sein. 1927 spielte er erstmals für die Schallplatte Mahlers Kindertotenlieder und Bruckners 7. Sinfonie ein (ein paar Schellacks mehr von ihm gibt es wohl noch). 1952 begann Horensteins Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Label VOX. Dvoraks 9. Sinfonie, Mahlers 9. Sinfonie und Schostakowitschs 5. Sinfonie waren seine ersten Einspielungen. Sie endete 1959 im Zerwürfnis. Später arbeitete Horenstein mit Readers Digest/RCA, zuletzt mit Unicorn.


    Horenstein war ein ausgesprochen integrer Deuter der Werke, die er aufführte. Bevor sich die HIP-Bewegung etablierte, spielte er für VOX Bach’s Brandenburgische Konzerte ein, in original Besetzungsstärke und auf historischen Instrumenten. Und absolut zügigen Tempi. Ein gewisser Nicolaus Harnocourt saß in diesem kleinen Orchester ebenso wie Wolfgang Schneiderhahn.


    Wie Klemperer gehört Horenstein zu den Dirgenten, die Janacek noch persönlich gekannt hatten und ihre Interpretationen im Gespräch mit ihm entwickelten. Die Mono-Einspielungen von Taras Bulba und der Sinfonietta sind mehr als hörenswert, letztere schon der extrem langsamen Tempi wegen. Einen ähnlichen Referenzwert dürfte die Einspielung von Schostakowitschs 5. Sinfonie haben. Horenstein beherrschte ein ungemein breites Spektrum an Werken, widmte sich neben dem traditionellen Repertoire sehr stark zeitgenössischen Komponisten wie Walton, Simpson oder Panufnik.


    Seine discographische Hinterlassenschaft ist allerdings eher schmal und zu einem Gutteil mono. Das mag einige Hörer abschrecken. Sein letzter Konzertmeister und Assistent Joel Lazar ist emsig bemüht, soviel als möglich an Horenstein-Dirigaten zugänglich zu machen. So lassen sich immerhin die meisten Mahler-Sinfonien zusammentragen (es fehlen die Nr. 2, 5 und 10). Die Box mit den Pariser Rundfunkaufnahmen zeigt einen guten Überblick über Horensteins Repertoire, ist klanglich aber nicht eben das Optimum. Bruckner ließe sich mit den Sinfonien 1-9 zusammentragen, wenn die Rundfunkarchive sie herausrücken würden, ein Beethoven-Zyklus wäre fast zusammenzubringen (offensichtlich fehlen die Nr. 2 und 4).


    Klanglich und interpretatorisch bemerkenswert sind die Einspielungen, die Horenstein mit dem Produzenten Charles Gerhard für Readers Digest/RCA gemacht hatte. Das Label Chesky hat sie als CD teilweise wiederveröffentlicht, etwa die Klavierkonzerte Rachmaninows mit Earl Wild, das Violinkonzert Beethovens mit Erich Gruenberg und das Klavierkonzert Schumanns mit Malcolm Frager. Eine umfassende, wenngleich nicht vollständige Discographie Horensteins ist hier im Web hinterlegt.


    Zum Schluß noch einmal Horenstein selbst: "One of the saddest things about leaving this world is not to hear Das Lied von der Erde any more."


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Lieber Thomas,
    ein sehr schönes Porträt dieses Dirigenten, der leider immer noch in Kennerkreisen höher geschätzt wird als von der weniger informierten breiten Masse.


    Es ist ein Jammer, daß Horenstein auch zu Lebzeiten eher ein Geheimtipp war, weshalb es kaum "reguläre" Aufnahmen mit ihm gibt. Das Unicorn-Label spielte damals ein wenig Mahler mit ihm ein und die faszinierendste Aufnahme, die ich von Nielsens "Fünfter Symphonie" kenne. Das meiste sind aber wohl BBC-Bänder - man kann nur auf eine allmähliche sukzessive Veröffentlichung hoffen.


    Horenstein fasziniert mich aber auch durch sein Repertoire: Er war keiner dieser Gourmand-Dirigenten, die glauben, alles herunterpinseln zu müssen, um bei jedem etwas bedeutenderen Komponisten präsent zu sein. Horenstein konzentrierte sich vielmehr auf die Komponisten, die in ihm bestimmte Saiten zum Schwingen brachten. Das waren sicherlich Bruckner (für mich die absolut überwältigendste Deutung der "Neunten", so emotional ist sie auch nicht bei Bernstein, so klug disponiert in der Architektonik auch nicht bei Wand) und Mahler (das "Lied von der Erde" ist absolut unvergleichlich, ich kenne keine berührendere Einspielung).


    Aber Horenstein dirigierte auch einige der emotional aufgeladenen Werke des polnischen Komponisten Andrzej Panufnik - wahrscheinlich fühlte sich Horenstein als Emigrant vor dem Nationalsozialismus dem Emigranten vor dem Kommunismus verwandt. Und Horenstein interessierte sich für die Musik des Engländers Robert Simpson - wohl, weil er sich durch dessen Affinität zu Bruckner angesprochen fühlte.


    Übrigens: Horenstein hat mit Earl Wilde als Solisten die Rachmaninow-Konzerte aufgenommen. Mitunter wird Rachmaninow immer noch als Kitsch denunziert. Wer diese leidenschaftliche, aber auch sehr klare und keineswegs romantisch ausufernde Aufnahme gehört hat, wird möglicherweise umdenken.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Lieber Thomas,
    ein sehr schönes Porträt dieses Dirigenten, der leider immer noch in Kennerkreisen höher geschätzt wird als von der weniger informierten breiten Masse.


    :hello:


    Lieber Edwin,
    ich finde das eigentlich gar nicht so schlimm - es ist jedenfalls erheblich besser als der umgekehrte Fall, in dem ein Dirigent von der wenig informierten breiten Masse überaus geschätzt, ja abgöttisch verehrt wird, während er in Kennerkreisen eher skeptisch beurteilt wird. Beispiele kennen wir da ja einige - :stumm:;)


    Aber Du hast natürlich recht: es ist mehr als bedauerlich, daß die exzellente Künstlerschaft Horensteins in der breiteren Öffentlichkeit eigentlich weitgehend unbekannt ist.


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Aber Horenstein dirigierte auch einige der emotional aufgeladenen Werke des polnischen Komponisten Andrzej Panufnik - wahrscheinlich fühlte sich Horenstein als Emigrant vor dem Nationalsozialismus dem Emigranten vor dem Kommunismus verwandt.


    Vier Stücke von Panufnik hat Horenstein 1970 mit dem London Symphony-Orchestra eingespielt. Emotional aufgeladen, das beschreibt die vier hier versammelten Stücke sehr gut. Es geht um die Heroische Ouvertüre, die Tragische Ouvertüre, das Nocturne und die Autumn Music.


    Das letztgenannte ist das mitreißendste, aufwühlendste und mehr als anrührende Stück. Panufnik komponierte es 1960 für eine Freundin, die nach langer, schwerer Krankheit den Tod gewärtigte. Es war Herbst und sie wusste, daß dies ihr letzter sein würde. Die Musik gibt ein sanftes Spiegeln der Natur wider, die zur Ruhe kommt. Einzelne ruppige Einschübe unterbrechen diese Stimmung. Im Mittelteil drängt sich ein Klavier unerbittlich in die Stille. Eine einzelne Note im untersten Register wird motorisch wiederholt, treibt voran ohne Tempo zuzulegen, wirkt vor allem wie eine Uhr, die abläuft. Der Spuk endet, die Natur kommt wieder zu ihrem Recht, durchweht von Tönen einer Celesta.


    Die Platte ist auch als CD veröffentlicht worden, leider aber wieder vom Markt genommen. Die Preise für die gebrauchte CD bewegen sich bei Amazon marketplace zwischen 70 und 110 EUR.


    Eine bewegende Einspielung eines bewegenden Stückes.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Ich schließe mich Edwin an: die 5. Bruckner gehört für mich zu d e n Aufnahmen des Werkes, ebenso die 7. mit den Berlinern (1928 ).


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Original von Santoliquido
    [I]... The marvelleous thing about the Russian music business is the complete elimination of the profit principle. ...


    Dieses Zitat Jascha Horensteins ist fast so bemerkenswert wie sein discographisches Vermächtnis.


    Wissen wir überhaupt noch, was wir tun?

  • Also, ich muß gestehen, daß ich unlängst eine Aufnahme von Mahlers 9. unter Horenstein bei bbc classics hörte und eigtl. wenig begesietert war.
    Die Tempi waren mir zu breit, v.a. im dritten Satz, der von der dämonsichen Lesart a la Kondrashin weit entfernt war :(


    :hello:
    Wulf


  • Diese Anmerkung von Frank nehme ich zum Anlass, diesesn Thread wiederzubeleben.


    Aufnahmen mit den Düsseldorfern sind wohl nie entstanden. Die ganz wenigen Vorkriegs-Plattenaufnahmen von Jascha Horenstein sind mit den Berliner Philharmonikern eingespielt worden ("Kindertotenlieder" und Bruckners 7.) Diese beiden Einspielungen sind auch heute noch ganz gut greifbar. Ein Kuriosum ist mir letztens in die Hände gefallen: Horenstein dirigiert "Hatikvah", die israelische Nationalhymne, eine Schellackplatte.


    Bei Horensteins Diskographie muss man zwischen den Aufnahmen unterscheiden, die Horenstein für die Schallplatte aufgenommen hat und solchen, die posthum aus Rundfunkarchiven zugänglich gemacht wurden (bis hin zu einer technisch unbefriedigenden, musikalisch hingegen sehr ansprechenden "Parsifal"-GA).


    In die Nachkriegs-Plattenkarriere von Horenstein fällt das Aufkommen der stereo-Technik. Wie bei anderen hat das auch bei Horenstein dazu geführt, ältere mono-Aufnahmen in stereo zu wiederholen. Das betrifft lt. meiner Erinnerung allerdings lediglich die 3. Beethovensinfonie und Dvorak's Nr. 9 (5). Tatsächlich klingen hier die stereo-Versionen ein wenig lustlos im Vergleich zu den früheren Einspielungen. Neben diesen kann ein früher-/später-Vergleich bei Bruckners 8. und 9. Sinfonie angestellt werden sowie bei Mahler und der 9. Sinfonie. Diese drei sind auch studio-/live-Vergleiche. Und da ziehe ich bei Bruckner trotz aller technischen Schwächen die späteren Mitschnitte vor.


    Die BBC setzt ihre Reihe von Horenstein-Veröffentlichungen ja munter fort. Das lässt mich hoffen, daß in diesem Zusammenhang Horensteins Busoni-Dirigate wieder zugänglich gemacht werden. Das Busoni-Centenary-Concert dürft drei CD's füllen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Es wird Zeit, einmal wieder auf Jascha Horenstein aufmerksam zu machen. Ich tue das mit zwei Anmerkungen / Ausführungen von Misha Horenstein vom heutigen Tage, beide in einer Horenstein-Fan-Gruppe nachzulesen.


    Der erste betrifft einen Fehler in meinem Eröffnungsbeitrag:


    Zitat

    Original von Misha Horenstein
    Bravo, nice article Thomas, my German is not so good but I managed to read it. There was one mistake however. The solo violinist in the Brandenburgs is the brother Walter, not Wolfgang Schneiderhan


    Danke, das Kompliment freut, und die Richtigstellung schließt eine Kenntnislücke.


    Sodann hat Misha von Horenstein-Konzerten berichtet, in denen er persönlich zugegen war und die nunmehr (fast alle) als BBC-Veröffentlichungen verfügbar sind.


    Zitat

    Original von Misha Horenstein
    Horenstein's Bruckner was magical, I was present at concerts of nos. 3, 5, 6, 8, 9 in London which are now on CD (except for 6). You felt the vast spaces unfolding like an epic story, cathedrals of sound contrasted with the most delicate and danceable trios and ländlers. Because of H's use of a very wide dynamic range you sometimes had to strain your ears to hear what was going on, at other times it was so loud you could only laugh in disbelief. Crescendos and decrescendos were breathtaking, you held your breath during transition sections not daring to even breathe. Robert Simpson said Horenstein had mastered the art of making the listener wait, and this was especially true in Bruckner.


    Tatsächlich liegt mir auch die Nr. 6 vor, wenngleich in recht trauriger Tonqualität. Bei den Veröffentlichungen der Aufnahmen hat man offensichtlich mit dem Problem zu kämpfen, dass die BBC viele der alten Bänder gelöscht hat (ähnlich schändlich sind auch der ORf, SWF und WDR - um ein paar mir bekannt zu nennen - verfahren).


    Dessenungeachtet bestätige ich jedes Wort von Misha, der perfekt das Fasziosum der Horenstein-Aufnahmen beschreibt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Lieber Thomas :


    ganz herzlichen Dank , dass Du Deine Ausführungen mit solch einer
    Intensität wieder aufgenommen hast .


    Jascha Horensteins mannigfach durch äussere negative Faktoren beeinflusste und auch jäh unterbrochene Karriere ist , soweit die derzeit absehbar ist , auf doch einigen Aufnahmen von so grosser nachschöpfender Meisterschaft dokumentiert , dass es mir persönlich nicht so wichtig ist , ob die Klanbgqualität dem heutigen Standart entspricht .


    Die oben angesprochenen Aufnahmen der vier Klavierkonzerte von Sergey Rachmaninoff , lange Zeit in Deutschland nicht vollständig erhalten , werden sehr unterschiedlich bezüglich der Leistungen von Erld Wild beuerteilt ( dazu die Ausführungen von "piano-wizard auf dessen website ; er dürfte derzeit die umfassenste Sammlung der "Rach-Konzerte" besitzen ) . Horenstein stehjt zu Wild in einer wegen seiner straffen Orchsterführung in einem akustisch wie interpretatorisch angenehmen Gegensatz .


    Wer einmal Zeit hat in London , dort längere Zeit hat , um die British Library zu besuchen , der sollte dies tun , um die sauber archivierten Aufnahmen ausschnittsweise anzuhören .


    Dass Jascha Horenstein trotz seiner internationalen Bemühungen etwa um die Oper "Wozzeck" so in Deutschland ( fast ) in Vergessenheit geraten ist , ist nie aus seiner künstlerischer Bedeutung zu erklären , sondern aus der Art , wie "man" mit
    Horenstein verfahren ist , aber nicht nur mit ihm .



    Die bei BBC Legends erschienen Todokumente dürften weit mehr sein als ein Anreiz , sich mit einem der Grossen Dirigenten des 20. Jahrhunderts , die das Musikleben in Deutschland sicherlich weit intensiver geprägt hätten ohne seine Vertreibung ins Ausland in den 1930er Jahren .


    Dass die Landeshauptstadt Düsseldorf bis heute einer ihrer grössten Künstlerpersönlichkeiten keine angemssene Würdigung hat zukommen lassen - gleich unter welcher Stadtverwaltung - ist beschämend .



    Dir daher um so mehr Dank für Deine Bemühungen .


    Beste Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Thomas :



    Horenstein gehörte auch zu den s e h r hörenswerten Interpreten der vier Symphonien von JOHANNES BRAHMS .


    Dies als kleine Ergänzung .



    Beste Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Horenstein ist einer jener Dirigenten, von denen ich wahrscheinlich viel zu wenig kenne.


    Die einzige CD, die ich wissentlich mit ihm als Dirigenten besitze, ist folgende:



    Sie entstand, wie bereits von Thomas im Eröffnungsbeitrag erwähnt, aus 1928 und sei jedem ans Herz gelegt, der Bruckners 7. schätzt.


    Bruckner klingt bei Horenstein erheblich "moderner" als bei vielen zeitgenössischen Dirigenten. Ich hatte mich etwas ausführlicher zu der Aufnahme im Anton Bruckner: Sinfonie Nr 7 in E-dur - die Einzige -Thread geäußert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Jascha Horenstein war in meiner CD-Sammlung bis vor kurzem nur durch die Schottische Fantasie für Violine und Orchester op. 46 von Max Bruch präsent, die er mit David Oistrach und dem London Symphony Orchestra für Decca eingespielt hat. Ein Horenstein-begeisterter Freund hat mich mit einigen auf CD-R kopierten Aufnahmen "angefixt" und ich wurde neugierig. Zumal Thomas Pape sich so engagiert für Horenstein einsetzt und auch die Amazon-Kundenrezensionen (insbesondere in Großbritannien) überschwänglich sind.


    Mein erstes Horenstein-Hörerlebnis war ein Volltreffer: Brahms' "Tragische Ouvertüre" mit dem Nationalen Rundfunkorchester Frankreichs, auf dieser 9 CD-Box veröffentlicht:

    Welch ein Dirigat! Ich hätte schwören können, dass ich gerade Furtwängler höre! Und wenn ich beinharter Furtwängler-Fan das sage, ist klar, dass ein solcher Dirigent ab sofort meine Beachtung findet. Ich habe neben besagter 9 CD-Box inzwischen eine Reihe weiterer Horenstein-Aufnahmen zusammengetragen, u.a. die 3. und 5. Bruckner sowie die 3. und 7. Mahler. Ich höre mich gerade durch diese inzwischen etwa 14 bis 15 CDs durch: und beginne, um ehrlich zu sein, bei Bruckners 5. Sinfonie, bei Strawinskys "Feuervogel"-Suite und bei Bartóks Konzert für Orchester zu zweifeln. Was ist denn das für ein lausiges Orchesterspiel? Bei der Aufnahme der 5. Sinfonie von Bruckner mit dem BBC Symphony Orchestra vom 15.10.1971 kann man diese ganzen verpatzten Bläsereinsätze und diese verwackelten Streicherpassagen ja kaum noch ertragen. Ich erkenne durchaus, dass ein Dirigent vor dem Orchester stand, der großartige Absichten hatte. Horenstein war sicherlich ein Genie. Nur welche Musiker hat man denn vor seine Nase gesetzt? Bläser, die nicht einen einzigen Ton sauber ansetzen können? Bei Bartók und Strawinsky bessert sich das Bild nicht wirklich. Im Gegenteil. Und so frage ich: habe ich jetzt zielsicher die "falschen" Horenstein-Aufnahmen herausgesucht, in denen zufälligerweise nun mal leider orchestral manches jämmerlich war? Oder ist das immer so bei Horenstein? War ihm vielleicht präzises Orchesterspiel gar nicht wichtig?

  • Lieber Swjatoslaw, das ist wohl die Crux mit den alten Live-Mitschnitte, die eigentlich nie zur Veröffentlichung bestimmt waren. Horenstein selbst war in seinen späten Jahren in dieser Hinsicht recht penibel. In Stockholm exoistiert eine Aufnahme von Mahler 5, von der er verfügt hat, dass die nie veröffentlicht werden dürfe. Der Fan freut sich natürlich über die vielen Veröffentlichungen, die teilweise übrigens in unterschiedlicher technischer Qualität vorliegen (so jedenfalls sein Neffe).


    Studioaufnahmen entstanden für das Label VOX, zumeist mono. Eine Reihe nahezu audiophiler Einspielungen wurde für Readers Digest/RCA gemacht. Hier etwa das Violinkonzert von Beethoven, Schumann's Klavierkonzert oder die Klavierkonzerte von Rachmaninov. In seinen letzten Jahren nahm Horenstein für Unicorn auf. Auch diese Platten sind technisch exzellent. Diese Studioaufnahmen sind teilweise als CD verfügbar. Als Tipp: nicht bei amazon.de, sonder bei amazon.com suchen.


    Für die live-Mitschnitte gilt das allerdings zumeist nicht. Bei der Veröffentlichung des KK 5 von van Beethoven mit John Ogdon hat die BBC wohl die technisch schwächste der vorliegenden Mitschnitte veröffentlicht (dies als vorauseilende Warnung). Von den live-CD's sind die für mich stärksten, emotionalsten und aufwühlendsten Aufnahmen die Mitschnitte von Bruckner 8 und 9.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    Lieber Swjatoslaw, das ist wohl die Crux mit den alten Live-Mitschnitte, die eigentlich nie zur Veröffentlichung bestimmt waren. Horenstein selbst war in seinen späten Jahren in dieser Hinsicht recht penibel. In Stockholm exoistiert eine Aufnahme von Mahler 5, von der er verfügt hat, dass die nie veröffentlicht werden dürfe.


    Ja, das stimmt natürlich. Alle von mir gestern genannten Beispiele sind Aufnahmen mit Rundfunkorchestern (BBC Symphony Orchestra, National Radio Orchestra), so dass vermutet werden kann, dass die Konzerte live im Rundfunk übertragen bzw. kurz danach gesendet wurden. Und dann existieren natürlich private Mitschnitte der Sendung bei Musikliebhabern sowie der Mitschnitt des Senders in dessen Archiv. Wenn man 40 oder 50 Jahre später solche Mitschnitte veröffentlicht, kann es durchaus angehen, dass der Dirigent sich zu Lebzeiten mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hätte.


    Ich nehme Deine Hinweise auf Bruckner Nr. 8 und 9 dankbar auf. Und bin schon gespannt auf Mahler Nr. 7 (in diese Aufnahme, die Du mal in einem anderen Thread empfohlen hattest, habe ich noch nicht hineingehört).

  • Und ich weiß, ich störe die Andacht!
    Die Ernüchterung ob der schlechten Orchesterleistung, die Swiatoslav beschreibt, ist mir auch passiert.
    Ich habe etliche Aufnahmen mit Horenstein in den Regalen stehen und höre manche manchmal, stelle aber immer wieder fest, was für einem Irrtum ich seinerzeit aufgesessen bin.


    Wie Hurwitz in Classics Today mehrfach schreibt, obwohl er manchmal etwas zu drastisch wird, es gibt eigentlich keine einzige Aufnahme Horensteins von Mahler, Bruckner oder Beethoven, die heute noch unter professionellen Gesichtspunkten konkurrenzfähig wäre.


    In einem Rundfunk-Dokument von Dietmar Holland über Mahlers 7. werden auch die Schwächen seiner Interpretation offen gelegt. Ich bin also nicht ganz allein :D


    Schlechtes Orchesterspiel, steife und verschleppte Tempi (Mahler 7 und LvdE) ergeben Aufführungen, die heute in Kassel oder Kiel in jedem Abonnementskonzert übertroffen werden.


    Horenstein ist ne Angelegenheit für Fans.
    Die lieben ihn, die sammeln ihn, die propagieren ihn. Und finden die eine oder andere Perle.


    Aber ihn ernsthaft mit Mahlerdirigenten der ersten Stunden mit Walter, Klemperer, Mengelberg oder Stokowski und Mitropoulos zu vergleichen, das kommt mir nur schwer in den Sinn.


    Noch was:

    Zitat

    Welch ein Dirigat! Ich hätte schwören können, dass ich gerade Furtwängler höre!


    Das kann nicht sein, Horenstein konnte Fus plötzliche Tempowechsel nun ganz und gar nicht!


    Er ist wie Herr Turtur aus Jim Knopf. Ein Scheinriese!
    Von Ferne ein Riese, aus der Nähe betrachtet ein gewöhnlicher Mensch.


    Gruß S.


    So, und nun halte ich zu Horenstein die Klappe.

  • Zitat

    Original von s.bummer
    So, und nun halte ich zu Horenstein die Klappe.


    Musst Du nicht, s. Wie gesagt: ich habe einen Freund, der schwört auf Horenstein, und er hat mich überhaupt erst auf die Idee gebracht, in dieser Richtung zu forschen. Und er hat es geschafft, mich mit der "Tragischen Ouvertüre" für diesen Dirigenten einzunehmen, weil das für mich - ob der Intensität des Musizierens, ob der geradezu wahnwitzigen rhythmischen Betonungen - sehr stark in Richtung Furtwängler ging. Meine weiteren Hörexperimente in Richtung Horenstein (insbesondere die - mit Verlaub - nicht gerade begeisternde 5. Sinfonie von Bruckner) ließen mich dann doch eher ratlos zurück. Ich bin also im Moment dabei, mich in puncto Horenstein zu finden. Und wenn Du bereits eine fest gefügte Meinung zu ihm hast, brauchst Du Dich hier aus diesem Thread nicht zurückzuziehen.

  • David Hurwitz (classicstoday.com) ist leider von starken Vorurteilen gegenüber Dirigenten wie John Barbirolli, Klaus Tennstedt und eben auch Jascha Horenstein geprägt. Deshalb sind dessen Aussagen und Urteile über diese Dirigenten mit absoluter Vorsicht zu geniessen.


    Und es gibt eben doch "absolute" Mahler-Referenzaufnahmen mit Jascha Horenstein:


    SINFONIE NR. 3
    Norma Procter, London Symphony Orchestra & Chorus
    Unicorn-Khanchana, 2 CDs
    -die für mich interpretatorisch und gerade auch orchestertechnisch beste Aufnahme dieser Sinfonie. Man zeige mir eine Aufnahme, in der der erste Satz grandioser, tiefgründiger und überwältigender rüberkommt. Gerade auch das Schlagwerk ist perfekt eingefangen und spielt hyperpräzise und präsent. SO soll es sein. Welcher Dirigent kann da mithalten? Keiner.-


    SINFONIE NR. 4
    Margaret Price, London Philharmonic Orchestra
    EMI, 1 CD
    -auch hier wird auf unvergleichliche Art und Weise musiziert. Horenstein hat dieses Werk verinnerlicht und durchlebt es regelrecht. Eine Aufnahme voller Wärme, Tiefe und Wahrhaftigkeit. Über Margaret Price und ihre einmalige Stimme muss ich hier wohl keine Worte mehr verlieren.-



    Agon

  • Wie das so ist, mit den Fans: S. ist einer von Klemp. Und lässt auch auf den nur wenig kommen. Was sich bei ihm negativ liest, hat ja insofern sachliche Substanz, als es tatsächlich so ist, dass bestimmte Musiker -so sie kein Allerweltsgeplätscher pflegen- eine bestimmte Klientel ansprechen und eine andere kalt lassen. Das Argument allerdings,


    Zitat

    es gibt eigentlich keine einzige Aufnahme Horensteins von Mahler, Bruckner oder Beethoven, die heute noch unter professionellen Gesichtspunkten konkurrenzfähig wäre.


    triffte igentlich so ziemlich alle der Alten. Heutige Orchester spielen allesamt perfekter, desgleichen Pianisten, Geiger etc. Technisch/handwerklich jedenfalls.


    Die Aufnahmetechnik ist um Lichtjahre von der der Alten -inkl. Karajan- entfernt, und doch fällt mir immer wieder ein Auspruch Rubinsteins ein. Der alte Mann war in seiner Sehkraft bereits extrem eingeschränkt und konnte kaum mehr lesen. Also entdeckte er die Tonkonserve für sich und hörte sich an, was vor allem die jungen Musiker so spielten. Und gab in einem Interview zum besten: "Ich höre Musiker, die spielen perfekt. Die spielen besser, als ich es jemals könnte, und ich kann mir nicht vorstellen, dass man überhaupt besser spielen kann. Ich frage mich nur: wann fangen die an, Musik zu machen?"


    Aus heutiger Sicht gibt es überhaupt keinen Grund, sich das Orgelspiel von Albert Schweitzer anzuhören. Brächte es nicht doch hie und da eine Saite zum Schwingen.


    Ähnlich Horenstein. Anders als Klemp war der nie ein mainstreamfähiger Star. Um nicht falsch verstanden zu werden: Klemp war nie Mainstream, aber in diese Richtung zu vermitteln. Horenstein, so scheint es, wäre wohl eher ein Künstler für Label wie Eterna, Melodija oder Supraphon gewesen, aus ideologischer Sicht jedenfalls.


    Reden wir also nicht von der Präzison der Tonaufzeichnungen. Die RCA/Readers Digest-Aufnahmen, lieber S. , haben durchaus audiophilen Bestand, hier etwa das Beethoben-Violinkonzert mit Grünberg und das Schumann-Klavierkonzert mit Frager, wiederveröffentlicht bei Chesky. Die VOX-Studioaufnahmen sind technischer Standard der 1950er Jahre. Beethoven Nr 9 ist für mich bis heute trotz einiger Schmisse zu Beginn de 4. Satzes Referenz, Dvoraks "Neue Wellt" -die mono-Aufnahme- begeisternd, Schostkowitschs 5. Sinfonie unter Horenstein hat mich an Schostakowitsch herangeführt., Janacecks Sinfonietta ist in der Horenstein VOX-Aufnahme eine höchst interessante Lesart -schon des extrem langsamen Tempos im letzten Satz wegen (hier würde mich die Sicht von Klemp interessieren, der Janacack auch noch gekannt hat).


    Zitat

    Aber ihn ernsthaft mit Mahlerdirigenten der ersten Stunden mit Walter, Klemperer, Mengelberg oder Stokowski und Mitropoulos zu vergleichen, das kommt mir nur schwer in den Sinn.


    Natürlich ist Horenstein ein Mahler-Dirgent gewesen. Sein erstes Konzert in Wien galt Mahler 1, seine erste Plattenaufnahme war die Ersteinspielung der Kindertotenlieder und VOX hat ihn tatsächlich engagiert, weil die einen kompetenten Mahledirigenten haben wollten (Mahler-Aufnahmen für VOX: Nr 1, Nr. 9 Kindertotenlieder und Lieder eines fahrenden Gesellen).


    S. Bummers Anmerkungen stellen richtig, dass es -anders, als gerne kolportiert wird- immer eine Mahlerrezeption gegeben hat. Klemps eigene Sinfonie Nr. 2 -ich habe sie von ihm selbst dirigiert als LP- klingt übrigens so, als wäre sie von Mahler.


    Im diesem Reigen der Mahlerdirigenten nimmt Horesntein allerdings einen wichtigen Platz ein (den vergessnen Charles Adler erwähne ich auch noch gerne).


    Die Mär mit den Mahler-Dirigenten entstand wohl zu der Zeit, als die LP aufkam, und die einzelnen Label begannen, ihr Programm abzustecken. Die Majors machte weiter wie bisher, neuere Label wie etwa VOX versuchten, mit unbekannterem Repertoire zu punkten. Unbekannt war die Musik der ersten drei Horenstein-Platten für VOX: Schostakowitsch 5, Mahler 9 und Dvorak 5 (9).


    Klemp spielte ungefähr zur selben Zeit Bruckner 4 für VOX ein. Und noch einiges Anderes für dieses fabelhafte Label.


    Wer heute Horenstein hört, muss sich darüber im Klaren sein: außer in der Zeit bei Reader Digest hat er nie Aufnahmen für Label gemacht, die viel Geld für Proben übrig hatten. Selbst DECCA hat in den 1950ern böse Spielfehler stehen lassen und unkorrigiert veröffentlicht, siehe die Aufnahme des Cello-Konzertes von Dvorak mit Zara Nelsova. Klopper dieser Art kommen bei den Horesntein-Platten zwar nicht vor; Unsauberkeiten sind indes verschiedentlich nachhörbar.


    Ich finde das nicht dramatisch. Wenn nun jeman Panik haben sollte vor den live-Aufnahmen: im Studio hat Horenstein von Mahler die Sinfonien 1, 3, 4 und 9 eingespielt, bei Bruckner sind es die Sinfonien 8 und 9.


    Und, lieber S.: dass Horenstein teilweise wie Furtwängler klingt ist so unverständlich nicht: in Berlin war Horenstein Assistent von Furtwängler.


    Ansonsten, lieber S., bitte nicht die Klappe halten. Wir stehen hier nicht vorm Karajan-Altar und ersticken auch nicht in Weihrauch. Hier wird ein faszinierender Dirigent vorgestellt. Ablehnde Meinungen sind hier willkommener -wenn sie denn begründet sind- als ein hunderfaches "j'adore, j'adore, j'adore, j'adore". Das hätte Jascha Horenstein wirklich nicht verdient.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Wie das so ist, wenn man lange fürs Niederschrieben braucht: gerade lese ich Agons Anmerkungen, denen ich nichts hinzufügen kann. Meine persönlichen Anmerkungen zu Hurwitz habe ich hier schon an anderer Dtelle gemacht; sie decken sich mit der Einschätzung Agons. Weiterhin also spannendes Entdecken.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:


    BTW: Freut mich sehr, dass hier munter und kontrovers über Horenstein dikutiert wird. Nur weiter so. Beim Eröffnen des Threads hatte ich nicht gedacht, daß einse solche Diskussion zustande kommen würde.

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    (...) und doch fällt mir immer wieder ein Ausspruch Rubinsteins ein. Der alte Mann war in seiner Sehkraft bereits extrem eingeschränkt und konnte kaum mehr lesen. Also entdeckte er die Tonkonserve für sich und hörte sich an, was vor allem die jungen Musiker so spielten. Und gab in einem Interview zum besten: "Ich höre Musiker, die spielen perfekt. Die spielen besser, als ich es jemals könnte, und ich kann mir nicht vorstellen, dass man überhaupt besser spielen kann. Ich frage mich nur: wann fangen die an, Musik zu machen?"


    Das ist ein gutes Zitat (ich kannte es noch nicht). Das beschreibt in etwa auch meine Haltung zu jungen Pianisten. In diesem Zusammenhang könnte man vielleicht auch Vladimir Horowitz erwähnen, der über junge Pianisten (seinen engen Freund Murray Perahia ausdrücklich ausgenommen) einmal sagte, dass diese eher Schreibmaschine als Klavier spielten. Das aber außergewöhnlich perfekt.


    Zitat

    Original von Thomas Pape
    Und, lieber S.: dass Horenstein teilweise wie Furtwängler klingt ist so unverständlich nicht: in Berlin war Horenstein Assistent von Furtwängler.


    Dass Horenstein in den 20er Jahren bei Furtwängler in der Lehre war, hört man überdeutlich.


    Zitat

    Original von Thomas Pape
    Ansonsten, lieber S., bitte nicht die Klappe halten. Wir stehen hier nicht vorm Karajan-Altar und ersticken auch nicht in Weihrauch. Hier wird ein faszinierender Dirigent vorgestellt. Ablehnde Meinungen sind hier willkommener -wenn sie denn begründet sind- als ein hunderfaches "j'adore, j'adore, j'adore, j'adore". Das hätte Jascha Horenstein wirklich nicht verdient.


    Sehe ich ebenso.


    Zitat

    Original von Agon
    SINFONIE NR. 3
    Norma Procter, London Symphony Orchestra & Chorus
    Unicorn-Khanchana, 2 CDs
    -die für mich interpretatorisch und gerade auch orchestertechnisch beste Aufnahme dieser Sinfonie. Man zeige mir eine Aufnahme, in der der erste Satz grandioser, tiefgründiger und überwältigender rüberkommt. Gerade auch das Schlagwerk ist perfekt eingefangen und spielt hyperpräzise und präsent. SO soll es sein. Welcher Dirigent kann da mithalten? Keiner.-


    Wie froh bin ich, dass ich mir just diese Horenstein-Aufnahme gerade gekauft habe. Das verspricht also ein echtes Hörfest zu werden!

  • Auf diese Dritte Mahler kannst Du Dich auch wirklich freuen, Swjatoslaw, sie ist einfach überwältigend. Ich finde sie einfach nur exemplarisch. Nach dem Finalsatz bin ich immer so tief bewegt und aufgewühlt und begeistert angesichts der Wirkung dieser Aufnahme, dass ich es kaum fassen kann. Thomas ist vollkommen zu Recht ein großer Horenstein-Fan. Dieser Dirigent ist einfach eine Ausnahmeerscheinung, gerade auch weil er so lebendig und unorthodox dirigierte. Diese Unvollkommenheiten bei den Live-Aufnahmen machen Ihn für mich nur noch interessanter...
    Schade, dass diese Dritte gerade in Deutschland so gut wie unbekannt ist.
    Es gibt sie übrigens auch in einer absolut unscheinbaren Box von Brilliant Classics, wo auch viele andere gute Mahler-Aufnahmen enthalten sind (u.a. mit Vaclav Neumann!).



    Es grüßt herzlich


    Agon

  • Ich höre gleich die 4. Mahler, die Horenstein 1970 mit dem London Philharmonic Orchestra und Dame Margret Price aufgenommen hat. Ich meine, ich hätte sie beim Erwerb der Kassette schon einmal gehört, aber es kann auch sein, dass es die 4. von einer der anderen drei Mahler-Gesamtaufnahmen war, die ich diesen Sommer erworben habe. Aber die o.a. Aufnahme ist in dieser Kassette:



    Ich hoffe, dass mir ein genauso schönes Hörerlebnis bevorsteht wie Swjatoslaw mit der 3. Sinfonie.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Wie das so ist, mit den Fans: S. ist einer von Klemp. Und lässt auch auf den nur wenig kommen.

    Genau so ist es nicht. Ich bin kein kritikloser Fan von Klemp, nur einer, der ihn sammelt und Aufnahmen hortet. Aber beileibe nicht alle. Und ich finde bei weitem nicht alles von ihm gut. Das geht auch aus meinen Beiträgen hervor. (Beispiele. Quasi alles nach 1967 mit wenigen Ausnahmen und vieles mehr, das aus der "Hosentasche" aufgeführt wurde.) Einen solchen Schuh ziehe ich mir nicht an. Dass ich viel über ihn weiß, bedeutet eben nicht, dass ich alles gut finde.
    Ich würde beispielsweise bei Beethoven nie(Ausnahme VK mit Szeryng) auf die Idee kommen, einem Interessierten Klemp vorzuspielen. Erst in 2. oder 3. Reihe aber aus historischen Gesichtspunkten.
    Bei Beethoven laufen aktuell bei Järvi und Konsorten und eben nicht im historischen Programm. Auch wenn ich es oft propagiere.


    Die kritische Distanz zum Gegenstand ist eben immer wesentlich.
    Dass beispielsweise der sehr geschätzte Kollege Swiatoslaw bei Furtwängler und Richter diese unterschritten hat und deshalb eigentlich dort nicht mehr diskursfähig ist, dürfte er selbst wissen. Dafür ist er aber auch eine Auskunftsdatei für alle Fälle.
    Bei Horenstein geht es einigen hier genauso, wie auch manchen manchmal bei Solti, Bernstein oder Karajan. Von den hartnäckigen Sinopoli Fans ganz zu schweigen. Und Alfred mit Kuddl Böhm! Aber das ist eben Wien :D


    Dagegen nochmals Horenstein:
    Wer sich, so wie ich, die 3. Mahlers (leider ist im Orkus der IT meine Besprechung der 3. verschwunden, deshalb knapp neu (Motto. Wer Daten regelmäßig sichert, ist ein Feigling!)) mit Horenstein anhören muss, stellt fest, dass diese Aufnahme qualitativ völlig unausgewogen ist.
    Für mich sind die von AGON beschriebenen Schlagwerkzeuge sehr prägnant zu hören. Aber viel zu viel wird im 1. Satz, wie ich sagen würde, "verdrömelt.
    Große Momente werden groß ausgeführt und dann passiert nix mehr. Dadurch geht der große Zug verloren. Vergleiche Levine, Haitink, Neumann.
    Das geht so durch die gesamte Sinfonie. Das Posthornsolo habe ich schon besser gehört, die Sängerin im 4. Satz geht gar nicht, der Chor ist so lala. Der 6. Satz ist gut, entschädigt aber nicht.
    Nee Leute!
    Ne gute dritte von Mahler gibt es seit 1976 bei Jimmy Levine oder immer wieder gerne bei Haitink. Vor allem aber Vaclav Neumann, der für mich die scheinbar naive Stimmung so herrlich trifft, dass ich völlig begeistert bin.
    Die Aufnahme von Horenstein ist nur so lala. Ich führe das vor allem darauf zurück, dass dieser Aufnahme die "böhmischen Wurzeln abgehackt" wurden. Und, da hat Hurwitz leider recht, hat Horenstein kein Gefühl für leichte, lockere Tempowechsel. Daher legt sich ein Grauschleier über das Werk, das besonders grüblerischen Deutschen vielleicht als besonderes Qualitätsmerkmal dient.


    Gruß S.

  • Die kritische Distanz zum Gegenstand ist eben immer wesentlich.
    Dass beispielsweise der sehr geschätzte Kollege Swiatoslaw bei Furtwängler und Richter diese unterschritten hat und deshalb eigentlich dort nicht mehr diskursfähig ist, dürfte er selbst wissen. Dafür ist er aber auch eine Auskunftsdatei für alle Fälle.


    :thumbsup:
    Das ist eine gute Beschreibung von mir, mit der ich absolut einverstanden bin, lieber s. *lach*


    Furtwängler und Richter sind allerdings auch die einzigen, bei denen ich wirklich alles, was sie gemacht haben, gut finde (mit Ausnahme von Furtwänglers Wagner-Aufnahmen, denn Wagner mag ich nun mal generell nicht - egal, von wem auch immer dirigiert). Ein Fan zu sein, finde ich beileibe nicht schlimm: Deine Klemperer-Bewunderung ist mir sympathisch. Ebenso wie Thomas Papes Horenstein-Bewunderung oder Alfred Schmidts Karl Böhm-Wertschätzung oder Frank Georg Bechynas Weissenberg-Vorliebe. Das finde ich ganz normal.

  • Ich möchte gern zum Thema "Jascha Horenstein als Sachwalter von Mahler und Bruckner" zurückkehren. Die Aufnahme der 7. Sinfonie von Mahler mit dem New Philharmonia Orchestra London (Klemperers Orchester!)

    wird gemeinhin hochgelobt. Auch hier bei Tamino (s.bummer ausgenommen). Näheres unter
    Gustav Mahler: 7. Sinfonie e-Moll – Lied der Nacht
    Da ich mich zur Zeit sehr mit Mahlers Siebter befasse, habe ich mir nun mehrmals Horensteins Version angehört. Und ich hoffe, mir nicht allzu sehr den Zorn der Board-Prominenz zuzuziehen, wenn ich sage, dass ich all das, was ich bei anderen Horenstein-Live-Mitschnitten (Brahms' Tragische Ouvertüre ausdrücklich ausgenommen!!!) festgestellt habe, auch hier wieder schmerzlichst bemerke: was ist denn das für ein jämmerliches Orchesterspiel??? s.bummer hat in dem vorliegenden Thread Folgendes angemerkt: "Schlechtes Orchesterspiel, steife und verschleppte Tempi ergeben Aufführungen, die heute in Kassel oder Kiel in jedem Abonnementskonzert übertroffen werden" sowie (im Thread über die 7. Mahler-Sinfonie) "Das wäre nicht so arg schlimm, wenn nicht in Zeiten heutiger Orchesterkultur auffiele, dass es für mich so wirkt, als sei Horenstein nicht mehr Herr der Details, sprich, er das Orchester nicht mehr zu kontrollieren schien. Nur die große Linie vorgeben und zu hoffen, dass man damit durchkommt, das reicht dann nicht mehr. Ich habe auch in der Eroica mit Horenstein (195x), eine steif lederne Aufnahme übrigens, im letzten Satz den Eindruck, dass da munter gepfuscht wird. Allerdings ist das Orchester auch extrem mies drauf. Und Mahler 6 aus Stockholm ist ähnlich, in Mahler 9 mit dem American Symphony Orchestra geht das Rondo komplett baden, das alles deutet darauf hin, dass Horenstein zumindest in den seinen letzten Jahren nicht mehr dem Orchester vermitteln und daher umsetzen konnte, was er wollte."


    Meine persönliche Geschichte mit Horenstein ist, dass mein erstes Hörerlebnis mit ihm ein Volltreffer war (besagte Tragische Ouvertüre). Danach traf ich allerdings auf keine wirklich überzeugende Aufnahme mehr. Im Falle der 7. Sinfonie ärgere ich mich über Bläser, die nach Herzenslust drauflos patzen (man höre sich als eines von hunderten Beispielen den 5. Satz der 7. Sinfonie bei 00:17 min an), und Streicher, die munter daneben greifen (man höre sich z.B. im zweiten Satz die Stelle bei 03:41/03:42 min. an).

    Einmal editiert, zuletzt von Swjatoslaw ()

  • Wer heute Horenstein hört, muss sich darüber im Klaren sein: außer in der Zeit bei Reader Digest hat er nie Aufnahmen für Label gemacht, die viel Geld für Proben übrig hatten. Selbst DECCA hat in den 1950ern böse Spielfehler stehen lassen und unkorrigiert veröffentlicht, siehe die Aufnahme des Cello-Konzertes von Dvorak mit Zara Nelsova. Klopper dieser Art kommen bei den Horesntein-Platten zwar nicht vor; Unsauberkeiten sind indes verschiedentlich nachhörbar.


    Ich finde das nicht dramatisch. Wenn nun jemand Panik haben sollte vor den live-Aufnahmen: im Studio hat Horenstein von Mahler die Sinfonien 1, 3, 4 und 9 eingespielt, bei Bruckner sind es die Sinfonien 8 und 9.


    Es ist wirklich unglaublich: weil ich meine harsche Kritik am Live-Mitschnitt der Siebten nicht einfach so im Raum stehen lassen wollte, habe ich mir nun mal die im Juli 1970 entstandene Studioaufnahme der Dritten mit dem London Symphony Orchestra angehört



    Und befinde ich mich in einer anderen Welt: das Orchester spielt absolut perfekt, die Interpretation ist berauschend, die Klangqualität (obwohl noch nicht einmal ein Jahr nach der Siebten, die im August 1969 mitgeschnitten wurde, aufgenommen) exzellent. Vor allem ist es geradezu sagenhaft, was Horenstein hier an Interpretation abliefert, da hattest Du absolut Recht, lieber Agon.


    Mein Fazit: man muss bei Horenstein wohl zunächst deutlich zwischen Studio- und Live-Aufnahmen differenzieren. Thomas Pape hat etwas weiter oben in diesem Thread ja bereits darauf hingewiesen, dass vieles, was heute veröffentlicht wird, niemals zur Veröffentlichung bestimmt war und niemals von Horenstein freigegeben worden wäre. Wenn also Horenstein live, dann zu seinen Lebzeiten bereits veröffentlichte bzw. von ihm autorisierte Mitschnitte.

  • Hallo,


    ich habe mich erst die letzte Zeit näher mit Horenstein beschäftigt. Bis dato kannte ich nur ein paar Auszüge aus Bruckners 8. (LSO 1970) und Mahlers 8. (LSO 1959). Gefiel mir beides sehr gut.


    Weiter oben wurde gesagt, daß ein kompletter Bruckner-Zyklus mit Horenstein zusammenstellbar wäre. Dem ist tatsächlich so, nämlich:


    - Nr. 1: BBC Northern SO 1971
    - Nr. 2: BBC Northern SO 1969
    - Nr. 3: BBC Northern SO 1963
    - Nr. 4: BBC Northern SO 1968
    - Nr. 5: BBC Northern SO 13.05.1971, BBC SO 15.09.1971
    - Nr. 6: LSO 1963
    - Nr. 7: BPO 1928
    - Nr. 8: Pro Musica Orch. Wien 1955, LSO 1970
    - Nr. 9: BBC SO 1970


    Mir liegen mittlerweile alle vor außer die 8. mit dem LSO (die ich aber, wie gesagt, auch teilweise kenne). Selbst die 7. von 1928 (!) klingt erstaunlich gut. Es handelt sich übrigens um die erste elekrtische Aufnahme dieses Werkes überhaupt.


    Mein erster Eindruck: Sowohl klangtechnisch als auch orchestral am besten gelungen sind die 5. vom 15. September 1971, die 8. und die 9. von 1970. Hier hatte Horenstein einfach die besten Klangkörper zur Verfügung, nämlich das London Symphony Orchestra und das BBC Symphony Orchestra. Sehr gut, nur nicht klanglich, scheint mir auch die 6. von 1963 zu sein. Beim Rest krankt es teilweise beim Orchester. Das BBC Northern Symphony Orchestra (heute BBC Philharmonic) ist halt nicht diese Liga. Merkt man sehr schön im Direktvergleich der beiden 5. von 1971: Während die Aufnahme mit dem BBC Northern SO eher zweitklassig ist, würde ich jene mit dem BBC SO sogar unter die besten überhaupt zählen.


    Im Handel kommerziell greifbar sind offenbar auch lediglich die von mir favorisierten Aufnahmen der 5., 8. und 9 sowie die historische 7. Beim Rest handelt es sich um Rundfunkmitschnitte, die offiziell nicht erhältlich sind. Wer jetzt aber neugierig geworden ist, dem empfehle ich, mal diese Seite hier zu konsultieren. ;)


    Übrigens soll auch ein kompletter Mahler-Zyklus zusammenstellbar sein, habe ich zumindest gelesen. Eine Aufnahme der 5. gibt es definitiv, und auch eine der 2. soll existieren.


    LG
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nun gelangte ich doch noch an die Live-Aufnahme der 8. mit dem LSO vom 10. September 1970 aus der Royal Albert Hall:



    Meine früheren Höreindrucke sehe ich bestätigt: Eine explosive Interpretation, die in der absoluten Spitzenklasse anzusiedeln ist. Das Feuer, mit dem der alte Horenstein ans Werk geht, kann man kaum beschreiben – man muß es hören! Insbesondere im Finalsatz dreht er auf. Sensationelle Pauken und Blechbläser. Die Hochspannung der Finalcoda ist kaum auszuhalten. Einen derart frenetischen und ausgelassenen Applaus mit unzähligen Bravo-Rufen habe ich selten gehört. Zurecht! Da bedauert man unwillkürlich, daß nur die 5., 8. und 9. von Bruckner mit Spitzenorchestern unter Horenstein in tadelloser Klangqualität vorliegen.


    Kennt noch jemand diesen Mitschnitt des BBC und würde die Meinung teilen?


    Hier noch die Spielzeiten:


    I. 15'45
    II. 15'03
    III. 25'52
    IV. 25'22


    LG
    Joseph
    :hello:

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    – Luís de Camões

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