Marin Marais - und noch ein Meister im Dienste des Sonnenkönigs

  • Marin Marais geb. am 31. Mai 1656 in Paris, gest. am 15. August 1728 in Paris.


    Vielleicht hat der Eine oder Andere ja den Film "die siebente Saite" (im Original Tous les matins du Monde) gesehen. Dann hat man natürlich auch schon eine wage Vorstellung...


    Marin Marais war Sohn eines Schusters zusammen mit Michel Richard Delalande sang er im Kirchenchor. Durch seine hohe musikalische Begabung erhielt er Gambenunterricht bei Mugar und später bei dem berühmten Mr. de Sainte Colombe.


    Dieser entließ ihn aber, weil er merkte dass sein Schüler ihn überflügelte. Eine Episode ist überliefert:
    Sainte Colombe ließ sich in den Zweigen eines Maulbeerbaums eine kleine Hütte errichten um dort ungestört die Viola spielen zu können. Marais schlich sich unter besagte Hütte um die neusten Verzierungen seines Meisters zu hören.


    Er bekam Kompositionunterricht bei Lully und 1676 wurde Marais in die königliche Kammer aufgenommen, die höchste Auszeichnung für einen einfachen Musiker.
    Ein Jahr später wurde er Sologambist.
    Bald nannte man ihn königlichen Kammervirtuosen für Gambe. Lully übertrug ihm sogar immer öfter die Orchesterleitung von 1695 bis 1710 spielte er im Opernorchester und schwang nicht selten selbst den Taktstock.
    Nach Lullys Tod und der Neubesetzung der Stelle des Surintendanten übernahm er zusammen mit den beiden Söhnen Lullys, Jean und Louis das Amt, bis Delalande offiziell eingesetzt wurde.


    Marais war der größte Gambenspieler seiner Zeit und weit über die Grenzen Frankreichs bekannt. Er verfasste etw 650 Stücke für Gambe mit Generalbassbegleitung, eine Idylle Dramatique für die Gemächer in Versailles 1686, 4 Opern 1693 Alcide in zusammenarbeit mit Louis Lully, Arianne et Bacchus 1696, dann sein erfolgreichstes Werk Alcione 1704 und Sémélé 1709 die leider floppte. Daraufhin zog er sich von der Bühne zurück.
    Marais war ein strenger Lehrer und er verbot seinen Studenten italienische Sonaten zu spielen. Kurz vor seinem Tod erlag er jedoch selbst der Versuchung und komponierte eine eigene Sonate.
    Sein schärfster Konkurrent war Antoine Forqueray (1672-1745) Zeitgenossen verglichen die beiden Gambenvirtuosen und man sagte Forqueray spiele wie der Teufel, Marais wie ein Engel.


    Am bedeutensten sind seine 5 Bücher mit Gambenstücken, erschienen in den Jahren 1686 bis 1725.


    Um den ersten Eindruck von dieser überweltigenden Musik zu bekommen sollte man vielleicht sowohl den oben angesprochenen Film bzw. dessen "Soundtrack" genießen.


    Tous les Matins du Monde Band Originale du Film
    Jordi Savall / erschienen bei Astrée bzw. jetzt bei Alia Vox


    Jordi Savall hat aus allen 5 Büchern Gambenstücke eingespielt, alle erschienen bei Astrée


    Ebenfalls gibt es eine CD mit Orchestersuiten aus der Oper Alcione
    wieder mit Jordi Savall und dem Concert des Nations (Astrée)


    Die komplette Oper gab es mal bei Erato ist aber schon lange gestrichen, leider handelt es sich hierbei um eine der besten Tragèdies überhaupt und das macht die ganze Sache recht schmerzhaft.
    Interpretiert wurde sie von Marc Minkowski / Les Musiciens du Louvre.


    Für den schmalen Geldbeutel gibt es noch zwei Einspielungen von Naxos, fast so großartig wie die Einspielungen von Savall.


    Marais - Sainte Colombe : Greatest Masterworks
    Spectre de la Rose (Naxos)

  • Halllo


    Ich besitze diese CD von Marin Marais:


    Pieces de Violes


    Sonate a la Maresienne
    Suiten in c & D
    Les Voix humaines
    Tombeau de M. Meliton
    Couplets de folies



    Spectre de la Rose
    NAXOS




    Eher verhalten und nachdenklich, ein wenig melancholisch, so empfand ich diese Werke, deren Schönheit sich ungeübten Ohren IMO erst nach mehrmaligem Hören erschliesst.


    Interessant ist, daß diese Musik tatsächlich eine gewisse hypnotische Wirkung (auf mich) ausübt. Sie erzeugt eine leicht melancholische aber dennoch zufriedene Stimmung.


    Mir gefallen am besten die Couplets de follies, die harmlos beginnen, sich aber allmählich immer temperamentvoller präsentieren.


    Immerhin erleichtert Naxos das Kennenlernen dieses zu Lebzeiten überaus berühmten Komponisten und Gambisten. Mit 5.99 Euro ist man dabei.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine meiner absoluten Favoriten aus Marais´ Gambenkunst ist die Suitte d'un goût étranger aus dem Pièces de viole livre IV von 1717. Diese Suite besteht aus derart vielen Stücken, dass es zwei CDs brauch, um alle aufzunehmen. Meine liebste Aufnahme ist die mit Jean-Louis Charbonnier, Paul Rousseau, Pierre Trocellier, Mauricio Buraglia und Magali Imbert auf dem zu Arion gehörenden Label Pierre Verany.



    Diese Gruppe hat bereits das Vierte und Fünfte Buch von Marais komplett aufgenommen. Anfang dieses Jahr erschien der erste Teil des Dritten. Man kann nur hoffen, dass diese Serie fortgesetzt wird, denn die Interpretation der Marais´schen Gambenmusik ist wirklich außerordentlich gut gelungen und muß selbst den Vergleich mit denen Jordi Savalls nicht scheuen.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Das Centre Musique Baroque de Versailles hat zwar auch ein wenig an Mozart gedacht, doch dem Hauptaugenmerk gilt diese Saison (Oktober 2006) dem Gambenspieler des Königs!



    so werden diverse kammermusikalische Werke zum Besten gegeben, aber der Höhepunkt sind sicher die Aufführung seiner Opern:


    so wird Alcide, ou le Triomphe d'Hercule gegeben und Semele


    auch ist Alcyone und Arianne et Bacchus angekündigt.
    Ich hoffe sehr, dass die Opern mitgeschnitten werden.


    Savall wird ebenfalls dort gastieren mit dem Concert des Nations, und spielt natürlich Suiten aus den Opern.


    Darüber hinaus wird er Film "Tous le Matins du Monde" gezeigt werden, hier besser bekannt unter dem Titel "Die siebente Saite"


    Wollen wir hoffen, dass es reichlich Aufnahmen regnen wird!

  • Hallo!


    In Wien im Odeon hat am 12.3. 2008 Premiere: [weitere Vorstellungen am 14., 17., 20., 25., 27., 29. & 30.3.]


    ALCYONE
    von Marin Marais


    Es spielt das Armonico Triubuto unter Lorenz Duftschmid.
    Inszenierung: Philipp Harnoncourt
    Ausstattung: Ulrike Kaufmann & Erwin Piplits


    Es singen:
    Svetlana Smolentseva, Martina Prins, Johanna van der Deken, Johannes Weiss, Steffen Rössler, Yasushi Hirano, Bernd Lambauer, Andreas Jankowitsch
    J.J.Fux-Madrigalisten, Serapions Ensemble


    Ein Juwel der Barocken Oper ab 12.März im Odeon. ALCIONE-am Hofe des Sonnenkönigs Ludwig XIV. 1706 mit großem Erfolg aufgeführt-ist szenisch erstmals in Österreich zu sehen-die Geschichte der Unmöglichkeit die große Liebe zu überleben-eine "tragedique lyrique" des in unserer Zeit durch den Film "Die siebente Saite"[u.a. mit Gerard Depardieu als Marin Marais] zum Begriff gewordenen berühmten Hofmusikers Marin Marais. Text am Werbeflyer


    Wäre das nicht was für dich, Matthias?


    LG joschi

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  • Da ich den Klang der Gambe sehr liebe, bin ich natürlich auch schnell auf Marin Marais gestoßen.


    Meine erste Bekanntschaft war diese wundervolle CD mit Hille Perl, Gambe und Lee Santana, Theorbe (Basslaute).



    Gerade die Kombination von Gambe und Theorbe mag ich sehr. Die Stücke dieser CD sind eine gute Mischung aus eher Besinnlich-Melancholischem und Tänzerischem.


    Hille Perl hat inzwischen auch eine weitere CD mit Stücken von Marais herausgebracht, die ich aber noch nicht kenne.


    Mit Gruß von Carola

  • Ob alles darin historisch verbürgt ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber jeder Liebhaber der Gambenmusik, speziell der von Marin Marais oder Mr. de Saint-Colombe, sollte den Film Die Siebente Saite gesehen haben ...

  • Guten Tag


    am 12.02.08 im Rokoko-Theater in Schwetzingen zu hören und zu sehen:


    Le Roi Danse - Der König tanzt


    Tanz & Musik am Hofe des Sonnenkönigs
    Ein musikalisch-theatralischer Abend


    Musik von Marin Marais & Jean Baptiste Lully


    Ensemble Aux Pieds du Roy
    Compagnie L’Eclat des Muses
    Christine Bayle, Choreographie
    Michael Form, Dirigent und Blockflöte
    12.02., Rokokotheater, 19.30 Uhr


    Ich bin dort :hahahaha:


    Gruß :hello:


    aus Schwetzingen


    Bernhard

  • Guten Abend


    Wer etwas Instrumentalmusik von M. Marais hören möchte, dem sei diese CD



    mit Overture und Suiten mit dem Montreal Baroque aus Marais "Semele" empfohlen :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Ich finde die CD etwas langweilig.
    Irgendwie ist da bei mir nicht der Funke übergesprungen.
    Die Oper war ja auch ein ziemlicher Misserfolg.



    Viel besser ist dagegen die (vollständige) Einspielung der Oper unter Niquet:





    Bei dieser Einspielung kann man es hingegen kaum verstehen wieso diese Oper ein Flopp war, der Marais so tief draf, dass er nie wieder Opern schrieb.
    Und ganz gegen die Gewohnheit von Niquet ist diesmal der Prolog mitaufgenommen.


    Eine wirklich sehr zu empfehlende Aufnahme!

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  • Jetzt kenne ich Marais immer noch nicht so wirklich und es gibt derzeit eine breite Auswahl an CDs unter 10 Euro.


    Was für eine CD mit Gambenmusik Marais´empfehlt ihr für den ersten Einstieg? Perl, Savall, Harnoncourt, ...? Bitte fürs erste unter oder um 10-15 Euro.

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard


    Was für eine CD mit Gambenmusik Marais´empfehlt ihr für den ersten Einstieg? Perl, Savall, Harnoncourt, ...? Bitte fürs erste unter oder um 10-15 Euro.


    Duftschmid, Hantai, Hunt, Quintana, London Baroque – alle mit Sicherheit auch hörenswert. Das sind die, die ich bei jpc für weniger als 10 € gesehen habe.


    Harnoncourt gebrichts – wie manchmal – ein wenig an der Eleganz.


    Perl und Savall würde ich kaufen, habe sie aber nur für teuer Geld entdeckt.

  • nimm doch einfach fürs erste die CD von Naxos mit dem Ensemble "Spectre de la Rose"





    Neben den berühmtesten Werken von Marais gibt es auch noch jene von Mr. de Sainte Colombe, seinem Lehrer.


    So ist auf der CD das hypnotische "Sonnerie de Sainte Geneviève du Mont de Paris" von Marais enthalten, sowie die populärsten Stücke "La Rêveuse" "Le Badinage" "L'Ararbesque"


    dabeben gibt es noch "Le Labyrinthe" und das "Tombeau pour Mr. de Sainte Colombe" eine Suite in G-Dur und eine Prelude.


    von Mr. de Sainte Colombe ist dann auch gleich das wichtigste mit dabei, das Concert für 2 Gamben "Le Retour" und das "Tombeau les Regrets"



    Man kann fast behaupten, dass sich hier fast alle Stücke wiederfinden, die Savall für den Film "Tous les matins du monde" eingespielt hat.



    von Harnoncourt würde ich auch abraten - muss man nicht haben.
    Im Normalfall würde ich auch zu Savall raten, der ist einfach DER Spezialist und unerreicht in der Gestaltung der Verziehrungen.
    Aber mit der Naxos Einspielung dürftest Du fürs erste gut bedient sein :yes:

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von ThomasBernhard


    Was für eine CD mit Gambenmusik Marais´empfehlt ihr für den ersten Einstieg? Perl, Savall, Harnoncourt, ...?


    Ein Juwel ist auch diese



    Einspielung des "Pieces de Viole Buch 4" von 1717 mit Savall und seinen Mannen, empfehlenswert hierbei auch das reichhaltige und informative Booklet.


    Zitat

    Bitte fürs erste unter oder um 10-15 Euro.


    Naja, das Album enthält 2 CDs, da kommt der Preis auch hin :hahahaha:




    Die Jubiläums-Edition zum 80. von G. Leonhardt enthält auch diese



    CD über "Musik in Versailles" auf der u.a. Marais La sonnerie de Sainte Geneviève du Mont à Paris und Tombeau de Mr. de Sainte-Colombe mit G. Leonhardt sowie Wieland und Sigiswald Kuijken klangschön eingespielt ist.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Diese Doppel-CD von Jerome Hantai et al. mit Stücken von Marais, Forqueray und Couperin ist schon für unter 10 Euronen zu erhalten:



    Auch diese Herschaften spielen diese Musik ausgezeichnet, nach meiner Einschätzung ebensogut wie Savall & Co.

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  • Im Thread "heute im Radio" habe ich schon darauf aufmerksam gemacht:


    SWR2 Oper


    Sendung am Sonntag, 14.09.2008, 20.03 bis 23.00 Uhr


    Marin Marais:
    "Sémélé", Tragédie lyrique in einem Prolog und 5 Akten


    Le Concert Spirituel
    Leitung: Hervé Niquet


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Lullist,
    hast Du eine Ahnung, warum Niquet sonst stets den Prolog kappt? Sogar den ziemlich gut komponierten der "Medée" von Charpentier streicht er, wodurch die erste Szene relativ unvermittelt beginnt.
    :hello:

    ...

  • Ich denke das liegt doch weniger an Niquet.


    Denn sowohl bei der regulären Aufnahme der "Proserpine" von Lully als auch bei der "Semele" von Marais hat er die Prologe für di CD Produktionen aufgenommen.



    Soweit ich das mitbekommen habe lag das an den Inszenierungen - die Regisseure wollten diese Prologe nicht.... ich habe also Niquet Unrecht getan.
    Ich hoffe er verzeiht mir :rolleyes:
    Warsceinlich war er froh, die Werke überhaupt mal auf die Bühne bringen zu können.
    Bei der DVD Persee war der Prolog wohl bei der Aufführung dabei, (die Inszenierung war ja sehr konservativ) aber damit die Oper auf eine DVD passt hat man eben gestrichen was das Zeug hält.
    (Nichtmal die Ouvertüre ist komplett drauf...)


    Destouches "Callirhoe" ist z.B. nicht nochmal nach der Aufführung aufgenommen worden, deshalb fehlt da der Prolog un d viele Tänze.
    Das wurde eben bei Lully und Marais anders gemacht - diese Opernaufnahmen unterschiden sich von den szenischen Aufführungen.
    (In Frankreich war wohl auch die Empörung ziemlich groß über diese Streichung - zumindest auf dem Lully Forum :D )



    Die Streichung des Prologs z.B. bei der Proserpine ein Verbrechen, denn kaum ein andere Prolog Lullys ist so eng mit der eigentlichen Oper verwoben.
    Der Prolog gehört einfach dazu - Du beschreibst es ja selbst als "unvermittelter Einstieg"
    Der Prolog ist ja nur in zweiter Linie Lobhudelei für Louis XIV.
    Ich begreife das eher als eine erweitete Ouvertüre, eine Einleitung die in die Thematik und die Stimmung der Oper einführt.
    Denn der die ersten gesungenen Pssagen eines Prologs sind auch völlig anders gestaltt als der Beginn des ersten Akts - im Prolog gibt es diese die Rezitative nicht, die aber eben die Oper dan bestimmen.


    Es ist mit Sicherheit auch nicht leicht für viele Regisseure die Thematik des Prologs mit ihrer Interpretation der Oper in Einklang zu bringen und so wird es eben gestrichen.

  • Salüt,


    ich habe mir seinerzeit mal diese CD geleistet:



    Marin Marais [1656-1728]
    Pieces de Viole Livre V [1725]


    Wieland Kuijken, Karoi Uemura, Robert Kohnen


    Die Accent-Sachen fand ich eigentlich immer nennenswert und die aufgezählten Künstler waren ja vielversprechend... aber irgendwie geht mir das Marais'sche Gefidel hier schon nach kurzer Zeit ziemlich auf den Sender... liegts nun an den Interpreten oder ist diese Musique derart absonderlich, daß ich mich noch einige Jahre daran gewöhnen muß?


    Die Sachen klingen so richtig leer - es passiert einfach gar nichts... und davon gibt es fünf Versuchsreihen!?


    ?(


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hab ich Dir damals auch gesagt, dass das nix für Dich ist :D :lips:




    jedes der fünf Bücher für Gambenstücke, würde etwa 3 CD's benötigen :pfeif:
    Die meisten Einspielungen sind somit immer eine Auswahl.



    ich hab mal bei JPC reingehört, da ich diese CD ausnahmsweise nicht besitze, aber die Interpretation ist makelos und wunderbar - mal sehen wann ich mir die CD zulege, die meisten Stücke davon hab ich noch nicht :D

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  • Lieber Lullist,
    bei der Charpentier-"Medée" streicht er den Prolog, obwohl es eine konzertante Aufführung ist. (Zu bekommen ist sie als DVD in Frankreich - übrigens tadellos gesungen.)


    Was mich beim Streichen des Prologs stört, ist, daß der Dirigent dem Komponisten nicht vertraut. Es gab zweifellos Prologe, die nichts anderes waren als Trara für Le Roi. Aber es gibt auch welche, in denen der Komponist eine Art erweiterte Ouvertüre schreibt, um dann, oft in eleganter Kontrastwirkung, die eigentliche Handlung zu beginnen. Wenn man beim "Lohengrin" die Ouvertüre nicht kappt, verstehe ich nicht, weshalb man sie bei Lully oder Charpentier streicht.


    Übrigens ist die "Sémélé" wirklich zum Niederknien. Ein unglaublich dramatisches Werk mit einigen recht gewagten Harmonien und melodischen Wendungen, deren Schönheit wirklich einzigartig ist!


    :hello:

    ...

  • Seltsam, dass bisher der Film "Die siebte Saite" nicht erwähnt wurde. ?(


    Dort geht es zwar in erster Linie um Marais Lehrer Sainte Colombe, aber die ausbildungszeit und Entwicklung Marais kommt nicht zu kurz.


    Mich hat dieser Film vor etlichen Jahren auf Marais Musik erst aufmerksam gemacht- lange bevor ich nach Frankreich gezogen bin. Seither bin ich davon bezaubert- kenne allerdings bisher noch keine Vokalwerke von ihm :untertauch:


    Die Gambensonaten sind mit das Melancholichste, was mir je untergekommen ist und für Scheidungen, Suizide, Lamenti aller Art etc bestens geeignet.
    Ich lebe aber trotzdem noch ......


    Ich habe die Aufnahme mit Jordi Sawall und bin sehr zufrieden! :jubel: :jubel: :jubel:



    Ein Satz aus der Buchvorlage von Pascal Quignard zum Film , dessen frz. Originaltitel "Tout les matins du monde" heisst und den ich nie vergessen werde:


    "Douze ans ont passé, mais les draps de notre lit ne sont pas encore froids"


    F.Q.

  • wie gesagt, ich bin bei den DVD's eher skeptisch, denn für die DVD wird dann gekürzt (siehe Persee)
    Ich gaube das die Aufführung wohl doch komplett gewesen ist, zumindest die in Versailles.


    Ich kenne einige Szenen aus Niquets Version der Medee, natürlich ist die Beschwörungsszene der Medee das absolute Highlight der Oper.


    Was die Prologe betrifft, so habe ich noch keinen gehört den man ohne schlechtes Gewissen hätte streichen können.

  • Guten Abend



    Zitat

    Original von der Lullist


    Marais war der größte Gambenspieler seiner Zeit und weit über die Grenzen Frankreichs bekannt. Er verfasste etw 650 Stücke für Gambe mit Generalbassbegleitung,


    Darunter ein drastisches und interessantes Werk:


    "Le Tableau de l'operation de la taille"


    Darin wird rein musikalisch eine "Steinoperation" dargestellt, der Patient erzittert beim Anblick der Operationsgeräte, steigt auf den Operationsstuhl, bekommt tie3fenste Gedanken ob er Weib und Kinder wiedersieht oder sterben müsse, hört schon die Trauermusik am Grabe. Es folgt das Festbinden auf dem Operationstisch, der Schnitt wird gemacht, die Zange eingeführt und der Stein gezogen, die Stimme des armen Patienten versagt, er wird ohnmächtig, das Blut fließt heraus, die Verschnürrungen werden gelost, der Patient in ein Bett verbracht und er hat Glück, er überlebt die Operation. Reinste barocke Pogrammmusik bietet dieses rund fünf Minuten dauernte Stück für Gambe, Cembalo und Sprecher.


    Eingespielt u.a. auf dieser



    CD mit N. Harnoncourt an der Gambe :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus dedr Kurpfalz


    Bernhard

  • Liebe Fairy Queen,

    Zitat

    Die Gambensonaten sind mit das Melancholichste, was mir je untergekommen ist und für Scheidungen, Suizide, Lamenti aller Art etc bestens geeignet.


    ich hab's auch überlebt - aber nur, weil ich mir nachher "Diner de cons" auf DVD angeschaut habe, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. Was mich dabei an Marais fasziniert: Trotz aller Melancholie bleibt seine Musik klar und klassisch schön.
    :hello:

    ...

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  • Lieber Edwin, genau das ist, was frz. Melancholie von anderer Melancholie unterscheidet.
    Man lebt danach weiter.
    Das klare Licht der Form ist der Rettungsanker-ich empfinde das genauso wie Du! :yes:
    F.Q.

  • Hm, ich muss mir wohl doch meine einzige Marais-CD noch einmal in Ruhe anhören. Ich muss nämlich gestehen, dass ich bei der Erstbegegnung nicht sonderlich beeindruckt war. Lag vielleicht an der falschen Stimmung????

    lg Severina :hello:

  • Da ich bei Marais beim Ersthören längere Zeit brauchte, bis ich die Schönheit der Musik voll geniessen konnte lag die hier abgebildete CD (bei jpc günstig zu bekommen) über ein Jahr ungespielt und originalverpackt auf dem Stapel, jener CDs, die darauf warteten gehört, in die Datenbank eingetragen und ins Regal eingreitht zu werden. Ein Fehler, wie sich herausstellte.



    Neben nachdenklich, melancholischen Stücken findet sich auch rhythmisch Betontes (wobei Rhythmus nicht unbedingt mit Schnelligkeit gleichgesetzt werden sollte), Kraftvolles. Jedenfalls geht von den Stücken ein eigenartiger Zauber aus, dem man sich bei längerem Hören kaum entziehen kann - so einem das Genre liegt. Auffallend ist meiner Meiinung auch, daß mir eigentlich kein Komponist einfällt, an den er mich erinnert, so eigenständig habe ich seine Tonsprache empfunden.-


    Marais ist (meiner Meinung nach) lkein Komponist, den man so "nebenbei " hören kann - er verlangt gezielte Aufmerksamkeit.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute hat das Mitglied Garaguly auf die in Beitrag Nr 28 von mir gezeigte CD; "Pieces d Charaktére" vom Marin Marais Bezug genommen, bzw. sie erstmals gehört. Das hat mein Interesse an diesem Komponisten geweckt und ich habe bei jpc ein wenig gestöbert. Seit den letzten Beiträgen von 2008 und 2011 ist einiges geschehen . Zahreiche unverzichtbare Aufnahmen wurden gestrichen, aber es gibt auch Neues. So hat beispielsweise das Budget Label BRILLIANT CLASSIC Marais für sich entdeckt.
    Ich habe mich für die Aufnahmen des 5- Buches der Pieces de Viole - in einer 4-CD-Box untergebracht - entschieden. Der Preis machts möglich. Ich werde dann bei Gelegenheit berichten inwieweit das Urteil von ExMitglied Ulli aus dem Jahre 2008 hält, der die Stücke als "leer" bezeichnete. Wahrscheinlich ist es so, daß man für diese Art von Musik "bereit" sein muß- Ich hatte zu Beginn auch Zugangsschwierigkeiten. Allerdings muß man sich auch vor Augen halten, wie berühmt und beliebt Marais zu Lebzeiten war. Mit "leerer" Musik schafft man das einfach nicht.
    Wenn man der Musik des 20. und 21. Jahrhundert zugesteht, daß sich nicht auf den ersten Eindruck hin eingängig sein muss, so sollte man dies auch Kompositionen vergangener Epochen zubilligen. Wir werden sehen wie die Musik auf uns wirkt und dann darüber berichten.


    mfg aus Wien
    Alfred


    clck 7097

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Inzwischen ist die weiter oben im Thread gezeigte 4 CD-Boc mit "Pieces de Viole - 5. Buch" aufgeteilt auf 7 Suiten, bei mir eingelangt und ich hab gestern und heute hineingehört.(jeweils 2 Suiten, gestern Nr 1 und 2, heute Nr 3 und 4)
    Es hat sich herausgestellt, daß das bei Weitem nicht ausreicht sich ein einigermaßen realitätsnahes Bild von diesem Komponisten zu machen, der am Hofe von Ludwig XIV von Frankreich hohes Ansehen - vor allem als Gambensolist genoss und der mit dem Beinahmen "Engel der Gambe" genannt wurde. In Frankreich galt er als der beste Gambist seiner Zeit. Damit sind wir ihm aber schon ein ganzes Stück nähergekommen. Wenn Ex-Tamino-User Ulli meint, es wäre in Marais Stücken "nichts los" dann wird man schwerlich widersprechen können, ausgenommen Musikhistoriker vielleicht und Musikkenner, die auch dieses Zeitalter spezialisier sind, aber die Werke haben doch einige Meriten,
    Un damit sind wir auch schon wieder beim Zeitgeschmack: Mariin Marais lebte von 1656 - 1728. In dieser Zeit galt er als (fast) konkurrenzloser Interpret auf der Gambe. Und das Publikum war hingerissen, Unsere auf Tempo und Dynynik ausgerichtete Zeit steht in denkbar großen Kontrast zu jener Zei, als Marais seine Werke schrieb.
    Es bedarf nun einiger Hörsitzungen, bis man sich an die oft getragen- melancholischen Werke gewöhnt hat und man sich "integriert" hat. Die Musik ist eher kontemplativer Natur - das sollte man akzeptieren, wenn man sich damit auseinandersetzt.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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