Lauritz Melchior-welche Aufnahmen?

  • Habe gerade eine 41er Walküre-Aufnahme mit Melchior,Schorr,Varnay unter Leinsdorf gehört und war begeistert!
    Welche weiteren Aufnahmen mit dem Ausnahme-Tenor Melchior sind ebenfalls hörenswert?
    Gibt es einen kompletten "Ring" mit Melchior?


    Grüße aus dem gerade verschneiten Wien,der Wanderer

  • Hi,


    die Aufnahme, die du gehört hast, ist eine von vier Ring-Mitschnitten, die aus der MET erhalten sind (Radioübertragungen 1936-1941). Es gibt alle vier in einer NAXOS-Box, wahrscheinlich aber auch einzeln. Lauritz Melchior singt Siegmund und zweimal Siegfried.


    Als Ergänzung zur Live-Walküre muss man unbedingt den 1. Akt unter Bruno Walter haben (mit Lotte Lehmann als Sieglinde; so nahe an der Perfektion als eine Wagner-Aufnahme nur sein kann). Auf EMI oder Naxos erhältlich.
    Die MET-Vorstellung der Walküre ging unter besonderen Vorzeichen in Szene. Dies und seine offensichtlich ('offenhörbar') tolle Tagesverfassung ließen Melchior sich von seiner eigenen Begeisterung hinreißen. Dabei stören mich weniger die Wälse-Rufe (12s gehalten! - quasi ein olympischer 100-Meter-Lauf innerhalb einer Opernvorstellung), als seine 'Winterstürme', die im Forte über den Zuschauerraum hinwegbrausen. Dass er das unvergleichlich besser konnte, zeigt eben die Studioeinspielung.


    Neben dem MET-Ring ist einer der Tristan-Mitschnitte mit Melchior und Kirsten Flagstad ein unbedingtes Muss. Dann gibt es eine Reihe von Einzelaufnahmen von Arien und Szenen mit ihm und wenn du das alles durch hast und immer noch nicht genug bekommen hast, gibt es auch noch Mitschnitte von Tannhäuser und Lohengrin.


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    meine Empfehlungen sind folgende:


    - EMI-Recital (wichtige Wagner-Einzelaufnahmen Ende der 20er, Anfang der 30er), ansonsten sollte man sich auch um Aufnahmen zusammen mit anderen Sängern bemühen, so z.B. das Liebesduett aus "Tristan" mit Frida Leider und das "Schusterstubenquintett" aus den "Meistersingern". Sie finden sich meistens in größeren Wagner-Anthologien (z.B. "Wagner on Record", EMI)


    - Walküre 1. Akt / 2. Akt (Studioaufnahmen 1935/38 mit Bruno Walter, Lotte Lehmann, Emanuel List)


    - Lauritz-Melchior-Edition Nr. 5 der Firma Danacord (3 CDs); sie enthält "Siegfried"-Studioaufnahmen von 1921 bis 1931, in denen L.M. in stimmlicher Bestform ist, dazu noch den Mitschnitt einer Walküre-Festaufführung zu Ehren Melchiors (1. Akt) mit dem 70-jährigen (!) Melchior in immer noch passabler Form (und dazu noch in Stereo!)


    - Walküre (MET, März 1940, Dezember 1941)


    - Siegfried (MET 1937)


    - Götterdämmerung ( MET 1936)


    - Tannhäuser (MET 1942 unter George Szell)


    - Lohengrin (MET 1947 unter Fritz Busch)


    - Tristan und Isolde (Covent Garden 1937 unter Fritz Reiner, MET 1940 unter Leinsdorf)


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hi,herzlichen Dank für eure Vorschläge!
    Hab schon im Internet gestöbert,um die entsprechenden Aufnahmen herauszusuchen.
    Gibt es eigentlich einen Unterschied in der Klangqualität der Naxos-CD's gegenüber den Abmischungen der Label Myto,Archipel,Emi etc?Wenn ja,wie wirkt sich das aus vor allem in Bezug auf die Gesangs-Stimme (Tiefer,blasser etc.)?


    Ciao,Wanderer

  • Hallo Wanderer,


    also bei "Naxos" kannst Du alles, was von Ward Marston remastered wurde, eigentlich blind kaufen (wobei das jetzt kein Wortspiel sein soll (Marston ist nämlich blind)). Archipel ist meist zu empfehlen (würde ich mir aber, wenn möglich, vorher anhören), Myto auch. Ich habe viele Aufnahmen der Fírma "Music & Arts". Sie sind zwar oft etwas teurer, stammen dafür aber meistens auch von den besten Quellen. Auch die recht teure Marke "Guild" ist zu empfehlen (wobei die die etwas merkwürdige Angewohnheit haben, unvollständig überlieferte Aufnahmen mit anderen Einspielungen derselben Künstler zu ergänzen). Meiden sollte man generell solche Label wie "Grammofono 2000", "Lys" und "Iron Needle". Nicht nur deswegen, weil sie unter dem (m.E. begründeten) Verdacht stehen, Raubkopien von den Remasterings anderer Firmen in Umlauf zu bringen, sondern weil sie meist auch heftig und unsensibel "CEDAR"isiert sind.


    Der Nachteil bei Naxos ist allerdings, daß sie meistens nicht an die Master-Bänder kommen (wie etwa EMI), sondern entweder von Platten (in hervorragendem Zustand) oder aus Privatquellen überspielen. Bei den Melchior-Aufnahmen wirkt sich das wohl nicht aus (eben dank W.M.), aber ich habe gehört, daß es bei Überspielungen aus der LP-Ära (z.B. Furtwängler-"Tristan", Callas-"Tosca") wahrnehmbare Unterschiede zu den Originalquellen geben soll.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Der Nachteil bei Naxos ist allerdings, daß sie meistens nicht an die Master-Bänder kommen (wie etwa EMI), sondern entweder von Platten (in hervorragendem Zustand) oder aus Privatquellen überspielen. Bei den Melchior-Aufnahmen wirkt sich das wohl nicht aus (eben dank W.M.), aber ich habe gehört, daß es bei Überspielungen aus der LP-Ära (z.B. Furtwängler-"Tristan", Callas-"Tosca") wahrnehmbare Unterschiede zu den Originalquellen geben soll


    Die Ursache sind unter anderem, daß die Originalfirmen von ganz alten Aufnahmen die Bänder entweder selbst nicht mehr haben, d.h sie müssen, so vorhanden von der alten Schneidmatrize "abkupfern" oder ebenso wie Naxos, eine gute alte Schellack als Quelle nehmen. Desto mehr wir aber in die Gegenwart kommen, umso größer wird der Unterschied sein....
    (Erst ab dem CD Zeitalter ist Kopie und Masterband dann wieder fast identisch)


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Also ich kann nur von ganzem Herzen die komplette Melchior-Anthologie von Danacord empfehlen. Da sind ALLE Schätze seiner Stumme drauf, die man sich nur vorstellen kann, bis hin zu den beiden Otello-Aufnahmen (Dio mi potevi und Niun mi tema auf Deutsch), die den absoluten Höhepunkt seiner Gesangskunst darstellen. Die gehört einfach in jede Melchior-Sammlung rein.


    Des weiteren muss der Tristan mit Flagstad unter Fritz Reiner am Covent Garden (1936) unbedingt dabeisein, der Tannhäuser ebenfalls mit Flagstad unter Leinsdorf (1941). Ansonsten ist ja schon viel genannt worden.


    Es gibt wirklich keinen Zweiten wie Lauritz Melchior. Seine Stimme hat ein unglaublich schönes Timbre und durch sein subtiles Singen gibt er den Rollen einen Charakter, der unvergesslich bleibt. Diese Stimme macht einfach süchtig ;)

    Elen Rusco caluva tielyanna!

  • Da ich seit fast zwei Monaten nun nahezu pausenlos an die Aufnahme des


    Tannhäuser
    Live-Aufnahme MET 1941
    Melchior, Flagstad, Jansen, Thorborg, List
    Leinsdorf


    gefesselt bin, wollte ich einfach mal fragen, ob noch jemand hier diese Aufnahme besitzt. Sie ist so großartig, von vorne bis hinten, einfach unglaublich. Flagstad als Elisabeth ist natürlicherweise umwerfend, Jansen ist der beste Wolfram, den ich kenne, Kerstin Thorborg gibt eine gute Venus ab - und Melchior singt die Tannhäuser-Rolle so überwältigend-emotional wie ich sie noch nie gehört habe. Der Dialog im Ersten Akt mit Venus ist durch den deutlichen Wechsel von Lust und Sehnsucht in der Stimme einfach nur spannend, den Ausruf des Namens "Elisabeth" habe ich weder im Ersten noch im Dritten Akt je so intensiv-fesselnd und ergreifend gehört, der Dialog mit Wolfram im Dritten Akt und die Romerzähling geben die gebrochene und enttäuschte Stimmung Tannhäusers in typischer Melchior-Qualität wieder. Die letzte Passage, in der er wie wahnsinnig die Venus anruft, haben schon etwas von der Ekstase des "Tristan".
    Kurz der Beste Tannhäuser, den ich je gehört habe, da kommt auch ein Max Lorens nicht mit...


    Beren

    Elen Rusco caluva tielyanna!

  • Hallo Zusammen,




    Habe vor einer Woche diese CD erstanden, es handelt sich sämtlich um Studioaufnahmen, weshalb die Aufnahmequalität den Umständen entsprechend gut ist.
    Gar nicht satt hören kann ich mich am Duett aus dem Lohengrin. Bei aller Wertschätzung dieser beiden Ausnahmesänger sind sie zwar aus meiner Sicht sicher keine Idealbesetzungen vom Stimmcharakter her, aber die Performance ist dennoch grandios. Melchiors nicht genug zu lobende Fähigkeit, subtilste Ton- und damit Gefühlsnuancen auszudrücken ist atemberaubend. Er erinnert mich dann irgendwie immer an einen großen starken, kraftstrotzenden Bären, der in rührend anmutender Zärtlichkeit und Sanftheit agiert. Und dann kann er halt doch wieder brillant in den Spitzentönen durchbrechen. Flagstads Stimme strahlt ebenso atemberaubend in der Höhe.
    So muss man hier bei aller Subtilität des Singens nicht auf die Stimmkraft verzichten, die anderen durchaus erfolgreichen Vertretern dieser Rollen dann oft fehlt.
    Vor allem, wer die Anschaffung von historischen Gesamtaufnahmen scheut, bekommt hier für sehr wenig Geld einen guten Eindruck von dem, was gesanglich möglich ist.


    Gruß
    Sascha

  • Ich empfehle von Lauritz Melchior vor allem die Studioaufnahmen. Die Liveaufnahmen aus der Met leiden oft unter einer ruinösen Klangqualität (da gibts allerdings erhebliche Unterschiede!)


    Meine Empfehlungen für die einsame Insel:


    1.) der 1. Akt der Walküre unter Bruno Walter von 1935 (müssig, drauf hinzuweisen!)
    2.) die Brautgemachszene mit Emmy Bettendorf von 1926
    3.) Siegfrieds Tod (von ca. 1930)
    4.) die elektrische Aufnahme der Romerzählung


    Das sind für mich die absoluten Highlights. Wenn ich jetzt noch länger nachdenke, wird die Liste vermutlich noch viel, viel länger, aber zum Glück gibt es keine CD (oder LP) wo neben genannten nicht noch andere Highlights drauf sind!


    Viel Spaß wünscht
    vitelozzo-tamare

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Also ich kann nur sagen, dass die Liveaufnahmen trotz ruinöser Klangqualität um ein vielfaches besser gesungen sind als die Studioaufnahmen. Ich höre mir unendlich lieber "Siegfrieds Erzählung und Tod" in der Live-Aufnahme unter Bodansky an als in der klangqualitativ besseren Studioaufnahme - die Live-Aufnahme hat unübertreffbar glanzvolle Momente ("da saß es noch und sang", "schlafend ein wonniges Weib" um nur zwei Beispiele zu nennen), die der Studioaufnahme fehlen.
    Ebenso die Romerzählung: Die Studioaufnahmen sind grandios, aber die Live-Aufnahme unter Leinsdorf ist nochmal um Längen besser!


    Man muss sich halt entscheiden: Ich habe kein Problem mit noch so furchtbarer Aufnahmequalität wenn die aufgezeichnete Leistung entsprechend gut ist - und das ist bei Melchior eigentlich überall der Fall.

    Elen Rusco caluva tielyanna!

  • Sicher gibt es hervorragende Liveaufnahmen, doch bleibe ich dabei - die wahre Kunst Lauritz Melchiors, seine immense Fähigkeit zu differenzieren und zu schattieren, die erlebt man in den genannten Studioaufnahmen. In den Mitschnitten ist v.a. sein immenses Durchhaltevermögen, die schier unerschöpfliche Kraft beeindruckend. Ich habe allerdings mit den Wagnermitschnitten der Met generell das Problem, dass sie bis zur Verstümmelung gekürzt sind (ok, war damals halt so üblich!) und oft - nicht immer! - eher routiniert klingen und für mich nur wenigerechte Sternstunden darunter sind, als es die unglaublichen Besetzungen vermuten lassen. Melchior neigte in´meinen Augen / Ohren auch teilweise zu etwas allzu plakatibven Effekten, etwa die endlos angehaltenen Wälserufe.


    Gruß von
    vitzelozzo-tamare

  • Ich meine mich zu erinnern, dass ich noch eine Duettszene aus Otello habe, zusammen mit Herbert Jansen, live aus Buenos Aires - den Ort wirklich nur aus der Erinnerung zitiert. Weiß jemand, ob es mehr von diesem Otello gibt?

    Amneris

  • Man muss in diesem Fall mit Melchior ein wenig Nachsicht haben. Er hat zwar wahrscheinlich meistens die Wälse-Rufe länger gehalten, als im Notentext geschrieben steht (wer kann, der kann! ;) ), aber so extrem wie auf dem MET-Mitschnitt meines Wissens nie. Er hatte aber einen guten Grund, denn er wollte an diesem Abend besonders viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.


    Es handelt sich hier (ausnahmsweise) um den Mitschnitt der Saisonpremiere an der MET, also eine besondere Vorstellung. Zwei Tage davor sagte Lotte Lehmann als Sieglinde wegen Krankheit ab, beide Coverbesetzungen waren so kurzfristig nicht mehr greifbar (ich glaube, eine war in irgendeiner Schihütte eingeschneit!), und so war man am Tag vor der Premiere drauf und dran, die Vorstellung abzusagen, als sich ein Direktoriumsmitglied erinnerte, dass es im hauseigenen Opernstudio eine junge Sängerin gab, die schon einige Wagner-Partien einstudiert hatte. Sie hatte noch nie auf der Bühne gesungen und war in der laufenden Saison im Februar für ein Debüt mit einer (ich glaube) Traviata-Vorstellung vorgesehen.
    Es wurde also schnell ein Vorsingen mit Erich Leinsdorf arrangiert, und man beschloss, das Wagnis einzugehen, und einer Sängerin, die noch nie eine Bühnenvorstellung gesungen hatte, in der Saisonpremiere die Rolle der Sieglinde zu übertragen.
    Es war natürlich allen klar, dass dies ein besonderer Hochseilakt ohne Netz war, und das ganze Ensemble war bemüht, der Newcomerin das Leben so leicht wie möglich zu machen und so den ärgsten Druck wegzunehmen. Daher auch die besonders im ersten Akt deutlichen Übertreibungen Melchiors.



    PS: Die Vorstellung verlief sehr erfolgreich und alles gierte nach den Rezensionen in den Zeitungen (die damals für Sänger an der MET sehr wichtig waren). Nur, es gab so gut wie keine, mehr als Kurzbemerkungen waren nicht zu finden. Es gab nämlich ein anderes, viel wichtigeres Thema: in derselben Nacht erfolgte der Überfall der Japaner auf Pearl Harbour...



    PPS: Zumindest für die Walküre gilt meines Erachtens, dass die Studio-Version (nicht vollständig) praktisch in allen Belangen die Massstäbe setzt.



    PPPS: Das mit den Sternstunden ist so eine Sache. Erstens kann man sie nicht bestellen und zweitens sollte man nicht vergessen, dass die Übertragungen aus der MET zumeist ganz normale Opernroutine darstellen. Es handelt sich schlicht und einfach allwöchentlich um die Samstag-Nachmittagsvorstellung, die im Radio übertragen wird. Man überlege, was sich bei uns so in den Nachmittagsvorstellungen abspielt. Man kann also in Wirklichkeit nur darüber staunen, was damals an der MET normaler Repertoire-Betrieb war.



    PPPPS: Übrigens, die Sängerin, deren erster Bühnenauftritt schon für die Nachwelt konserviert wurde, war Astrid Varnay!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Und schon damals konnte man hören, dass die Stimme von Frau Varnay nach "mehr" klang. Für die Sieglinde hatte sie m.E. ein zu volles, üppiges Timbre (eher Mezzo als Sopran, Marke "Vollweib").


    Welchen Verlust an Gesangskultur wir im Wagnerfach in den letzten 60 bis 70 Jahren erlitten haben, kann man gerade von den (ungeschönten) Live-Aufnahmen aus der MET lernen. Auch wenn diese samstagnachmittäglichen Matineevorstellungen weiß Gott nicht "perfekt" sind, so fällt doch eben das durchschnittlich sehr hohe Niveau dieser Repertoirevorstellungen auf. Wie froh wäre man heute, wenn man dieses Niveau in Festspielaufführungen überhaupt annähernd erreichen würde...

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Wie froh wäre man heute, wenn man dieses Niveau in Festspielaufführungen überhaupt annähernd erreichen würde...


    Leider nur allzu wahr...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wer sich übrigens näher mit der Geschichte der Übertragungen aus der MET befassen will, sollte den Kauf der beiden folgenden Bände erwägen:




    Paul Jackson berichtet in diesen reich bebilderten Bänden (Bühnenbilder, Programmhefte, Sängerfotos) nicht nur, wie es zum Engagement der "Texaco" für die Radioübertragung von Opernaufführungen aus dem "Golden Horseshoe" kam, sondern er rezensiert auch noch ausführlich fast alle erhaltenen Mitschnitte von 1931 bis 1966. Eine Fundgrube für den Sammler!

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Wow, Dank für den Tipp! Muss ich mir auf irgendeinen Wunschzettel schreiben!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Bitte, Bitte! Sind aber nicht ganz billig (in den USA jeweils 50,-- USD), also pass auf, dass Deine Kreditkarte nicht das Glühen anfängt... :D


    Grüße :hello:


    GiselherHH

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    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Habe ich befürchtet! ;) Aber es brennt ja nicht, und ich werde mir halt notfalls einen brauchbaren Anlass einfallen lassen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Theophilus,


    ich wollte Melchior als Künstler nicht herabwürdigen! Natürlich hatte auch Routine zu bewältigen und konnte nicht immer nur Sternstunden liefern. Und selbst ein auf 60 oder 70 % singender Melchior war noch besser als nahezu alle anderen Heldentenöre, das macht ja seinen einzigartigen Rang aus, ich glaube, in keinem anderen Stimmfach gab es je einen einzelnen Sänger, der dies auf Jahrzehnte so dominierte. Für Siegmund und Tannhäuser kenne ich keinen besseren, beim Tristan stört mich allerdings das, was J. Kesting (in Anlehnung an das englische Original) als Melchiors notorische gute Laune bezeichnete.


    Gruß von vitelozzo-tamare

  • Wenn ich mich recht erinnere, spricht Kesting hier von Jon Vickers (den er hier mit Melchior vergleicht), der so gut gelaunt singt ;)


    Bei Melchiors Tristan kann ich beim besten Willen keine gute Laune heraushören, schon gar nicht im dritten Akt.

    Elen Rusco caluva tielyanna!

  • Vergleich Melchior - Vickers


    Nein, er meinte definitiv Melchior mit der guten Laune (vermutlich aus dem englischen übersetzt) und bringt in der Tat Jon Vickers als Vergleich an, der so "tragisch" singt, dass man es kaum erträgt! Einer der Punkte, wo ich mit J. Kesting übereinstimme!


    Gruß
    vitelozzo-tamare


    P.S. Höre gerade einen alten Met-Mitschnitt mit Melchior als Tristan (Bodansky, 1936 - einer der besten, die ich kenne!)

  • Hallo!!


    Auch auf der Great Voices Edition ist diesem großen Sänger eine CD gewidmet!!


    Folgender Inhalt:
    1) Allmächt´ger Vater blick herab - Rienzi - 1923
    2) Ein Schwert verhieß mir der Vater - Die Walküre 1923
    3) Schon sind alle Priester - Aida mit Margarethe Arndt-Ober - 1923
    4) Inbrunst im Herzen - Tannhäuser 1924
    5) Land so wunderbar - L´Africaine /John Barbirolli 1930
    6) Wären au fmich gehäuft die Qualen
    7) Keiner fürchtet den bewaffneten Feldherren beiden Otello/Barbirolli 1930
    8 ) Dich selige Frau - Die Walküre mit Lotte Lehmann/Bruno Walter/Wiener Philharmoniker 1935, ich denke es ist das von dem ihr alle schwärmt
    9) Nur eine Waffe taugt - Parsifal 1938
    10) Im fernen Land - Lohengrin 1939
    11) Am stillen Herd
    12) Morgenlich leuchtend beide Die Meistersinger von Nürnberg 1939


    Nun meine Frage: Referenzaufnahmen oder nicht??


    LG Joschi

  • Hallo Joschi,


    im großen und ganzen: Ja! Melchiors beste Zeit war ca. Mitte der Zwanziger bis Ende der Dreißiger, also genau die Zeit, aus der diese Studioaufnahmen stammen. Interessant auch, dass Melchior hier u.a. mit Aufnahmen aus dem italienischen Fach vertreten ist, das er zu seinem Leidwesen an der MET nicht singen durfte. Allerdings kann ich zur Qualität der Überspielungen nichts sagen.


    Grüße


    GiselherHH

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    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Joschi,


    da muss ich Dich enttäuschen, aus der MET stammt keine der Aufnahmen (es sind schließlich alles Studioaufnahmen).


    Hier eine Übersicht:


    1) Allmächt´ger Vater blick herab - Rienzi - 1923
    2) Ein Schwert verhieß mir der Vater - Die Walküre 1923
    3) Schon sind alle Priester - Aida mit Margarethe Arndt-Ober - 1923
    4) Inbrunst im Herzen - Tannhäuser 1924 (falsche Datierung)


    = November / Dezember 1923 in Berlin (Dir. Leo Blech)


    5) Land so wunderbar - L´Africaine /John Barbirolli 1930
    6) Wären auf mich gehäuft die Qualen
    7) Keiner fürchtet den bewaffneten Feldherren beiden Otello/Barbirolli 1930


    = 17. / 29. Mai 1930 in London (Dir. John Barbirolli, New Symphony bzw. London Symphony Orchestra)


    8 ) Dich selige Frau - Die Walküre mit Lotte Lehmann/Bruno Walter/Wiener Philharmoniker 1935


    = 21. Juni 1935 in Wien


    9) Nur eine Waffe taugt - Parsifal 1938
    10) Im fernen Land - Lohengrin 1939
    11) Am stillen Herd
    12) Morgenlich leuchtend beide Die Meistersinger von Nürnberg 1939


    = 17. April 1938 / 30. April 1939 in Philadelphia (Dir. Eugene Ormandy, Philadelphia Orchestra)



    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Vor einigen Tagen lief mir diese Fan-Seite zum Thema Lauritz Melchior über den Weg.


    Neben jeder Menge Info vor allem empfehlenswert wegen der vorhandenen mp3-Dateien, die viele der einschlägig berühmten Aufnahmen Melchiors in Auszügen vorstellen (Sollte legal sein, da das Copyright zumindest nach europäischem Recht abgelaufen ist).


    Das "Esultate" des 70(!) jährigen Baritons Melchior und die 12-Sekunden Wälse-Rufe sind sicher ein Fall fürs Kuriositätenkabinett, belegen aber eindrucksvoll den Ausnahmerang der stimmlichen Ausstattung von Melchior.


    Zur Prüfung der Güte des Sängers Melchior bietet sich ein Reinhören in den deutsch gesungenen Otello-Ausschnitt "Dio! Mi Potevi Scagliar". Ungemein eindringlich gesungen, perfektes Mezza Voce und ein strahlend gewaltiger Spitzenton, dessen Machbarkeit man vor dem Hören dieser Aufnahmen nicht für möglich hielt.


    Gruß
    Sascha

  • Hallo Sascha,


    am bemerkenswertesten finde ich, dass auch noch der siebzigjährige Melchior (siehe den bei "Danacord" erschienenen 1. Akt "Walküre" von 1960 in STEREO) eine technisch weitgehend intakte Stimme besaß, wenn man von gewissen altersbedingten Schwächen (brüchiger gewordenes Timbre, schwächere Atemstütze) einmal absieht. Und das nach einer derartigen sängerischen Laufbahn mit fast 1.000 (!!!) Auftritten allein in Wagner-Rollen. Als interessierter Hörer sollte man sich zum Vergleich mal z.B. den noch nicht siebzigjährigen Herrn Kollo mit seinem kläglich gescheiterten Versuch, Schuberts "Winterreise zu singen, vergegenwärtigen und sich dann überlegen, welcher der beiden Sänger zeitlebens wohl im Rahmen seiner stimmlichen Möglichlichkeiten geblieben ist und wer nicht...


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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