Hoffmanns Erzählungen in Stralsund

  • Hallo zusammen,


    am Dienstag werde ich nun also nach Stralsund fahren. Ich hoffe das Wetter spielt mit.
    Hier schon mal eine Vorinformation. Die Oper wird auf deutsch gesungen und dies ist das Bühnenbild.



    Erschienen in der Lokalzeitung.


    Ich bin wirklich schon sehr gespannt.


    LG


    Maggie

  • Hallo zusammen,


    wie versprochen möchte ich euch heute von der Aufführung “Hoffmanns Erzählungen” berichten.


    Leider wird mein Bericht sehr kurz ausfallen, da die Vorstellung nach dem 1.Aufzug abgebrochen wurde. Das Wetter hatte es weder mit den Künstlern noch mit mir gut gemeint. Er regnete wie aus Kübeln. Lustig fand ich dennoch den Dirigenten, in Regencape und Regenhut, sah schon recht drollig aus.


    Aber nun zum eigentlichen Bericht.


    Musikalische Leitung: Prof. Mathias Husmann, Egbert Funk
    Inszenierung: Philipp Harnoncourts
    Choreographie: Sabrina Sadowska
    Bühne: Susanne Thomasberger
    Kostüme: Eliseu Weide
    Chöre: Thomas Riefle


    Die Bühne, auf einem Schiff aufgebaut, ist wie ihr auf dem Bild sehen könnt in vier Etagen und drei Bereiche eingeteilt. Sie stellt eine überdimensionale Spieluhr da. (26 m breit und 13 m hoch)
    Die einzelnen Etagen und Bereiche sind mit Treppen und engen Wendeltreppen verbunden. Für die Akteure heißt es also treppauf, treppab. Auf der großen Bodenfläche, befindet sich die Weinstube. In der ersten Etage liegen parallel zueinander die Gemächer der drei von Hoffmann geliebten Damen. Die Etagen darüber werden für kleine Aktionen (komme ich später zu) genutzt.


    Ach ja, das Orchester, die Vorpommersche Philharmonie, hat natürlich einen trockenen Platz, nämlich „unter Deck“. Der Dirigent Prof. Mathias Husmann hatte trotz breiter, vor allem aber hoher Bühne immer alles gut unter Kontrolle.


    Besonders erwähnen möchte ich die Kostüme. Sie sind sehr farbenprächtig und zum Teil auch schrill gewählt. Die dazu passenden Perücken, zu meist in wilder hochstehender, farblich passender Form, vermitteln einen fast realitätsfernen, skurrilen Eindruck, der den Zustand Hoffmann´s auf sehr eindrucksvolle Weise widerspiegelt.


    Sehr gut gelungen finde ich die Figur des Lindorf, der nicht nur Ähnlichkeit mit dem Teufel hat, sondern diese auch in den Verkleidungen.(habe ja nur eine gesehen) behält. Hier geht mein Lob an die Maske. Für den ungeübteren Zuschauer bleibt dadurch die Handlung transparenter.


    Die Inszenierung soweit ich sie verfolgen durfte, hat mir sehr gefallen. Im Mittelpunkt steht Hoffmann, gekleidet in rotem Samtrock, der nach und nach den Blick für die Realität verliert. Immer in seiner Nähe, seine Muse Niklaus.


    Die erste Liebe Hoffmann´s, Olympia hat ihr „Gemach“ in dem linken Séparée. Als man sie endlich zu Gesicht bekommt, sie liegt versteckt hinter einem Baldachin, fährt sie begleitet von Feuerwerk mit einem Fahrstuhl auf die Hauptbühne. Ganz in weiß, wie ein kleines Mädchen, gekleidet. Hoffmann verfällt ihr natürlich, da er ja vorher von Coppelius (Lindorf) die rosarote Brille verpasst bekommen hat.


    Olympia singt zur Harfe die Arie „Phöbus stolz im Sonnenwagen“. Hier gibt es für mich einen kleine Kritikpunkt. Der Sopran der Olympia war mir zu schrill. Ich hatte den Eindruck, dass die letzten Töne eher geschrien als gesungen waren. Nun ja aber dies ist nur ein kleiner Kritikpunkt, denn schließlich ist Olympia eine Puppe und vielleicht war das mechanische Werk auch nicht mehr voll aufgezogen.:D


    Etwas Effekthascherei gibt es auch. Olympia wird nach dem sie beim Tanzen „durchdreht“ von Lindorf auf die oberste Etage verschleppt. Dort reißen Lindorf und Spalanzani die Puppe auseinander und werfen den Kopf Hoffmann, der auf der Hauptbühne steht, genau in die Arme.


    Die sängerischen Leistungen haben mir ausnahmslos sehr gut gefallen. Der Hoffmann Darsteller, Michael Renier, hat ein wohlklingendes nicht zu weiches Timbre, dass mich besonders in den höheren Lage begeistert hat.


    Sicher fragt ihr euch jetzt, (oder habt ihr es vielleicht gar nicht bemerkt) warum ich meinen Bericht zum größten Teil im Präsenz verfasst habe.


    Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund. Der Veranstalter gibt den Zuschauern die Möglichkeit die Oper noch einmal zu besuchen, und zwar kostenfrei. Die einzige Bedingung ist, die Zuschauer werden erst nach dem 1. Aufzug eingelassen und müssen dann die Plätze besetzen die eben noch vorhanden sind. Ich kann mir also die Oper doch noch ansehen und werde dann den Rest meines Beitrages verfassen.


    LG


    Maggie

  • Hallo Maggie,
    es wäre schön, wenn wir von dir auch etwas über die Darsteller erfahren dürften. :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    natürlich gern.


    Darsteller


    Hoffmann: Michael Renier, Raymond Sepe


    Olympia: Eva Resch


    Antonia: Anette Gerhardt, Dagmar Zaludková


    Giulietta: Kerstin Descher, Miriam Sharoni


    Niklaus/Muse: Wiebke Damboldt, Doris Hädrich


    Lindorf/Coppélius/Mirakel/Dapertutto: Urs Markus, Benno Remling


    Andreas/Cochenille/Franz/Pitichianaccio: Noriyuki Sawabu


    Luther/Spalanzani/Crespel/Schlemihl: Bernhard Leube


    Stimme der Mutter: Christina Winkel


    Hermann: Volkmar Aßmus


    Nathanael: Bernd Roth




    LG


    Maggie
    :hello:

  • 2. Teil


    Nachdem ich am Dienstag nun nochmals den Weg nach Stralsund auf mich genommen habe, nun der versprochene zweite Teil meiner Berichterstattung.


    Einen Teil des ersten Akts haben meine Bekannte und ich sehen dürfen, da man uns großzügig schon einließ. Mit der Bemerkung: „Sie hätten doch zum Beginn kommen können.“ Auf unsere verdatterten (verwirrt) Gesichter hin, bekamen wir eine verschmitzt grinsende Antwort. Nun ja wir freuten uns und bekamen einen Platz, der preislich unserem Platzticket überlegen gewesen sein dürfte.


    Bei der Arie der Olympia schien die Mechanik besser geölt, sprich sie sang in den Höhen sauberer und voller.


    Die Figur des Hoffmann wurde dieses mal von Raymond Sepe verkörpert. Mir persönlich gefällt Renier vom Timbre her besser. Das Timbre von Sepe ist mir zu weich und zu klein, nicht voluminös genug.
    Ich kann zwar über Gesangsqualitäten zwar noch nicht objektiv genug urteilen, dennoch fielen mir einige Unsauberkeiten in seinem Gesang auf. Möglicherweise eine schlechte Tagesform. Er schien mit den tieferen Tönen Probleme zu haben, diese hatten zum Teil kaum Volumen.


    Im zweite Akt war der Höhepunkt, das Erscheinen der Mutter Antonia´s. Die hintere Wand des Separée aus dünnem, mit Frauenbildern bemaltem, Stoff wurde durchsichtig und die Mutter mit einer Strahlenkrone auf dem Kopf erschien wie eine Ikone aus dem Jenseits von Licht umgeben. Als dann die wirklich wunderschöne Stimme von Christina Winkel erklang, war der Zauber der Oper gegenwärtiger den je.
    Leider auch hier ein Wermutstropfen, der Gesang der Antonia (Dagmar Zaludková) war stimmlich zwar sehr schön, aber die gesungenen Wörter gänzlich unverständlich.


    Der dritte Akt war ein Erlebnis pur. Das ganze Schiff verwandelte sich in ein Bordell. Der Bug und das Heck des Schiffes wurden in rotes Licht getaucht, ebenso die oberen Spitzen des Bühnenaufbaus, also der Spieluhr. In der Mitte, auf der Bühne entflammten drei offene Feuer in Fässern und stellten das Bild einer sehr eindeutigen Straße dar.
    Hier möchte ich die Darstellerin der Giulietta (Miriam Sharoni) hervorheben. Sie hat diese Rolle hervorragend gesanglich wie auch schauspielerisch umgesetzt.


    Im Nachspiel, vor allem geprägt durch eine starke Chorleistung, ließ man alle drei Lieben von Hoffmann noch einmal in ihren Separées erscheinen. Die nur kurz auftretende Stella wird von Hoffmann rüde abgewiesen, seine Muse tröstet ihn und gibt sich als wahrer Freund und Mentor zu erkennen.


    Positiv viel mir wieder die Umsetzung der verschiedenen Verwandlungen des Lindorf auf. In jeder Verwandlung war ein „teuflisches“ Detail versteckt, so das der aufmerksame eventuelle neue oder noch wenig bewanderte Opernfreund die Handlung sehr gut verfolgen konnte.


    Alles in allem waren es zwei sehr schöne Opernabende, die ich sicher so schnell nicht vergessen werde.


    LG


    Maggie