Orgelmusik bei einer Trauung

  • Hallo!
    Ich begleite zwar schon seit über zwei jahren an der orgel regelmäßig gottesdienste, aber jetzt hat mich der pfarrer gefragt, ob ich auch einmal bei einer trauung spielen würde. nun weiß ich aber nicht so richtig, was sich als vor- und nachspiel zu einem trauungsgottesdienst eignet...
    könnt ihr mir bitte helfen, indem ihr mir einfach mal stücke nennt, die man so spielen könnte (bitte nicht mendelssohn...) oder auch mit noten, die man vielleicht irgendwie schicken könnte?


    ich sag schon mal danke,
    momo

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor

  • hallo momo,


    dank einiger erfahrung mit hochzeiten kann ich dir hier sicher/hoffentlich weiterhelfen.
    die absoluten hochzeitsstücke sind natürlich der hochzeitsmarsch aus dem sommernachtstraum von mendelssohn (ich weiß den willst du nich ;)) und der brautchor aus dem lohengrin von richard wagner. weiterhin zu empfehlen bach's berühmte arie für streichorchester (ich glaube in a-dur...); orgeltranskriptionen finden sich jede menge! dann wäre da noch das menuett gothique von boellmann aus der suite gothique op. 25 und zuletzt mein absoluter hochzeitsfavorit, der weltweit bei tausenden von trauungen jährlich aufsehen erregt: die toccata in f-dur op.42.5 von charles-marie widor :D :D :D
    kannst es ja mal mit einer auswahl davon versuchen, ansonsten hier posten, dann such ich noch mehr raus :yes:


    m.f.g :wacky:

  • Hallo Widor,


    wenn du schon keinen Sänger begleitest, könntest du aber auf der Orgel auch ein Ave Maria spielen. Eigentlich alles, was sonst ein Sänger während der Trauung singt:


    Largo (Händel)
    Panis angelicus (Franck)
    Dank sei dir Herr (Händel)
    Amazing grace
    So nimm denn meine Hände (passt immer)
    Ich bete an die Macht der Liebe (Bach)
    Ave verum (Mozart)
    Ich liebe dich (Beethoven)
    Still wie die Nacht (Bohm)


    Liebe Grüsse

  • Zitat

    So nimm denn meine Hände (passt immer)


    Jedenfalls fast immer. Hier in unserer Region ist "So nimm denn" das klassische Beerdigungslied, das bei jeder Trauerfeier gesungen wird und das fast jeder noch einigermaßen mitsingen oder mitsummen kann.


    Neulich habe ich erlebt, dass es bei einer Diamantenen Hochzeit gesungen wurde, weil es in der pommerschen Heimat des Brautpaares das klassische Hochzeitslied war, was einige Gäste in dem Gottesdienst etwas verunsichert hat. ?(


    Von den Hymnologen wurde das Lied immer etwas kritisch beäugt (geistliche Volksmusik" :motz: ). Im Evangelischen Kirchengesangbuch tauchte es nicht im Stammteil, sondern nur im Regionalanhang auf. Das ist im jetzigen EG anders. :yes::)


    Musika hat recht: es passt vom Inhalt eigentlich immer, zu fröhlichen und traurigen Anlässen und wurde früher auch durchaus bei diesen unterschiedlichen Anlässen gesungen. Aber da, wo es durch den alleinigen Gebrauch bei Beerdigungen geprägt ist, muss man überlegen, welche Assoziationen es auslöst. Evtl. mit dem Pastor die Sache durchsprechen ...


    Grüße von Andrew


    Unser ehemaliger Kantor spielte fast immer Buxtehude: Nun lob mein Seel den Herren... :jubel::jubel:

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo,


    wäre ein extra Titel vielleicht wert.
    Mir wurde beigebracht, dass "so nimm denn meine Hände" nichts mit Beerdigung oder Hochzeit zu tun hat, sondern es wäre ein Gebet an Gott z.B. auch bei einer Taufe. Ein Gebet und eine Bitte an Gott, den Täufling auf seinem Lebensweg zu begleiten. Wenn man den Text liest, könnte es so sein, man kann ihn verschieden auslegen.


    Aber es ist hier ot, vielleicht könnte man wirklich einen neuen Thread darüber eröffnen, Frage an Alfred?


    Liebe Grüsse

  • Zitat

    Frage an Albert?



    Albert?

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Momo, :hello:


    die Air von J.S.Bach macht sich immer gut bei Trauungen.
    Ebenso das "Laudate Dominum" von W.A.Mozart.
    Außerdem fällt mir noch das Lied "Es muß was Wunderbares sein" von Franz Liszt ein.
    Weiterhin: Die Hymne aus "Alessandro Stradella" von Friedrich von Flotow.
    Einmal hörte ich auch das Gebet aus "Rienzi" von Richard Wagner, was sich auf der Orgel sehr gut anhört.
    Schließlich als Krönung am Ende der Trauung für Alle zum Mitsingen: "Großer Gott, wir loben Dich".


    Mit den genannten Vorschlägen kannst du nun sogar noch weitere Pärchen unter die Haube bringen :)

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Statt all die ollen Kamellen zu spielen, die wahlweise auch auf Beerdingungen oder bei Taufen oder Goldenen Konfirmationen gespielt werden, würde ich Dir raten: Spiel das, was DIR SELBST für eine Hochzeit passend erscheint, was Du BEI DEINER EIGENEN HOCHZEIT gerne hören möchtest oder hättest hören mögen, dann wird es auch von Herzen kommen und zu Herzen gehen. Du bist doch Musiker, Du bist doch Künstler-da brauchst Du noch niemand anderes zu fragen als Dein Herz, was zu einer Hochzeit passt!


    :hello:Amateur


    (Hoppla - das war ein bisschen pathetisch gesprochen. Aber wann dürfte man das tun, wenn nicht beim Thema Hochzeit?)

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Hallo Amateur,


    die ollen Kamellen werden aber immer wieder gerne gehört. Wenn ich für eine Hochzeit engagiert wurde, kamen solche Sachen immer wieder. Die Leute kennen sie vom Hören, wissen oft nicht wie die Lieder heißen und sind gerührt, wenn sie die Melodie wieder mal hören.


    Liebe Grüsse

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  • Zitat

    Original von musika
    Hallo Amateur,


    die ollen Kamellen werden aber immer wieder gerne gehört. Wenn ich für eine Hochzeit engagiert wurde, kamen solche Sachen immer wieder. Die Leute kennen sie vom Hören, wissen oft nicht wie die Lieder heißen und sind gerührt, wenn sie die Melodie wieder mal hören.


    Liebe Grüsse


    Liebe Musika,


    das will ich den Leuten ja auch gar nicht nehmen. Dennoch halte ich es auch mit Carl Philipp Emanuel Bach, der da sagt, dass ein Musikus nur rühren könne, wenn er selbst gerührt sei. Ich selbst habe schon bei Hochzeiten Mendelssohns Hochzeitsmarsch gespielt - weil ich ihn selber passend finde. Und wenn mich ein Brautpaar bitten würde, Händels Largo zu spielen, obwohl das Stück eigentlich die Liebeserklärung eines verrückten Königs an eine Platane ist, dann würde ich auch versuchen, mich in diesen Wahnsinn liebvoll zu versenken, denn das Brautpaar hat immer recht. Nur: für ein Publikum zu spielen, das NUR DANN gerührt ist, WENN ES DIE LIEDER SCHON KENNT, dagegen sträubt sich alles in mir, das ist dann nur noch Folklore und Routine.


    Liebe Grüße


    Amateur

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Zitat

    Original von Amateur
    Spiel das, was DIR SELBST für eine Hochzeit passend erscheint, was Du BEI DEINER EIGENEN HOCHZEIT gerne hören möchtest oder hättest hören mögen


    Voooorsicht :D Das kann nach hinten losgehen. Zumindest, wenn ich daran denke, was ICH gerne hören möchte. Ich bin da ziemlich geschmacklos...


    :hello:


  • Hallo Amateur,
    stimmt, du hast Recht, aber so ist es nun mal. Die wenigsten Leute haben selber mit Musik zu tun und kennen durchweg nur die Ohrwürmer. Selbst ein Ave Maria stößt da auf Schwierigkeiten, wenn man fragt "welches Ave Maria" gewünscht wird, dann heißt es...ja..das Ave Maria. Doch auch die immer wiederkehrenden Lieder singe ich gerne und sie gehen mir auch nach dem 100sten Male zu Herzen.


    Liebe Grüsse

  • Zitat

    Original von Amateur
    Statt all die ollen Kamellen zu spielen, die wahlweise auch auf Beerdingungen oder bei Taufen oder Goldenen Konfirmationen gespielt werden, würde ich Dir raten: Spiel das, was DIR SELBST für eine Hochzeit passend erscheint, was Du BEI DEINER EIGENEN HOCHZEIT gerne hören möchtest oder hättest hören mögen, dann wird es auch von Herzen kommen und zu Herzen gehen. Du bist doch Musiker, Du bist doch Künstler-da brauchst Du noch niemand anderes zu fragen als Dein Herz, was zu einer Hochzeit passt!


    :hello:Amateur


    (Hoppla - das war ein bisschen pathetisch gesprochen. Aber wann dürfte man das tun, wenn nicht beim Thema Hochzeit?)


    Vielleicht gibt was Passendes von C.F. Hurlebusch ?(

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo momo,


    hast Du jetzt ein paar Anregungen bekommen? Als unsere Organistin vor Jahren vor diesem Problem stand, hat sie sich an den Kirchenkreis-Kantor gewandt, der ihr gleich eine Liste mit Notensammlungen und Büchern erstellte.


    Bestimmt gibt es im Kirchenbezirk Meißen einen A- oder B-Kirchenmusiker als Fachmann (meist ist es der Kantor der Stadtkirche), der Dich hier sicher gern berät und für jeden Leistungsstand ein paar angemessene Tips hat.


    Schöne Trauungen wünscht Dir Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Zitat

    Original von Blackadder


    Voooorsicht :D Das kann nach hinten losgehen. Zumindest, wenn ich daran denke, was ICH gerne hören möchte. Ich bin da ziemlich geschmacklos...


    :hello:



    Hallo Blackadder:


    1:0 für Dich.... :wacky:


    Amateur

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Zitat

    Original von Siegfried


    Vielleicht gibt was Passendes von C.F. Hurlebusch ?(


    Allenfalls die "Apertura" aus der sechsten Claviersuite in E-Dur - feierlicher Ouvertürenbeginn plus einem spielfreudigen, toccatenhaften Mittelteil im Presto. Viele seiner Werke sind allerings ziemlich capriziös und würden zu sehr vom Brautpaar ablenken.


    Wichtig finde ich, um welche Kirche es sich handelt. In eine knuffige alte Dorfkirche passt schon etwas Populär-volkstümliches. Für den Eingang könnte ich in so einem Falle den Prince of Denmarks's March von Jeremiah Clarke empfehlen - ein Ohrwurm, der aber trotzdem noch nicht abgegriffen ist. Zum Ausgang würde in diesem Jahr und zu dieser Jahreszeit "Geh aus mein Herz und suche Freud" passen. (Paul-Gerhardt-Jahr) Das hebt auch immer die Laune. Sind Kinder dabei? Dann sollte sich, falls vorhanden, am Ausgang der Zimbelstern drehen.


    Amateur

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Himmel,
    ihr überschüttet mich ja geradezu... aber vielen Dank! :D
    Andrew, danke auch für deinen Hinweis, aber seit einem Jahr bin ich jetzt nicht mehr in Meißen, obwohl ich dort von mindestens 5 B-Kantoren und zwei A-Kantoren weiß... Ich bin jetzt wieder zu Hause, habe meinen Zivildienst gemacht und spiele in der Wohnzimmerkirche am ausgebauten Küchenschrank... die Möglichkeiten sind also doch recht gering an besagtem Instrument... Der Pfarrer hat mir jetzt auch gesagt, dass er zwei Bach-Präludien für ganz passend hält (auf'm Dorf gibt's eben mal nur Bach) - die sind aber nicht einmal von Bach... aus den Acht kleinen Präludien und Fugen die zwei Präludien in F-Dur für den Anfang und d-Moll für das Ende. Naja, ich werde mal sehen, was ich in der nächsten Woche an Zeit noch erübrigen kann...


    Aber erstmal vielen Dank an alle!!!


    @ amateur: Ein Danke auch dir, aber das was ich spielen würde, passt vielleicht nicht richtig zu einer Hochzeit und ist bei bestem Willen an meiner Orgel nicht ausführbar - da ist es ja schon ein Wunder, wenn man Trompete 8' und Posaune 16' einmal in zwei Jahren richtig vom Orgelbauer gestimmt bekommt...

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor

  • Hallo Momo,


    Ich war gestern bei einer Hochzeit in Würtemberg, und dort war ein Gesang, daß ich sehr schön fand: Nummer 503: "Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit".


    Ich schlage vor, du schaust mal das Lied an.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von momo@ amateur: Ein Danke auch dir, aber das was ich spielen würde, passt vielleicht nicht richtig zu einer Hochzeit und ist bei bestem Willen an meiner Orgel nicht ausführbar - da ist es ja schon ein Wunder, wenn man Trompete 8' und Posaune 16' einmal in zwei Jahren richtig vom Orgelbauer gestimmt bekommt...


    kannst deine zungen doch selber stimmen ;)

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  • Ich war am Sonntag in einem Traugottesdienst und da wurde gespielt


    - während des Einzugs des Brautpaares: Allegro aus der Fantasie f-Moll, KV 594 (Mozart)
    - während des Auszugs des Brautpaares: Allegro maestoso e vivace und Fuge aus der 2. Orgelsonate op. 65 (Mendelssohn)


    Meines Erachtens zwei angemessene Stücke für diesen Rahmen.



    Gruß, Peter.

  • Hallo alle


    Also mir ist es regelmäßig so ergangen, daß die "Kundschaft" fast immer das C-Dur Präludium aus dem "Wohltemperiertem Clavier" (vulgo Ave Maria) haben wollten. Als Eingangsstück habe ich dann meistens das C-Dur Präludium und zum Ausgang die Fuge gespielt.


    Habe das in den verschiedensten Varianten Jahrzehnte lang gemacht, aber mangels Zeit seit Jahren nicht mehr.


    Grüße


    Christopher

  • Hab ich letztens bei einer Hochzeit gespielt und kam sehr gut an...
    die Benediction nuptiale von Saint-Saens.
    Grüße,
    momo


    Nebenbei: der Choral aus dem EG 293 ist auch öfters gewünscht worden, obwohl ich unschlüssig bin, inwiefern er zu einer Hochzeit passt.

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor