Klassik für Einsteiger (2) - Klassikschnippsel oder ganze Werke ?

  • Klassikschnippsel - von den einen als Zugang zur Klassik gesehen - von den anderen als "Appetitthäppchen" gebrandmarkt - wiederum von dritten als "Klassik überhaupt" verwendet.


    Es ist die Frage inwieweit solche Schnippsel - wenn sie jemand hört - dazu verleiten - das ganze Werk zu hören.


    Ich bekenne mich dazu, daß Klassikschnipsel es waren, welche mir den Zugang zu Klassik geöffnet haben - es wurde in meiner Kindheit mehr Klassik im Radio gespoielt als heute.


    Ich weiß noch, daß der Film Odysse2001 mich veranlasst hat nachzuforschen von wem das Leitmotiv des Filmes sei.
    Der Kauf der CD schliesslich (natürlich damals in "DECCA Phase 4 Technik") war eine leichte Enttäuschung. Hatte ich plakativen Bombast erwartet, zeigte sich das Stück doch eher introvertiert. Aber ich gab ihm eine 2. Chance: Es musste die neue digitale Karajan einspielung her. Die hat mich auch nicht vom Sessel gehauen. Immerhin: Ich kannte dieses Stück jetzt - liebte es aber nicht. Ich weiss nicht was der Anlass war - ich glaube es war im Forum, wo ich auf die Kempe-Einspielung aufmerksam wurde. Diese hat mir das Werk in seine ganzen Schönheit und Eigenart erschlossen. Ein Prozwess der über 30 Jahre dauerte - alber letztlich war ein "Tonschnippsel der Auslöser. Desungeachtet zählt Richard Strauß bis heute nicht zu meinen Lieblingskomponisten....


    Dann gab es da die vielen Klassik Sampler.
    Klassische Schallplatten waren in meiner Jugend immens teuer - Fehlkäufe waren eine teure und traurige Sache.


    Aber immer wieder gab es "Sampler" zu (relativ) moderaten Preisen welche den Einblick in die Klassikwelt ermöglichten. (Gratissampler wie etwa heute gelegentlich üblich) waren damals undenkbar.


    Letzlich bedeute ja auch die Mithörmöglichkeit bei jpc oder Naxos nichts anderes als ein "Klangschnippsel" - und ich benutze sie des öfteren um mir ein Bild machen zu können - das Vorspielen von CDs in Klassikläden (ich habe diese Möglichkeit sowieso nie genutzt, mir war es peinlich) ist ja inzwischen verständlicherweise aus der Mode gekommen....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ob Schnippsel eine ratsame Sache speziell für Einsteiger sind, weiß ich nicht, Schnippsel kaufen würde ich heute nicht mehr, aber dennoch gibt es verschiedene gut gemachte Sampler-CDs, dank denen ich auf neues Repertoire neugierig gemacht wurde. Zum Beispiel den "Originals"-Sampler, der keineswegs nur die üblichen Wunschkonzertschnippsel beinhaltet



    oder auch der Verdi-Sampler ist eine gute Sache



    auch Dirigentenportrait-Sampler können sehr gut sein und neugierig machen. Da gibt es einige interessante Zusammenstellungen mit Aufnahmen von Herreweghe, Gardiner, Harnoncourt...


    Alles keine Wunschkonzert-sachen, aber vielleicht dennoch für Einsteiger und Fortgeschrittene gewinnringend

  • Ein spannendes Thema.


    Leider kommt es ja auch bei manchen Radiosendern (hier radio classique) sehr in Mode, nur einen einzelnen Satz aus einer Sinfonie zu spielen und dann ein Stückchen Oper einzuschieben. Immerhin kann man inzwischen online nachgucken, was da denn gespielt wurde - und ab und an lässt das eine oder andere Stück aufhorchen, das man sonst vielleicht nicht angehört hätte. Je nach Tagesform finde ich das ganz interessant oder ärgerlich - aber dann ist auch ganz rasch eine CD eingelegt. Andererseits ist das Repertoire natürlich sehr viel breiter gefächert und es gelingt ab und an der Blick über den Tellerrand - und die Entdeckung von neuen Horizonten.


    Besonders kribbelig machen mich allerdings Sampler aus dem sakralen Bereich - es verstört mich, wenn nach einem Kyrie aus einer Schubert Messe das Dies Irae aus dem Verdi-Requiem kommt.


    Andererseits kaufe ich solche Gemischtwaren-Cds, wenn sie von Sängern, die mich interessieren, veröffentlicht werden. Da gibt es ab und an interessantes Repertoire zu entdecken.


    Auch wenn die Sachen mit einem Thema verbunden sind, finde ich das in Ordnung, dann kann ich dem roten Faden folgen.



    Es grüsst LaCastafiore

  • Klassik Sampler haben auch mir in meiner Einstiegszeit sehr geholfen. Für mich damals der beste Weg, um einen Überblick über eine größere Bandbreite zu bekommen und die Stücke dann auch mehrmals anhören zu können. Bei Gefallen folgte dann bald eine Gesamtaufnahme des jeweiligen Werkes. So viele und so gute preiswerte Sampler wie heute gab es etwa 1990 noch nicht. Aber selbst die qualitativ mäßigen ZYX-Sampler haben mir damals weitergeholfen.


    Auch heute noch kaufe ich mir manchmal Sampler, wenn diese interessant und preiswert sind. Sehr spannend fand ich z.B. den apex 2CD sampler (gekauft für unter 5 Euro):



    In Folge davon, habe ich mir z.B. die Onslow und die Penderecki CDs von apex gekauft.


    Viele Grüße
    Frank

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  • Zitat

    Original von LaCastafiore
    Ein spannendes Thema.


    Leider kommt es ja auch bei manchen Radiosendern (hier radio classique) sehr in Mode, nur einen einzelnen Satz aus einer Sinfonie zu spielen und dann ein Stückchen Oper einzuschieben. Immerhin kann man inzwischen online nachgucken, was da denn gespielt wurde - und ab und an lässt das eine oder andere Stück aufhorchen, das man sonst vielleicht nicht angehört hätte. J


    Die Unsitte die Stücke immer nur scheibchenweise zu spielen, grassiert hier ebenso: Klassik Radio :D
    Bei den Öffentlich-Rechtlichen geschieht das etwas weniger häufig- aber die Tendenz geht auch in diese Richtung.


    Für den Einsteiger kann das Hören von Schnnipseln auf jeden Fall eine Hilfe sein: Man bekommt dadurch Lust endlich einmal das ganze Konzert, die ganze Symphonie etc. zu hören. Aber dazu raten gezielt solche Sampler zu kaufen möchte ich nicht. Wenn schon dann richtig!


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian



    P.s:


    Wie hat Dir eigentlich die Renee-Fleming-CD gefallen? Der betreffende Thread im Sänger-Forum hat schon ganz dick Staub angesetzt.

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Zitat

    Original von Caesar73


    P.s:


    Wie hat Dir eigentlich die Renee-Fleming-CD gefallen? Der betreffende Thread im Sänger-Forum hat schon ganz dick Staub angesetzt.


    Ehrlich gesagt, habe ich sie wohl gekauft, als es sie zum Einführungspreis gab (prix vert) - reingehört... und nun liegt sie tief unten in einer Schublade. Ich werde sie mal ausgraben, reinhören und dann auch den Thread suchen. Ich erinnerte mich dran, weil ich das Booklet sehr gut gemacht fand - und auch die Zusammenstellung fand ich sehr interessant.


    Zu Madame Fleming habe ich ein sehr gespaltenes Verhältnis... doch das gehört hier nicht hin.


    Es grüsst LaCastafiore

  • Für Einsteiger gibt es wohl kaum eine andere Chance, sich einen Überblick zu verschaffen. Es gibt dazu z.B. eine Reihe von Naxos, die jeweils eine Epoche vorstellt. Das ist dann jeweils eine Box mit zwei CDs und einem dicken Booklet. Zu Vinyl-Zeiten gab es von CBS mal die Reihe "Composers greatest hits," wo jeweils eine LP einem Komponisten gewidmet war. Sowas ist natürlich nur für Einsteiger interessant.

  • Zitat

    Original von beckmesser
    Für Einsteiger gibt es wohl kaum eine andere Chance, sich einen Überblick zu verschaffen. Es gibt dazu z.B. eine Reihe von Naxos, die jeweils eine Epoche vorstellt. Das ist dann jeweils eine Box mit zwei CDs und einem dicken Booklet. Zu Vinyl-Zeiten gab es von CBS mal die Reihe "Composers greatest hits," wo jeweils eine LP einem Komponisten gewidmet war. Sowas ist natürlich nur für Einsteiger interessant.


    Man sollte gar nicht so ungeduldig sein, rasch einen Überblick haben zu wollen.


    Ich hatte nie (reine) Schnipsel-CDs (oder LPs) und vermisse sie nicht.


    Überblick bekommt man ohnehin erst nach Jahren und Jahrzehnten, meistens nur einen partiellen.
    :hello:

  • Zitat

    Original von beckmesser
    Für Einsteiger gibt es wohl kaum eine andere Chance, sich einen Überblick zu verschaffen.


    Mit dieser Behauptung bin ich nicht einverstanden.


    Wer sich der klassischen Musik nähern will, hat einen großen Vorteil auf seiner Seite: um sie kennenzulernen braucht er zunächst einmal nichts weiter tun, als zuhören. Aber genau zum Zuhören sollten man dann eben auch bereit sein. Das heißt, bereit sein, sich die Ruhe zu nehmen ein Werk von Anfang bis Ende anzuhören, sich auf seine musikalische Sprache einlassen, seiner Erzähllinie zu folgen. Genau diese Linie, und damit etwas ganz Elementares für die klassische Musik fehlt mir, wenn ich mich ihr allein durch "Klassikhäppchen" anzunähern versuche. [Das mag in einem gewissen Maße eine Frage des persönlichen Geschmacks sein - ich würde auch niemandem, der sich für Literatur interessieren möchte, eine Reader's Digest Ausgabe mit Exzerpten der "100 größten Lit-Hits" empfehlen.]


    Grüße


    katlow

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    Original von Kurzstueckmeister
    Also, egal ob "Anfänger" oder nicht: Keine Schnipsel-Sammlungen!


    Mit ausgewählte Schnipsel hören lassen habe ich dennoch einige Freunde dazu gebracht, daß sie jetzt klassische Musik schätzen.


    LG, Paul

  • Also so eng sehe ich das mit den Klassikschnipseln nicht!
    Im Internet höre ich mir für Kaufentscheidungen öfters die angebotenen Klangschnipsel an. Schön finde ich es natürlich nicht, wenn diese nach einer gewissen Zeit abbrechen oder in der Klangqualität eingeschränkt sind - aber sie helfen mir weiter!
    Klassik-Sampler sind dann eine Erweiterung des gleichen Prinzips. Nur muss ich dann meistens ein wenig dafür zahlen, dass die Schnipsel in Originalklangqualität sind und nicht vorzeitig abbrechen (zumindest nicht mitten im Stück).
    Wer hier von sich sagt Werke immer von Anfang bis Ende anzuhören, den kann ich nur ein Stück weit dafür bewundern! (keine Ironie!)
    Aber mein Weg ist dies nun mal nicht. Auch würde ich keinem Neuling diese "reine Lehre" verordnen wollen!


    Ich sehe auch nicht, dass jemand durch das Schnipselhören verdorben wird. Als Gegenbeispiel nenne ich mal mich selbst! :D
    Trotz gelegentlichen Schnipselhörens sieht mein normales Musikhören so aus, dass ich mir ein Werk zum Anhören aussuche und dieses dann per Kopfhörer in Ruhe im Bett liegend von Anfang bis Ende anhöre! Dies gilt besonders für "geschlossenere" Werke, wie z.B. Sinfonien oder Sonaten. Nun gut, ich gestehe: Bei loseren Werksverbünden, wie z.B. "Iberia" höre ich schon mal Einzelstücke oder mache einen Durchgang in mehreren Etappen. Auch neige ich schon mal dazu, nach dem Gesamtdurchhören, einen mich begeisternden Satz noch mal zu hören. Oder es gibt Stücke, welche ich mir gar nicht ganz anhören mag...
    Aber jetzt drifte ich zu weit ab...
    Aber wie ihr seht: Wenn ich auch nicht alles total dogmatisch sehe, so habe ich doch im Normalfall den Anspruch ein Werk ganz zu hören.


    Was den Klassikeinstieg per Sampler angeht, so plädiere auch ich dafür, dass dann das Hören von Gesamtwerken folgen muss. Wer immer nur Sampler anhört, ist für mich auch kein waschechter Klassikhörer! Aber jeder, wie es im beliebt! Keiner wird zum Klassik hören gezwungen! ;)


    Viele Grüße
    Frank

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  • Ich höre, insbesondere wenn ich unterwegs, häufig NDR Kultur. Größtenteils werden da nur noch die sog. Schnippsel gespielt, zumindest in den Sendungen über den Tag.
    Das stört mich nicht, weil ich so mal dies, mal jenes höre, größere Zusammenhänge sind beim Autofahren eh kaum zu verfolgen.


    Sampler: ich liebe Sampler, weil man so günstig ein weites Spektrum anreissen kann, um sich dann im Detail den Sachen zuzuwenden, die einem gefallen.
    Mit einem gut gemachten Sampler kann man auch mal Leuten auf den Pelz rücken, die mit Klassik nicht viel am Hut haben. Quasi Missionsarbeit.


    Somit: ich bin ein Befürworter der Schnippsel, aber es darf nicht zum Ersatz für das Hören ganzer Werke verkommen.

  • Hallo zusammen,


    auch ich bin eine zeitweilige Schnippselhörerin, vor allem im Auto.


    Wie bei Achim dann NDR Kultur. Leider ist die Empfangsqualität in unseren Breiten sehr schlecht, dann bleibt immer noch eigens für´s Auto zusammengestellte CD´s.
    Zwar ist meine tägliche Fahrt zur Arbeit nicht gerade kurz, aber gesamte Werke höre ich mir lieber in Ruhe zu Hause an.


    Ich mag Schnippsel, aber nicht zu viele und auf gar keinen Fall dürfen diese ganzen Werke in den Hintergrund rücken.


    Schnippsel oder auch Sampler sind o.k., aber als adäquarte Lösung für Einsteiger, zu denen ich mich zähle, dürfen sie nicht gesehen werden.


    Was nützt ein rascher Überblick ohne Tiefgang?


    LG


    Maggie

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  • Bestimmt hat jeder schon einmal in einem guten Restaurant Appetithäppchen vorweg bekommen. Die sind nicht dazu da, um sich satt zu essen, sondern um den Appetit anzuregen und auf das eigentliche Mahl vorzubereiten.


    Genau diesem Zweck dienen auch die Schnippsel. Sie sollen das Interesse des Hörers wecken, damit er mehr Appetit auf die Musik bekommt, die er bisher noch nicht gekostet hat. Für diesen Zweck finde ich die Schnippsel vollkommen in Ordnung. Für das Langzeithören sind sie sicher nicht geeignet.


    Ich kaufe mir ab und an auch mal einen Sampler, um Neues zu entdecken. Mitunter höre ich den Sampler nur einmal. Die Entscheidung für mehr oder auch nicht ist dann gefallen.


    Prinzipiell halte ich es auch für wichtig, dass man sich für größere Werke die Zeit nimmt und sie in der Gesamtheit anhört. Wir leben in einer schnellebigen Welt, in der die Informationen von allen Seiten und möglichst gleichzeitig auf uns einfallen. Wenn man dann den Fehler macht und versucht, alles gleichzeitig aufzusaugen, verpasst man die Chance, sich mit einer Sache intensiv auseinanderzusetzen.


    Im Fernsehen wird gezappt, im Internetbroswer wird hin- und hergeklickt, auf dem MP3-Player werden die Titel nur angespielt. Das ist doch nichts halbes und erst recht nicht ganzes. An der heutigen Jugend bemerke ich, dass viele nicht gelernt haben, sich intensiv mit nur einer Sache zu beschäftigen. Auch das ist ein Grund für die schlechten PISA-Ergebnisse. Insofern könnte konzentriertes Hören von Musik auch eine positive pädagogische Wirkung haben. Aber Musik ist in der Schule nur ein Nebenfach und wird allzu oft stiefmütterlich behandelt. Aber das ist wieder ein anderen Thema.


    Gruß
    Tresor

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

  • Ich persönlich finde Schnipsel zum :kotz:, aber ich muss zugeben, dass mir ein paar ganz grässliche Kompilationen berühmter Klassikhits (z.T. sogar in peinlich verrockten Versionen) die ich in meiner Jugend zu hören bekam, einen unschätzbaren Dienst erwiesen haben. Mit ihrer Hilfe konnte ich in der Gegenwart erfahrener Klassikfreaks schnell wissend mit dem Kopf nicken und sogar Namen von Komponist und Werk nennen, wenn die üblichen Hits erklangen, ohne die Werke ganz gehört haben zu müssen. Das gab mir die Freiheit, die Werke, die mich wirklich interessierten (darunter viel Unbekanntes und scheinbar Abstruses) nach Lust und Laune gründlich kennenzulernen, ohne vorher den Kanon abarbeiten zu müssen.


    :hello:


    Amateur

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Salü,


    Zitat

    Original von Frank1970
    Wer hier von sich sagt Werke immer von Anfang bis Ende anzuhören, den kann ich nur ein Stück weit dafür bewundern! (keine Ironie!)


    dann hier ein Ausschnitt aus meinem alltäglichen Abendablauf:


    .
    .
    .
    .


    23:15 Och, das könnt ich noch hören - der Schlußsatz muß noch und dann... ab in's Bett.


    23:35 [Nach dem Besuch der Toilette] Mist! Jetzt hat der erste Satz von .... angefangen... also gut... :rolleyes: Abbrechen kommt nicht in Frage!


    23:55 So, jetzt noch der Schlußsatz - und dann ab


    00:10 [Nach dem Genuß einer Zigarette auf der Terrasse] Oh - op. 76 Nr. 2. :pfeif: Also gut, dann noch ein Bierchen...


    00:35 Oh, das Bier vergessen...


    00:40 [aus dem Keller kommend] tssss... op. 76 Nr. 3 - auch nicht übel.


    .
    .
    .
    .


    Bei mir geht's da eher um Schlafschnipsel.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)


  • Interessante Reihenfolge :D

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo,


    ich wage zu behaupten, dass es Schnipsel-Sampler gibt, die sogar den Horizont bereits fortgeschnittener Klassik-Hörer erweitern können. Ich denke zum Beispiel an diese Werbe-CD eines kleinen Labels:



    Und die Moral von der Geschicht:
    Verachtet mir die Schnipsel nicht!


    Viele Grüße
    Frank

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  • Hallo Emotione,


    kannst Du auch eine Begründung liefern, weshalb "für Einsteiger meines Erachtens völlig ungeeignet"?


    Für Einsteiger gut geeignet finde ich Sampler in der Art "Leichte Klassik".


    Gruß
    Tresor

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

  • Hallo Tresor,


    meine Begründung liegt darin, dass Einsteiger zunächst dahin geführt werden sollten, sich für längere Zeit auf ein Werk einzulassen, sprich: sich zu konzentrieren. Hat man das Glück, dies erreicht zu haben, sollte man eigentlich noch einen Konzertführer zur Hand nehmen und sich Informationen zum Komponisten und der Zeit, in der die Komposition entstand, verschaffen. Die Versuche, meine Töchter auf diese Weise zur Klassik zu führen, scheitertern kläglich. So gebe ich also lediglich nur meine subjektive Meinung wider.


    Liebe Grüße


    Emotione

  • Hallo Emotione,


    das Beispiel Deiner Töchter zeigt mir, daß Deine These zur Heranführung an das Werk zwar begrüßenswert, aber in der Regel nicht den gewünschten Erfolg verspricht.


    Ich glaube, daß mit kürzeren und eingängigeren Schnippseln die Neugier auf mehr gefördert werden sollte, sonst wird die Eingangsschwelle nicht überschritten.
    Ist wie im Jazz, biem ersten Mal ist es nur furchtbares Gedudel, beim sechsten Hören erschliessen sich die Zusammenhänge und man ist begeistert - bloß, da kommen die meisten nicht hin, weil sie schon beim ersten Mal abgeschreckt werden.


    Ich würde zB mit Alicia Keys beginnen, die meines Erachten in Fallin` Bachsche Elemente verwendet hat. Hierzu mal das passende Stück Bach heraussuchen und vorspielen. Mit Glück ergibt sich ein Aha-Effekt und auf einmal gilt auch Bach als anhörbar, wenn auch vielleicht nur als Schnippsel.

  • Zitat

    Original von Emotione
    meine Begründung liegt darin, dass Einsteiger zunächst dahin geführt werden sollten, sich für längere Zeit auf ein Werk einzulassen, sprich: sich zu konzentrieren.


    Das sehe ich ganz genauso. Gegen Sammlungen von kurzen Klavierstücken, Ouverturen oder Arien usw. ist wenig einzuwenden, aber Sinfonien u.ä. sehe ich nur sehr ungern zerstückelt. Der Anfänger kann ja immer noch die Sätze mehrfach hören, die ihm am besten gefallen. Aber es ist eine totale Verzerrung der Werke, wenn wie so häufig die adagio-Sätze der "Mondscheinsonate" oder der Pathetique nur einzeln präsentiert werden. Die knapp 20 min., die die Sonaten komplett dauern, sollte man auch als Einsteiger erübrigen.
    Einer der wesentlichen Unterschiede zur Populärmusik ist ja gerade, dass es in der Klassik längere und komplexere Stücke gibt (auch wenn die häufig in recht überschaubare und kurze Abschnitte zerfallen).


    Zitat


    Hat man das Glück, dies erreicht zu haben, sollte man eigentlich noch einen Konzertführer zur Hand nehmen und sich Informationen zum Komponisten und der Zeit, in der die Komposition entstand, verschaffen. Die Versuche, meine Töchter auf diese Weise zur Klassik zu führen, scheitertern kläglich.


    Auf welche Weise? Die Häppchenmethode oder die von Dir geschilderte "solide" Herangehensweise?


    :hello:



    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Hallo Johannes



    Zitat


    Original von JohannesRöhl
    Auf welche Weise? Die Häppchenmethode oder die von Dir geschilderte "solide" Herangehensweise?


    Zunächst natürlich die Häppchenmethode, dann mit Salzburger Marionettentheater, Zauberflöte für Kinder und vor allem eine wunderbare kindgerecht aufgemachte verschlankte Verfilmung der Zauberflöte durch die "Black Velvets".


    Die solide Herangehensweise hat sich im Teenageralter durch die Pop- und Rockmusik dann erübrigt. Bei meinen Enkeln unternehme ich erst gar keine Versuche.


    :hello:


    Emotione

  • Hallo Emotione,


    Du hattest mir geantwortet:

    Zitat

    meine Begründung liegt darin, dass Einsteiger zunächst dahin geführt werden sollten, sich für längere Zeit auf ein Werk einzulassen, sprich: sich zu konzentrieren.


    Deine Ambitionen in Ehren, aber dass sich ein Einsteiger längere Zeit auf ein Werk konzentrieren soll, halte ich für eine glatte Überforderung. Unter einem Werk versteht man allgemein eine größere mehrsätzige Komposition. Soviel Geduld hat der unbedarfte Einsteiger i.d.R. nicht. Er muss erstmal Blut lecken. Ihm verlangt nach eingängigen Melodien und Ohrwürmern. Diese findet man aber nicht über ein ganzes Werk verteilt, sondern nur vereinzelt.


    Ein Einsteiger muss erst auf den Geschmack kommen und das geht m.E. nur über die emotionale Schiene. "Leichte Klassik" vom Schnipsel-Sampler ist dazu geeignet, diese Emotionen zu schüren und das Interesse auf mehr zu wecken. Damit wäre der Einstieg in die Welt der Klassik geschafft.

    Wenn wir in deiner Aussage den Begriff "Werk" durch "Stück" ersetzen, finde es i.O. :yes:


    Ein "fortgeschrittener Einsteiger" wird sich dann auch irgendwann das ganze Werk anhören. Möglicherweise befaßt er sich auch kognitiv mit dem Thema Klassik. Es kann aber auch sein, dass so mancher "Ersteinsteiger" nie die nächste Stufe zum "fortgeschrittenen Einsteiger" erklimmt. Dies kann verschiedene Gründe haben. Vielleicht ist der "Ersteinsteiger" mit seiner erreichten Stufe in die Klassikwelt (ab und zu ein emotionales Hörerlebnis :]) zufrieden und verlangt nicht nach mehr. Evtl. weiß er auch nicht, wie es weitergehen könnte. ?( Hier bedarf es dann, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, der Förderung.


    Aber die Grundvoraussetzung für den jeden weiteren Weg ist das vorhandene Interesse, und das muss jeder im ersten Schritt selbst finden. Und eine Möglichkeit zu dieser Selbstfindung kann (muß nicht) durch Klassik-Sampler angeregt werden.


    Gruß
    Tresor

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

  • Zitat

    Original von Tresor


    Deine Ambitionen in Ehren, aber dass sich ein Einsteiger längere Zeit auf ein Werk konzentrieren soll, halte ich für eine glatte Überforderung. Unter einem Werk versteht man allgemein eine größere mehrsätzige Komposition. Soviel Geduld hat der unbedarfte Einsteiger i.d.R. nicht. Er muss erstmal Blut lecken. Ihm verlangt nach eingängigen Melodien und Ohrwürmern. Diese findet man aber nicht über ein ganzes Werk verteilt, sondern nur vereinzelt.


    Ein Einsteiger muss erst auf den Geschmack kommen und das geht m.E. nur über die emotionale Schiene. "Leichte Klassik" vom Schnipsel-Sampler ist dazu geeignet, diese Emotionen zu schüren und das Interesse auf mehr zu wecken.


    Mit so hochemotionalen Stücken wie "Leichte Kavallerie" und dem Radetzkymarsch? :D


    Es kommt wie immer drauf an. Den einzigen typ unbedarfter Anfänger gibt es nicht. Vom wem reden wir? Von 11jährigen, von 17jährigen oder von erwachsenen Leuten, die vielleicht schon alle mögliche Musik gehört haben, nur halt keine Klassik? Bei letzteren gibt es gar nicht so wenige, die man mit den üblichen "Leichte Klassik"-Wunschkonzerten jagen kann.
    Es gibt ja massenweise relativ kurze Stücke oder entsprechende Zusammenstellungen, Peer-Gynt-Suite, Nußknacker etc. Daher sehe ich nicht ein, warum man unbedingt einen Satz aus einer Sonate reißen muß.


    Zu den ersten Klassikstücken, die mich mit ca. 14-15 begeisterten, gehörte eine Tschaikowsky-LP mit 1812, Capriccio italienne, Slawischer Marsch. Sehr eingängig, aber die Stücke dauern doch 10-15 min. Und eins der nächsten Stücke war sein 1. Klavierkonzert. Natürlich fand ich den ersten Satz nach den ersten 5 min etwas langatmig. Vielleicht habe ich manchmal auch nur die zweite Seite angehört (aber den Beginn des ersten Satzes will man ja haben). Ich weiß, dass ich von der Sinfonie Pathetique manchmal nicht alle Sätze angehört habe, aber die ist ja rein von der Länge her für Anfänger ein ziemlicher Brocken. Ich habe jedenfalls in diesen ersten Jahren häufig auf "Lieblingsstellen" gewartet oder Stücke ihretwegen gehört und zwischendurch manches fade gefunden, aber dennoch normalerweise die kompletten Stücke angehört (was bei LPs oder MCs auch ganz schlecht anders geht).
    Irgendwann muß er doch dazu kommen, sich Stücke anzuhören, die eine gewissen Länge haben und nicht nur aus Ohrwürmern bestehen. Und das relativ sture Durchhören hilft mit der Zeit, selbst wenn man am Anfang auf die Lieblingsstellen wartet sich auf längeres zu konzentrieren und irgendwann merkt man auch, dass das zwischendurch nicht nur Füllsel zwischen den Lieblingsstellen sind... ;)


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Die ganze Einsteiger-Frage (ob orchestral oder Opern) ist m.E. nach gar nicht zu beantworten. Jeder macht seinen Einstieg individuell und was dem einen seine Medizin ist dem anderen sein Gift. Ich bin generell gar nicht gegen Schnipsel, aber es dürften sich in den (Gift)schränken der Mitglieder hier wenig Schnipsel-CDs finden.


    Ich kenne einige Leute, die des Klassikhörens relativ unverdächtig sind, die haben eine oder mehrere Schnipsel-CDs, falls sie unverhofft der Neigung anheim fallen, unbedingt Mozarts Jahreszeiten zu hören oder mal was anderes von Bach, z.B. die kleine Nachtmusik, eventuell den Anfang von 2001 von Johann Strauß, um mal die 2000-Watt-Anlage aus dem Quelle-Katalog anzutesten und sich ein Loch in den Bauch freuen, wenn das Anfangsgrummeln die Mieter einen Stockwerk drunter aus dem Bett befördert...


    Zum Abchecken der Stilrichtung (ab Gregorianik bis Moderne) sind Schnipsel sicherlich ganz vorteilhaft, wenn dann nicht die Neigung dazukommt, etwas "ganz" zu hören, dann wird's auch nichts mit dem Einstieg...

  • Original von Blackadder

    Zitat

    Ich kenne einige Leute, die des Klassikhörens relativ unverdächtig sind, die haben eine oder mehrere Schnipsel-CDs, falls sie unverhofft der Neigung anheim fallen, unbedingt Mozarts Jahreszeiten zu hören oder mal was anderes von Bach, z.B. die kleine Nachtmusik, eventuell den Anfang von 2001 von Johann Strauß, um mal die 2000-Watt-Anlage aus dem Quelle-Katalog anzutesten und sich ein Loch in den Bauch freuen, wenn das Anfangsgrummeln die Mieter einen Stockwerk drunter aus dem Bett befördert...


    Bitte mehr davon : :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Emotione


    Jetzt schnell wieder zu Eugen Onegin, die Pause ist beendet

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