Zweitklassige "Tosca" aus Bregenz flimmert über 3Sat in unsere Wohnzimmer

  • Hallo Forianer,


    es gibt nichts Gutes zu berichten, über die "Tosca" aus Bregenz, die Tosca ist a la Soubretta viel zu leicht besetzt und Cavaradossi stemmt sich mit aller größten Intonationsschwierigkeiten durch die Aufführung...


    Dies mein erster Eindruck...



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo


    Nein, Cavaradossi hat nicht viel zu stemmen, aber er hatte anfangs Probleme mit den teilweise unglaublich langsamen Tempi. Und Floria Tosca ist doch geradezu eine Augenweide....


    :pfeif:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Ich hab schon abgeschaltet. Hatte es nach den ersten Takten von "recondita armonia" schon vor, hab dann aber noch den Sopran abgewartet. Die kommt aus dem Mezzofach und ich habe sie hier vor drei Jahren als wirklich gute Eboli erlebt. Soubrettig dürfte sie eigentlich nicht klingen, außer sie verschlankt künstlich die Töne um eben nicht wie ein Mezzo zu klingen. Ist aber reine Spekulation. Wie gesagt, ich hab abgeschaltet. Auch wegen der nervigen Bildregie - was sollte das mit dem viergeteilten Bildschirm?????


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Zitat

    Original von Rosenkavalier


    Ich hab schon abgeschaltet. Hatte es nach den ersten Takten von "recondita armonia" schon vor, hab dann aber noch den Sopran abgewartet. Die kommt aus dem Mezzofach und ich habe sie hier vor drei Jahren als wirklich gute Eboli erlebt. Soubrettig dürfte sie eigentlich nicht klingen, außer sie verschlankt künstlich die Töne um eben nicht wie ein Mezzo zu klingen. Ist aber reine Spekulation. Wie gesagt, ich hab abgeschaltet. Auch wegen der nervigen Bildregie - was sollte das mit dem viergeteilten Bildschirm?????


    Die anfangs nervige Bildregie hat sich gegeben. Offenbar meinte der Regisseur, eine paar Längen am Beginn des Stücks überbrücken zu müssen. Tatsächlich wurde die Bühnenshow immer besser und ist eigentlich als sensationell zu bezeichnen. Das wirkt schon am Fernseher ungemein und muss in Natura überwältigend sein. Das ist definitiv eine Aufführung zum Hinfahren und Anschauen!


    Leider hält die gesangliche Seite noch nicht mit. Nadja Michael hat nichts von einer Soubrette, aber eine befriedigende Tosca ist sie heute auch nicht. Man kommt jedoch aus dem Staunen nicht heraus, wenn man auf ihrer Homepage das Repertoire liest. So soll sie einen Sensationserfolg als Salome an der Scala gehabt haben und einen ebensolchen als Fidelio-Leonore an der WSO. Ob das eine der Diven erster Häuser ist, die Edwin meint, wenn er von AN als Diva mittlerer Häuser schreibt?
    ?(;)


    Auch mit Scarpia bin ich nicht glücklich (Finale 1. Akt), Cavaradossi ist mit Abstand der Beste in diesem Trio Infernal. Bleiben noch Dirigat und Orchesterleistung. Und diese Zeitlupen-Tosca ist das Ungewöhnlichste, was ich jemals an Toscas gehört habe. Dass eine Tosca fast mehr nach Mussorgskij als nach Puccini klingen kann, hätte ich nicht gedacht. Obwohl anfangs mehr als gewöhnungsbedürftig, passen Musik und Inszenierung überraschend gut zusammen, die Gesamtwirkung übertrifft die Einzelteile. Geschauspielert wird ganz vorzüglich, die Atmosphäre ist ungemein dicht und die Bühneneffekte sind gewaltig.


    Der zweite Akt entschädigt für so manches Defizit des ersten....


    (Puhh, wann wurde Scarpia schon einmal sooo hingemetzelt?)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Tja, ich bin auch nicht drangeblieben, was aber auch damit zu tun hat, dass ich an den PC muss. Gespielt finde ich es auch gut, die meisten Sänger jedoch nicht.


    Die Tosca - Stimme kommt mir auch nicht groß genug vor. Dass sie aus dem Mezzofach kam, kann ich mir durchaus vorstellen und sie klingt auch schön, aber eben zu leicht, warum auch immer. Mir ist die Frau auch viel zu wenig ausladend (was nicht durch Körperfülle hergestellt werden MUSS, damit wir uns nicht falsch verstehen) für die doch sehr starke Figur Tosca.


    Die Stimme des Cavaradossi gefällt mir auch nicht, klingt oft nicht wirklich , kommt nicht hoch. Der Scarpia ist m. E. noch o.k.


    LG


    Ulrica

  • Ach Theophilus,


    was zählt schon, was die Sängerinnen und Sänger für große Partien auf ihrer Homepage haben...


    Frau Nadja Michael ist in meinen Augen hier durchgefallen. In bestimmten Höhenlagen wirkte die Stimme tatsächlich soubrettenhaft.
    Und der Scarpia ist so wackelig im Gesang, schon das allein war ein Grund abzuschalten. Einziger Lichtblick war der Cavaradossi, aber auch er sang nicht wirklich gut, vieles wurde geradezu hinausgestemmt und dazu noch die Intonationsprobleme...


    Wahrlich keine Aufführung zum Hinfahren, schade um das Geld!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Sagitt meint:


    Es gibt die unglaubliche Scene mit Raimondi und Gheorgiu, Da haben die beiden in Bregenz in der Tat keine Chance, aber das Bühnenbild finde ich sehr eindrucksvoll.
    Die Folterscenen in einem Auge darzustellen, ist schon sehr beeindruckend.
    Hier möchte ich Theophilus unterstützen.


    Live ist das sicher ein ganz starker Eindruck.

  • Hallo Sagitt,


    ich kenne den Film mit Gheorghiu und Raimondi und muss dir völlig recht geben.


    Zweifellos war die Szenerie sehr eindrucksvoll und live sicherlich ein sehr schönes Erlebnis. Die gesanglichen Leistungen blieben jedoch stark hinter meinen Erwartungen zurück.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Liebestraum


    Da bin ich nicht deiner Meinung.



    Zitat

    was zählt schon, was die Sängerinnen und Sänger für große Partien auf ihrer Homepage haben...


    Nun, sie hat hochklassige Rollen an folgenden Häuern gesungen: Scala, San Carlo, Carlo Fenice, Florenz, Verona, WSO, DOB, Unter den Linden, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg, München, Semper Oper, Covent Garden, Glyndebourne, Toulouse, Teatro Real Madrid.


    Das sind erste Adressen in Europa, und wenn die nichts zählen, was dann? Allerdings will sich das mit dem heutigen Eindruck nicht recht decken. Auch im 3. Akt wiederholten sich technische Probleme aus dem ersten. Sie beherrscht Teile der Partie technisch nicht einwandfrei. Sowie die Stimme aber im grünen Bereich agiert, ist sie sehr gut und auch klanglich schön.


    Bei Scarpia stimme ich zu. Der erste Akt ist enttäuschend, der zweite ungleich besser. Aber natürlich kein Vergleich mit echten Rollen-Größen.


    Zoran Todorovich hat für mich mit Ausnahme einiger Phrasen zu Beginn sehr gut gesungen. Keine Spur von Stemmen, alles sauber auf Atem. Ich wäre jederzeit glücklich, solch einen Cavaradossi in einer Vorstellung zu erleben. Er hat jedoch ein sehr dunkles Timbre und klingt tendenziell zu tief, zumindest ist das mein Empfinden. Aber wann hat man zuletzt einen Cavaradossi mit wirklich schöner und strahlender Höhe erlebt? In meine Breitengrade verirren sich solche Herren nicht...



    Zitat

    Wahrlich keine Aufführung zum Hinfahren, schade um das Geld!


    Da bin ich komplett konträrer Meinung. Wenn du meinst, wegen Stimmen nach Bregenz fahren zu müssen, hast du etwas falsch verstanden. Etwas besser als heute könnte es aber schon sein. Aber die inszenatorische Meisterleistung, die Fast-Kammeroper Tosca derart auf die riesige Seebühne zu bringen, ist absolut sehenswert. Eine wirklich beeindruckende Inszenierung, die in Natura ein Erlebnis der Sonderklasse sein muss.



    Ein interessantes Detail am Rande. Nach der Vorstellung erzählte die ORF-Moderatorin, dass man vor Beginn keine Hoffnung hatte, die Vorstellung durchzubringen. Eine gewaltige Gewitterwolke lag über dem See und man erwartete jede Minute den Ausbruch. Der Wettergott hatte aber ein Einsehen, und außer einem teilweise recht heftigen Wind im ersten Akt gab es keine Beeinträchtigung.


    Beeindruckend auch die mentale Leistung der beiden Hauptdarsteller. Im Schlussbild befand sich Cavaradossi im Zentrum des Auges "nur" irgendwo zwischen 15m und 20m über dem See, während Tosca ganz oben auf 30m(!) Höhe stand und in den schwarzen Abgrund sang. Wahrlich nichts für schwache Nerven!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Hallo Theophilus,


    zählen tut am Ende die abendliche Leistung einer Sängerin und eines Sängers - und nicht was da auf den Hompages zusammengeschrieben worden ist.


    Gesanglich war der Abend zweitklassig, abgesehen von Todorovich, der etwas besser war, aber wie schon gesagt nicht wirklich gut sang.


    Über die Szenerie habe ich mich durchaus lobend geäußert. Für 40,-- EUR hätte ich sicherlich auch eine Karte gekauft. Da eine Karte für diesen Preis sicherlich nicht zu haben war, hätte ich mich bei einer Mehrausgabe sehr geärgert - gemessen an der musikalischen Qualität. Das kann auch die weltbeste Szenerie nicht wettmachen.


    Da ich ein wahrer "Tosca"-Fan bin und demetsprechend auch viele Vergleichsmöglichkeiten habe ist das auch keine Aufnahme für mein Archiv. Wenn ich dagegen an Callas, Scotto, Malfitano, Gheorghiu usw. denke... *schwärm*


    Aber wie gesagt, das is meine persönliche Meinung.


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo liebe Tamino-Freunde,


    ich habe auch die Bregenz-Tosca auf 3Sat gesehen - leider habe ich erst nach der ersten Stunde eingeschaltet.


    Über Stimmung, Inszenierung und Regie ist ja schon einiges Gutes gesagt worden und ich kann allem Positiven nur zustimmen, wirklich sehr atmosphärisch.
    Die sängerischen Leistungen fand ich auch ok, natürlich war die Tosca keine Callas, aber das wird doch wohl niemand ernsthaft erwartet haben. ;)


    Über die Kritik an Scarpia wundere ich mich. Mir hat die Scarpia-Interpretation am Besten gefallen, wirklich sehr, sehr düster. Mag aber sein, dass ich mich hier zu sehr von der schauspielerischen Leistung habe beeindrucken lassen.


    Alles in allem, wirklich sehenswert. Ich bin zufällig beim zappen drauf gestoßen - bin halt nicht so der Fernsehgucker. Bin aber sehr dankbar dafür.

    Viele Gruesse.
    Holger.

  • Ich konnte nur die ersten 20 Minuten miterleben, dann musste ich zur Arbeit. Werde mir die Aufführung morgen dann ganz anschauen und freue mich schon. Ich habe mich noch nicht so auf die Stimmen versteift, da ich eher das Gesamte inklusive Atmosphäre wahrgenommen habe - es hat mich mitgenommen, und ich bin neugierig auf alles weitere. Als Nicht-Fan dieser Oper muss ich die Aufführung auch nicht mit Referenz- oder Lieblingsaufnahmen vergleichen, fühle mich also im Vorteil. Da ich Tosca schon lange nicht gehört habe und früher vorwiegend auf die Stimmen und nicht so auf das Orchester geachtet habe, ist mir der Orchesterpart jetzt fast "neu", obwohl ich die Oper sicher schon zigmal in verschiedenen Aufnahmen und Aufführungen gehört habe. Der Orchesterklang fasziniert mich jetzt.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Man sollte bei solchen Paradepartien wie Tosca immer bedenken, dass das eigne Ohr da von Ausnahmesängerinnen "verdorben" bzw besser verwöhnt ist.
    Jede andere muss daneben abfallen-ich habe auch noch keine Norma gehört, die mich NACH Callas wirklich begeistern kann.
    Aber das darf nciht dazu führen, dass gute wenn auch nicht erstklassige Sänger, keine Gnade mehr vor Ohren finden.
    Ich habe das Ganze ja nicht gehört, und wollte das nur ganz allgemein einwerfen.
    Eine Mezzo als Tosca finde ich jedoch auch recht seltsam besetzt..... ?(


    Wie hat euch eigentlich die Verfilmung mit Gheorghiu und Alagna und Raimondi unter Pappano gefallen?



    F.Q.

  • Eine kleine Bitte: ich verfolge gerne auch Diskussionen oder Besprechungen von Aufführungen, die ich nicht gesehen habe und wo ich mich dann aktiv nicht an den "Gesprächen" beteiligen kann. Es wäre für mich aber dann auch hilfreich, zu erfahren, über welche Künstler/innen da gesprochen wird.


    Tosca und Cavaradossi weiss ich nun, Scarpia, Dirigent, Regie noch nicht...

  • Dem Mann kann geholfen werden...



    Tosca in Bregenz, 19.07.2007


    Floria Tosca: Nadja Michael
    Mario Cavaradossi: Zoran Todorovich
    Scarpia : Gidon Saks
    Bregenzer Festspielchor; Britten Festival Chorus; Wiener Symphoniker
    Musikalische Leitung: Ulf Schirmer


    Inszenierung: Philipp Himmelmann
    Bühnenbild: Johannes Leiacker
    Kostüme: Jorge Jara

  • Hallo Theophilus,

    Zitat

    Ob das eine der Diven erster Häuser ist, die Edwin meint, wenn er von AN als Diva mittlerer Häuser schreibt?


    Optisch zweifellos.
    Für den musikalischen Rest erkläre ich mich unzuständig, da ich die Seebühnen-Akustik kenne und weiß, wie da elektronisch manipuliert wird, wobei die Verbesserung in einem Spektrum meist die Verschlechterung in einem anderen bedeutet.
    Und die Regie? - Nicht Fisch, nicht Fleisch. Alles in Allem als Live-Erlebnis vielleicht beeindruckend, als TV-Übertragung eher nicht.
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Wie hat euch eigentlich die Verfilmung mit Gheorghiu und Alagna und Raimondi unter Pappano gefallen?


    Sehr gut! Zwar für Edwin vermutlich weder Fisch noch Fleisch, aber für Normalverbraucher ein Fest mit nur geringen Irritationen...
    ;)



    Alviano
    Grundsätzlich gebe ich dir Recht, aber gerade hier hast zu sowohl beim ORF (tv.orf.at) als auch bei den Brenzer Festspielen ein umfangreiches Informationsangebot ganz leicht erreichbar.



    PS (später hinzugefügt): Natürlich darf man sich die Aussicht auf Toscas nicht durch Maria Callas verstellen lassen. Es gab danach genug sehr gute Toscas, zuletzt wohl Angela Gheorghiu. Wenn man mit ihr nicht mehr glücklich sein kann, dann sollte man das Kapitel Tosca abhaken und sich einmal im Jahr die De-Sabata-Aufnahme anhören...
    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Fairy Queen


    Eine Mezzo als Tosca finde ich jedoch auch recht seltsam besetzt..... ?(


    Wie hat euch eigentlich die Verfilmung mit Gheorghiu und Alagna und Raimondi unter Pappano gefallen?


    Nadja Michael ist ins Sopranfach gewechselt - wird also nicht mehr unter Mezzo geführt.
    Wenn ich mich recht erinnere, waren die Kritiken zu ihrer Salome aber auch nicht wirklich berauschend.


    Die Tosca-Verfilmung finde ich persönlich wunderbar - das liegt natürlich hauptsächlich an den Sängern.


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Hallo Theophilus,

    Zitat

    Sehr gut! Zwar für Edwin vermutlich weder Fisch noch Fleisch, aber für Normalverbraucher ein Fest mit nur geringen Irritationen...


    Ein typischer Theophilus-Irrtum! Das war doch als Film angelegt, nicht als gefilmte Bühnenaufführung - oder täuscht mich meine Erinnerung? Einem Film gestehe ich zu, daß er den Escapismus bedient. Und ich kann mich nicht erinnern, daß ich mich bei dem "Tosca"-Film gelangweilt hätte.
    Hatte übrigens auch eine recht adäquate Filmmusik, dieser Thriller-Schinken... :hahahaha:
    :hello:

    ...

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    ...
    Einem Film gestehe ich zu, daß er den Escapismus bedient. Und ich kann mich nicht erinnern, daß ich mich bei dem "Tosca"-Film gelangweilt hätte.
    ...


    Du bist halt immer wieder für Überraschungen gut!


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Mir hat die Inszenierung im Großen und Ganzen sehr gut gefallen, den zweiten Akt würde ich sogar als genial bezeichnen. Das war die eindrucksvollste Folterszene, die ich bisher bei Tosca gesehen habe - und gleichzeitig so subtil-dezent, fast ästhetisch aufgrund des blauen Auges! Auch der Sprung von der Engelsburg wurde sehr gut gelöst - wobei mir aber die (brutalere) Darstellung in Graz vorletztes Jahr noch besser gefallen hat.
    Und die Leichenentsorgung via Bodensee... :D


    Darstellerisch war es auch sehr gut, stimmlich betrachtet wohl weniger. Ich kann nicht beurteilen, inwieweit die Soundanlage der Seebühne die Stimmen verändert, aber das, was dabei herausgekommen ist, war nicht optimal. Nadja Michael hat mir als von einem biederen Hausfrauendasein träumende Eboli an der WSO definitiv besser gefallen - ich bin mir nicht sicher, ob ihr der Fachwechsel tatsächlich bekommen ist; die beiden Herren waren eh ganz in Ordnung*, wobei mir Scarpia mehr Interpretation in seinem Gesang zu bieten schien.
    Aber ich finde es ja schon allein großartig, dass ORF2 seit neuestem so viele Opern live überträgt, und das Darstellerische, das bei einem derartigen Event sicher im Vordergrund steht, entschädigt für einiges!


    * wobei man sich von Festspielen eigentlich trotzdem mehr als "ganz in Ordnung" erwarten könnte... :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Rosenkavalier


    Nadja Michael ist ins Sopranfach gewechselt - wird also nicht mehr unter Mezzo geführt.
    Wenn ich mich recht erinnere, waren die Kritiken zu ihrer Salome aber auch nicht wirklich berauschend....


    Was ich über ihre Salome lesen konnte, war überwiegend recht wohlwollend, beim Publikum soll es sogar ganz toll angekommen sein. Allerdings fand ich auch eine Rezension, die ziemlich gut auf das passt, was ich gestern gehört habe:


    Zitat

    ... Nadja Michael, tanzbegabte Sängerdarstellerin, verausgabt sich dabei total. So jung, so schön, so kokett, dabei biegsam wie eine Reitgerte. Eine Salome, die tanzen kann: Dieser Frau nimmt man einfach alles ab, solange man sie nur anschauen darf, die Naivität ebenso wie die Berechnung, sogar, dass sie diese Mordspartie auch singen kann. Schließt man aber die Augen, hört man plötzlich blecherne Höhe, brüchige Intonation und ahnt Schlimmes. Wenn dieser leichte, runde, schöne Mezzosopran sich weiterhin so überfordert, dann wird sich die Stimme über kurz oder lang ganz verabschieden...


    Den Schlusssatz kann ich nach dem gestern gehörten nicht ableiten, da gibt eine Salome-Vorstellung vermutlich mehr Hinweise. Aber ansonsten passt es, eine außergewöhnliche Sängerdarstellerin mit an sich gutem Material aber doch gewissen Problemen bei den sehr hoch gegriffenen Rollen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus


    Den Schlusssatz kann ich nach dem gestern gehörten nicht ableiten, da gibt eine Salome-Vorstellung vermutlich mehr Hinweise. Aber ansonsten passt es, eine außergewöhnliche Sängerdarstellerin mit an sich gutem Material aber doch gewissen Problemen bei den sehr hoch gegriffenen Rollen.


    Das erscheint mir auch eine gute Einschätzung. Der Fachwechsel dürfte nicht wirklich gut für sie sein - man hat ihr auch als Tosca manchmal angehört, dass diese Stimme über ihren Möglichkeiten geführt wird. Andererseits kann ich schon verstehen, dass es einer so exzellenten Schauspielerin in den Mezzosopranpartien langweilig wird - sicher, Carmen, Eboli, Charlotte geben schon einiges her, aber viele einschlägige Rollen sind, oft trotz schöner Musik, ziemlich langweilig (z. B. Kontschakowna)...

  • Langweilig in Mezzorollen???? ?( ?( ?(
    Seit ich singe, wünsche ich mir ein Mezzo zu sein!!!!!(Wird aber nix, absolut hoffnungslos X()
    Was ist denn schon eien Micaela gegen eine Carmen?
    All diese treudoofen blonden braven Sopran-Rollen können doch ncihts gegen Dorabella oder Azucena oder Dalilah ausrichten. Nein, lieber Philhellenne, da bin ich entscheiden anderer Meinung und hätte anstelle von Frau Michael auf Knien gedankt, als Mezzo geboren zu sein! :yes:


    F.Q.

  • Zitat

    Original von Philhellene
    Das erscheint mir auch eine gute Einschätzung. Der Fachwechsel dürfte nicht wirklich gut für sie sein - man hat ihr auch als Tosca manchmal angehört, dass diese Stimme über ihren Möglichkeiten geführt wird. Andererseits kann ich schon verstehen, dass es einer so exzellenten Schauspielerin in den Mezzosopranpartien langweilig wird - sicher, Carmen, Eboli, Charlotte geben schon einiges her, aber viele einschlägige Rollen sind, oft trotz schöner Musik, ziemlich langweilig (z. B. Kontschakowna)...


    Na ja, die Hosenrollen wollen ja auch "gespielt" werden. Also Herausforderungen für exzellente Schauspielerinnen sind im Mezzofach reichlich gegeben. Wobei Frau Michael sicher besser in Frauenkleidern rüber kommt ;)


    Gruß
    Rosenkavalier
    (die mit Begeisterung Mezzo ist)

  • Zitat

    Original von Rosenkavalier
    ...
    Na ja, die Hosenrollen wollen ja auch "gespielt" werden. Also Herausforderungen für exzellente Schauspielerinnen sind im Mezzofach reichlich gegeben. Wobei Frau Michael sicher besser in Frauenkleidern rüber kommt ;)


    Der letzte Satz ist natürlich zu unterstreichen! ;)


    Dazu kommt, dass Frau Michael für Hosenrollen zu zierlich ist. Das ist eher ein Metier für schlanke und großgewachsene Damen (wie z.B. "unsere" Stephanie Houtzeel). Was macht es für einen Eindruck, wenn der Rosenkavalier zu seiner Sophie aufschauen muss...


    :hahahaha:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Also ich persönlich finde, von allen Sängerinnen die meisten darstellerisch beeindruckenden Rollen haben die Spinto- und dramatischen Soprani: Da sind so großartige Partien wie Emilia Marty, Cassandre, Ellen Orford, The Governess, Katerina Ismailowa, Tosca, Minnie, Senta, Kundry, Lady Macbeth, Lulu, Salome, Elektra, Tatjana... Die fallen mir so spontan ein, aber da gibt es sicher noch mehr. Wohlgemerkt, die sind darstellerisch begünstigt. Musikalisch schöner sind oft andere Partien.


    Sicher, Fairy Queen, wenn du Micaela gegen Carmen ausspielst... :D Dasselbe ist mit Sophie gegen Charlotte oder Elisabetta gegen Eboli... Und überhaupt muss man dazusagen, die armen lyrischen Soprani sind häufig schon auch ein gewisses Rollenbild festgelegt (treudoof etc.) - obwohl ich mir auch in den obengenannten Rollen teilweise ein bisschen lyrischere Stimmen wünschen würde, als sie oft besetzt werden.


    Ich bin allerdings prinzipiell ein Fan von Mezzos und verstehe sowieso nicht, wieso die Hauptrollen meistens die Soprani bekamen...

  • Hallo zusammen!


    Mein Eindruck der gestrigen Tosca-Übertragung war leider auch ein sehr zwiespältiger. Die Inszenierung und das Bühnenbild fand ich, sogar im Fernsehen faszinierend, das ständig präsente überwachende Auge war beklemmend, die Folterszene sah ich noch nie so gut inszeniert. Die schauspielerischen Leistungen von Scarpia (Saks) und Tosca (Michael) überzeugten mich ebenfalls, die musikalische Seite hingegen fand ich eher unterdurchschnittlich, obwohl man das vielleicht durch die übertragung und die Freilichtaufführung nicht so wirklich beurteilen kann, aber ich fand die musikalischen Tempi etwa zu langsam, Cavaradossi (Todorovich) sang für mein Empfinden immer etwas zu tief, ob die Intonationsprobleme durch die Tonübertragung verursacht wurden oder durch ihn selbst kann ich nicht beurteilen, Michaels Stimme war mir in dieser Rolle ebenfalls etwas zu tief, wieder ein Mezzo, der glaubt Sopran singen zu müssen, und Scarpia, ich habe noch nie einen Bariton diese Rolle so "bellen" gehört, da ich diesen Sänger noch nie vorher gehört habe , im Gegensatz zu den beiden anderen Hauptrollensängern, kann ich auch hier nicht beurteilen, ob es die Tonanlage, ob es Tagesverfassung oder "Normalzustand" bei diesen Sänger war, aber ich hatte stellenweise den Eindruck, das er gesanglich mit der Rolle überfordert war.

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