ZELLER, Carl: DER VOGELHÄNDLER


  • Carl ZELLER
    DER VOGELHÄNDLER

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    Operette in 3 Akten


    Libretto von Moritz West und Ludwig Held nach Edmond de Biéville


    Uraufführung am 10.01.1891 in Wien (Theater an der Wien)
    Ort und Zeit: Rheinpfalz,
    Anfang des 18. Jahrhunderts


    Personen:
    Kurfürstin Marie, Sopran
    Baronin Adelaide von Meerschaum, Hofdame, Mezzo-Sopran
    Baron Weps, kurfürstlicher Wald- und Wildmeiser, Tenor
    Graf Stanislaus, sein Neffe, Tenor
    Würmle und Süffle, Professoren, Tenor und Bass
    Adam, Vogelhändler aus Tirol, Tenor Buffo
    Briefchristel, Soubrette
    Schneck, Dorschulze, Tenor
    Einige Sprechrollen


    1.Akt

    Die Dorfbewohner sind in Schwierigkeiten: Alles ist leergewildert und kein einziges Wildschwein mehr übrig. Ausgerechnet jetzt will seine Durchlaucht, der Kurfürst, der sich hier noch nie hat blicken lassen, eine opulente Wildschweinjagd veranstalten. Da bleibt nur ein Ausweg: Betrug.
    Dem schon immer bestechlichen Wildmeister Baron Weps wird ein kostümierter hausschweinerner Ersatz angeboten und eine grosse Summe aus der Gemeindekasse zugesteckt. Gern nimmt Weps die 'Spende' an, um die Schulden seines liederlichen und hochverschuldeten Neffen Stanislaus zu tilgen. Kaum hat Weps das Geld eingesteckt, erfährt er, dass der launische Herr woanders jagen will. Damit das Schweigegeld der Bauern nicht verloren geht, muss nun Stanislaus den Kurfürsten mimen.
    Bjubelt von Jung und Alt, kommt der muntere Tiroler Adam mit seinen Vogelhändlern in dem kleinen pfälzer Dorf an. Adam verkauft hier nicht nur Bögel, er hat auch eine Braut hier: die fesche Christel von der Post. Weil die sich auch in Zukunft weigern wird, einen herumstreunenden Vagabunden ohne feste Stelle zu heiraten, versucht Adam, eine geeignete Arbeit zu bekommen. Auf seine charmant-rustikale Artwidmet er sich erst einmal der hübschen Bäuerin Marie. Hinter der verbirgt sich jedoch die inkognito reisende Kurfürstin, die hier die erotischen Pirschgänge ihres flatterhaften Gemahls aufdecken will. Noch ahnt sie nicht, dass der Gatteseine Jagdgründe woanders hin verlegt hat und dass ein Stanislaus hier am Ort eigennützig die Kurfürstenrolle spielt. Dieser empfängt die hoffnungsvolle Christel, die für ihren Adam die freigewordene Stelle eines Menagerieinspektors erbitten will.
    Adam erfährt, dass seine Christel bei dem als schürzenjäger verschrienen 'Kurfürsten' vorspricht und will die Unterredung stürmen. Die kurfürstliche 'Bäuerin' Marie unterbindet den skandal, indem sie dem jähzornigen Vogelhändler schöne Augen macht und ihm einen Rosenstrauss schenkt; und was das in Tirol bedeuten soll, weiss jeder...
    Von der Bestallung mit der unkurfürstlichen Unterschrift, die ihm Christel freudig präsentiert, will Adam nichts wissen und von seiner Braut erst recht nichts. Er glaubt sich nämlich von ihr betrogen und setzt sein Herz nun auf Marie.


    2.Akt


    Inzwischen droht Stanislaus nicht nur die Aufdeckung seiner Hochstapelei, sondern auch der Schuldenturm. Da hiolft nur - und das Jawort ist gewiss - Heirat mit der begüterten und bejahrten Baronin Adelaide.
    Auf Wunsch der Kurfürstin soll Adam nun tatsächlich Menagerieinspektor werden. Christel hat inzwischen Stanislaus' Betrügerei aufgeklärt und die Kurfürstin davon wissen lassen. Völlig verblüfft muss Adam erkennen, dass er nicht der Bäuerin, sondern der Kurfürstin Marie sein Herz zu Füssen gelegt hat.
    Zum Ausgleich für seine Kränkung als Bräutigam soll nun Adam den verbindlichen Richtspruch über den Hallodri fällen. Prompt verhängt der Tiroler ein rundum ungerechtes Urteil: Der aristokratische Bonvivant Stanislaus soll die Christel von der Post heiraten.


    3.Akt


    Christel, die Braut wider Willen, begehrt gegen ihre Verheiratung mit Stanislaus auf. Auch die Kurfürstin erinnert sich mit gemischten Gefühlenan ihre eigene Hochzeit und an das, was danach kam.
    Der gänzlich leer ausgegangene Adam, der noch nicht einmal mehr auf die schmucke 'Marie' zurückgreifen kann, ist ganz zerknirscht und will seine Christel wieder haben. Gern geht er auf Baronin Adelaides Bitten ein, ihr den Bräutigam Stanislaus zu lassen, zumal er erfahren hat, wie harmlos Christels 'Audienz' beim Kurfürsten war.
    Aber schliesslich hat auch Stanislaus eine Sorge weniger: Sein aufopferungswilliger Onkel ist bereit, die heiratsbegierige Adelaide auf sich zu nehmen. Einer Versöhnung von Christel und Adam steht nun nichts mehr im Wege.

  • 10. Januar 1891:
    Im Wiener Theater an der Wien wird
    Carl Zellers Operette
    Der Vogelhändler

    mit dem Libretto von Moritz West und Ludwig Held uraufgeführt,
    mit Ottilie Collin • Ilka von Palmay • Alexander Girardi • Stelzer • del Zopp • Pokorny • Lunzer.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Im dritten Akt des "Vogelhändler" hat der enttäuschte Adam ein Couplet - genau genommen sind es zwei - (Nr. 15 der Musiknummern) zu singen, das bei Aufführungen und Einspielungen gern weggelassen wird. Warum eigentlich? Er will nur noch fort, zurück nach Tirol, um dort die Christel vergessen - die Heimat als der sichere Zufuchtsort:


    Und so beginnen die Verse, die schon wegen der tiroler Mundart, die hier unerlässlich ist, ungemein schwer zu singen sind:
    "Komm' ih iazt wieder ham" und "Herr Pfarrer, mir is's klar"


    Es gibt einen alten Querschnitt durch diese Operette unter Rudolf Moralt mit Julius Patzak als Vogelhändler Adam. Patzak kann das singen, unvergleichlich sogar:


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    Kennt jemand andere Aufnahmen mit dem Couplet?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent