KÁLMÁN, Emmerich: DER ZIGEUNERPRIMAS


  • Emmerich KALMAN
    DER ZIGEUNERPRIMAS

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    Operette in 3 Akten


    Libretto von Julius Wilhelm und Fritz Grünbaum
    Uraufführung 1912 in Wien (Theater an der Wien)


    Ort und Zeit: Ungarisches Dorf und Paris
    Beginn des 20. Jahrhunderts


    Personen:
    König Heribert VII., inkognito Graf Estragon;
    Exzellenz Mustari
    Gaston, Graf Irini, Tenor
    Graf Estragon, Bariton
    Cadeau/Fekete, Bariton
    Pali Rácz, Zigeunerprimas, Bariton
    Laczi, Rácz’ Sohn, ältester Sohn, Tenor
    Sári, Rácz’ älteste Tochter, Sopran
    Juliska, Rácz’ seine Nichte, Sopran
    Viele Sprechrollen


    1. Akt


    Große Stube von Pali Rácz’ Landhaus in Lörinczalva.


    Der alternde Zigeunerprimas Pali Rácz, der früher einmal ein weltweit gefeierter Geigenvirtuose war, lebt zurückgezogen in seinem Landhaus in Lörinczalva und trauert seinen einstigen Erfolgen nach (»Ach, wie ändert sich die Zeit«). Auch wenn er wegen seiner Gicht gezwungen ist, selbst auf öffentliche Auftritte zu verzichten, so ist er doch weiterhin als Geigenlehrer tätig: Seine 16 Kinder – die unehelichen nicht mitgerechnet – sollen die musikalische Familiendynastie fortführen, denn Zigeunermusiker sind nach wie vor in aller Welt gefragt. Doch gerade die beiden ältesten Sprösslinge bereiten dem umtriebigen Familienoberhaupt zunehmend Kummer: Seine Tochter Sári möchte par-tout nichts vom Heiraten wissen, wie sie im Lied von der stolzen Königstochter, die keinen Mann wollte, lautstark bekundet (»Auf dem goldnen Throne«), und Sohn Laczi, der am Konservatorium die Musik Bachs, Händels und Wagners kennen und lieben gelernt hat, steht mit der leichten Muße seines Heimatlandes auf Kriegsfuß. Zudem kommen sich Vater und Sohn auch in anderen Lebensbereichen in die Quere: Ungeachtet seines hohen Alters und der stattlichen Kinderschar, möchte Rácz nunmehr zum vierten Mal vor den Traualtar treten und hat dafür ausgerechnet Nichte Juliska im Sinn – die wiederum heimlich in seinen widerspenstigen Sohn Laczi verliebt ist. Der jedoch hat nur seine Musik im Kopf, bis ihm Juliska mit einem verführerischen Walzer die Augen öffnet (Duett »Du, du, du, lieber Gott, schaust zu«). Da erscheint Gaston Irini zusammen mit seinem ständigen Begleiter Monsieur Cadeau, der den jungen Grafen aus Paris ob seines freizügigen Lebenswandels beaufsichtigen soll – nicht von ungefähr, denn kaum eingetroffen, macht Gaston ausgerechnet der heiratsscheuen Sári Avancen, die ihn kokett zum Hazazaa, einem ausgelassenen ungarischen Tanz, auffordert (»Sonntag, wann die Mess’ vorüber«). Graf Gaston Irini möchte seinen Freund Rácz für ein Fest, das zu Ehren des Königs von Massilia in Paris gegeben wird, engagieren. Dieser jedoch lehnt das lukrative Angebot entschieden ab: Mit siebzehn ist er in eine Pariser Baroness verliebt gewesen, deren Vater die Mesalliance jedoch entdeckt und dem jungen Glück ein rasches Ende bereitet hat. Seither meidet Rácz die Stadt der Liebe, die ihn zu sehr an seine verhängnisvolle Affäre erinnert. Auch Laczis Vorschlag, er könne doch an seines Vaters statt nach Paris gehen, stößt beim eitlen Musiker auf taube Ohren: Dem Sohn fehle das musikalische Feuer und der nötige Charme, die Damenwelt zu betören, um jemals ein echter Zigeunerprimas werden zu können. Tief gekränkt und zum Leidwesen von Juliska verlässt Laczi das väterliche Anwesen. Inzwischen hat sich Gaston für sein Anliegen die Verstärkung der übrigen Zigeuner geholt: Gemeinsam gelingt es ihnen, Rácz umzustimmen und für das Pariser Konzert zu gewinnen (Finale I).


    2. Akt


    Paris. Ein Saal im Palais Irini, einige Wochen später.


    Um dem glanzvollen Fest den richtigen Rahmen zu verleihen, hat der umtriebige Gaston nicht nur den verlorenen Sohn Laczi als Dirigenten der Tafelmusik engagiert, sondern auch Cadeau nach Juliska und vor allem nach Sári schicken lassen, die es dem jungen Lebemann besonders angetan hat. Als das Dreiergespann schließlich im herrschaftlichen Palais eintrifft, macht es seinem Ärger über die mehr als unkomfortablen Reisebedingungen in der Eisenbahn Luft (Terzett »Dritter Klasse, dritter Klasse Eisenbahn«). Da erscheint auch schon der König von Massilia: Im Champagner-beschwipsten Paris will er sich vom öden Monarchenalltag erholen. Um seinen amourösen Eroberungen in der Damenwelt ungestört frönen zu können, besteht er auf seinem Inkognito als »Graf Estragon« (Tanz und Chor »Stolz wie ein Held«). Wie es der Zufall will, stehen sich Juliska und Laczi plötzlich gegenüber. Zutiefst gekränkt über das Verschwinden des jungen Musikers, hat sich Juliska inzwischen mit dessen Vater verlobt. Beide trauern den vergangenen Zeiten und dem verkannten Glück in Lörinczalva nach (Duett »Lang, lang währt der Sommer nicht«). Der Clou des Abends ist jedoch das unerwartete Comeback von Pali Rácz. Er weigert sich standhaft, seine alte Stradivari auch nur für eine Sekunde aus der Hand zu geben, denn mehr noch als die Frauen liebt der Primas sein kostbares Instrument, wie er dem vermeintlichen Graf Estragon unverhohlen eingesteht (»Stradivari-Lied«). Alles andere als rosig ist es hingegen um Sári und Gaston bestellt. Um bei seiner Angebeteten landen zu können und ihre Eifersucht zu schüren, hat der junge Graf die eigenwillige Dame bislang geflissentlich ignoriert. Nun aber offenbart er ihr seine wahren Gefühle. Mehr noch: Selbstlos will er auf seine Standesprivilegien verzichten, nur um mit Sári zusammen sein zu können (Duett »O komm’ mit mir, ich tanz’ mit dir ins Himmelreich hinein«). Da steht auch schon der große Auftritt des Zigeunerprimas an – nur ist er nirgends zu finden! Also muss Sohn Laczi widerstrebend als Solist einspringen, und alle sind hingerissen von seinem Geigenspiel. Als der herbeieilende Rácz schließlich vom Publikum zur Zugabe gedrängt wird, muss er eine herbe Niederlage einstecken: Mit seiner »veralteten Zigeunerkratzerei« kann er dem Grafen und den Festgästen gar nicht imponieren. Schweren Herzens muss er sich eingestehen, dass seine große Zeit unwiederbringlich vorbei ist (Finale II).



    3. Akt


    Ein Boudoir im Palais Irini, einige Wochen später.


    Gaston will mit Sári bei seiner Großmutter vorstellig werden und sich ihren Segen für die Heirat mit der Zigeunerbraut einholen (Duett »Aug’ an Aug’«). Zum allgemeinen Erstaunen erweist sich die hochherrschaftliche Dame bei der prekären Liebesgeschichte als außerordentlich liberal und beglückwünscht den leichtlebigen Enkel gar zu seiner unstandesgemäßen Wahl! Außerdem bemüht sie sich, die Verlobung von Rácz und Juliska zu lösen, um auf diese Weise die verunglückten Liebesabenteuer der jungen Paare doch noch zum Guten zu wenden. Juliska und Laczi sind überglücklich – nur der geprellte Zigeunerprimas muss sich mit seiner Stradivari über die geplatzte Heirat hinwegtrösten (»Du, du, du, lieber Gott, schaust zu« / »Ach, wie ändert sich die Zeit«). So viel adeliger Großmut bedarf freilich einer Erklärung: Die fidele Gräfin ist nämlich niemand anderes, als Rácz’ Pariser Jugendliebe, und selbstverständlich fängt das Oberhaupt der Zigeunerfamilie wieder Feuer für die rüstige Großmutter. Beschwingt treten alle die Heimreise nach Lörinczalva an, während der weltgewandte Cadeau nicht müde wird, die Vorzüge des Landlebens zu preisen (Marschterzett »Tief in unserm lieben Vaterland«).

  • Heute feiern wir das 100jährige Aufführungs-Jubiläum dieser Operette:



    Der Zigeunerprimas
    Opertte in 3 Akten von Emmerich Kálmán,
    Uraufführung am 11.10.1912 Johann Strauß-Theater Wien
    mit Alexander Girardi • Grete Holm • Willy Strehl • Max Brod.

    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich meine, bei cantusclassics ist eine Aufnahme des Zigeunerprimas erhältlich, in der Josef Metternich den Pacz Pali singt. Hervorragend. Operette hat Metternich ja nur sehr selten gesungen.
    Das Stradivari-Lied habe ich auch mit Erich Kunz sehr gut in Erinnerung.


    Schöne Grüße
    wega

  • Diese Aufnahme habe ich letzte Woche bestellt:



    Emmerich Kalman (1882–1953)
    Der Zigeunerprimas


    Metternich, Katona, Jürgens, Losch, Hofmann, Kuhlmann, Daue
    NWDR Hamburg, Marszalek
    Line, AAD/m, 1949


    (leider stellte sich später heraus, dass ich die Aufnahme längst besitze)


    ++++++++++++


    eine Alternative wäre diese Aufnahme gewesen:



    Emmerich Kalman (1882–1953)
    Der Zigeunerprimas


    Liselotte Schmidt, Rudolf Christ, Erich Kunz, Elfie Meyerhofer, Kurt Wehofschitz, Lina Carstens
    Chor & Orchester des Münchner Rundfunks
    Werner Schmidt-Boelcke


    LG


    :hello:
    Label: Line, AAD/m, 1957

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)