OFFENBACH, Jacques: ORPHEUS IN DER UNTERWELT

  • Jacques Offenbach
    Orpheus in der Unterwelt


    Operette in 2 Akten (4 Bildern)


    Libretto: Hector Crémieux und Ludovic Haléy
    Deutsche Bearbeitung: Ludwig Kalisch


    Uraufführung: 21.10.1858 in den Bouffes Parisiens, Paris
    Deutschsprachige Erstaufführung: 17.11. 1859 Stadttheater Breslau


    Personen:
    Aristeus- Pluto, Baß
    Jupiter, Bariton
    Orpheus, Tenor
    Hans Styx, Baß
    Merkur-Bacchus-Mars-Morpheus
    Eurydice, Sopran
    Diana-Juno-Venus-Cupido-Minerva-Hebe-Öffentliche Meinung


    Ort: Bei Theben, im Olymp, in der Unterwelt


    1. Akt


    1 Bild: Tod der Eurydice. In einer Gegend nahe der griechischen Stadt Theben. Eurydice fertigt eine Girlande an, welche sie an die Haustür ihres Geliebten Aristeus hängt. Orpheus, welcher der Direktor des Konservatoriums von Theben ist, hält Eurydice aus der Ferne für seine angebetete Nymphe Chloe und fängt an, auf seiner Geige deren Lieblingsmelodie zu spielen. Dann aber erkennen einander die beiden Eheleute. Eurydice lässt ihren Orpheus wissen, dass er sie enttäuscht habe und dass sie deswegen ganz zu Aristeus gehen wolle. Gemeinsam sprechen sie zu den Göttern, auf dass diese ihre Ehe aufheben mögen. Aus Sorge zur Reputation will Orpheus aber jeglichen Skandal vermeiden und droht Eurydice, dass er jedem ihrer Verehrer die Knochen brechen werde. Trotzdem aber folgt sie ihrem Aristeus in das nahegelegene Kornfeld, wo dieser plötzlich seine wahre Gestalt annimmt, sich in den Höllengott Pluto verwandelt und Eurydice mit sich in die Unterwelt hinabzieht. Darüber ist Orpheus erfreut und eilt sogleich zu seiner Chloe. Die Öffentliche Meinung aber verlangt von ihm, dass er im Hinblick auf seine eigene gesellschaftliche Stellung, die Eurydice von Jupiter zurückerbitten soll. Wider seines Willsen folgt er ihr zum Olymp.


    2. Bild: Der Olymp. Die Götter schlummern, und Morpheus berieselt sie mit Mohn. Die Götter erwachen durch die jäh erklingende Jagdmusik, welche die Ankuft Dianas verkündet. Jupiter, der trüb gelaunt, ermahnt alle, in Zunkunft mehr Wert auf ihr Ansehen bei den Menschen zu legen. Eine weise, jedoch vergebliche Mahnung, denn Juno lässt verlauten, dass einer der Götter die Eurydice von der Erde entführt habe, und sie verdächtigt dessen sogar Jupiter selbst. Dann aber überbringt Merkur die Nachricht, dass er grad eben Pluto in der Unterwelt erblickt habe mit einer schönen Menschenfrau. Sofort wird Pluto herzitiert, weiss sich aber geschickt mit Leugnen aus der Affäre zu entziehen und startet nun sogar zum Gegenangriff und wirft Jupiter dessen Liebeleien vor. Dann kommt die Meldung von Orpheus mit seiner Bitte, ganz zu Jupiters Glück und Plutos Pech. Pluto wird befohlen, Eurydice wieder aus der Unterwelt freizugeben. Um die Ausführung des Befehls zu überwachen machen sich die Götter zur Fahrt in die Unterwelt auf.


    2. Akt


    3. Bild: Ein Prinz von Arkadien. Szene in Plutos Boudoir. Eurydice ist gelangweilt. Hans Styx, der Diener Plutos, welcher in Eurydice verliebt ist, ist dieser als Gesellschaft leistender reichlich unsympathisch. Als er Jupiter mit Pluto kommen hört, versteckt er Eurydice in einem Nebenzimmer. Pluto ist beunruhigt und fürchtet, Jupiter könnte die Frau finden. Dieser schaut sich um und späht nach der schönen Frau. Dann nimmt er eine Visitenkarte hervor und steckt diese in das Schlüsselloch jener Tür, hinter der er Eurydice vermutet. Sie findet die Karte und schöpft sogleich Hoffnung, dass sie befreit würde. Und schon erscheint Jupiter wieder in Gestalt einer Fliege, scharwenzelt um sie und verspricht ihr, sie zu befreien. Inzwischen hat Cupido Pluto gewarnt. Dieser versucht erfolglos, von Hans Styx, welcher von Lethe berauscht ist, etwas über den Anschlag Jupiters in Erfahrung zu bringen.
    4. Bild: Die Hölle. Die Götter speisen. Unter ihnen befindet sich Eurydice als Bacchantin verkleidet. Jupiter wartet auf den Augenblick, wo er sie im Schutze des festlichen Treibens entführen kann, aber Pluto erinnert ihn mahnend an sein Versprechen, sie zu Orpheus zurückzubringen. Schon erscheint dieser in der Unterwelt, und Jupiter kann jetzt nur noch eine Bedingung stellen: Orpheus dürfe sich beim Aufstieg aus der Unterwelt nicht nach Eurydice umblicken, denn sonst würde sie für immer entschwinden. Orpheus willigt ein, und die Öffentliche Meinung freut sich schon siegessicher. Doch da versetzt Jupiter dem Orpheus mit seinen Blitzen einen Schlag, worauf sich dieser unwillkürlich umdreht und somit auch schon das Gebot verletzt hat. Folglich tritt er alleine den Weg in die Oberwelt an, und Eurydice bleibt bei den Göttern in der Unterwelt – zu ihrer Freude und auf Jupiters Geheiss als Bacchantin.


    Die Ouvertüre ist nur in den musikalischen Motiven Offenbachs eigenes Werk. Komponiert hat sie der dirigent der Wiener Erstaufführung, Karl Binder.