Klingt Karl Böhm antiquiert ???

  • Lieber Taminoianer,


    Es gibt zwar nun schon einige Karl Böhm Threads hier in diesem Forum



    BÖHM Karl - der Wiener Mozartpapst
    BÖHM Karl - Maßstab für 50 Jahre
    Aller Guten Dinge sind drei -Drei mal Cosi - Drei mal Böhm - Eine muß die Beste sein !!! (???)
    Das ist ja eine völlig andere Cosi - Karl Böhm vs. Rene Jacobs
    25. Todestag Karl Böhm
    Was faszinierte die Zeitgenossen an Karl Böhm ?


    aber jeder beleuchtet das Themea von einer anderen Seite - und aus meiner Sicht ist da noch Platz für weitere....


    Heute habe ich im Thread über Franz Schuberts Sinfonien unter anderem gelesen:


    Zitat

    Böhm auf LP -Hat mich früher fasziniert, jetzt finde ich die Aufnahmen etwas antiquiert......


    Da habve ich mir Gedanken drüber gemacht, ob das von vielen so empfunden wird - und wenn ja - warum.


    Ich habe zu dem Thema eine eine eigene Meinung - die Euch vielleicht teilweise überraschen wird, die aber zumindest die Frage TEILWEISE beantwortet...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    Die Frage ist m.E. - soweit es Mozart betrifft - mit ein eindeutiges JA zu beantworten.
    Seit ich sehr schlanke Ausführungen von Mozarts Werken hörte, ist fast alles an älteren Aufnahmen für mich datiert. Nur vereinzelt gibt es noch Ausnahmen. Wie z.B. die KK von Haskil.
    Das gilt sowohl für Symphonien als Opern. Aber bei Symphonien merke ich das eher.


    LG, Paul

  • Um es vorwegzunehmen: Ich bin kein Böhm-Experte. Ich habe sehr wenige Aufnahmen mit ihm im Regal, was aber auf keine Abneigung zurückzuführen ist.
    Mir fällt bei seinem "Don Giovanni" (1967) auf, daß er sehr langsam dirigiert ist - würde man vielleicht antiquiert nennen heute.
    Seine "Jahreszeiten" von Haydn dagegen z.B. sind wohl nach wie vor die Referenzeinspielung dieses Werkes.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo allezusammen! :hello:


    erstmal war ich ein bisschen enttäuscht, dass der Thread zum Lieblingsdirigenten" geschlossen wurde, allerdings schon vor über einem Jahr! :no:
    Mein Ergebnis hätte Alfred sicher gefreut!
    Ihr dürft raten!


    äääähhhh Böhm ???
    Richtig!
    Meine Nummer 1!
    Hätte ich gerne kundgetan!


    Böhms Mozart ist für mich der vollkommene Mozart!
    Soviel dazu gesagt!
    werde mich in dem Richtigen Böhm Thread zu diesem dirigenten demnächst einmal genauer äußern!


    Übrigens, wie sind die Plätze 1-5 in diesem Forum belegt, jetzt von den "Lieblings"Dirigenten? Würd mich interessieren!


    Gruß


    Daniel

    Einmal editiert, zuletzt von Hibü ()

  • Böhm als "antiquiert" zu bezeichnen, hieße alle seine Aufnahmen über einen Kamm zu scheren - und das hat er nicht verdient.


    Natürlich merkt man gerade "seinem Mozart" an, daß sich im Laufe der Jahrzehnte viel geändert hat, auch kann man Böhms Schubert zumindest in der Studioaufnahme mit den Berliner Philharmonikern gerne als "Mozart-Nachfolger" sehen und als zu glatt und klangschön titulieren, aber dann vergleicht man z.B. die Liveaufnahme der 9. mit der Staatkapelle Dresden aus 1979 mit der 1963er Studioaufnahme und entdeckt, daß der greise 84-jährige noch sehr viel Schwung und Feuer in sich hatte und dem fast 16 Jahre jüngeren in der Einleitung des ersten Satzes locker einmal 30 s abnimmt.


    Wenige Aufnahmen von Wagners "Ring" weisen eine musikalische Gschlossenheit und ein stellenweise aufbrausendes Temperament auf wie Böhms Livaufnahmen aus Bayreuth, und wenige Dirigenten schafften es, Bruckners riesige Klangmassen in der 7. und 8. Sinfonie so strahlend, warmherzig und gleichzeitig vorwärtsstrebend aufzuführen wie Karl Böhm.


    Gerade die kürzlich erschienenen Live-Aufnahmen Orfeos und Audites von Werken Brahms', Strauss' und sogar Strawinskys ziegen, daß "Betulichkeit" oder "Antiqiertheit" nicht zwingend zu Böhms Charakteristiken zählen müssen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Norbert
    ...daß "Betulichkeit" oder "Antiqiertheit" nicht zwingend zu Böhms Charakteristiken zählen müssen.


    Schöner hätte man es kaum formulieren können. :D
    War das Absicht? :untertauch:

  • Zitat

    Original von Norbert
    Böhm als "antiquiert" zu bezeichnen, hieße alle seine Aufnahmen über einen Kamm zu scheren - und das hat er nicht verdient.


    Lieber Norbert,


    Ich habe nicht umsonst geschrieben

    Zitat

    - soweit es Mozart betrifft -

    ,
    denn m.E. wird er bei den späteren Komponisten (wo viel weniger die HIP-Möglichkeiten so stark das Bild beeinflüßen können), noch sehr gut abschneiden.


    Ich bewunderte Böhm früher, aber für mich ist er jetzt eingeholt durch die Zeit. Aber so schlecht bei Mozart abschneiden als Karajan tut er m.E. noch immer nicht. :rolleyes:


    LG, Paul


    PS Diese Anschauung verdanke ich übrigens Tamino. 8)

  • Böhm und antiquiert? Um Himmels Willen Nein!!!


    Merkwürdigerweise ist er allerdings als Mozartdirigent kaum bis zu mir vorgedrungen. Oder sagen wir es so: Als Dirigent von Mozart-Opern sehr wohl. Bei den Sinfonien eher nicht. Doch sollte man diesen großartigen Dirigenten nicht auf Mozart reduzieren. Sein "Wozzeck" war grandios. Böhms Bruckner-Deutungen desgleichen. Und Schubert? Auch da wäre Böhm für mich Referenz, wenngleich in der Deutung der 9. Furtwängler und Knappertsbusch ihre Rechte zu beanspruchen hätten.


    Karl Böhm ist vom Gelblabel ähnlich aufs Schild gehoben worden wie HvK. Beiden hat das nicht nur zum Vorteil gereicht. Zumindest bei HvK will es mir scheinen, daß seine wirklich guten Platten (AUsnahme: der erste stereo-Durchlauf der Beethoven-Sinfonien) nicht bei der DGG, sondern bei DECCA oder EMI gemacht wurden.


    Mein Eindruck, wenn ich Böhm und Schubert höre, ist derjenige: es ist zeitlos. Karl Böhm erzeugt adlige Noblesse. Seine Einspielungen wirken wie selbstverständlich. Und zeitlos. Antiquiert werden sie nie sein.


    Freilich mag er heutzutage antiquiert wirken, angesichts der Übermacht von sogen. HIP-Aufnahmen. Allerdings ist bislnag noch keine HIP-Aufnahme in dem Maße in mein Innerstes vorgedrungen, wie es etwa Böhms Deutung von Schubert 5,8 oder 9 taten. Oder die 2. Brahms-Sinfonie. Oder die Brahms-Klavierkonzerte mit Wilhelm Backhaus.



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Böhms


    Mozart: :yes:
    Brahms/Schubert: lässt sich drüber streiten - ich finde den Brahms zumindest nicht schlecht
    Strauss: (der Komponist) interessiert mich zu wenig :stumm:
    Wagner: meine Aufnahmen (Ring, Tristan) kann man finde ich heute auch noch hören
    Bruckner: hab ich zuwenig von ihm (Böhm) gehört


    die haydnschen Jahreszeiten klingen allerdings ganz und gar nicht antiquiert :beatnik:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Böhm ist nicht antiquiert genug, um wirklich interessant zu sein :D


    Ich will nicht wiederholen, dass ich Böhm für einen sehr guten Brahms- und Wagner- (vermutlich auch Bruckner, Strauss etc.) Dirigenten halte, er mich bei Mozart, Haydn, Beethoven jedoch eher langweilt. (Und zwar nicht nur im Vergleich mit HIP, sondern mit Zeitgenossen wie Busch, Schuricht, Kleiber, Scherchen, Fricsay, Markevitch u.v.a.) Live mag das oft anders gewesen sein; die Plattenaufnahmen lassen Feuer und Verve zugunsten eine gewissen Gemütlichkeit vermissen.


    Aber der Spruch ist dennoch ernst gemeint. Böhm zeigt einen eher "modernen" Zugang, verglichen mit Furtwängler, Mengelberg und einigen anderen. Damit sitzt er jedoch zwischen den Stühlen:
    Will man "das 19. Jhd." bzw. den eigenwillig-überschwenglichen Zugang der genannten Dirigenten, so ist Böhm die falsche Adresse. Will man dagegen "Modernität", drive, Transparenz usw. wird er andererseits häufig von vielen, auch jüngeren "links überholt."


    Ich glaube daher nicht, dass es bloßer Zufall ist, dass zu den immer noch beliebten und häufig empfohlenen Aufnahmen hauptsächlich Live-Aufnahmen und Opern, bei denen (fast) "alles paßte" (also nicht zuletzt auch wg. der Sänger), zählen, während das sinfonische Repertoire teils aus den Katalogen verschwunden ist, jedenfalls deutlich seltener empfohlen und diskutiert wird. Und natürlich ist bei Reihen wie Mozarts und Schuberts frühen Sinfonien, wo noch vor 40 Jahren Böhms eine von wenigen akzeptablen Einspielungen war oder gar die einzige, die Konkurrenz massiv gewachsen.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ja, seltsam, das Gefühl, das Johannes hat, stellt sich auch bei mir ein: Der gefeierte Mozart- und Beethoven-Dirigent Böhm gibt mir wenig. Das klingt für mich doch relativ altbacken und betulich. Oder, um beim Thread-Titel zu bleiben, antiquiert.
    Allerdings gibt es da auch sehr interessante Haydn-"Jahreszeiten", deren unbedingter Ausdruckswillen mir weitgehend unerreicht scheint.


    Wo Böhm für mich aber interessant wird und mir absolut nicht antiquiert erscheint, ist tatsächlich Wagner: Böhm wählt unauffällige und daher vernünftige Tempi und erzeugt durch ein überlegenes Disponieren der motivischen Arbeit permanent Spannung. Obendrein geht Böhm einen großen Schritt in Richtung eines pathosfreien Wagner mit großer Durchhörbarkeit und delikaten Klangabstufungen. Man höre sich diesbezüglich etwa den "Tristan" und die "Götterdämmerung" an.


    Eine fabelhafte Aufnahme - zufällig habe ich sie am Wochenende wieder gehört - ist auch der "Wozzeck", wobei mir der (technisch schwächere) Andante-Mitschnitt lieber ist als die DG-Aufnahme. Böhm gestaltet hier tatsächlich aus dem Wissen von Bergs Anliegen, der Zuhörer solle die Konstruktion nicht merken. Und wirklich ist Böhms "Wozzeck"-Klang unglaublich schön und dennoch expressiv. Und in einer Zeit, in der "Wozzeck" noch keineswegs zum Repertoire gehört, klingt bei Böhm diese Musik völlig natürlich. Umso mehr finde ich es schade, daß sich Böhm nicht umfassender mit den Komponisten der Zweiten Wiener Schule befasst hat.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Schöner hätte man es kaum formulieren können. :D
    War das Absicht? :untertauch:


    Meinst Du den schönen Schreibfehler oder die nicht ganz pathosfreie Beschreibung? ;)


    Den Beethoven-Dirigenten Karl Böhm betrachte ich nicht ganz so negativ-kritisch wie manch ein Vorschreiber.


    Seine "Pastorale" gerät wunderbar entspannt und warmherzig. Daß Böhm mit Beethovens Metronomangaben nicht viel am Hut hatte, mag nicht verwundern, aber Böhm schaffte es wie kaum ein anderer Dirigent, langsam nicht gleich langweilig erscheinen zu lassen (wie Giulini übrigens auch).


    Böhms 1970er Aufnahme der 9. Sinfonie zeichnet sich ebenfalls durch einen warmherzigen und klangschönen Ansatz aus. Abgesehen vom grausam knödelnden Jess Thomas ist das eine meiner Lieblingsaufnahmen der 9.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Um mit dem für mich einfacheren anzufangen: Böhms Mozart, bezogen auf die Opern, gibt mir wenig - da finde ich tatsächlich vieles "antiquiert", geradezu bieder und immer auch etwas langweilig. Das fliesst so vor sich hin, ohne wirkliche Höhepunkte oder grosse Spannweiten bei der Dynamik.


    Negativ-Beispiele sind da für mich der "Tito", der "Idomeneo", aber auch z. B. der "Don Giovanni" oder die "Nozze".


    Etwas besser gefällt mir die "Entführung" oder die "Zauberflöte", zu meinen Favoriten zähle ich sie allerdings nicht.


    Mir ist Böhm als Mozart-Dirigent immer fremd geblieben.


    Bei Wagner allerdings sieht das ganz anders aus: besonders sein "Tristan" gehört für mich zu den besten Einspielungen dieser Oper überhaupt und der Mitschnitt des "Ring" aus Bayreuth ist für mich gerade auch wegen Böhm einer, den ich gerne höre.


    Mir gefallen seine Tempi gut, seine Akzentsetzung, die Power - das ist stimmig und überzeugend.


    Auch sein Strauss gefällt mir deutlich besser, als der Mozart, wenngleich es da stärkere Dirigenten gibt, Solti z.B.


    Die Antwort auf die Frage dieses Threads würde ich also mit einem: "Ja, Böhm klingt schon antiquiert, aber es gibt Ausnahmen" beantworten.

  • Eine Aufnahme, die mir nach wie vor sehr gefällt, ist diese:



    MACBETH auf Deutsch von 1943.
    Klingt m.E. auch heute noch toll.


    Gibt es ansonsten noch Verdi-Aufnahmen von Böhm?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Karl Böhm hat meine ersten Erfahrungen mit Mozart sehr geprägt. Allerdings wirkt sein Mozart tatsächlich heute auf mich uninteressant und bieder. Das Hören von Hoogwod, Harnoncourt, aber auch Bernstein haben meine Bild von Mozart einfach zu sehr verändert.


    Anders ist es bei Strauss und Wagner. Gerade bei letzterem finde ich hat Böhm immer noch Gütigkeit. Im "Tristan" verbindet er Ruhe und Überblick mit Leidenschaft - ist immer noch sehr überzeugend. Ich denke als Wagner-Dirigent wird er noch lange von Bedeutung sein.

  • eine der merkwürdigen erfahrungen, die ich immer wieder gemacht habe, seit ich angefangen habe, sog. klassik zu hören, ist, dass ... die hörer werturteile wie "zeitgemäßg", "modern" und "antiquiert" benutzen und ... das klingt dann stellenweise so, als würden sie davon ausgehen, dass es eine richtige form der interpretation gebe, die man etwa dank der "mozartforschung" nach einigen hundert jahren erkennen könnte ("xy interpretierte es noch milde, aber heute sind wir dank der mozart-forschung ja weiter") - andererseits scheint es anhänger der these zu geben, dass es für jede "zeit" eine passende und entsprechende interpretation gebe, so wie es für jede "zeit" auch eine entsprechende form der kunst gebe (ich glaube, jackson pollock hat mal gesagt, nach hiroshima müsste man anders malen) ... jedenfalls: es mag sein, dass einiges für die obigen thesen spricht, aber ... irgendwie widerspricht das völlig meiner persönlichen wahrnehmung von musik, sie in solche kategorien einzuteilen und beispielsweise zu sagen: naja, der weiche karajan war der "dirigent des wirtschaftswunders" und der verdrängung und jetzt kommt die böse globalisierung und alles geht bergab und deswegen ist harnoncourt "zeitgemäß" :wacky: (also man könnte sicher auch un-politische beispiele wählen)


    ...jedenfalls: soweit ich das bisher sagen kann, und ich gestehe gerne ein, dass ich das noch nicht sonderlich fundiert tun kann, weil ich nur ... circa 10-böhm aufnahmen habe (strauss, wagner, schubert & mozart) ... empfinde ich den böhm-mozart einfach als etwas langweilig, geglättet & schöngefärbt und das liegt, denke ich, nicht daran, dass ich jahrgang 1983 bin, sondern daran, dass ich schon immer ein positives "rechtes maß" als negatives "mittelmaß" empfunden habe (vielleicht liegt das am jahrgang :D) - die interpreten von mozart-symphonien, die mich bisher beeindruckt, begeistert! haben waren eigentlich nur harnoncourt und ... wie heißt der mensch noch: gardiner, genau. [edit: marriner!]


    allerdings habe ich auch den eindruck, dass ... karl böhm strauss & wagner ganz anders dirigiert als mozart und ... naja, die ersten cd's kaufte ich mir nur auf empfehlung und nach sehr langem probehören, aber ... später wunderte ich mich dann, als ich merkte: öh! krass: der dirigent, der hier die elektra leitet und hier den holländer (und das so großartig), das ist ja der gleiche, der diesen weichgespülten mozart fabriziert ... wie heißt der: karl böhm ... achja, hm... krass.


    soviel dazu :D ;)

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Eine Aufnahme, die mir nach wie vor sehr gefällt, ist diese:



    MACBETH auf Deutsch von 1943.
    Klingt m.E. auch heute noch toll.


    Signore Barezzi rät:


    entsorgen und sich diese oder diese oder alle beiden zulegen :pfeif:


    :hello:
    Stefan


    PS: Das Gehörte klang echt grausam - das ist Wagner und kein Verdi. ?(
    Da zeigte sich wieder einmal, dass ich einfach keine eingedeutschten Opern packe...
    (und um die Aufnahmezeit herum wird´s nochmals heikler :rolleyes: )

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Felipe II.


    Gibt es ansonsten noch Verdi-Aufnahmen von Böhm?


    Gibt es ; noch 1970 dirigierte er an der Wiener Staatsoper eine sehr erfolgreiche "Macbeth"-Premiere mit Milnes und Christa Ludwig. Der Mitschnitt ist durchaus hörenswert. Ferner existiert aus seiner ersten Wiener Direktionszeit ein deutschsprachiger "Othello" mit Torsten Ralf ; eventuell kursiert auch noch eine "Aida", die er mehrfach dirigiert hat (u.a. bei der Eröffnung der Deutschen Oper Berlin in einer Wieland-Wagner-Inszenierung)

  • Zunächst einmal: Natürlich kann eine Aufnahme aus dem Jahre 1943 - noch dazu in deutscher Sprache - nicht mit Aufnahmen der Stereo-Ära mithalten.
    Dennoch - Böhm schlägt si8ch nicht nur wacker, er dirigiert mit italianitá, das hätte ich ihm gar nicht zugetraut.



    Daß der schrille unangenehme Mozart Harnoncourts derart vieln Leuten (aus meiner Sicht) die Ohren verdorben hat, das hätte ich nicht gedacht.


    Dennoch - Auich icht hatte eine Böhm Pause eingelegt und konnte mich lange Zeit nicht entschliessen meine unvollständige Böhm-Sammlung zu komplettieren. Es fehlten under anderem die letzten Sinfonien mit den Wiener Philharmonikern.


    Das Wiederhören verlief eigenartig. Ich konnte fast alles bestätigen was ihr da schreib, Böhm war anscheinend doch langweilig. Während ich noch drüber nachdachte WARUM das so sei,( hatten Norrington, Harnoncourt und ander meinen Geschmack so verdorben - oder geschult ?) wurde ich plötzlich vonm der M;usik mitgerissen: Er war wieder da der alte Glanz und Schwung unvergleichlich und unverkennbar !!
    Und wieder überlegte ich was denn das Besondere an Böhms Dirigat sei.....


    Ich kam zu dem Schluss daß es die BINNENDYNAMIK sei, egal ob Böhm langsamer oder schnelle dirigiert - seine Innenspannung bleibt immer dieselbe. Sie erscheint naturgegben und nicht aufgesetzt und erzeugt Spannung und Triumphgefühl. Er beherrscht das Verhältnis von Spannung und ENTspannung - eine Tugend, die beispielsweis Norrington total abgeht -Dieser beginnt mit Volldampf und ist dan an wichtigen Schlüsselstellen nicht mehr in der Lage das Tempo zurückzunehmen - Aber natürlich hat auch Norrington seine Qualitäten....


    Böhms Kardinaltugenden im Falle Mozarts sind :


    Eleganz (eine Eigenschaft, die heutzutage ja sogar in der Mode nicht mehr gefragt zu sein scheint)


    Gefühl fürs richtige Temp - wobei sein Rahmen recht weit gesteckt ist.


    Wunderbarer Orchesterklang und ein gewisses tänzerisches Element.


    Er kommt Mozarts Stellung als "Hofcompositeur" entgegen uns lässt ihm das "höfische" (heutzutage wird Mozart ja teilweise wie ein Proleten-Popstar interpretiert)


    Ein gewisser "erhabener" Grundton - niemals schraäg, schrill oder ordionär.



    Ich behaupte (und das wurde zu Böhms Lebzeiten mehr oder weniger von der GESAMTEN Musikwelt behauptet) er wäre von allen Dirigenten die Mozart je interpretiert haben, derjenige der Mozarts Geist - "Originalklang" hin oder her - am Besten zu übermitteln imstande war.


    Demnächst werde ich mein und Euer Augenmerk auf weitere Mozartdirigenten der Vergangenheit richten - ich glaube das ist bitter notwendig :baeh01:


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Demnächst werde ich mein und Euer Augenmerk auf weitere Mozartdirigenten der Vergangenheit richten - ich glaube das ist bitter notwendig.


    Aber gerne doch, z. B. auf Fritz Busch oder Bruno Walter - die für mich einen Karl Böhm bei Mozart deutlich übertreffen.

  • Ich weiß GENAU WARUM gewisse Leute Karl Böhm nicht mögen - aber das hat mit Musik nichts zu tun - aus meiner Sicht ist das eine politische Abrechnung mit einem Toten der sich nicht mehr wehren kann. Glücklicherweise ist das in Wien bis heute nicht der Fall. Als Staatsoperndirektor Holländer vor 2 Jahrwen wagte anzuzweifeln ob Karl Böhm (seiner angeblichen politischen Vergangenheit wegen) der ideale Dirigent für die Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper (1955) gewesen sei, da wurde er vom Wiener Publikum ausgezischt.(die Tontechnik des Fernsehens versuchte vergeblich dies nicht zu übertragen) In Wien regiert Böhm in gewisser Weise (hierin Karajan nicht unähnlich) noch immer. Rattle war im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern angebleich sehr verwundert, wie sehr sich Böhms Einfluß auf das Orchester bios heute erhalten hat.


    Bruno Walter als Mozartdirigent war sicher erstklassiig, aber leider gibt es kaum Stereoaufnahmen von ihm - fällt also in die Rubrik "historisch"


    Fritz Busch - das ist alles URALT.


    Ich habe nichts gegen Uralt-Aufnahmen - aber sie sind für mich allenfalls historisch von Bedeutung.


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht noch eine Einlassung meinerseits: Fritz Busch und Bruno Walter -unabhängig ob historisch ja oder nein- waren schon exzellente Mozart-Dirigenten (und nicht nur das...). Moralt gehört für mich ebenfalls in die Reihe der ausgezeichnteten Mozart-Interpreten.


    Damit ist das Verdienst von Karl Böhm nicht geschmälert. Allerdings fällt mir in dieser Diskussion eine Merkwürdigkeit auf: der so gerne als Mozart-Exeget par excellence apostrophierte Böhm fällt bei den Taminos genau in dieser Disziplin durchs Raster. Ich gebe zu und wiederhole mich dabei, daß ich Böhms Einspielungen von Mozart-Opern durchaus schätze, zumal seine Zauberflöte, bei den Sinfonien allerdings wenig mit seinen Platten anfangen kann. Da liegt mir Klemperer doch mehr. Vielleicht sollte ich nochmals zu den Platten greifen (so ich sie noch habe).


    Poltische Abrechnungen sind außermusikalisch, Du sagst es bereits, lieber Alfred; ich halte gar nichts davon. Ich kann aber an keiner Stelle dieses Threads sehen, daß das geschähe. Die Wertschätzung für Karl Böhm begleitet mich seit meiner späten Kindheit. Aber es gibt meiner Meinung nach ungleich stärkere Dirigate von Karl Böhm als die von Mozart.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:


    PS.: Wenn sich bei den Wienern der Einfluß Karl Böhms bis auf den heutigen Tag bemerkbar macht (ich will das wohl gerne glauben), dann spricht das allerdings absolut nicht für das Orchester :baeh01:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich weiß GENAU WARUM gewisse Leute Karl Böhm nicht mögen - aber das hat mit Musik nichts zu tun - aus meiner Sicht ist das eine politische Abrechnung mit einem Toten der sich nicht mehr wehren kann.


    Lieber Alfred,


    über "Politik" ist hier in Bezug auf Karl Böhm bis dato noch nicht geredet worden, eine von Dir vermutete "Abrechnung" kann ich nirgends entdecken, dass er sich im sog. "3. Reich" nicht gerade als Gegner der Nationalsozialisten positioniert hat, soll aber nicht verschwiegen werden, wenn hier von Dir schon der Hinweis auf die Politik erfolgt.


    Ansonsten gibt es in diesem Thread sehr differenzierte Äusserungen, vielfach auch Zustimmung zu Böhms Dirigaten, z. B. für seine Wagner-Interpretationen (ich habs oben auch schon angesprochen).


    Nur sein Mozart, der scheint von einigen doch kritisch bewertet zu werden.


    Interessant in dem Zusammenhang: mir gefällt die "Jahreszeiten"-Aufnahme (Haydn) von Böhm auch sehr gut, auch wegen der beteiligten Sänger/innen.


    Hier stellt sich (obwohl es eine Aufnahme in der "romantischen" Tradition ist und mir persönlich Gardiner oder Jacobs mehr liegen) bei mir nicht dieses behäbige, wenig aufregende wie bei Böhms Mozart ein.


    Fritz Busch mag "uralt" sein - seine Interpretation, sein Herangehen an Mozart wirkt immer noch frisch, spannend und unverbraucht.

  • Lieber Alviano


    Ich freue mich, daß Du die Sache so siehst wi Du sie beschreibst.


    Eigenartigerweise empfinde ich Böhms Mozart NIEMALS "behäbig" - und möcht dies hier festhalten. Letztlich muß jeder für sich selbst entscheiden ob er Böhms Mozart für "behäbig" empfindet oder nicht. In Wien gehen bekamnnt lich die Uhren ansders als im Rest der Welt- Mag sein, daß Böhm deshalb von Nicht-wienern als "behäbig" empfunden wird.


    Mozart aus meiner
    sicht sollte nicht "spannend" sein - sondern lieblich - federnd - elegant


    Ich verwende diese Begriffe immer wieder - weil es mir wichtig erscheint den Unterschuied MEINER Mozart-Auffassunf im Gegensatz zur "deutschen " herauszuarbeiten.


    Dennoch:


    Liebe Grüße


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Mozart aus meiner sicht sollte nicht "spannend" sein - sondern lieblich - federnd - elegant


    GENAU


    Ich füge noch hinzu: zerbrechlich wie Porzellan.


    LG, Paul

  • Lieber Alfred, lieber Paul,


    ein "Don Giovanni" soll "lieblich-federnd-elegant" oder gar "zerbrechlich" sein, aber nicht "spannend"? Ich finde schon die Overtüre bei Bruno Walter enorm spannend, da krachen Schläge herein, als wenn das jüngste Gericht gerade begonnen hätte, trocken, präzise, fulminant.


    Ich würde aber auch bei einem "Idomeneo" einem dramatischen Zugriff den Vorzug geben: gerade wegen der Seelenzustände der handelnden Figuren (Idomeneo, Elettra) scheint mir "Lieblichkeit" oder, mit meinen Worten, eine "glatte" Interpretation, wie die von Böhm nicht gelungen. Mir steht da die schroffe, packende Aufnahme mit Harnoncourt am Pult deutlich näher.


    Aber natürlich reden wir da auch über persönliche Vorlieben, das will ich gar nicht abstreiten.


  • Nun, das ist ein Mozartbild unter verschiedenen anderen. Freilich ist dies Gegenstand eines anderen Threads. Denn hier geht es um Karl Böhm. Um den recht zu würdigen sollten wir vielleicht nicht allzuviel über Mozart sprechen.


    Seine Einspielung der Beethoven-Sinfonien konnte ich mir als Schüler nicht leisten und ich habe sie nachmittags -zuweilen die Schulaufgaben schwänzend- in der Dortmunder Musikbibliothek gehört. Ich war fasziniert. Dort habe ich später auch gesessen und Böhms Wozzek (mit FiDi) mit dem von Boulez (und Walter Berry) verglichen. Und Böhm war hier der Gewinner.


    Jahre später hörte ich dort Böhm mit der 2. Brahmssinfonie. Seine Referenz-Aufnahmen von Schubert-Sinfonien habe ich bereits erwähnt, die "Jahreszeiten" von Haydn sollten auch in die Referenz-Liste. Alviano sprach von Böhms Wagner, hier "Tristan" und den "Ring". Ich füge noch Bruckner hinzu: bei mir die 4. Sinfonie mit der Staatskapelle Dresden.


    Wenn an dieser Stelle also über Karl Böhm diskutiert wird,wäre es durchaus hilfreich, ihn nicht nur als Mozart-Interpreten zu positionieren.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Also der Don Giovanni gerät unter dem von Paul zu Recht gelobten Mozart-Dirigenten Krips doch auch sehr spannend! 8)
    Trotzdem bietet er auch noch Eleganz und Schwung jenseits des "Rabaukentums".


    Bruno Walters exzellente Aufnahme ist ja leider von der Tontechnik her ruinös, wie Attila Csampai zu sagen pflegt. ;(
    Trotzdem hat sie, ebenso wie Krips und Giulini, doch viel mehr Mitreißpotential als Böhm (spreche hier von der Liveaufnahme der DG)...
    (Und der DG ist ja ein Drama, wenn auch giocoso)


    Scheinbar entscheidet das individuelle Mozartbild, d.h. die Prägung sehr über Interpretationsvorlieben, -geschmack und -urteil...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

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