Soweit das Ohr reicht - nichts als Klaviersonaten

  • Ein etwas eigenartiger Titel zugegebenermaßen.


    Es soll hier um Klaviersonaten gehen die etwas weniger bekannt sin - eventuell verglichen mit jenen von bekannten Komponisten, bzw von Komponisten , deren Klaviersonaten bekannt sind.


    Werden Mozarts Klaviersonaten geschätzt ? -nicht von allen, glaube ich, Wie schaut es da mit Haydn aus ?


    Aber in erster Linie wie gesagt, sollen hier Sonaten vorgestellt, empfohlen oder beschrieben werden, von Komponisten, deren Repertoireschwerpunkt in der Regel woanders vermutet wird.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine Sonate, die mir da gleich einfaellt, ist die von Edvard Grieg (e-Moll, op.7). Die finde ich wirklich gut. Ich kenne sie in der Aufnahme von Leif Ove Andsnes (Virgin).


    Viele Gruesse,


    Flo

  • Bekanntestes Beispiel dafür ist wohl Brahms, der zu Beginn seines Komponierens 3 Schwergewichte an Klaviersonaten hervorgebracht hat - und dann nichts mehr.


    Bei ihm liegt der Schwerpunkt für die einen bei der Kammermusik, bei den anderen ( und ich habe ihn Jahrzehnte nur so wahrgenommen ) als Sinfoniker.
    Seine spätere Klaviermusik berührt mich nur zum Teil, da sind die anderen Kompositionen interessanter für mich.


    Die 3 Klaviersonaten sind für mich so überraschend modern gewesen, als ich sie zum ersten Mal hörte, daß ich nicht glauben konnte, daß sie am Anfang, noch in unmittelbarer Lebensnähe zu Schumann und Mendelssohn geschrieben worden sind.


    Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Salü,


    meine Tagesempfehlung



    Carl Philipp Emanuel Bach [1714-1788]
    Klaviersonaten Wq. 49 Nr. 1-3
    Miklos Spanyi, Clavichord


    :motz: Gerade wollte ich lospoltern, wo ber zweite Teil bleibt...
    :] da ist er gerade am 27.08. erschienen:



    Carl Philipp Emanuel Bach [1714-1788]
    Klaviersonaten Wq. 49 Nr. 4-6
    Miklos Spanyi, Clavichord


    Gut gemeinter Rat: KAUFEN!


    :hello:


    Ulli I.

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo,
    um die Klaviermusik vom CPE kennen zu lernen hatte ich mir vor einiger Zeit
    Pletnev auf DGG zugelegt.



    Diese Musik ist wirklich auch wunderbar auf einem Flügel anzuhören.
    Zum Vergleich hab ich noch 2 Cds mit Staier auf DHM.


    Alle sehr empfehlenswert :jubel:


    Von Vorisek gibt es auch schöne Klavierwerke



    Beim ersten Hören im Radio dachte ich wer kann das sein, so schöne Melodien, so eingängig?
    Mir gefällt einiges von Vorisek wirklich gut :jubel:


    Gruß
    embe

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  • Edward MacDowell verfasste 4 Klaviersonaten. Nun, MacDowells Schwerepunkt liegt wohl schon auf Klaviermusik, allerdings meist auf den bekannt gewordenen Miniaturen (Woodland Sketches etc.) und den zwei Klavierkonzerten.
    Die vier Klaviersonaten tragen alle "hochtrabende" Titel: Sonata tragica, Sonata eroica, No3 'Norse', No4 'Keltic'.


    Sie sind IMO eine Entdeckung mit Sicherheit wert.


    :hello:
    Wulf

  • Erwähnen möchte ich natürlich noch
    Bohuslav Martinu, sehr gelungene Werke auch Sonaten dabei :yes:


    z:B. in dieser Aufnahmereihe:


    Ich hab noch div. andere Künstler aber ohne Bildchen.


    Einojuhani Rautavaara
    Klavierwerke, 2 Sonaten


    Manches recht herb, anderes wieder wundervoll eingängig.




    Urmas Sisask,


    Wunderbare Miniaturen, meist nach Himmelskörpern benannt.
    Auch Sonaten dabei...
    z.B.



    Gruß
    embe

  • Es sei auf die Klaviersonate op. 1 von Alban Berg hingewiesen. Ein jugendliches, durchaus auch etwas schwärmerisches Stück, komponiert in einer Zeit des Aufbruchs in die sogenannte Moderne.
    Es gibt eine schöne Einspielung von Glenn Gould aus den fünfziger Jahren, dessen Werk von Sony unermüdlich „neu“ veröffentlicht wird, also stets gut greifbar ist.

    Man kann wirklich sagen, daß ich Mozart sehr, sehr viel verdanke; und wenn man sich ansieht, wie z. B. meine Streichquartette gebaut sind, dann kann man nicht leugnen, daß ich das direkt von Mozart gelernt habe. Und ich bin stolz darauf!
    Schönberg

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  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Allerdings ist CPE Bach insofern off toppic, als er besonders für seine Klaviermusik berühmt ist. Man kann sich aber mittels der Phantasien rausreden ...
    :baeh01:


    Berühmt schon - aber bekannt?


    ?(


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Wulf
    Edward MacDowell verfasste 4 Klaviersonaten. Nun, MacDowells Schwerepunkt liegt wohl schon auf Klaviermusik, allerdings meist auf den bekannt gewordenen Miniaturen (Woodland Sketches etc.) und den zwei Klavierkonzerten.
    Die vier Klaviersonaten tragen alle "hochtrabende" Titel: Sonata tragica, Sonata eroica, No3 'Norse', No4 'Keltic'.


    Sie sind IMO eine Entdeckung mit Sicherheit wert.


    Wulf


    Hallo Wulf,
    Ich habe schon den den 4 Sonaten Edward MAcDowell gehört und bin sehr interessiert diese kennen zu lernen! Welche Aufnahme ist den deiner Meinung nach empfehlenswert?


    Gruß Niko

  • Eigentlich hat mich die unten abgebildete CD zu diesem Thread verleitet.
    Wer verbindet schon Cherubini mit Klaviersonaten ?



    Tja wie klingt das Ganze nun ?


    Eine gewisse Mozartnähe ist sicher spürbar - aber desto öfter man diese Sonaten hört, desto mehr erkennt man, daß dies nur eine sehr oberflächliche Ähnlichkeit ist. Ich habe - obwohl dies im Booklet angedeutet wurde - eigentlich keine Ähnlichkeit zu Haydn-Sonaten finden können - allenfalls einen Hauch davon.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und hier wieder "unbekannte Klaviersonaten" - und noch dazu von einem eigentlich recht unbekannten Komponisten: Fernando Paer



    Der Pianist Andrea di Renzo spielt auf einem historischen Fortepiano von Johann Schantz (Wien 1815/20)


    Die Sonaten sind imo spritzige, gefällige , melodiöse Stücke:


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man sollte nicht glauben wie viele Klaviersonaten das 18. Jahrhundert hervorgebracht hat. Die meisten sind mozartnah - ohne jedoch Mozart zu erreichen, so auch jene von Leopold Kozeluch - wobei einschränkend gesagt werden muß, daß es ja kaum Aufnahmen auf modernem Flügel gibt, und die alten Instruimente zwar interessant klingen, aber teilweise auch ein wenig zaghaft und ungewohnt.




    Somit ist ein Vergleich mit den modernen Einspielungen - beispielsweise von Alfred Brendel - nicht möglich.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo,


    Leos Janacek ( 1854-1928 ) ist eher bekannt für seine Opern, für Orchesterwerke wie "Sinfonietta" und "Taras Bulba" und vielleicht noch für die "Glagolitische Messe". Aber Janacek hat auch genau eine Klaviersonate komponiert mit dem Titel "Sonate 1. X. 1905". Diese empfinde ich als eine sehr lohnenswerte Entdeckung. Ich kenne sie in Einspielungen von Andras Schiff und Hakan Austbö, welche beide empfehlenswert sind:



    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Janaceks Klaviersonate gilt als Fragment, weil er den ursprünglichen 3. Satz vor der Uraufführung verbrannt hat. Danach hat er noch die restlichen 2 Sätze in die Moldau geschmissen, aber da hatte sie schon jemand abgeschrieben, und Janacek hat später der Veröffentlichung zugestimmt.
    Ich halte sie für nicht so bedeutsam wie die Zyklen "Im Nebel" und "Auf verwachsenem Pfade", oder gar die beiden Werke für Klavier und Kammerensemble (Capriccio und Concertino). Die Firkusny-Box enthält all dieses, weshalb alleine sie schon eine unbedingte Empfehlung verdient hat.


    Gruß,
    Khampan

  • Jan Sibelius


    Der finnische Komponist ist auch vor allem durch seine sinfonischen Werke berühmt. Aber seine Klaviersonate in F-Dur op. 12 ist auch bekannt. Zu viel Klaviersonaten hat er wohl kaum verfasst, ich kenne nur diese. (Ein schönes, lyrisches Stück.) Wikipedia hebt noch die "drei Klavierstücke" op. 96 hervor und fasst alles andere unter dem Titel "Lieder und Klavierstücke" zusammen.


    :hello: KP

  • Zitat

    Original von Robert Stuhr
    Auch Arnold Bax ist hier zu nennen. In erster Linie Symphoniker, hat er neben zahlreichen kleineren Werken für Klavier solo auch 4 Sonaten geschrieben:


    Der Beitrag ist zwar nicht mehr ganz frisch, aber umso mehr korrekt.


    Ich bin mit dieser Aufnahme sehr glücklich:

    Zusätzlich zu den numerierten vier Sonaten ist noch die Sonate Es-dur dabei - eine Fassung der 1.Symphonie von Arnold Bax für Klavier.

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  • Da könnte ich noch ein paar von Kraus beisteuern:



    Mario Martinoli bespielt einen Andreas-Stein-Nachbau aus der Werkstatt Ferdinando Granzieras.


    Vielleicht ist aber die Brautigam-Einspielung noch einen Tick besser - er spielt auf einem McNulty nach einem Walter & Sohn:



    Außerdem sehr empfehlenswert Richard Fuller mit Klaviersonaten von Hyacinthe Jadin - was für ein Name :faint:



    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Mein erster Vorschlag möge nicht als Affront gegen das Thema missverstanden werden: Domenico Scarlatti - Wer kennt schon mehr als einige wenige Sonaten von ihm?


    Ferner ist der frühverstorbene Julius Reubke (Liszt-Lieblingsschüler) zu nennen, dem wir neben einer gewichtigen Orgelsonate auch eine Klaviersonate in b-moll verdanken (z. B. mit Till Fellner - günstig in der Apex-Serie von Warner oder Claudius Tanski, MDG). Ein Werk in den Spuren der großen Sonate h-moll seines Lehrers.


    Auch Ottorini Respighi ist zu nennen, der nicht nur ein mixolydisches Klavierkonzert, sondern auch eine Klaviersonate in f-moll komponierte (z. B. mit Konstantin Scherbakov auf Naxos).


    Nicht nur die berühmten Kriegssonaten 6-8 Prokofieffs sind hörenswert. Ich möchte hier explizit für die 2. Klaviersonate werben, die etwa im Rahmen der GA mit Boris Berman zu hören wäre.


    Samuel Barber hat eine Klaviersonate komponiert, die auch ein Adagio - wenngleich als "adagio mesto" präzisiert - enthält. Z. B. mit Horowitz oder Hamélin.


    Dmitri Schostakowitsch sind wir nicht nur aufgrund seiner Präludien und Fugen, sondern auch seiner beiden Klaviersonaten wegen zu Dank verpflichtet. Ich empfehle die zweite mit Elisabeth Leonskaja, zusammen mit den beiden Klavierkonzerten auf einer CD bei Teldec/Warner.


    Ebenfalls nicht als Affront zum Thread sind die "Sonatas for prepared piano" von John Cage gemeint. Wer's mag ... z. B. mit Joshua Pierce bei Wergo.


    Pierre Boulez' zweite Klaviersonate bedarf wohl mehrfachen Hörens, bevor der konzentrierte Nachvollzug vom Medium mit Gewinn durchgeführt werden kann (z. B. mit Maurizio Pollini auf DG).


    Als Bonbon zum Schluss seien Sonaten mit Jazz-Einschlag genannt: Von Kapustin und Alexis Weissenberg (als Komponist!) - eine der CDs, die 2008 mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik geehrt wurden, ist nach der letztgenannten Sonate benannt: "En etat de Jazz/In a state of Jazz". Mit Hamélin bei Hyperion.

  • "vor allem Sonaten von Komponisten, deren Schwerpunkt woanders vermutet würde" - Das war eine der "Vorgaben" im Eröffnungsbeitrag eines gewissen Alfred Schmidt. Ich werde mir nun erlauben diese Vorgabe geringfügig zu erweitern , und zwar in Richtung von Komponisten, deren Domäne zwar die Klaviermusik war - die aber generell heute ein wenig in Vergessenheit geraten sind. Dazu zählt ohne Zweifel heute auch der einst weltberühmte Pianist und Komponist Anton Rubinstein, einer der ganz wenigen Pianisten, die es mit Franz Liszt aufnehmen konnten. Dessen 4 gewaltige Klaviersonaten wollen wir unter keinen Umständen dem Vergessenwerden überlassen.....
    Leslie Howard, den meisten schon durch seine Aufnahmen von selten gespielten Klavierkonzerten der Romantik bekannt, spielte die Sonaten von Anton Rubinstein für das Label hyperion ein.

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jan Ladislav Dussek hat zwar bereits einen eigenen Thread, aber bei den Klaviersonaen darf er meines Erachtens nach keinesfealls fehlen. Dussek, lediglich vier Jahre Jünger als Mozart hat sicher Sonaten geschrieben die "moderner" klingen als jene von Mozart. Sie sind zwar noch der Wiener Klassik verpflichtet, indes tragen sie schon Züge der Romantik in sich. Natürlich ist hier auch die Tatsache mit im Spiel , daß Dussek Mozart um 21 Jahre überlebt hat. Dusseks Sonaten, er schrieb etwa 32 (je nach Zählung und Zuordnung leicht differierend) sind gefällig, unterhaltend , relativ leicht spielbar und eher angenehm als tiefschürfend. Das ist auch verständlich, wenn man weiß, daß Dussek in erster Linie Pianist und erst in zweiter Linie Komponist war....
    Abgesehen von seiner Kompositionstätigkeit auf diesem Gebiet, beriet er auch den englischen Klavierbauer Broadwood und ist an der Erweiterung von dessen Instrumenten um eine Oktave mit beteiligt...



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 7 CDs mit Klaviersonaten und Klavierwerken von Nikolai Medtner (1880-1951). Eine Brilliant Classics Lizenzausgabe von CRD Records UK. Wer hätte je gedacht, dass diese Ausgabe vom Markt genommen würde und nun zu Wucherpreisen privat angeboten wird? Es gibt allerdings die CDs - wenn auch nicht wirklich preiswert - EINZELN vom originalen Produzenten. Demnächst mehr über Medtner und seine Klavierwerke in einem Spezialthread.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Wer hätte je gedacht, dass diese Ausgabe vom Markt genommen würde und nun zu Wucherpreisen privat angeboten wird?


    Ich glaube nicht, dass etwas "vom Markt genommen wird". Brilliant kauft die Lizenz für eine Auflage und wenn die verkauft ist, ist es eben vorbei. Nur ganz wenige Verkaufsschlager wurden von Brilliant noch einmal aufgelegt (und auch dann waren die Aufnahmen eine Zeit lang nicht mehr erhältlich).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo!


    Sehr positiv überrascht bin ich von den mir bislang unbekannten Klaviersonaten Carl Loewes. Vor allem die sonderbare Konstruktion der großen Sonate op. 16, deren zweiter langsamer Satz aus zwei Gesangsstrophen besteht.


    Daneben die Grande Sonate élégique op. 32 und "Le Printemps" op. 47.



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Interessantes Thema. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die meisten Soloklavierwerke, Sonaten und andere, nicht für Hörer/Konsumenten mit X "Einspielungen" komponiert wurden, sondern für Schüler mit sehr unterschiedlichen Begabungen/Fähigkeiten und "Liebhaber", also Dilettanten, deren Improvisationsfähigkeiten meist sehr begrenzt waren, und sie deswegen etwas zum Spielen brauchten. Deswegen wurden Klavierwerke gedruckt und waren käuflich zu erwerben, ein wichtiges Einkommen für die Komponisten. Der Soloklavierabend ist eine Erfindung aus der Mitte des 19. Jhdts., und wurde alsbald zu einer weiteren, wichtigen Einkommensquelle für Komponisten/Solisten und leider, auch teilweise ein Jahrmarkt pianistischer Eitelkeiten. Aber auch hier war von "Einspielungen" noch nicht die Rede.

    Daraus folgt: ein Klavier spielender Dilettant wird ein Klavierwerk anders beurteilen als ein reiner Konsument. Er wird sich die Noten ansehen und prüfen, ob er das technisch bewältigen kann und welcher Übeaufwand dafür erforderlich sein wird. Auf der anderen Seite sieht er dann aber auch z.B. bei vielen Mozart/Haydn/Beethoven/Schubert- (und vieler anderer) werke die pausenlosen "Dudelbässe" für die linke Hand, aus Faulheit/Einfallslosigkeit/Lustlosigkeit von den Komponisten angebracht und erklärt: "das Zeug spiele ich nicht mehr, es reicht!" Selbiges gilt übrigens auch für die "Klopfbässe" der Norddeutschen im 18. Jhdt. und auch für Scarlattisonaten. Spätestens nach der 20. gespielten Sonate kennt man auch seine "Maschen".

    Also: ein schwieriges Kapitel auf das es keine definitiven Antworten geben wird.

  • Johann-Friedrich oder Jean-Fréderic Edelmann (1749-1794) machte während der französischen Revolution Karriere, geriet in die Wirren der streitenden Parteien und verlor wörtlich seinen Kopf unter der Guillotine. Er versank nach seinem Tod in der Vergessenheit der Musikgeschichte.


    Sylvie Pecot-Doucatte spielt auf historischen Instrumenten (Cembalo und Hammerklavier).


    Diese Box mit drei CDs zu einem derzeit lächerlichen Aktions-Preis machen 21 Sonaten bekannt.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die Edelmannsonaten sind teilweise hervorragend, sehr zu empfehlen. "Modern", jedoch nicht in diesem süddeutschen "Klimperstil" sondern teilweise hochdramatisch (viele Sonaten in einer Molltonart). CPEB lässt grüßen.

    Wer "Dudelbässe" nicht mehr spielen/hören will, dem sei folgender Komponist aus der Zeit empfohlen:

    Die Bach´sche Schule hat anders komponiert.

    Hardenack Otto Conrad Zinck (1746-1832): Klavierwerke Vol.1, CDHardenack Otto Conrad Zinck (1746-1832): Klavierwerke Vol.2, CD

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