Soundtrack - Die neue Opernform?!?

  • Hallo zusammen,


    meiner Meinung nach hat der Film der Oper und Operette als "Entertainmetgigant" den Rang abgelaufen bzw. hat die Weichen neu gestellt: Interessante Themen werden heute eher im Film als auf der Opernbühne aufgearbeitet und "Lieschen Müller" geht eben heute eher ins Kino oder in den DVD-Shop als auf den Hühnerbalken bzw. den Olymp. Warum das so ist, möchte ich gar nicht unbedingt diskutieren. Mich interessiert, welche Sountracks bei euch ähnlich oft wie Opern- oder Operetteneinspielungen durch die Wohnung schallen. Eher die zu alten Hollywoodklassikern? Oder die gänzlich unklassischen? Wo seht Ihr Verwandtschaft zur Oper? Wo Verknüpfungen?


    LG,


    Christoph

  • Bei mir schallen keine Soundtracks durch irgendwas... ,-)


    Für mich fehlt bei einem Soundtrack zu einem Film immer mehr, als bei einer Oper ohne Aufführung. Daher reizt es mich nicht...


    Matthias

  • Zitat

    Original von pfuetz


    Für mich fehlt bei einem Soundtrack zu einem Film immer mehr, als bei einer Oper ohne Aufführung. Daher reizt es mich nicht...


    Matthias


    Sehe ich genauso, obwohl ich zwangsläufig eine ganz ordentliche Sammlung habe, die ich - mit ganz wenigen und eher aus persönlich-sentimentalen Erinnerungen, z. B. an bestimmte Produktionen, gehörten Ausnahmen - aus nichtprofessionellen Gründen nur sehr selten höre. Filmmusiken sind halt selten als eigenständige Werke geschrieben worden. Natürlich lassen sich manche als Instrumentalmusik sehr gut anhören, wenn man sie sich nicht durch Klassikradio versauen lässt, aber sie sind nie ein Ersatz für das dramatische Erlebnis, auf das Christoph abhebt. Deshalb habe ich nie eingesehen, warum ich Soundtracks kaufen soll, wenn es von nahezu allen interessanten für oft weniger Geld den kompletten Film gibt. Eine Ausnahme sind eigens für die KOnzertaufführung arrangierte Orchestersuiten wie etwa NIno Rotas phantastische Musik von DER LEOPARD.


    Etwas anderes ist das natürlich bei Musical-Soundtracks, aber die sind hier wohl nicht gemeint.


    :hello: Rideamus

  • Als bekennender Kinomuffel - so alle 5 Jahre schafft es einmal jemand, mich an den Haaren hinzuzerren, und dann bin ich für die nächsten 5 Jahre wieder geheilt - kenne ich keine Soundtracks und daher schallen bei mir auch keine! :D
    lg Severina :hello:

  • Soundtracks vermögen bei mir ebensolche Emotionen zu erzeugen wie Opern. Parallele zu den Musicals, s. entsprechenden Thread. Oft wird die Gefühlsklaviatur ähnlich einfach bedient wie beim Musical, aber es funtioniert - jedenfalls bei mir. Auch finde ich, dass etliche Dialoge sehr rezitativ melodramatisch angelegt sind, s. Humperdinck. Und so kann es mir passieren, dass ich Spielfilme ähnlich goutiere wie einen Opernbesuch oder das Hören einer Oper.


    Meine Favoriten:
    Jaws
    E.T.
    Song of Bernadette
    Doctor Zhivago
    Duel in the Sun
    Greencard
    Driving Miss Daisy
    Bram Stoker's Dracula
    King Kong
    Interview with a vampire
    An american tail
    Bambi
    Born on 4th of July
    Tri orisky pro popelku, oder auch genannt: Drei Nüsse für Aschenbrödel
    Seventh Voyage of Sinbad - überhaupt die Bernard Herrmann-Tracks: very special!
    North by Northwest
    Dances with wolves
    1492
    Titanic



    Ja, so bin ich halt - manchmal eine etwas verkitschte Romantiksau...

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  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Soundtracks vermögen bei mir ebensolche Emotionen zu erzeugen wie Opern. Parallele zu den Musicals, s. entsprechenden Thread. Oft wird die Gefühlsklaviatur ähnlich einfach bedient wie beim Musical, aber es funtioniert - jedenfalls bei mir.


    Ja, so bin ich halt - manchmal eine etwas verkitschte Romantiksau...


    Ich sag jetzt mal nichts zu der Selbstbezichtigung, obwohl die Unsinn ist, aber funktioniert das "emoten" wirklich auch ohne vorherige Kenntnis des Films? Nach meiner Erfahrung nur ausnahmsweise. Als Erinnerung - bis auf das gelegentliche Highlight im Hintergrund gehört - kann es aber durchaus funktionieren. Nicht jeder hat ja immer die Zeit, den Film mit anzusehen, und Dialoge im Hintergrund stören schon. Das ist für mein Erleben noch der sinnvollste Einsatz von Film Soundtracks.


    Womit ich übrigens überhaupt nichts gegen die Soundtracks und ihre Komponisten gesagt haben will, denn einige der besten zeitgenössischen Künstler arbeiten in dem Feld. Nur gegen die Funktion von Filmsoundtracks als eigenständige Werke außerhalb des Zusammenhangs, für den sie geschaffen wurden.


    Wer sich ernsthaft mit Gegenwartsmusik auseinandersetzen will, kommt m. E. um Soundtracks nicht herum, aber ich habe die Frage hier so verstanden, ob sie als Dramen funktionieren, und das sehe bzw. höre ich nur ausnahmsweise.


    :hello: Rideamus

  • Salut Rideamus,


    ich höre wohl auch Soundtracks, obwohl ich den dazugehörigen Film nie sah bzw. höre sie manchmal vorab und mache mir meine eigenen Bilder über die Verfilmung.


    Die Dialoge stören mich nicht, ich sehe sie sie wie oben erwähnt häufig ähnlich eingesetzt wie eine moderne Form der Rezitative. Da wird auch hemmungslos mit Erinnerungs- und Leitmotiven gearbeitet.


    Du sagst:


    "Nur gegen die Funktion von Filmsoundtracks als eigenständige Werke außerhalb des Zusammenhangs, für den sie geschaffen wurden."


    Was wäre die Oper ohne das Libretto? Oder: Viele Opern funktionieren nur durch Bedienung bestimmter Schauwerte, s. Meyerbeer. Ein ähnliches Phänomen?


    LG,


    Christoph

  • Zitat

    Original von Rideamus
    Natürlich lassen sich manche als Instrumentalmusik sehr gut anhören, wenn man sie sich nicht durch Klassikradio versauen lässt,
    Rideamus


    Ja, Klassikradio ist wirklich nur noch soundtrackradio X(


    Wenn man das Gedudel nebenher laufen läßt, hat man den ganzen Tag einen schönen Klangteppich, ohne das man wirklich weiß, was gespielt wurde.


    Aber zum Thema:
    Ich finde Soundtracks ohne Film langweilig, da im besten Fall die Musik auf die Filmszenen komponiert wurde - und die sieht man halt nicht.
    Ich hatte mal den soundtrack zu "Verschollen im Weltraum" mit zwei Megastücken von Joan Baez. Die habe ich dann gehört, der Rest war - langweilig.


    Andersrum:
    Häppchen-filmmusik, wie John Barry mit den Titelmelodien der James-Bond-Filme, die habe ich schon.
    Aber ich denke, die war hier nicht gemeint.....

  • Manche Soundtracks finde ich wirklich gelungen (z.B. "Ben Hur", "Der Herr der Ringe", "Star Wars", "Indiana Jones" etc.).
    Aber eine Konkurrenz für die Oper sehe ich darin nicht. Beides hat seine Berechtigung.
    Die große Zeit der Hollywood-Monumentalfilme mit richtigen Ouvertüren (u.a. "Ben Hur" und "Cleopatra") ist aber vorbei.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Da liegt m. E. genau der Hase im Pfeffer. Filmmusik hat eben nicht die Funktion des Opernlibrettos. Die hat das Drehbuch, und das kann man, wie ich beruflich weiß, mit viel Gewinn auch ohne den Film lesen, wenn es ein gutes ist.


    Wenn es für mich einen passenderen Vergleich gibt, dann wären es Ausstellungen der Kostüme oder Kulissen. Filmmusik ist ein (meist) unverzichtbares Element des Gesamtwerkes.


    Obwohl ich Tonaufzeichnungen einer Oper für einen ganz passablen Ersatz für das Opernerlebnis halte, welcher ökonomischen Zwängen der Praxis geschuldet ist, käme ich nie auf den Gedanken, sie dem Erlebnis einer Aufführung gleichzusetzen. Das funktioniert noch nicht einmal ganz bei einem DVD-Mitschnitt.


    Natürlich kann es gelegentlich ganz spannend sein, sich auf der Basis eines Soundtracks den Film vorzustellen. Ein Ersatz dafür kann und will er aber nie sein. Höchstens ergänzt durch die Erinnerung.


    Aber ich will niemandem den Spaß an Soundtracks ausreden. Nur bezweifeln, dass er als (Ersatz für) das komplette Drama taugt.


    :hello: Rideamus

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  • Das hat auch sicherlich etwas mit der Geschichte (oder der Entwicklung) der Gattungen zu tun:


    Oper kommt mehr von der Musik, und weniger von dem Theater, und wenn es gut ist, ist es eine Synthese von Musik und Theater, nämlich Musiktheater. Dabei ist es dann egal, welches der Ursprung war, das Theater oder die Musik. Am Ende stehen sie dann hoffentlich gleichberechtigt nebeneinander.


    Film kommt erstmal vom Bild, von dort dann zum Stummfilm, und erst dann zum Tonfilm. Da kam dann die Musik als ein Element hinzu, wenn man mal von den Sing-Filmen oder Musik-Filmen absieht. Dieser Wandel ist auch sichtbar, oder nachvollziehbar, wenn Du mal den Ton bei einem Film ganz ausschaltest. Dann ist vieles von dem, was uns z.B. im Fernsehen geboten wird, noch nicht mal mehr Film. Sicherlich ist also auch eine Synthese erfolgt, aber ich denke, Musik ist eben im Film ein Element neben dem Bild und dem gesprochenen Ton.


    OK, ist alles extrem vereinfacht, für mich ist der Film (also das optische Erlebnis) im Vordergrund beim Film, und wird durch die Musik verstärkt, und unterstützt. Ich habe noch keinen Film gefunden, der als Ergänzung zu einer Musik gemacht wurde, und von dem es dann einen Soundtrack gäbe. Sicherlich gab es Versuche, Musik zu verfilmen, das ist dann aber eine eigene Gattung, und darum geht es ja hier wohl eher nicht.


    Gruß,


    Matthias

  • Es handelt sich hierbei um zwei völlig verschiedene Gattungen, die Oper ist ja ein Gesamtwerk. Ein Filmsoundtrack kann zwar, wenn er gut ist, als solcher auch allein bestehen, aber er hat immer irgendwie den Bezug zum Film. Will sagen, man bekommt die Handlung nicht mitgeliefert.


    Im Moment bevorzuge ich Soundtracks zu Tarantinofilmen. Der Bezug zu den Filmen ist grob gesagt einfach nur der, dass der Regiseur einen ausgezeichneten Musikgeschmack hat.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Aber eine Konkurrenz für die Oper sehe ich darin nicht. Beides hat seine Berechtigung.


    Hallo Felipe und alle anderen,


    als Konkurrenz sehe ich sie auch nicht, sondern als Nachfolger. War Oper nicht früher das, was heute der Film ist? Schöne Musik, Große Gefühle, Ausstattungsorgien....


    LG,


    Christoph

  • Eine Verbindung welcher Art auch immer habe ich zwischen Soundtrack und Oper nie hergestellt.


    Ich besitze auch nur wenige Soundtracks (Greencard, Shakespeare in Love, Nikita, Henry V.). Gekauft habe ich sie mir wegen einzelner Stücke, die mir sehr gefielen. Doch selbst bei diesen stelle ich fest, dass sie ohne die Bilder nicht so wirken wie im Film.


    Filmmusik ist in meinen Augen eher ein Element, die Handlung zu unterstreichen, während bei der Oper die Musik die Handlung trägt.


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Zitat

    Original von Rosenkavalier
    Filmmusik ist in meinen Augen eher ein Element, die Handlung zu unterstreichen, während bei der Oper die Musik die Handlung trägt.


    Ja, Filme, bei denen die Musik eine ähnliche Rolle spielen würde wie in der Oper sind extrem selten.


    Soundtrack wäre eher "die neue Schauspielmusikform". Mit Oper hat das nichts zu tun.
    :hello:

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  • Hallo pfuetz,

    Zitat

    dann zum Stummfilm, und erst dann zum Tonfilm. Da kam dann die Musik als ein Element hinzu,


    Die Musik war auch schon beim Stummfilm sehr wichtig.
    Stumm waren diese Filme nie und es gibt sehr interessante Stummfilmmusiken von z.B. Mascagni, Hindemith, Meisel u.v.a. .


    Die erste "orginale" Stummfilmusik eines "Klassischen" Komponisten stammt übrigens von Saint Saens.


    LG,
    Michael

  • Hallo Michael,


    danke für Deinen Hinweis. Dabei fiel mir ein, dass bei Stummfilmen die Musik in ausgewählten Theatern von großem Orchester live (klar :D) gespielt wurden. Auch denke ich an die Chaplin-Partituren. Ich glaube, dass Film und Soundtrack eine logische Weiterentwicklung der Oper sind. Sehe und höre ich mir ein Werk, wie "Königskinder" an, so finde ich da schon vieles vorweggenommen, was spätere Soundtrack-Komponisten für sich verwenden.


    LG,


    Christoph

  • Hallo Christoph,
    richtig, es gab zahlreiche festangestellte Orchester in den großen Kinos der Welt.
    Diese spielten durchaus in großer sinfonischer Besetzung und natürlich war es für die Musiker beruflich schlecht, als der Tonfilm sich durchsetzte und diese Orchester aufgelöst wurden.


    Ein Komponist wie Korngold hat seine Filmmusiken (um zum Tonfilm zurückzukommen) als Opern ohne Gesang gesehen.


    Dazu ein anderes mal mehr......


    LG,
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Ein Komponist wie Korngold hat seine Filmmusiken (um zum Tonfilm zurückzukommen) als Opern ohne Gesang gesehen.


    Interessant! Freue mich auf mehr!


    Lg,


    Christoph

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  • Korngold hat sich tatsächlich an den Stimmlagen der Schauspieler orientiert und Rücksicht darauf genommen, eine Sprechstimme zu unterstützen, d.h. zum Beispiel tiefer als sie zu schreiben.
    Daß seine Musik nachträglich leiser oder lauter dazugemischt werden konnte, hat er zuerst überhaupt nicht gewußt sondern von vornherein so komponiert, daß die Verhältnisse stimmen.
    Auch ist überliefert, daß er die Schauspieler am Set in einigen Fällen dirigierte, um einen von ihm gewünschten Textrhytmus zu erhalten.


    Dies ist natürlich in den deutschen Synchronisationen nicht mehr nachvollziehbar.


    Erst sehr spät wurde ihm bewußt, daß er sein Talent an stellenweise sehr durchschnittliche Produktionen verschwendete.


    Furchtbarerweise sind sowieso fast alle deutschen Fassungen von Filmen mit Musik von EWK- aber natürlich auch von anderen Komponisten- zu einem Großteil durch irgendwelche "Mood" -Music aus den Archiven ersetzt worden (Ein anderes berühmtes Beispiel ist z.B. die deutsche Synchronisation von "Citizen Kane" ,in der fast die komplette Musik von Herrmann ausgetauscht wurde) .


    Bei Korngold ist man in Deutschland nur beim "Robin Hood" und dem " Sea Hawk" noch in der Lage, die Musik komplett zu hören.


    Korngold hat niemals mit Click-Tracks garbeitet, sondern sich bei der Synchronisation von Actionszenen ganz auf sein unnachahmliches Timing verlassen.
    Man kann heute rätseln, wie er das geschafft hat, aber darin erkennt man auch wieder den unglaublich versierten Opernkomponisten und Dirigenten.



    Die meisten seiner Fimmusiken bestehen auch nicht aus kleinen Schnipseln, welche losgelöst vom Film keine große Bedeutung mehr haben, sondern er hat solcherart komponiert, daß man die ganzen Teile der Reihe nach aneinanderkleben kann und eine große, ununterbrochene Oper ohne Gesang entsteht.


    Ein Paradebeispiel dafür ist die Musik zu "Kings Row", aber auch "Anthony Adverse" und viele seiner anderen Fimmusiken.


    Korngold hatte einige Besonderheiten in seinem Vertrag, welche ihn von "normalen" Filmkomponisten wie Steiner oder Waxman unterschied:
    Zum einen brauchte er nur wenige Partituren pro Jahr zu komponieren-anders als seine Kollegen, die ununterbrochen und stellenweise unter Aufputschmitteln eine Partitur nach der anderen vorlegen mußten.


    Zum anderen mußte er nicht die bekannte Max Steiner "WB" -Fanfare benutzen, sondern konnte den Main Title ganz nach seinem Geschmack gestalten.


    Filmmusik ist ein ausgesprochen interessantes Gebiet, das viel zu stiefmütterlich behandelt wird.
    Zum Beispiel war die erste Filmmusik, die die Technik der Leitmotivik verwendete, die Musik zu "King Kong" von Max Steiner.


    Na ja, auch dazu ein andermal mehr......
    :hello:


    Michael

  • Lieber Michael,


    vielen Dank für Deine Ausführungen. Dann lag ich ja doch nicht ganz falsch. Noch zur Ergänzung: Humperdinck hatte in der Erstfassung der Königskinder das Melodram weiterentwickelt und dafür ein eigens Notensystem entworfen, das die Sprechstimme in Einklang mit der Musik bringen sollte. Ein sehr schwieriges Unterfangen, das in der Aufführungspraxis meist scheiterte. Wenn man jetzt aber Korngold sieht bzw. hört, so scheint es auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Und das wiederrum bestätigt meinen Eindruck von der direkten Verbindung von Soundtrack zu Oper. Freue mich auf weitere infos!


    LG,


    Christoph

  • Hallo Christoph,


    bevor sich hier so etwas wie eine Grundsatzauseinandersetzung für und gegen Filmmusik entwickelt, möchte ich ein klärendes Wort zu meiner Position einbringen. Ich halte Filmmusik für eine Kunstform sui generis und mindestens teilweise für die aufregenste und lebendigste unserer Zeit. Wie zu allen Zeiten ist die Musik nämlich dort am fruchtbarsten (und produziert natürlich auch am meisten Überflüssiges), wo sie einem großen (und kommerziellen) Bedarf entspricht.


    Dazu gehören natürlich auch schon die wagnerisierenden Filmmusiken Giuseppe Becces und anderer zur Stummfilmzeit, nicht zu vergessen der Groupe des Six mit Poulenc, Honegger, Auric (!) und anderer. Dieser Gattung sollte man in der Tat einen eigenen Thread widmen, der ein sehr großer werden kann, wie Michael am Beispiel Korngold schon eindrucksvoll bewiesen hat. Tatsächlich gibt es auffällige Unterschiede zwischen den Filmmusiken der Komponisten, die wie Korngold von der Oper kamen oder wie Bernard Herrmann immer wieder zur Oper drängten und den klassischen Filmmusiken eines Max Steiner, Alfred Newman, Franz Waxman, Miklos Rosza und den vielen anderen großen Komponisten aus dem Umfeld der zeitgenössischen klassischen Musik.


    Das Problem Deines Threadansatzes scheint mir zu sein, dass Du partout den Film zum legitimen Pendant der Oper machen willst und die Filmmusik als Beleg für die weitgehende Übereinstimmung der Gattung heran ziehst. Tatsächlich ist, wie schon richtig gesagt wurde, Filmmusik eher eine sehr spezifische Weiterentwickluing der Schauspielmusik oder ggf. auch des Melodrams (im musikalischen Sinne). Die bloße Omnipräsenz von Musik macht aber noch keine musikdramatische Gattung aus dem Film. Das gilt allenfalls für das Filmmusical und verwandte Werke. Selbst René Clairs im Wortsinne traumhaftes, opernhaftes FInale in seinem bezaubernden LES BELLES DE NUIT (DIE SCHÖNEN DER NACHT) macht diesen noch nicht zum filmischen Pendant zur Oper.


    Recht hast Du natürlich, wenn Du das allgemeine Phänomen ins Auge fasst, dass der Film heute für breiten Schichten das hauptsächliche Unterhaltungsmedium geworden ist, das früher Oper und Operette waren. Wäre Fernsehen dann das Äquivalent zur Hausmusik?


    Fazit: man tut der Filmmusik Unrecht und überfordert sie, wenn man sie als Opernersatz oder -nachfolöger betrachtet. Als eigene Kunst ist sie jedoch im Wortsinne aller Ehren wert.


    :hello: Rideamus

  • Zitat

    Original von Rideamus
    bevor sich hier so etwas wie eine Grundsatzauseinandersetzung für und gegen Filmmusik entwickelt, möchte ich ein klärendes Wort zu meiner Position einbringen.


    Hallo Rideamus,


    keine Angst, so habe ich das bisher nicht verstanden. Außerdem kennst Du Dich zu gut aus, um den Stab über die Filmmusik zu brechen.


    Zitat

    Original von Rideamus
    Das Problem Deines Threadansatzes scheint mir zu sein, dass Du partout den Film zum legitimen Pendant der Oper machen willst und die Filmmusik als Beleg für die weitgehende Übereinstimmung der Gattung heran ziehst.


    Als Pendant seh ich die Oper nicht, aber als logische Weiterentwicklung -auch hinsichtlich der Publikumsgunst. Frage: Wäre Puccini heute Filmkomponist?


    LG,


    Christoph

  • Zitat

    Original von Rideamus
    Tatsächlich gibt es auffällige Unterschiede zwischen den Filmmusiken der Komponisten, die wie Korngold von der Oper kamen oder wie Bernard Herrmann immer wieder zur Oper drängten und den klassischen Filmmusiken eines Max Steiner, Alfred Newman, Franz Waxman, Miklos Rosza und den vielen anderen großen Komponisten aus dem Umfeld der zeitgenössischen klassischen Musik.


    Es ist doch immer wieder überraschend, wenn man der Existenz parallel nebeneinander existierender einander komplett ausschließender "Kanons" bewußt wird, die aber je beanspruchen, den selben Bereich (in diesem Fall klassische Musik des 20. Jahrhunderts) abzudecken.


    In dem "Kanon", dem meine Betrachtungsweise angehört, findet sich Korngold eher als "unter ferner liefen" und die anderen sind völlig zu vernachlässigen.


    Nun verstehe ich auch nicht den Dualismus zwischen diesen beiden Gruppen, die doch beide aus dem "Umfeld" klassischer Musik kommen sollen: Ist der Unterschied, dass die zweite Gruppe im Gegensatz zur ersten eben nicht zur klassischen Musik gehört, sondern nur zum Umfeld?
    :hello:

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  • Wie verhält es sich mit solchen Filmen wie "Brother, where art thou" von den Coen-Brüdern, wo die Musik zwar eine dramatische Funktion hat, aber nicht eigens komponiert, sondern höchst passend ausgesucht wurde?


    [SIZE=7]Trotzdem schau ich mir lieber auch den "Film zur Musik" komplett an.[/SIZE]

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Wie verhält es sich mit solchen Filmen wie "Brother, where art thou" von den Coen-Brüdern, wo die Musik zwar eine dramatische Funktion hat, aber nicht eigens komponiert, sondern höchst passend ausgesucht wurde?


    [SIZE=7]Trotzdem schau ich mir lieber auch den "Film zur Musik" komplett an.[/SIZE]


    Moderner Konzertabend? ;)

  • Hallo!


    Soundtracks kann man nicht mit Musical oder Oper gleichsetzen. Es ist ein ganz anderes Metier. Soundtracks untermalen die Handlung in einem Film in dem gesprochen wird. Opergesang- bzw. musik und auch Musicals hingegen musizieren die Handlung selbst. Trotzdem höre ich auch sehr gern Filmmusik. Hier meine Favoriten:


    Herr der Ringe (immer wieder fantastisch)
    The Piano (Erotik pur)
    Tears of the sun (Eine etwas blöder Film, in dem Bruce Willis mal wieder die Welt rettet), aber die Musik von Hans Zimmer ist megag....


    Grüße


    Karin H.

  • Zitat

    Original von Karin H.
    Hallo!


    Soundtracks kann man nicht mit Musical oder Oper gleichsetzen.


    Hallo Karin,


    das tu ich doch nicht. Nochmal: Ich sehe sie nur als konsequente Weiterntwicklung der Oper. Warum werden kaum noch Opern komponiert? Warum gibt es so viele Filmkomponisten? Wo finden sich erste Ansätze bei Opern zum Thema Filmmusik, s. Freischütz(Wolfsschlucht), s. Humperdinck, Korngold, Schönberg? Welche Soundtracks haben für Euch Qualität?


    LG,


    Christoph

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Wo finden sich erste Ansätze bei Opern zum Thema Filmmusik, s. Freischütz(Wolfsschlucht), s. Humperdinck, Korngold, Schönberg?


    Also "Opern mit Ansätzen zur Filmmusik" ist eine merkwürdige Konstruktion. Es müßte um Opern gehen, bei denen streckenweise nicht gesungen wird aber viel zu sehen ist und Musik dazu läuft. Erste Ansätze wären dann die Balletteinlagen der Barockoper.
    :D

    Zitat

    Welche Soundtracks haben für Euch Qualität?


    Mein Lieblings"Soundtrack" ist von Eisler:
    Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben

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