Felix Weingartner - Dirigent und Komponist

  • Felix Weingartner (1863-1942)


    Felix Weingartner, als Felix von Weingartner, Edler von Münzberg, am 2. Juni 1863 in Zara/Dalmatien geboren – war eine vielseitige Persönlichkeit: Dirigent, Komponist, Klaviersolist, Pädagoge und Musikschriftsteller.
    Bereits als Kind interessierte sich Weingartner für Musik und besonders für das Komponieren. Mit sechzehn Jahren veröffentlichte er seine ersten Werke: die Klavierstücke op.1, op. 2, und op. 3. Auf Empfehlung von Johannes Brahms erhielt er daraufhin ein österreichisches Staatsstipendium.
    Nach Musikunterricht in Graz ging Felix Weingartner mit achtzehn zum Kompositions- und Klavierstudium ans Leipziger Konservatorium und wurde danach Schüler von Franz Liszt in Weimar. Mit ihm verband Weingartner eine lebenslange Freundschaft. Er widmete Liszt seine erste Oper „Sakuntala“ op. 8, die 1884 in Weimar uraufgeführt wurde.
    Weingartner selbst sah seine Erfüllung im Komponieren, nahm jedoch aus finanziellen Gründen nach seinem Studium eine Stelle als Kapellmeister in Königsberg an. Schon bald zeigte sich, dass Weingartner grosses Talent zum Dirigieren hatte. Der rasch einsetzende Erfolg verhinderte zunächst sein weiteres kompositorisches Schaffen.
    Im Alter von achtundzwanzig – nach Engagements in Danzig, Hamburg, Frankfurt und Mannheim – wurde er 1891 erster Kapellmeister der Berliner Hofoper und Dirigent der Sinfonieabende der Königlichen Kapelle. 1908 trat er die Nachfolge von Gustav Mahler als Direktor der Wiener Hofoper an. 1911 gab er jedoch die Leitung auf, um sich ganz den Wiener Philharmonikern zu widmen, die unter seiner Leitung internationale Berühmtheit erlangten.
    Durch zahlreiche Gastspiele in Europa, Asien und Amerika gehörte Weingartner zu den berühmtesten Dirigenten seiner Zeit. Unverkennbares Markenzeichen war seine klare, sparsame Zeichengebung ohne Effekthascherei sowie das sichere Gespür für das richtige Tempo. Weingartner war der erste bedeutende Dirigent, dessen Wirken auf Schallplatte aufgenommen wurde.
    Als Schriftsteller verfasste er mehrere Werke, darunter „Über das Dirigieren“, „Die Sinfonien nach Beethoven“ und „Ratschläge für Aufführungen klassischer Symphonien“.
    Mit seiner Schrift „Carl Spitteler, ein künstlerisches Erlebnis“ setzte sich Weingartner für den Schweizer Dichter ein und machte ihn der Öffentlichkeit bekannt.
    Die Texte zu seinen Opern verfasste er selbst.



    Und wieder einmal leistet das Label CPO Pionierarbeit. Im Oktober erscheint (endlich) die fünfte CD mit Orchesterwerken von Weingartner. Die 5. Symphonie (Weingartner komponierte sieben Symphonien) und die Ouvertüre „Aus ernster Zeit“ op. 56 bilden den vorläufigen Höhepunkt dieser wunderbaren Edition.


    Bisher erschienen sind:


    Symphonie Nr. 1 G-Dur op. 23
    Symphonie Nr. 2 Es-Dur op. 29
    Symphonie Nr. 3 E-Dur op. 49
    Symphonie Nr. 4 F-Dur op. 61


    Das Gefilde der Seeligen – Symphonische Dichtung op. 21
    König Lear – Symphonische Dichtung op. 20
    Ouvertüre und Suite zu „Der Sturm“
    Lustige Ouvertüre op. 53
    Serenade für Streicher


    Die ausführenden Künstler sind das Sinfonieorchester Basel mit Merko Letonja.


    Besonders empfehlen möchte ich die zu letzt erschienene CD mit Kammermusik.


    Sextett e-moll op. 33 (Klavier, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass)
    Oktett G-Dur op. 73 (Klarinette, Horn, Fagott, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier)


    Die Künstler sind Oliver Traindl und das “Ensemble Acht”



    Viel Spaß


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

    Einmal editiert, zuletzt von Davidoff ()

  • Seine Einspielung der kpl Beethoven-Symphonien ist auf Naxos erhältlich. Sie entstanden zwischen Januar 1927 und März 1938 mit den Wiener Philharmonikern und verschiedenen brit Orchestern. Meines Wissens ist dies der erste - wenngleich nicht als solcher geplant - kpl erhältliche Zyklus.


    Die von Davidoff genannten Markenzeichen der Weingartnerschen Dirigierkunst lassen sich anhand der Aufnahmen recht gut studieren.


    Kennt jemand Aufnahmen von Schubert-Symphonien mit Weingartner?

  • Meines erachtens ist das Violinkonzert G-dur op. 52 noch nicht eingespielt worden. Es kann aber sein, dass es in einem Rundfunkarchiv eine Aufnahme gibt. Dazu müsste der Verlag "Breitkopf & Härtel" auskunft geben können.


    Viel Glück


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Der Thread ist in die Jahre gekommen, mittlerweile sind auch die 5. und 6. Symphonie zu haben.



    Die 7. Symphonie wurde von cpo noch nicht aufgenommen, oder?

  • Die sechste Weingartner halte ich für besonders interessant, da sie ihr Entstehen einem besonderen Anlass verdankt, nämlich den 100 Todestag Schuberts im Jahre 1928. Damals wurde ein Preisausschreiben für Komponisten veranstaltet, wo ursprünglich die Aufgabe gestellt wurde, die "Unvollendete" von Schubert zu vollenden, wobei die Verwendung der Scherzo-Skizzen ausdrücklich gestattet war. Die näheren Umstände sind mir nicht bekannt, aber vermutlich ist irgendjemandem die Absurdität dises Anspruchs bewusst geworden und die Aufgabenstellung wurde modifiziert - und zwar in die Richtung, dass nun eine eignen Sinfonie komponiert werden solle, die "Schubert" als Thema habe. Weingartners 6. ist sein persönlicher Beitrag zu diesem Preisausschreiben, bzw er hätte es werden sollen, denn der wurde in die Jury berufen, womit er als Kandidat ausschied. Das Beiheft von CPO (übrigens vorzüglich gemacht) nennt als einige weitere Jurymitglieder Percy Grainger, Sergeij Rachmaninoff, Willem Mengelberg und Elly Ney.


    Weingartner verwirft sein erstes Konzept und schreibt - außer Konkurrenz - seine Sinfonie Nr 6 die "Tragische" - wo er in der Tat auf Schuberts Noten zugreift....


    Das CPO Beiheft enthält zahlreiche Informationen und Anmerkungen zur Enstehung dieser Sinfonie und auch über Weingartners Schubertbild.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bedauerlicherweise tauchen in den Konzertprogrammen unserer Musiktempel die Sinfonien Felix Weingartners so gut wie nie auf. Ich bin jedenfalls in den letzten 30 Jahren keiner Aufführung im weiten Umkreis begegnet.


    Umso überraschter war ich, als ich in einer von dem Chemie- und Pharmariesen BAYER gesponserten Konzertreihe im Forum Leverkusen die Ankündigung las, dass das Tschechische Nationale Sinfonieorchester am 4. Dezember 2012 dortselbst unter der Leitung von Israel Yinon ein Konzert gibt, in dem die Sinfonie Nr. 6 in h-Moll op. 74 "La Tragica" von Weingartner gespielt wird. Wie von Alfred dargestellt, steht diese Sinfonie in einem engen Zusammenhang mit Franz Schubert.


    Nicht zufällig wird zuvor Schuberts Ouvertüre zu Rosamunde D 644 gegeben.


    Dazu heißt es in der Konzertankündigung:"Zu jener Zeit (gemeint ist 1928, als Weingartner die Sinfonie komponierte) galt Schubert den meisten Musikfreunden als heiterer Meister des Liedes, Weingartner jedoch erkannte das "tragische Antlitz" des Komponisten, sah ihn als ein Kind, das aus einer höheren Welt auf unsere Erde gefallen ist und sich hier nicht zurechtfinden, aber auch nicht klar erkennen kann, warum es sich nicht zurechtfindet."


    Ich bedauere sehr, dass ich das Konzert wegen eines Auslandsaufenthaltes nicht besuchen kann.


    LG
    Portator

  • In einigen alten Beiträgen wurde hier das Fehlen einer Aufnahme von Weingartners Violinkonzert moniert. Nur der Vollständigkeit halber möchte ich deshalb nachtragen, dass das Label CPO diese Lücke bereits vor längerer Zeit schloss und die entsprechende Aufnahme mittlerweile sogar schon dauerhaft zum reduzierten Preis von 7,99 zu haben ist.


    Das ist sie:




    Grüße,
    Garaguly

  • Schön, dass es hier schon einen Thread zu diesem Thema gibt. Mir ist bei der Durchsicht der Beiträge nur aufgefallen, dass zwar vieles über seinen Werdegang und die Rezeptionsgeschichte geschrieben wird, aber wenig über die Musik selbst, die ja vermutlich viele überhaupt nicht kennen.


    Felix Weingartner war drei Jahre jünger als Gustav Mahler, aber seine Musik lässt ihn 30 Jahre älter erscheinen. D.h. nur wenige Passagen lassen erahnen, dass er fast bis Mitte des 20. Jhdt gelebt hat. Das hat seiner Rezeption zu Lebenszeiten sicher sehr geschadet, aber wir Nachgeborene haben das Privileg mit dem größer werdenden Zeitabstand dieses aus der Zeit gefallen sein zu ignorieren und uns auf die Qualität der Musik zu konzentrieren. Und die ist z.B. bei den beiden vorliegen Werken recht hoch. Erst einmal kann man festhalten, dass Weingartner ein Komponist in der Nachfolge von Liszt und Wagner ist. Die symphonische Dichtung König Lear ist ca 22 min lang und erinnert deutlich an Franz Liszt. Wenn der sie komponiert hätte, gälte sie vermutlich als eine seiner besseren Schöpfungen. Die 1. Symphonie ist vom Ton her etwas leichter und beschwingter und ziemlich melodiös, hier fallen mir Komponisten wie Raff, Bizet und einige der Russen, Balakirev z.B. ein.
    Schöne Werke, die es Wert sind kennengelernt zu werden.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • D.h. nur wenige Passagen lassen erahnen, dass er fast bis Mitte des 20. Jhdt gelebt hat.


    Die Symphonie Nr. 1 wurde 1899 fertiggestellt, der Lear noch früher. Die beiden Werke konnten nicht wissen, dass der Komponist sie um über vier Jahrzehnte überleben würde...


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!