Die Zauberflöte im Goethe-Theater Bad Lauchstädt , 29.09.07

  • Ein echtes Kleinod ist das am 26. Juni 1802 eröffnete Goethe-Theater in Bad Lauchstädt- ein kleines Haus, dessen Originalzustand behutsam restauriert wurde. Der Orchesterraum bietet etwa 25 Musikern Platz, so dass in diesem Haus vorwiegend Opern von Händel, Mozart und deren Zeitgenossen gespielt werden. In der gestern gesehen Zauberflöte war die Pauke im Parkett untergebracht, die drei Posaunen saßen vorne rechts im Rang…


    Einzelheiten zum Goethe-Theater sind hier zu finden.


    Gesehen habe ich eine gelungene Aufführung des OPERNHAUSES HALLE in folgender Besetzung:


    Musikalische Leitung Harald Knauff


    Regie/ Bühne/
    Kostüme/ Licht Pet Halmen


    Sarastro Harold Wilson
    Tamino Nicholas Sales
    Sprecher/
    Erster Priester Raimund Nolte
    Zweiter Priester Wojech Alicca
    Königin der Nacht Anja Maria Kaftan
    Pamina Evgenia Grekova
    Drei Damen Anke Berndt, Marlen Herzog, Mária Petrasovská
    Drei Knaben Mitglieder des Stadtsingechors zu Halle
    Papageno Gerd Vogel
    Papagena Mona Deibele
    Monostatos Björn Christian Kuhn
    Geharnischte Wojech Alicca, Ki-Hyun Park


    Chor, Statisterie und Orchester des OPERNHAUSES HALLE


    Was ich erlebte, war die Darstellung einer Mozartoper vom feinsten.


    Sehr liebevoll war schon das Bühnenbild, das die Anna-Amalia-Bibliothek vor dem Brand (weiß= Sarastros Reich), während des Brandes (Eingangsszenen) und verkohlt (schwarz= dunkles Reich der Königin, Orte der Prüfung) darstellte, hergestellt – wunderschön gemalte Kulissen und Prospekte.


    Sorgfältig und humorvoll auch die weitgehend klassische Inszenierung, die auch immer wieder lokale Bezüge herstellte. Sei es, dass Sarastro im letzten Bild wie das Goethe-Gemälde „Goethe in der Campagna“ auftritt, sei es, dass Papageno und Papagena als „Menschen aus dem Volk“ (natürlich) sächseln (für nicht Ortskundige: Bad Lauchstädt liegt im Süden Sachsen-Anhalts).
    Überhaupt dieses Paar: aus Schikaneders Vogelmensch wurde hier ein sehr spielfreudiger Pinguin – köstlich, wenn sich das alte Weib in eine Piguindame verwandelt und beide bei ihrem Duett zur Vorfreude auf die kleinen Papagenos/- as eine ganze Anzahl von Vogeleiern aus ihren Kostüm hervorzaubern- für der erste kleinen Papageno schlüpft aus dem Ei sogar noch eine kleine Pinguin-Handpuppe.


    Ein weiterer (in der schüchtern-selbstverständlichen und sehr geschmackvollen Umsetzung sehr gelungener) Regieeinfall: das deutliche – und einseitige – homoerotische Interesse des Sprechers an Tamino . Oder Papagenos Glockenspiel – ein aufklappbarer Holzkasten, der mittels einer Hand aus dem Soufleurkasten zum Leben erweckt wird…


    Musikalisch fiel mir schon bei der Ouvertüre die kurze, trockene Akustik dieses Hauses auf, mit der das Orchester hörbar auch nicht glücklich war.


    Zur Sängerbesetzung:


    Ich habe mich sehr gefreut, Evgenia Grekova wiederzuhören, die ich zuletzt vor zwei Jahren als erste Preisträgerin des Internationalen Gesangswettbewerbs Festspielstadt Passau 2005 erlebte – damals wurde sie vom Fleck weg nach Halle engagiert. Eine schöne lyrische Stimme mit großer Ausdrucksfähigkeit – als wäre ihr die Pamina auf den Leib geschrieben.


    Leider fehlte lyrischer Schmelz dem Tamino von Nicholas Sales fast völlig – die Stimme machte zwar einen höhensicheren Eindruck, klingt dabei aber sehr hart und scharf, und ich könnte auf Anhieb auch nicht sagen, in welcher Rolle dieser Tenor wirklich aufgehoben wäre.



    Harold Wilson (Sarastro) verfügt über einen sehr klangschönen Bass, auf den man im Lauf der nächsten Jahre sicher gespannt sein darf.


    Stimmlich wie darstellerisch überzeugend fand ich auch den Metternich-Schüler Raimund Nolte in der Rolle des Sprechers.


    Gerd Vogel spielt den Papageno sehr überzeugend, die Stimme würde ich aber nicht als klangschön bezeichnen- eine fachkundige Bekannte hat einmal das Wort vom „Gebrauchsbariton“ geprägt im Sinne von vielseitig einsetzbar – für mich klang die Stimme jedenfalls auch im Timbre sehr rauh.


    Die übrigen Besetzungen würde ich – ohne sie im Einzelnen nochmals aufzuführen - als durchweg rollendeckend charakterisieren.



    Kurzum: eine gelungene Aufführung, die einen Besuch – auch mit weiterer Anreise – unbedingt lohnt!




    LG, Elisabeth

  • Hallo Elisabeth,


    danke für den tollen Bericht, man kann durch Deine Schilderung die Aufführung direkt bildlich sehen. Ich habe mir die Seiten von Bad Lauchstädt einmal angesehen. Deine Bezeichnung als Kleinod ist nicht übertrieben. Ich hoffe, dass Du schöne Tage hattest.


    LG :hello:


    Emotione

  • Hallo,


    gehe ich richtig in der Annahme, dass es sich um die selbe Halmen-Inszenierung und die gleichen Interpreten handelt, die am 12.10.2007 in Schwetzingen zum Mozartfest zu gastieren gedenken? Ich hatte mir das zumindest mal vorgemerkt...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli,


    ich habe das gerade mal recherchiert: JA, es ist die Produktion aus HALLE/ Bad Lauchstädt. Nicht nur vormerken, sondern unbedingt anschauen!!!


    :hello:


    Elisabeth

  • Hallo,


    ich werde mich bemühen... ein paar "Probleme" gilt es noch zu lösen. Freitag Abend ist nicht gerade ideal. Aber am kommenden Sonntag bin ich eh vor Ort und werde das dann [wenn es denn geht] dingfest machen.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Liebe Elisabeth,


    danke für diesen nicht nur sehr gut nachvollziehbaren, sondern geradezu verführerischen Bericht - trotz der musikalischen Schwächen. Ich wäre nie darauf gekommen, da hin fahren zu wollen, aber jetzt....


    Wie lange läuft die Oper denn dort (noch)?


    :hello: Rideamus

  • Lieber Rideamus,


    Dein Weg von Potsdam wäre wohl kaum weiter als meine gestrige Strecke von Chemnitz....


    Ich habe die Internetseite des Opernhauses Halle gerade mal konsultiert, aber da steht der Spielplan für die Monate Mai ff. des nächsten Jahres noch nicht (in den Wintermonaten ist Bad Lauchstädt m.W. nicht bespielbar).


    Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass es etwa im Mai ein Wiederaufnahme geben könnte.



    LG, Elisabeth

  • Mon trés chér Rideamüs,


    komm doch nach Schwetzingen.


    :D


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Merci. Da war ich sogar schon mehrmals und in Bad Lauchstädt noch nie.


    Aber wer weiß. Das eine schließt das andere nicht aus. Nur mein derzeitiger Status kurzfristig leider beides.


    ;( Rideamus

  • Zitat

    Original von Elisabeth


    Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass es etwa im Mai ein Wiederaufnahme geben könnte.


    LG, Elisabeth


    Im Mai wohl eher nicht, im Juni ganz sicher nicht: Händel-Festspiele!


    Viele Grüße
    Thomas Michel

    "Dem Volke zur Freude und Erhebung"
    Widmung Georgs II am Giebel des Meininger Theaters

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  • Guten Tag



    Und ich werde (dienstlich) bei dieser Aufführung beim Schwetzinger Mozartfest anwesend sein =)


    Die Mozart- und Händelaufführungen des Bad-Lauchstädter Theaters der letzten Jahre waren immer ein Augen- unds Ohrenschmaus :pfeif:


    Gruß :hello:


    aus Schwetzingen


    Bernhard

  • Ich werd's wohl nicht schaffen - Freitag Abend ist eine mehr als unrealistische Aufführungszeit. :yes:


    Ich war aber vorgestern dort.


    :hello:


    Ulli


    P.S. Wenn Du erst am 13. dort beruflich antrittst, könnte es sein, dass Du bereits arbeitslos bist [je nach Inszenierung :D ].

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Ulli
    :hello:


    Ulli


    P.S. Wenn Du erst am 13. dort beruflich antrittst, könnte es sein, dass Du bereits arbeitslos bist [je nach Inszenierung :D ].


    Keine Bange,


    wir
    hatten die Lage, und vor Allem die Anfangs brennende Ana Amalia-Bibliothek auf der Bühne, voll im Griff :hahahaha: :D :hahahaha:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag



    Ich habe gestern diese "Zauberflöten" Inzenierung in Schwetzingen (von der rechten Seitenbühne her, also zum Greifen nah ;) ) gehört und (teils) gesehen, kann dir nur voll zustimmen :jubel:


    Gruß :hello:


    aus Schwetzingen


    Bernhard

  • Hallo zusammen,


    Wer noch Lust bekommen hat, diese schöne Inszenierung anzuschauen:


    Wiederaufnahme ist am


    Donnerstag, den 1. Mai 2008 um 14:30 Uhr


    im Goethe-Theater Bad Lauchstädt.


    Hier sind auch die Termine der weiteren Vorstellungen zu finden.


    LG, Elisabeth