Ein echtes Kleinod ist das am 26. Juni 1802 eröffnete Goethe-Theater in Bad Lauchstädt- ein kleines Haus, dessen Originalzustand behutsam restauriert wurde. Der Orchesterraum bietet etwa 25 Musikern Platz, so dass in diesem Haus vorwiegend Opern von Händel, Mozart und deren Zeitgenossen gespielt werden. In der gestern gesehen Zauberflöte war die Pauke im Parkett untergebracht, die drei Posaunen saßen vorne rechts im Rang…
Einzelheiten zum Goethe-Theater sind hier zu finden.
Gesehen habe ich eine gelungene Aufführung des OPERNHAUSES HALLE in folgender Besetzung:
Musikalische Leitung Harald Knauff
Regie/ Bühne/
Kostüme/ Licht Pet Halmen
Sarastro Harold Wilson
Tamino Nicholas Sales
Sprecher/
Erster Priester Raimund Nolte
Zweiter Priester Wojech Alicca
Königin der Nacht Anja Maria Kaftan
Pamina Evgenia Grekova
Drei Damen Anke Berndt, Marlen Herzog, Mária Petrasovská
Drei Knaben Mitglieder des Stadtsingechors zu Halle
Papageno Gerd Vogel
Papagena Mona Deibele
Monostatos Björn Christian Kuhn
Geharnischte Wojech Alicca, Ki-Hyun Park
Chor, Statisterie und Orchester des OPERNHAUSES HALLE
Was ich erlebte, war die Darstellung einer Mozartoper vom feinsten.
Sehr liebevoll war schon das Bühnenbild, das die Anna-Amalia-Bibliothek vor dem Brand (weiß= Sarastros Reich), während des Brandes (Eingangsszenen) und verkohlt (schwarz= dunkles Reich der Königin, Orte der Prüfung) darstellte, hergestellt – wunderschön gemalte Kulissen und Prospekte.
Sorgfältig und humorvoll auch die weitgehend klassische Inszenierung, die auch immer wieder lokale Bezüge herstellte. Sei es, dass Sarastro im letzten Bild wie das Goethe-Gemälde „Goethe in der Campagna“ auftritt, sei es, dass Papageno und Papagena als „Menschen aus dem Volk“ (natürlich) sächseln (für nicht Ortskundige: Bad Lauchstädt liegt im Süden Sachsen-Anhalts).
Überhaupt dieses Paar: aus Schikaneders Vogelmensch wurde hier ein sehr spielfreudiger Pinguin – köstlich, wenn sich das alte Weib in eine Piguindame verwandelt und beide bei ihrem Duett zur Vorfreude auf die kleinen Papagenos/- as eine ganze Anzahl von Vogeleiern aus ihren Kostüm hervorzaubern- für der erste kleinen Papageno schlüpft aus dem Ei sogar noch eine kleine Pinguin-Handpuppe.
Ein weiterer (in der schüchtern-selbstverständlichen und sehr geschmackvollen Umsetzung sehr gelungener) Regieeinfall: das deutliche – und einseitige – homoerotische Interesse des Sprechers an Tamino . Oder Papagenos Glockenspiel – ein aufklappbarer Holzkasten, der mittels einer Hand aus dem Soufleurkasten zum Leben erweckt wird…
Musikalisch fiel mir schon bei der Ouvertüre die kurze, trockene Akustik dieses Hauses auf, mit der das Orchester hörbar auch nicht glücklich war.
Zur Sängerbesetzung:
Ich habe mich sehr gefreut, Evgenia Grekova wiederzuhören, die ich zuletzt vor zwei Jahren als erste Preisträgerin des Internationalen Gesangswettbewerbs Festspielstadt Passau 2005 erlebte – damals wurde sie vom Fleck weg nach Halle engagiert. Eine schöne lyrische Stimme mit großer Ausdrucksfähigkeit – als wäre ihr die Pamina auf den Leib geschrieben.
Leider fehlte lyrischer Schmelz dem Tamino von Nicholas Sales fast völlig – die Stimme machte zwar einen höhensicheren Eindruck, klingt dabei aber sehr hart und scharf, und ich könnte auf Anhieb auch nicht sagen, in welcher Rolle dieser Tenor wirklich aufgehoben wäre.
Harold Wilson (Sarastro) verfügt über einen sehr klangschönen Bass, auf den man im Lauf der nächsten Jahre sicher gespannt sein darf.
Stimmlich wie darstellerisch überzeugend fand ich auch den Metternich-Schüler Raimund Nolte in der Rolle des Sprechers.
Gerd Vogel spielt den Papageno sehr überzeugend, die Stimme würde ich aber nicht als klangschön bezeichnen- eine fachkundige Bekannte hat einmal das Wort vom „Gebrauchsbariton“ geprägt im Sinne von vielseitig einsetzbar – für mich klang die Stimme jedenfalls auch im Timbre sehr rauh.
Die übrigen Besetzungen würde ich – ohne sie im Einzelnen nochmals aufzuführen - als durchweg rollendeckend charakterisieren.
Kurzum: eine gelungene Aufführung, die einen Besuch – auch mit weiterer Anreise – unbedingt lohnt!
LG, Elisabeth