Die unverzichtbaren weiblichen Stimmen aus "ferner Zeit"

  • Liebe Taminos,


    und nun das Pendant zu den männlichen Stimmen:


    Welche weiblichen Stimmen haltet ihr für die absolut unverzichtbaren Schätze der frühen Aufzeichnungen?


    Ob es unbedingt 5 sein müssen, weiß ich nicht, aber 10 sollte Eure Liste nicht überschreiten.


    Als erste Hausnummer hier meine "Grandes Dames":


    1. Ernestine Schumann-Heink: Die flexibelste Altstimme, die es je gab. Brillant in allen Registern, mit leuchtenden Spitzentönen, kompletter Technik und einem Timing, das sie für dramatische wie komödiantische Rollen gleichermaßen prädestinierte.
    Beispiel: Il segreto per esser felice (Lucrezia Borgia)


    2. Frida Leider: In punkto Einsatz der vorhandenen Mittel im Wagner-Gesang eine Klasse für sich, sowohl als Isolde als auch als Brünnhilde. Beherrschte weit mehr als das rein dramatische Fach.
    Beispiel: Or sai chi l'onore (Don Giovanni)


    3. Luisa Tetrazzini: Neben den trotz aller Virtuosität eher gesetzten Stimmen von Patti und Melba die erste wirklich explosive Diva. Teils sind die Koloraturen purer Selbstzweck, und die tiefe Lage ist äußerst schwach. An gleißender Brillanz sind ihre "Stunts" kaum zu übertreffen.
    Beispiel: Saper vorreste (Ballo)


    4. Elisabeth Rethberg: Eine sensationelle Stimmkultur, von Technik mehr getragen als von der reinen Natur. Bis auf manche Verzierungen konnte Rethberg alles.
    Beispiel: Die Amelia-Arien aus Ballo; Dich, teure Halle


    5. Kirsten Flagstadt: Ein Mythos des Wagner-Gesangs, vor allem aufgrund ihrer gewaltigen, nie untergehenden Stimmkraft. Sicher nicht die ausgefeilteste Sängerin, aber bei aller Wucht doch bemüht, auch den Wohlklang in den hochdramatischen Partien zu pflegen.


    6. Nellie Melba: Virtuosa der ganz alten Schule, dabei mit mehr Volumen. Beeindruckende Zeugnisse, nicht mehr aus ihrer absoluten Glanzzeit; dennoch ist ihre Beherrschung der Anforderungen exemplarisch. Eine Tonproduktion wie aus höheren Sphären, manchmal aber etwas wenig Temperament.
    Beispiel: Bohême-Duett mit Caruso; Marguerite


    7. Lotte Lehmann: Die Darstellerin unter den Sopranen; großartige Vergegenwärtigungskunst.
    Gipfel der Beispiele: Sieglinde



    So, damit habe ich noch drei frei, die ich nachzuschieben gedenke.


    Ich hoffe, Ihr holt Eure Schätze aus dem Archiv und stellt sie fleißig vor.



    Grüße an alle,


    Christian

  • Mein Beitrag hierzu wird schmal bleiben, denn ich tue mich mit dem historischen Klang des Schellack sehr schwer, so unschätzbar es ist, dass man wenigstens noch einen Abglanz früherer Qualität hören kann.


    Es gibt jedoch drei Stimmen, mit denen ich in meiner LP-Zeit besonders vertraut wurde, und die ich seither nicht mehr missen möchte:


    Rosa Ponselle - Ich habe eine Arienplatte von ihr, auf der sie u. a. "Mira o Norma", "Ritorna vincitor und (mit gem großartigen Giovanni Martinelli) "O terra addio" aus AIDA sowie vor allem das "Salce salce...Ave Maria" aus Verdis OTELLO singt. Dafür fallen mir gar nicht genügend :jubel: ein, ebenso wie bei


    Ljuba Welitsch - Ihre SALOME ist zu Recht legendär (ich habe leider nicht die Reiner-Aufnahme, nur den Schlussgesang unter Lovro von Matacic, den sie 1944 eingespielt hatte), aber auch das Kontrastprogramm "Wie nahte mir der Schlummer" aus dem FREISCHÜTZ und die Briefszene aus EUGEN ONEGIN, beide eingespielt mit den Londoner Philharmonikern unter Walter Süßkind sind mehr als hörenswert.


    Lotte Lehmann - Heute gibt es anscheinend keine Sängerin mehr, die mit gleicher Kompetenz und Stimmschönheit sowohl Wagner als auch die deutsche Spieloper singen konnte, und das nicht nur am Ende bzw. dem Anfang ihrer Karriere, sondern gleichermaßen bis (fast) zum Schluss.


    Ich kann mich noch erinnern, dass ich früher auch Maria Cebotari und Kirsten Flagstad toll fand (allerdings NICHT ihre ALCESTE unter Geraint Jones, die zu den langweiligsten Opernaufnahmen meines Klassiklebens gehört), habe die aber zu lange nicht mehr gehört um sie noch heute unbesehen in diesen Olymp hinein zu befördern.


    Aber auch bei ihnen sehne ich den Tag herbei, wo es den Tonbearbeitern gelingen mag, aus den schmalen Elementen dieser Aufzeichnungen einen aktuellen und dennoch authentischen Klang hervor zu zaubern. Das scheint zwar ähnlich problematisch zu sein wie die Rekonstruktion eines Körpers aus seiner DNA - Information, aber ein JURASSIC PARK wird bestimmt nicht draus. Höchstens ein akustisches Sclhlaraffenland.


    :hello: Rideamus

  • Für die Geschichte des Gesangs sind meiner Meinung nach folgende Sängerinnen unverzichtbar, die hier alle schon genannt wurden, und zu denen ich wohl nichts weiter sagen muss:


    Nellie Melba


    Ernestine Schumann-Heinck


    Luisa Tetrazzini


    Elisabeth Rethberg


    Rosa Ponselle


    Lotte Lehmann


    Kirsten Flagstad



    Wenn ich jedoch meine persönlichen Vorlieben, unabhängig von der Bedeutung der Sängerin für die Geschichte des Gesangs, nennen soll, so sind es neben Melba, Tetrazzini und Rethberg folgende Sängerinnen:


    Josefina Huguet, die ich in erster Linie aus den Duetten mit Fernando de Lucia kenne.


    Lina Pagliughi, noch eine nach der alten Schule ausgebildete Schülerin von Luisa Tetrazzini. Sie war in meinen Ohren nicht die langweilige Koloratur-Nachtigall, zu der sie von manchen Kritikern abgestempelt wird. Ihr Timbre war eher zart-bitter als süß, und ich mag besonders ihre Lucia (auch wenn ich zugebe, dass Callas die Rolle psychologischer angelegt hat) und ihre Gilda.


    Isobel Baillie, von der ich neben Bach- und Händel-Aufnahmen am liebsten die schottischen Volkslieder in der Bearbeitung von Mendelssohn im Duett mit Kathleen Ferrier höre


    Mafalda Favero, eine Verismo-Diva, die jedoch die Affektgesten dieser Rcihtung mit einem fragilen, lyrischen Zauber verbunden hat, der am besten zu den Puccini-Heroinen passte
    ... und zu dem "Kirschenduett" aus Mascagnis L´Amico Fritz (mit Tito Schipa, eine Aufnahme für die einsame Insel!).


    So, das waren erst mal meine Archiv-Schätze!


    :hello: Petra

  • Eigentlich bin ich kein Freund historischer Aufnahmen von Sopranstimmen - die Schellack-Platten klingen mir allzu schrill.
    Allerdings bin ich grosser Fan von Maria Cebotari.


    Ein Name sei an dieser Stelle jedoch genannt:


    Die grandiose Naturstimme von MADO ROBIN (1918 - 1960)


    Ihre "Lakmé", Gilda oder die Rosina sind unübertroffen!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich bin einigermaßen überrascht über die Resonanz die das Schellackforum in letzter Zeit hervorbringt.


    Speziell einen Thread über Frauenstimmen hätte ich mich nicht getraut zu eröffnen. Frauenstimmen auf Schellack (vor allem jene die mittels Trichter eingespielt wurden) sind immer problematisch, sie neigen daz piepsig und substanzlos zu klingen - wel speziell der Frequenzvereich, der Frauenstimmen nun mal ausmacht - äusserst verfälscht wiedergegeben wird.


    Daher bin ich an sich kein großer Freund von Frauenstimmen auf (frühen Schellacks.


    Natürlich interessiert mich Adelina Patti, die schon in meinem Lieblingsbuch, Oskar Wildes: "Das Bildnis des Dorian Gray" erwähnt wird.


    Und auch Nellie Melba, für die im Pariser "Ritz" die heute noch bekannte Eiscreation "Pfirsich Melba" kreiert wurde - natürlich wollte ich die mal hören..


    Hier ist aber eher ein historisches als ein musikalisches Interesse vorhanden.


    Wie das Leben sio spielt taucht man unwillkürlich immer wieder tiefer in die Materie ein - und muß feststellen, daß spezielle Stimmen doch ganz fantastisch klingen.


    Zu meinen Favoriten zählen in diesem Zusammenhang unter anden


    Conchita SUPERVIA (1905-1935)


    Die Stimme - hier auf Preiser angeboten - original von Fonotipia aufgenommen - wird in all ihrer magischen Ausstrahlung wiedergegeben.
    Cover anklicken und hineinhören:



    Ich nehme an man wird mir beipflichten - eine ähnliche Stimmfärbung ist derzeit nicht verfügbar...



    Ebenso lieb und wert - historisch hin- historisch her - ist mir die Stimme von Sigrid Onegin (1889-1943)



    vielleicht mach ich mal einen "historischen Nachmittag"



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei den Frauenstimmen aus der "guten alten Zeit" tue ich mich auch etwas schwerer als bei den Männern. Der Stil, der gerade im Koloraturfach gepflegt wurde, ist ein gänzlich anderer als wir ihn heute gewohnt sind und die mangelhafte Aufnahmetechnik tut ihr Übriges. Einige Soprane, deren Stimmen ich interessant finde, will ich aber auch nennen:


    Mit Petra teile ich die Bewunderung für Lina Pagliughi. Neben der Lucia spielt bei mir regelmäßig vor allem die Gesamtaufnahme von Bellinis Sonnambula, die allerdings schon aus dem Jahr 1952 datiert und damit etwas aus der Schellackzeit herausfällt.


    Eine vielseitiger jugendlich-dramatischer Sopran war Margarete Teschemacher, die, ähnlich wie auch Pagliughi, einen innigen mädchenhaften Ton kultivierte, wenn auch in einem völlig anderen Fach. Es gibt einige Operngesamtaufnahmen aus den 1940er Jahren.


    Unter den italienischen Spinto-Sopranen aus den 30er und 40er Jahren sticht Maria Caniglia hervor, vor allem bekannt als Dauerpartnerin von Beniamino Gigli und auf zahlreichen Gesamtaufnahmen verewigt. Sie bietet eigentlich immer beeindruckendes stimmliches Powerplay, wenn auch manchmal etwas unpräzise.


    Beim Thema Gigli schließt sich der Kreis. Toti dal Monte hat ihre größten Erfolge in ähnlichen Rollen gehabt wie Lina Pagliughi (Lucia, Sonnambula, Gilda). Mit Gigli hat sie eine Gesamtaufnahme von Madama Butterfly gemacht: Zu hören ist eine kindliche Stimme, die sich wirklich fast wie 15 Jahre anhört – für meinen Geschmack vielleicht etwas zu piepsig.

  • Liebe Schellackfreunde,


    heute morgen fiel mir ein, dass ich bei der Aufzählung meiner Favoritinnen Conchita Supervia vergessen hatte, da sehe ich schon ihr Bild in diesem Thread.
    Vielen Dank an Alfred für den Tipp mit der "Lebendigen Vergangenheit":
    Ich hatte gerade vor, mir aus dieser Serie die entsprechende CD mit Mafalda Favero zu bestellen, da wird die Supervia-CD gleich mit eingeplant (dank Tamino wird aus meinem Musik-Wunschzettel langsam eine Papyrusrolle :D).


    Supervia war eine tolle Carmen: keine üppig-laszive femme fatale, sondern eine unbändige Freiheitsliebende, die sich nicht zähmen lässt; ihr Stil war eher der einer Chanson-Interprète.
    Und was Rossini angeht, habe ich von ihr ein herrlich spöttisches "O che muso" im Ohr (ich glaube mit Domgraff-Fassbender, ich muss mal in meinen Kassetten wühlen).


    Die Sopranstimmen der frühen Aufnahmezeit waren sicherlich benachteiligt: Auch Nellie Melba, der man eigentlich eine Stimme von recht großer Schallkraft nachgesagt hat, wurde im "Zauberberg", soweit ich mich erinnern kann, zu einem "süßen, kleinen Sopran". Da muss schon einiges verloren gegangen sein ...


    Ich bin nun eher ein Liebhaber der leichten, hellen Stimmen, daher finden sich, bei aller Bewunderung für Schumann-Heinck oder Sigrid Onegin, nur wenige Vertreterinnen der dunkleren Stimmlagen bei meinen persönlichen Vorlieben.


    Ich reise in musikalischer Hinsicht so gerne in diese Zeit zurück, weil in diesen alten Aufnahmen ein sängerisches Ideal bewahrt wurde, das durch den Stil des Verismo verloren ging (das soll keine Wertung gegen den Verismo sein, ich höre auch einige der Verismo-Diven sehr gern).


    Aber ich finde es spannend zu vergleichen, wie diejenigen sangen, die noch mit einem Bein im 19. Jh. standen, auch wenn von ihnen leider nur wenige Aufnahmen gemacht wurden, und zudem, wie bei Nellie Melba, erst im Herbst ihrer Karriere. Da gibt es für mich, auch bei den Männerstimmen, immer wieder neue Entdeckungen.


    :hello: Petra

  • Gibt es dazu nciht auch einen anderen Thread? Ich habe jedenfalls vor einiger Zeit meine Neu-Entdeckung Maria Nehmet anderswo gepostet. ?(
    Jedenfalls nenne ich sie neben den hier schon genannten noch einmal nachdrücklich.
    Ein grosser dramatischer Sopran, der in Turandot und Wagner/Verdi an der Wiener Staatsoper brillierte und dabei die Schönheit der Stimme, ihre Felxibilität und den Farbenrecihtum nciht verlor!
    Ihr nuanaciertes und einfach klangschönes Singen in DIESEN Partien hat mir sogar Elsa und Senta schmackhafter gemacht. Eine die weder schreit noch kreischt und auch ein Piano hinbekommt: :jubel: :jubel: :jubel:

  • Lieber Alfred,


    meiner Kenntnis nach ist die "Pêche Melba" nicht im Ritz, sondern im Londoner Savoy von Auguste Escoffier kreiert worden. Ich habe das Dessert dort auch schon gegessen: große Show, aber vertrackt süß.


    Zu meinen letzten drei Vorschlägen:


    Rosa Ponselle muß natürlich auf die Liste, das dritte "Stimmwunder" (T. Serafin) neben Caruso und Ruffo. Ihr dunkel-warmes Timbre korrespondiert mit ihren großen dramatischen Möglichkeiten aufs Beste.
    Beispiele: Ernani, Ernani, involami; Casta diva


    Conchita Supervia als der Parade-Mezzo sollte auch nicht fehlen. Rossini und Carmen sind ein tolles Terrain für sie. Ich habe eine lustige Filmaufnahme mit ihr als Musetta.
    Beispiel: Non piu mesta


    Margarete Klose: Großartige Altistin, nicht so weich wie Onegin, dafür expressiver.
    Beispiel: Brangänes Wachgesang



    Lilli Lehmann und Adelina Patti werde ich trotz ihres Ausnahmerangs mal nicht aufnehmen, da die Aufnahmen nur noch mit den Resten der großen Stimmen gemacht werden konnten (obwohl Lehmann in einigen Partien exemplarisch ist). Das gleiche gilt für Geraldine Farrar.


    LG,


    Christian Wendt

  • Liebe Fairy,


    Zitat

    Original von Fairy Queen Gibt es dazu nciht auch einen anderen Thread? Ich habe jedenfalls vor einiger Zeit meine Neu-Entdeckung Maria Nehmet anderswo gepostet.


    Du hattest selbst einen Thread eröffnet "Maria Nemeth: Universalsopran aus Ungarn"


    LG Petra

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  • Zitat

    Original von Zauberton: Mit Petra teile ich die Bewunderung für Lina Pagliughi. Neben der Lucia spielt bei mir regelmäßig vor allem die Gesamtaufnahme von Bellinis Sonnambula, die allerdings schon aus dem Jahr 1952 datiert und damit etwas aus der Schellackzeit herausfällt.


    Die dreht sich bei mir auch oft; sie ist neben Lina Pagliughi auch in den weitern Rollen sehr gut besetzt: mit einem romantischen Elvino (Feruccio Tagliavini) und einem wunderbar subtil singenden Rodolfo (Cesare Siepi). Die Szene mit der schlafwandelnden Amina in Rodolfos Zimmer höre ich zu gern!


    Liebe Grüße,
    Petra

    Einmal editiert, zuletzt von petra ()

  • Liebe Taminoistenschar,


    Ein Name fehlt hier noch eindeutig: MARIA JERITZA (, eig.Jedlicka, Brünn 1887 - 1982 Orange, N.J.), berühmt nicht nur für Wagner und Mascagni. Eine wirklich glockenreine Stimme, perfekt sitzend (zumindest für meine fachlich nicht gebildeten Ohren), die schwierigsten Partien wie selbstverständlich meisternd und sich dabei eben nicht nur auf schöne Töne beschränkend. Primadonna in Wien und New York und vielleicht noch mehr Legende als Lotte Lehmann.


    LG


    Waldi

  • Hallo!


    Meine Favoritin fehlt hier auch noch: ERNA SACK


    Ihre Koloraturenkunst, sowie ihre Ausdauer in der Höhe und die Höhe an sich begeistern mich immer wieder aufs Neue. Sie sang, meines Wissens, Operetten, Donizetti und auch immer wieder im deutschen Fach!


    LG joschi

  • Nicht zu vergessen:


    Kathleen Ferrier


    geboren am 22. April 1912 in Higher Walton, Lancashire
    gestorben am 8. Oktober 1953 in London
    englische Altistin
    90. Geburtstag am 22. April 2002


    Die Stimme hat mich begeistert als ich sie das erste Mal hörte, außergewöhnliches Timbre und voller Emotionen.


    Vor allem die Altpartien im Elias und der h-moll-Messe, von Brahms die Alt-Rhapsodie und die Vier ernsten Gesänge sowie der Engel im Traum des Gerontius von Elgar gehören bald zu Kathleens festem und stetig erweitertem Repertoire. Die unzähligen Reisen und Liederabende.


    Die unzähligen Reisen und Liederabende beanspruchen sie, und bei den Glyndebourne Festivals faßt sie auch in der Oper Fuß: ab 1945 mit der von Benjamin Britten für sie komponierten Lucretia und seit 1947 als Glucks Orfeo. Ihn singt sie, schwer an Brustkrebs und dessen Folgen leidend, bei ihrem letzten Auftritt im Februar 1953


    Sie musste jung sterben....aber sie bleibt uns von vielen Einspielungen in guter Erinnerung.


    Liebe Grüsse

  • Lieber Basilio,


    mit Erna Sack kann ich nur bedingt etwas anfangen, insbesondere ihre interpolierten Pfeiftöne (wohl schon im viergestrichenen Bereich) empfinde ich als stilistisch doch sehr problematisch und eher als zirkusreif denn musikalisch wertvoll. Daß sie Koloraturen beherrschte, ist wahr, aber da gibt es wohl noch viele, die ihr womöglich überlegen waren: Frieda Hempel, Amelita Galli-Curci oder Selma Kurz, um nur wenige zu nennen.


    @ Rideamus


    Ljuba Welitsch habe ich nur deshalb nicht aufgenommen, weil sie soviel Verschiedenes nicht auf höchstem Niveau aufgenommen hat - die Salome ragt aber so weit über andere heraus, daß ich schon große Gewissensbisse hatte.


    LG,



    Christian

  • Liebe Petra, danke!
    Und lieber Waldi, zur Jeritza hatte ich auch einen begeisterten Thread aufgemacht oder weitergeschrieben, denn ich habe sie gleichzeitig mit der Nemeth entdeckt! Beide waren in gewisser Weise Konkurrentinnen in Wien. Beide finde ich bewunderungswürdig, die Jeritza muss auc hals Frau anbetungswürdig gewesen sein , was nciht nur Richard Strauss beflügelte. :angel:
    Was Erna Sack angeht: sie ist auch für mich ein echtes Kuriosum; ich habe zwe Cds mit ihr und kann nur staunen! Aber das mit der Zirkusnummer ist wohl nciht von der Hand zu weisen. Ihre Stimme an sich scheint mir leider ausdrucksarm und relativ nichtssagend, da stimme ich dem inquisitorsichen Urteil zu.


    Meiner Begesiterung für die Ferrier habe ich hier mehr als einmal Ausdruck verliehen, sie hat auch ganz sicher mindestens einen eigenen Thread hier.


    Lieber Harald, Mado Robin ist m.E. als Lakmé spätestens seit Nathalie Dessay durchaus übertroffen, als Rosina komplett fehlbesetzt(das ist eine Mezzo-Partie!) und als Gilda von serh vielen anderne Sängeirnnen komplett abgehängt. Wenn scho neien so leichte Gilda dann Erna Berger, da kommt doppelt soviel Gefühl rüber. Ich mag ihre Stimme serh, aber sie hat fast noch weniger Fleisch als Emma Kirkby auf den Rippen und sich leider manchmal kräftig im Repertoire vergriffen. Ihre glockenreine Koloraturfähigkeit und Höhe waren einfach toll, aber mir reciht das in den von dir genannten Rollen nciht. Ich habe eine Porträt-Cd mit ihr, wo sie auch noch Lucia singt......
    Damals war das "modern" so extrem leicht zu besetzen, aber das Emotionale der Rollen geht da für mich ziemlich verloren. :(


    Noch eine Randbemerkung zum Pfirsisch Melba: das muss überhaupt nicht vertrackt süss sein, ich habe da ein serh gutes Rezept zu vergeben mit frischen Himbeeren als Sosse, falls jemand das mal selbst probieren will und dazu eine Melba Cd hören. :hello:


    F.Q.


  • Das mag schon sein, doch darf sie hier in der Auflistung nicht fehlen...

  • Liebe Feenkönigin,


    große Zustimmung!


    Pfirsich Melba muß auch nicht automatisch zu süß sein, aber im Savoy war er es; zudem habe ich mich mit dem Himbeermark bekleckert, die Hose konnte ich wegschmeißen!
    Soviel zu meinen für alle äußerst spannenden Geschichten.


    Kathleen Ferrier habe ich nicht mehr so ganz in die Schellack-Zeit gerechnet, sie hat doch recht viel nach dem Krieg aufgenommen. Sonst hätte sie sicher auch ins Pantheon der Alten gehört!


    Gruß an alle,


    Christian

  • Zitat

    Original von Il Grande Inquisitor


    Kathleen Ferrier habe ich nicht mehr so ganz in die Schellack-Zeit gerechnet, sie hat doch recht viel nach dem Krieg aufgenommen. Sonst hätte sie sicher auch ins Pantheon der Alten gehört!


    Christian


    Dazu zählen dann auch:


    Mado Robin 1918 - 1960
    Rosa Ponelle 1897 - 1981
    Ljuba Welitsch 1913 - 1996
    Lotte Lehmann 1988 - 1976
    Kirsten Flagstad 1895 - 1962
    Maria Ceborari 1910 - 1949
    Kathleen Ferrier 1912 - 1953


    :hello:

  • Liebe Musika,


    bis wann haben die Damen denn Aufnahmen gemacht? Ponselle doch nur bis in die Vierziger (muß ich nochmal nachprüfen). Ich denke, diejenigen, die den Großteil ihrer Platten nach dem 2. WK aufgenommen haben, sollten zu den "modernen" Sängerinnen zählen.


    Grüße,


    Christian

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Servus aus Franken !!


    Nachdem ich hier bei Tamino mal wieder über die Flagstad stolpere................


    Ich besitze späte Aufnahmen von ihr mit den Wiener Philharmonikern:
    1) "Wesendonk-Lieder" v. `56 (Dir. Knappertsbusch)
    2) "Kindertotenlieder" / "...fahrenden Gesellen" v. 57 (Dir. Sir Adrian Boult)


    Mich würde mal interessieren, wie hörerfahrenere als ich diese Interpretationen im Vergleich zu ... beurteilen !!


    THANKS
    :hello:
    piet

  • Zitat

    Liebe Musika
    bis wann haben die Damen denn Aufnahmen gemacht? Ponselle doch nur bis in die Vierziger (muß ich nochmal nachprüfen). Ich denke, diejenigen, die den Großteil ihrer Platten nach dem 2. WK aufgenommen haben, sollten zu den "modernen" Sängerinnen zählen.


    Grüße,


    Christian



    Ich würde sie nicht als "moderne Sängerin" bezeichnen, vielleicht hat sie mehr Aufnahmen nach dem WK gemacht, doch sie gehört schon in die Zeit der "Älteren"


    Es gibt eine wunderbare Aufnahme von ihr: Orfeo Ed Euridice



    :hello:

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    ...
    Lieber Harald, Mado Robin ist m.E. als Lakmé spätestens seit Nathalie Dessay durchaus übertroffen, als Rosina komplett fehlbesetzt(das ist eine Mezzo-Partie!) und als Gilda von serh vielen anderne Sängeirnnen komplett abgehängt. ...


    Das kann man so nicht sagen. Die Koloratur-Sopranistinnen hatten die Rosina für ein gutes Jahrhundert annektiert. Es ist eine relativ junge Errungenschaft, dass sich die Mezzos wieder der Partie annehmen und heute wohl in der Überzahl sind. Aber die Zuschauer waren auch mit den Sopranistinnen nicht unglücklich...


    Ein plausiblerer Grund, Mado Robin hier nicht zu nennen, wäre für mich die Tatsache, dass sie ausschließlich nach dem Krieg auf Tonträgern aktiv war und so gesehen hier eigentlich nichts verloren hat.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Kathleen Ferrier gehört zu den Sängern, die an der "Schnittstelle" zwischen Schellack und modernerer Aufnahmetechnik sitzen; ihre Aufnahmen des Orfeo datieren von 1947 (Studio) und 1951, Brittens Lucretia ist, wenn ich mich recht erinnere, 1946 von ihr gesungen worden.


    Ich würde sie deshalb auch schon zu den Nachkriegssängerinnen zählen, auch wenn sie schon früher angefangen hat zu singen (Ponselle, Lehmann und Cebotari gehören dagegen eindeutig in die Schellack-Fraktion). Eine weitere Karriere nach dem Krieg hat ja ihr beklagenswert früher Tod verhindert. Deshalb hatte ich Ferrier hier auch nicht berücksichtigt.


    :hello: LG Petra


    @ Il Grande Inquisitor


    Rosa Ponselle hat, meine ich, nach einer von den Kritikern verrissenen Carmen-Aufführung 1936 oder 1937 die Opernbühne verlassen. Ich müsste es aber auch noch mal nachschlagen.

    Einmal editiert, zuletzt von petra ()

  • Mado Robin würde ich auch nicht zu der Schellackzeit nennen, sie begann ihre Karriere erst 1944 als Gilda an der Pariser Opéra Comique und gehörte von da an zum wichtigen Künstlerstamm des französischen Kulturlebens.
    Und so sind die Aufnahmen der Lakmé aus dem Jahr 1952 und der beiden Bonustracks von Bellini & Proch von 1955 Dokumente einer großartigen Sängerin, die viel zu kurz, aber dafür umso eindrucksvoller ihr Gastspiel auf dieser Welt hielt.


    :hello:

  • Zitat

    Original von musika
    Mado Robin würde ich auch nicht zu der Schellackzeit nennen, sie begann ihre Karriere erst 1944 als Gilda an der Pariser Opéra Comique und gehörte von da an zum wichtigen Künstlerstamm des französischen Kulturlebens.


    Da Du Mado Robin nicht zur Schellackzeit rechnest, wäre es vielleicht nicht schlecht, den Zeitraum zu begrenzen. Seit der Erfindung der Vinylplatte 1952 ist zwar die Schellackplatte vom Markt gedrängt worden, aber bis Mitte der 50er war sie noch die vorherrschende Vertriebsform, wenn also ...

    Zitat

    Und so sind die Aufnahmen der Lakmé aus dem Jahr 1952 und der beiden Bonustracks von Bellini & Proch von 1955 Dokumente einer großartigen Sängerin, die viel zu kurz, aber dafür umso eindrucksvoller ihr Gastspiel auf dieser Welt hielt.


    genannt werden, so zumindest die erste Aufnahme auf Schellack erschienen, wie war es mit den Aufnahmen von Bellini und Proch? Was erschien nun von Robin (ursprünglich) auf Schellack, was auf Vinyl?


    LG Peter

  • Meine Schellack-Favoritinnen:


    Amelita Galli-Curci
    Eidé Norena
    Claudia Muzio
    Germaine Lubin :jubel:


    (und dazu die schon genannten Supervia, Onegin, Teschemacher, Robin...).
    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Wo genau verläuft die Grenze zwischen Schellack und Vinyl?


    Meine ersten Platten von Rudolf Schock waren Schellack, ebenso wie die von Bill Haley, Elvis Presley oder Cornelia Froboes!
    Kann es sein dass beide Medien eine Zeitlang parallel gelaufen sind?


    Mado Robin wurde 1918 geboren und mit 16 als Sängerin entdeckt - also 1934 - also rechne ich ihre Anfänge in jedem Fall zur Schellack-Zeit.
    Zu Ihrer Rosina: In Frankreich hat sich keine Koloratur-Sopranistin in dieser Zeit diese Rolle im französichen "Barbier" entgehen lassen - die Rückkehr zur ursprünglichen Mezzofassung kam viel später!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Theophilus, die Rolle der Rosina mag annektiert worden sein oder nciht, aber sie ist und bleibt eine von Rossini so gedachte und gewollte Mezzopartie, wie sehr leicht an der Partitur und Tessitur nachzuprüfen ist. Die Sopranversionen sind transkribiert und mit Koloraturen ausgeziert, die manchmal schon an der Grenze des Verträglichen liegen.


    Mado Robin ist auch meiner Ansicht nach eine sehr gute Sängerin und ich verehre sie, (sonst hätte ich mir keine Cds von ihr zugelegt, denn ich bin keine Sammlerin)aber: sie ist in den von dir genannten Rollen m.E. SEHR WOHL übertroffen, nur das wollte ich zum Ausdruck bringen. Als Lakmé kommt sie von den mir bisher Bekannten auf Platz 2, Nathalie Dessay ist schlicht und ergreifend einfach besser :D
    So wie Erna Berger von den sehr leichten Gildas auch besser ist, von den richtig lyrischen wie Cotrubas und Callas etc mal gar nciht zu reden. aber die gehören nun wirklich nicht zur Schellack-Zeit, während man Erna Berger da teilweise schon noch zu rechnen sollte.
    Ich habe aber noch eine jüdische Vorkriegs- Sopranistin mit einer sehr schön timbrierten lyrischen Stimme entdeckt, deren Mimi mir besonders gut gefallen hat: Lotte Schöne.
    Ist sie hier jemandem bekannt? Das Einzige, was ich von ihr gefunden habe, ist eien Aufnahme in der Reihe: Famous Sopranos of the Past.
    Auch das ein trauriges Schicksal all der Exilierten, Ermordeten, Vergessenen des 1000jährigen Reiches.


    Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Theophilus


    Das kann man so nicht sagen. Die Koloratur-Sopranistinnen hatten die Rosina für ein gutes Jahrhundert annektiert. Es ist eine relativ junge Errungenschaft, dass sich die Mezzos wieder der Partie annehmen und heute wohl in der Überzahl sind. Aber die Zuschauer waren auch mit den Sopranistinnen nicht unglücklich...


    Jeder kann herumtransponieren, wie er will - aber eine optimale Besetzung wird nie eine sein, die die Absichten des Komponisten nicht erfüllen kann und aus diesem Grund vorsätzlich den Notentext ändert. Etwas anderes ist es, wenn es Alternativversionen des Komponisten gibt, wie z. B. beim Werther.


    Liebe Grüße,
    Martin

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