Rudolf Serkin - Klaviergigant des 20. Jahrhunderts

  • Liebe Klavierfreunde,


    Geboren 1903 , ebenso wie Claudio Arrau und Wladimir Horowitz , studierte Rudolf Serkin in Wien Klavier und Komposition. Seine Kompositionslehrer waren immerhin Arnold Schönberg und Joseph Marx.
    Ab ca 1920 bildete er mit dem Geiger Adolf Busch ein Duo, später stieß der Bruder von Busch, der Cellist Hermann Busch datu und so entstand das Busch-Serkin-Trio.



    1933 debütierte Serkin in Amerika. 1939 emigrierte er dorthin und nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1950 gründete er das Marlborough Festival .
    Zahlreiche Auftritte in der ganzen Welt, seit 1957 auch wieder in Deutschland. Seine Schwerpunkte lagen in der Klassik und der Romantik. Er zählt zu den bedeutendsten Pianisten des 20. Jahrhunderts, er selbst sah sich immer in Konkurrenz zu Horowitz in dessen Schatten er stand (zumindestens hat er das so empfunden)
    Serkin war nicht nur ein hohes Alter vergönnt, auch seine Kunst konnte er sehr lange ohne nennenswerten Temperaments- und Kraftverlust ausüben.
    Vor 2 Jahren wäre er hundert Jahre alt geworden, aber besonders beachtet wurde dieses Ereignis, soweit ich mich erinnere, nicht.


    Rudolf Serkin hat zahlreiche Schallplatten aufgenommen, wer könnte hier Empfehlungen aussprechen ? Vor einiger Zeit konnte man Neuveröffentlichungen am hiesigen Markt sehen, Aufnahmen die Serkin zeitlebens nicht freigegeben hat ........


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tag,


    die Diabelli-Variationen (Beethoven), eine Aufnahme der CBS, sind von Rudolf Serkin rauh gespielt, nicht langsam, nicht schön, eben rauh (so könnte Beethoven gespielt haben, es hieß, sein Klavierspiel sei rauh, Clementi soll sich so geäußert haben).


    MfG
    Albus

  • Hallo Klavierfreunde,


    mit Rudolf Serkin habe ich vor einigen Jahren endlich die Aufnahme der Brahms Klavierkonzerte Nr.1 und 2 gefunden, die mir ohne Einschränkungen gefällt.
    Bei vielen Solisten ist der erste Satz des Klavierkonzertes Nr.1 zerdehnt und ohne Spannung (ich finde 20Min dürfen nicht überschritten werden).
    Eine gute Alternative war für mich damals auf LP die alte Rubinstein-Aufnahme sowie die Fleischer/Szell-Einspielung, die aber fürchterlich rauscht. Später auf CD sollte es etwas klanglich besseres sein - Ashkenazy/Haiting auf Decca, war nicht schlecht; dann vor ein paar Jahren noch die Pollini/Abbado-Aufnahme auf DG.


    ;) das AHA-Erlebnis kam dann mehr zufällig wegen des Kauf der Burleske d-moll von Richard Strauß (gekoppelt mit dem Brahms-Konzert Nr.2) auf SONY mit Serkin/ClevelandOrch/Szell. Da hatte ich die Interpretation die mich wunschlos glücklich macht. Die SONY-CD des Klavierkonzertes Nr.1 wurde natürlich auch gleich besorgt und hat mich dann genauso positiv überrascht.


    Serkin/Szell das Traumgespann für Brahms !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Hallo Klavierfreunde,


    mit Rudolf Serkin habe ich vor einigen Jahren endlich die Aufnahme der Brahms Klavierkonzerte Nr.1 und 2 gefunden, die mir ohne Einschränkungen gefällt. Bei vielen Solisten ist der erste Satz des Klavierkonzertes Nr.1 zerdehnt und ohne Spannung (ich finde 20Min dürfen nicht überschritten werden).


    Aber der Satz dauert in dieser Aufnahme doch 21 Minuten und 4 Sekunden. :D Vielleicht bist Du ein Fall für Horowitz/Toscanini (17 Minuten 4 Sekunden)?

    Gruß,
    Gerrit

  • Also,


    bisher kenne ich nur seine Mozart Klako Aufnahmen unter Abbado.



    und



    Um ehrlich zu sein gibt es aus meiner Sicht bessere Aufnahmen, bzw. Aufnahmen die mir eher zusagen, als die von Serkin.


    Gruß

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Richard


    Diese Aufnahmen entstanden gegen Ende seines Lebens, Serkin war eher ein Beethoven- als ein Mozart-Spieler.


    Gruß


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • @Alfred:


    Habe den Beitrag geleistet!


    Das er nicht mehr der Jüngste zu diesem Zeitpunkt war ist klar!


    Aber !!!!!!!
    Er hat halt noch aufgenommen, also müssen auch diese Aufnahmen "gewertet" werden !


    Gruß

  • Hallo Thorsten,


    mit den 20Minuten für den 1.Satz des Brahms-Klavierkonzertes Nr.1 habe ich gemeint: diese sollten nicht weit überschritten werden.


    Was hällst Du von der Kombination Serkin/Szell bei den Brahms - Konzerten. Du hast doch sicher auch hier wieder jede Menge Vergleichsaufnahmen ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Sagitt meint:


    Zum Ausgraben dieses threads eignet sich eine Box von Sony mit den wichtigesten Beethovensonaten, Aufnahmen aus der Zeit von 1962 bis 1980. Von Altersmilde keine Spur. Auch mit 77 ist Serkin quicklebendig.Romantik ist nicht so seine Stärke,Anschlagskultur auch weniger, auch Struktur, und Kraft. So gelingt die Appassionata hervorragend, op. 27 Nr. 2 ist im ersten Satz etwas beliebig. Dafür "fetzt" er wieder recht wild im dritten Satz. Für relativ wenig Geld bekommt eine hochwertige Interpretastion vieler wichtiger Sonaten, op. 13,26,27,31 Nr.1,53,57,81 a,101,106,109 bis 111.


    Der Klang ist befriedigend. Das Alter der Aufnahmen hört man durchaus.

  • Weiß jemand zufällig, ob seine Goldbergvariationen auf CD erhältlich sind?


    Ich habe vor einem Jahr auf einem Radiosender diese gehört und war
    begeistert, obwohl die Aufnahmequalität natürlich schlecht war. Allerdings
    hat die Aufnahme schon echte Ähnlichkeiten zur Gouldschen
    Herangehensweise gehabt, und das, obwohl diese Jahrzehnte vor Goulds
    Aufnahme herausgekommen war.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von SMOB
    Allerdings
    hat die Aufnahme schon echte Ähnlichkeiten zur Gouldschen
    Herangehensweise gehabt, und das, obwohl diese Jahrzehnte vor Goulds
    Aufnahme herausgekommen war.


    Hallo,


    Damit ist wohl die Gouldsche Aufnahme von 1981 gemeint. Seine Ersteinspielung auf Schallplatte war im Jahre 1955.


    Viele Grüße,
    Daniel

  • Also ich meine, dass es sich dabei um eine Aufnahme aus den 30ern
    oder 40ern handelte, wenn mich nicht alles täuscht(kommt ja auch hin, da
    Serkin 1903 geboren ist). Damals gab es
    noch altertümliche Aufnahmetechnik; irgendwie auf Papierrolle wurde es
    aufgenommen und nachträglich übertragen. Leider habe ich die
    aufgenomme Radioaufnahme nicht mehr X(.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo SMOB,


    diese Serkinaufnahme würde mich auch interessieren. Nach einer Recherche handelt es sich um eine Aufnahme auf einem Welte-Mignon Klavier erschienen bei Archiphone (ARC 105) und entstanden ist die Aufnahme ca. 1928. Aber wo sie zu bestellen ist, habe ich noch nicht herausgefunden. Falls ich was finde, melde ich mich wieder.


    Viele Grüße,
    Daniel

  • genau, genau. Jetzt wo du es sagst. Welte-Mignon Klavier war es. :) Danke
    Hoffentlich findest du etwas. Ich werde mich auch noch mal drum kümmern.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo!


    Wo wir schon beim Thema sind:
    Es ist überliefert, daß Serkin nach einem Konzert einmal die kompletten Goldberg-Variationen als Zugabe gespielt hat!


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Liebe Leute,


    wie kann es sein, dass in einem Thread über Serkin noch nicht seine Kammermusik-Aufnahmen erwähnt worden sind?


    Die folgenden vielgelobten Aufnahmen sind uneingeschränkt empfehlenswert:


    Beethoven: Cellosonaten mit Casals

    Es gibt diese Cellosonaten in diversen Ausgaben, zwischenzeitlich immer wieder sehr günstig.


    Brahms: Cellosonaten mit Rostropowitsch


    Brahms: Streichquartette mit den Budapestern


    Schubert: Trio D929 mit Busch

    In dieser Ausgabe wohl nicht mehr erhältlich, vielleicht anderswo. Die Suche lohnt sich.


    Thomas


  • Bach Goldberg Variations
    Rudolf Serkin piano ca. 1928
    Welte Mignon piano roll No. 4184
    Played on a Welte-Mignon Steinway piano
    var. 6-8 missing

    mfG
    Michael

  • Die große Kunst des Klavierspiels von RUDOLF SERKIN zeigt sich m. E. vor allem in seiner grandiosen Einspielung von BRAHM´s Klavierkonzert Nr. 1 mit dem CLEVELAND ORCHESTRA unter GEORGE SZELL und seiner nicht minder imponierenden Interpretation der Klavierkonzerte Nr. 1 und Nr. 2 von MENDELSSOHN-BARTHOLDY mit dem Columbia Symphony Orchestra unter EUGENE ORMANDY! Nach vielen Vergleichen mit anderen Aufnahmen nimmt die BRAHMS-Einspielung durch RUDOLF SERKIN für mich eine absolute Spitzenstellung ein. Er befindet sich hier offenbar auf dem Zenit seines Könnens. Sein Spiel ist eindrucksvoll, wunderbar akzentuiert, und selbst bei schnellen Passagen immer noch glasklar und stets nuanciert. Das CLEVELAND ORCHESTRA folgt ihm kongenial. Es ist für mich schwer vorstellbar, wie man dieses herrliche Klavierkonzert noch einprägsamer spielen und hören könnte.


    Auch bei den beiden MENDELSSOHN-Aufnahmen handelt es sich für mich um Referenz-Einspielungen. RUDOLF SERKIN spielt diese stellenweise recht schwierigen Konzerte mit frappierender Technik und Leichtigkeit außerordentlich temperamentvoll, spannungsgeladen und mit vibrierender Unruhe im positiven Sinn.



    Viele Grüße


    wok

  • Ich habe fast alles Aufnahmen, die Serkin für CBS gemacht hat. Eine meiner Lieblingsaufnahmen ist Schuberts letzte Sonate:


  • Rudolf Serkin sit der Zweite in der kalendarischen Abfolge der großen Drei aus dem Jahre 1903 nach Arrau. Als Dritter folgt Horwitz, der im Oktober geboren wurde. Zu Serkins Geburtstag habe ich diese Doppel-CD mitgebracht, die wunderbare Beethoven-Aufnahmen enthält:


    Heute ist die 112. Wiederkehr von Rudolf Serkins Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Bereits im Sommer sind Serkins komplette Columbia-Aufnahmen erschienen.



    Auf amazon.com hat sich John Fowler die Mühe gemacht und alle Aufnahmen aufgelistet - ein Drittel war bislang nicht veröffentlicht! So gibt es nicht weniger als drei Aufnahmen von Brahms 2. Klavierkonzert mit Ormandy. Ich besitze die Box leider (noch) nicht, aber inzwischen hat Sony daraus einige einzelene Aufnahmen veröffentlicht, darunter eine mitreißende Einspielung von Brahms erstem Klavierkonzert mit Fritz Reiner aus dem Jahr 1947. Das Remastering ist fantastisch!


    51fifPCrS8L._SS500.jpg



    Auf CD unveröffentlich war bisher auch diese frühe Schumann-Aufnahme mit Ormandy aus dem Jahr 1948:


    510AB77my6L._SS500.jpg



    Viele Grüße
    Christian

  • Da sieht man deutlich, lieber Christian, dass sein Schwerpunkt die deutschen Klassiker und Romantiker waren. Was man nicht eigentlich alles haben müsste...


    Liebe Grüße
    Holger


  • Heute gehört: Das ist der Rudolf Serkin, wie er weltbekannt wurde: als ein kompromissloser Ausdrucksmusiker. Bei ihm wird die Brahms-Spieltradition aber kräftig in Frage gestellt, da gibt es keine vorsichtigen Abwägungen, keine idealistischen Vermittlungsbemühungen zwischen Brahms dem Klassizisten und Brahms dem Romantiker, auch keine Brahmssche Schwermütigkeit und Grübelei. All das wird einfach mit einer wahrhaft dionysischen Ausdrucksbegeisterung "weggefegt". Nein: Serkins Brahms, das ist nicht Schwerblütigkeit, sondern expressionistische Heißblütigkeit!


    Was mir da durch den Kopf geht: Solche radikalen Sichtweisen braucht es einfach, um eingefahrene und gewohnte Spieltraditionen und Hörgewohnheiten in Frage zu stellen. Ist unser Brahms-Bild, das wir gemeinhin haben, eigentlich unantastbar? Angesichts dieser "historischen" Aufnahme denkt man schließlich: Die großen Alten, die zu solch "umstürzlerischen" Taten fähig waren, die weilen fast alle schon nicht mehr unter den Lebenden. :angel: :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • hab mich aber im letzten Moment für jene mit Rudolf Serkin entschieden, der heute weitgehend unbekannt ist. Natürlich nicht völlig unbekannt, aber er war schon zu Lebzeiten kein Blender, Provokateur oder Wichtigtuer. Zudem hat er kaum eine Aufnahme hinterlassen, die man als "spektakulär" bezeichnen würde.

    ich denke schon, dass es von Serkin einige herausragende Einspielungen gibt, die Interpretationsgeschichte geschrieben haben

    Diese beiden Zitate aus dem Thread "Mozart: Klavierkonzert C-dur KV 503" haben mich veranlaßt, diesem großartigen Künstler hier die Ehre widerfahren zu lassen, die ihm gebührt. Immerhin sind fast 5 Jahre ins Land gegangen, seit der letzte Eintrag hier gemacht wurde. Eigentlich eine traurige Bilanz für einen Künstler solchen Formats, den Alfred in der Überschrift zu Recht als "Klaviergigant des 20. Jahrhunderts" vorgestellt hat.


    Kennengelernt habe ich Rudolf Serkin und sein wunderbares Klavierspiel mit dieser 30 cm-Langspielplatte:

    BEETHOVEN - Piano Concerto No. 2 & 4 SERKIN ORMANDY Fontana 697 202 lp EX |  eBay BEETHOVEN: Klavierkonzerte Nr. 2 & 4

    Es spielt das Philadelphia Orchestra unter Eugene Ormandy (Aufnahme: 1954, mono).


    Nach Einführung der Stereotechnik spielte Serkin die fünf Beethoven-Konzerte erneut ein, die Nr. 1, 2 & 4 mit Eugene Ormandy, Nr. 3 & 5 mit Leonard Bernstein (1962/65). Sie sind auch auf CD erschienen und befinden sich als Einzelstücke in meiner Sammlung, in dieser Aufmachung:


    Beethoven: Piano Concertos nos 4, 5 / Serkin, Ormandy by Rudolf Serkin (CD,  CBS Masterworks) for sale online | eBay   Concerto per piano n.1 op 15 in DO (1797) Concerto per piano n.3 op 37 in do (1800?)


    Seine Aufnahme von Beethovens Chorfantasie op. 80 von 1966 steht, trotz ihres Alters, noch heute bei vielen Musikfreunden auf dem ersten Platz. Hier ist sie dabei:

    Beethoven: Chorfantasie c-moll, op.80 - unterschätzt? - Orchestermusik -  Capriccio Kulturforum


    Soweit mir bekannt, hat Serkin nicht alle 32 Klaviersonaten Beethovens aufgenommen, aber es gibt einige, die bis heute Referenzstatus beanspruchen dürfen:



    Rudolf Serkin Plays Beethoven: Concertos, Sonatas & Variations - Serkin, Rudolf, Beethoven,Ludwig Van: Amazon.de: Musik


    Besonders hervorzuheben sind die "Pathétique" (Nr. 8) und die Hammerklaviersonate (Nr. 29).


    Mit dem legendären Cellisten Pablo Casals hat Serkin Beethovens 5 Cellosonaten 1953 beim Prades Festival aufgenommen:


    Casals Edition: Beethoven (Violoncellosonaten)


    Bis heute gelten seine Aufnahmen der beiden Brahms-Konzerte (1966/68) mit George Szell als Geheimtip:


    Serkin, Szell, Cleveland Orchestra, Brahms, Schumann - Brahms: Piano  Concerto No. 1 / Schumann: Introduction & Allegro / Mendelson: Capriccio  Brillant (Essential Classics) - Amazon.com Music  Johannes Brahms, Richard Strauss, George Szell, Eugene Ormandy, Rudolf  Serkin, Cleveland Orchestra, Philadelphia Orchestra - Brahms: Piano  Concerto, No. 2 / Strauss: Burleske (Essential Classics) - Amazon.com Music


    In obiger CD-Ausgabe von Brahms Nr. 2 ist als "Zugabe" noch die Burleske von Richard Strauss (1966) dabei, eine bis heute in ihrer Virtuosität und musikalischen Vollkommenheit einzigartige Aufnahme.


    Bekannt sind auch seine Aufnahmen der selten zu hörenden Mendelssohn-Konzerte Nr. 1 & 2 (mit Ormandy, 1959):


    Mendelssohn, Rudolf Serkin, Isaac Stern, Eugene Ormandy, The Philadelphia  Orchestra, Columbia Symphony Orchestra – Piano Concertos, Violin Concerto  (1991, CD) - Discogs


    Über Serkins Mozart ist schon in diversen Mozart-Threads gesprochen worden. Einen vollständigen Konzert-Zyklus gibt es nicht, wohl aber Einzelaufnahmen bei CBS (mit Szell und Ormandy) sowie einen unvollendeten bei der DGG (mit Abbado), wie oben bereits gesagt.


    Kommen wir zum exzellenten Schubert-Spieler Rudolf Serkin. An vorderster Stelle steht für mich seine Aufnahme der Sonate D. 840 "Reliquie", die hier mit seiner herrlichen Auslegung der letzten Sonate D. 960 gekoppelt ist. Eine unverzichtbare CD, wie auch die Sonate D. 959, die mit den 4 Impromptus D. 935 veröffentlicht wurde:


    Schubert: Piano Sonata, D. 960; Piano Sonata, D. 840 Schubert, Rudolf Serkin – Piano Sonata D. 959 / Four Impromptus D. 935  (2003, CD) - Discogs


    Serkin war auch ein herausragender Kammermusiker, wie auf dieser Schubert/Schumann-CD zu erfahren ist:

    Was springt denn da im Bächlein? - Schuberts Forellenquintett D667 -  Kammermusik - das-klassikforum.de


    Zum Schluß noch eine glänzende Wiedergabe von Schumanns Klavierkonzert op. 56:


    Piano Cto./Musical Moments von Rudolf Serkin


    zusammen mit den "Moments musicaux" D. 780 von Franz Schubert, ebenfalls ein wahrer "Klassiker".

    ich denke schon, dass es von Serkin einige herausragende Einspielungen gibt, die Interpretationsgeschichte geschrieben haben.

    Fast alle oben aufgeführten Aufnahmen zählen zu dieser Kategorie.


    Sie bilden nur einen kleinen Ausschnitt aus der riesigen Diskographie von Rudolf Serkin, der am 28.3.1903 in Eger/Sudetenland geboren wurde und in Guilford, Vermont (USA) am 8. Mai 1991 verstorben ist. Er war eines von acht Kindern eines russischen Sängers. Trotz armer Verhältnisse wurde sein musikalisches Talent früh erkannt und gefördert. Bereits als 5jähriger setzt er die Umwelt mit seinen vielfältigen künstlerischen Gaben in Erstaunen. Er kam in Kontakt mit Arnold Schönberg, was auch seine Affinität zur Musik der Moderne erklärt. Im Alter von 12 Jahren debütierte er in Wien mit Mendelssohns g-moll-Konzert. Wenig später nimmt er seine internationale Karriere auf. Als gebürtiger Jude, der vornehmlich in Deutschland und Österreich konzertiert, emigriert er bereits 1933 in die Schweiz, Nach einem Umweg über Kenia geht er 1939 endgültig in die USA und nimmt die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründet er das berühmte Marlboro Festival und die dortige Musikschule. Sollte man Serkin einordnen wollen, so könnte man ihn als einen der prägendsten Poeten des Klavierspiels bezeichnen. Von reiner Vituosität hält Serkin nicht viel. So steht zum Beispiel weder Liszt noch Tschaikowsky im Fokus seines Wirkens. Wenn er aber Feuer gefangen hat, dann spielt er auch technisch schwierige und bei Publikum wenig geschätzte Stücke, wie z.B. das Klavierkonzert von Max Reger. Hingegen bleibt die Musik von Johann Sebastian Bach bis ins hohe Alter im Zentrum seiner Arbeit. Hier kann man sich selbst ein Bild machen:


    Rudolf Serkin Plays Bach


    Serkin hat vielen jüngeren Kollegen das Sprungbrett bereitet, sein bekanntester Schüler war Murray Perahia. Sein Sohn Peter (1947-2020) war ebenfalls ein weltbekannter Pianist.


    Im übrigen hat Alfred in seinem Eingangsbeitrag schon das Wesentliche über den Künstler gesagt, der seit meiner frühen Jugend zu meinen musikalischen Idolen zählt und dessen wesentliche Aufnahmen sich fast alle in meiner Sammlung befinden.


    Abschließend noch eine schöne Zeichnung aus dem Jahr 1935, die Rudolf Serkin mit seinem Schwiegervater Adolf Busch zeigt:

    220px-Rudolf_Serkin_and_Adolf_Busch_by_Hilda_Wiener.jpg


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Danke für die Erinnerung an Serkin, Nemorino! Mindestens die Einspielung der Cello-Sonaten mit Pablo Casals ist ja auch 'berühmt'.


    Völlig umgehauen hat mich kürzlich die oben schon erwähnte frühe Einspielung des 1. Brahms Klaiverkonzertes mit Freitz Reiner.

    Die kann ich jedem nur sehr ans Herz legen, das ist eine so stürmische Sicht auf dieses Werk, wie es sie seitdem meines Erachtens nicht mehr gegeben hat.


    Das ist nun auch wahrlich eine absolut SPEKTAKULÄRE Aufnahme!


    Viele Grüße

    Christian

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ab ca 1920 bildete er mit dem Geiger Adolf Busch ein Duo, später stieß der Bruder von Busch, der Cellist Hermann Busch datu und so entstand das Busch-Serkin-Trio.

    Das Busch-Serkin Trio wird auf meiner Busch-Box nur noch Busch Trio genannt, umfasst aber dieselben Interpreten und ich kann meine Empfehlung nur noch einmal wiederholen. Neben den bedeutenden Vorzügen als Interpret, die meinem Geschmack sehr entgegenkommen, zeichnet sich Serkin noch als Liebhaber der Musik von Max Reger aus. Das teilt er mit seinem Freund (+ Schwiegervater) Adolf Busch und hat er auch seinem Sohn Peter weitergegeben.


    Wer einmal die Aufzeichnung von Regers Streichquartett Op. 109 durch das Busch-Quartett gehört hat, bekommt eine Ahnung, was an den neuen Aufzeichnungen fehlt. Es kommt bei mir übrigens sehr selten vor, dass ich alte Aufnahmen bevorzuge :).


    Regers großartige Bachvariationen für Klavier hier eingespielt von Rudolf Serkin in einer live-Aufzeichnung aus dem Jahre 1971



    und hier noch einmal Regers Violinsonate Op. 139 mit Pina Camirelli als Violinistin. Eine Aufnahme aus dem Jahre 1973



    Serkin hat Regers Klavierkonzert und auch weitere Kammermusik von Reger eingespielt. Ich bilde mir ein, dass seine jedem Spektakel abgeneigte Natur ihm den Zugang zur etwas komplexeren Musik von Reger wiederum erleichterte. Alle Einspielung von Regers Musik mit Busch und Serkin gehören für mich zum Besten, was man da hören kann.


    Und ja, für mich sind diese Aufnahmen spektakulär im besseren Sinne des Wortes!

  • Hier nun ein Beitrag, wo der "wilde" Serkin gezeigt wird - und auch eine erste Bekanntschaft mit dem IMO eher unbekannten Dirigenten Alexander Schneider (1908-1993), der eigerntlich Violinist war. Er verleit dem Werk eine ungeahnte Attacke, wie man sie bei Mozart nicht erwartet.

    Darf man Mozart so eindringlich und angriffslustig spielen ? Man DARF - wenn man es KANN

    Schneider und Serkin können es !! Die meisten heutigen Interpreten, die sich durch "ungewohntes Spiel" profilieren wollen - können es nicht (was aber scheinbar niemand merkt)

    Diese Interpretation sollte alle begeistern, denen Mozart ansonst zu zahm erscheint...

    Mich begeistert sie übrigens auch...


    mfg aus Wien

    Alfred



    * hier ist es beispielweise völlig gleichgültig, daß ob die Aufnahme in Mono ist oder nicht....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Beethovens Klavierkonzerte standen zeitlebens im Zentrum des musikalischen Schaffens von Rudolf Serkin.


    Außer den bekannten Zyklen für CBS/Sony (mono, 1950er) und Stereo (1960er) gibt es noch eine späte Gesamtaufnahme mit Seiji Ozawa:

    Klavierkonzerte 1-5

    und dem Boston Symphony Orchestra (Aufnahme: 1/1981, TELARC)


    sowie einen Live-Mitschnitt der Konzerte aus München:

    Rudolf Serkin spielt Beethovens Klavierkonzerte Nr.1-5

    mit dem Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: Rafael Kubelik (1977). In der Box ist in gleicher Besetzung auch die Chorfantasie dabei.


    Und hier noch ein seinerzeit hochgelobter Mitschnitt vom Prades Festival 1960:

    Klarna | Comparison Shopping

    mit Jaime Laredo (Violine), Leslie Parnass (Cello) und dem Marlboro Festival Orchestra, Dir.: Alexander Schneider.


    Die beiden Zyklen der Klavierkonzerte mit Ozawa und Kubelik liegen mir nicht vor. Die späten Studio-Produktionen mit Ozawa sind von der Kritik damals recht verhalten aufgenommen worden (im Vergleich mit seinen älteren).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Serkin hat Regers Klavierkonzert und auch weitere Kammermusik von Reger eingespielt. Ich bilde mir ein, dass seine jedem Spektakel abgeneigte Natur ihm den Zugang zur etwas komplexeren Musik von Reger wiederum erleichterte. Alle Einspielung von Regers Musik mit Busch und Serkin gehören für mich zum Besten, was man da hören kann.

    Hallo, astewes,


    wenn Du an einer gut klingenden Reger-Aufnahme mit Rudolf Serkin interessiert bist, hier ist eine:

    Bach-Variations,Piano Concert

    Es sind Studio-Produktionen; die Bach-Variationen op. 81 wurden im Juni 1964 eingespielt, das Klavierkonzert f-moll op. 114 ist eine Aufnahme vom 30. März 1959, mit dem Philadelphia Orchestra unter Leitung von Eugene Ormandy, mit dem Serkin zahlreiche Werke musiziert hat.


    Und hier kann man Serkin auch als Chopin-Interpret erleben:

    Chopin: 24 Preludes, Op. 28; Mendelssohn: Prelude and Fugue, Op. 35, No. 1 (Rudolf Serkin - The Art of Interpretation) by Rudolf Serkin

    Die Aufnahme ist auf LP (aus nicht bekannten Gründen) nicht veröffentlicht worden. Sie wurde am 5./6. Mai 1976 in New York City produziert.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo nemorino


    Vielen Dank für den CD Tipp. Die Scheibe scheint gerade beim Werbepartner nicht vorrätig zu sein. Ich suche mal in anderen Gegenden ...




    Habe jetzt die folgende Einspielung Serkins der Bach-Variationen Regers gefunden. Die scheint mir aber eine andere zu sein ..



    OC0zNDgyLmpwZWc.jpeg

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose