Johann Schobert [ca. 1735 - 1767]

  • Das Leben des Johann (auch Jean) Schobert lässt sich am besten von hinten aufrollen: Sein Tod zählt mit dem Jean-Baptiste Lullys an einer Sepsis nach einem Stich in den Fuß mit dem Dirigierstab sicher zu den kuriosesten der Musikgeschichte. Quelle hierfür ist die "Correspondance littéraire" des Fréderic Melchior Grimm, in deren Brief vom 15. September 1767 es heißt:


    Zitat

    Der Tag des Hl. Ludwig war dieses Jahr durch ein äußerst betrübliches Ereignis gekennzeichnet. M. Schobert, unter den Musikliebhabern als einer der besten Cembalisten von Paris bekannt, unternahm mit seiner Frau, einem seiner Kinder im Alter von vier oder fünf Jahren, und einigen Freunden, darunter auch ein Arzt, einen Ausflug. Es waren sieben an der Zahl, die im Wald von St. Germain-en-Laye spazieren gingen. Schobert liebte Pilze über alle Maßen; er sammlete also tagsüber, während der Wanderung, einige im Wald. Gegen Abend erreichte die Gesellschaft Marly; man betrat ein Wirtshaus und bat um die Zubereitung der mitgebrachten Pilze. Der Koch des Wirtshauses prüfte die Pilze, erklärte, daß sie von der schlechten Sorte seien und weigerte sich, sie zu kochen. Über diese Weigerung verärgert, verließen sie das Wirtshaus und suchten ein anderes im Bois de Boulogne auf, wo ihnen der Wirt dasselbe sagte und ebenso die Zubereitung der Pilze verweigerte. Ein grausamer Eigensinn, hervorgerufen von den ständigen Versicherungen des Arztes, der bei der Gesellschaft war, daß die Pilze gut seien, ließ sie abermals das Wirtshaus verlassen, um sie ihrem Verderben zuzuführen. Sie begaben sich alle nach Paris, in Schoberts Wohnung, wo dieser ihnen ein Abendessen mit den Pilzen vorsetzte. Und alle, sieben an der Zahl, einschließlich der Bediensteten von Schobert, die das Essen zubereitet hatte, und des Arztes, der angeblich so gut Bescheid wußte, starben an Pilzvergiftung.
    8o ;(:angel:


    Ansonsten weiß man bisher so gut wie nichts aus der Biografie des Komponisten. Ein anderer Eintrag in der "Correspondance littéraire" von 1765 enthält eine Bemerkung über einen Neuling in den Pariser Salons, "une jeune claveciniste de la musique du Price de Conti. M. Schobert est Silésien. Il est en France depuis cinq ou six ans."
    Daraus schließt man, dass er um 1735 in Schlesien geboren wurde, denn er wird kaum als unausgebildeter Musiker gewagt haben, die belebte Pariser Musikszene zu betreten, und in der Breslauer Bibliothek findet sich ein Divertimento, das mit Schoberts op.1 Nr. 1 identisch ist. 1760 oder 1761 muß er nach Paris gekommen sein und fand im Prinzen Conti einen Gönner, der eine schützende Hand über ihn gehalten und ihn großzügig unterstützt haben muß, denn alle Opera wurden in eigener Regie gestochen und gedruckt, und in Paris vertrieben, wo sie Mozart Vater und Sohn kennengelernt haben dürften; wahrscheinlich Mitte Juni 1766 wurde ein Gemälde angefertigt, das den jungen Mozart bei einer Teegesellschaft bei Louis-Francois de Bourbon, Prince de Conti (eben Schoberts Gönner), zeigt, wie er sich anschickt, den Sänger Jélyotte am Cembalo zu begleiten.
    Leopold Mozart hegte starke Abneigung gegen Schobert (war er neidisch auf dessen Erfolg?), Sohn Wolferl bewunderte seine Musik: Im Pasticcio-Konzert KV 39 ist der Mittelsatz das modifizierte Andante poco allegro aus Schoberts op. XVII Nr. 2; die a-moll Sonate KV 310, in Paris komponiert, zitiert fast wörtlich aus op. XVII Nr. 1.


    Schobert war nicht der erste, der Claviersonaten mit obligaten Instrumenten schrieb - das war in Paris Jean-Joseph Cassanea de Mondonville mit seinem op. 3 "Pièces de Clavecin en Sonates avec accompagnement de violon", ca. 1734 veröffentlicht. Schobert scheint das Genre mit seinen reichen Harmonien und melodischen Einfällen mehr als jeder andere popularisiert zu haben und machte mit seinem virtuosen, aber nach neueren italienischen Moden orientierten Cembalospiel den letzten Vertretern der französichen Clavecinisten in der Tradition von Francois Couperin (Jacques Duphly, Claude-Benigne Balbastre, Armand-Louis Couperin) das Leben schwer.
    Die Popularität seiner Werke während seines so abrupt beendeten Lebens steht in starkem Kontrast zum Vergessen seines Werkes nach seinem Tod, was angesichts der rasanten Entwicklung der Musik in jenen Jahren und vor allem der veränderten Kompositionsideale in der Klavier-Kammermusik nicht weiter verwundert: Sieht man Schobert von Mozart her, der die Streichinstrumente mehr und mehr zu dem Klavier gleichberechtigten Partnern emanzipierte, erscheint Schoberts Musik vor allem den Streichern als wenig attraktiv, da sie hier im wesentlichen eine echte obligate Rolle haben. Fast die gesamte Kammermusik lässt sich mit dem Tasteninstrument solo ohne Substanzverlust aufführen, obwohl sie mit Streichern wesentlich fülliger und charmanter klingt; Schobert verstand es mit nur zwei Streichern gleichsam orchestrale Effekte zu erzielen, die etwas an die Schreibweise der Mannheimer Schule erinnert, mit der eine Verbindung aber nicht nachgewiesen werden kann. Als affektenreiche Ensemblemusik gespielt, ist Schoberts Kammermusik durchaus attraktiv.


    Johann Wolfgang von Goethes Schester Cornelia spielte Schoberts Stücke mit Hingabe - ihr Urteil mag stellvertretend für die Reaktionen der Zeitgenossen stehen:


    Zitat

    Il a composée XV ouvrages graveés d'une taille douce, qui sont excellent et que je me ne saurais de lasser de jouer. Toute autre musique ne me plait presque plus. En jouent des sentiments douloureux percent mon âme, je le plains ce grand auteur, qui a la fleur de son âge avec un tel génie a fallu périr d'une facon si miserable et inopinée.


    [... die ich nie aufhören werde zu spielen. Während ich sie spiele, durchbohren schmerzliche Gefühle meine Seele.]


    Ich persönlich habe bemerkt, dass ich Schoberts Sonaten weit häufiger höre als die Mozarts oder Haydns - seine Expressivität spricht mich weit mehr an als die seiner Zeitgenossen, seine Melodik ist unnachahmlich - ich kann Frau Goethes Worte gut nachvollziehen.


    Vielleicht ist dieser Beitrag eine Anregung, sich mit seiner Musik zu beschäftigen, die weit mehr als nur eine Fußnote zu Mozarts Oeuvre darstellt. Hier einstweilen eine Liste seiner Werke:


    op. 1 - 2 Sonaten für Cembalo, Violine ad libitum
    op. 2 - 2 Sonaten für Cembalo, mit obligater Violine
    op. 3 - 2 Sonaten für Cembalo, Violine ad libitum
    op. 4 - 2 Sonaten für Cembalo
    op. 5 - 2 Sonaten für Cembalo, Violine ad libitum
    op. 6 - 3 Triosonaten für Cembalo, Violine und Violoncello ad libitum
    op. 7 - 3 Sonates en quatuor, Cembalo, 2 Violinen und Violoncello ad libitum
    op. 8 - 2 Sonaten für Cembalo mit obligater Violine
    op. 9 - 3 Sinfonies für Cembalo, Violine und 2 Hörner ad libitum
    op. 10 - 3 Sinfonies für Cembalo, Violine und 2 Hörner ad libitum
    op. 11 - Concerto I für Cembalo, 2 Violinen, Viola, Violoncello, 2 Hörner ad libitum
    op. 12 - Concerto II für Cembalo, 2 Violinen, Viola, Violoncello, 2 Oboen, 2 Hörner ad libitum
    op. 13 - Concerto III pastorale für Cembalo, 2 Violinen, 2 Hörner ad libitum, Viola, Violoncello
    op. 14 - 6 Sonaten für Cembalo, Violine ad libitum (Nr. 1 mit Violine und Viola ad libitum)
    op. 15 - Concerti IV für Cembalo, Violine und 2 Hörner ad libitum
    op. 16 - 4 Sonaten für Cembalo, Violine und Violoncello obligato
    op. 17 - 4 Sonaten für Cembalo, Violine obligato
    op. 18 - Concert V für Cembalo und 2 obligate Violinen
    op. 19 - 2 Sonaten für Cembalo oder Pianoforte, mit obligater Violine (postum, nicht gesichert)
    op. 20 - 3 Sonaten für Cembalo mit obligater Violine (wahrscheinlich von T. Giordani)


    Schobert machte einen einzigen Ausflug in die Gefilde der Oper:
    Le garde-chasse et le braconnier (opéra comique, Paris, Théâtre Italien, 18 Januar 1766 (verschollen)


    Eine Discografie mit allen mir bekannten Aufnahmen seiner Werke folgt in ein paar Tagen; wenn Interesse besteht, kann ich auch noch ein paar Äußerungen von Zeitgenossen über ihn heraussuchen.


    p.s. Inzwischen scheint auch ein Konterfei von ihm aufgetaucht zu sein, oder zumindest hält man es dafür:



    Erinnert mich doch stark an ein verbreitetes Mozart-Profilbild ...

    Einmal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Der Mozartforscher und -biograf Einstein formulierte das amüsanter:


    [...] Johann Schobert war eine Frühausgabe des "Sturm und Drang" [...]. Als Rousseauist und Spaziergänger schwärmte er auch praktisch für die Natur: Ein Pilzgericht, das er gesammelt hatte, beförderte ihn nebst Frau und Kind, einem Dienstmädchen und drei Freunden in das Land, aus dem man nicht wiederkehrt. [...]


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Danke für die schöne Threaderöffnung, ich schließe mich mit meiner Vorliebe für Schobert-Klavierkammermusik an.


    Das Orchestrale ist auch schon im Klavierpart allein zu spüren, die oktavierten Bässe sorgen für eine füllige Tiefe über der dann wunderbar geschmachtet werden kann (und wird).


    Wenn es für die Streicher auch nicht gar so interessant zu spielen ist, so ist der Klavierpart aber wirklich ein Genuss auch für den Hobby-Tastendrücker, sofern er genug Gefühl hat für diese wunderbare Musik ...


    Für die Nicht-Pianisten unter uns:

    :hello:

  • Johann Schoberts Trios, Quartette, Sonaten, lassen sich ebenso gut am Klavier solo aufführen - sie sind so clever harmonisch gesetzt, dass man sich manchmal fragt, ob man gerade ein Cello gehört hat, wo gar keines mitspielt. Gerade auf historischen Klavieren, bei denen die gerade nicht gespielten Saiten eher mitklingen oder nachklingen, weil die Dämpfung noch nicht so perfektioniert it, kommt dieser Effekt gut zur Geltung.


    Ein schönes Beispiel ist die Aufnahme der 6 Sonaten op. XIV mit Mario Martinoli (Stradivarius STR 33460, 1996)



    Martinoli spielt hier einen sog. Tangentenflügel von C.F. Schmahl, ein originales Instrument aus dem Jahr 1800 aus dem Deutschen Museum in München. Das hier abgebildete sieht ihm ziemlich ähnlich:



    Bein Tangentenflügel wird ein Holzstäbchen, geführt in einem Rechen wie die Springer beim Cembalo, von unten gegen die Saite geschleudert - dies ergibt einen Klang zwischen dem eines Cembalos und einem Hammerklavier. An letzteres kann der Klang angenähert werden, indem Filz-, Leder- oder Tuchstreifen mittels eines Kniehebels zwischen die Tangenten und die Saiten geschoben werden. Mozart hat die vielfältigen Klangmöglichkeiten des Instruments gekannt und geschätzt; sein Walter-Klavier könnte nach neusten Erkenntnissen auch ein Tangenteninstrument gewesen sein! Sie hatten nur den nachteil, dass bei zu leisem Anschlag u.U. gar kein Ton kam, weil das Stäbchen die Saite nicht erreichte, und bei zu festem Anschlag ein doppelter Ton kam. Aus diesem Grund hat sich die Hammerklavier-Mechanik durchgesetzt. (Darüber mehr in einem noch zu eröffnenden Thread über den Tangentenflügel.)
    Von den technischen Problemen ist bei Martinoli allerdings nichts zu hören - er spielt virtuos und souverän mit angemessener Ausdrucksdifferenzierung. Schoberts Menuette und Polonaisen gehören zu den besten ihrer Zeit, die hier adäquat umgesetzt werden. Diese Stücke kommen leicht klingend daher, stellen aber erhebliche Anforderungen an den Pianisten. Mit "Sturm und Drang" sind sie noch am ehesten richtig zugeordnet. Aber Schobert hatte seinen eigenen unverwechselbaren Stil, man höre selbst.


    Wer mit einer kammermusikalischen Umsetzung vergleichen will:


    Cembalist Jean-Patrice Brosse hat mit seinem Concerto Rococco 1991 die 1. Sonate dieser Sammlung in Quartettbesetzung aufgenommen (Pierre Verany PV.792031). Die CD enthält außerdem die 3 Quartette op. 7 - für Schoberts einprägsame Melodien, die hier mit Streichern auf dem Cembalo (von Henri Hemsch, Paris 1754) hervorragend zur Geltung kommen, lasse ich öfter Haydn und Mozart stehen. "Schmachten in Gefühlen" ist hier keine negative Erscheinung, sondern höchster musikalischer Genuß!



    Die Quartette # 1, 4 und 5 finden sich auch auf der o.g. CD des Ensemble 415 mit Chiara Banchini und Luciano Sgrizzi, der aber meines Erachtens zu ungleichmäßig spielt und die Relationen zwischen virtuosen Sechzehntelläufen und größeren Notenwerten durch technische Unsicherheit verwischt - außerdem ist ein Hammerflügel (hier ein Johann Fritz aus Wien ca. 1820) für Schobert im Ensemble nicht die beste Wahl, da es den Gesamtklang etwas zu weich macht. (Einen guten Querschnitt bietet diese CD allerdings schon.)


    Schließlich gibt es noch eine Aufnahme des kompletten op. XIV von Brigitte Haudebourg auf einem Hammerklavier von Pascal Taskin von 1790, das etwas akzentuierter klingt als der Fritz-Flügel - ohne Streicher hat der Flügel ausreichend Brillianz. Frau Haudebourg gehörte zu den allerersten Interpreten, die versucht haben, Schoberts Musik und die der in Paris lebenden Pianisten jener Zeit wiederzubeleben, eine sehr gute Darbietung, die aber nicht so brilliant und einfühlsam daherkommt wie Martinolis. (Arion ARN 68287, Aufnahme 1973, CD WV 1995.)
    (Eine Coverabbildung indet sich hier - die Verlinkung des Bildes funktioniert leider nicht ...)

  • Höre gerade nochmal Frau Haudebourgs Aufnahme zum Vergleich - gestern abend beim Schreiben lief Martinoli.
    Ihr Taskin-Hammerklavier hat einen etwas weicheren Anschlag als Martinolis Schmahl-Hammerflügel, wahrscheinlich wegen der Belederung der Hämmer, aber der Nachklang des Instruments ist praktisch der gleiche wie bei Taskins Cembali, also sehr obertonreich - der Unterschied ist nicht so gravierend. Aber: Martinoli spielt ebenmäßiger, bekommt dadurch den rhythmischen Drive eher zustande, der starker Ausdrucksträger in Schoberts Musik ist. Auch läßt Frau Haudebourg fast alle Wiederholungen weg, so daß die Sonatensätze bei ihr zu Miniaturstückchen verkümmern - bei Martinoli kommen da schon eher stattliche Proportionen zustande. Kurzum, ich würde eher Martinoli empfehlen, dessen CD auch lieferbar ist.


    Hier im Forum scheint niemand Aufnahmen von Schobert zu besitzen, außer der o.g. CD des Ensemble 415 bei Harmonia Mundi France ... ?( :(

  • Zitat

    Original von miguel54
    Hier im Forum scheint niemand Aufnahmen von Schobert zu besitzen, außer der o.g. CD des Ensemble 415 bei Harmonia Mundi France ... ?( :(


    Doch, denn ich habe eine Hammerklavierkonzerte-CD, worauf steht "Dussek-Schröter-Schobert". Das Label ist Vanguard.


    LG, Paul

  • Soeben habe ich eine relativ neue CD entdeckt, die Schoberts Sonate in F-Dur, op 16/4 in der Besetzung mit Cembalo, Flauto Traverso & Violoncello enthält:



    Anno 1756 - Petit Trianon
    Petit Trianon: Florian Birsak, Hammerklavier & Cembalo / Isolde Hayer, Cello / Dorothea Seel, Traversflöte
    Johann Schobert
    Sonate in F-Dur, op 16/4 für Cembalo, Flauto Traverso & Violoncello
    Anton Fils
    Sonate in D-Dur für Flauto Traverso, Violoncello obligato & Basso continuo
    Franz Xaver Richter
    Sonate in g-moll für Flauto Traverso, Cembalo & Violoncello
    Johann Christian Bach
    Sonate in A-Dur, op. 2/5 für Cembalo, Flauto Traverso & Violoncello
    Wolfgang Amadeus Mozart
    Sonate in B-Dur, KV 15 für Cembalo, Flauto Traverso & Violoncello


    Anno 1756 hat auch Hörproben - eine nette Abwechslung, dieses Stück mit Traversflöte zu hören.

  • Zitat

    Original von musicophil
    ... ich habe eine Hammerklavierkonzerte-CD, worauf steht "Dussek-Schröter-Schobert". Das Label ist Vanguard.


    Das ist diese hier:
    Pianoforte Concerti (Fania Chapiro, pianoforte; Musica ad Rhenum)
    o Jan Ladislav Dussek (Dusík) (1760-1812) : Concerto Op. 26 in E flat major for pianoforte, 2 oboes, 2 horns & strings
    o Johann Samuel Schröter (1752-1788 ) : Concerto Op. 3 No. 3 in C major for pianoforte & strings
    o Johann Schobert (1735-1767) : Concerto Op. 9 (?) in G major for pianoforte, 2 flutes, 2 horns & strings


    Recorded in 1994 - Released in 1995 - Total timing : 55'37"
    Vanguard Classics 99041


    Leider wurde diese CD bisher nicht, wie die anderen von Musica ad Rhenum, bei Challenge Classics wiederveröffentlicht - gebrauchte Exemplare sind nicht leicht zu bekommen. Da die ausgezeichnete Pianistin Fania Chapiro kurz nach der Aufnahme verstarb und kaum noch bekannt ist, hoffe ich nicht auf eine Wiederveröffentlichung dieser empfehlenswerten CD.
    Eine sehr gute Interpretation aller drei Konzerte, die belegen, auf welchem hohen Niveau zur Mozart-Zeit komponiert wurde, und was ihn inspirierte. Es wäre erfreulich, Schoberts Konzert Seite an Seite mit denen Haydns, Mozarts, oder Johann Christian Bachs im Konzert zu hören.


    Eine weitere Aufnahme des gleichen Schobert-Konzerts machte Eckart Sellheim mit dem Collegium aureum für den WDR, auf LP/CD bei Deutsche harmonia mundi; weitere Stücke sind das Es-dur Konzert von Boccherini und das As-dur Rondo von John Field (das Bild zeigt die zweite CD-Ausgabe).


    Beides interessante Programme, spielerisch beide gut - Musica ad Rhenum spielt etwas spritziger, aufnahmetechnisch ist die Vanguard-CD auch etwas überlegen.
    (Die Angabe op. 9 auf Chapiros CD kann nicht stimmen - der New Grove Dictionary, meiner Quelle für die Werkliste, gibt leider keine Tonarten an, sodaß ich nur vermuten kann, dass es das Konzert op. 12 ist - die Oboenstimmen auf Flöten gespielt, was beide Orchester machen.)



    Hier findet sich eine kleine Internetseite über Schobert in französischer Sprache.

  • Eine schwierige Frage ist bei Schobert die Wahl des Tasteninstruments. Er selbst hat Cembalo gespielt, denn deren gab es zu seiner Zeit in Paris jede Menge in hervorragender Qualität. Die mir bekannten empfehlenswerten Aufnahmen benutzen auch ein Cembalo, so Jean-Patrice Brosse. Der silbrige Klang des Instruments erzeugt mit den ja sehr füllig komponierten, oft colla parte spielenden Streichern einen fast orchestralen Effekt. Leider sind die CDs des Concerto Rococo gestrichen und gebraucht selten im Angebot, z.Zt. steht eine bei amazon zu einem akzeptablen Preis:



    Man glaubt kaum, daß da nur zwei Streicher spielen! Für mich eine Referenzaufnahme der Trios op.16, die Schobert auf der Höhe seiner Kunst zeigen.


    Leider gerade nicht zu bekommen die CD mit den drei Quartetten op.7 und der einen als Quartett spielbaren aus den Sonaten op.14:



    Ich finde den silbrigen Klang des Cembalos optimal für diese Musik. Ein Hammerklavier verwischt die Konturen, Schoberts Musik gewinnt viel aus der Motorik der virtuosen Läufe des Tasteninstruments, die auf dem Hammerklavier ihre präzise Eleganz verlieren, wie man anhand der Aufnahme mit dem Ensemble 415 und Luciano Sgrizzi hören kann - und der schon betagte Herr Sgrizzi bekommt die erforderliche Fingerfertigkeit leider nicht mehr hin. Noch Mozart hat bei seinem zweiten Besuch in Paris 1778, also 11 Jahre nach Schoberts Tod, keine brauchbaren Hammerklaviere vorgefunden, wohl aber ausgezeichnete Cembali! Brosse spielt ein originales Hemsch von 1754.


    Eine musikalisch überzeugende Lösung ist der Tangentenflügel, der die Dynamik des Hammerklaviers mit dem präzisen Klang des Cembalos verbindet. Mario Martinoli hat auf meiner weiter oben empfohlenen Aufnahme des op.16 einen verwendet:



    Auch Miklós Spányi spielt einen Tangentenflügel:



    Diese schöne Aufnahme einiger Sonaten mit obligater Violine (Péter Szüts) (op.3 Nr. 1 und 2, op.1 Nr.2) beweist, das Schobert schon mit fertiger eigener Stilistik in Paris aufgetaucht ist. Mozart hat diese Stücke mit ziemlicher Sicherheit gekannt und auf deren Grundlage seine Neuerungen auf dem Gebiet der Violonsonate gefunden.

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  • Außer Jean-Patrice Brosse mit seinem Concerto Rococo und Chiara Banchini mit ihrem Ensemble 415 haben der britische Cembalist Andrew Appel und The Four Nations Ensemble (benannt nach Francois Couperins Sonatenzyklus) Schobert eingespielt:



    Die CD enthält die 3 Sonaten op.6 sowie die 2 Sonaten op.5 (eine als Cembalo solo gespielt - das ist immer möglich bei Schobert, aber eine aus op.5 ist ausdrücklich so gedacht).


    Hier trotzdem noch der link zu dieser CD bei amazon sowie zu der inzwischen scheinbar gestrichenen zweiten des Ensembles mit den 4 Trios op.16:



    Letztere ermöglicht den direkten vergleich mit Brosse's Interpretation, den ich wesentlich eleganter, das Ensemble integrierter empfinde. Die englischen Damen und Herren klingen im Vergleich irgendwie zopfig und etwas betulich, wogegen bei Brosse für mein Empfinden die emotionale Wärme der Musik nur so aus den Lautsprechern strömt ..... aber das ist vielleicht Geschmackssache.

  • ... und hier nochmal der Hinweis auf Brigitte Haudebourgs Aufnahme des op. 14 auf einem Hammerklavier - nicht schlecht, sie hat den richtigen Draht zu dieser Musik.



    Das Bild kommt nur auf amazon.com, hier der link zu amazon.de: ===> - ich habe das Bild auch mal auf amazon.de hochgeladen.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Für die Nicht-Pianisten unter uns:


    Das war mein Erstkontakt mit Schwammerl II. Leider konnte mich das nicht wirklich begeistern, obwohl sicher ganz hervorragend musiziert wurde.


    Aber eine Chance gebe ich dem Hobbykoch bestimmt noch (Gottseidank muß ich die Musik ja nicht essen).


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Leider konnte mich das nicht wirklich begeistern, obwohl sicher ganz hervorragend musiziert wurde.


    Wie gesagt, Signore Sgrizzi war zum Zeitpunkt der Aufnahme schon etwas älter und konnte die schnellen Läufe z.T. nicht à tempo spielen, was ich für den musikalischen Fluß doch ziemlich störend empfinde. Und das von ihm verwendete Hammerklavier ist keine gute Wahl, klingt zu weich. In Paris hat Schobert bestimmt keinen solchen Hammerflügel (einen Fritz von ca. 1820!) gespielt! Mit Wiener Klassik hat Schobert eigentlich nicht so viel zu tun, außer dass er Mozart beeinflusst hat, vielleicht auch andere, da seine Werke gedruckt vorlagen und populär waren.


    Die Streicher klingen schön und spielen gut, wie ich es von Signora Banchini auch nicht anders kenne. Die Tempi der Polonaisen und der Menuette trifft Brosse allerdings besser, und die Dynamik ist mitreißender, ohne zu übertreiben.


    Der Vollständigkeit halber die Werke auf dieser CD:


    Quartett f-moll op. 7 Nr. 2
    Trio B-Dur op. 16 Nr. 1
    Sonate op. 14 Nr. 4
    Sonate op. 14 Nr. 5
    Trio F-Dur op. 16 Nr. 4
    Quartett Es-Dur op. 14 Nr. 1


  • Meine erste Begegnung mit Schobert war eine LP der Reihe "Schola Cantorum Basiliensis - Documenta", die sich unterbelichteten Aspekten der Musik mit der Betonung auf zeitgemäßem Instrumentarium widmete. Ich habe eine Zeit lang fast jede Neuerscheinung der Reihe gekauft und wurde nie enttäuscht. Die deutsche harmonia mundi (damals im Vertrieb von EMI) veröffentlichte diese LPs, von denen nicht alle auf CD aufgelegt wurde, die Schobert z.B. nicht.


    Das Programm:


    Sinfonie F-dur op.9 Nr.3
    Sonate B-dur op.16 Nr.1
    Sonate F-dur op.17 Nr. 2
    Sonate Es-dur op.7 Nr.1


    Jaap Schröder & Beatrix Landolf (op.7), Violine
    Michael Jappe, Violoncello (op. 16 & 7)
    Jürg Allemann & Bernard Léguillon, Horn
    Jean Goverts, Cembalo (William Dowd 1977 nach französichen Modellen) oder Hammerklavier (Frère et Soeur Stein, d'Augsburg à Vienne 1800, in op.16 & 17)
    Aufnahme 1982 in einer Kirche nahe Bern.


    Am interessantesten ist die Sinfonie (oder auch Sonate) aus op. 9: Cembalo, Violine und zwei Hörner (!) ad libitum - eine Klangkombination, die Haydn und später Mozart ausprobierten und den Parisern völlig neu war, sinfonische Klänge in der Kammermusik! Dieses Stück ist auch (für mein Empfinden) totzal witzig und voller Esprit - ich hatte gehofft, Brosse würde sich auch Schoberts op.9 & 10 annehmen, da er die Sonaten von Balbastre mit Horn aufgenommen hat ...
    Das von Goverts gewählte Hammerklavier hat eine Verbindung zu Mozart, dieser Typus war Schobert aber mit Sicherheit nicht bekannt. Dieses Klavier ist etwas prägnanter als der Fritz von Sgrizzi (ein Instrument, was eher schon zu Beethoven und Schubert passt!), die repetierten Noten in der linken Hand wirken auf ihm natürlich weniger penetrant als auf einem Cembalo.
    Die Hoffnung, daß diese Aufnahme auf CD erscheint, habe ich inzwischen aufgegeben. Meiner Ansicht nach eine bessere erste Annäherung an Schobert als die CD auf HMF.

  • Eine weitere CD mit Schobert-Stücken habe ich gerade entdeckt:



    Keine Ahnung, wie die spielen - es ist das gleiche Programm, das auch schon Jean-Patrice Brosse mit Concerto Rococo präsentierte.


    Ein Bild gibtes auf der Website des polnischen Labels: "http://www.acteprealable.com/albums/ap0037.html"


    Bei amazon ist sie lieferbar, aber es gibt kein Bild: --->

  • Ich knüpfe da an wo 2009 unterbrochen wurde. Leider gibt es kaum positives zu berichten, fast alle hier vorgestellten und empfohlenen Aufnahmen wurden inzwischen gestrichen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Eine davon wurde im bislang letzten Beitrag von Ex Mitglied miguel54 gezeigt, es gab allerdings keine Soundsamples.
    Die Aufnahme - damals brandneu - ist - wenn man den KLatalogen trauen darf - noch immer im Programm - und man kann jetzt bei jpc auch in die Klangbeispiele hineinhören


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !