Andre Jolivet (1905-1974) der Franzose mit den Schlaginstrumentenklöppeln

  • Hallo Freunde französischer Orchestermusik aus dem 20.Jhd.,


    Andre Jolivet (1905-1974) ist mir von einigen Kompositionen für Schlaginstrumente bekannt.
    Wenn man eine klassische Percussions-CD kauft ist bei mir oft ein Jolivet-Werk mit dabei.


    :yes: Heute morgen im WDR3 hörte ich sein Klavierkonzert, das mir sehr gut gefallen hat - irgendwie genau meine Richtung vom Klangerlebnis her- viel Schlagzeug, fabiges Orchester und kein Geplänkel auf dem Klavier.
    Der Solist war Andre Previn mit Jolivet als Dirigent.


    Leider habe ich nirgendwo eine CD-Quelle für das Klavierkonzert gesehen.
    Nur, dass es auch ein Violinkonzert (1972) von ihm gibt.
    :hello: Wie ist das zu beurteilen ?


    ?( Wo gibt es das Klavierkonzert auf CD ?
    Ich habe lediglich eine sehr teure CD mit dem Dänischen RSO gesehen, die von dänischen Künstlern ausgeführt wurde.


    :hello: Ich wäre auch interessiert von Jolivet-Kennern einige Anregungen über sonstige interessante Jolivet-Werke zu erhalten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Teleton,


    mit André Jolivet beschreitest Du sehr "experimentelle" aber auch interessante Wege.


    Jolivet war Schüler von Paul le Felm und Edgar Varèse und stand später mit Oilivier Messiaen an der Spitze der Avantgarde-Gruppe "Jeune France".


    Bei ERATO ist vor Jahren diese CD-Box mit Orchesterwerken und Konzerten erschienen:



    Die Aufnahme des Violinkonzert mit Isabelle Faust ist die jüngste CD-Einspielung eines Werkes von Jolivet.


    Eine Aufnahme des Klavierkonzert habe ich leider auch nicht finden können.


    Ich kann Dir aber mit anderen Werken gerne aushelfen. Da gibt es noch viel "schiefes" zu entdecken :hahahaha:


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Man(n) muss eben nur richtig suchen :yes:


    Concerto pour piano et orchestre (1950)

    Lucette Descaves
    Orchestre du Théâtre des Champs-Élysées
    Dir: Ernest Bour
    1954 - Ducretet-Thomson LAG 1 020
    Grand Prix du disque l954
    1965 - Ducretet-Thomson DUC 23
    2004 - EMI Classics 7243 5 85237 2 0



    Philippe Entremont
    Société des Concerts du Conservatoire
    Dir: André Jolivet
    1968 - CBS S 75 660
    Grand Prix du disque 1968



    Lucette Descaves
    Orchestre Radio-symphonique de Strasbourg
    Dir: Ernest Bour
    1992 - Solstices SOCD 81



    Herman David Koppel
    Orchestre symphonique de la radio danoise
    Dir: Eric Tuxen
    2005 - Danacord DACOCD 561

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo, Davidoff et alii!


    Mit Jolivet verbinde ich primär höchst reizvolle Solokonzerte und etwas Kammermusik, auch für Trompete und Orgel. Nur Letztere besitze ich auf CD. Alles andere habe ich in den letzten Jahr(zehnt)en irgendwann mal mitgeschnitten.


    Ich suche auch eine Aufnahme des Klavierkonzerts, nachdem ein Kassettenmitschnitt mit Daniel Wayenbach technisch kaum brauchbar ist. Dieses Werk - Wolfgang "teleton" hat es angedeutet - ist von größter rhythmischer und farblicher Originalität, die zum Teil an Gamelan-Effekte erinnert.


    Wo hast Du denn die ganzen Quellen her? Sind diese Aufnahmen auch wirklich greifbar? Ich muss wohl doch nochmals gezielter schauen.


    Auf Kassette besitze ich in einer Mono-Aufnahme das Konzert für Ondes Martenot und Orchester, ein Werk von ungewöhnlich spröder Schönheit, sowie - von der Qualität her besser - ein Schlagzeugkonzert.


    Am bekanntesten sind aber seine beiden Trompetenkonzerte und wohl auch auf CD greifbar. Da habe ich aber wegen der guten Mitschnittqualität jetzt keinen Kaufbedarf. Das zweite Konzert ist ein von Jazz, Blues und gemäßigter Avantgarde geprägtes Werk, das ich als genial bezeichnen möchte. Hier besitze ich eine Aufnahme mit Maurice André und dem Komponisten, die sicher nicht taufrisch, aber klanglich vollauf überzeugend ist.


    Und dann wäre da noch das 2. Cellokonzert von 1966 mit Mstislaw Rostropowitsch, das ich vor etlichen Wochen hier mal in einem Thread mit "Gänsehautmusik" (oder so) gepostet habe. Es ist von geradezu schreiender Streicherintensität, sicher das progressivste der von mir genannten.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Und weil's so schön ist, habe ich mir jetzt das Set, das Davidoff oben empfiehlt, auf dem Marktplatz gekauft. Wer weiß, wie lange die Kassetten noch halten - abgesehen, dass ich nicht alles darauf schon besitze! :P


    Schade, dass das Klavierkonzert fehlt!


    Vielen Dank für den Tipp!


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von WolfgangZ


    Wo hast Du denn die ganzen Quellen her? Sind diese Aufnahmen auch wirklich greifbar? Ich muss wohl doch nochmals gezielter schauen.


    Dann werde ich mal meine Quelle preisgeben:


    André Jolivet




    Leider sind viele Aufnahmen nicht mehr greifbar.


    Das Klavierkonzert habe ich selber auch nur in dieser Einspielung:


    Concerto pour piano et orchestre (1950)


    Allegro deciso - Andante con moto - Allegro frenetico


    Herman David Koppel, Klavier
    Orchestre symphonique de la radio danoise
    Eric Tuxen


    Aufnahme vom 29.09.1955
    Danacord


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo davidoff,


    Danke für deine Quellenangaben und den Hinweis der 4CD-ERATO-Box.
    Ich überlege auch diese zu bestellen.
    Sind das alles Stereo-Aufnahmen ?


    Leider ist das Klavierkonzert (1950) nirgendwo greifbar - und die von Dir gezeigte dänische Aufnahme (hatte ich auch bei amazon gesehen) ist in Mono ...... :motz:


    Die Entremont-CBS-Aufnahme von 1968 wäre u.a. auch interessant gewesen, aber die gibt es offenbar nicht auf CD (das ist eine LP-Bestellnummer).


    :hello: :wacky: Da hilft nur weitersuchen und warten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Darf ich einen Besuch bei http://www.amazon.fr empfehlen, daselbst auf "Musique" klicken, "Jolivet" eingeben und bis zu dieser CD scrollen:

    Auf ihr gibt's das Klavierkonzert.
    Das Service von amazon.fr ist so gut wie das von amazon.de.


    Meine beiden Lieblings-Jolivets sind übrigens "Mana" für Klavier und das Konzert für Ondes Martenot und Orchester, was zweifellos an meiner Begeisterung für die Ondes liegt. Ich hab's auf einer französischen CD, die längst vergriffen ist - was bedeutet, dass dieses Werk derzeit tatsächlich nicht zu bekommen sein dürfte.


    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin,


    Danke für die Empfehlung.
    Ich habe die empfohlene EMI-Doppel-CD gerade bestellt, allerdings bei amazon.de, dort ist sie mit 11,17€ incl.Versand noch preiswerter als in Frankreich.
    Das Angebot ist bei amazon.de nur nicht als Klavierkonzert gelistet und als solches erkennbar, sondern weißt auf die enthaltenen Flötenkonzerte hin.


    Die angegeben Solisten sind Serge & Andre Jolivet, Serge Baudo.
    :hello: Ich bin mal gespannt.


    Zitat

    Konzert für Ondes Martenot und Orchester, was zweifellos an meiner Begeisterung für die Ondes liegt. Ich hab's auf einer französischen CD, die längst vergriffen ist - was bedeutet, dass dieses Werk derzeit tatsächlich nicht zu bekommen sein dürfte.


    Doch, das Konzert für OndesM und Orchester ist in der von Davidoff empfohlenen Erato-4CD-Box auch enthalten - die kostet ca.21,-Euro.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton


    Doch, das Konzert für OndesM und Orchester ist in der von Davidoff empfohlenen Erato-4CD-Box auch enthalten - die kostet ca.21,-Euro.


    Jawohl! :yes:


    Concerto pour ondes Martenot et orchestre (1947)


    Allegro moderato - Allegro vivace - Largo cantabile


    Jeanne Loriod
    Orchestre Philharmonique de l’O.R.T.F.
    André Jolivet


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Danke, Wolfgang "teleton", dass ich jetzt auch noch an das Klavierkonzert günstig herankomme! Ich habe es für € 12.05 einschließlich Porto bei caiman bestellt.


    Für die anderen hier wäre auch noch ein bisschen was übrig ... 8)


    Ich denke aber, dass Daniel Wayenberg spielt, das wäre dann mein nicht mehr brauchbarer Kassettenmitschnitt. Die Interpretation ist in Ordnung.


    Eigentlich bedauerlich, dass die Suche nach Spezialitäten sich so schwierig gestaltet, obwohl die CDs immer wieder überraschenderweise doch grefbar sind!


    :)


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo, miteinander!


    Die Erato-Box und die Mono-Rarissimes sind da und ich bin am Hineinhören, Wieder- und Neuentdecken.


    Das Konzert für "Ondes Martenot und Orchester" von 1947 in der weiter oben seitens Davidoffs angeführten Aufnahme ist, obwohl keineswegs auf dem neuesten Stand der Technik, eine Wucht gegenüber dem klanglich sehr fragwürdigen, wenn auch sicher nicht schlecht musizierten Kassettenmitschnitt, den ich vor Jahren zwei- oder dreimal gehört habe (Ginette Martenot, BR-SO München, Jan Koetsier, 1952, vermutlich Konzert).


    Während die raffiniert herben, ganz aus dem Geist der Nachkriegsmoderne gewonnenen ersten beiden Sätze von Aggressivität und existenziellem Kampf erfüllt sind, wobei das elektronische Soloinstrument die quasi filmisch-visuelle Ebene beisteuert, zeigt der langsame Finalsatz eine gewisse Nähe zu den Schlussakkorden aus Honeggers 3. Sinfonie oder Teilen von Messiaens "Turangalila". Er findet zur Ruhe, steckt voller Lyrismen und endet apotheotisch in einem lange ausgekosteten D-Dur-Akkord. :angel:


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo, miteinander!


    Ich habe die Mono-Rarissimes wieder herausgekramt und jetzt die zweite CD kennengelernt.


    Ausgesprochen originell finde ich die "Delphische Suite" für Kammerensemble, darunter auch die Ondes Martenot. Die von vorderorientalischen Exotismen und für den Komponisten typischen Schlagzeug- und Klangeffekten geprägte Musik strahlt bei aller komplexen Modernität etwas beinahe Filmmusikhaftes aus. Im zweiten Satz mit dem Titel "Les chiens de l'Érèbe" geht es um die Hunde, die den Eingang zur Unterwelt säumen. Das elektronische Instrument ahmt hier in einer mir von Messiaen oder auch dem Solokonzert für Ondes Martenot und Orchester von Jolivet noch nicht bekannten Klangfarbe verblüffend naturalistisch das Heulen dieser Hunde nach. Nicht schlecht!


    Natürlich ist solche Musik relativ zeitbezogen und ich könnte mir vorstellen, dass es keine Aufnahmealternativen jenseits der Entstehungszeit in den späten Fünfzigern gibt.


    Das Klavierkonzert wird übrigens doch nicht von Daniel Wayenberg gespielt, sondern - wie weiter oben schon angegeben - von Lucette Descaves. Mal schauen, ob ich weiterhin versuche, an eine der moderneren Aufnahmen heranzukommen. Um jeden Preis sicher nicht. 8)


    :) Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich lese mit Interesse, was Ihr hier über den mir bislang nur namentlich bekannten Komponisten schreibt. Da ich Debussy und Messiaen sehr schätze (auch die Ondes Martenot!), bin ich neugierig geworden.


    Die EMI-Doppel-CD und die Erato-4CD-Box scheinen gerade günstig zu bekommen sein. Sollte ich mich zum Erwerb entschließen (Tamino-Lektüre kann ins Geld gehen), werde ich gern über meine Eindrücke berichten.


    Lieber Wolfgang, könntest Du noch etwas über die Aufnahmequalität der beiden Sets sagen? Sind das allesamt Aufnahmen aus den 50ern? Insgesamt zumutbar, oder empfiehlt sich doch eher ein modernerer Einstieg? Ein bißchen "Motivationsanschub" könnte ich noch brauchen.

  • Hallo, Gurnemanz!


    Die Viererbox enthält vorwiegend Stereoaufnahmen aus den Sechzigern, die klanglich durchaus zufriedenstellend sind; ich finde etwa die Trompetenkonzerte in dieser Hinsicht einwandfrei - der weniger geleckte ADD-Sound steht den Werken bestens an.


    Bei der Zweierbox handelt es sich um Monoaufnahmen von ordentlicher, aber natürlich nicht audiophiler Qualität. André und Delmotte zu vergleichen ist an sich reizvoll. Beim Kennenlernen der "Delphischen Suite" hatte ich die beschränkte klangliche Ausstrahlung bald aus den Augen verloren.


    Einzig bei dem klanglich besonders raffinierten Klavierkonzert würde ich mir nach wie vor eine modernere Alternative wünschen - womit es nicht gut aussieht.


    Wie einer der zeitgenössischen Trompetenvirtuosen Jolivet spielt, lässt sich leichter nachzuvollziehen - und sollte von mir auch mal nachvollzogen werden. :D Immerhin findet man bei Amazon Aufnahmen mit Nakariakow, Friedrich, Harjanne und sogar Marsalis, auch manch andere Einzelangebote von Konzerten und vor allem Kammermusik.


    André ist aber gewiss jenseits der Barock-Haydn-Hummel-Pfade auf höchstem Niveau zu bewundern.


    Ich möchte alle sechs CDs der beiden Sets nicht mehr missen. Das zweite Trompetenkonzert habe ich als Kassettenmitschnitt (André) schon vor über zwanzig Jahren in mein Herz geschlossen.


    Schau aber ruhig die Amazon-Angebote durch. Was ich noch besitze, ist die CD mit dem Fagottkonzert (Dag Jensen, Capriccio).


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo Wolfgang!


    Zitat

    Original von WolfgangZ
    Die Viererbox enthält vorwiegend Stereoaufnahmen aus den Sechzigern, die klanglich durchaus zufriedenstellend sind; ich finde etwa die Trompetenkonzerte in dieser Hinsicht einwandfrei - der weniger geleckte ADD-Sound steht den Werken bestens an.


    Das ist ein eindeutiges Pro-Argument: Mit Aufnahmen dieser Art habe ich beste Erfahrungen; mit "weniger geleckte[r] ADD-Sound" hast Du mich auf Deiner Seite.


    Zitat

    Schau aber ruhig die Amazon-Angebote durch.


    Werde ich tun; vielen Dank für Deine Erläuterungen, die meine Neugier auf Jolivet noch steigern!


    Beim Durchstöbern von Konzertprogrammen der nächsten Saison bin ich übrigens heute erst auf ein Konzert mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart, Leitung: Marcus Creed, gestoßen, die am 2.11. in Mannheim in einem Chorkonzert ein Werk von Jolivet aufführen: Epithalame (Hochzeitslied) pour orchestre vocal a douze voix - mir ebenfalls noch unbekannt. (Jolivet kann's offensichtlich auch ohne Schlaginstrumentenklöppel :pfeif: )


    Ein reizvolles Programm, zumal noch zwei Werke Messiaens dabei sind: Cinq rechants und - als Uraufführung - Deux Mélodies et un fragment aus "Harawi", bearbeitet für 8 Stimmen a cappella von Clytus Gottwald.

  • Und das ist topaktuell:



    Der Preis ist natürlich hoch, die Klangbeispiele sind wie die Interpreten naturgemäß nicht sonderlich aussagefähig ... aber mal schauen - und erst mal in den Warenkorb legen, bis die fünfzig Euronen erreicht sind ...


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Auch ich bin gerade fündig geworden:


    Zitat

    Original von Gurnemanz
    [...] Konzert mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart, Leitung: Marcus Creed, gestoßen, die am 2.11. in Mannheim in einem Chorkonzert ein Werk von Jolivet aufführen: Epithalame (Hochzeitslied) pour orchestre vocal a douze voix [...], zumal noch zwei Werke Messiaens dabei sind: Cinq rechants [...]


    Sie haben beides schon auf CD eingespielt, wie ich soeben bemerke:



    Außerdem ist drauf:
    Debussy: Chansons de Charles d'Orléans
    Ravel: Trois chansons
    Chausson: Ballata, for 4 voices, Op. 29


    Könnte was sein...

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Und das ist topaktuell:



    Der Preis ist natürlich hoch, die Klangbeispiele sind wie die Interpreten naturgemäß nicht sonderlich aussagefähig ... aber mal schauen - und erst mal in den Warenkorb legen, bis die fünfzig Euronen erreicht sind ...



    Dochdoch, die Interpreten kann ich vorbehaltlos empfehlen - Darlington ist ein brillanter Dirigent, der noch von sich reden machen wird, und hat das Duisburger Orchester wirklich auf Vordermann gebracht. (Vorsicht - Statement ist von einem Hauch Lokalpatriotismus eines geborenen Duisburgers geprägt ;)).


    Die konkrete CD kenne ich zwar nicht, erkläre mich aber bei Nichtgefallen bereit, 2% des Kaufpreises zu übernehmen :D.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo, Bernd!


    Einverstanden mit den zwei Prozent, aber vermutlich kannst Du sie behalten! :D


    Das Orchester Deines jetzigen Wohnorts ist mir halt vertrauter. :)


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Gut, dann oute ich mich: Diese CD wird die erste in meiner Sammlung mit den Duisburger Philharmonikern sein. Habe grad mit so unbekannten Ensembles schon gute Erfahrungen gemacht.


    Bekomme auch ich die 2%? Natürlich nur im Falle daß...

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Das Orchester Deines jetzigen Wohnorts ist mir halt vertrauter. :)



    Hallo Wolfgang,


    mir ja inzwischen auch ;) - aber man hängt schon an dem Orchester, mit dem man seine ersten Konzerte erlebt und einen guten Teil des Orchester- (und Opern-)Repertoires kennengelernt hat. Jetzt habe ich Lust bekommen, die CD zu bestellen - dann schließe ich endlich auch mal mit Jolivet Bekanntschaft...




    Zitat

    Original von Gurnemanz
    Bekomme auch ich die 2%? Natürlich nur im Falle daß...



    Hallo Gurnemanz,


    die 2% sind garantiert :D (hoffentlich bestellen jetzt nicht 300 Tamino-Mitglieder die CD und erheben dann Anspruch darauf... :untertauch:).



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    [...] die 2% sind garantiert :D (hoffentlich bestellen jetzt nicht 300 Tamino-Mitglieder die CD und erheben dann Anspruch darauf... :untertauch:).


    Tja, Berufsrisiko, oder so. Immerhin: Vielleicht stürmen Jonathan Darlington und die Duisburger Philharmoniker noch die Charts...


    Im Ernst: Ich begrüße solche Produktionen abseits der Hauptstraßen sehr: Auch die Sachen von Ravel und Debussy sind, wenn ich es recht sehe, Raritäten. Bin also neugierig drauf.

  • "Vielleicht stürmen Jonathan Darlington und die Duisburger Philharmoniker noch die Charts..."


    Nachdem ich nun die Aufnahme bekommen und das Klavierkonzert zweimal angehört habe, würde ich sagen: eher nicht, und das nicht nur wegen des wenig populären Programms. Sosehr ich mich auch für perkussiv dominierte Musik begeistere (z. B. bei Bartók, Strawinsky oder Varèse) - hier bleibe ich etwas unschlüssig, weiß nicht, ob ich es den Interpreten oder dem Werk zuschreiben soll - oder meinen eigenen unerfüllten Erwartungen.


    Der Pianist Pascal Gallet und die Duisburger Philharmoniker unter Jonathan Darlington musizieren klar und gut durchhörbar, meine Vermutung: Die Strukturen werden schön offengelegt, und das in einer Live-Aufnahme - ein Lob auch an den Toningenieur - doch glaube ich, daß die Komposition durchaus mehr rhythmische Sprengkraft (etwa in Richtung Strawinskys Sacre) hat als hier hörbar wird. Vielleicht liegt dies auch daran, daß zumindest in den beiden Ecksätzen alles in etwa gleicher Lautstärke erklingt (ist das bei der von Edwin empfohlenen alternativen EMI-Einspielung ebenso?), ich kaum Spannungsbögen bemerke - oder hat das der Komponist so gewollt? Jedenfalls habe ich im 1. Satz wenig "Allegro deciso" und im 3. Satz kaum ein "Allegro frenetico" gehört, so Jolivets Satzbezeichnungen, die möglicherweise mehr Feuer und mehr exzessive Gewalt fordern.


    Heute ist die 4-CD-Box (Erato) eingetroffen, so daß mir weitere Erfahrungen möglich sind. Darüber demnächst ggf. mehr.


    Nachtrag: Die Duisburger Jolivet-CD enthält noch Orchsterfassungen von Ravel (Gaspard de la nuit) von Marius Constant (1990) und Debussy (Lísle joyeuse) von Bernardo Molinari (1917). Erster Eindruck: durchaus bemerkenswert. Die CD scheint doch kein Fehlkauf zu sein.

  • Hallo, Gurnemanz!


    Da ich das Klavierkonzert mit den Duisburgern noch nicht gekauft habe, wäre ich jetzt sehr interessiert, wie Du die Einspielung im Vergleich mit der alten Monoaufnahme bei Erato beurteilst. Wenn Dich Letztere deutlich mehr überzeugt, würde ich auf die topaktuelle und im Hochpreisbereich angesiedelte Stereoproduktion vielleicht doch verzichten wollen.


    Schade, dass ich an die alte Tonbandaufnahme mit Wayenberg nicht mehr herankomme. Damals hatte ich noch nicht dieses Vergleichs- und Abwägebedürfnis und war auch nicht so empfindlich gegen dürftigere Tonqualität. Aber Stereo war und ist bei solcher Musik halt doch ... Stereo! :D


    Besten Gruß, Wolfgang


    Edit: Halt! Auf der Viererbox ist das Klavierkonzert ja gar nicht enthalten! Willst Du Dir nicht doch auch die Zweierbox "Rarissimes" bei EMI bestellen? :yes: ;)

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Auf der Viererbox ist das Klavierkonzert ja gar nicht enthalten!


    Richtig.


    Zitat

    Willst Du Dir nicht doch auch die Zweierbox "Rarissimes" bei EMI bestellen?


    Hm, hm, hm. Ist Dir eigentlich klar, was Du mit solchen Fragen anrichten könntest? :rolleyes:
    Nun gut, wir werden sehn. Zunächst aber will ich mal die Erato-Box sichten, um den Komponisten besser kennenzulernen. Im Moment weiß ich noch gar nicht, wie weit ich mich von Jolivet weiter gefangennehmen lasse - bin jetzt erstmal gespannt auf das Ondes-Martenot-Konzert.

  • Hallo, Gurnemanz, hallo, miteinander!


    Neuester Stand zum Klavierkonzert:


    Ich denke, dass ich mit beiden Aufnahmen, dem klanglich aktuellen Livemitschnitt aus Duisburg und der Rarissemes-Einspielung aus den Fünfzigern gut leben kann. Letztlich unterscheiden sich beide Einspielungen nicht wesentlich voneinander, was wohl auch der Strenge und Komplexität dieser Musik entspricht, die wohl kaum Freiräume lässt. Die Anspielungen an afrikanische, asiatische und polynesische Klanglichkeit, stets dominiert von Jolivets unverwechselbarem Personalstil, sind auf beiden CDs unverkennbar. Es mag sein, dass die alte Aufnahme schroffer wirkt, perkussiver, auch dynamisch etwas differenzierter, quasi authentischer - und dazu mag sogar die Mono-Technik beitragen. Ich möchte aber auch die Farbigkeit der Duisburger Interpretation nicht missen.


    Man muss sich quasi beide Aufnahmen zusammendenken. :)


    Vielleicht magst Du Deinen (alternativen) Eindruck hier auch nochmals explizit vergleichend formulieren?


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Vielleicht magst Du Deinen (alternativen) Eindruck hier auch nochmals explizit vergleichend formulieren?


    Gern: Die Neuaufnahme mit Pascal Gallet, Klavier, und den Duisburger Philharmonikern, Leitung: Jonathan Darlington, war meine Erstbegegnung mit Jolivet überhaupt. Verwickelte rhythmische Strukturen, perkussiv dominiert, mit einigen exotischen Anklängen, dabei eine klare, durchsichtige Aufnahmetechnik - das sprach mich zunächst schon an, wirkte - auch nach wiederholtem Hören - insgesamt aber etwas monoton: Klangverwicklungen durchgehend auf gleichbleibendem Level, wenig dynamische Abwechslung, zu friedlich dahinplätschernd, trotz der orchestralen Raffinessen - das hätte meine Neugier nicht weiter geweckt, wenn ich nicht auf die anderen Werke Jolivets in der Erato-Box gestoßen wäre, fast durchwegs mit dem Komponisten selbst als Dirigenten, z. B. das wunderbare Konzert für Ondes Martenot und Orchester.


    Die Rarissimes-Doppel-CD enthält ja ebenfalls das Klavierkonzert, mit Lucette Descaves, KLavier, und dem Orchestre du Théatre des Champs-Elysées, Leitung: Ernest Bour. Zwar eine Mono-Aufnahme (1955), aber sie entdeckt mir genau das, was ich an den anderen Aufnahmen bemerke, nämlich, wie soll ich sagen, eine Hitzigkeit, ein Engagement, das ich in dieser Emotionalität bei den Duisburgern so nicht heraushöre - diese alten Einspielungen scheinen dauernd unter Starkstrom zu stehen - die (von Jolivet wahrscheinlich durchaus intendierte) Nähe zu Strawinskys Sacre und vor allem zu Edgar Varèse wird da deutlich.


    [zitat]Es mag sein, dass die alte Aufnahme schroffer wirkt, perkussiver, auch dynamisch etwas differenzierter, quasi authentischer - und dazu mag sogar die Mono-Technik beitragen.[/zitat]
    Unbedingt!!


    Die beiden hier mehrfach erwähnten Zusammenstellungen (Erato und EMI) kann ich nur wärmstens empfehlen. Die Einbußen, die man aufgrund des Alters hinnehmen muß, sind für mich kein Verlust, im Gegenteil.

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    eines unseren liebsten Werke von Jolivet ist das 1954 komponierte Konzert für Fagott und Streichorchester, Harfe und Klavier


    Es ist ein Paradestück für den Solisten, in einer lyrischen Sprache mit jazzigen Elementen. Das viersätzige Werk dauert keine 15 Minuten. Das Blasinstrument besitzt dabei eine unbestrittene Führungsrolle. Nach einigen Streicherakkorden, die eine düster-geheimnisvolle Stimmung heraufbeschwören, beginnt das Fagott ein großes Rezitativ, in das nur selten einzelne Orchesterinstrumente einfallen. Es ist musikalische Prosa, die unabhängig von Taktgrenzen wie improvisiert frei zu fließen scheint. Das Klavier leitet zum Allegro-Teil über, der mit seiner synkopierten Rhythmik Jazzelemente aufgreift.


    Die Musik ist tonal, lässt aber nur selten die Bindung an eine bestimmte Tonart erkennen. Das Largo cantabile besteht überwiegend aus weichen, konsonanten Streicherklängen, über denen das Fagott mit seiner großen Linie schwebt, gelegentlich auch im Dialog mit der Solovioline. Erst im polyphonen Schlusssatz, wie so oft bei Jolivet in Dur, übernimmt zeitweilig das Orchester die Führung.


    Wenn im Fugato das Klavier mit seinem rhythmischen Ostinato einen motorischen Puls gibt, erinnert die Verbindung von grosser Virtuosität im Kontrapunktik und ruckhaft synkopierter Rhythmik an Astor Piazzolla.


    empfehlen möchten wir die Aufnahme mit dem italienischen Fagottisten Sergio Azzolini



    2004 bei Capriccio erschienene Platte


    Gruss


    romeo&julia

  • Hallo Romeo&Julia,


    mit dem Konzert für Fagott, Streicher, Harfe und Klavier (1954) sprecht ihr ein wirklich ausgefallenes und für viele unbekanntes Repertoire an. Ich höre mir gerade erstmalig dieses Konzert an (mit Maurive Allard/Orchstre Jean-FrancisPaillard/Dirigent Andre Jolevet (ERATO, Stereo, ADD) !


    Ich habe von Jolivet die ERATO-4CD-Box, die EMI-Doppel-CD Rarissmes und die von WolfgangZ empfohlene CD mit den Duisburger Sinfonikern.
    Dieses CD-Material habe ich noch lange nicht komplett durchgehört. Immer wieder entdecke ich darin unerwartet überzeugende Leckerbissen. Jolivet hat ja eine Menge Bläserkonzerte dabei, die er spannend mit Schlagwerk würzt (meine Richtung).


    Auf Jolivet bin ich vor ein paar Jahren durch eine Rundfunkübertragung des Klavierkonzertes aufmerksam geworden. Diese Rhythmik mit reichhaltigem Schlagfwerk versehen, hatte es mir gleich angetan ... :thumbup: und bisher ist auch dieses Klavierkonzert das von mit am höchsten geschätzte Jolivet-Werk.
    Im Gegensatz zu WolfgangZ und Gurnemanz bin ich klanglich anspruchsvoller und kann mich nur mit der auch klanglich hervorragenden Aufnahme mit Pascal Gallet, Klavier / Duisburger Philharmonikern / Jonathan Darlington geschmacklich identifizieren (die CD ist in Beitrag 17 abgebildet). Eine total unbekannte, aber brillante TOP-Aufnahme.


    Bei den historischen Rarissmes - EMI-Aufnahmen (in der das KK mit Ernest Bour enthalten ist), so autentisch diese auch durch Jolivet selbst am Pult sein mögen, kommt mir manchmal :D das klangliche Grausen. Von daher schätze ich die ERATO-Box natürlich mehr, bei der Andre Jolivet neben Alain Lombard zu finden ist - aber hier klanglich sehr gut und für meine Ohren angenehm brauchbar.



    Als nächstes höre ich das von Gurnmanz in Beitrag 28 herausgestellte und geschätzte Konzert für Ondes Martenot und Orchester aus der ERATO - Box. Während ich mich erinnerungsmäßig noch die für mich schreckliche Turangalia-Sinfonie (Messiaen) im Ohr habe, bei der mir das Ondes Martenot derart auf den Wecker geht, finde ich dieses Soloinstrument hier angenehmer und nicht so aufdringlich in Klang gesetzt.
    Der Anfang des Konzertes würde jedem Horrorfilm zur Ehre gereichen; später wird es intimer und sehr geheimnisvoll - sehr eigentümlich aber tolle Musik, die bis dahin kein Anderer in ähnlicher Weise komponiert hat.
    Im 2.Satz Allegro vivace, läßt er die Post abgehen ohne das Ondes Martenot zu übertrieben einzusetzen - gute Balance zwischen Orchester und Solisten.
    Im abschliessenden Largo wird dem Ondes Martenot dann auch keine Change mehr geboten auf die Nerven zu gehen und Jolivet komponierte einen intimen geheinmissvollen, aber nie langweiligen Konzertabschluss.


    Das Ondes Martenot ist ja nun eine Zeiterscheinung, die gerde mal in den 50ern aktuell war und kann und wird sich für die Zukunft für weitere Komponisten nicht durchsetzen. Ein heute aktueller Synthesizer hat ungleich mehr Klangvielfalt zu bieten und nicht so ein "gehupe". Als Einzelfallerscheinung hat Joivet ein spannendes Konzert daraus geschaffen.



    Interessant dann auch Heptade für Trompete und Percussion (auf CD2), bei der ein riesiges Schlagzeugarsenal zur Anwendung kommt. Freilich, keine Musik für jeden Tag ....

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose