Boris Christoff - Ein Solitär unter den Nachkriegsbässen


  • Bedenkt man den exponierten Platz, welcher dem 1993 verstorbenen Bassisten Boris Christoff gemeinhin von der Fachwelt zugebilligt wird, wundert es schon etwas, dass er sich weder unter den ersten 50 Plätzen im Lieblingssänger-Thread wiederfindet, noch über einen eigenen Würdigungsort in diesen Hallen verfügt. Zumindest letzterem ist hiermit nun Abhilfe geschaffen. Eine Überlegung wert ist die Tatsache, ob für diesen Mangel an Tamino-Präsenz eventuell der Zeitraum entscheidend ist, in dem unzweifelhaft der Karrierehöhepunkt des Sängers zu datieren ist. In diesen, die 50er Jahre, datieren auch die maßstabsetzenden Aufnahmen des Bulgaren - und fallen damit in die berüchtigte "Mono-Lücke", also in die Phase, wo die Aufnahmetechnik nicht mehr ganz die weihrauchschwere Aura des historischen Tondokumentes atmet, aber auch noch weit vom technischen Quantensprung des Stereozeitalters entfernt ist. Oder liegt es doch an der geradezu verstörenden Individualität und Intensität des Stimmbesitzers, des Sängers, des Darstellers, ja letztendlich auch des Menschen Boris Christoff ?



    Die markante Signatur der Stimme steht unter den Nachkriegsbassisten einzigartig da: Ein zum Knarzigen tendierendes, in seiner Textur manchmal geradezu schroff wirkendes Organ, dass vom - italienisch geschulten - Sänger dennoch mit einem erstaunlich gerundeten, sonoren Klang von üppigem Volumen und großer Schallkraft produziert wird. Der besondere Reiz des Sängers scheint mir nun nicht zuletzt davon auszugehen, dass Christoff dieses (natur)gewaltige Instrument mit herausragender Kontrolle und großer Musikalität zu spielen weiß. Selbst, wenn man eingesteht, dass er die Virtuosität der größten Italiener nicht ganz erreicht, so sind seine Möglichkeiten der feinen dynamischen und klanglichen Schattierungen doch immer wieder verblüffend. Da der Sänger üppigen Gebrauch von diesen Mitteln macht, gelingen Ihm Interpretationen, die hinsichtlich der Eindringlichkeit der Darstellung, und der Schärfe, mit der die Rolle gezeichnet wird, den Atem stocken lassen.
    Die nachgelassenen Kritiken zeichnen ein fast diabolisches Bild der Bühnenpräsenz des Sängers, und auch auf der akustischen Klangbühne erreicht er eine Intensität des plastischen Gestaltens mit seinem Gesang, die für mein Empfinden von keinem anderen Sänger nach dem Krieg erreicht wurde, und auch davor wird es eng, am ehesten bietet sich natürlich der Vergleich mit dem legendären Schaljapin an. Ich sehe vor allem eine große Parallele mit dem Tenor Jon Vickers, jetzt vom Stimmfach mal abgesehen.



    Das man mit solchen Begabungen schwerlich an einer Weltkarriere vorbeikommt, sollte niemanden verwundern. Der 1914 geborene, aus gutem Hause stammende, und deshalb schon früh mit allerlei Bildungsprivilegien ausgestattete, Sänger absolvierte zunächst ein Jura -Studium, bevor Ihm ein Stipendium, unter Vermittlung des Bulgarischen Königs, eine Ausbildung in Italien ermöglichte. Über sein eigentlich Debüt gibt es widersprüchliche Ansichten, ein Meilenstein in der internationalen Karriere ist sicherlich sein Rollendebüt im "Boris Godunov" am Royal Opera House Covent Garden 1949. Christoff hat ein Repertoire von 120 Rollen an vielen großen Bühnen der Welt gesungen, auch beispielsweise Wagner.
    Mit diese Vielseitigkeit entzieht sich der Künstler einer Einengung in ein Stimmfach. Ein basso profondo ist er sicher nicht, die Tiefe war nie wirklich seine Stärke, aber trotz großer Expansion in der Höhe lehnte er beispielsweise den "Don Giovanni" ab, da Ihm die Tessitura zu hoch lag.
    Auch der Mensch Christoff entzieht sich einer Einordnung. Wie Stimme und Physiognomie, schien sein Charakter auch sehr eigen und scharf konturiert. Das Ego des Sängers ist ebenso legendär, wie sein aufbrausendes Temperament, dem in einer Probe in der "Auto da fe"-Szene des "Don Carlo" fast Franco Corelli zum Opfer gefallen wäre. Von schier unerschöpflichem Selbstbewusstsein zeugt auch die Kuriosität, dass Boris Christoff in seinen Aufnahmen des "Boris Godunow" jeweils alle drei Bassrollen (Boris, Pimen und Varlaam) gesungen hat - eindrucksvoll, aber nicht zur vollsten Zufriedenheit der Kritik.



    Wie auch immer, es bleibt neben vielen Anekdoten vor allem eine eindrucksvolle Diskographie, in der vor allem die großen Bassrollen des italienischen und russischen Repertoires zentral herausstechen. Zumindest kennen sollte man den "Boris Godunow" unter Dubrowen ( 1952, großartige Aufnahme mit dem jungen Gedda), und den Philipp, "Don Carlos" unter Santini 1954. Darüber hinaus befördert Christoffs Eindringlichkeit diverse Nebenrollen zur Hauptrolle, beispielsweise den Ramfis in der "Aida" unter Perlea und den Fiesco in "Simon Boccanegra" unter Santini. Unbedingt Gehör geschenkt werden sollte auch seiner verdienstvollen Einspielung der Lieder von Modest Mussorgsky.


    Für wenig Geld bietet im Übrigen die folgende Low-Budget-CD einen guten Überblick über das Schaffen dieses zentralen Sängers in den russischen und italienischen Partien:



    Gruß
    Sascha

  • Lieber Sascha,
    herzlichen Dank für diesen - längst überfälligen - Beitrag zum Leben des grossen Bassisten Boris Christoff. Da ich, ebenso wie Du, ein Faible für die tiefen Stimmen habe, gehört dieser Sänger schon immer zu meinen Favoriten.


    Einen Querschnitt durch seine Aufnahmetätigkeit für die Plattenfirma EMI gibt dieses Doppelalbum:



    Seine Opern-Aufnahmen alle aufzuzählen wäre zu lang, er hat alle großen Basspartien des russischen, italienischen und französischen Repertoires gesungen, aber auch den Gurnemanz (mit Maria Callas) im "Parsifal" und König Heinrich im "Lohengrin".
    1964 wurde bei ihm ein Hirntumor festgestellt. Nach einer schwierigen Operation kämpfte er mit großer Energie gegen die Folgen dieser Krankheit an und schaffte es, bereits 1965 in der Londoner Covent Garden Oper wieder als Boris Godunow auf der Bühne zu stehen.


    Er war aber auch ein bedeutender Konzert- und Liedsänger. 1942 hatte ihm Zar Boris von Bulgarien mit Hilfe eines Stipendiums ein Gesangsstudium in Italien ermöglicht. Nach dem Krieg hatte er Probleme, in den USA zu gastieren, da die Einwanderungsbehörden der McCarthy-Ära ihm ein Visum verweigerten, da er als gebürtiger Bulgare aus einem kommunistischen Land stammte. Erst 1956 trat er erstmals in Amerika auf, in New York erst 1980.


    Trotz etlicher negativen Kritiken gehört Boris Christoff für mich zu den ganz großen Sängern seiner Epoche.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Wenn man heute die Medien verfolgt, scheint es ja derzeit an "Star-Sopranen" und "Star-Tenören" keinen Mangel zu geben. Boris Christoff gehörte aber schon vor 50 Jahren zu einer zweifellos deutlich selteneren Gattung: dem "Star-Bass". Gibt es sowas? Wenn dieser Begriff auch nur irgendeine Bereichtigung hat, dann im Falle von Christoff, denn in fast allen Aufnahmen, die ich ihm kenne, avanciert er zu einem Mittelpunkt des Geschehens - er lässt halt einfach aufhorchen. Das liegt wohl schon daran, dass sein Timbre einmalig ist. Es ist praktisch unmöglich, Christoff mit irgendeinem anderen Sänger zu verwechseln, auch wenn ein derart markantes Timbre naturgemäß nicht jedermanns Sache ist. Christoff galt schon früh als legitimer Nachfolger Schaljapins; vielleicht musste er deshalb nicht wie die meisten Bässe das gesamte Repertoire rauf und runter singen sondern konnte sich auf einige Charakterrollen spezialisieren.


    Ich mag Christoffs Stimme und auch seinen charakteristischen Ausdruck. Christoff war ja alles andere als ein Belcanto-Sänger, und manchmal neigt er doch sehr zum "Raunzen" oder "Blöken". Dadurch hat die Stimme mit diesem "slawischen" Timbre aber etwas Bedrohliches oder Diabolisches, wie man das bei nicht bei vielen Bässen findet. Zu den von Antracis genannten Glanzrollen muss man deshalb sicherlich auch noch den Méphistophélès aus Gounods Faust zählen, von dem es zwei fast identisch besetzte Gesamtaufnahmen gibt. Trotz aller Eigenheiten wurde Christoff meines Erachtens aber nie zur überdrehten Knallcharge, was ihn als großen Singdarsteller ausweist. Ich würde da auch eine Parallele zu seinem Schwager und Kollegen aus dem Baritonfach Tito Gobbi ziehen.



    Hinweisen möchte ich aber auch noch auf eine nicht besonders bekannte Aufnahme, die mir sehr am Herzen liegt: die Einspielung von Arrigo Boitos Mefistofele unter Vittorio Gui. Christoff singt die Titelpartie, Giacinto Prandelli den Faust und die mir ansonsten völlig unbekannte Orietta Moscucci die Margherita. Insgesamt ist das eine Aufnahme, die sicherlich zu den Referenzaufnahmen dieses Werkes gehören könnte. Könnte. Warum ist sie es nicht? Weil man sich 1955 leider nicht dazu durchringen konnte, die gesamte Oper einzuspielen. Es fehlt der gesamte 4.Akt und im ersten wurde ziemlich wahllos an mehreren Stellen gekürzt. Das Ergebnis ist mehr als ein Querschnitt und weniger als eine Gesamtaufnahme. Für so etwas interessierte sich eigentlich niemand, die Aufnahme rutschte aus dem Katalog, obwohl sie qualitativ mit fast allen anderen Aufnahmen dieser Oper mithalten kann. Christoff ist sicherlich einer der besten Sänger des Mefistofele, weniger elegant als Cesare Siepi, weniger grob als Giulio Neri. Christoff hatte bei dieser Mono-Aufnahme einen hörbar geringeren Abstand zum Mikrofon als die anderen Sänger, was zu einer gewissen akustischen Dominanz führt, die Christoff durch seine ihm eigene stimmliche Autorität noch verstärkt. Das Ergebnis ist ein überlebensgroßer Verführer, der an Sarkasmus und Bösartigkeit kaum zu übertreffen ist. Die Aufnahme ist mittlerweile historisch, wartet aber wohl noch darauf, von einem der einschlägig bekannten Billiglabels wachgeküsst zu werden. Früher sah sie mal so aus:


  • Nachdem ich Boris Christoff schon als Phlipp in der legendären Santini-Aufnahme des Don Carlo (DG 1961/62) und von dieser CD mit Italienischen Arien kannte,




    rundet nun eine weitere CD meinen Eindruck von dieser großartigen Stimme mit dem russischen Repertoire ab:


    Boris Christoff - Russian Opera Arias & Songs


    von Mussorgsky, Borodin, Rimsky-Korssakoff, Tschaikowsky
    Boris Christoff, Gerald Moore, Philharmonia Orchestra,
    Issay Dobrowen, Nicolai Malko, Herbert von Karajan,
    Wilhelm Schüchter
    Label: EMI , ADD/m, 1949-1951




    Ich bin immer wieder von der Stilsicherheit und der großen Ausdrucksfähigkeit dieses Sängers begeistert!


    LG, Elisabeth

  • Christoffs letztes Auftreten in Wien war ein Arienabend (relativ kurz) unter Zagrosek im Konzerthaus 1982 mit Verdi, Glinka, Mussorgskij sowie einer Händel-Arie.


    Dieser Abend zählt zu einem der beeindruckendsten Erlebnisse in meiner Erinnerung. Dankenswerterweise hat der ORF dieses Konzert mitgeschnitten.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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  • Soweit mir bekannt ist, hat Boris Christoff zweimal die Hauptrolle (und Nebenrolle) in Mussorgskis "Boris Godunow" gesungen.


    Weiß zufällig ein Forumsmitglied, ob es diese Opernaufnahmen auf CD gibt? Ich habe schon so gut wie alles versucht, kam aber leider zu keinem Ergebnis.


    Oder kennt ein Forumsmitglied einen Schallplattenladen, bei dem die Möglichkeit bestehen könnte, die Operneinspielungen auf Vinyl zu bekommen?


    Für Hinweise bedanke ich mich schon im voraus recht herzlich.

    VJ


  • Dies ist die Einspielung, auf der B.Christoff drei Partien singt:


    Boris, Pimen und Warlaam.


    Die Aufnahme ist bei jpc für 17,99 € im Angebot.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Dank an Herbert für die schnelle Antwort. Da muss ich mich natürlich fragen, ob mein CD-Händler geschlafen hat.


    Die CD ist schon online bestellt. Schon toll, wie schnell oft ein derartiges Forum helfen kann.


    Allen ein schönes Wochenende!

    VJ

  • Die von dir oben erwähnte zweite Studioproduktion, in der Christoff ebenfalls die drei Baßpartien (Boris, Pimen, Warlaam) singt, entstand unter Cluytens in Paris (diese großartige Einspielung habe ich auf Plattenkassette mit 4 Stereo-LPs auf EMI).
    Weiters in den Hauptrollen:
    Schujskij: John Lanigan (ein bedeutender Mime an der Met)
    Marina: Evelyn Lear
    Grigorij: Dimiter Usunow (dramatischer Tenor, sang bis zu seiner Erkrankung in Wien)
    Missail: Milen Paounov
    Rangoni: Anton Diakov
    Blödsinniger: Kiril Dulguerov
    Chor der Nationaloper Sofia (überwältigend!)
    Orchestre de la Societé des Concerts du Conservatoire Paris


    Solltest du trotz aller Bemühungen diese Aufnahme nicht finden, werde ich mich wohl gezwungenn sehen, sie dir auf CD zu kopieren.

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  • Meinst Du vielleicht diese:



    Aufnahme: Sept. 1962, Studio
    Dirigent: André Cluytens
    Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire Paris
    Chorus of the Bulgarian National Opera Sofia
    Chorleitung: Luben Kondov
    Kommentar: Fassung von N. Rimskij-Korsakow 1908, 3. Akt leicht gekürzt
    Product Code: EMI CD: 7479938


    Amme: Melanie Bugarinovic
    Andrei Shshelkalov: Jacques Mars
    Bauer: Vasil Benchev
    Bauer: Bojan Katzarsky
    Bäuerin: Christine Hadijkoleva
    Bäuerin: Kina Kosseva
    Boris Godunov: Boris Christoff
    Chruschtschoff: Vasil Benchev
    Feodor: Anna Alexieva
    Grigory (Falscher Dimitri): Dimiter Usunov
    Lavitzki: Jacques Mars
    Leibbojar: Milen Paunov
    Marina Mnichek: Evelyn Lear
    Missail: Milen Paunov
    Mitjuschka: Bojan Kazarskij
    Narr: Kiril Djulgerov
    Nikitisch: Nikolaj Khristov
    Pimen: Boris Christoff
    Polizeikommissar: Nikolaj Khristov
    Prince Vassily Ivanovich Shuijsky: John Lanigan
    Rangoni: Anton Diakow
    Tschernikowsky: Kostadine Schekerlinski
    Varlaam: Boris Christoff
    Wirtin: Mira Kalin
    Xenia: Ekaterina Gubanova


    Die gibt es doch überall zu kaufen!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Zitat

    Original von VJ
    Soweit mir bekannt ist, hat Boris Christoff zweimal die Hauptrolle (und Nebenrolle) in Mussorgskis "Boris Godunow" gesungen.


    Weiß zufällig ein Forumsmitglied, ob es diese Opernaufnahmen auf CD gibt? Ich habe schon so gut wie alles versucht, kam aber leider zu keinem Ergebnis.


    Für Hinweise bedanke ich mich schon im voraus recht herzlich.


    Dies ließ mich vermuten, dass diese Aufnahme doch nicht so zahlreich "herumliegt". Danke jedenfalls für den Hinweis!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Mit Blick auf meinen CD-Shop ist das natürlich ein Trauerspiel!


    Mit Blick auf das Forum dafür ein Lichtblick.


    Dank auch dir, Milletre, für diesen Hinweis. Ich hoffe fest, dass ich auch diese CD noch bekommen kann. Ganz besonders lieb ist dein Angebot, dich gegebenenfalls gezwungen zu fühlen, die LPs für mich auf CD zu kopieren. Das ist sehr, sehr nett.


    Offen gestanden finde ich Boris Christoff einfach umwerfend, deshalb will ich auch diese zweite Einspielung mit ihmunter der Leitung von Andrè Cluytens bestellen. Leider ist bei meinem CD-Laden momentan immer belegt.


    Übrigens: Ich habe zufällig gerade heute in HR2 um 13.05 die Arie des Zaren Bosis "Mein ist die höchste Macht jetzt" mit Nicolai Ghiaurov gehört. Es ist einfach umwerfend, solche Stimmen zu hören. Ich war hin- und hergerissen bei der Frage, welcher der beiden Sänger mir nun besser gefällt. Natürlich hatte ich meine Frau hinzugerufen und sie gebeten, diese Arie mit anzuhören. Wir kamen schließlich zum Ergebnis, dass jeder der beiden Sänger für sich absolut einmalig ist.


    Glücklicherweise habe ich seit einiger Zeit einen DAT-Rekorder (ich weiß, das ist rückständig im Vergleich zu einem Festplattenrekorder oder den Aufnahmen direkt über den Computer - aber es ist immerhin mal ein Anfang!), sodass ich alles, was uns gefällt, mühelos und 1:1 aufnehmen kann. Zum Leidwesen meiner Frau übrigens, die immer gerade dann staubsaugen will, wenn ich was aufnehmen will/muss. (Ich kann das Mitschneiden mit einem DAT-Rekorder übrigens nur empfehlen. Ich habe bislang noch nie so einfache und gleichzeitig so hervorragende Bandaufnahmen gemacht. Es ist wirklich sagenhaft!)


    Im übrigen muss ich sofort revidieren, weil ich ein wenig schwindle: Ich habe inzwischen mehrere DAT-Rekorder, weil ich - wie schon an anderer Stelle erwähnt - tatsächlich einen Dachschaden zu haben und alles ein bisschen zu übertreiben scheine. Ich bin inzwischen so begeistert und überzeugt von den DAT-Rekordern, dass ich mir inzwischen einen "kleinen Vorrat" zugelegt habe, um auch meinen Kindern zu diesem Glück zu "verhelfen".


    Schön, dass es dieses Forum gibt.

    VJ

  • Natürlich will ich an diesem Forum nicht nur partizipieren. Deshalb...


    Mit Boris Christoff gibt es auch eine umwerfende Aufnahme von Giuseppe Verdis "Simone Boccanegra", in der er den Jacopo Fiesco singt. Auf dieser LP singen übrigens Tito Gobbi die Rolle des Simone Boccanegra und Victoria des los Angeles die Rolle der Maria Boccanegra. Phänomenal! (Für mich ist das DIE Aufnahme von Verdis Simone Boccanegra schlechthin.) Eine herrliche Opernaufnahme, die anzuhören sich absolut lohnt. (EMI Classics)


    Vor vielen Jahrzenten hatte ich diese Aufnahme auf LPs gekauft. Das waren damals zwei LPs, von denen eine davon nur auf einer Seite bespielt war. Wir hatten die LP-Aufnahme erst kürzlich - gemeinsam mit Freunden - mit der CD-Aufnahme verglichen und etwas erstaunt/überrascht festgestellt, wie viele Details auf der Schallplattenaufnahme zu hören sind, die auf der CD völlig fehlen!


    Diese Oper habe ich übrigens auch noch mit Nicolai Ghiaurov in der Rolle des Jacopo Fiesco, Piero Capucilli als Simone Boccanegra und Mirella Freni als Maria Boccanegra (Deutsche Grammophon). Auch hier singt Ghiaurov überragend gut und absolut überzeugend, während mich ansonsten die Aufnahme insgesamt (unter der Leitung von Claudio Abbado) etwas enttäuscht. Für mich kein Vergleich mit der DG-Aufnahme mit Boris Christoff. Das war einfach eine Traumbesetzung.

    VJ

  • Ich kann allen nur begeistert zustimmen. "Il etait temps", der 1. Boris-Monolog, der letzte Boccanegra-Akt, die Großinquisitor-Szene, gerahmt vom Philipp-Monolog und dem Quartett - alles Referenzeinspielungen.


    Da von Carlos, Faust und Boris alternative Stereo-Versionen vorliegen, werden die meisten Forianer (als CD-Hörer) wohl aus klangtechnischen Gründen für die opulenteren späteren Ausgaben optieren; zumal Christoff in den 60ern noch auf der ganzen Höhe seiner stimmlichen Möglichkeiten gestalten konnte.


    Dennoch ziehe ich (als Vinyl- und Mono-Fan) die früheren Versionen vor. Carlos und Faust sind klangtechnisch ohnehin von überragender Qualität (HMV red-gold); vom 52er Boris war ich selbst überrascht, da die amerikanische Erstausgabe (RCA) sehr historisch klang, die englischen HMVs zu hören, die allerdings selten sind. - Die Jugendlichkeit der Stimmtimbres (z.B. Gedda, Los Angeles, Stella), Dobrowens Dirigat (statt das etwas französischeren Cluytens-Boris) oder Gobbi in Posas Sterbeszene sind weitere Gründe, die Ersteinspielungen nachhaltig zu empfehlen.

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

    Einmal editiert, zuletzt von farinelli ()

  • Für kleines Geld gibt es jetzt eine 10-CD-Box mit dem bulgarischen Sänger:



    Boris Christoff - Teufel, Mönch und Zar
    Arien & Szenen von Gounod, Mussorgsky, Verdi, Wagner u. a.


    Documents 10 CD-Wallet-Box
    Label: Doc , ADD/m, 1949-1958
    10 CDs
    Erscheinungstermin: 24.6.2011


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Boris Christoff (Icon Series, 11 CDs)
    Arien & Lieder von Glinka, Mussorgsky, Borodin, Tschaikowsky, Gounod, Rachmaninoff, Verdi, Boito


    Boris Christoff,
    Herbert von Karajan, Igor Markevitch, Andre Cluytens, Georges Tzipine u. a.
    EMI, ADD, 1949-1967
    Erscheinungstermin: 1.2.2013


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Für mich ist Boris Christoff einer der ganz großen Bassisten des 20. Jahrhunderts, für mich sogar mein "historischer" (weil nicht live erlebt, sondern nur von Aufnahmen her bekannt) Lieblingsbass.


    Ich kenne eigentlich keinen anderen, der so viel stimmliche Emotionalität herüberbringt, dabei auch vor Übertreibungen und teilweise Chargieren nicht zurückschreckt, wenn er es als nötig empfindet (aber empfindet eben, bei manch anderem bin ich mir da nicht immer ganz so sicher), auch mal poltert und die Stimme hässlich tremolieren lässt - und dann auf der anderen Seite wie zu unglaublich schönen und weichen Höhenpianotönen fähig ist, wie man sie sonst von bassisten eigentlich überhaupt nicht kennt, sondenr nur von lyrischen Baritonvertretern wie Dietrich Fischer-Dieskau oder Siegfried Lorenz, denen aber natürlich das Erderschütternde eines Boris Christoff fehlt. Man höre sich bloß einmal die Lieder von Glinka an, darunter ein wundervoll innig gesunges Wiegenlied ("Baju, baju"). Grandios auch sein Höhenpiano am Ende seiner Interpretation des Wolga-Liedes. Auch bei seinem Boris steht Zartes, Zerbrechliches so unmittelbar neben Machtvollem, wie ich das bei kaum einem anderen Sängner je gehört habe. Seine Ausdrucks- und Gestaltungspalette erscheint mir riesig, die Spanne zwischen den beschriebenen Extremen erscheint mir größer als bei fast allen anderen Sängern.


    Als Opern- wie als Liedsänger ist er mir daher einer meiner Allerallerliebsten. :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Heute vor 20 Jahren gestorben:


    Christoff, Boris, bulgarischer Bass, * 18.5.1914 Plowdiw, † 28.6.1993 Rom.
    Absolvierte ein Jurastudium in Sofia. Der bulgarische König ermöglichte ihm eine Ausbildung in Italien, nachdem er ihn im berühmten Gusla-Chor gehört hatte. Er nahm Unterricht bei Stracciari in Rom und Muratti in Salzburg.
    Sein Konzertdebüt gab er 1945 in Rom, 1946 erfolgte sein erster Bühnenauftritt als Collin in Reggio Calabria.
    An der Mailänder Scala sang er im folgenden Jahr den Pimen, 1949 war er am Londoner Covent Garden erstmals der Boris Godunow, den er in Mailand, Paris, Barcelona, Rom, Bologna wiederholte und 1956 bei seinem Amerikadebüt in San Francisco sang. 1957–63 trat er in Chicago auf.
    1950 sang er in Florenz erstmals Philipp II., der zu seinen prägnantesten Rollen zählte und den er 1958 unter Giulini in London sang.

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    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Einer der größten Bässe aller Zeiten. Trotz dieses generellen Urteils wage ich, eine Einschränkung zu bringen, die ich persönlich beim "Jahrhundert-Boris" habe.
    Die Darstellung in dieser Party empfinde ich trotz der grandiosen stimmlichen Leistung zu theatralisch übertrieben. Ist vieleicht auch dem damaligen Zeitgeist geschuldet.
    Für mich am überzeugendsten seine Liedaufnahmen. Die 10er Box wird selbstverständlich bestellt.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Ich hege auch eine tiefe Verehrung für Boris Christoff, neben Schaljapin und Ghiaurov für mich DER Boris Godunov. Seinen Boris kann man Dank brilliant classics mittlerweile auch sehr preisgünstig kennenlernen:



    Neben seinem Opernschaffen möchte ich auch noch auf diese CD hinweisen, die ihn im russisch-orthodoxen, geistlichen Repertoire dokumentiert:




    Nicht nur zu Weihnachten eine ganz fulminante, bewegende CD, die Gänsehaut verursacht. Diese Version der CD ist wohl nur noch antiquarisch zu bekommen, allerdings ist sie, glaube ich, auch auf mehreren Samplern enthalten.
    Jedoch treten hier die bereits genannten Qualitäten, das typisch slawische, wuchtige, urwüchsige Timbre, gepaart mit der belcantistischen Erfahrung und der stupenden Sensibilität, deutlich zu Tage.

  • Ich bin überrascht, dass die CD "Liturgia Domestica" op.79 von Alexander Gretchaninov (Label Balkanton, Erscheinungsjahr???) noch nicht erwähnt wurde. Sie hat mich mehr beeiindruckt, als so manche Opernaufnahme mit Boris Christoff.
    Gruß
    Lohengrin

  • Boris Christoff, * 18. Mai 1914 in Plowdiw, Bulgarien; † 28. Juni 1993 in Rom, Italien,
    war ein bulgarischer Opern- und Liedsänger in der Stimmlage Bass, der den größten Teil seiner Karriere in Italien verbrachte und als Interpret von Werken Modest Mussorgskis und Giuseppe Verdis bekannt wurde.


    Boris Christoff absolvierte ein Jurastudium in Sofia. Der bulgarische König ermöglichte ihm eine Ausbildung in Italien, nachdem er ihn im berühmten Gusla-Chor gehört hatte. Er nahm Unterricht bei Stracciari in Rom und Muratti in Salzburg. Sein Konzertdebüt gab er 1945 in Rom, 1946 erfolgte sein erster Bühnenauftritt als Collin in Reggio Calabria. An der Mailänder Scala sang er im folgenden Jahr den Pimen, 1949 war er am Londoner Covent Garden erstmals der Boris Godunow, eine Rolle, die er immer wieder an allen großen Opernhäusern spielte.


    Heute hätte er seinen 100. Geburtstag!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Noch ein zweiter Prachtbass hat heute Geburtstag: Boris Christoff. Zu seinem Geburtstag habe ich diese Aufnahme ausgesucht:



    Heute ist sein 101. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und heute ist sein Todestag. Er starb am 28. Juni 1993. Zu diesem Anlass habe ich dieses Recital ausgesucht:



    Heute ist sein 22. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Gott, ist das gut!!!!!:.......
    Ich kenne keinen Einzigen, der das heute auch nur annähernd so singen könnte!


    Lieber Stimmenliebhaber!
    Das ist eine wirklich beeindruckende Interpretation. Zu der Zeit war er über 60 Jahre alt. Unglaublich!
    Ich kannte die Aufnahme noch nicht. Danke, dass du sie aus dem Anlass des Todestages von Christoff vorgestellt hast.


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!