Cembali deutschen Typs und ihr Repertoire

  • In diesem Thread sollen die Typen des Cembalo und das dazugehörige Repertoire diskutiert werden.
    Eine kurze Einführung hat das Tamino-Mitglied hildebrandt hier verfasst. Er hat offensichtlich die besseren Kenntnisse zu Instrumentenbau und Geschichte; ich werde mich bemühen, konkrete Beispiele zu Aufnahmen mit Instrumenten dieser Typen (es gibt ja viele verschiedene) vorzustellen.


    Eine erste Anregung:




    Auf dieser CD spielt Andreas Staier den Nachbau eines Cembalos von Hieronymus Albrecht Hass aus dem Jahre 1734 (nachgebaut von Anthony Sidey). Den Löwenanteil bilden seine eigenen Transskriptionen von Suiten Telemanns (z.T. 4-händig mit Christine Schornsheim), aber hier findet sich auch die Chaconne G-dur von Händel - dessen Suiten würden sehr gut auf dieses Instrument passen.


    Damit sind wir bei der Kernfrage: Was wurde im deutschen Sprachraum wann auf welchen Cembali gespielt?


    Ich hoffe auf viel Vergnügen bei der Erforschung dieses Themas!


    Mit fröhlichem Arpeggio über mindestens zwei Oktaven
    Michael/Miguel

  • Guten Tag


    in Hamburg wirkte von 1722 bis 1741 der Cembalobauer Christian Zell.
    (Biografische Daten des Cembalobauer sind auf die Kürze im Net nicht findbar :( )


    Auf einem Nachbau eines Zell´chen Cembalo von 1728 durch Sassmann & Kramer spielte 1988 Glen Wilson das



    "Wolhtemerierte Klavier" von Bach ein.


    Ebenfalls auf einem Cembalonachbau von Zell (1737) sind Teile der Flötensonaten von Bach auf diesen beiden





    Einspielungen zu hören.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Ich hoffe, zu den großen deutschen Namen im Cembalobau wird hildebrandt uns noch einiges erzählen.


    Da ich den Thread mit einer CD eröffnet habe, die Telemann in den Mittelpunkt stellt: dieser Komponist dürfte ja Instrumente eines in Hamburg tätigen Instrumentenbauers besessen haben, wie Hass oder Zell - der in meinem Regal stehende New Grove Dictionary of Music schweigt sich leider auch aus über Zell. :no:


    Mit Georg Philipp Telemann wollte ich ohnehin erst einmal fortfahren:



    Paul Ray Klecka spielt hier einen von William Dowd in Paris hergestellten (im Tonumfang leicht erweiterten) Nachbau eines Michael Mietke zugeschriebenen Cembalos, das heute im Charlottenburger Schloß steht. Mietke wird ja mit Johann Sebastian Bach in Verbindung gebracht, weil dieser ein Mietke-Cembalo für Köthen bestellt und abgeholt hat.
    Das Instrument ist sehr gut und direkt aufgenommen, die Klarheit des Klangs kommt sehr gut zur Geltung. Da Telemann ausdrücklich vermischten Stil geschrieben hat und italienische wie französische Einflüsse verarbeitet hat, diese auch offensichtlich verlangt, wenn er mal Satzbezeichnungen aus der einen oder anderen Sprache verwendet, liegt ein stilistisch vermischtes Instrument nahe.
    Da diese CD z.Zt. für € 5-7 verkauft wird, kann ich eine Empfehlung ausspechen, da hier auch lebendig vorgetragen wird.


    Programm:
    Georg Philipp Telemann (1681-1767)
    aus " Drei Dutzend Klavierfantasien ":
    D-Dur Nr.1,1 / F-Dur Nr.1,5 / e-moll Nr.2,9
    h-moll Nr.3,9 / D-Dur Nr.3,10 / c-moll Nr.2,1
    g-moll Nr.3,5 / Es-Dur Nr.3,11
    C-Dur (aus "Essercizii Musici")


    Paul Rey Klecka · Cembalo

  • Guten Tag


    ebenfalls auf einem Mietke-Cembalonachbau (von Bruce Kennedy 1986) spielte A. Staier in dieser



    BWV 903 & 904 ein.
    Für BWV 971 & 828 verwandte Staier einen Nachbau eines "Cembalo nach deutschen Vorbildern ca. 1740".


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Die ersten Cembali in Norddeutschland stammten mit ziemlicher Sicherheit aus Italien und aus eigener, an italienischen Vorbildern angelehnter Produktion. Das änderte sich relativ schnell, denn als Sweelinck 1604 seine einzige „weitere“ Reise unternahm, nämlich von Amsterdam nach Antwerpen, war er unterwegs, um dort ein Cembalo zu kaufen.
    Von Antwerpen aus beherrschten die flämischen Cembalobauer schon früh das ganze musikalische Europa, ihre Instrumente waren überall begehrt. Dazu werden die nach Deutschland zurückgekehrten Sweelinck-Schüler wie Scheidt, Scheidemann und Praetorius neben der Kenntnis dieser Instrumente möglicherweise auch die Vorliebe dafür mitgebracht haben.
    So ist es auch überhaupt nicht verwunderlich, dass auf dem berühmten Gemälde von Johannes Voorhout Reincken an einem Cembalo typisch flämischer Bauart zu sehen ist.


    Wenn man für die Musik der Sweelinck-Schüler und –Enkelschüler flämische, aber durchaus auch noch italienische Instrumente einsetzt, hat das also mehr als nur eine einfache Berechtigung.


    Ein eigener Stil scheint sich erst mit der Familie Fleischer in Hamburg auszuprägen. Als Begründer der Tradition wird Johann (oder Hans) Christoph (oder Christoffer) Fleischer (1638 – nach 1688 ) angesehen, der zwar hauptsächlich als Lauten- und Streichinstrumentenbauer – sein Schwager war der berühmte Joachim Thielke – arbeitete, von dem aber auch Kielinstrumente erhalten sind, die schon die typische zweite Rundung am Ende aufweisen, die zwar zuerst in England aufgetaucht war, von Fleischer aber als erstem auf dem Kontinent gebaut wurde. Das deutet schon darauf hin, dass hier verschiedene Einflüsse zusammenkommen. Neben der englischen doppelt gebogenen Wand lassen sich sowohl italienische als auch flämische Einflüsse erkennen, wenn sie auch nur noch über Umwegen ihr Ziel gefunden haben.
    Johann Christoph (II) (1676 – nach 1724) und Carl Conrad Fleischer (1680 – vor 1722), die Söhne Johann Christophs, haben auch noch Lauten und Gambe gefertigt, aber wohl hauptsächlich als Cembalobauer gearbeitet. J. C. (II) stellte 1718 auch ein „Lautenclavecin“ und einen „Theorbenflügel“ her.
    Aus der Produktion der Familie Fleischer sind einige Instrumente erhalten, auch Nachbauten sind auf dem Markt. Der Klang ist zwar deutlich und kräftig, aber doch etwas „italienischer“ als der flämischer Instrumente und keineswegs orgelähnlich.
    Hier sieht man ein Instrument von Carl Conrad Fleischer während der Restaurierungsarbeiten.



    Christian Zell wurde 1722 Hamburger Bürger, heiratete die Witwe Carl Conrads und übernahm auch dessen Werkstatt, setzte die Tradition der Fleischerschen Linie also in jeder Beziehung fort – auch klanglich. Von ihm sind drei Cembali erhalten, das größte im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe:



    Die zweite Hamburger Traditionslinie wird durch die Familie Hass verkörpert. Vielleicht war schon der Vater (J. A. Hass ? - ?) von Hieronymus Albrecht Hass (1689 – nach 1744) als Cembalobauer tätig, Hieronymus jedenfalls muss sehr fleißig gewesen sein, denn allein sechs Instrumente von ihm sind erhalten, darunter die imposantesten jemals gebauten Cembali. Möglicherweise spielt die ursprüngliche Ausbildung zum Orgelbauer eine Rolle, jedenfalls sagt man den Hass-Cembali eine klangliche Orientierung nach dem Vorbild der Orgel nach. Schon die zahlreichen Saitenbezüge der großen Instrumente (bis fünf, darunter häufig der 16’ und einmal sogar ein 2’-Register) legen diese Analogie nahe. Aber auch der Klang ist mit keinem anderer Cembali zu vergleichen.
    Lange Rede, kurzer Sinn: Wer bei youtube „puyana“ und „hass“ eingibt, kann das größte Hass-Cembalo, das im Besitz von Rafael Puyana befindliche dreimanualige Schlachtross, in Aktion erleben.


    Wie dauerhaft und erfolgreich diese Bauart war, lässt sich etwa am 1786 erbauten, erhaltenen Cembalo des Schweden Gottlieb Rosenau ablesen, das aussieht, als wäre es 50 Jahre früher in Hamburg entstanden.


    Über die Zuweisung bestimmter Kompositionen lässt sich, gerade bei den Hass-Cembali, trefflich spekulieren. Es gibt Aufnahmen, etwa Puyana mit Fandangos, Christiane Capeller am Hamburger Hass mit den Goldbergvariationen, am besten wird es aber wohl wirklich Andreas Staier getroffen haben mit seiner Auswahl, die er auf „1734“ eingespielt hat.


    PS: Michael Mietke bekommen wir später, denn als Berliner gehört er zu einer anderen Tradition.

  • Ich sehe schon, Cembali können so vielfältig wie Wein sein.


    Die Telemann-CD und Staier-CD mit dem ital Konzert habe auf ich auf meinen jpc-Merkzettel gesetzt. Puraya gibt es zu annehmbaren Preisen nur in den USA, jedenfalls bei meiner schnellen Suche sind nur dort zivile Angebote aufgetaucht. Youtube war ein ausgezeichneter Tip!


    Gibt es eine exemplarische Einspielung mit einem Cembalo von Fleischer? Dann könnte man den Klang mit einem Hass vergleichen.

  • Zitat

    Original von Robert Stuhr
    Gibt es eine exemplarische Einspielung mit einem Cembalo von Fleischer? Dann könnte man den Klang mit einem Hass vergleichen.


    Grade am andern Ort schonmal gezeigt, aber macht ja nix. :D


    Einen Fleischer, und zwar Johann Christoph, gibt es auf dieser CD:



    Georg Friedrich Händel: Cembalosonaten


    Colin Tilney



    Tilney hat nicht nur den Fleischer für seine Einspielung benutzt, sondern auch ein Instrument von Christian Zell. Prima zum Vergleichen...



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Einen herzlichen Dank an Hildebrandt für diesen ersten Beitrag.
    Das späte Einsetzen einer eigenen deutschen Cembalobauertradition scheint der Grund zu sein, warum erst Musik, die nach 1700 komponiert wurde, auf Instrumenten von Zell, Vater oder Hass gespielt wird. Und sie sind schwerer und größer als die flämischen oder italienischen - das Transportproblem wie der Anschaffungspreis mag damals wie heute eine Rolle gespielt haben bzw. noch zu spielen.


    Anders gefragt: wer hat denn in Norddeutschland nach 1700 nennenswerte Musik für Cembalo geschrieben?


    Georg Friedrich Händel war ja nach seiner Lehrzeit in Hamburg (wo durchaus schon einige der überlieferten Stücke entstanden sein können) in 1706-08 in Italien. Irgendwann 1708 brach er dann wieder gen Norden auf und kam 1710 in England an. Trotzdem passt seine Musik offenbar gut auf diese Art Cembali.
    Die von salisburgensis erwähnte Doppel-CD von Colin Tilney habe ich auch - ich finde Tilneys Spiel manchmal etwas hakelig, aber er legt immer großen Wert aufs passende Instrument.


    Georg Philipp Telemann war ab 1721 bis zu seinem Tod 1767 in Hamburg tätig. Seine Affinität zur französischen Musik ist bekannt, seine Kenntnis der italienischen Musik und sein Interesse an polnischer u.a. Musik ebenso. Konsequenterweise verwendet er z.B. in seinen Fantasien entweder französische oder italienische Satzbezeichnungen. Der Spieler dürfte allerdings kaum das Instrument gewechselt sondern eher die Spielweise angepasst haben, um den Stilistiken gerecht zu werden. Für Cembalo sind folgende Werke geschrieben (Fugen und Choräle, die ebenso gut auf der Orgel gespielt werden können, lasse ich hier weg):
    In Der getreue Music-Meister (Hamburg 1728/29):
    - Partia a cembalo solo, G
    - Ouverture à la polonoise, d
    - Marche pour M. le Capitaine Weber, F
    - Retraite, F
    - La Poste, B
    In: Essercizii musici (Hamburg 1739/40):
    - 2 Soli, C, F
    VI Ouvertüren nebst zween Folgesätzen (Nürnberg, vor 1750)
    Suite, A (J.S.Bach irrtümlich zugeschrieben - BWV 824)
    Ouverture, A
    Partie, A (J.S.Bach irrtümlich zugeschrieben - BWV 832)
    5 Suiten
    36 Fantasises pour le clavessin (Hamburg 1732/33)
    Sonata, e
    Concerto, b
    Sept fois sept et un menuet (Hamburg 1728 )
    Zweytes sieben mal siebenund ein Menuet (Hamburg 1730)
    sowie ein paar nicht gesicherte Stücke.
    Auf CD-Einspielungen gehe ich morgen ein.


    Johann Mattheson (1681-1764)
    Ein waschechter Hamburger. Viele seiner Werke wurden bei einem Brand der Hamburger Stadtbibliothek vernichtet, für Cembalo gab es:
    Sonate à due cembali per il Signore Cyrillo Wich gran virtuoso (Hamburg ca. 1705)
    Suite für 2 Cembali (Hamburg ca. 1705)
    Sonate (Hamburg 1713, verschollen)
    Pièces de clavecin en deux volumes (London 1714, 12 Suiten)
    Die wol-klingende Finger-sprache, in zwölff Fugen, mit zwey bis drey Subjecten (2 Teile, Hamburg 1735 und 1737)


    Mehr morgen ...

  • Zitat

    Original von miguel54
    Eine erste Anregung:




    Auf dieser CD spielt Andreas Staier den Nachbau eines Cembalos von Hieronymus Albrecht Hass aus dem Jahre 1734 (nachgebaut von Anthony Sidey). Den Löwenanteil bilden seine eigenen Transskriptionen von Suiten Telemanns (z.T. 4-händig mit Christine Schornsheim), aber hier findet sich auch die Chaconne G-dur von Händel - dessen Suiten würden sehr gut auf dieses Instrument passen.
    l


    Diese Kiste ist in der Tat ein Hammer!
    In diese Richtung ging meine anderswo geäußerte Vorstellung, nicht Maschinen noch Prospekte zu schonen, wobei selbst ich jetzt zugeben muß, dass das je nach Musik, vielleicht des Guten zuviel sein könnte. ;) Aber man kann ja auch ganz zart und dezent spielen, wenn man will.


    Vielen Dank an Hildebrandt und Miguel und eine ganz dicke Empfehlung nun auch von meiner Seite, gerade auch für Nicht-Spezialisten, die mal hören wollen, was im Prinzip aus einem Cembalo rausgeholt werden kann.


    (und nicht von den Klangschnipseln irremachen lassen, die klangen bei mir so mies (nämlich genau wie die Monster-Eierschneider), dass ich mit der Bestellung beinahe gezögert hätte)



    Und was ist eine gute Aufnahme der Alster-Ouverture im Original? (Die Ebb' und Flut habe ich (MAK), ich meine, die Alster schonmal gehört zu haben, die Frösche und Krähen jedenfalls, aber besitzen tu ich sie nicht)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Und was ist eine gute Aufnahme der Alster-Ouverture im Original? (Die Ebb' und Flut habe ich (MAK), ich meine, die Alster schonmal gehört zu haben, die Frösche und Krähen jedenfalls, aber besitzen tu ich sie nicht)


    Akademie für Alte Musik Berlin, harmonia mundi France HMC 901654 (1999)



    p.s. Vielen Dank für die Anregung, diese CD mal wieder aufzulegen - die Berliner spielen das ja so hinreißend gut!
    Geil!!! möchte man sagen! :untertauch:

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  • Zitat

    Original von miguel54
    [quote]Original von Johannes Roehl
    Und was ist eine gute Aufnahme der Alster-Ouverture im Original? (Die Ebb' und Flut habe ich (MAK), ich meine, die Alster schonmal gehört zu haben, die Frösche und Krähen jedenfalls, aber besitzen tu ich sie nicht)



    Akademie für Alte Musik Berlin, harmonia mundi France HMC 901654 (1999)


    Da wäre ich eher für



    oder



    Und gabs nicht auch mal die Ouvertüren komplett vom King's Consort?


    Aber sagt mal, gehört das überhaupt hierher? Tststs... :no::D

  • Also die Berliner haben so einen Schmiß, den kann kein britisches Ensemble hinkriegen!


    Und die Kanadier von Tafelmusik spielen meistens sehr schön, sind mir persönlich aber zu sehr Mainstream - der letzte Biß fehlt mir da, egal was sie spielen.


    Kennst Du die Aufnahme der Berliner? - da lacht man einfach - das war keine ernste Musik - mitnichten!

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54
    Also die Berliner haben so einen Schmiß, den kann kein britisches Ensemble hinkriegen!


    Kennst Du die Aufnahme der Berliner? - da lacht man einfach - das war keine ernste Musik - mitnichten!


    Neben der (gewesenen :( ) musica antiqua Köln sehe die Akademie für alte Musik Berlin als das Spitzenensemble für Telemann an; deren Aufnahmen begeistern mich immer :] :] .
    (Was nehmen die für Cembali ? )


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    auch in dieser hervorragend (gesägten :hahahaha: )



    Telemanneinspielung wird bei einigen Konzerten ein Nachbau eines Zell-Cembalo eingesetzt.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard


    (Was nehmen die für Cembali ? )


    Bei den Schwedter Konzerten steht nichts dazu. :D


    Diese Berliner mag ich nicht – andere schon.

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54


    Das späte Einsetzen einer eigenen deutschen Cembalobauertradition scheint der Grund zu sein, warum erst Musik, die nach 1700 komponiert wurde, auf Instrumenten von Zell, Vater oder Hass gespielt wird.


    Was war der Grund für das späte Einsätzen einer eigenen deutschen Cembalotradition ?
    Die Nachwehen des 30-jährigen Krieges ( und anderer -vielfach auch aus Erbfolgegründen- kriegerischen Auseinandersetzungen ) und das teils erst langsam um 1700 wieder richtig und allerorten aufblühende höfische und bürgerliche Musilleben ?


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Neben der (gewesenen :( ) musica antiqua Köln sehe die Akademie für alte Musik Berlin als das Spitzenensemble für Telemann an; deren Aufnahmen begeistern mich immer :] :] .
    (Was nehmen die für Cembali ? )


    Diese Meinung teile ich voll und ganz - nur die Camerata Köln würde ich dazufügen.


    Über die Cembali schweigen sich Booklet und Webseite der Akademie aus ... :(

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von miguel54


    Diese Meinung teile ich voll und ganz - nur die Camerata Köln würde ich dazufügen.


    Die Camerata Köln kenne ich nicht, muss man sie ... ?


    Zitat


    Über die Cembali schweigen sich Booklet und Webseite der Akademie aus ... :(


    Und bei vielen anderen Ensemblen auch, anscheinend misst man der Cembalo-Frage nicht sol große Bedeutung zu. Ehrlich gesagt, hat mich bisher auch nicht gerade so brennend interessiert :hahahaha:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Die Camerata Köln kenne ich nicht, muss man sie ... ?


    Entscheide selbst: Camerata Köln


    Die haben bestimmt genausoviel und genauso guten Telemann gemacht wie MAK, aber eben bläserorientiert. Anfangs waren sie der Bläsersatz der MAK. Auf ihren ersten Cembalisten, Harald Hoeren, werde ich im Zusammenhang mit Telemann noch zurückkommen.

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  • Zitat

    Original von miguel54
    Also die Berliner haben so einen Schmiß, den kann kein britisches Ensemble hinkriegen!


    Das unterschreibe ich auch. :yes:




    Eine weitere Aufnahme, auf der ein Hass-Nachbau (im Continuo) zu hören ist, ist Telemanns Orpheus unter Jacobs:





    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -


  • Schwer zu sagen. Einerseits hatten die flämischen Instrumente einen hervorragenden Ruf, und haben den Markt zumindest im Norden ziemlich überschwemmt - und weil sie so begehrt waren (sie erzielten den bis zu vierfachen Preis anderer lokaler Fabrikate, so daß auch Fälschungen an der Tagesordnung waren!), sind sie eher erhalten geblieben. Von Süden her waren es die italienischen Cembali - da musste erst was eigenes entwickelt werden. Rein statistisch sind viel weniger deutsche Instrumente erhalten als flämische, französische oder italienische. Der 30-jährige Krieg mag da auch gebremst und vieles vernichtet haben.
    Reincken auf dem Bild weiter oben sitzt an einem flämischen - was haben Buxtehude und Böhm gespielt? Bei Kerala Snyder kann ich nichts über Buxtehudes Cembali finden ...
    Es hat ja auch so mancher Orgelbauer nebenher Cembali gebaut.

  • Informationen über CD-Einspielungen der Kompositionen von Johann Mattheson für Cembalo solo oder duo findet man unter h**p://www.newolde.com/mattheson.htm. Viel mehr als ich mir habe träumen lassen ...


    Ich habe nur die letztgenannte von Vladimír Rusó auf dem slowakischen Label Trevak. Er spielt zwei Instrumente, ein flämisches nach Andreas Ruckers von Martin Sassmann und ein deutsches von Jürgen Ammer nach Johann Heinrich Harass - also einem thüringischen Erbauer - norddeutsche Musik auf einem mitteldeutschen Cembalo! Harass' Instrumente hat Bach mit Sicherheit gekannt und gespielt. Mattheson dürfte doch eher Hass oder Zell gespielt und besessen haben?
    Klanglich kann ich diese Aufnahme empfehlen - werde mir mit der Zeit einige der anderen zulegen. Das Harass von Ammer ist klar und kräftig, ohne auf die Nerven zu gehen - es hat weder die Weichheit eines Franzosen noch die Penetranz eines Italieners, aber es ist genauso durchdringend wie letzterer.

  • Die CD des Brasilianers Cristiano Holtz bei Ramée hat sehr gute Kritiken bekommen und einen Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Info gibt es bei der Plattenfirma, aber nichts über das Cembalo X( - das scheint offensichtlich allgemein als weniger wichtig erachtet zu werden.


  • Zitat

    Original von miguel54


    Reincken auf dem Bild weiter oben sitzt an einem flämischen - was haben Buxtehude und Böhm gespielt? Bei Kerala Snyder kann ich nichts über Buxtehudes Cembali finden ...
    Es hat ja auch so mancher Orgelbauer nebenher Cembali gebaut.


    Man kommt den lokalen und regionalen Gegebenheiten besser auf die Spur, wenn man hier nachschlägt:



    Allerdings besitze ich nur die 2. Auflage von 1974, in der dritten sind noch einmal 440 Cembalobauer ergänzt.
    Aber: currently unavailable
    Selbst für die 1. Auflage von 1956 muss man 130 US-$ hinblättern.


    Folglich werde ich die Fernleihe bemühen und mich später noch einmal zu diesem Teilthema melden.

  • Zitat

    Original von miguel54
    Informationen über CD-Einspielungen der Kompositionen von Johann Mattheson für Cembalo solo oder duo findet man unter http://www.newolde.com/mattheson.htm Viel mehr als ich mir habe träumen lassen ...


    Den Link poste ich hier nochmals, weil seltsamerweise über Nacht die zwei "tt" in der URL zu "**" wurden und deshalb der Link nicht mehr funkionierte, ändern nicht mehr möglich war ... die Adresse auf der Ursptungsseite hatte sich offenbar geändert.


  • Über justbooks.de


    findet man auch preiswertere Exemplare, 1. oder 2. Auflage.

  • Zitat

    Original von miguel54
    Über justbooks.de
    findet man auch preiswertere Exemplare, 1. oder 2. Auflage.


    Die zweite Auflage ist 225 Seiten stark, die dritte 788.
    Alle erhaltenen, einem Erbauer zuzuordnenden Instrumente sind mit Standort, Geschichte und spezifischen Daten erfasst. Diesen Teil gab es in den vorigen Auflagen noch nicht. Weggelassen wurden dafür die Schwarzweißabbildungen am Ende.
    Die schon vorhandenen Kapitel wurden komplett überarbeitet und ergänzt (wie schon gesagt: Es sind noch 440 Cembalobauer mit biogr. Daten hinzugekommen).


    Der Unterschied – oder besser Fortschritt – ist wirklich gewaltig. Die erste und zweite Auflage sind mit der dritten als absolut überholt anzusehen.


  • Christiano Holtz spielt Matthesons Suiten, die im übrigen wie Händel klingen,
    auf einer Kopie eines Cembalos von Michael Mietke, Berlin 1702.
    Das ist gut gemacht, aber ein Hamburger Instrument hätte auch hier besser gepasst.

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