Erstmals wurde ich auf den jungen walisischen Sänger Bryn Terfel aufmerksam, als er im Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker das "Lied an den Abendstern" aus Wagners Tannhäuser sang.
Die Pressekritiken überschlugen sich danach geradezu und der junge Sänger tritt seitdem bei der DGG seinen Siegeszug quer durchs Repertoire an.
Mit Recht, wie ich finde. Terfel (das "f" spricht man weich, eher wie ein "w") verfügt einerseits über ein hervorragendes Stimmmaterial, ein sehr charakteristisches dunkles Timbre und eine makellose Gesangstechnik. Musikalität und darstellerische Intelligenz sind reichlich vorhanden. Der Stimmumfang scheint mir allerdings in der Tiefe für einen Bassbariton eher begrenzt zu sein.
Schon am Beginn seiner Karriere erklärte er, dass für Ihn der Liedgesang immer der zentrale Punkt des Sängerrepertoires sein werde.
Ich erstand dann auch bald seine erste Einspielung mit beliebten Schubertliedern:
Eine schöne Aufnahme, hier zeigen sich viele Stärken des Sängers im lyrischen Bereich. Die Diktion ist sehr individuell und charakteristisch ( und polarisiert deshalb sicher), vor allem aber fällt das fantastische Pianissimo auf. Manches ist allerdings sicher zu überschwänglich, zu sehr "opernhaft" gestaltet , die so wichtige Intimität kommt so an der einen oder anderen Stelle zu kurz. Man darf aber nicht vergessen, dass wir es hier mit einem erst gerade 30jährigen Talent am Beginn seines Wirkens zu tun haben.
Es folgten weitere Liedeinspielungen, vor allem von englischen Komponisten, die ich meist nicht besitze. (Wird sich aber wohl bald ändern!) Um die großen Schubertzyklen macht er vorerst einen diskographischen Bogen, vielleicht eine sehr kluge Entscheidung.
Vor allem brilliert er derzeit im lyrischen Baritionfach, seine Leistungen als Mozartsänger und vor allem sein Falstaff werden auf breiter Linie gelobt.
Ich persönlich glaube, dass er auch als Liedsänger noch großartiges leisten kann.
Fraglich bleibt, inwieweit er die großen Erwartungen als Heldenbarition bestätigen wird, die in Ihn am Beginn gesetzt wurden ( Ich erinnere mich noch gut, wie man prophezeihte, er werde sicher auch einmal ein grandioser Wotan werden). Bisher scheint er sich (vielleicht auch dies eine kluge Wahl) in dieser Hinsicht zurückzuhalten. Es gibt eine Einspielung der großen Amfortas- und Wotan-Szenen mit Abbado, die mich noch nicht überzeugen. Einerseits scheint mir die Stimme auch nicht voll auf der Höhe gewesen zu sein zum Zeitpunkt der Aufnahme, weiterhin ist es aber auch Darstellerisch keine Konkurrenz für die wirklich großen Darsteller wie z.B. George London und Hans Hotter.
Nun haben wir es aber immer noch mit einem verhältnismäßig jungen Sänger zu tun, der noch reifen kann und wird und es handelt sich hier sicher auch noch nicht um ein sattelfestes Repertoire!. Ich bin also vor allem in dieser Hinsicht sehr gespannt, was man da noch erwarten können wird, wenn er diese Rollen wirklich für die Bühne einstudiert und regelmäßig singt.
Was steht Ihr zu diesem Sänger und zu seinen Möglichkeiten ? Welches sind Eure bevorzugten Einspielungen ?
Gruß
Anti