Alles Roger !!! - Roger Norrington und seine Tonaufnahmen

  • Hallo Forianer, soweit nicht in Sommerpause :]


    Er ist ja nicht unumstritten der britische Dirigent Roger Norrington, vor allem im englischsprachigen Raum hat er nicht nur Freunde.



    EMI hat seine hochgelobten aber (wahrscheinlich) schlecht verkauften CDs alle aus dem Katalog genommen oder aber in den Budget-Bereich verschoben
    (Virgin-Veritas).
    Die meisten Aufnahmen entstanden mit dem von Norrington selbst gegründeten Orchester den "London Classical Players" (gibts die noch ?)
    Ich selbst habe erst vor ca 3 Jahren zu diesem Dirigenten gefunden, aber da war seine EMI-Karriere quasi schon vorbei......
    Irgendwie habe ich den Künstler bedauert, daß er zu einem Kleinlabel (Hänssler) wechseln mußte und ein
    Rundfunk-Sinfonie Orchester leiten.
    Das hat sich schlagartig geändert, als ich gestern eine CD (Sinfonie Nr 7 und 8) aus seinem neuen Zyklus der Beethoven Sinfonien mit eben diesem Orchester für eben dieses Label hörte.
    Ich will hier nichts vorwegnehmen, weil ich darüber im Beethoven Sinfonien-Thread vorhabe zu schreiben.
    Nur soviel: Gegen diese Neuaufnahme (was ich halt bisher davon gehört habe) nehmen sich sowohl seine
    alten Londoner Aufnahme, als auch alle anderen Aufnahmen der letzten Jahre blaß aus, inklusive der neuen hochgejubelten Rattle Aufnahme.
    Aber das Thema umfasst ja hier nicht nur Beethoven, sondern alles was Sir Roger bisher eingespielt hat.
    Wer hierzu was sagen möchte ist hiemit herzlichst eingeladen....


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    an den 1. Beethoven-Zyklus kann ich mich auch noch erinnern. Es war damals, neben Goodman, die erste HIP-Gesamtausgabe, sofern ich mich recht erinnere. Hat mich aber nicht sonderlich überzeugt (Goodman übrigens auch nicht).
    Meine beiden einzigen Aufahmen mit Norrington, soweit ich das überblicken kann sind diese:



    und diese:
    7-49949-2.jpg


    Beide sind ganz passabel, aber nicht überragend.
    Bin mal gespannt auf deine Meinung bezüglich des neuen Beethovens. Man liest ja doch 'ne Menge des Lobes über diese Einspielungen...


    Gruß
    Uwe

  • Hallo Uwe,



    Du schriebst über zwei CDs von Norrington:


    Zitat

    Beide sind ganz passabel, aber nicht überragend


    Dein Urteil kann ich nicht ganz nachvollziehen =)


    Norrinton ist doch ein sehr polarisierender Künstler:


    Entweder man schätzt seinen Stil, oder man lehnt ihn ab.
    "Passabel, aber nicht überragend" wäre das letzte was mir dazu eingefallen wäre ;)


    Ich würde ihm abe zumindest das Attribut "interessant" zugestehen.
    Seine Interpretationen sind in sich schlüssig und konsequent. Jede Lesart hat ihre Licht- und Schattenseiten. Aber bei einer derartigen Flut von Aufnahmen der Beethoben sinfonien, beispielsweise, ist es begrüßenswert, daß man persönliche Eigenarten des Dirigenten (und seines Orchesters) erkennen kann. Sonst würden Neuaufnahmen ja keinen Sinn machen.


    Persönlich freue ich mich, daß Norrington bei Hänssler gelandet ist, vor allem seit ich seine Beethoven- und Schuberteinspielungen gehört habe, die sich auch aufnahmetechnisch nicht vor der Konkurrenz verstecken müssen.


    Über die Beethoven-Sinfonien Norringtons habe ich mich bereits allgemein im entsprechenden Tread geäussert, werde es aber bei Gelegenheit in den Spezialthreads zu den einzelnen Sinfonien erneut tun.



    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo!


    Ich wäre nicht sehr daran interessiert zu erfahren, was sind es für besondere Eigenschaften des Dirigenten Norrington, die ihn so besonders wertvoll machen, da ich stark vermute, es gibt solche nicht.


    Im Unterschied zu Harnoncourt ist er auch dann blaß, wenn HIP im Vordergrung steht, und ohne HIP ist er gar kein Hip, wenn ihr meint, was ich verstehe.


    So! :-)


    Und wenn mir jemand ganz-ganz sicher sagt, eine Aufnahme von ihm sei ganz-ganz anders, bin ich bereit das nachzuprüfen. :-)


    Gruß

  • Hallo Alfred,


    Alfred schrieb:

    Zitat

    Entweder man schätzt seinen Stil, oder man lehnt ihn ab."Passabel, aber nicht überragend" wäre das letzte was mir dazu eingefallen wäre


    So unterschiedlich sind halt die Erwartungen. Ich hatte damals viel des Lobes von den beiden Aufnahmen, die ich habe, gehört und hatte sie mir daraufhin zugelegt, war aber, von dem, was ich dann hörte, doch nicht so überzeugt. Wobei die Aufnahmen nicht wirklich schlecht sind, aber gemessen an dem Hype, den sie damals entfachten, waren sie wirklich nur "passabel". Dabei fand ich seinen (damaligen) Beethoven noch weitaus weniger gelungen - aber nicht wirklich in dem Sinne, dass es furchtbar oder furchtbar schlecht war - "interessant" wäre vielleicht wirklich der Kompromiss, auf den man sich einigen könnte. Aber ich habe ihn auch nie so als den polarisierenden Künstler erlebt; das war schon eher Harnoncourt - einfach, weil er früher begann, Werke anders aufzuführen.
    Aber ich bin wirklich mal gespannt, ob er hinsichtlich des Beethovens noch etwas Neues sagen kann.


    Gruß aus Hamburg
    Uwe

  • Hallo Uwe und Klassikwelt.


    Du schriebst:


    Zitat

    So unterschiedlich sind halt die Erwartungen. Ich hatte damals viel des Lobes von den beiden Aufnahmen, die ich habe, gehört und hatte sie mir daraufhin zugelegt, war aber, von dem, was ich dann hörte, doch nicht so überzeugt. Wobei die Aufnahmen nicht wirklich schlecht sind, aber gemessen an dem Hype, den sie damals entfachten, waren sie wirklich nur "passabel".


    Ja genau.
    Ich hab mir im Gegensatz zu Dir nämlich nichts erwartet.
    Ein Bekannter, viel jünger als ich, hatte etliche Aufnahmen mit ihm, jedoch kaum einen der wirklich "großen" Männer der Vergangenheit.


    Ich war nicht sehr begeeistert.
    Irgendwann sah ich einen Fernsehfilm über Norrington, in dem er dirigierte und zwischendurch kommentierte. Von nun an war alles ganz anders. Er interessierte mich.
    Seine Interpretationen nehmen Beethoven sehr viel typisches weg, ersetzen es aber durch gleichwertiges. Es ist nichts "Besonderes" an seinem Dirigat, ausser vielleicht daß es sehr gut durchhörbar ist.


    Er schafft IMO das Kunststück, rhytmisch betont zu bleiben, ohne (wie etwa Zinman) daß die Wiedergabe "ordinär" oder zu ruppig wird, eine Gratwanderung. Mit Harnoncourt kann ich wenig anfangen, ich würde sagen, es ist der erste mir bekannte Dirigent, der es geschafft hat, daß sogar Mozart unangenehm klingt.


    peet meinte weiter oben:


    Zitat

    Im Unterschied zu Harnoncourt ist er auch dann blaß, wenn HIP im Vordergrung steht, und ohne HIP ist er gar kein Hip, wenn ihr meint, was ich verstehe.


    vielleicht ist es diese (relative!!) Blässe, die ich bei ihm schätze.
    HIP muß nicht um jeden Preis grell klingen !!


    Ein unangenehmer schneidender Klang wäre von den potentiellen Höreren nie akzeptiert worden. Im 17.,18. und 19. Jahrhundert wurde alles verziert und lieblich dargestellt.
    Luwig XIV von Frankreich sagte dereinst als man ihm Generebilder aus dem derberen Bauernmileu zeigte: "Schafft diese Fratzen aus meinem Angesicht" Was hätte er wohl zur "historischen" Aufführungspraxis von heute gesagt?


    Dabei ist Norrington eher flott und rhytmisch, langsames wird bei ihm leider etwas zu belanglos.


    Trotzdem hörenswert IMO


    GRuß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    ich oute mich gerne als ein Fan von Norrington. In den siebziger Jahren hatte ich schon Aufnahme von ihm,geistliche Werke von Heinrich Schütz mit dem gleichnamigen Chor. Das war nicht im historischen Stil musiziert,aber für eine Schütz-Fan, wie ich einer bin, eine interessante Bereicherung nicht nur des Repertoires, sondern auch des Gemüts. Das Bedürfnis nach " Evangelisch" wurde befriedigt.
    Den richtigen Durchbruch erzielte er bei mir mit dem ersten Beethovenzyklus, auch wenn ich ihn in den "großen" Sinfonien nicht so überzeugend fang, aber die 2te,4te oder 8te fand ich ganz großartig lebendig musiziert. Das ist für mich ein Hauptmerkmal seines Musizieren, eine große Lebendigkeit, die einem Stück Farbe gibt. In der Tat sind schnelle Sätze eher Norringtons Stärke; wie er seine London classical players im Schlusssatz der vierten Sinfonie anfeuert, ist schon maßstabsbildend. Wer ihn einmal in der Norrington-typischen Leidenschaftlichkeit kennenlernen will, sollte die Rossini-Ouvertüren hören ( wenn es die noch gibt?) Soviel italianità hört mal äußerst selten.
    Ich habe dann von ihm sehr viel erworben, Schubert, Schumann, Brahms. Sehr anders, sehr spannend, vor allem das Requiem ist einfach großartig. Sein Chor singt warm ( anders als der Monteverdi-choir unter Gardiner) und stimmlich hervorragend, seine Solistin Dawson ist fast so gut wie Elisabeth Schwarzkopf( für mich immer noch Referenz beim Requiem)- der pietistisch-protestantische Ton ist sehr gut getroffen.


    Wasser im Begeisterungswein sind Norringtons Opernaufnahmen, die mich gar nicht überzeugen, auch wenn die Ouvertüren von Don Giovanni und erst recht der Zauberflöte großartigst musiziert sind. Aber Sänger und Tempi haben mich enttäuscht. Insbesondere beim Giovanni hätte ich Norrington mehr Leidenschaft zugetraut.


    Ich habe ihn zweimal ei Bremer Musikfest ( dessen Preisträger er dieses Jahr war) mit Beethoven gehört und war jedesmal begeistert. Ich finde, er läßt den lebendigsten Beethoven spielen. Beethoven, nicht als Titan, als Heroe, sondern als ein vitaler Mensch voller Leidenschaft.
    Und dies, meine letzte Bemerkung, nicht an ein bestimmtes Orchester gebunden. Das machte er mit den classical players oder dem chamber orchestra of europe oder mit den Stuttgarter. Es ist der Dirigent, seine Ausstrahlung, die zu solchen Ergebnissen führt.

  • sagit meinte,
    bezogen auf Norrington:


    Zitat

    Es ist der Dirigent, seine Ausstrahlung, die zu solchen Ergebnissen führt.


    Ja, dieser Meinung bin ich inzwischen auch. Selbst wenn zwischen den "London Classical Players" und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart klanglich große Unterschiede bestehen, die Handschrift Norringtons bleibt klar erkennbar und unverwechselbar.


    Übrigens ist mir vor einigen Tagen eine Aufnahme von Smetana:"Ma Vlast" in die Hände gefallen. Allerdings kann ich mir Norrington, sehr schwer als Smetana.Dirigenten vorstellen, aber wer weiß - Kennt irgend jemand hier diese Aufnahme ?



    Gruß
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint:


    Warum eigentlich nicht ? Er hat eine Aufnahme mit romantischen Ouvertüren gemacht, Mendelsohn eingespielt, die dritte Bruckner. Von den Spezialisten für alte Musik war Norrington m.W. der erste, der in diese Regionen vorgedrungen, wo sind jetzt Harnoncourt und Herrreweghe tummeln.


    Auch im romantischen Milieu klingt er ziemlich unverwechselbar. Sein Bruckner- d-moll, Sinfonie Nr. 3,- hat mir den Weg zu Bruckner verkürzt.Als alter Brahmine ( Ausdruck von Kaiser) tue ich mich mit der andern " Partei" ja schwer . Aber Brahms hat er auch alle vier gemacht. Ich finde, aber ein Norington-Fan ist voreingenommen, alle interessant, auch wenn die erste Brahms mir zu nüchtern ist; Norrington fehlt der gefühlsmäßige Schmelz für den vierten Satz( den mag ich so sehr von Bernstein mit den Wienern).


    Er war aber auch im Gegensatz zu Parrott etwa nie ein auschließlicher Experte für Musik des Barock, auch wenn seine ersten Veröffentlichungen im Bereich von Schütz waren ( schon diese, 1971, nicht in historischer Spielweise).


    Ich wünschte mir, vorausgesetzt das Feuer ist noch da, von ihm noch die entsprechenden Haydn-Sinfonien, wie etwa Nr. 59 und würde mich dafür interessieren, was er mit den Moderne anfängt, Stravinskij oder Shostakovitch.


  • Ja ;) .


    Bei Smetana stößt die "historische Aufführunspraxis" zwar allmählich an ihre Grenzen, aber das Ergebnis, wie Du wohl auch feststellen wirst, ist sehr hörenswert. (Ich hoffe doch, daß meine suggestive Aussage gerechtfertigt sein wird... ;) )

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Hallo zusammen,


    wollte nur schnell darauf hinweisen, dass im neuen FonoForum (01/05) ein längeres Interview mit Roger Norrington enthalten ist - leider hatte ich noch keine Zeit, es zu lesen, aber ich würde mich wundern, wenn nicht Norringtons Thesen hier oder da für Diskussionsstoff gut wären ;)


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Danke Claus,


    ich werd mir das neue Fono-Forum kaufen, aber soweit ich weiß erscheint es in Österreich ein paar Tage später (zudem ist es nur sehr vereinzelt am Kisosk erhältlich), daher muß ich noch warten und darf hoffen....



    Beste Grüße


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Kürzliche erschienen ist diese Aufnahme von Roger Norrington- Berlioz´ Requiem. Kennt jemand die Aufnahme schon? Bin nämlich am Überlegen mir selbige zuzulegen.



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von sagitt
    Den richtigen Durchbruch erzielte er bei mir mit dem ersten Beethovenzyklus, auch wenn ich ihn in den "großen" Sinfonien nicht so überzeugend fang, aber die 2te,4te oder 8te fand ich ganz großartig lebendig musiziert. Das ist für mich ein Hauptmerkmal seines Musizieren, eine große Lebendigkeit, die einem Stück Farbe gibt. In der Tat sind schnelle Sätze eher Norringtons Stärke; wie er seine London classical players im Schlusssatz der vierten Sinfonie anfeuert, ist schon maßstabsbildend.


    Ich habe ihn zweimal ei Bremer Musikfest ( dessen Preisträger er dieses Jahr war) mit Beethoven gehört und war jedesmal begeistert. Ich finde, er läßt den lebendigsten Beethoven spielen. Beethoven, nicht als Titan, als Heroe, sondern als ein vitaler Mensch voller Leidenschaft.
    Und dies, meine letzte Bemerkung, nicht an ein bestimmtes Orchester gebunden. Das machte er mit den classical players oder dem chamber orchestra of europe oder mit den Stuttgarter. Es ist der Dirigent, seine Ausstrahlung, die zu solchen Ergebnissen führt.


    Der frühe Beethovenzyklus mit den London Classical Players war auch für mich ein wichtiger Markstein. Hier faszinierte (neben den Tempi) vor allem das Ungebärdige, die Vitalität. Damals eine ganz neue Hörerfahrung - neben Goodman war er ja in der Tat der erste HIP-Prakiker, der sich der Beethoven-Sinfonien annahm. Sagitt hat recht, wenn er vor allem die 2., 4. und 8. hervorhebt - schon die Einleitung zum ersten Satz der Zweiten lässt die Kühnheit dieser Symphonie endlich einmal ungeschminkt hervortreten.


    Besonders empfehlen kann ich auch die CD mit Wagner-Ouvertüren plus Siegfried-Idyll von 1995 mit den London Classical Players (EMI). Erwartungsgemäß mit relativ schnellen Tempi, wobei aber nichts an Expressivität verlorengeht. Frappierend das zunächst geradezu tänzerische, später ekstatische Tristan-Vorspiel - eine Alternative zu dem bedeutungsschwangeren Stillstand in vielen Aufnahmen. Auch das Meistersinger-Vorspiel als Lustspielouvertüre überzeugt, ebenso das transparente, klanglich geschärfte Parsifal-Vorspiel.


    Ein Mann des Theaters scheint mir Norrington in der Tat nicht zu sein, seine Mozartopern sind enttäuschend kompromisslerisch. Zweimal habe ich ihn im Konzert gehört (Beethoven-Schönberg-Programm und "L'enfance du Christ" von Berlioz) und fand ihn - von seinen musikalischen Qualitäten ganz abgesehen - auch "darstellerisch" alles andere als blass.


    Viele Grüße


    Bernd

  • gut hat's, wer den SWR (Südwestrundfunk) empfangen kann. Dieser Tage gibt's 20 Mozart-Sinfonien und ein paar Klavierkonzerte mit den Stuttgartern und Robert Levin als Pianist&Moderator. Heute abend 5, morgen nochmal ganze 10 Sinfonien (Hi Ulli, kriegst du die da drüben noch rein?)
    Vollständig mit allen Wiederholungen, deutsche Sitzordnung (2. Violinen rechts), mit Schmackes gespielt - auch wenn das eine oder andere aus dem Ruder läuft, solche Konzerte sind mir lieber als jede CD. Dazu noch kostenlos.


    Übrigens auch was ich aus Stuttgart von Mahler (2.) und Schumann (1.) gehört habe, hat mich ebenso begeistert.


    Gruß, Khampan

  • Ich habe Norrington vor kurzem live mit dem RSO in Stuttgart erlebt (Bruckners "original Wagner"-Dritte sowie die Wesendoncklieder) und war überaus angetan. Endlich mal ein Brucknerdirigat, das mich nicht langweilt. (Ich kann mit Bruckner relativ wenig anfangen - muss ich zu meiner Schande gestehen :untertauch: )


    Seine Wagner-CD erscheint übrigens Mitte November füür 10 Euronen im Rahmen der Zeit-Klassikedition.

  • Hallo!


    Zitat

    Original von Khampan
    gut hat's, wer den SWR (Südwestrundfunk) empfangen kann. Dieser Tage gibt's 20 Mozart-Sinfonien und ein paar Klavierkonzerte mit den Stuttgartern und Robert Levin als Pianist&Moderator. Heute abend 5, morgen nochmal ganze 10 Sinfonien (Hi Ulli, kriegst du die da drüben noch rein?)
    Vollständig mit allen Wiederholungen, deutsche Sitzordnung (2. Violinen rechts), mit Schmackes gespielt - auch wenn das eine oder andere aus dem Ruder läuft, solche Konzerte sind mir lieber als jede CD. Dazu noch kostenlos.


    Ich hatte vorgestern KV 425 und KV 550 gehört: :jubel:


    Vielleicht gibts die ja mal auf CD...


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Besonders empfehlen kann ich auch die CD mit Wagner-Ouvertüren plus Siegfried-Idyll von 1995 mit den London Classical Players (EMI). Erwartungsgemäß mit relativ schnellen Tempi, wobei aber nichts an Expressivität verlorengeht. Frappierend das zunächst geradezu tänzerische, später ekstatische Tristan-Vorspiel - eine Alternative zu dem bedeutungsschwangeren Stillstand in vielen Aufnahmen. Auch das Meistersinger-Vorspiel als Lustspielouvertüre überzeugt, ebenso das transparente, klanglich geschärfte Parsifal-Vorspiel.


    Von den Aufnahmen Norringtons die ich kenne, ist dies eine der besten- schade, dass er nicht noch mehr Wagner aufgenommen hat, und leider ist die CD offenbar nicht mehr im Handel, oder irre ich Dich? Allerdings hat er die Meistersinger-Ouvertüre auf folgender CD eingespielt:



    Einziger Minuspunkt auf der Wagner CD, die Textverständlichkeit von Jane Eaglen lässt zu wünschen übrig, aber ansonsten ist die CD grossartig.
    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73


    Von den Aufnahmen Norringtons die ich kenne, ist dies eine der besten- schade, dass er nicht noch mehr Wagner aufgenommen hat, und leider ist die CD offenbar nicht mehr im Handel, oder irre ich Dich?
    Einziger Minuspunkt auf der Wagner CD, die Textverständlichkeit von Jane Eaglen lässt zu wünschen übrig, aber ansonsten ist die CD grossartig.
    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian


    Hallo Christian,


    ulfk179 hat oben schon dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass die CD im Rahmen der Klassikedition der ZEIT wiederaufgelegt wird. Als Erscheinungsdatum ist der 24. November vorgesehen - für 9,90 Euro an jedem Zeitungskiosk zu kaufen.
    Die EMI-Aufnahme enthält übrigens im Beiheft Erläuterungen von Norrington zu seinen Wagner-Interpretationen (ich könnte darauf wetten, dass genau dieser Text im Begleitbuch der ZEIT-Edition fehlen wird :D ). U. a. geht er natürlich auf die Tempofrage ein und verweist darauf, dass es bei Wagner zwar keine Metronomangaben gibt, aber zumindest eine Quelle dafür, dass Wagner für das Meistersinger-Vorspiel eine Dauer von acht Minuten für angemessen hielt. Norrington braucht knapp achteinhalb Minuten und ist damit immer noch schneller als alle anderen mir bekannten Aufnahmen. Das wirkt bei jedem Erscheinen des Hauptthemas ungewohnt rasch, was insbesondere der Schlusspassage die sonst oft etwas dröhnende Pathetik nimmt (aber gerade die gehört hier doch unbedingt dazu, würde Joachim Kaiser jetzt nörgeln :D ). Bei den lyrischen Passagen reagiert Norrington dann wieder sehr flexibel - "überspielt" wird hier jedenfalls nichts.


    Auch interessant die Auslassungen Norringtons zur vibratoarmen bzw. -losen Spielweise, die die Dissonanzen im Parsifal-Vorspiel viel stärker hervortreten lasse - in der Tat habe ich die beiden Male, in denen das Thema inmitten der Klangaura von Streicherarpeggien, hohen Holzbläsern etc. erscheint, selten so transparent in allen Klangschichten und dabei so geschärft an den dynamischen Höhepunkten gehört.


    Jane Eaglen im Liebestod halte ich auch für einen stilistischen Fehlgriff, der wohl den vertraglichen Zwängen der EMI geschuldet war...


    Viele Grüße


    Bernd

  • Seit dem Start dieses Threads ist einige Zeit vergangen - Es gab eine längere Pause, die nun glücklicherweise beendet wurde..


    Einerseits ist zu begrüßen, daß Hänssler ihrem Star (eigentlich müsste man fairerweise sagen EINEN ihre Stars - denn sie haben inzwischen einiges an großen Namen - von Rilling mal abgesehen gesammelt) immer wieder neue Aufnahmen ermöglicht - andrerseits findet man (zumindest in Wien) seine Stuttgarte Aufnahmen nur sehr selten in den Regalen. So habe ich neulich (war es ein Prospekt ?- ich weiß es nicht)einiges gesehen was er inzwischen veröffentlicht hat - promotet unter "The Sturttgart Sound"


    Wie auch immer, es dürfte sich um Live-Aufnahmen handeln - und hier ist die Gefahr gegeben, daß die Tonqualität , aber auch die Interpretation starken Schwankungen unterworfen ist.


    Sollte jemand neuere Noprrington Aufnamen in seiner Sammlung haben, wäre ich über Statements sehr dankbar - notabene, da ich Norrington für einen der prägenden Dirigenten unserer Zeit halte.


    Die letzte Aussage ist kein Qualitätskriterium- lediglich eine Einstufung.


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich habe unlängst bei der Hässler-Edition in die Einspielung Beethovens 7. mit den Stuttgartern reingehört.


    Hoch interessant, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig, der Beethoven, den er uns präsentiert.


    Ich habe bisweilen eine starke Holzbläser-Dominanz festgestellt.


    Sein Zugang scheint mir - soweit ioch das nach einer Hörprobe beurteilen kann - pathosfreier zu sein als die meisten anderen. In seiner Interpretation steckt eine Art Natürlichkeit, die ich so bisher nicht hörte.



    Die bei Decca erschienenen Aufnahmen der Vaughan Williams - Symphonien waren soweit ich das in Erinnerung habe großartige Interpretationen., um nicht vielleicht sogar von Referenzaufnahmen zu sprechen!!


    Sie scheinen leider nicht mehr verfügbar zu sein. Wer weiß mehr??



    :hello:
    Wulf.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Wie auch immer, es dürfte sich um Live-Aufnahmen handeln - und hier ist die Gefahr gegeben, daß die Tonqualität , aber auch die Interpretation starken Schwankungen unterworfen ist.


    Ich hoffe daß es sich immer um Live-Aufnahmen handelt (natürlich mit Korrekturen), lebendig ist eben immer besser.


    Der Stuttgarter Klang war, jedenfalls soweit ich mitgehört habe, immer superb. Allein schon für die fetzigen Pauken, die rechts sitzenden 2. Violinen und die Celli/Bässe, die frontal enfach viel besser klingen, würde ich die meisten anderen Aufnahmen im Regal stehen lassen. Noch dazu stellt sich durch kleinere Besetzungen eine natürliche Balance qasi von selbst ein. Die deutlicheren Holzbläser (ohne daß große Nachhilfe durch Stützmikrofone nötig wäre) sind ein Beweis.


    Ich ziehe meinen Hut vor den Stuttgartern, daß sie das Projekt Norrington so kompromißlos und mit hörbarem Spaß durchziehen.


    Gruß, Khampan

  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Hallo Christian,


    ulfk179 hat oben schon dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass die CD im Rahmen der Klassikedition der ZEIT wiederaufgelegt wird. Als Erscheinungsdatum ist der 24. November vorgesehen - für 9,90 Euro an jedem Zeitungskiosk zu kaufen.


    Ich sachet unjern: Die Wagner-Aufnahme mit den London Classical Players sollte auch für 10 EUR heute schon beim CD-Händler um die Ecke stehen, gekoppelt mit Bruckner III:



    Ansonsten pflichte ich Khampman bei: Die Klangqualität ist bei allen Stuttgarter Live-Aufnahmen, die ich bisher kenne (Beethoven I - IX, Berlioz' Fantastique, Mahler I, IV und V, Tschaikowsky VI, Schumann I und III und sicher irgendwas vergessenes) hervorragend, und allein der Klang, der sich durch die Sitzordnung und das vibratolose Spiel ergibt: Himmlisch. Allerdings ist das ein so typischer Klang, dass ich sagen würde: Entweder man mag ihn - oder nicht. Dazwischen kann ich mir wenig vorstellen.


    Ich liebe ihn ;)


    Beste Grüße,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Sagitt meint:


    Als Fan hatte ich mich ja schon ausführlich geoutet. Norrington kann mit jedem Orchester besondere Leistungen erzielen. Die verschiedenen Aufnahmen verschiedener Ensembles beweisen es.


    War dort in Stuttgart früher nicht Marriner. Hat er ähnliche Spuren hinterlassen ? Mir nicht bekannt.


    Eben, alles Roger !

  • Zitat

    Allerdings ist das ein so typischer Klang, dass ich sagen würde: Entweder man mag ihn - oder nicht. Dazwischen kann ich mir wenig vorstellen.


    Ja - Es mag einige vielleicht verwundern - ich liebe ihn - aber es gibt auch Kritik von meiner Seite: Norrington versetzt das Orchester quasi in "Dauerspannung" Kontraste- also Momente der Kontemplation - sowas gibt es bei ihm nicht, weswegen er gelegentlich Effekte vergibt.


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ja - Es mag einige vielleicht verwundern - ich liebe ihn - aber es gibt auch Kritik von meiner Seite: Norrington versetzt das Orchester quasi in "Dauerspannung" Kontraste- also Momente der Kontemplation - sowas gibt es bei ihm nicht


    Hallo Alfred,


    das verwundert uns in der Tat...
    Welcome to the club.
    Norrington würde vermutlich verneinen, daß die vermißten Momente der Kontemplation (in dem von dir erwarteten Maße) von den Komponisten vorgesehen sind.
    Allerdings konnte ich jüngst bei den Mozart-Sinfonien unerwartet solche Momente erleben: Das Ausspielen aller vorgeschriebenen Wiederholungen (auch Durchführung + Reprise o.ä.) hat für den Hörer sowas Innehaltendes. Weil's so schön war,gleich nochmal, da kann man sozusagen geistig schnell mal Bierholen gehen, einfach mal schwelgen, sich übers Wiedererkennen freuen...


    C.Huth:

    Zitat

    Beethoven I - IX, Berlioz' Fantastique, Mahler I, IV und V, Tschaikowsky VI, Schumann I und III


    ei, was ich nicht alles verpaßt hab. Aber es fehlt der ganze Mozart und Mahler II. Letzterer auch traumhaft gut gespielt.


    Gruß, Khampan

  • Sagitt meint:


    Bei Hänssler ist nunmehr schon eine ganze Menge neuer Aufnahmen der Stuttgarter mit Norrington herausgekommen.


    Ich sehe gerade alle vier Brahms Sinfonien auf einer DVD.


    Ist nicht Kleiber, aber sehr gut anhörbar. Ein wenig nüchtern. Der breite Brahms-Sound ist nicht Norringtons Sache- bei seiner Herkunft kein Wunder.


    Vielleicht gibt es dazu mal ein paar Beiträge ?

  • Guten Abend



    Zumindest KV 550 gibts " Hier " zwischenzeitlich zu erwerben :yes:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Es mag einige vielleicht verwundern - ich liebe ihn - aber es gibt auch Kritik von meiner Seite: Norrington versetzt das Orchester quasi in "Dauerspannung" Kontraste- also Momente der Kontemplation - sowas gibt es bei ihm nicht, weswegen er gelegentlich Effekte vergibt.


    Meine Lieben,


    Tamino hat mich wie schon oft neugierig gemacht, und weil sich die Gelegenheit ergab, höre ich gerade Norringtons "Vestale", aufgenommen 1876. Ohne mich endgültig festlegen zu wollen, so etwas wie eine "Dauerspannung" - freilich in positivem Sinn und nicht übertrieben - ist mir bald auch aufgefallen. Allerdings liegt das zu einem guten Teil auch an der Musik Spontinis, die das irgendwie vorgibt. Norrington erfaßt bis jetzt (1.Akt) diese Mischung von Grandeur und L'Ame sehr überzeugend und artikuliert sozusagen sehr klar (mag sein, daß ihm Germanisches vielleicht weniger liegt), vermeidet Effekthascherei - eine sehr ansprechende Interpretation, die für mich den Nerv der Oper überzeugend trifft.


    LG


    Waldi

  • Hallo!


    Zitat

    Original von Pius


    Ich hatte vorgestern KV 425 und KV 550 gehört: :jubel:


    Vielleicht gibts die ja mal auf CD...


    Die gibts ja inzwischen auf CD, und ich hatte mir auch folgende schon vor längerer Zeit gekauft:



    Ich halte diese Aufnahme für sehr gut. Stehe ich da alleine da, oder können andere mir beipflichten?
    Wie auch immer, ich bin kurz davor, mir noch diese CD zu kaufen,



    damit sich der Kreis schließt, der mit meinem begeisterten Radio-Hören der "Linzer" begann.


    Viele Grüße,
    Pius.

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