Debussy: Pelléas et Mélisande, Berlin, SO udL, 13. April 2008 (Ruth Berghaus, Sir Simon Rattle)...

  • Hallo,


    Bernd (Zwielicht) und ich beabsichtigen, am Sonntag, dem 13.04.2008 um 19:00 in die Ruth Berghaus Inszenierung (1991, damals unter der Leitung von Michael Gielen) von Claude Debussys Pelléas et Mélisande in Berlin in der Staatsoper unter den Linden zu gehen. Sir Simon Rattle wird dirigieren. Näheres gibt es hier. Ich habe mir die Karte 2. Rang, Mitte Rechts, Reihe 1, Platz 16 gekauft.


    Wer kommt noch mit?


    Ich fliege nach Tegel ein am Sonntag mit LH180 aus Frankfurt (13:20 -> 14:25) und fliege zurück mit LH183 am Montag um 12:05.


    Wer gibt Hotelempfehlung?


    Ich weiß, dies ist hier OT, aber... ;-)


    Gruß,


    Matthias

  • Hallo,


    würde mich freuen, euch dort zu treffen/kennenzulernen - meine Karten (für meine Frau und mich) liegen bereits seit einiger Zeit in der Schreibtischschublade - Parkett, 14. Reihe.


    Beim Hotel kann ich nicht recht helfen. Ein Freund von mit arbeitete im Kempinski - das ist aber leider etwas teuer. Ansonsten lebe ich ja hier, brauche also kein Hotel für Berlin-Aufenthalte (ich Glückspilz).


    :hello:


    Bis bald dann also,
    Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von pfuetz


    Wer gibt Hotelempfehlung?


    Ich weiß, dies ist hier OT, aber... ;-)


    Hallo Matthias,


    schau mal hier - die Lindenoper ist zu Fuß oder mir der M1 bequem zu erreichen, wie ich Anfang November feststellen konnte.


    Leider habe ich an diesem Tag keine Zeit ;(


    LG, Elisabeth


  • Elisabeth,


    Dich wollte ich eh noch fragen wg. Rideamus' Empfehlung, nun bist Du mir zuvorgekommen. Das Hotel hatte ich via HRS auch schon im Auge, ist nun also gebucht.


    Danke!


    Matthias


  • Hallo, Ekkehard,


    ich freue mich ebenso. Wir können dann ja ansschliessend noch zusammen etwas trinken/essen gehen, und die Aufführung schon mal "vorbesprechen"...


    Bis bald!


    Matthias

  • Am Sonntag abend war ich, wie angekündigt, in der SOudL. Gegeben wurde Debussys Pelleas et Melisande. Es war die 30. Aufführung der Inszenierung von Ruth Berghaus aus dem Jahre 1991. Premiere war damals am 17. März 1991.


    An der Tatsache, daß es erst die 30. Aufführung in 17 Jahren war, kann man ermessen, wie das Werk an sich aufgenommen wird.


    Die Beteiligten dieser Aufführung waren:


    Sir Simon Rattle: Musikalische Leitung (der Staatskapelle)
    Chöre wurden einstudiert von: Eberhard Friedrich
    Arkel: Robert Lloyd
    Genevieve: Marie-Nicole Lemieux
    Pelleas: William Burden
    Golaud: Hanno Müller-Brachmann
    Melisande: Magdalena Kozena
    Yniol: Andreas Mörwald
    Arzt/Hirt: Andreas Bauer


    Ich habe die Oper in der Aufnahme von Abbado mit den Wienern (1992) auf CD als Vorbereitung mehrfach gehört, und auch die Darmstädter Inszenierung des letzten Jahres gesehen (wenn auch damals mit viel Jet-Lag und daher nur z.T. wirklich wach wahrgenommen).


    Diesem Ereignis habe ich besonders viel Vorfreude entgegengebracht, weil erstens Sir Simon am Pult stehen sollte (und auch stand!), und weil es die letzte, noch aufgeführte Inszenierung von Ruth Berghaus, der großen Dame des DDR-Theaters, die ja auch als Kulturexport im Westen zu sehen war, ist, die ich noch nicht kannte. Die Stuttgarter Trojaner-Inszenierung ist ja leider vom Spielplan genommen worden (bevor ich hingehen konnte), und ihre Hamburger Tristan-Inszenierung wird ja gerade durch eine neue ersetzt. Damit bleiben nur die Pelleas- und die Barbier-Inszenierungen in der SOudL, wobei der Barbier ja schon über 30 Jahre immer wieder gespielt wird, während der Debussy so gut wie nicht auf dem Spielplan steht. Ich hoffe nur, daß z.B. unser Innenminister Schäuble, den wir am Sonntag in der Loge links sehen konnten, hier dazu beiträgt, daß a.) die SOudL weiterhin Gelder bekommt, und b.) daß so "schwierige Stücke" auch weiterhin nicht einem angeblich "breiten Geschmack" geopfert werden. Positiv zu vermerken ist auf jeden Fall, daß die Aufführung ausverkauft war, und auch von allen Seiten mit Zustimmung aufgenommen wurde! Wenn ich mir das Stimmengewirr rund um mich herum betrachte, so haben solche Aufführungen klar auch touristische Aspekte, von Franzosen, über Italiener und Spanier als auch östliche Sprachen bis hin zu Österreichern war alles vertreten.


    Doch nun zu den Deteils, soweit sie mir nach einer Nacht noch in Erinnerung sind.


    Das Bühnenbild ist auch hier ein typisches Berghaus-Spätwerk. Runde (Kugel) Objekte, mit dunklen Beleuchtungen, kontrastiert an einigen Stellen durch helle Lichteffekte und gerade Objekte (Wände). So bleibt auch hier das Schlußbild, ähnlich wie in Hamburgs Tristan, in Erinnerung, aber aus ganz anderen Gründen. Doch dazu später mehr.


    Änfänglich haben wir es mit einer 8-tel Kugel zu tun (dem oberen Achtel), die 2/3 der Bühne auf der rechten Seite bedeckt (Hügel, und/oder Erdoberfläche). Fast in der Mitte davon haben wir ein Loch, das den See, den Brunnen, oder das Wasser der Grotte repräsentiert. Nach links haben wir, aber nicht mittig, einen Graben, der als Abfluß interpretiert werden könnte. Er verschwindet dann links in einer Art Tür. Hier verstecken oder verkriechen sich immer mal wieder Handelnde, ebenfalls wird er als "Klickerbahn" genutzt. Dieser Teil der Bühne ist in allen Bildern identisch. Begrenzt wird dieser vordere Teil der Bühne durch Wände und eine Decke. Der hintere Teil der Bühne nutzt die Drehbühne. Darauf haben wir unterschiedliche Dinge, im ersten Bild eine Wand, mit einer Art Bank (die aber nicht als solche genutzt wird), später kommen Treppen ins Bild. Diese Treppen sind recht bunt (gelb) und hell beleuchtet.


    Nun ist die Oper Pelleas et Melisande eine sehr traurige und deprimierende Oper, denn es geht um Eingeschlossensein (man könnte auch "Gefangenschaft" sagen), Liebe und Brudermord.


    Im ersten Bild findet Golaud Melisande an einem See. Melisande ist verwirrt, und erzählt ihm, daß Ihre Krone in dem See sei (was Golaud auch sieht, er bietet sich an, die Krone zu bergen, Melisande lehnt dies aber ab). Sie wird von Golaud mit "nach Hause" genommen. Er heiratet sie, weil er sich in sie verliebt hat, ohne etwas von ihr zu wissen. Pelleas, Halbbruder von Golaud, verliebt sich später ebenfalls in Melisande, die diese Gefühle wohl auch auf ihre Art erwiedert. (Im Handlungsheft heißt es: Pelleas und Melisande beobachten das Schiff, das Melisande hierher brachte. Dieses wird dadurch symbolisiert, daß Yniold mit einem Spielzeugschiff vor den beiden im Graben spielt.) Im zweiten Akt spielt Melisande übermütig dem Ehering über einem Brunnen, und verliert ihn, so daß der Ring in den Brunnen fällt. Dieser wichtige Vorfall wird von Ruth Berghaus so in Szene gesetzt, daß man das Gefühl hat, daß Melisande diesen Ring absichtlich in den Brunnen wirft, und auch Pelleas, der sie gewarnt hatte und gebeten hatte, aufzupassen, daß genau dies nicht passiert, erweckt den Eindruck nicht allzu großer Betroffenheit. Zeitgleich stürzt Golauds Pferd bei der Jagd, es passiert ihm aber zum Glück nichts. Dieses Pferd-Straucheln wird in der Pelleas-Melisande-Szene mit dem Ring auch noch dadurch in Szene gesetzt, daß Pelleas aus dem "Graben" ein Strohpferdchen holt, und in der Luft zerreist. Dies macht den Eindruck des Nicht-Traurigseins über den Verlust des Ringes noch stärker.


    Golaud kommt dahinter, daß der Ring verloren gegangen ist, und Melisande sagt ihm, daß sie den Ringe beim Suchen nach Muscheln am Meer in einer Grotte verloren habe. Die Muscheln habe sie für Yniold, den Sohn von Golaud aus erster Ehe gesucht. Wütend fordert Golaud Melisande auf, trotz Dunkelheit nach dem Ring zu suchen. Er schickt sie zusammen mit Pelleas in die Grotte.


    Hier kommt zum ersten Mal die Treppe ins Bild, aber nur als Idee (rechts am Rand, nur teilweise sichtbar!). Pelleas und Melisande kommen sie herunter, um in die Grotte zu gelangen.


    Diese Grotte ist übelriechend, und Bettler (Text: schlafende Greise) halten sich darin auf. Natürlich finden die beiden nichts (denn sie waren ja beide dabei, als der Ring in den Brunnen an ganz anderer Stelle fiel). Dennoch müssen sie in die Grotte, sollte Golaud sie überprüfen. Pelleas stolpert dauernd über die Bettler (Idee von Berghaus), obwohl sie diese erst am Ende des 2. Aktes finden sollten, und dann entsetzt fliehen sollten.


    Pelleas und Melisande sind zusammen in Melisandes Zimmer. Melisande hat, wie Rapunzel, langes Haar, das Pelleas in Ermangelung der Nähe liebkost. Dieses Haar wird immer mal wieder als Perücke offenbart, denn sowohl Pelleas in dieser Szene als auch Golaud viel später haben diese Perücke in der Hand. Golaud kommt hinzu und erschreckt über diese Kindereien. Golaud geht mit seinem Bruder zum Brunden und rät ihm, zukünftig Melisande zu meiden.


    Im nächsten Bild sehen wir Golaud mit Yniold zusammen, und Golaud fragt seinen Sohn über die Beziehung von Pelleas und Melisande aus. Auslöser ist hier das Faktum, daß sich die beiden unterhalb der Wohnturms von Melisande befinden, und Golaud nicht ins Fenster sehen kann, weil das Fenster zu weit oben liegt. So stellt er sich seinen Sohn auf die Schultern, und läßt ihn ins Melisandes Zimmer blicken, und sich von ihm berichten, was dort vor sich geht. Er fragt ihn auch dahingehend aus, ob Pelleas und Melisande verbotene Liebe gemacht haben (nein) oder sich je geküsst hätten (nein, ähm, auch doch, einmal, aber wie Bruder und Schwester). Dennoch gerät Golaud in Wut, und tut seinem Sohn mehr weh, als für eine solche Aktion nötig märe (ihn hochhalten). Auch diese Szene findet auf der Treppe statt, und Yniold verwendet Bewegungen, die mich an E.T. (Zuhause Anrufen) erinnern. Ebenfalls ist die Treppe ähnlich wie der Aufgang ins Raumschiff in "Unheimliche Begegnung der dritten Art".


    Später wird klar, daß Pelleas in den Krieg ziehen muß (von Golaud angeordnet, der ja nun der König ist!), und er bittet Melisande um ein letztes Treffen am Brunnen der Blinden (dort, wo der Ring drin verschwand). Sie treffen sich auch, und Pelleas erzählt, daß sein (und Golauds Vater) endlich wieder genesen sei (die Trübsal ob des todkranken Königs liegt über dem ganzen Stück!), und nun wieder etwas mehr Freude herrschen wird. Dennoch muß sich Pelleas von Melisande verabschieden. Er gesteht ihr, daß er sie liebt, und sie erwidert, daß auch sie ihn liebe, und bittet ihn, doch nicht wegzugehen. Er sagt aber, daß er gehen muß.


    Sie werden dabei von Golaud überrascht, der daraufhin seinen Bruder ermordet. Melisande entflieht.


    Melisande gebiert ein Kind, das sie aber nicht so richtig wahrnimmt. Dieses Kind wird als Puppe durch die ganze Szene immer zwischen den agierenden Personen auf der Bühne hin und her gereicht. Melisande stirbt. Dieses Sterben (an gebrochenem Herzen?) wird dadurch in Szene gesetzt, daß Melisande die Treppe langsam nach oben steigt, und somit in den Himmel aufsteigt. Melisandes Kind (Tochter) muß nun die Gefangeschaft ihrer Mutter fortsetzen (das symbolische Herumreichen der Puppe!). Dieses abschließende Bild, mit der nach oben aus der Szene sich befreiend verschwindenden Melisande, und den zurückbleibenden, traumatisch von links nach rechts wankenden Personen (Frauen, Hofdamen) auf den selbst mitgebrachten Stühlen verdeutlicht sehr schön die Trübsal, die Unauflösbarkeit (nur durch den Tod) der Gefangenschaft, sowie die Hoffnungslosigkeit für die "Zurückbleibenden" und wird sehr schön durch die schwarze untere Hälfte der Bühne und das helle Licht am oberen Rand, in das Melisande auf der Treppe aufsteigt, symbolisiert.


    Lang anhaltender Applaus für alle. Gesungen und musiziert wurde auf sehr hohem Niveau. Einzig Arkel fand ich etwas unartikuliert.


    Im Vergleich zu Darmstadt (wo ich die Tristesse noch viel intensiver erlebt habe, dort gab es so gut wie KEINE optischen Aufheller oder optimistischen Momente) gab es hier Dinge, die ich noch nicht so richtig zuordnen kann. So spielt Yniold in der Szene mit seinem Vater Symbole aus E.T. nach (das "Zuhause Anrufen" symbolisert durch die Fingergeste E.T.s (die ja auch wieder an die sixtinische Kapelle angelehnt ist)), wobei ich das entweder als zu übertrieben oder zu durchsichtig finde. Auch die Treppe in den Himmel, und die Gestalt der Bühne erinnern an Science-Fiction Filme. Was in Hamburg bei Tristan noch passt, erschien mir hier als Aufguss, und nicht mehr ganz so durchdacht. Aber, evtl. muß ich mir da noch mehr Zeit zum Nachdenken geben. Vielleicht fällt Lohengrins ja noch mehr dazu ein...


    Auf jeden Fall war es ein gelungener Abend!


    Matthias

  • Hallo, Matthias.


    Nein, mehr fällt mir ehrlich gesagt auch nicht ein: Vielen Dank für Deine Beschreibung des Opernabends, der auch mir sehr zusagte!


    Die Feinheiten und letzten Winkel der Inszenierung auszuleuchten wird auch mir nicht gelingen. Leider gab das Programm-Heft zwar Texte von Debussy und Maeterlinck, nicht aber von Ruth Berghaus wider, sodass auch von dieser Seite keine Hilfe zu erwarten war.
    Im Gedächtnis ist mir eine vollkommen entrückte Stimmung geblieben. Zwischen Kinder-Spiel und Versuchsanordnung bewegten sich die Figuren teils starr, teils tänzerisch - in jedem Falle aber künstlich/künstlerisch über die Bühne. Dabei passt natürlich alles bestens ineinander.


    Arkel war auch in meinen Ohren der einzige wirklich schwächere, weil seltsam näselnde und schlecht artikulierende Sänger. Schon der junge Yniold gefiel mir, ebenso Golaud (wobei ich mir von Müller-Brachmann nicht allzu viel erwartet hatte, nachdem ich ihn einmal in Mahlers 8. unter Boulez erlebt hatte), Pelleas blieb dagegen letztlich blass - was man von Magdalena Kozena wiederum nicht sagen kann - stimmlich wie darstellerisch dominierte sie für mich die Aufführung (ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen), sie verkörperte ihre Rolle, das war teils berührend (teils erheiternd, siehe die Ring-fällt-in-Brunnen-Szene) mitzuerleben.
    Nicht ohne Grund aber heimsten Rattle und die Staatskapelle den stärksten Beifall ein. Ein schwebender, ein drängender, ein fließender, ein pulsierender Debussy voller Klangfarben - das war eine für mein Empfinden große Leistung des Orchesters (wobei ich in einer Kritik las, dass der in Opern-Dingen weniger erfahrene Rattle vor der Pause die Sänger im Orchester-Klang teilweise untergehen ließ - mir erschien es nach der Pause so zu sein - vielleicht hatte sich Rattle die Kritik ja zu sehr zu Herzen genommen).


    Mir war die Oper vordem nicht bekannt. Ich werde sie gewiss wieder hören.


    Viele Grüße, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von pfuetz
    Diesem Ereignis habe ich besonders viel Vorfreude entgegengebracht, weil [...] es die letzte, noch aufgeführte Inszenierung von Ruth Berghaus, der großen Dame des DDR-Theaters, die ja auch als Kulturexport im Westen zu sehen war, ist, die ich noch nicht kannte. Die Stuttgarter Trojaner-Inszenierung ist ja leider vom Spielplan genommen worden (bevor ich hingehen konnte), und ihre Hamburger Tristan-Inszenierung wird ja gerade durch eine neue ersetzt.



    Kleine Korrektur: Ruth Berghaus hat die "Trojaner" nicht in Stuttgart, sondern Anfang/Mitte der 80er in Frankfurt auf die Bühne gebracht - die Inszenierung ist bestimmt schon seit 20 Jahren nicht mehr im Repertoire.


    In Stuttgart hat Ruth Berghaus bei "Mahagonny", "La traviata" und "Macbeth" Regie geführt - die habe ich in den 90ern alle noch gesehen. "La traviata" war m.W. vor nicht allzulanger Zeit noch auf dem Spielplan.


    Definitiv noch gespielt wird die Mannheimer "Elektra" von 1980.


    Welchen neuen "Tristan" gibt es denn in Hamburg? Da zunächst mal der Guth-Ring geschmiedet werden muss, stehen die Chancen doch vielleicht gar nicht mal so schlecht, dass der Berghaus-Tristan nochmal auf die Bühne kommt.



    Viele Grüße


    Bernd


  • Ich habe in Erinnerung, daß ich in einem der Newsletter der Staatsoper-Hamburg etwas der Art: "Simone Young's Bestreben, alle Wagner-Opern neu auf die Bühne zu bringen" gelesen habe, kann mich aber täuschen, habe nicht alle diese Newsletter aufgehoben. Ich würde es jedenfalls gut finden, wenn der Berghaus Tristan in Hamburg noch ein paar Mal zu sehen sein könnte.


    Trojaner und Stuttgart, habe ich verwechselt, Danke! (fängt ja beides mit "Tr"{"ojaner", "aviata"} an...)


    Matthias

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  • Hallo, Raphael,


    wie hat es denn Dir gefallen?


    Gruß, Ekkehard.


    P.S.: Ich hatte übrigens die doppelte "Pelleas-Ladung am vergangenen Wochenende. Vor dem Staatsopern-Pelleas noch der (Schönberg'sche) mit den Berliner Philharmonikern unter Barenboim. Was mir ehrlich gesagt überhaupt nicht gefiel. Für mein Empfinden war der Pelleas durchbuchstabiert, ohne den Blick aufs Ganze, ohne Spannung. Einer der schlechteren Abende in der Philharmonie für mich.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Hallo Ekkehard,


    Es ging so...
    Mit dem Debussy'schen Pelléas hatte ich immer so meine Probleme - "langweilig" trifft es wohl am besten.
    Ich gestehe ein, dass die Oper ein Meisterwerk ist, und in ihrer Form und Idee schon einen Meilenstein darstellt. Die Musik ist voll von Schönheiten, aber das Fehlen von Höhepunkten und längeren Melodien (welche Debussy ja erklärt mied) ermüdet mich auf dauer doch.


    Ich erhoffte, dass ich mit einer Inszenierung die Oper besser "überstehe", jedoch war diese Inszenierung (wie so viele in der Staatsoper) mal wieder ein Reinfall (nur anbei: Ich bin ein Regietheater-Befürworter). Was sollte das? Es sah alles einfach nur billig und planlos aus...


    Ich war mit Rattle und der Staatskapelle ebenfalls sehr zufrieden; sehr nuanciert - wie die Komposition. Sängerisch habe ich auch nur wenig zu beanstanden, bis auf den Arkel...


    Unterm Strich sicher keine sehens- aber doch hörenswerte Opernproduktion!


    LG
    Raphael


  • Auf meinem Flug letzten Sonntag nach Berlin las ich in der Süddeutschen vom Samstag sinngemäß Folgendes (leider nicht online verlinkbar, Wolfgang Schreiber schrieb, daß er die erste Hälfte des Abends in der SO war, und dann zu Barenboim ging, die den Schönbergs'schen Pelleas noch aus Abbado Zeiten "abrufbereit hätten" ) :


    "... Und Barenboim braucht das verästelte Stimmengeflecht, die Klangfarben, satztechnischen Finessen des Stücks quasi nur abzurufen. Bei ihm tönt die riesige Partitur, die am Modernebeginn noch in spätromantischer Klangfülle aufbraust, schwerer, massiger als bei Abbado, bleibt aber in der symphonischen Tradition Wagners und Bruckners. In enormer Besetzungsstärke geben die Philharmoniker das Heftigste an Belebungs- und Steigerungsmacht.


    Mit solchen Schlagschatten machte sich Simon Rattle nicht gemein. Sein Debussy wirkt in der kammermusikalischen Feinmotorik lyrisch vertieft, die Staatskapelle verblendet perfekt austariert die Intrumentalfarben mit der Lautstärkedramaturgie. Rattles Empfinden für Debussys modernen Geist, der durch Verschweigen, die Leere einer lichten Mosaikkunst, bezaubert und verstört, ist authentisch.


    Und noch immer faszinieren die archaisch-geometrischen Bühnenformen Hartmut Meyers in der streng reduktionistischen Inszenierung von Ruth Berghaus aus dem Fahre 1991. ..."


    Ebenfalls fand ich eben noch einige Bilder zur Berghaus-Inszenierung auf den Webseiten der SO:


    http://www.staatsoper-berlin.o…ereich=journal&aktiv=news


    und hier:


    http://www.staatsoper-berlin.d…ge=1&show=pics&aktiv=oper


    Gruß,


    Matthias

  • Hallo Matthias,


    dann hat Wolfgang Schreiber das wohl anders empfunden als ich. Wobei ich in Bezug auf das Nachwirken von Abbado beim Pelleas der BPhil anmerken möchte, dass ich Abbado mit dem Mahler Jugendorchester in Wien unter anderem auch den Pelleas spielen hörte. Und das war für mein Empfinden etwas ganz anderes, als das, was Barenboim wie Schreiber sagt, als eine Art Erbe aus den Berlinern herauslockte. Aber es kommt vermutlich bei jedem anders an. Es gab ja auch viel Beifall für Barenboim, jetzt.


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot