Philipp Heinrich Erlebach (1657-1714)
Diskographisch sieht es um den im Forum öfter erwähnten Erlebach ganz gut. Noch nie waren glichzeitig
soviele Einspielungen seiner Werke auf Tonträger verfügbar wie im Moment.
Der im ostfriesischen Esens geborene Komponist verbrachte die längste Zeit seines 57 Jahre währenden Lebens am Hof der kleinen Thüringischen Residenz Rudolstadt.
Über seine Ausbildung und den Werdegang des im ostfriesischen Esens geborenenen Meisters ist leiderzu wenig Verwertbares überliefert um das das geistig-musikalische Umfeld dieses Altersgenossen von Johann Joseph Fux und Henry Purcell zu erhellen.
Beziehungen zum Gottorfer Hofe
aber auch zu Reincken und Buxtehude sind denk- aber nicht nachweisbar.
Früh muss Erlebach mit dem Werk des großen Lully Berührung gefunden haben, der ihn für sein Orchesterschaffen nachhaltig beeinflüsste, wie man auch im Vorwort eines seiner wenigen im Druck erschienenen Werke nachlesen kann. Er machte sich Lullys formale Neuerungen zu eigen, OHNE jedoch zur platten Kopie des französischen Meisters zu verkommen. Der grüblerisch-elegische Tonfall seiner Suiten ist deutlich unterschieden von dem, was in Paris produziert wurde.
Von einem grüblerisch-fatalistischem Naturell zeugen auch seine "Arias" für Solostimme und b.c., seine vielleicht eigenständigsten Werke, die auf der CD des Lables alpha wunderbar festgehalten wurden.
Der VOKALKOMPONIST Erlebach jedoch ist eindeutig vom Schaffen der Komponisten des norddeutschen Raumes geprägt:
Weit ausschwingende Meldodik, farbige Instrumentierung und eine an Purcell gemahnende Generalbass-Behandlung ist vielen seiner überlieferten Kantaten eigen, die ich zu den Schönsten aus der Epoche zwischen 1680 und 1700 zählen muss.
Ein Stadtbrand im Rudolstädter Schloss hat fast sein ganzes Schaffen vernichtet. Über die verlorenen Werke sind wir dank eines erhalten gebliebenen Verzeichnisses bestens informiert, was den Verlust umso schwerer empfinden lässt. Daß die dem Brand entgangenen Werke in solcher Vollständigkeit auf Tonträger vorliegen, erfüllt den Verfasser dieser Zeilen mit Freude und Genugtuung.