Nikolai Mjaskowski - Russlands vergessener Komponist

  • Nikolai Mjaskowski (1881 – 1950)


    Russlands vergessener Komponist




    Mjaskowski, 1926



    Nikolai Jakowlewitsch Mjaskowski gehört zu den bedeutendsten Vertretern der älteren sowjetischen Komponistengeneration. Sein Schaffen ist eng mit dem Erbe der russischen Musik verbunden. Als Sachverwalter klassischer Traditionen war er jedoch stets darauf bedacht, seinen Werken Wesenszüge der Gegenwart zu verleihen, nach entsprechenden Ausdrucksformen und einer neuen Musiksprache zu suchen.


    So weisen viele der Kontinuität und Erneuerung miteinander verbindenden Werke ihn als einen echten Neuerer aus. Sein Schaffen, die Besonderheiten seines Stils und seiner musikalischen Sprache sowie seine Prinzipien der Formbildung haben auf die nachfolgenden Generationen sowjetischer Komponisten wesentlichen Einfluss gehabt. Als Künstler und Denker, der in seinen Werken nach möglichst umfassender Erschließung und Verallgemeinerung eines hohen humanistischen Gedankengutes strebte, als maßgebliche Persönlichkeit des Musiklebens, als Pädagoge und Erzieher sowie als Begründer der sowjetischen Sinfonik steht sein Name für eine ganze Epoche der sowjetischen Musik.


    Nikolai Mjaskowski wurde am 20. April 1881 in der Festung Nowo-Georgijewsk bei Warschau als Sohn eines Ingenieuroffiziers geboren. Er starb am 8. August 1950 in Moskau. Zunächst schlug er die Laufbahn eines Offiziers ein; erst 1906-1911 studierte er am Petersburger Konservatorium Musik. Seine Lehrer waren, nachdem er vorher schon bei Reinhold Glière in die Schule gegangen war, Anatoly Ljadow und Nikolai Rimski-Korssakow. Noch als Student schrieb er seine Erste Symphonie (1908 ), aber auch Streichquartette, Sonaten für Klavier und Violoncello. Den ersten Weltkrieg machte Mjaskowski als Pionieroffizier mit. In die Heimat zurückgekehrt, wurde er 1921 als Kompositionslehrer an das Moskauer Konservatorium berufen. Seine Schüler waren Aram Chatschaturjan, Vissarion Schebalin, Dmitri Kabalewski, Vano Muradeli und Nikolai Pejko. Er war außerdem im Volksbildungs-Kommissariat, im Staatsverlag für Musik, in der künstlerischen Sektion des Staatlichen Gelehrtenrates, im Verband Sowjetischer Komponisten und im Redaktions-Kollegium der Zeitschrift „Sowjetskaja Musyka“ tätig. Seine Verdienste um das Musikleben in der Sowjetunion wurden in reichem Maße von der Regierung anerkannt. So wurden ihm mehrfach (auch posthum) der Stalinpreis, der Titel eines Volkskünstlers der Sowjetunion und der (sehr seltene) akademische Grad eines Doktors der Kunstwissenschaften verliehen.



    Nikolai Mjaskowski komponierte 1 Kantate sowie diverse Chorwerke in Begleitung des Orchesters oder a-capella, 27 Symphonien, 3 Sinfoniettas, 5 Orchesterouvertüren, 2 Symphonische Dichtungen, 1 Violinkonzert, 1 Violoncellokonzert, 13 Streichquartette, 9 Klaviersonaten, Klavierstücke und Lieder. Insgesamt komponierte Mjaskowski 87 Werke mit und 40 ohne Opuszahlen.




    Auflistung aller 27 Symphonien




    Symphonie Nr. 6 es-moll op. 23 - Beginn des ersten Satzes: Lento ma non troppo - Allegro (Bearbeitung für zwei Klaviere)




    Symphonie Nr. 1 c-moll op. 3 (in drei Sätzen) (1908, rev. 1921)


    1. Lento ma non troppo - Allegro
    2. Larghetto
    3. Allegro assai e molto risoluto



    Symphonie Nr. 2 cis-moll op. 11 (1910 – 1911)


    1. Allegro
    2. Molto sostenuto - Adagio serioso, ma espessivo
    3. Presto



    Symphonie Nr. 3 a-moll op. 15 (1914)


    1. Non troppo vivo, vigoroso
    2. Deciso e sdegnoso



    Symphonie Nr. 4 e-moll op. 17 (1917 – 1918 )


    1. Andante, mesto e con sentimento.
    2. Allegro appassionato ma non troppo vivo
    3. Largo, Freddo e senza espressione
    4. Allegro energico e marcato



    Symphonie Nr. 5 D-Dur op. 18 (1918 )


    1. Allegro amabile
    2. Lento
    3. Allegro burlando
    4. Allegro risoluto e con brio



    Symphonie Nr. 6 es-moll op. 23 (mit Chor ad libitum) (1921 – 1923, rev. 1947)


    1. Poco largamente - Allegro feroce
    2. Presto tenebroso
    3. Andante appassionato
    4. Molto vivace



    Symphonie Nr. 7 h-moll op. 24 (1922)


    1. Andante sostenuto calmo - Allegro minaccioso, poco stravagante
    2. Andante - Allegro scherzando e tenebroso



    Symphonie Nr. 8 A-Dur op. 26 (1924 – 1925)


    1. Andante - Allegro
    2. Allegro risoluto e con spirito
    3. Adagio
    4. Allegro deciso



    Symphonie Nr. 9 e-moll op. 28 (1926 – 1927)


    1. Andante sostenuto
    2. Presto
    3. Lento molto
    4. Allegro con grazia



    Symphonie Nr. 10 f-moll op. 30 (in einem Satz) (1926 - 1927)


    1. Un poco sostenuto - Allegro tumultuoso



    Symphonie Nr. 11 b-moll op. 34 (1931 – 1932)


    1. Lento - Allegro agitato
    2. Andante - Adagio, ma non troppo
    3. Precipitato - Allegro



    Symphonie Nr. 12 g-moll op. 35 "Oktober" (1931 – 1932)


    1. Andante - Allegro giocoso - Andante
    2. Presto agitato
    3. Allegro festivo maestoso



    Symphonie Nr. 13 b-moll op. 36 (1933)


    1. Andante moderato
    2. Agitato molto e tenebroso
    3. Andante nostalgico



    Symphonie Nr. 14 C-Dur op. 37 (1933)


    1. Allegro giocoso
    2. Andantino quasi allegretto
    3. Quasi presto
    4. Andante sostenuto
    5. Allegro con fuoco



    Symphonie Nr. 15 d-moll op. 38 (1935)


    1. Andante - Allegro appassionato
    2. Moderato assai
    3. Allegro molto ma con garbo
    4. Poco pesante - Allegro ma non troppo



    Symphonie Nr. 16 F-Dur op. 39 (1935 – 1936)


    1. Allegro vivace
    2. Andantino e simplice
    3. Sostenuto - Andante marciale, ma sostenuto
    4. Tempo precedente - Allegro ma non troppo



    Symphonie Nr. 17 gis-moll op. 41 (1936 – 1937)


    1. Lento - Allegro molto agitato
    2. Lento assai - Andantino, ma non troppo
    3. Allegro poco, vivace
    4. Andante - Allegro molto animato



    Symphonie Nr. 18 C-Dur op. 42 (1937)


    1. Allegro risoluto
    2. Lento ma non troppo - Andante narrante
    3. Allegro giocoso



    Symphonie Nr. 19 Es-Dur op. 46 (Für Blasorchester) (1939)


    1. Maestoso - Allegro giocoso
    2. Moderato
    3. Andante serioso
    4. Vivo



    Symphonie Nr. 20 E-Dur op. 50 (1940)


    1. Allegro con spirito
    2. Adagio
    3. Allegro inquieto



    Symphonie Nr. 21 fis-moll op. 51 (in einem Satz) (1940)


    1. Andante sostenuto - Allegro non troppo ma con impeto - Andante



    Symphonie Nr. 22 h-moll op. 54 "Ballade" (1941)


    1. Lento - Allegro non troppo
    2. Andante con duolo
    4. Allegro energico, ma non troppo vivo



    Symphonie Nr. 23 a-moll op. 56 (1941)


    1. Lento - Allegro alla marcia - Lento
    2. Andante molto sostenuto
    3. Allegro vivace



    Symphonie Nr. 24 f-moll op. 63 (1943)


    1. Allegro deciso
    2. Molto sostenuto
    3. Allegro appassionato



    Symphonie Nr. 25 Des-Dur op. 69 (1945 – 1946)


    1. Adagio - Andante
    2. Moderato
    3. Allegro impetuoso



    Symphonie Nr. 26 C-Dur op. 79 "Über Russische Melodien" (1948 )


    1. Andante sostenuto - Allegro
    2. Andante quasi lento
    3. Adagio - Allegro maestoso



    Symphonie Nr. 27 c-moll op. 85 (1949)


    1. Adagio - Allegro animato
    2. Adagio
    3. Presto ma non troppo




    Weitere Infos über Nikolai Mjaskowski findet Ihr hier.



    Davidoff



    TAMRUSINFO

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Zumindest das Cellokonzert c-moll op.66 haben interessierte Forianer schon hören könne:


    Hier gibt es eine Aufnahme davon mit Michael Schlechtriem.


    :jubel:


    Elisabeth


  • Das ist auch sehr lobenswert!


    Auch wenn ich nicht weiß, wie Herr Schlechtriem das Konzert spielt. Ich bin aber überzeugt, er spielt genauso toll wie der Cellist auf meiner Einspielung: Mstislav Rostropovich.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Ich glaube, man sollte nicht unerwähnt lassen, daß Mjaskowskij eine ziemliche stilistische Spannweite bietet; vielleicht ist es dieses Kriterium, weshalb er sich nicht wirklich durchsetzen konnte. In manchen seiner Werke ist Skrjabin nahe, dann wieder Glière, dann gibt's Annäherungen eher an Profjew denn an Schostakowitsch, denn dessen ausgesparte, auf den Ausdruck konzentrierte Schreibweise ist weniger Mjaskowskijs Sache; man kann aber auch Folkloristisches von ihm bekommen - und stellenweise sogar eine späte Tschaikowskij-Nachfolge, die ihm dank einer großen Begabung für Melodieerfindung keineswegs so platt gerät, wie man es vermuten würde.


    Interessant ist dabei, daß Mjaskowskij diese Stile keineswegs in einer geradlinigen Entwicklung durchmißt, sondern im Zickzack mit Vor- und Rückgriffen etc.


    Meiner Meinung nach kennen sollte man die Sechste Symphonie, die zu den großen pathetischen Symphonien Russlands gehört (ich meine "pathetisch" jetzt positiv im Sinne von Tschaikowskijs "Pathétique"), vielleicht ist auch die 21. das Anhören wert.
    Nein, unfair: Das Anhören sind sie im Grunde alle wert, weil ein wirklicher Könner hinter dieser Musik steht, dem es nur sehr oft an dem Funken Genialität fehlt. Man begegnet daher in den meisten seiner Werke Stellen, die einfach herrlich sind, die faszinierende Ideen ausführen. Und es mag der subjektiven Einschätzung überantwortet werden, ob diese Stellen immer/nie/meistens/selten das ganze Werk rechtfertigen. (Mir kommt es mitunter so vor, als habe Mjaskowski um eine geniale Stelle oder einen glänzenden Satz das restliche Werk - brillant - herumgeflunkert.)


    Übrigens geriet auch Mjaskowskij ins Visier Stalins und mußte, wie Schostakowitsch und Prokofjew, zumindest um seinen Unterhalt wenn nicht gar um sein Leben fürchten. Vielleicht sind deshalb die späten Werke etwas unentschieden und formelhaft.


    Jewegenij Swetlanow hat die Symphonien seinerzeit komplett eingespielt, im Handel war die Box, wenn ich mich recht erinnere, nicht einmal ein halbes Jahr. Ab und zu taucht sie antiquarisch auf - aber zu Preisen, die sich auch Krösus vom Mund absparen müßte.


    :hello:

    ...

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  • Also ich finde Mjaskowskij's Violinkonzert nicht nur nett, sondern es gehört zu den Lieblingskonzerten. Es ist eines der wohl melodischsten Werken des 20. Jahrhunderts, und insbesondere wenn man sich das Entstehungsjahr und die politische Lage in Russland vergegenwärtigt: 1938. Packend, virtuos, und eben melodienseelig, es stimmt einfach alles. Uraufgeführt wurde dieses Werk übrigens von David Oistrach.

  • Bisher kenne ich lediglich die 6. Symponie mit Järvi und den Göteburger Symfonikern die mich jedoch beim Hören immer wieder fasziniert!




    Die Sinfonie Nr. 6 es-Moll Opus 23 (komponiert 1921-23, uraufgeführt am 4. Mai 1924 im Moskauer Bolschoi-Theater, überarbeitet 1947) ist die mit Abstand größtangelegte der 27 Sinfonien von Nikolai Jakowlewitsch Mjaskowski und eines der gewaltigsten Werke der sowjetischen Sinfonik überhaupt.


    Das Werk besteht aus vier Sätzen. Die Gesamtdauer beträgt etwa 65 Minuten. Der letzte Satz zieht einen großen gemischten Chor „ad libitum“ hinzu, der den altrussischen Totengesang „Trennung der Seele vom Körper“ singt.


    Poco largamente - Allegro feroce: Riesiger, bedrückender Kopfsatz, der von rhythmischer und harmonischer Instabilität sowie von jäh auffahrenden Tuttis geprägt ist. Verwendung von Motiven aus Boris Godunow.
    Presto tenebroso: Stürmisch bewegtes Scherzo.
    Andante appassionato: Pathetischer langsamer Satz.
    Allegro vivace (quasi presto) - Andante molto espressivo: Die Vermischung französischer Revolutionslieder (La Carmagnole, Ah, ça ira...) mit einem religiösen Trauerhymnus erzeugt eine zwiespältige Stimmung.


    Das Werk wurde von den ersten Zuhörer in seiner generell geladenen und bedrohlichen Stimmung als leidenschaftliche Reaktion auf den Russischen Bürgerkrieg empfunden und mit großer Begeisterung aufgenommen. Aufgrund seines Mangels an „Optimismus“ wurde es jedoch zu Stalins Zeiten nicht aufgeführt. In seiner eigenen Sechsten Sinfonie (ebenfalls in es-Moll) schuf Sergei Sergejewitsch Prokofjew später eine ähnliche Stimmung.


    (Quelle: Wikipedia)

  • Zitat

    Es ist eines der wohl melodischsten Werken des 20. Jahrhunderts, und insbesondere wenn man sich das Entstehungsjahr und die politische Lage in Russland vergegenwärtigt: 1938.


    Und genau das ist mein Problem damit: es ist mir eigentlich ZU melodisch für das Jahr seiner Entstehung und ihm ist auch anzumerken, daß keine freien künstlerischen Entscheidungen zu Beginn der "grossen Säuberungen" mehr möglich waren. Dem Komponisten gelang es trotzdem nicht, dem Vorwurf des "Formalismus" zu entgehen, was unter unglücklichen Umständen auch sein physisches Ende hätte bedeuten können.
    Dergleichen sollte man nie veregssen, wenn man Musik aus der Sowjetunion jener Epoche hört.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Kann man die Frage nicht auch von einer anderen Seite betrachten? Welch psychische Leistung, Trost oder Rettungsanker mag die Arbeit an so einem Werk gewesen sein (daß keineswegs unbeschwert ist!), in Angesicht der Aktionen in der Welt "draußen"? Ich halte es für bedenklich, jede melodische Geste oder "schöne Einfachheit" auf künstlerische Unfreiheit zurückzuführen.

  • Zitat

    Edwin Baumgartner schreibt: man kann aber auch Folkloristisches von ihm bekommen


    Beim Nachdenken über Orchesterwerke Mjaskowskis kommt mir spontan folkloristisches, zumindest folkloristisch Wirkendes, dabei nicht unbedingt speziell Russisches, in den Sinn. Ich finde seine Schreibweise bei weitem nicht so prägnant und modern wie die von Schostakowitsch oder Prokoffjev, allerdings klar und kraftvoll; wie oben bereits so ähnlich geschrieben wurde finde auch ich, dass sich schöne, ergreifende und elegante Stellen mit weniger interessanten abwechseln. Die von andythr genannte 6. Sinfonie ist allerdings auch nach meinem Empfinden ein ergreifendes und sehr intensives Werk.


    Vor einigen Jahren habe ich mir sämtliche 13 Streichquartette von Mjaskowski, eingespielt vom Taneyev Quartet in 5 CDs, gekauft. Auch hier höre ich wirklich anmutige und leidenschaftliche wie aber auch weniger fesselnde Momente.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

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  • Zitat

    Ich halte es für bedenklich, jede melodische Geste oder "schöne Einfachheit" auf künstlerische Unfreiheit zurückzuführen.


    In diesem Falle halte ich das überhaupt nicht für bedenklich, da Stalin über sein Sprachrohr Shdanow forderte: "Musik habe schön und wohlklingend" zu sein. Mit diesem Zitat auf den Lippen zog z.b. der "bekehrte Formalist" Muradeli durch sowjetische Großbetriebe und "gab dazu auf dem Klavier kleine ausgeterzte Stückchen zum besten, wie sie jeder Konservatoriumsschüler nach 4 Wochen Unterricht schreiben kann!", notierte Dmitri Schostakowitsch.


    Von schöpferischer Freiheit bei einem Komponisten, der in jener Epoche seine Werke schuf, kann, auch bei gutwilliger Interpretation, wirklich keine Rede sein.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Aber der Umkehrschluß, daß jede ausgeterzte Melodielinie aus einem politischen Diktat entstanden sei, funktioniert meineserachtens dennoch nicht. :) Es kann sich hierbei auch zeitweise Komponisten- und Propagandawille überschneiden. Nicht alles, was zwar in ein solches Korsett passen würde, ist auch aus dem Sichducken entstanden. Außerdem finde ich. daß dieses Violinkonzert keineswegs dieser Doktrin in allen Teilen entstpricht. Wahrscheinlich muß man manche Werke manchmal auch aus einem zeitlichen Kontext reißen: Man macht sich frei von vielen belastenden Faktoren, die man unweigerlich mithört. Das bedeutet nicht, daß der geschichtliche Kontext unwichtig sei, aber ich persönlich ziehe es oft vor, Werke als absolute Werke zu betrachten, die auch außerhalb einer Zeit exisitieren können.

  • Damit alle auch wissen, um welches Werk es hier gerade geht:


    Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 44 (1938, rev. 1939)


    1. Allegro
    2. Adagio
    3. Allegro giocoso


    Das Werk ist David Oistrakh gewidmet, der am 10.01.1939 in Moskau die Uraufführung spielte.



    Mjaskowskis Vorstellungen zielten auf ein Werk großen Stils, in dem sich eine breite symphonische Anlage mit dem Glanz des Soloparts verbindet. Deshalb lässt der monumentale erste Satz viel Platz für die große Solokadenz, die selbst nach einigen von Oistrach angeregten Kürzungen immer noch recht umfangreich ist und eine virtuose Durchführung aller Themen diese Satzes darstellt. Hinsichtlich des Charakters der musikalischen Bilder steht das Violinkonzert jenen Symphonien nahe, die Mjaskowski in diesen Jahren geschaffen hat: hier findet sich die gleiche breite Anlage der Melodien, die gleiche pathetische Diktion und die gleiche Klarheit des Ganzen.



    Empfehlen kann ich folgende Einspielung:


    Ilya Grubert, Violine
    Russian Philharmic Orchestra
    Dmitri Yablonski


    Naxos




    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Soweit mir bekannt ist, war Miaskowskij in seinen letzten Lebensjahren die Gefahr relativ egal.
    @Edwin

    Zitat

    Übrigens geriet auch Mjaskowskij ins Visier Stalins und mußte, wie Schostakowitsch und Prokofjew, zumindest um seinen Unterhalt wenn nicht gar um sein Leben fürchten. Vielleicht sind deshalb die späten Werke etwas unentschieden und formelhaft.


    Ich glaube mich zu erinnern, daß Miaskowskij vor dem Untersuchungsausschuss überhaupt nicht erschienen ist.


    Na ja, wie dem auch sei:
    Von Maskowskij liebe ich sehr seine Sinfonie Nr.21 und natürlich das Cellokonzert.


    Für mich sind das sehr private Kompositionen, sehr melancholisch, wohl auf eine andere (bessere? ) Zeit zurückblickend, überhaupt nicht auf Breitenwirkung und Effekt angelegt.
    Man merkt dem Cellokonzert überhaupt nicht die Turbulenzen der Kriegsjahre an, dieses Werk ist sicherlich nicht für die breite Masse komponiert worden, eher ist dies für mich der Abgesang eines Komponisten am Ende seines Lebens.


    LG,
    Michael

  • Hallo Michael,


    das Cellokonzert, das ich über Deinen rapidshare-link zum ersten mal hören konnte, hat mich schon beeindruckt und es erinnerte mich in mancher seiner Gesten an Elgars "berühmtes" Konzert, in seiner Melancholie, die zweifellos etwas Retrospektives hat, aber auch an das von mir besonders geliebte Konzert des Schweizers Othmar Schoeck, das Du Dir ja auch mal bei Gelegenheit genauer ansehn könntest; man bekommt es wirklich fast nie zu hören.
    Das Orchester müht sich redlich, aber du hast wohl recht; die Berliner Philharmoniker sinds nicht....

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Hallo,
    hab gerade mal in der Sammlung gewühlt und zutage kam:


    Hatte ich ganz vergessen die Scheibe.
    Muss ich mir mal gönnen.


    Leider ist Miaskowskij nicht gerade mein Lieblingskomponist.
    Irgendwie bleibt die Musik nicht in meinen Ohren haften.
    Kann ja noch kommen.
    Recht gefällig finde ich das Violinkonzert.
    Die Sym. finde ich bis jetzt z.T. recht langweilig....


    Also muss ich doch mal wieder reinhören.
    Dank Tamino bekommen einige Komponisten bei mir wieder eine Chance :yes:


    :hello:
    embe

  • Hallo BBB,

    Zitat

    das Du Dir ja auch mal bei Gelegenheit genauer ansehn könntest; man bekommt es wirklich fast nie zu hören.


    ich kenne dieses Werk und es ist sehr schön und lohnend!


    Aber woher bekomme ich ein hervorragendes Streichorchester, welches interessiert ist, dieses Werk einzustudieren?


    LG, :hello:
    Michael


    P.S. Das Orchester beim Miaskowskji hat sich wirklich sehr Mühe gegeben, aber meistens leider zu laut und/oder zu langsam(vor allem im zweiten Satz) gespielt.


    Es hat aber trotzdem einen riesigen Spaß gemacht, das Orchester hat seinen Part in jedem Falle sehr befriedigend gelöst und ich bin froh, dieses Konzert aufgeführt haben zu können.


    Ich bin gespannt auf Edwins Antwort, denn ich bin mir recht sicher, daß sich Miaskowskji fast überhaupt nicht für die Schdanowschtschina interessiert hat und seine Zugeständnisse, wenn es überhaupt welche gab, recht klein sind.
    Falls ich mich irre: Mein Haupt in Schutt und Asche!
    Und: Irren ist menschlich.... :D


    embe
    boah, die von Dir vorgestellte CD hat ja mittlerweile (sie ist schon ziemlich lange erhältlich) ein überaus....äh.... werkbezogenes Cover bekommen. :faint:
    Was um Himmels Willen hat ein (zugegebenermaßen knackiger) nackter Männerarsch mit dieser Musik zu tun?
    Wobei der Träger des Nacktarsches von mir die Haltungsnote 10 bekommt, im Gegensatz zum bekleideten...ähh,....hmmmpf.... ,Arsch.

  • Hallo!


    Gerade finde ich ein wenig Zeit, um zu diesem Thema eine angemessene Antwort beizusteuern.... Ich kenne Mjaskowskis Musik ziemlich gut, habe alle seine Sinfonien, Streichquartette, Klaviersonaten, das Violin- und Cellokonzert, die beiden Cellosonaten und noch so einiges mehr auf CD. Mir gefällt seine Musik ausnehmend gut, eigentlich habe ich durch sie seinerzeit den Zugang zur russischen Musik des 20. Jahrhunderts erst so richtig gefunden, wohl auch, weil Mjaskowski irgendwie zwischen 19. und 20. Jahrhundert steht. Nun aber ein paar Anmerkungen zu seiner Tonsprache.


    Zunächst einmal zur von Edwin angesprochenen stilistischen Vielfalt seines Oeuvres. Tatsächlich ist es nicht ganz einfach, eine kontinuierliche Entwicklung bei ihm festzustellen. Ich würde sein Schaffen nichtsdestotrotz in gewisse Perioden unterteilen. Seine ersten Werke sind recht konservativ und deutlich an der russischen Spätromantik orientiert (so etwa die erste Sinfonie). Charakteristisch ist hier ein dunkler, mindestens melancholischer, wenn nicht sogar tragischer Tonfall. Diese Tendenzen prägen seine Werke bis etwa zum ersten Weltkrieg, wobei die dunkle Grundstimmung immer prägnanter wird - schon in der zweiten Sinfonie komponiert Mjaskowski ein fast katastrophisches Finale, in der Dritten setzt er gar einen Trauermarsch ans Ende. Mjaskowski befand selbst, seine Werke vor dem ersten Weltkrieg trügen "den Stempel eines tiefen Pessimismus". Auf jeden Fall ist ein angespannter, ja nervöser und beunruhigender Tonfall zu bemerken.


    Danach ist erst mal eine leichte Aufhellung seiner Tonsprache zu bemerken, in dem Sinne, dass die Musik nun nicht mehr ganz so stark von Depression beherrscht ist - ganz banal ist etwa die Vierte Sinfonie die erste, die der Komponist mit einem in späteren Werken fast obligatorischen Dur-Schluss versah. Mit der eher entspannten Fünften Sinfonie hatte Mjaskowski seinerzeit wohl einen großes Erfolg. Die Bedeutung der Sechsten, übrigens bei weitem seiner längsten Sinfonie, ist bereits genannt worden - ein grandioses, sehr empfehlenswertes Werk. Einher mit dieser stilistischen Wandlung geht aber auch eine deutliche Modernisierung seiner Tonsprache. Die 1920er Jahre sind Mjaskowskis Zeit der Experimente - so ist zum Beispiel seine Harmonik nie gewagter gewesen als in dieser Zeit, in der er zum Beispiel mit Bi- und Polytonalität experimentierte. Gleichzeizig verwendete er aber auch russische Volksweisen, die in den Werken dieser Zeit zum Teil verfremdet erscheinen. In diesem Zusammenhang mag es interessieren, dass er seine Zehnte Sinfonie, ein dunkles, schroffes, einsätziges Werk, das auf Puschkins Ehernem Reiter basiert, für das Persimfans (erstes sinfonisches Ensemble) komponierte - damals ein Projekt in der UdSSR, ein Orchester ohne Dirigenten zu etablieren, das allerdings letztlich scheiterte. Gerade Mjaskowskis recht komplexe Zehnte Sinfonie mit ihren kontrapunktisches Passagen brachte das Orchester in arge Verlegenheit.


    Anfang der 1930er Jahre erneuerte Mjaskowski seinen Stil ein weiteres Mal. Bereits 1929 hatte er gewissermaßen zur Erholung einige leichtere Orchesterwerke komponiert und als op.32 veröffentlicht (eine Serenade, eine Sinfonietta, ein Concertino), hier zeigen sich sogar neoklassizitische Einflüsse, für Mjaskowski ansonsten eher ungewöhnlich, zumindest in dieser Deutlichkeit. Einen echten Wendepunkt bedeutet aber seine Zwölfte Sinfonie, ursprünglich als "Kolchos-Sinfonie" bezeichnet. Dies ist das erste Werk, in dem Mjaskowski eindeutig auf die Ästhetik des Sozialistischen Realismus zugeht. Interessanterweise ist die darauf folgende Dreizehnte ein ungemein persönliches und düsteres Werk. Die weiteren Werke der 1930er orientieren sich aber stark an der von der Zwölften vorgegebenen Richtung. Mjaskowskis Musik ist hier viel heller und optimistischer als je zuvor.


    Einen Höhepunkt bedeutet seine Sechzehnte Sinfonie, auch als "Sowjetische Eroica" bezeichnet. Die Vielfalt der Stimmungen in dieser Sinfonie lässt dieses Bezeichnung nicht ganz ungerechtfertigt erscheinen - vom kraft- und schwungvollen Beginn zu den Naturbildern des 2. Satzes. Eine ganz andere Welt herrscht im Dritten Satz vor: ein Trauermarsch, als Reaktion auf ein Flugzeugunglück komponiert. Im Finale hebt sich die Stimmung allmählich wieder, und auf dem Höhepunkt zitiert Mjaskowski ein von ihm selbst komponiertes Lied "Die Flugzeuge fliegen am Himmel", was wohl als Sieg des Verstandes und Apotheose auf die Größe des menschlichen Geistes verstanden werden sollte. Danach lässt er die Sinfonie aber leise und friedlich ausklingen. Auch wenn es sich ziemlich klar um ein propagandistisch ausgerichtetes Werk handelt, finde ich diese Musik einfach herrlich. In den späten 1930ern werden seine Werke zunehmends einfacher und bescheidener - etwa die Sinfonie Nr.18, die weitestgehend auf Folklore beruht, oder die für 19., ein Werk für Blasorchester. Das schöne Violinkonzert fällt auch in diese Periode.


    Mjaskowskis Spätschaffen beginnt dann Anfang der 1940er mit einem Meisterwerk: der Sinfonie Nr.21. Alle vielleicht etwas oberflächliche Heiterkeit legt Mjaskowski hiermit ab und komponiert ein ruhiges, ziemlich persönliches Werk in einem Satz, beginnend mit einer solistisch vorgetragenen Klarinettenmelodie. Weite Passagen sind kontrapunktisch gearbeitet. Nach einem kämpferischen Sonatensatz kehrt die langsame Einleitung wieder, und das Werk verhaucht schließlich in der Stille. Nur gut eine Viertelstunde lang, zählt diese Sinfonie eindeutig zu seinen besten. In den 1940ern komponierte Mjaskowski wieder viel introvertierter als zuvor. Allerdings auch recht konservativ - Experimente wie in den 1920ern kommen in diesen Werken nicht vor, eher eine Rückbesinnung auf die Musik der russischen Spätromantik. Herrlich ist neben dem hier im Forum ja bekannten Cellokonzert auch die Zweite Cellosonate, ein Werk, das ich unmein gerne höre.


    Zu Mjaskowski und dem Formalismus-Vorwurf: ich kann mich gerade nicht ganz präzise erinnern, aber so weit ich weiß, waren die Umstände, unter denen Mjaskowski auf jener Liste erschien, etwas merkwürdig (zunächst war wohl Kabalewski genannt, der dann aber irgendwie gegen seinen Lehrer Mjaskowski ausgetauscht wurde). Mjaskowski hat in den 1940er auch überhaupt nicht in einem Stil komponiert, der als irgendwie modern (im Sinne von den sowjetischen Obrigkeiten zu gewagt) zu bezeichnen wäre. Vor allen Dingen wurde damals wohl seine Kantate "Der Kreml bei Nacht" kritisiert, aber vorwiegend wegen des Librettos. In der Tat hat Mjaskowski nach all meinen Informationen diese Ereignisse ignoriert, ist zu keiner Versammlung gegangen, hat keine reumütigen Briefe geschrieben oder sonstiges. Im Prinzip komponierte er auch einfach so weiter wie zuvor, was ihm prompt drei Stalinpreise einbrachte...


    Interessant ist aber, dass Mjaskowski seine letzte Sinfonie offensichtlich als sein musikalisches Testament betrachtete (Alexander Gauk wollte sie direkt nach der Vollendung uraufführen, woraufhin Mjaskowski die Partitur mit den Worten "Du wirst sie dann aufführen" zurückhielt). Und auch hier komponierte Mjaskowski letztlich kein Werk, das den offiziellen Richtlinien grob zuwieder liefe - durchaus herbstlich melancholisch gestimmt, eine Art Rückschau, die Tonsprache entspricht der seiner späten Werke, aber im Finale gewinnt immer mehr ein vorwärtsdrängender, optimistischer Marsch die Oberhand, und am Ende steht ein zuversichtlicher, kraftvoller Schluss. Diese Sinfonie lässt mich jedenfalls Behauptungen, die Mjaskowski als heimlichen Dissidenten bezeichnen, eher skeptisch gegenüberstehen - dieses Werk komponierte Mjaskowski immerhin als schwer (magen-)krebskranker Mann, er wusste wohl genau, dass er nicht mehr lange zu leben hatte und ging davon aus, dass dieses Werk erst nach seinem Tode aufgeführt wurde. Warum sollte ein wirklicher Regimegegner ein derartiges Werk mit einem solchen Schluss versehen? Ich persönlich vermute im Falle Mjaskowski eher, dass er sich bemühte, sich auf seine Art mit den sowjetischen Verhältnissen zu arrangieren, aber das bleibt natürlich letztlich Spekulation.


    Letztlich ist es mir ohnehin egal, ob ein Werk nun deshalb eher konservativ geartet ist, weil dies staatlich verordnet wurde, oder nicht. Ich höre mir "offizielle" sowjetische Musik zum Teil sogar wirklich gerne an und wollte einige, oder besser gesagt viele dieser Werke nicht missen, aber das ist ein anderes Thema.


    Insgesamt ist Mjaskowskis Tonsprache als eher introvertiert und vergleichsweise wenig auf Effekt ausgerichtet zu bezeichnen. Prokofjew schrieb einmal, er vermeide das Augenzwinkern vor dem Publikum, was durchaus treffend ist - das Violinkonzert ist zusammen mit den Werken der späten 1930er Jahre schon eher eine Ausnahme. Es ist durchaus möglich, dass diese Musik nicht jedermanns Sache ist. Mjaskowski war offensichtlich sein Leben lang allein stehend und ein ziemlich zurückgezogener Mensch, einmal hat er etwa ein Angebot eines befreundeten Ehepaares ausgeschlagen, für längere Zeit bei ihnen zu wohnen - das war um 1920, und damals schrieb er als Begründung: "Ich bin viel zu sehr an das Alleinsein gewöhnt, und ich liebe es auch... ich habe mich davon überzeugt, dass ich mitunter sogar mit wirklichen, aufrichtigen und unentbehrlichen Freunden einen längeren Umgang nur schwer ertragen kann. Irgendwie überfällt mich dann ein unüberwindlicher Drang nach völliger, fast asketischer geistiger und materieller Zurückgezogenheit." (Soja Gulinskaja, Nikolai Jakowlewitsch Mjaskowski, Berlin 1985, S. 88 ) Diese Haltung spricht meiner Meinung nach zum Teil auch deutlich aus seiner Musik.


    Nicht jedes seiner Werke ist unbedingt als Meisterwerk zu bezeichnen, und sicherlich war er auch ein ziemlich akademischer Kopf, der manchmal weniger auf geniale Inspiration denn auf solides Handwerk vertraute. Seine besten Werke verdienen es aber meiner Meinung nach allemal, öfter aufgeführt zu werden und eine größere Beachtung zu finden, als dies heute der Fall ist.


    Viele Grüße
    Holger

  • Holger:
    :jubel: :jubel:
    Super, das bringt alles auf den Punkt!
    :jubel:
    Ich habe nichts anderes von Dir erwartet.... :D
    Vielen Dank! :yes:
    :lips:


    DAS IST "TAMINO AT ITS BEST" !
    :hello:


    LG,
    Micha
    P.S.

    Zitat

    "Ich bin viel zu sehr an das Alleinsein gewöhnt, und ich liebe es auch... ich habe mich davon überzeugt, dass ich mitunter sogar mit wirklichen, aufrichtigen und unentbehrlichen Freunden einen längeren Umgang nur schwer ertragen kann. Irgendwie überfällt mich dann ein unüberwindlicher Drang nach völliger, fast asketischer geistiger und materieller Zurückgezogenheit."


    Dies sollte sich aber niemand zueigen machen..........
    Zum Glück gibt es Tamino!


    Kleine Korrektur:

    Zitat

    zunächst war wohl Kabalewski genannt, der dann aber irgendwie gegen seinen Lehrer Mjaskowski ausgetauscht wurde).


    Kabalewski schaffte es aufgrund seiner Hintertriebenheit, gegen einen anderen Komponisten eingetauscht zu werden.
    Ich bin mir wirklich nicht sicher , aber war es Schebalin?
    In jedem Falle war es nicht Miaskowskji......

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Kleine Korrektur:


    Kabalewski wurde aufgrund seiner Hintertriebenheit gegen einen andern Komponisten eingetauscht.
    Ich bin mir wirklich nicht sicher , aber war es Schebalin?
    In jedem Falle war es nicht Miaskowskji


    Hallo Michael,


    vielleicht haben wir unterschiedliche Quellen, aber ich habe noch mal nachgeschaut, in Krzysztof Meyers Schostakowitsch-Biographie findet sich folgende Passage, an die ich mich eben erinnert habe:


    Zitat

    Schließlich war die Liste der Komponisten [...] komplett. Neben Prokofjew und Schostakowitsch fanden sich auf ihr Aram Chatschaturjan, Dmitri Kabalewski, Gawriil Popow und Wissarion Schebalin. Unter bis heute ungeklärten Umständen wurde später der Name Kabalewskis gestrichen und durch den seines Lehrers, Nikolai Mjaskowski, ersetzt.


    So weit jedenfalls Meyer (Gustav Lübbe Verlag 1995, S. 327 f.), aber ich bin bei solchen Geschichten über Ereignisse in der Sowjetunion dieser Zeit immer etwas vorsichtig, oft genug findet man in jeder unterschiedlichen Quelle auch eine unterschiedliche Version...


    Ansonsten danke schön für deine positive Rückmeldung - habe mich natürlich seit dem Erscheinen dieses Themas mit dem Gedanken beschäftigt, etwas dazu zu schreiben, bloß musste ich eben erst einmal Zeit genug dafür finden, da mir sofort schwante, dass dies eine etwas umfänglichere Aktion werden würde.


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Lieber Holger,

    Zitat

    oft genug findet man in jeder unterschiedlichen Quelle auch eine unterschiedliche Version...


    dann wird Meyer recht haben, ich habe die Passage in seinem Buch bisher nicht überprüft.
    Ich besaß sogar mal die erste Ausgabe von Meyers Buch, habe diese natürlich sehr anders geschriebene DDR-Ausgabe aber leider Mitte der 80er Jahre bei einer Probe unter meinem Stuhl liegenlassen. :motz:


    Übrigens habe ich ein Werk von Meyer, sein Septett, in den 80er Jahren ur- oder zumindest erstaufgeführt.


    In jedem Falle gibt es unterschiedliche Quellen und unterschiedliche Aussagen, deshalb war ich mir mit Schebalin auch recht sicher.


    Aber da Du Deine sehr integre Quelle genannt hast und ich mich im Moment an meine nicht erinnere, hast Du vollkommen recht!


    Zitat

    da mir sofort schwante, dass dies eine etwas umfänglichere Aktion werden würde.


    :D
    Ich kenne das.....
    Zu Korngold habe ich schon so viel geschrieben, aber das muß man natürlich erst einmal wieder finden.


    Solch ein Artikel, wie Du ihn geschrieben hast für Miaskowsji, ist eine Großtat.
    Dazu braucht es Fleiß, Können und Zeit!


    Ich danke Dir nochmals dafür!


    LG,
    Micha


  • Als Themenstarter schließe ich mich dieser Aussage an.




    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    ...aber auch an das von mir besonders geliebte Konzert des Schweizers Othmar Schoeck, das Du Dir ja auch mal bei Gelegenheit genauer ansehn könntest; man bekommt es wirklich fast nie zu hören.


    ...von dem ich erst vorgestern eine klangtechnisch superbe Aufnahme unter Armin Jordan hören konnte - ein großes Werk! :yes: Aber das nur mal so nebenbei.... :pfeif:


    :hello:
    Wulf

  • Hallo Wulf: ja, klangtechnisch und von der Leistung des Solisten ist die Aufname gut, aber das "Orchestre d'Auvergne" ist leider KEIN Spitzenensemble ! :no:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Alle Fans des Komponisten können sich freuen: Jewgenij Swetlanows maßstabsetzende Gesamteinspielung der Symphonien ist wieder zu bekommen. So sieht das Ding jetzt aus:

    Zu beziehen ist es allerdings nur in Frankreich, aber bei http://www.amazon.fr wird man unschwer fündig. 55 Euro kostet das Paket, also knapp 3 Euro 50 Cent pro CD.
    :hello:

    ...

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  • Seit heute ist diese Box auch bei JPC bestellbar. Offizieller Termin ist der 20.06.2008.


    Die Box mit 16 CDs soll 66,99 € kosten.



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Inzwischen kostet sie bei den meisten Internet-Anbietern unter EUR 60,--, weil die Box offenbar aus England importiert wird.


    Bei mir ist sie gestern angekommen.


    Das Booklet ist leider dürftig bis Fehlanzeige, zumindest was Aussagen über die einzelnen Sinfonischen Werke betrifft.


    Kennt jemand hier Literatur über Leben und Werk von Mjaskowski? Ich würde mich den Sinfonien gerne mehr nähern und mehr über die Werke wissen.

  • Zitat

    Kennt jemand hier Literatur über Leben und Werk von Mjaskowski? Ich würde mich den Sinfonien gerne mehr nähern und mehr über die Werke wissen.


    Soja Gulinskaja: Nikolai Jakowlewitsch Mjaskowski. Moskau 1981, dtsch. Berlin 1985


    Vielleicht auch nur mehr antiquarisch erhältlich ?



    Schon eigenartig, daß der Thread gerade jetzt wieder aktiviert wird.Im Rahmen meiner Katalogisierungsarbeiten fiel mir die unten Abgebildete Naxos CD in die Hände, die ich heute abhörte.



    Genauer gesagt hörte ich die Sinfonie Nr 24, welche dem Gedenken eines mir bis dato unbekannten Musikwissenschafter namens Wladimir Derschanowskij gewidmet ist. Die Sinfonie wurde 1943 komponiert und am 8. Dezember des gleichen Jahres unter Jewgenij Mrawinskij uraufgeführt.


    Eine Sinfonie die die Tonalität nie verlässt, die sehr effektvoll instrumentiert ist und lyrische mit bombastischen bzw dramatischen Stellen im Wechsel bringt. Ein wenig Tschaikowsky scheint durchzuklingen, allerdings durchsichtiger , trotz zahlreichen Fanfaren- und Paukenstellen.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Vielleicht auch nur mehr antiquarisch erhältlich ?


    Nur antiquarisch, weil erschienen 1985 im Verlag Neue Musik, Berlin, DDR.


    Antiquarisch aber leicht und ab 5 € zzgl. Versand zu bekommen.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Zitat

    Original von Reinhard


    Nur antiquarisch, weil erschienen 1985 im Verlag Neue Musik, Berlin, DDR.


    Antiquarisch aber leicht und ab 5 € zzgl. Versand zu bekommen.


    Danke für die Hinweise - Bestellung ist raus. :)

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