Guten Tag
Das Jahr 2007 neigt sich dem Ende zu, viel ist an den 300. Todestag des Komponisten Dieterich Buxtehude erinnert worden. 1707 starb aber noch ein bedeutender Zeitgenosse Buxtehudes, ein Barockkomponist und Dichter, der bisher kaum erwähnt wurde und ein teils abenteuerliches Leben führte: Daniel Speer.
Daniel Speer wurde am 02.07.1636 in Breslau als Sohn eines Kürschnermeisters getauft. Schon als junger Gymnasiast verlor er beide Eltern, floh aus dem Waisenhaus und lebte in der Slowakei, Ungarn und Rumänien, darüber gibt es aber keine zuverlässige Quellen. Zeitweise betätige sich Daniel Speer in diesen Jahren als Heerespauker und Kriegstrompeter. Eine Quelle berichtet, dass 1653 bei der Erstürmung der moldauischen Stadt Suceava einige Trompeter –darunter wohl auch Speer- die Seiten wechselten und in die Dienste des Fürsten Györy Rakoczi II. traten. Eine Hofstaatsliste des Fürsten Janos Kemeny um 1661 verzeichnet einen angestellten Pfeifer namens Daniel. Diese Lebenszeit Daniel Speers liegt im Dunkeln.
Gesicherte Lebensfakten finden sich erst wieder ab den 1660-zigern, Speer taucht in Süddeutschland auf, erst bei der Stuttgarter Stiftsmusik, ab 1667 in Göppingen als Kirchenmusiker und Lehrer. Zuvor heiratete er eine gewisse Appolonia Buttersack, die Tochter eines Organisten und Provisor. Zwischendurchlich arbeitete er drei Jahre als Provisor an der Lateinschule in Leonberg. Ab 1673 ist er dann wieder als Collaborator in Göppingen in Stellung. Speer verfasste 1689 zwei politische Schriften mit Titeln wie „Der geschüchterte Hahn“ oder "Mordbrenner Labroche“ in denen er unverblümt regierungskritische Töne zu Papier brachte und die Zustände wegen der Verwüstung und Besatzung der Pfalz im „Pfälzer Erbfolgekrieg“ durch die Franzosen anprangerte. Dies brachte Speer Verhöre und Kerker auf der Burg Hohen Neuffen ein. Bittschriften und juristische Gutachten erlösten Speer schließlich nach mehrere Monaten aus der Haft, er wurde nach Waiblingen strafversetzt, kurze Zeit später wieder kehrte er an seine ehemaligen Wirkungsstätte in Göppingen zurück. Dort starb er am 05.10.1707.
Nachweislich komponierte Daniel Speer eine nicht mehr erhaltene Sammlung „Musikalische ABC oder auserlesene Sprüche der hlg. Schrift nach Ordnung des Alphabets“ (1671), die Sammlung enthielt 24 Motetten oder kleine geistliche Konzerte. Weiterhin komponierte er Quodlibetsammlungen wie den „Musikalischen Leuthespiegel“ (1687) oder „Mus. Türkischer Eulenspiegel“ (1688 ), Konzertsammlungen wie „Evangelische Seelengedanken I u. II“ (1681/82), „Philomela angelica“ (1688 ). 1692 verfasste er ein Choralgesangbuch und eine lateinisch-deutsche Ariensammlung „Jubilum coeleste“ .In seinem Choralgesangbuch mit 316 Melodien nebst Generalbassbegleitung setzte er mit der erstmaligen Nur- Bezifferung einen Markstein im orgelbegleiteten Kirchengesang.
Als Musiktheoretiker gab er 1687 eine Elementar-Musiklehre mit dem Titel „Grund-richtiger Unterricht“ und 1696/97 ein Lehrbuch mit dem Titel „Musikalisches Kleeblatt“ heraus. In diesem Werk schildert er die zeitgenössige Spielpraxis auf Blas-, Streich- und Tasteninstrumente, darin ein Kapitel einer Klavierschule "Leichte Information des Claviers vor das Frauenzimmer“.
Sein musikalisches Credo lautete:
"Die Music ist eine liebliche zu Gottes Lob gehörende schöne Freye Kunst“ !
Welche Werke und Einspielungen Daniel Speers sind den Taminoforianern bekannt und empfehlenswert ?
Gruß
aus der Kurpfalz
Bernhard