Jugend- und Ausbildungsjahre
Richard Wetz wurde am 26.02.1875 in Gleiwitz (Oberschlesien) geboren. In seiner Familie war bis dahin keinerlei ausgeprägte musikalische Begabung aufgefallen. In Gleiwitz besuchte er das Gymnasium, Klavierunterricht bekam er bei Max Wiedemann, dem er stets ein gutes Gedenken bewahrte. Nach dem Abitur ging er für kurze Zeit an das Leipziger Konservatorium. Mit der Liebe zu Mozart, Beethoven, Schumann und Brahms war er nach Leipzige gekommen, hier lernte er das Werk Wagners kennen. Vom Unterricht Jadassohns enttäuscht, verließ er das Konservatorium bald wieder und nahm Privatunterricht bei Richard Hoffmann und Alfred Apel. Im Herbst 1899 ging er nach München, wo er bei Ludwig Thuille vorallem Fugentechnik studierte. Danach war er jeweils für kurze Zeit Kapellmeister in Stralsund und Barmen. Anschließend versuchte er - vergeblich - als Musiklehrer in Bonn und Wiesbaden Fuß zu fassen. 1903 kehrte er nach Leipzig zurück, wo er bis 1906, komponierend und seine Bildung vervollkommnend, lebte. Während dieses zweiten Leipziger Aufenthaltes ergriff ihn eine tiefe Zuneigung zum Werk Franz Liszts, die jedoch durch seine bald danach einsetzende Beschäftigung mit dem Werk Anton Bruckners, der für ihn lebenslang Leitstern blieb, überstrahlt wurde.
Wetz in Erfurt
1906 wurde Wetz als Leiter des Erfurter Musikvereins und der Singakademie nach Erfurt berufen. Er übernahm 1908 auch die Leitung des Männergesangsvereins "Arion" und 1913 die des Erfurter Lehrergesangsvereins (jeweisl bis 1925). Von 1913 -15 war er Leiter des Riedel-Vereins Leipzig, eines bedeutenden gemischten Chores. Von 1918 bis zu seinem Tode leitete er den Erfurter Engelbrechtschen Madrigalchor, der zu "seinem" Chor wurde und mit dem er vorwiegend die alten Meister - die Polyphoniker vor Bach - durchstudierte.
Von 1911 - 21 unterrichtete er am Thüringer Landeskonservatorium für Musik in Erfurt Komposition und Musikgeschichte.
1916 begann Wetz eine Lehrtätigkeit an der Großherzoglichen (ab 1919: Staatlichen) Schule (seit 1930: Hochschule) für Musik in Weimar, wo er bis zu seinem Tode tätig war. 1920 wurde er zum Professor ernannt. Er lehrte Komposition, Instrumentenkunde und Musikgeshichte und leitete eine Dirigierklasse.
Im Herbst 1934 kam bei Wetz eine schwere Krankheit zum ausbruch (Bronchialkrebs), die nach wenigen Wochen zum Tode führte. Er starb am 16.01.1935 in Erfurt. Sein Goethe - Oratorium "Leben - Liebe - Ewigkeit" an welchem er noch im Krankenhaus gearbeitet hatte, hinterleiß er als Fragment.
Werk
Die Musikwissenschaft rechnet Wetz der Gruppe der "Neuromantiker" zu. Seine geistige Welt lässt sich in musikalischer Hinsicht durch die Namen Bach, Schubert, Bruckner, auch Liszt, umreißen, in geistesgeschichtlicher Hinsicht durch Goethe, Hölderlin, Kleist und Schopenhauer. Von den komponierenden Zeitgenossen standen ihm Pfitzner, vielleicht auch Reger, am nächsten. Richard Strauss, Mahler, Schönberg, die "Atonalen" und "Zwölftöner" hat er mit deutlichen Worten abgelehnt.
Wetz hat für alle Gattungen der Musik Werke hinterlassen. Doch ist er nach zwei frühen Versuchen im Bereich der Oper ("Judith" und "Das ewige Feuer") zum Musikdramatischen nicht mehr zurückgekehrt. Die wichtigsten Werke schuf er nach 1915, also in seinen letzten 20 Lebensjahren. Von seinen Orchesterwerken sind vorallem die drei Sinfonien und die Kleist-Ouvertüre zu nennen, von den Werken mir Chor und Orchester der "Gesang des Lebens", "Hyperion" und der "Dritte Psalm". Die Gattung der Kammermusik hat Wetz durch zwei bedeutende Streichquartette, die Konzertliteratur durch sein Violinkonzert bereichtert.
Als Oberschlesier war Wetz Katholik, allerdings hat er früh die Verbindung zum eigentlichen Kirchenglauben gelöst; dennoch hat er zahlreiche kirchenmusikalische Werke geschaffen. Davon zeugen mehrere Chorwerke a capella, z. B. die Vertonung von Teilen des lateinischen Messetextes. Hochbedeutend sind sein "Requiem" und das "Weihnachtsoratorium".
Mit über 100 Klavierliedern, die meist in seiner frühen Zeit entstanden sind, setzt Wetz die Linie Schubert - Liszt - Hugo Wolf des dt. Kunstliedes fort.
Mittlerweile sind die drei Sinfonien, das Violinkonzert, die Kleist - Ouvertüre, "Passacaclia und Fuge für Orgel", mehrere Chorwerke und das zweite Streichquartett auf CD eingespielt.
(Quelle: Stadtarchiv Erfurt, Dr. Rudolf Benl)
Die Werke werde ich in unrelmäßigen Abständen in diesem Thead vorstellen.