Wo ist der Hort der Kompetenz?-CD- Besprechungen in Zeitschriften

  • Hallo zusammen,


    ich würde mich sehr dafür interessieren, wie Ihr die Qualität der CD- Besprechungen in den von Euch frequentierten Druckerzeugnissen beurteilt!


    Nur das wir uns recht verstehen - ich suche keine Illusion von Objektivität, sondern hätte gern gewußt in welchen Zeitschriften Ihr eine professionell fundierte Subjektivität erlebt und wo nicht; wo führen ( nach Eurer Meinung) Werbekunden die Feder; wo gibt es die frechste ( und dennoch seriöse) Schreibe, wo gibt es welche Repertoire- Schwerpunkte, Lieblingsinterpreten und Buhmänner( Buhfrauen) - kurz welche Zeitschriften empfehlt Ihr Euren Freunden und welche denen, die aus den geheiligten Hallen der Klassik besser ferngehalten werden sollen... :D:D


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Ich lese besonders gerne die Beiträge von Eleonore Büning in der FAZ. Vor allem, weil Frau Büning andere, oft auch ältere Einspielungen zum Vergleich heranzieht, was im Übrigen für jede brauchbare CD-Rezension selbstverständlich sein sollte.


    Ansonsten lese ich seit Jahren das Fono Forum, habe in jüngster Zeit aber öfter den Verdacht, dass die Qualität dieser Zeitschrift gefährlich nachlässt. So habe ich den Artikel über Beethovens Symphonien in der aktuellen Ausgabe als ziemlichen Tiefpunkt empfunden, vor allem was die Plattenempfehlungen angeht.


    Der Hort der Kompetenz ist und bleibt natürlich stets das eigene Ohr, das uns zuverlässig in bestechlicher Subjektivität immer verrät, was uns grade gefallen möchte.

    Man kann wirklich sagen, daß ich Mozart sehr, sehr viel verdanke; und wenn man sich ansieht, wie z. B. meine Streichquartette gebaut sind, dann kann man nicht leugnen, daß ich das direkt von Mozart gelernt habe. Und ich bin stolz darauf!
    Schönberg

  • Ich lese regelmässig (warum eigentlich?) die Rezensionen im FF oder auch bei "crescendo", in den meisten Fällen habe ich aber immer den Eindruck, es muss eine Standardsoftware zum Verfassen solcher Kritiken geben. Ich kann nicht mal sagen, dass ich da irgendein Druckerzeugnis jemandem empfehlen könnte. Höchstens ne Druckversion von Tamino...

  • Hallo Stefan,


    ich lese z.b. das "FonoForum" und war da besonders ein Fan der "alten Garde",
    allen voran des unvergessenen Knut Franke, von dessen immensen Wissen ich bis heute profitiere ! Diese Leute, aber auch die Autoren von "Rondo", "Klassik heute" oder auch "Klassik.com" sind natürlich alle ausgebildete Musikologen und als solche eben, wie jeder andere auch in Bereichen mit ihrer persönlichen Meinung präsent und es kann so durchaus, passieren, wenn 2 verschiedene Rezensenten ein- und dasselbe Werk besprechen, daß diese Einschätzungen ganz unterschiedlich ausfallen.


    Bei der Musik, bei der ich "sozusagen zuhause" bin, brauche ich die Besprechung nicht sondern bilde mir lieber mein eigenes Urteil.


    Wenn es jedoch um Genres wie z.b. die Oper geht, die mir wohl immer fremd bleiben wird, dann lese ich durchaus gerne, was denn die "Fachleute" dazu zu sagen haben.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Seit einem Jahr habe ich das FonoForum abonniert. Was mich an Kritiken hier immer wieder stört, ist die undifferenzierte Bewertung von Werk und Interpretation. Ein Beispiel für viele: In der letzten Dezember-Ausgabe finde ich auf S. 78 eine Besprechung einer Aufnahme von: Tanejew: Sinfonien 1 und 3. Bewertung Musik: 3 Sterne (von 5 möglichen), Klang: 4 Sterne. Von den beiden werken wird behauptet, daß sie "einem recht spröden Akademismus verhaftet" seien, während "die Interpretationen äußerst ansprechend geraten sind". Die Vergabe von nur 3 Sternen richtet sich also gegen Komponist und Werk.


    Ein anderes Beispiel aus demselben Heft (S. 87): Daniel Barenboim spielt Franz Liszt, Bewertung wie oben (Musik: 3, Klang: 4 Sterne). Der Rezensent kritisiert ausschließlich den Interpreten ("schwerfingrig"... "Härten im Anschlag"... "manuelle Defizite"...); der Komponist bleibt unangetastet.


    Gibt es Komponisten erster und zweiter Klasse?


    Auffällig übrigens, daß die Sternzuteilung für "Musik" und "Klang" in der Regel um höchstens einen differiert - dabei gibt es doch sicher viele Beispiele für geniale Darbietungen mit miserabler Aufnahmetechnik und umgekehrt interpretatorische Katastrophen mit tadellosem Klang.


    Die Ausgangsfrage ("Wo ist der Hort der Kompetenz?") finde ich also vollkommen berechtigt.

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  • Wenn ich sie hin und wieder in die Hände bekomme, lese ich sehr gerne die Rezensionen von Attila Csampai und Christoph Schlüren in der stereoplay, wobei ich besonders die CD-Rezensionen von Csampai nachvollziehen kann.


    Keine große Erfahrung, aber die Rezensionen, die ich in der NMZ ein, zwei mal gelesen habe, gefielen mir ebenso.


    Unlängst blätterte ich auch mal in Partituren. Wenn ich mich recht entsinne, mal CD-Kritiken ohne diese ganze Punkte- und Sternchen-Schieberei.


    :hello:
    Wulf

  • Fono Forum lese ich auch, aber bei mir liegt die Zeitung ausschließlich auf dem stillen Örtchen herum :D:pfeif:


    Denn mittlerweile empfinde es ebenfalls so, dass die Qualität der Beiträge sehr nachgelassen hat, bzw. sachlich / inhaltlich stark an der Grenze zur Oberflächlichkeit liegen.
    Manche Artikel beinhalten auch immer häufiger nachweislich falsche Aussagen.


    so z.B. bei der Rezension von Lullys "Thésée" (ebenfalls in der aktuellen FF)


    Dort wird von der "Instrumentierung Lullys" gesprochen (...)


    Mir wäre es neu das soetwas erhalten wäre - Lully hat nie selbst Instrumentiert, das haben grundsätzlich seine Sekretäre vorgenommen (wie z.B. Colasse oder Laouette)
    Instrumentierungen von seinen Opern sind aber nicht gedruckt worden - William Christie hat einmal geschrieben, dass Charpentiers "Médée" die älteste frz. Oper sei, wo eine Instrumentierung vorzufinden wäre - nur anhand dieser Partitur war es möglich der Instrumentierung der Opern Lullys nahe zu kommen.
    (im Sinne der historisch informierten Aufführungspraxis)


    Und doch, so schreibt Christie weiter, wäre es ein fast unmögliches Unterfangen, da nichts erhalten ist, wann, wo, welche Instrumente zu spielen haben.
    Das liegt allein in den Händen und an dem Geschmack der Interpreten....


    Nur mal so ein Beispiel.... :pfeif:

  • Ich habe bis Sommer 2007 den englischsprachigen Classical Record Collector gelesen. Die Kritiken waren nicht nur länger als zB in Fonoforum, sondern nach meinem Empfinden auch fundierter. Da sich meine Schwerpunkte aber verlagert haben, war die Zeitschrift nicht mehr sehr hilfreich. Es werden schwerpunktmäßig historische Aufnahmen von Orchester- und Vokalmusik besprochen, so etwa bis 1970. Kammermusik spielte eine geringere Rolle, alte Musik kam nur sehr selten vor.


    Ich kann die Zeitschrift aber nur empfehlen. Die zahlreichen Interviews, Dirigentenporträts, Porträts von Sängern, Pianisten und zB auch Tonmeistern, sind hervorragend.


    Ich werde jetzt die Toccata abonnieren, die alte Musik behandelt. Die CD-Besprechungen machen da den größten Teil des Heftes aus, dazu regelmäßig Interviews mit Musikern aus der Szene. Die drei Probehefte lesen sich jedenfalls sehr gut. Tiefschürfende Artikel wie im CRC habe ich allerdings noch nicht gefunden. Die CD-Kritiken sind etwas persönlicher gehalten als zB in FF, nicht so geschliffen und deshalb nichtssagend, aber die Zeitschrift soll nur eine Ergänzung zum Taminoforum und den anderen Infos im Netz sein.


    Gelegentlich hole ich mir die Crescendo aus der Stadtbücherei. Aber ich werde nicht ins Wasser gehen, wenn ich sie mal nicht mehr lesen kann.


    Ich habe den Eindruck, daß man angesichts des Forums und des Internet jedenfalls auf die klassischen Zeitschriften gut verzichten kann. Zeitschriften, die Nischen abdecken, können dagegen nach wie vor nützlich sein.

  • Ich lese "Le monde de la musique"(im Abo), höre France Musique und lese Tamino-Cd Empfehlungen. Den Usern hier kann ich eher vertrauen als fremden Journalisten , da ich hinzwischen weiss, wer in etwa musikalisch auf meiner Linie ist und wer nicht.
    Da mich das schon hinreichend ruiniert, wäre Alles Weitere der helle Wahn. :faint:


    F.Q.

  • Zitat

    Original von Robert Stuhr
    Ich habe bis Sommer 2007 den englischsprachigen Classical Record Collector gelesen.


    Lieber Robert,


    Du auch ... Bei mir sekundiert von Gramophone und der französischen Classica. In Fono Forum blicke ich mal fallweise.


    LG Peter

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  • in der aktuellen Fono Forum sind ja gleich zwei Rezensionen über frz. Barockopern.
    Wenn ich jetzt sage ich hab das gerade nachgesehen, weiß jeder wo ich gerade war :O :wacky: :D


    Jedenfalls ist das doch etwas arg nachlässig geschrieben.
    William Christie und Marc Minkowski als die wichtigsten Interpreten von Lully zu bezeichnen ist nicht nur übertrieben, es ist eigentlich falsch.
    Christie widmet sich vor allem Charpentier, Lully führt er weniger auf.
    Genauso bei Minkowski, Lully hat er zwar im Programm, aber dass er DER Lully Dirigent wäre ist doch etwas daneben.


    Stattdessen verhält es sich so, dass in den letzten Jahren vor allem 4 Dirigenten den Meister aus Florenz für sich entdeckt haben und ein Werk nach dem anderen aufführen:


    Christophe Rousset
    Hugo Reyne
    Hervé Niquet
    und der Leiter der Singschule von Versailles: Oliver Schneebeli



    Dann der Artikel über Desmarest (Venus et Adonis) ist kaum besser.
    Desmarest wurde nicht zum Tode verurteilt, weil er eine Liebesbeziehung zu einer adligen Schülerin hatte, sondern weil er sie entführte!


    Daß das ein kleiner aber feiner Unterschied ist, sollte man schon beachten, immerhin kommen auf diesem Wege Gerüchte in Umlauf die ja letzlich die Sicht auf die Epoche verfälschen.


    Na ja, ich hab die Zeitung ja auch nur abboniert, weil ich so die Brandenburgischen Konzerte (Alessandrini) geschenkt bekam und jeden Monat eine CD mit dabei ist. :D

  • Hallo zusammen,


    ja, FonoForum ist nicht mehr das, was es mal war. Ich sage nur Peter Cossé ...


    Trotzdem ist es immer noch eine hilfreiche Informationsquelle. Gut finde ich nach wie vor die FonoForum-Klassik-CD-Führer aus den frühen und mittleren neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts :-)


    Den Penguin-Guide ziehe ich auch manchmal zu Rate, wohl wissend, dass digitale Opernaufnahmen und Simon Rattle dort überschätzt werden und Celi total unterschätzt wird.


    Hilfreich ist noch http://www.classicaldigest.com ! Einfach mal stöbern.



  • Aber wohl kaum, um ihr wirklich seine Briefmarkensammlung zu zeigen........ :stumm: :D


    lg SEverina :hello:

  • Über das Fono Forum denke ich ähnlich wie hier schon geäußert - eine Zeitlang hatte ich mein Abo gekündigt, weil mir die Kritiker generell zu ungnädig mit der HIP umgingen, denen konnte es kaum einer recht machen. Ich war dann auf Klassik heute umgstiegen, aber diese Zeitschrift gibt es nur noch online - http://www.klassik-heute.com - die Rezensionen sind kurz aber manche Autoren einen Tick besser als im Fono Forum. Zu letzterem gibt es kaum Alternativen.


    An Toccata nervt mich die völlige Subjektivität der Rezensionen, und außer inhaltlichen Aufzählungen und Begeisterungsausbrüchen steht oft nicht viel über die CDs. Wegen der umfassenden Informationen habe ich es allerdings vor einem Jahr wieder abonniert.


    Concerto ist das einzige Blatt, dessen Rezensionen ich mehr oder weniger vertraue, hohes musikwissenschaftliches Niveau, sachkundige Autoren - aber "nur" HIP, dafür aber erstklassig. Würde mich interessieren, ob hier noch jemand das Blatt abonniert hat.

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  • Zitat

    Ansonsten lese ich seit Jahren das Fono Forum, habe in jüngster Zeit aber öfter den Verdacht, dass die Qualität dieser Zeitschrift gefährlich nachlässt.


    Eine sehr euphemistische Beurteilung.


    Daß ich FF trotzdem lese, liegt vor allem an meinem Wesen, das für Nostalgie empfänglich ist, und noch immer die großen Rezensenten des FF in wehmütiger Erinnerung hat - wobei ja ein Gutteil derer, die davon übrig waren, vor etwa 11 (?) Jahren mit Dr Sören Meyer-Eller zu "Klassik-Heute" wechselte, das sich in Form einer gedruckten Zeitschrift jedoch nur wenige Jahre am Markt halten konnte. Die Internetseite, die unter gleichem Namen erscheint, ist meiner Meinung nach ein eher schwacher Abglanz der einstigen Zeitschrift.


    Man muß allerdings zu Fono Forum sagen, daß es sicher nicht leicht ist in Zeiten stagnierender Neuaufnahmen und sinkender CD-Preise zu überleben, kostet eine Budgetpreis-CD bereits weniger als ein Heft dieser Zeitschrift !!!


    Zur Qualität der Kritiker:
    Sie sollen sich einerseits "jedermann" verständlich ausdrücken, die Werbekunden nicht vergraulen, andrerseits erwarten die anspruchsvollen Klassiksammler eine gediegene Analyse einer Neuaufnahme.
    Abgesehen von Hintergrundwissen (was ich den Herren mal a priori nicht absprechen möchte, wäre es nun auch noch notwendig, jede Menge Vergleichseinspielungen zu KENNEN, nicht nur einmal gehört zu haben.
    Das geht aber wahrscheinlich über den vertretbaren Rahmen hinaus. Etliche mir bekannte Aufnahmen sind im Handel gar nicht mehr erhältlich - und die Tonträgerindustrie ist mit Rezensionsexemplaren sicher nicht mehr so großzügig wie einst - und wenn - dann natürlich nur bei CDs die man auch verkaufen möchten, man wird doch nicht eine 30 Jahre alte Aufnahme mit Referenzcharakter promoten - wenn man eine mittelmäßige Neuaufnahme zum Vollpreis verkaufen möchte......


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Um auch einen seriösen Beitrag zu diesem Thema zu leisten:
    Früher habe ich bei meinen regelmäßigen Besuchen in der Musikabteilung der Zentralbücherei auch in den dort aufliegenden Zeitschriften geschmökert, vorzugsweise im Fono Forum, seit ich bei Tamino gelandet bin, fühle ich mich hier bestens beraten. Eine derartige Meinungsvielfalt wie hier findet man sicher in keiner Zeitschrift, und viele Mosaiksteinchen ergeben bekanntlich ein Bild.
    Allerdings animieren einen Tamino-Empfehlungen wesentlich flotter zum Geldausgeben als solche in unpersönlichen Fachzeitschriften, da hat Fairy - in diesem Fall leider - Recht :( Besonders der "Was-höre-ich-gerade-Thread" führt mich eines Tages noch in den sicheren Ruin....
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Wulf
    Wenn ich sie hin und wieder in die Hände bekomme, lese ich sehr gerne die Rezensionen von Attila Csampai und Christoph Schlüren in der stereoplay, wobei ich besonders die CD-Rezensionen von Csampai nachvollziehen kann.


    Hinsichtlich Csampai bin ich gerade zufällig auf ein recht interessantes Faktum gestoßen. Er lobt recht häufig Pianisten wie Konstantin Scherbakov und Michael Korstick in seinen Kritiken. Deren Agentin heißt jedoch Monika Csampai und ist mit ihm verheiratet...

  • Das ist optisch natürlich nicht gut....


    Umgekehrt gefahren -


    ich würde für keinen Künstler den Agenten machen, von dem ich nicht überzeugt bin......


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Das ist optisch natürlich nicht gut....


    Umgekehrt gefahren -


    ich würde für keinen Künstler den Agenten machen, von dem ich nicht überzeugt bin......
    Alfred


    Zugestanden ; aber es hat halt, wie man im Schwäbischen sagt, "a G'schmäckle". Daß Csampai Ahnung vom Fach hat ist ja nicht zu bestreiten (auch wenn Callas und Gould für ihn nichts falsch machen können) ; aber wenn der Eindruck entstehen könnte, er protegiert besonders die Künstler, an denen seine Frau nicht wenig Geld verdient, kratzt dies meiner Ansicht nach ziemlich an der Objektivität, um die sich ein Kritiker definitiv bemühen sollte. Man kann für die Leute auch wirken, ohne sich öffentlich zu äußern.

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  • Hallo.


    Jetzt mal als Journalist zu Csampai gesprochen: Das geht gar nicht.
    Oder um Hanns Joachim Friedrichs zu zitieren (sinngemäß): Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein - auch nicht mit einer guten.
    Sollte es sich also wie von Armin geschildert verhalten, wäre das schon sehr unprofessionell. Man kann einfach nicht über Dinge berichten, in die man selbst (und sei es eben über die eigene Frau) involviert ist. Unabhängigkeit lautet doch unser Zauberwort. Missachtet man dies, macht man sich unglaubwürdig; und viel Schlimmeres kann einem in unserem Metier nicht unterlaufen.


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von lohengrins
    Hallo.


    Jetzt mal als Journalist zu Csampai gesprochen: Das geht gar nicht.
    Oder um Hanns Joachim Friedrichs zu zitieren (sinngemäß): Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein - auch nicht mit einer guten.
    Sollte es sich also wie von Armin geschildert verhalten, wäre das schon sehr unprofessionell. Man kann einfach nicht über Dinge berichten, in die man selbst (und sei es eben über die eigene Frau) involviert ist. Unabhängigkeit lautet doch unser Zauberwort. Missachtet man dies, macht man sich unglaubwürdig; und viel Schlimmeres kann einem in unserem Metier nicht unterlaufen.


    Gruß, Ekkehard.


    Dem ist so. Die Künstleragentur heißt Quint-Essenz und hat eine Website (mag sie aus bekannten Gründen nicht verlinken, läßt sich aber ergoogeln), hängengeblieben bin ich an der Sache gestern, als ich in einem älteren Fono-Forum blätterte. Um am Rande von mir selber zu reden: meine Freundin ist eine erfolgreiche und recht prominente Romanautorin. Trotzdem oder gerade deswegen käme es mir nie in den Sinn, öffentlich ihre Arbeit zu bewerten. Kritik übe ich unter vier Augen, Lob überlasse ich anderen (dafür braucht sie mich nicht...), und wenn ich im kleineren Kreis über sie rede, dann signalisiere ich, daß ich mit der Dame befreundet bin...

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54
    Concerto ist das einzige Blatt, dessen Rezensionen ich mehr oder weniger vertraue, hohes musikwissenschaftliches Niveau, sachkundige Autoren - aber "nur" HIP, dafür aber erstklassig. Würde mich interessieren, ob hier noch jemand das Blatt abonniert hat.


    "Hand heb ! :yes: "
    Hab die Zeitschrift 2003 aboniert und bin ganz zufrieden damit.
    Schätze die direkte Art wie dort auch über Aufführungen, Festivals und Kongresse etc. berichtet wird.
    Hervorragend und informatif die CD-Empfehlungen, wenn auch, wie gesagt, nur für "Epochen- oder Nischenhörer" :hahahaha:


    Ansonsten lese ich die kostenlosen Zeitschriften wie "Rondo" und "Klassikakzente" (neuerdings auch online ) und gelegendlich (unentgeldlich :untertauch: ) am Bahnhofskiosk das "Foro-Forum", zumindest teilweise :D.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Armin Diedrich


    Dem ist so. Die Künstleragentur heißt Quint-Essenz und hat eine Website (mag sie aus bekannten Gründen nicht verlinken, läßt sich aber ergoogeln), hängengeblieben bin ich an der Sache gestern, als ich in einem älteren Fono-Forum blätterte. Um am Rande von mir selber zu reden: meine Freundin ist eine erfolgreiche und recht prominente Romanautorin. Trotzdem oder gerade deswegen käme es mir nie in den Sinn, öffentlich ihre Arbeit zu bewerten. Kritik übe ich unter vier Augen, Lob überlasse ich anderen (dafür braucht sie mich nicht...), und wenn ich im kleineren Kreis über sie rede, dann signalisiere ich, daß ich mit der Dame befreundet bin...


    Das wäre allerdings wirklich äußerst unschön, aber leider auch kein Seltenheitsfall, wie ich zu Zeiten meiner Beschäftigung bei dem ehemaligen Klassik-Tempel Vincero erfahren durfte. Deswegen schrieb ich auch: Ich kann die Kritiken meist gut nachvollziehen und die Eindrücke, die Csampai schildert, kann ich meist teilen. Erst recht bei Schlüren.
    Außerdem hat Csampai einen lesenswerten Openführer geschrieben. :beatnik:


    :hello:
    Wulf

  • Lobbyismus, einerlei welcher Art, ist widerlich, wobei das, was Csampai schreibt, immer von Fachkompetenz zeugt, mal abgesehn davon, daß 99 Prozent der Scheiben, die er rezensiert, mich auch dann nicht interessieren würden, wär der Kritiker ein anderer... :D


    Mir stellt sich schon die Frage: "Was soll, bzw. kann eine Kritik leisten !"


    Zum einen soll sie eine Kaufentscheidung befördern oder eher bremsen und die meisten, mir bekannten Rezensenten besprechen nichts, wozu sie keinen Bezug haben. So wollte z.b. der WDR noch nie eine Besprechung von mir über Belcanto-Opern, die ich mangels Kenntnis und Interesse (vom Widerwillen, dergleichen überhaupt zu hören) auch garnicht leisten könnte.


    Ich beschränke mich also auf die Interpretation, den Repertoirewert und das Klangbild. Nr. 1 und 2. sind noch vergleichsweise einfach zu bewältigen; beim Klangbild dagegen gibt es bereits Probleme. Ein Wiener Kritiker (nein, diesmal NICHT Edwin!) lobte das Klangbild einer Frühbarock-CD über alle Maßen; ich dagegen empfand, daß daß Ganze sich anhörte, wie eine Tüte Erbsen, die man langsam in einen Blecheimer schüttet.


    Ich würde es sehr begrüssen, wenn bei Tamino in einem gesonderten Thread Neuerscheinungen professionell besprochen würden, denn von etlichen Forum-Lesern bekomme ich Nachrichten, daß das bei Tamino ein wenig vermisst wird und man ins Forum geht, um über diese Neuerscheinungen etwas zu lesen.


    Unter professioneller Kritik verstehe ich kein Pauschal-Statement, daß die Scheibe z.B. deshalb gut ist, weil hier "mein" Lieblingsdirigent AB den Stock schwingt oder es eine Strafe ist, diese CD bis zum Ende anzuhören, weil meine
    "Lieblingssängerin" XY hier NICHT die Titelpartie kreischen durfte.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Hallo zusammen,


    gerne ziehe ich noch das Buch "Die großen Stimmen" von Jens Malte Fischer zu Rate, bevor ich mir eine Opern-Gesamtaufnahme zulege. Ein wichtiges Korrektiv zu FonoForum und Penguin Guide.


    Natürlich ist das Buch nicht nach Komponisten oder gar Werken geordnet, sondern nach Sängern.


    Dieses Buch hat bei mir schon erhebliche Folgekosten in Form von Operngesamtaufnahmen verursacht, aber meistens hat es sich wirklich gelohnt.

  • Interessanter Thread!


    Zitat

    Original von Wolfram
    Hilfreich ist noch http://www.classicaldigest.com ! Einfach mal stöbern.


    Die Seite kann ich auch sehr empfehlen - verwende ich andauernd. Eine Metaseite, die die Urteile verschiedener Klassikzeitschriften listet ("outstanding", "recommended", "adequate", "disappointing"). Suche geht am besten nach Komponisten, dann Stueck.


    Was dort auch wirklich nuetzlich ist: die Verlinkung auf frei zugaengliche Kritiken, z.b. von Gramophone, BBC oder Andante (bzw. andere Kommentare wie bei inkpot).


    Das Fono-Forum war mir bisher kein Begriff, nur indirekt daher, dass deren Urteile bei der obengenannten Seite besonders oft aus der Reihe fallen! (z.b. "outstanding", wo 5 andere Stellen meinen, die CD sei hoechstens empfohlen; oder gar "disappointing" fuer eine allgemein gelobte Scheibe).


    :hello:


    Flo

  • Ich lese auch hier gerne:
    http://www.musicweb-international.com/


    Die Qualität ist oft sehr schwankend und den Seiten-Aufbau hätten ein paar gymnasiale Internet-Freaks wesentlich besser hinbekommen.


    Aber als extrem fundiert und hilfreich empfand ich z.B. den Vergleich verschiedener Interpretation von Mahlers Neunter:
    http://www.musicweb-international.com/Mahler/mahler9.htm

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Zitat

    Original von Armin Diedrich
    Hinsichtlich Csampai bin ich gerade zufällig auf ein recht interessantes Faktum gestoßen. Er lobt recht häufig Pianisten wie Konstantin Scherbakov und Michael Korstick in seinen Kritiken. Deren Agentin heißt jedoch Monika Csampai und ist mit ihm verheiratet...


    Gerade gefunden: Auch in der aktuellen Ausgabe des Fono Forum (03/2008) preist Attila Csampai wieder- mit Bestnoten - Michael Korstick als einen der "großen Beethoven-Interpreten": mit Superlativen nicht geizende Besprechung der Einspielungen der Sonaten op. 10/1-3 und op. 13 ("Pathétique"): Es hat anscheinend Methode.

  • Ab und zu lese ich als Vergleich auch die angelsächsischen Kritiker wie z. B. auf der "classictoday" Webseite:


    http://www.classicstoday.com/search_performer.asp


    Diese Site hat eine nützliche Suchfunktion, wo man Aufnahme-Kritiken nach Interpret, Komponist, Orchester, Datum, Label etc. sehr einfach suchen kann.

    "Die Welt ward ihm Klavier. In Terzen, Quinten, Oktaven sprang sein Denken, Dur und Moll spannte sein Herz."
    Carl Sternheim

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