G. F. Händel: Rodelinda

  • Salut,


    diese DVD soll angeblich ab heute ausgeliefert werden und ich bin schon ganz wahnsinnig hungrig darauf:



    Georg Friedrich Händel
    Rodelinda - Regina de Longobardi


    Rodelinda: Dorothea Röschmann
    Bertarido: Michael Chance
    Grimoaldo: Paul Nilon
    Eduige: Felicity Palmer
    Unulfo: Christopher Robson
    Garibaldo: Umberto Chiummo


    Das Bayerische Staatsorchester,
    Ivor Bolton


    Zu erhalten bei http://www.farao-classics.de


    Ich habe diese Aufnahme bereits (leider nicht vollständig und per Zufalls-Zap) im Fernsehen gesehen und war und bin es nach wie vor - absolut begeistert davon.


    Die Inszenierung ist modern, aber absolut passend und oberwitzig - neben der einfach traumhaft schönen Musik Händels gibt es durchaus auch etwas zum Lachen, wobei dies die Ernsthaftigkeit der Grundthematik nicht stört.


    Vielleicht habe ich damit jemanden angeregt... würde mich über Resonanzen freuen!


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Kann Dir nur Recht geben - eine hinreißende Produktion.


    Röschmann - Chance sind wunderbare Sänger und spielen auch enorm engagiert. Dazu der hinreißende Christopher Robson als Mensch gewordener Fussabtreter, der gegen Ende für die wohl skurrilste Szene dieser Oper sorgt.


    Aber Achtung:
    Hier ging mal wieder ein Brite zu Werke, was bedeutet, dass Fans traditioneller Inszenierungen lieber die Finger von dieser DVD lassen sollten: die Szenerie ist "Chicago 1930" gepaart mit skurrilem schwarzen Britenhumor. Alle anderen werden begeistert sein und sich köstlich amüsieren.

  • Hallo Ulli,


    Ich habe deinen Beitrag über Rodelinda aufgegriffen und wundere mich, dass die Bonynge Einspielung von 1987 bei Decca
    CD 8.35733 bei Dir überhaupt keine Erwähnung findet.


    Ein Fest der Stimmen bieten


    Joan Sutherland als Rodelinde
    Alicia Nafé als Bertarido
    Curtis Rayam als Grimoaldo
    Isobel Buchanan als Eduige
    Huguette Tourangeau als Urnulfo
    Samuel Ramey aks Garibaldo


    Welsh National Opera Orchestra
    Richard Bonynge


    Im Moment scheint die CD tatsächlich auf breiter Linie vergriffen
    zu sein. Deshalb auch kein Coverbildchen. Aber es lohnt sich, in den Shops Umschau zu halten.


    Was die Tourangeau mit ihrer schwergewichtigen Stimme
    in der kleinen Partie des Unolfo an Koloraturen abfeuert, ist einmalig. Die Nafé steht ihr in der Gestaltung ihrer Rolle nicht nach.
    Sutherland ist bestens, die übrigen sind es auch.


    Das umfangreiche Textheft bietet das komplette Libretto auch in deutscher Sprache.


    Gruss Engelbert

  • Salut Engelbert,


    das Wunder lässt sich wie folgt erklären: Ich kenne lediglich die Aufzeichnung mit dem Bayerischen Staatsorchester. Zufällig bin ich durch Zappen im TV dabei hängen geblieben und hatte dann das seltene Glück, dass dieser Live-Mitschnitt als DVD von Farao-Classics produziert wurde.


    Grüße aus dem Nebel
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • es gibt wohl noch eine:



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  • Liebe Moderatoren,


    wäre es nicht sinnvoll diesen Thread ins Opernforum zu verlagern? Er hat sich ja ohnehin schon ein wenig von der Rodelinda-DVD entfernt. :D :D


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Du hast mich gefoppt und schriebst vor 20 Minuten:


    Zitat

    Servus Ulli,


    die Rodelinda war großartig :jubel: :jubel: - morgen dann ein paar Eindrücke dazu- an der passenden Stelle :D


    Ich gehe jetzt schlafen!


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Lieber Ulli


    dann gute Nacht! :D Ich habe mich unklar ausgedrückt mit "morgen" meinte ich am Sonntag nach dem Frühstück :baeh01:


    Herzliche Grüße, und angenehme Nachtruhe :hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Maexl
    es gibt wohl noch eine:


    Hallo Maexl,


    Das ist ja eine alte Aufnahme, denn Cora Canne-Meijer (Mezzo) wurde 1929 geboren und endete November 1986 ihre Karriere. Joan Sutherland (1926) endete 1990 ihre Laufbahn.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Caesar73


    Ich habe mich unklar ausgedrückt mit "morgen" meinte ich am Sonntag nach dem Frühstück :baeh01:


    Liebe Händel-Freude,


    (so das Frühstück ist vorbei :D:D )


    ob einem diese Rodelinda-Inszenierung zusagt (oder auch nicht) hängt erst einmal von der Frage ab, ob man eine Opera seria lieber historisierend a la´Göttingen sieht, oder ob man Händel und Regietheater für kompatibel hält.


    Mir hat die gestrige Inszenierung ausgesprochen gut gefallen- das gilt für das Gesamtpaket: Regie, Bühnenbild, Personenführung und die musikalische Leistung. Die Idee das Geschehen aus dem 6. Jahrhundert in das Chicago der 30er Jahre zu verlegen war stimmig- und lässt sich aus dem Geschehen heraus durchaus begründen.


    Musikalisch und darstellerisch haben mich besonders Dorothea Röschmann (noch weitaus besser als im Figaro) und Michael Chance überzeugt. Die beiden lebten ihre Rollen auf der Bühne regelrecht. Das Spiel der Figuren war so intensiv dass einem die drei Stunden die eine Opera Seria nunmal dauert alles andere als lang vorkommen, man sitzt auf der Stuhlkante und folgt gebannt dem Geschehen. Dorothea Röschmanns acht große Arien saßen einfach- und das Duett von Röschmann und Chance zu Beginn des dritten Akts: Großes Kino. IMO "liegt" Händel der Röschmann noch weitaus mehr als Mozart, Spiel und Gesang wirkten in keinem Moment gekünstelt, sondern völlig natürlich.


    Mich fasziniert es immer wieder was Ivor Bolton aus dem Münchner Staatsopernorchester "herausholt"- das Ensemble ist ja jetzt kein auf HIP spezialisiertes Spezialensemble. Vor diesem Hintergrund ist die Leistung des Orchesters um so bemerkenswerter- und wenn ich sie mit dem "Figaro" von letzter Woche vergleiche, hat das Staatsopernorchester des Freistaats die weitaus bessere Figur gemacht.
    Nun hat Bolton natürlich den Vorteil, dass Dirigent und Orchester sehr gut aufeinander eingespielt sind- das merkt man jede Sekunde. Schade das er nach Salzburg gegangen ist.


    Die Händelinszenierungen die ich von dem Duo Bolton/ Alden in München gesehen habe, haben mich (mit Ausnahme des Rinaldo, der aber musikalisch hochklassig war) eigentlich alle überzeugt. Insofern fügt sich "Rodelinda" nahtlos in diese Reihe ein.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Hallo Christian,


    da kann ich Dir wirklich nur rundum zustimmen: Insbesondere, was Deine Aussage betrifft, Dorothea Röschmann läge Händel besser als Mozart [hingegen war sie im Figaro sicher nicht schlecht!]. Insgesamt fand ich die Inszenierung etwas zu dunkel, jedenfalls auf dem Bildschirm macht sich das nicht sonderlich gut, ich fand es anstrengend, Details erkennen zu wollen.


    Auch Dein Vergleich des "Events" Figaro mit der eher "nebenbei gespielten" Rodelinda ist absolut zutreffend - was meine Meinung vom Figaro nochmals bekräftigt.


    Als ich Alfred seinerzeit Ausschnitte [Kabel- und Messerszene :D ] vorspielte, empfand er diese Inszenierung als Persiflage [ich glaube, er nannte es Verballhornung]. Dahingehend hat er recht, aber durch meine einseitige Auswahl hat er natürlich einen unvollständigen Eindruck gewonnen: Insgesamt überwiegt durchaus die Dramatik des Stoffes, die eben auch ganz toll dargestellt wird. In diesem Fall würde ich soweit gehen und behaupten, dass die Darstellung der Dramatik in einer klassischen Kostümage so gar nicht möglich ist.


    Hier ist wirklich "klassisches Theater" mit der Musik derart gut verwoben worden, dass es wie eine untrennbare Einheit erscheint, als könnte es anders garnicht sein. Ich schätze diese Einspielung überaus und habe auch gestern noch des Rest angeschaut, obwohl ich jederzeit die DVD einlegen könnte. Das Beispiel zeigt sehr, sehr gut, wie man aus einer "reinen Stehoper" ein lebendiges Wesen machen kann. Ich wünsche mir mehr davon!


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Insgesamt fand ich die Inszenierung etwas zu dunkel, jedenfalls auf dem Bildschirm macht sich das nicht sonderlich gut, ich fand es anstrengend, Details erkennen zu wollen.


    Lieber Ulli,


    die dunklen Farben machen das Vergnügen am Fernseher etwas problematisch :D , aber: Rodelinda habe ich in München zwar nicht gesehen, aber bei anderen Händel-Opern im gleichen Haus, konnte man dem Geschehen auf der Bühne gut folgen. Grundsätzlich passen die Farben zur Inszenierung: ein film noir.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

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  • RODELINDA, Klappe die zweite!


    Durch einen mehr als glücklichen Zufall erreichte mich heute ein Geschenk – quasi von der Lombardenkönigin persönlich:



    Rodelinda: Simone Kermes
    Bertarido: Marijana Mijanovic
    Grimoaldo: Steve Davislim
    Eduige: Sonia Prina
    Unulfo: Marie-Nicole Lemieux
    Garibaldo: Vito Priante


    Il Complesso Barocco
    ALAN CURTIS


    Alles Namen, die man sich merken sollte. Die sechs Solisten sind allesamt relativ jung, d.h. etwa 10 bis 12 Jahre „im Geschäft“, so es denn eines ist. Simone Kermes lernte ich anlässlich ein paar Arien von Kraus kennen und schätzen, nun sandte sie mir diese Händel-Oper, die ich überdies sehr schätze [vgl. oben]. Besonders zu erwähnen sind neben der Königin die bewegenden und großartigen Stimmen von Sonia Pirna [Alt], Steve Davislim, einem Gösta-Winbergh-Schüler [Tenor] und dem Baß-Bariton Vito Priante. Kermes selbst übrigens studierte u.a. bei der kürzlich verstorbenen Elisabeth Schwarzkopf, aber auch bei Dietrich Fischer-Dieskau.


    Zwar hatte ich den Namen Alan Curtis schon einmal im Zusammenhang mit musikwissenschaftlichen Texten vernommen, als Dirigenten kannte ich ihn bisher nicht. Sein Ensemble Il Complesso Barocco gründete er 1992. Curtis darf als Pionier bei der Wiederentdeckung alter Meister gelten, umso erfreulicher, dass er sich hier einem ziemlich „normalen“ Komponisten gewidmet hat. Selbstverständlich ist das Spiel auf Originalinstrumenten [die leider im Booklet nicht näher bezeichnet werden], auch an einer Theorbe mangelt es natürlich nicht. Es klingt aber alles eher ganz normal, nicht abgefahren, nicht hektisch, wenn auch manches Mal durchaus zügig. Bewegende Momente sind unbedingt das Duett am Schluß des zweiten Aktes Io t’abbraccio [Rodelinda/Bertarido], womit auch Marijana Mijanovic absolut lobend erwähnt ist: Ein großartiges Duett. Mijanovic als Bertarido [Alt] hat ihren Bravourauftritt im 3. Akt in der Arie Se fiera belva ha cinto. Überhaupt ist diese Oper sehr „altlastig“, was mich fasziniert.


    Im Vergleich zu Bolton wirkt diese Einspielung eher steril, da es sich um eine konzertante Einspielung handelt. Insgesamt wirkt die Einspielung eher sakral, Bolton hingegen etwas weltlicher. Das macht aber garnichts, da ohnehin der 'Messisas' gelegentlich vorbeischaut... Die Aufnahme ist jung, wie die Exekutive und wurde im September 2005 im Sala Olimpia in Palazzo Doria Pamphilj in San Marino al Cimio gemacht. Ich mag eher etwas mehr Action, hörbare Handlung, jedenfalls bei den Rezitativen, die hier sehr secco wirken.


    Die Arien hingegen sind alle ausnahmslos wunderbar gesungen, sehr ausbalanciert, feurig oder melancholisch, was eben gerade angesagt ist.


    Als Besonderheit wird Unulfos Arie Sono i colpi della sorte, welche kurz vor Schluß des ersten Aktes zu hören ist, in der Urform als e-moll Arie dargeboten. Die war mir unbekannt. Als Bonustrack wird sie in der D-Dur-Variante [völlig neu komponiert] zum Schluß angehängt. Diese "Jubelversion" ist auch bei Bolton zu hören. Dummerweise erklärt Curtis die übrigen Alternativfassungen als vernachlässigenswert, was er auch genau so umsetzt... aber: was man hat, hat man!


    Rundum sehr lohnenswert!


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    um vielleicht des ein oder anderen Interesse zu wecken:


    In dieser wirklich ausgesprochen gut geratenen Einspielung von Händels "Rodelinda" werden alle da-capo-Arien und -Duette, an welchen Marijana Mijanovic singender Weise beteiligt ist, nach dem Mittelteil auf ganz besonders schöne Weise ausgeziert. Grund dafür war das 2004er Glyndebourne Festival, an dem Mijanovic offentsichtlich als Bertarido [wie in dieser Einspielung] teilnahm und diese meisterhafte Darbietungsart vorführte. Die gelungenen Auszierungen stammen von Emmanuelle Haïm, die sich allem Anschein nach als "Stardirigentin" gerade einen Namen macht. Diese liebevoll und handwerlich perfekt ausgezierten da-capo-Teile sind wirklich beneidenswert schön gelungen, eigentlich besser noch, als das trockene Original, das man ja im ersten Teil zu hören bekommt. So war es ja eigentlich auch gedacht.


    Das Highlight der Auszierungen in dieser Einspielung ist im letzten Duett D'ogni crudel martir [mit Simone Kermes als Rodelinda] zu hören. Hier wird zudem noch eine sagenhafte, kurze Kadenz eingebaut, die sogleich attacca in den Schlußchor abfällt.


    Das ist wirklich sehr, sehr gut gelungen! Da wünsche ich mir wirklich viel mehr davon! Ich kann mich gar nicht satthören...


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)