Lorin Maazel - Eine Hommage zum 75sten

  • Hallo Taminoaner
    Morgen (5.März 2005) wird Lorin Maazel 75 Jahre alt.


    Wäre doch mal Grund genug, ihm einen Thread zu widmen. (wenn ich richtig recherchiert habe, gibt es den noch nicht)


    Maazel wird ja oft kritisiert, daß er "zu perfekt" dirigiert, zu glatt poliert durch die Partituren pflügt.
    Ich hätte gerne, daß ihr euere Lieblings-Maazel-Aufnahmen vorstellt, die diesem Verdikt widersprechen.
    Ich selbst habe gar nicht so viele Aufnahmen von ihm - maximal 12 CDs vielleicht.
    Als Neujahrskonzertdirigent mag ich ihn nicht so, als Operndirigent kenne ich ihn nur in der Turandot aus Wien, aber für Oper ist er wohl sehr talentiert, nicht?
    Ich mag seine Strauss-Aufnahmen mit dem BR-Symphonieorchester aus münchen, wobei ich die auch nicht als allererste Wahl bezeichenen will.
    Also, genug der Mäkelei, Bühne frei für die große Maazel-Hommage.
    Gruß aus Frankfurt, Markus

  • Gegenwärtig ist meine hier drin:


    [tIMG]http://www.deutschegrammophon.…x300/4775254.jpg;Deutsche Grammophon[/tIMG]
    Mendelssohns 5. Symphonie. Ist für mich immer noch die einzige Aufnahme, die mich wirklich überzeugt. Da ich das Werk an sich aber nicht sonderlich schätze, dürften in der Box, die ich mir am Dienstag zulege, andere Aufnahmen sein, die mir mehr zusagen.


    Seine Rachmaninoff-Symphonien auf DG sind ganz gut, aber nicht so überwältigend, dass ich sie mehr als einmal alle zwei oder drei Jahre hören muss.

    Gruß,
    Gerrit

  • Sagitt meint:


    Maazel ist mir immer wieder über den Weg gelaufen, aber beeindruckt hat mich eigentlich nie. Mag sein, dass ich vorurteilsbeladen war durch sein Aussehen und Gehabe, das auf mich nur arrogant wirkt.
    Aber zum Geburtstag soll man loben. Und fände ich nichts, gäbe es diesen Beitrag nicht. Er hat für mich die beste symphonie fantastique gemacht, mit dem cleveland orchstra. So was transparent-Farbiges- exakt, man hört Szell irgendwie mitdirigen.
    Wie ich meiner Recherche entnehme, gibt es diese Aufnahme inzwischen als SACD. Diese kenne ich nicht, aber die 2 Kanal-Aufnahme finde ich sehr empfehlenswert.


    Also, herzlichen Glückwunsch

  • Ich halte Maazel für einen wunderbaren Live-Dirigenten, seine Aufnahmen haben mich leider nie so beeindruckt.

  • Zitat

    Original von Thorsten_Mueller
    Gegenwärtig ist meine hier drin:


    4775254.jpg


    Mendelssohns 5. Symphonie. Ist für mich immer noch die einzige Aufnahme, die mich wirklich überzeugt. Da ich das Werk an sich aber nicht sonderlich schätze, dürften in der Box, die ich mir am Dienstag zulege, andere Aufnahmen sein, die mir mehr zusagen.

    Die werde ich mir wohl auch kaufen.


    Neben der von Dir erwähnten Mendelsohn-Aufnahme sei noch ausdrücklich César Francks Sinfonie erähnt, die Maazel ähnlich temperamentvoll und frei von jedem Pathos dirigiert.


    Beide Einspielungen sind in der Reihe "the originals" erhältlich



    Weiterhin ist unbedingt zu empfehlen:



    Ein junges Ensemble, dem man den Spaß am Singen und Musizieren anmerkt mit einem Dirigenten, der ihnen selbigen nicht nimmt.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Eine gute Interpretation der 4, nicht überwältigend (Beecham, Vänskä, Blomsteds/Helsinki) aber gut. Die 7. ist so lala, Tapiola exzellent. Die Präsenz der Blech- und Holzbläser mag manche dazu verleiten, von einer guten Aufnahmetechnik zu sprechen. Da aber das - wie so oft bei Decca - nur auf Kosten fast unhörbarer Pauken und tiefer Streicher geht kann man nur sagen: Wer die Orginal-LPs oder die erste CD-Veröffentlichung hat, braucht nicht neu zu kaufen. Der Sound ist unverändert mittelmäßig.

    Gruß,
    Gerrit

  • Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Thorsten_Mueller
    Die 7. ist so lala


    Verbessere mich selbst. Nach nochmaligem Hören ist auch die 7. von der besseren Sorte.

    Gruß,
    Gerrit

  • Lorin Maazel haben meine Frau und ich einige Male mit verschiedenen Orchestern "live" gehört.
    Das eindruckvollste Erlebnis war Bruckners Achte mit den Wiener Philharmonikern in Linz.


    Nun zu den Aufnahmen:
    Bruckners Achte mit den Berliner Philharmonikern
    Mahlers Lied von der Erde mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Verdi: Luisa Miller aus der Covent Garden
    und vor allem
    der von ihm zusammengestellte "Ring ohne Worte". Für alle, die Wagner wegen seiner Länge und wegen des Gesanges nicht ertragen, diiiiie Alternative. In etwas mehr als einer Stunde ist der Zauber vorbei.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo,


    der etwas sachliche Perfektionist am Pult hat es sichtlich nicht leicht in unserem Forum, um positive Beurteilungen zu bekommen. Ich bin auch kein erklärter Maazel-Fan, das Hauptproblem, das ich mit ihm habe, ist, dass er sehr schwer erkennbar ist. Ich schätze es, wenn ein Interpret eine musikalische Handschrift hat, und während ich hin und wieder an einer Interpretation den Dirigenten erraten kann, glaube ich nicht, dass ich jemals in einem Blindversuch Maazel erkennen würde.


    Davon abgesehen gibt es natürlich auch von ihm einige hochkarätige Einspielungen. Als Dirigent in der Szell-Nachfolge (meine Einschätzung) ist er bei romantischen oder leicht schwülstigem Repertoire besonders gut aufgehoben, weil sich dort seine Sachlichkeit besonders positiv auswirkt.Wobei ich noch betonen möchte, dass er in seiner 'Nüchternheit' nie Boulez'sche Dimensionen erreicht.


    Bei Opern fallen mir die schon erwähnte unglaublich schwungvolle Traviata und die atemberaubende Othello-Verfilmung ein.


    Am symphonischen Sektor kenne ich ihn als sehr guten Tschaikowsky Interpreten und er müsste eigentlich sehr gut zu Mahler passen. Sein Beethoven ist gut, aber von sehr vielen ähnlich guten Leistungen umringt.


    Absolut herausragend war seine Einspielung von Respighi's Vertonung des römischen Stadtplans (Pini di Roma, Fontane di Roma, Feste Romane). Unbedingt empfehlenswert!


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Maazel wird ja oft kritisiert, daß er "zu perfekt" dirigiert, zu glatt poliert durch die Partituren pflügt.

    Hallo Markus,


    mir ist Maazels unangestrengte, elegante Art zu dirigieren sehr sympathisch. Naja, wenn man meint, an jemandem rumnörgeln zu müssen, der ein durch und durch natürliches Verhältnis zur Musik hat, der dabei sein "Handwerk" perfekt beherrscht, dann ist man wohl gezwungen, sich in Ausreden wie "zu perfekt", "zu glatt" etc. zu flüchten. Was bitte soll daran falsch sein, daß ein Dirigent mit dem Orchester spielt, statt gegen es zu kämpfen?


    Mit so wenig (sichtbarem) Aufwand dem Orchester so eine Leichtigkeit, Virtuosität und Charme zu entlocken, ist doch das Höchste, was man über eine Dirigierleistung sagen kann. Speziell, wenn es sich um Musik von Haydn, Schubert oder Ravel handelt.


    Maazel ist toll - nichts zu meckern!


    Gruß
    Heinz

  • Zitat

    Original von Theophilus...der etwas sachliche Perfektionist am Pult hat es sichtlich nicht leicht in unserem Forum, um positive Beurteilungen zu bekommen (...) Als Dirigent in der Szell-Nachfolge (meine Einschätzung) ist er bei romantischen oder leicht schwülstigem Repertoire besonders gut aufgehoben, weil sich dort seine Sachlichkeit besonders positiv auswirkt. Wobei ich noch betonen möchte, dass er in seiner 'Nüchternheit' nie Boulez'sche Dimensionen erreicht.

    Hallo,


    in Norman Lebrechts Dirigentenbuch "Der Mythos vom Maestro" wird er u.a. so beschrieben:


    "Geboren in Frankreich und aufgewachsen in Amerika, studierte Maazel Philosophie und Mathematik. Er spricht fließend Französisch, Deutsch, Russisch und Italienisch, spielt virtuos Violine und schrieb Drehbücher und Romane. Er gehört nirgendwo hin und ist überall zuhause. Als Dirigent zählt er zu den talentiertesten seiner Generation - ein Mann, der Partituren im Handumdrehen aufnimmt und auswendig dirigiert, als sei es das einfachste von der Welt."


    Wenn man Lebrecht Glauben schenken darf, war es wohl seine nüchterne und sachliche Art, die die ihn an der Wiener Staatsoper haben scheitern lassen:


    "Er kam 1982 als Direktor der Staatsoper Wien und blieb drei Jahre, bis man ihn wieder verabschiedete, weil er den gemütlichen Status quo des Hauses zu gefährden drohte (...) Sein größtes Vergehen bestand darin, pro Monat nicht mehr zwanzig, sondern nur noch sieben verschiedene Opern zu spielen. Jetzt mußten die Wiener unter Umständen Wochen auf die nächste Zauberflöte warten. (...) Zur Premiere einer blendenden Turandot-Produktion, die der Broadway-Regisseur Hal Prince, wurden Anti-Maazel-Flugblätter verteilt, die die verborgene Glut der Fremdenfeindlichkeit kräftig anfachten. ´Maazel stellt all das dar, was die Wiener nicht mögen´, analysierte ein ortsansässiger Diplomat. ´Er zieht die italienische der deutschen Oper vor, er ist nicht emotional, er hat keinen Hang zu Schmalz, er ist Amerikaner, und er ist Jude´. ´Ich hasse ihn, ich verabscheue ihn, ich kann gar nicht erwarten, daß er endlich geht´, sprudelte es aus einer Opernbesucherin hervor, die auf Nachfrage aber nicht in der Lage war, rationale Gründe für ihre Abneigung anzugeben."


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hi Giselher!


    Zitat

    Sein größtes Vergehen bestand darin, pro Monat nicht mehr zwanzig, sondern nur noch sieben verschiedene Opern zu spielen.


    Die Ära Maazel war sicherlich kein Ruhmesblatt für uns (obwohl Alfred oder Rienzi wohl Berufenere wären, um darüber Auskunft zu geben). Aber das damals Geschehene zeigt auch sehr gut, welch hohen Stellenwert die WSO genießt. An ihr herumzudoktern wird einem Operndirektor eben Übel genommen. Maazel wollte den Betrieb der WSO an internationale Gepflogenheiten annähern. Aber die WSO ist nun einmal das letzte große Repertoire-Opernhaus der Welt, und das wollen sich die Wiener nicht nehmen lassen (von Anfang September bis Ende Juni wird täglich gespielt und jeden Abend eine andere Oper (oder gelegentlich ein Ballett); ich glaube nicht, dass es das noch irgendwo anders gibt; ich habe gestern den Spielplan eines italienischen Opernhauses gesehen: eine Woche lang 5x die gleiche Vorstellung, eine Woche Pause dann wieder ca. 5 Vorstellungen einer anderen Oper, wieder eine Woche Pause,....).
    Der Operndirektor in Wien ist ein berühmt/berüchtigter Schleudersitz-Posten. Der jetzige Chef, Joan Holaender, wird 1907 eine wahrscheinlich beispiellose 16 oder 17-jährige erfolgreiche Herrschaft beenden, die sicherlich als ein goldenes Zeitalter in die Annalen der WSO eingehen wird. Es ist zu hoffen, dass sein Nachfolger ähnlich erfolgreich sein wird, aber leicht ist es wahrlich nicht.
    Eigentlich müssten jetzt unsere Wiener Spezialisten herhalten, aber ich glaube dass Maazel es unterschätzt hat, wie wichtig in Wien der kommunikative Umgang sowohl mit den Medien als auch mit dem Publikum ist. Amerikanische Manager-Qualitäten sind da nur bedingt gefragt, oder erst in zweiter Linie.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • hallo,


    ich möchte eine Maazel-Vorstellung in Erinnerung rufen, die wohl zu den besten gehört, die ich als Radiohörer miterlebt habe und das war die Elektra bei den Salzburger Festspielen 1996.
    Der Star des Abends waren dabei sicher die Wiener Philharmoniker unter Maazel (Christa Ludwig musste leider kurzfristig als Klytemnästra absagen). Er nahm sich viel Zeit, jedes Detail der komplexen Partitur hörbar zu machen, überdeckte niemals die Sänger, schaffte den Spagat zwischen kammermusikalischem Dirigat und trotzdem höchster Klangkultur.


    Ob davon ein Mitschnitt veröffentlich wurde, weiß ich nicht.


    Hyperion

  • Hallo hyperion70,


    ich kenne von dieser Salzburger "Elektra" nur einen Ausschnitt (Auftritt der Klytemnästra), nämlich auf der ORFEO-CD, die Leonie Rysaneks verschiedenen Rollenverkörperungen in "Elektra" gewidmet ist.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    "Er kam 1982 als Direktor der Staatsoper Wien und blieb drei Jahre, bis man ihn wieder verabschiedete, weil er den gemütlichen Status quo des Hauses zu gefährden drohte (...)


    Wer immer Herr Lebrecht ist und woher er seine Informationen bezieht, hier scheint er die Wiener Staatsoper mit einem Wiener Kaffeehaus, wo tatsächlich Gemütlichkeit herrscht, verwechselt zu haben.


    Ich finde es auch unangebracht die Aussage einer Besucherin (sofern sie überhaut so gefallen ist) derart zu zitieren, weil damit suggeriert wird, dass die Wiener generell so denken was natürlich keinesfalls so ist bzw. war.


    Hyperion

  • Zitat

    ich kenne von dieser Salzburger "Elektra" nur einen Ausschnitt (Auftritt der Klytemnästra), nämlich auf der ORFEO-CD, die Leonie Rysaneks verschiedenen Rollenverkörperungen in "Elektra" gewidmet ist.


    hallo GiselherHH,


    was hat diese Elektra mit Leonie Rysanek zu tun (die diese Rolle 1996 natürlich nicht mehr singen konnte)?


    Hyperion

  • Hallo Hyperion,


    Leonie Rysanek hat 1996 natürlich nicht mehr die Elektra gesungen, sondern die Klytemnästra. Die ORFEO-CD enthält Ausschnitte aus verschiedenen Live- und Studioaufführungen (von 1955 bis 1996), in denen sie jeweils Chrysothemis, Elektra und schließlich Klytemnästra gesungen hat.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Heinz


    Eigentlich hast du ja recht, mir ist Maazels unangestrengte, elegante Art zu dirigieren auch sehr sympathisch. Ich meinte mit "zu glatt durch die Partitur pflügen" folgendes: daß unter Umständen Ecken und kanten poliert werden.
    In Vaughans Karajan-Buch gibt es einen hübschen Vergleich. Wenn Karajan beispielsweise eine Brahmssymphonie dirigiert, dann ist daß, wie wenn er mit einem sportwagen die Alpen überquert - man merkt in diesem spoartwagen die anstrengung und das wechslen der gänge ect. nicht. andere dirigenten haben ein weniger PS-starkes Auto und man bekommt viel direkter die belastung und das wechseln der gänge etc. mit. Vergleiche hinken immer, der hier vielleicht besonders, abre ich halte diesen vergleich mit der überquerung einer passstrasse schon für ein schönes bild.
    Das mit dem sportwagen mag gelegentlich vielleicht auch für maazel gelten (siehe die rondo-kritik zu seiner jüngsten Ravel-Aufnahme mit den wienern)


    Themenwechsel:
    Als ich den Thread startete, dachte ich gar nicht an folgende Aufnahme!
    Meine Lieblingsaufnahme von Maazel ist sein Lied von der erde (wurde oben dankenswerterweise schon erwähnt)

  • Zitat

    Leonie Rysanek hat 1996 natürlich nicht mehr die Elektra gesungen, sondern die Klytemnästra. Die ORFEO-CD enthält Ausschnitte aus verschiedenen Live- und Studioaufführungen (von 1955 bis 1996), in denen sie jeweils Chrysothemis, Elektra und schließlich Klytemnästra gesungen hat.


    hallo nochmals,


    aber du scheinst eine andere Aufnahme zu meinen, denn in besagter Aufführungsserie sang wie gesagt Chr. Ludwig bzw. als Zweitbesetzung D. Soffel die Klytemnästra (wenn ich nicht irre).


    lg
    Hyperion

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat von Thomas Bernhard

    Wenn Karajan beispielsweise eine Brahmssymphonie dirigiert, dann ist daß, wie wenn er mit einem sportwagen die Alpen überquert


    Karajan ist ja wieder ganz ein anderes Thema. Bei Karajan ist mir auch vieles sehr frackwürdig :D :D :D


    Gruß
    Heinz

  • Hallo Hyperion,


    mag sein, daß es da zwei Aufführungsserien gegeben hat. Auf der CD ist jedenfalls vermerkt, daß der Ausschnitt aus einer Rundfunkaufnahme von den Salzburger Festspielen vom 25. August 1996 stammt, mit den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel (die Elektra war Hildegard Behrens).


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von hyperion70
    Wer immer Herr Lebrecht ist und woher er seine Informationen bezieht, hier scheint er die Wiener Staatsoper mit einem Wiener Kaffeehaus, wo tatsächlich Gemütlichkeit herrscht, verwechselt zu haben.


    Lebrecht ist ein amerikanischer Kolportage-Musikjournalist.


    Gruß

  • Wieder zu Thema MAAZEL:


    Auf anhieb fällt mir eine Aufnahme ein die mir ganz besonders gut gefällt:


    :) Richard Strauß: Macbeth - Sinfonische Dichtung auf DG
    mit den Berliner PH


    Wie Maazel bei dem Werk "die Puppen tanzen läßt" ist unbeschreiblich, die DG-CD kommt an die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit.
    Die Sinfonia Domestica auf der gleichen CD kann man jedoch abhaken, eine schwache Aufnahme ( Metha, Dohnani, Karajan und Szell haben es weitaus besser vorgemacht).


    :) Die Rachmaninow-Sinfonien auf DG
    sollten auch positiv erwähnt werden, aber auch hier ist die Erste nicht das gelbe vom Ei - der Aplomb im letzten Satz fehlt.


    :) Gershwin: Ein Amerikaner in Paris / Rhapsody in blue auf Decca sind für mich mit Maazel das Beste was ich von diesen Werken kenne.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hi,



    erstaunlich, dass ich anfangs ganz auf sein exzellentes Tryptichon von Puccini vergessen habe. Die Aufnahme dürfte auch heute noch Referenzstatus besitzen und ist außerdem eine der Vorzeigeaufnahmen von Renata Scotto.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Kleiner Nachtrag: Aus dem fast kompletten Schubert-Zyklus mit den Berliner Philharmonikern (es fehlen nur 1. und Große C-Dur) habe ich gerade die Unvollendete gehört. Hervorragendes Spiel aber reichlich oberflächliche Interpretation. Das plätschert so dahin. Gerade bei den ersten Takten fühlte ich mich an dieses große BMW-Monstrum (kann auch der Porsche gewesen sein) erinnert: Platz da, hier komme ich. Nicht gut.

    Gruß,
    Gerrit

  • Also ich mag Lorin Maazel eigentlich sehr gerne, besitze von ihm die Komplettaufnahmen der Sibelius- und Tschaikowsky- Symphonien. Und die sind eigentlich durchgängig auf hohem Niveau angesiedelt, das Orchester (WP) ist sowieso spitze und Maazel baut Spannungsbögen klug auf. Von Tschaikowsky habe ich zum Vergleich die Karajanaufnahme und die von Marriner herangezogen, für mich gewinnt Lorin Maazel.
    Ich denke auch, dass ihm Mahler liegen müsste. Deshalb hatte ich mir das Lied von der Erde besorgt und war begeistert. Dagegen sind die Orchesterlieder, die er mit Waltraud Maier aufgenommen hat, wirklich dazu angetan, alle Vorurteile zu bestätigen: Oberflächlicher Glanz, kaum Durchdringung der komplexen Seelendramen, da bleibt kein bleibender Eindruck.
    Die Rachmaninoff-Symphonien von ihm habe ich auch und finde sie sehr beeindruckend (ohne die Werke näher zu kennen). Im direkten Vergleich sind diese Aufnahmen auch von mehr Glanz geprägt als die von Ashkenazy mit dem Concertgebouw, der mit seiner düsteren Auffassung vielleicht der Intension des Komponisten näher liegt.
    Von seiner Turandot-Aufnahme und den slawischen Tänzen von Dvorak bin ich nicht wirklich begeistert, v.a. bei Dvorak fehlt das ursprünglich musikantische eines Kubelik oder Neumann bzw. die grantigen Akzente, die Harnoncourt setzt, es ist zu glatt. (Womit wir wieder beim Vorurteil wären)


    Maazels Dirigiertechnik finde ich einfach wunderschön, ich schau mir das oft an, Sonntags im Bayrischen Fernsehen. Wenn ich allerdings vor meinem Liebhaberorchester stehe und versuche ihn zu kopieren, schauen mich alle ungläubig an. Schade eigentlich! :yes:


    Tja dann, happy birthday Lorin Maazel

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Hallo,


    Eigentlich wusste ich anfangs nichts was ich zu diesem Geburtstagsständchen hätte beitragen können, jest aber
    kristallisiert sich doch einiges heraus.
    Die wunderbare Traviata-Aufnahme Maazels wird hier ja schon von Norbert genannt, ich kann das Gesagte nur unterstreichen.


    Dann wird immer wieder Mahler genannt, daß er "eigentlich" Maazle liegen müsste. Mahler hat in den achziger Jahren einen Mahler--Zyklus mit den Wiener Philharmonikern für CBS (heute Sony) begonnen, ob der je fertiggestellt wurde, weiß ich nicht.


    Persönlich besitzte ich aus dieser Serie die Nr 4, noch in der Original-CBS-Ausgabe von 1984, das Bild zeigt die Sony Version



    Die StereoplayKriitik von 1987 schrieb:


    Zitat

    Maazels Interpretation von Mahlers vierter Symphonie schwört jedem Schönklang ab:Maazel bemüht sich nicht um weiche Verklärung, sondern um ein trockenes, schroffes, scharfes Klangbild. Die gläserne Durchhörbarkeit des Orchestersatzes und die behäbigen Tempi lassen die skurrilen Instrumentations-Effekte deutlicher als sonst zur Geltung kommen - woran übrigens auch die Aufnahmetechnik ihren Anteil hat, die vor allem die Soloinstrumente sehr präsent abbildete. Maazel Unerbittlichkeit fördert den bitterbösen, verzweifelten Witz zutage, der in diesem Werk steckt."


    Ichj gestehe offen, daß ich mich diesem Urteil nur partiell anschließen kann.
    Ich kann nichts "Schroffes" in der Interpretatione finden, lediglich viel süsse Melancholie ja Todessehnsucht. Eine Wiener Deutung eben.
    Dem Urteil über die Aufnahmetechnik würde ich mich allerdings zu 100 Prozent anschließen.



    Bei der Recherche steiß ich übrigens auf eine weitere Veröffentlichung aus dieser ehemaligen Serie:



    Diese CD besitze ich NICHT, ja es est auch nur zu 90 % sicher, daß die Aufnahme aus der von mir erwähnten Serie stammt, aber meines Wissens gibt es keine 2. Aufnahme in dieser Kombination.


    Ich möchte nicht abschließen zu erwähnen, daß Maazels Domäne,ich höte das von verschiedener Seite, stets das Live-Konzert und eigentlich
    nicht das Schalllattenstudio war..... (und natürlich glücklicherweise noch ist !!!)


    Auf die nächsten 10 Jahre !!
    l
    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat von Alfred_Schmidt

    Dann wird immer wieder Mahler genannt, daß er "eigentlich" Maazle liegen müsste. Mahler hat in den achziger Jahren einen Mahler--Zyklus mit den Wiener Philharmonikern für CBS (heute Sony) begonnen, ob der je fertiggestellt wurde, weiß ich nicht.

    Hallo Alfred,


    doch, der wurde vollendet.
    Die Aufnahmen wurden vor ein paar Jahren recht günstig angeboten. Ob sie jetzt noch im Angebot sind, kann ich allerdings nicht sagen.


    Ich hatte mal die 2. Sinfonie, die war mir zu langsam. Die 3. hingegen gefällt mir sehr gut, weil Maazel den "langen Atem" besitzt, um dieses Riesenwerk zu bewältigen und weil imo die 3. Sinfonie besser gemäßigte Tempi verträgt als die 2.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Da solll es mal vor Jahren mal ein Konzert der Wiener Philharmoniker unter Maazel in Madrid gegeben haben, zum Schluß mit einer angeblich total mißlungenen Darbietung von Ravel's Bolero (Spielfehler und völlig uninspiriert). Das buhende Publikum soll Maazel dann mit Gesten beleidigt haben. Dafür soll er sich später entschuldigt haben.


    Ist das alles nur ein Gerücht; weiß jemand Näheres?

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner