Clemens Krauss - Mehr als nur Richard Strauss

  • Der österreichische Dirigent Clemens KRAUSS (1893-1954) ist uns heute vor allen Dingen als (großartiger) Interpret der Werke Richard Strauss' bekannt - doch umfasste sein Repertoire bei weitem mehr. Auch Wagner galt sein Interesse; so war er auch Gast bei den Bayreuther Festspielen. Zudem ist er als Initiator des Wiener Neujahrskonzerts in die Geschichte eingegangen.


    Clemens Krauss (l.) mit Richard Strauss (1947)


    Besonderes Interesse dürfte der 1953er-Ring aus Bayreuth entfachen (das einzige Jahr, in dem Knappertsbusch nicht dort vertreten war):



    Ebenso der Parsifal aus demselben Jahr:


    und


    Ramón Vinay ist darin der Parsifal - was für eine Stimme! :jubel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mir ist nicht ganz klar, ob hier nur "Nicht-Strauss-Krauss-Aufnahmen" ( ;)) genannt werden sollen, oder einfach eine allgemeine Diskografie erstellt werden soll. Darum:
    Im Zusammenhang mit Richard Strauss sei auf folgende Box hingewiesen, auf der Krauss sowohl den Don Juan op. 20 (Aufnahme aus dem Jahr 1950), als auch den gesamten Rosenkavalier (aufgenommen im Jahr 1942) dirigiert.



    Diese Scheiben sind im Vergleich zum oben genannten Ring auch sehr günstig. Es stört mich ohnehin, wenn historische Aufnahmen noch um solche Wahnsinnspreise verkauft werden. Wer verdient denn dabei? Die Künstler? Nein. Der Komponist? Auch nein. Also nur das Label! Pfui! Wenn schon High-Price, dann wenigstens für aktuelle Aufnahmen, oder?


    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Hallo Gerald,


    sicher dürfen natürlich auch Richard Strauss-Aufnahmen genannt werden (wird sich bei C. Krauss wohl eh kaum vermeiden lassen, will man ihm gerecht werden). ;)


    Bzgl. des unerhöht hohen Preises des Rings, kann ich nur beipflichten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Gerald


    Diese Scheiben sind im Vergleich zum oben genannten Ring auch sehr günstig. Es stört mich ohnehin, wenn historische Aufnahmen noch um solche Wahnsinnspreise verkauft werden. Wer verdient denn dabei? Die Künstler? Nein. Der Komponist? Auch nein. Also nur das Label! Pfui! Wenn schon High-Price, dann wenigstens für aktuelle Aufnahmen, oder?


    Liebe Grüße,
    Gerald


    Mich würde interessieren, was für Dich ein "Wahnsinnspreis" ist. Den genannten Ring hatte ich vorhin bei einem hiesigen Laden in der Hand, um 49,90 Euro. Sawallisch etc. kosteten das Doppelte. Falls ich ihn für jemanden kaufen soll, bitte ich um Nachricht...

  • Lieber Armin!
    Ein "Wahnsinnspreis" sind für mich 74,99 € für 14 CDs, aufgenommen im Jahre 1953. Das sind immerhin 5,40 Euro pro CD. Was kosteten die Scheiben den im Erscheinungsjahr, als die Künstler und Tontechniker etc. noch lebten und auch was verdienen wollten?
    Selbst 50 € sind für einen derart alten Ring noch relativ teuer, falls die Überspielung allerdings passt, sicher auch angemessen.
    Für meinen Teil greife ich bei historischen Aufnahmen doch lieber ins "document"-Segment (meist 10 € für eine 10-er Box).


    Soviel zum Wahnsinnspreis...


    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Interessant, wie gering doch die Resonanz auf einen Dirigenten ist, der mal zu den bedeutendsten seiner Zunft gehörte, und das, neben Karl Böhm, nicht nur als Leibdirigent von Richard Strauss. Clemens Krauss verstand eine Menge von Stimmen, was ihn in die Lage versetzte, Sänger nicht nur auf der Bühne souverän zu begleiten, sondern auch als Berater und Förderer von Sängerkarrieren (eine Tugend, die bei Dirigenten weniger verbreitet ist, als man denken sollte).


    Krauss leitete die Uraufführungen der Strauss-Opern Arabella und Liebe der Danae sowie von Friedenstag und Capriccio, zu dem er auch das Libretto schrieb. Die beiden letzteren Opern sind Krauss gewidmet. Die enge Verbindung zu Richard Strauss wurde durch die Sopranistin Viorica Ursuleac ergänzt, die Gattin des Dirigenten, die zu den bevorzugten Sängerinnen des Komponisten zählte.


    Frankfurt/Main, Wien, Berlin, München, Salzburg, Bayreuth zählen zu den markanten Stationen seiner Karriere. Dass bei der Wiedereröffnung der Wiener Staasoper nicht Krauss als Direktor berufen wurde, sondern Böhm, empfand Krauss als Affront seiner künstlerischen Leistung.


    Wie alle anderen Dirigenten, die in leitender Funktion im Dritten Reich tätig waren, konnte auch der Reichskultursenator a.D. Clemens Krauss nach dem Krieg seine Karriere ungeschmälert fortsetzen - sieht man einmal von einem Auftrittsverbot bis 1947 ab. Ob ein Künstler in den braunen Jahren nur ein Mitläufer und Nutznießer des Regimes war oder ein aktiver Förderer, der sich auf gute Kontakte bis in höchste NS-Kreise verstand, spielte in den schweigsamen fünfziger Jahren keine Rolle. Schließlich diente man nur der Kunst und das nicht weniger betroffene Publikum applaudierte begeistert...


    Florian

  • Felipe II hat dankenswerter Weise in seiner Eröffnung auch auf die Wiener Neujahrskonzerte hingewiesen. Dort wird natürlich nicht der Richard, sondern vorzugsweise Johann Strauß gespielt. Deshalb will ich hier auch eine Aufnahme dieses Komponisten vorstellen, dirigiert von Clemens Krauss:



    Aufnahme: 1951, Studio
    Spieldauer: 94'18
    Dirigent: Clemens Krauss
    Wiener Philharmoniker
    Chor der Wiener Staatsoper


    Arsena: Emmy Loose
    Conte Carnero: Karl Dönch
    Czipra: Rosette Anday
    Graf Homonay: Alfred Poell
    Kalman Zsupán: Kurt Preger
    Mirabella: Steffi Leverenz
    Ottokar: August Jaresch
    Pali: Franz Bierbach
    Saffi: Hilde Zadek
    Sandor Barinkay: Julius Patzak


    Label: Preiser , ADD/m, 51


    Irgendwo müßte da auch noch ein "Falstaff" in deutscher Sprache existieren - Verdi als Gegenstück zu Richard Strauss!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Also ich habe damals (so vor gut 17 Jahren) umgerechnet etwa 100 Euro für den Krauss-Ring bezahlt (die limitierte und numerierte Aufgabe beim italienischen Label "Laudis"). Eine "offizielle" Ausgabe dieses Ringes hat es nie gegeben, sondern nur Raubkopien der Rundfunkbänder auf dem "grauen" Schallplatten- bzw. CD-Markt (unter dem Ladentisch). Nach dem Ablauf der urheberrechtlichen Schutzfrist 2003 wurde er dann "offiziell" auf den Markt gebracht, allerdings wesentlich billiger (so um die 30 - 40 Euro). Vielleicht ist diese Ausgabe neu remastered worden oder man hat besser erhaltene Bänder entdeckt usw. Sicher übertreiben es manche Labels bei der Preisgestaltung, aber qualitativ hochwertige Überspielungen, wo nicht einfach pauschal cedarisiert wird wie bei den Billigheimern, sondern wo ein technisch wie musikalisch kompetenter transfer engineer die Übertragung auf CD überwacht und die Vorlage vorsichtig von Clicks und Rauschen reinigt, kosten nunmal ein wenig mehr. Dafür klingen Transfers von Pearl, Preiser, Music & Arts dann auch meist besser als die von Line, Grammofono 2000, Lys etc.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)


  • Diesen "Zigeunerbaron" besitze ich noch als LP. Ich empfinde ihn als gut, aber keineswegs außerordentlich, was daran liegt, daß Clemens Krauss eigentlich recht ernsthaft dirigiert und gar nicht übermäßig wienerisch (trotzdem absolut hörenswert). Der Schwachpunkt der Aufnahme ist für mich Julius Patzak, der zwar noch die Höhen schafft und dabei ahnen läßt, warum er faszinierte, der aber sonst mit einer "alten", mitunter fast brüchig klingenden Stimme singt und den jugendlichen Draufgänger Barinkay nicht mehr glaubhaft verkörpern kann. Kurt Preger gibt einen soliden Zsupan, für ihn gilt Ähnliches wie für Clemens Krauss. Zadek, Loose etc. sind natürlich eine Klasse für sich und rechtfertigen auch Begeisterung.


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,
    ausser dem Zigeunerbaron hätte ich da noch in ähnlicher Besetzung anzubieten:



    Neben der "Fledermaus" sind hier noch einige Titel aus seinem Neujahrskonzert zu hören, neben dem "Frühlingsstimmen-Walzer" im zweiten Akt:


    Geschichten aus dem Wiener Wald
    Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust
    Die Libelle
    Jockey-Polka
    Im Krapfenwaldl
    éljen a Magyar
    Pizzicato-Polka op. 449
    Ägyptischer Marsch op. 335
    Vergnügungszug-Polka


    Die Besetzung:


    Aufnahme: 16.–20.9.1950, Studio
    Spieldauer: 92'47
    Dirigent: Clemens Krauss
    Wiener Philharmoniker
    Chor der Wiener Staatsoper
    Rollen und Sänger
    Adele: Wilma Lipp
    Alfred: Anton Dermota
    Dr. Blind: August Jaresch
    Dr. Falke: Alfred Poell
    Frank: Kurt Preger
    Gabriel von Eisenstein: Julius Patzak
    Prinz Orlofsky: Sieglinde Wagner
    Rosalinde: Hilde Güden


    Viele Grüße


    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Wer nicht empfindlich gegenüber alten Aufnahmen ist findet in der Reihe THE 20Th CENTURY MAESTROS eine CD mit Werken von Haydn und Brahms. Vielleicht nicht unbedingt eine Referenz, aber schön musiziert ist es allemal.



    J. HAYDN Sinfonie Nr.88 G-Dur (rec. 1929)
    J. BRAHMS Sinfonie Nr. 3 F-Dur op.90 (rec. 1930)
    J. BRAHMS Ungarischer Tanz Nr.1 g-moll (rec. 1929)
    J.Strauß "Frühlingsstimmen" (rec. 1940)


    Wiener Philharmoniker/ C. Krauss


    (auf der anderen CD befinden sich DVORAKs 7. Sinfonie op.70 und SUKs Serenade op.6 mit V. TALICH ( beide rec. 1938 ), Talich ist ja auch ein Dirigent , dessen Wirken in der Zeit der 30er und 40er Jahre umstritten ist.



    Zitat

    Original von florian
    Wie alle anderen Dirigenten, die in leitender Funktion im Dritten Reich tätig waren, konnte auch der Reichskultursenator a.D. Clemens Krauss nach dem Krieg seine Karriere ungeschmälert fortsetzen - sieht man einmal von einem Auftrittsverbot bis 1947 ab. Ob ein Künstler in den braunen Jahren nur ein Mitläufer und Nutznießer des Regimes war oder ein aktiver Förderer, der sich auf gute Kontakte bis in höchste NS-Kreise verstand, spielte in den schweigsamen fünfziger Jahren keine Rolle. Schließlich diente man nur der Kunst und das nicht weniger betroffene Publikum applaudierte begeistert...


    Florian


    Hallo Florian, hast Du genauere Informaitonen zu C. Krauss Wirken im Dritten Reich?


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Auch italienische Oper dirigierte Clemens Krauss, wobei zumeist sein Gattin die Sopransolo Rollen sang,


    ich habe da Aufnahmen mit Viorica Ursuleac als Leonore im Troubadour.


    Nur eines möchte ich schon bemerken, Clemens Krauss hatte in Wien und Berlin seiner Gattin immer auch Rollen angeboten, die ihrer Stimme nicht lagen,


    aber das Gerücht, dass Lotte Lehmann weniger oft die Marschallin sang stimmt nicht, das hat Marcel Prawy in seine Buch, die Wiener Oper, belegt.


    Dass Verdi, Puccini, Donizetti u.a., in Wien damals auf Deutsch gesungen wurde, war eigentlich, fast immer, der Fall,
    das war ja auch noch mit meiner geliebten Carla Martinis noch im Theater a.d. Wien, so.


    Bei der Macht des Schicksals hatte ja auch Werfel das Libretto geschrieben, das, das italienische Libretto, an Schönheit, übertraf.

  • Ein weiteres "nicht-STRAUSS" Programm findet sich auf folgender Doppel-CD "Jubiläums-Edition der Wiener Phalharmoniker":


    L.v. BEETHOVEN Missa solemnis (rec. 1940)
    I. STRAVINSKY "Pulcinella"-Suite (rec. 1952)
    P. DUKAS "L'Apprenti Sorcier" (rec. 1953)


    T. Eipperle, L. Willer, J. Patzak, G. Hann,
    Konzertvereinigung Wiener Saatsopernchor (Beethoven)
    Wiener Philharmoniker / C. Krauss


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Seine Neujahrskonzerte wsaren symphonischer als die späteren.



    Das hat einen ganz anderen Reiz, Carlos Kleiber konnte noch an ihn heran.


    Habe davon 4 LPs alle von Decca.


    Liebe Grüße Peter aus Wien

  • Heute vor 120 Jahren wurde er geboren:


    [timg]http://upload.wikimedia.org/wi…mens_Krauss.jpg;l;220;305[/timg]Krauss, Clemens, österr. Dirigent, * 31.3.1893 Wien, † 16.5.1954 Mexiko City. Seine Mutter Clementine war Sängerin und Schauspielerin, seine Großtante Gabrielle (1842–1906) Sopranistin an der Wiener Hofoper und der Pariser Opéra (1875–87). Er trat als Knabe in die Hofkapelle ein, studierte am Wiener Konservatorium bei R. Heuberger und begann 1913 als Chordirektor in Brünn, wo er auch seine erste Opernaufführung dirigierte.



    Österreichischer Dirigent und Theaterleiter.
    Er wurde vor allem als Interpret der Werke seines Freundes Richard Strauss bekannt; er verfasste das Libretto zu dessen Oper Capriccio mit.

    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Sein Geburtstag ist schon wieder zwei Jahre her. Dazu habe ich diese CD mitgebracht:



    Heute ist die 122. Wiederkehr seines Geburtstages.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da ich die Aufnahmen meiner Wahl schon zu seinem Geburtstag vorgestellt habe, möchte ich zu seinem Todestag mal etwas ganz anderes vorstellen, Mozart und Beethoven:



    Heute ist Clemens Krauss' 61. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).