Der Tag ist hin, die Sonne gehet nieder - Abendlieder

  • Unter den Kunstliedern sind mir wohl die Abendlieder die liebsten. Das wurde mir wieder klar, als ich kürzlich dieses wunderschöne Lied von Henry Purcell, nach einem Text von William Fuller, kennen lernte.


    An Evening Hymn
    Now that the sun hath veil´d his light,
    and bid the world good night,
    to the soft bed my body I dispose,
    but where, where shall my soul repose?
    Dear, dear God, even in thy Arms,
    and can there be
    any so sweet security!
    Then to thy rest, o my soul! And singing praise
    the Mercy that prolongs thy days.
    Halleluia.


    Das Beiheft meiner CD bietet dafür folgende Übersetzung an:


    Ich habe erst einmal die Übersetzung entfernt? Von wann ist sie? Wie steht es um die Rechte? Peter


    Einen ganz passablen Höreindruck bekommt man unter Track 16 dieser CD (Cover anklicken).



    Dieses Abendlied aus dem 17. Jahrhundert enthält schon alle typischen Züge der Gattung, die sanfte Melancholie, die leise Wehmut über den unwiederbringlich verflossenen Tag, die Sehnsucht nach Geborgenheit während der Nacht, umgesetzt durch eine zurückhaltende Instrumentierung und leise schwingende Melodie - hier wunderschön gesungen von Emma Kirkby.


    Welche weiteren Abendlieder kennt und mögt Ihr? Wie lautet ihr Text und wer hat sie besonders schön gesungen?


    Und zum Schluss noch die Preisfrage: Woher mag wohl die Textzeile stammen, die ich als Titel für diesen Faden verwendet habe?


    Mit Gruß von Carola

  • Ganz oben steht auf meiner Liste für "Abendlieder" die Komposition "Jetzund kömpt die Nacht herbey" von Johann Nauwach (etwa 1595 bis 1630) auf einen Text von Martin Opitz:


    Jetzund kömpt die Nacht herbey
    Vieh und Menschen werden frey,
    Die gewünschte Ruh geht an;
    Meine Sorge kömpt heran.


    Schöne glänzt der Mondenschein;
    Und die güldnen Sternelein;
    Froh ist alles weit und breit,
    Ich nur bin in Trawrigkeit.


    Zweene mangeln überall
    An der schönen Sternen Zahl;
    Diese Sternen die ich meyn´
    Ist der Liebsten Augenschein.


    Nach dem Monden frag´ ich nicht,
    Tunckel ist der Sternen Liecht;
    Weil sich von mir weggewendt
    Asteris, mein Firmament.


    Wann sich aber neigt zu mir
    Dieser meiner Sonnen Ziehr,
    Acht´ ich es das beste seyn,
    Das kein Stern noch Monde schein.


    Lange Zeit war mein Favorit für den Vortag dieses Liedes René Jacobs - bis ich Andreas Scholl damit hörte, deshalb: immer wieder gerne "Deutsche Barocklieder" mit Andreas Scholl bei harmonia mundi france.

  • Lieber Alviano,


    ich habe gerade bei jpc dieses Cover zu Deinem Hinweis gefunden und unter Track 1 den Anfang des von Dir erwähnten, in der Tat wunderschönen Liedes.



    Selbst ich als bekennende Altus-Allergikerin kann mich auch hier wieder der unglaublichen Stimme von Andreas Scholl nicht entziehen.


    Mit Gruß von Carola

  • Bei mir steht Carl Michael Bellman an erster Stelle mit


    Afton-Qvåde
    (Fredmans Sång Nr. 32)


    Träd fram du Nattens Gud att solens lågor dämpa
    Bjud Stjernan på din sky mot aftonrådnan kämpa
    Gör ljumma böljan kall.
    Slut ögats förlåt till, kom lindra qval och krämpa
    och blodets heta svall.





    Liebe Grüße Peter

  • Eigentlich ein Kirchenlied und vielleicht kein typisches Abendlied, aber eines, das mir immer als erstes einfällt und das ich sehr gern höre. Der Text ist von Henry Francis Lyte (1847) und wird normalerweise mit William Henry Monk's Melodie "Eventide" verbunden.


    Abide with me:
    fast falls the eventide;
    The darkness deepens;
    Lord, with me abide;
    When other helpers fail,
    and comforts flee,
    Help of the helpless, O abide with me.


    I need Thy presence ev'ry passing hour;
    What but Thy grace can foil the tempter's pow'r ?
    Who like Thyself my guide and stay can be ?
    Through cloud and sunshine,
    Lord abide with me,


    I fear no foe,
    with Thee at hand to bless;
    Ills have no weight,
    and tears no bitterness;
    Where is death's sting ?
    Where, grave, thy victory ?
    I triumph still,
    if Thou abide with me.


    Liebe Grüße
    Petra

  • Liebe Carola,


    da fällt mir seltsamerweise spontan ein Kuriosum ein: Karl Mays "Ave Maria", das beim Tod Winnetous angestimmt wird und ihn zum Christen bekehrt. Und mich schon als Kind immer heulen ließ.


    Es existieren mannigfaltige Vertonungen: Neben dem vierstimmigen Satz vom Dichter selbst haben sich Kunstlied-gemäß so illustre Persönlichkeiten wie
    J. Schildknecht, K.W. Nitzsche, A. Marwal, C. Weinwurm, H. Geyer oder, auf der Komponistinnen-Seite, Johanna Wiesner an diesem schönen Text versucht.




    Es will das Licht des Tages scheiden;
    es bricht die stille Nacht herein.
    Ach, könnte doch des Herzens Leiden
    so wie der Tag vergangen sein!
    Ich leg' mein Flehen dir zu Füßen;
    O, trag's empor zu Gottes Thron,
    Und lass, Madonna, lass dich grüßen
    mit des Gebetes frommem Ton:
    Ave Maria!


    Es will das Licht des Glaubens scheiden;
    es bricht des Zweifels Nacht herein.
    Das Gottvertrau'n der Jugendzeiten,
    es soll mir abgestohlen sein.
    Erhalt', Madonna, mir im Alter
    der Kindheit frohe Zuversicht;
    Schütz' meine Harfe, meinen Psalter;
    du bist mein Heil, du bist mein Licht!
    Ave Maria!


    Es will das Licht des Lebens scheiden;
    es bricht des Todes Nacht herein.
    Die Seele will die Schwingen breiten;
    es muss gestorben sein.
    Madonna, ach, in deine Hände
    leg' ich mein letztes heißes Fleh'n:
    Erbitte mir ein gläubig Ende –
    und dann ein selig Aufersteh'n!
    Ave Maria!





    Gruß,



    audiamus



    .

  • Zitat

    Original von audiamus
    da fällt mir seltsamerweise spontan ein Kuriosum ein: Karl Mays "Ave Maria", das beim Tod Winnetous angestimmt wird und ihn zum Christen bekehrt. Und mich schon als Kind immer heulen ließ.


    Es existieren mannigfaltige Vertonungen: Neben dem vierstimmigen Satz vom Dichter selbst haben sich Kunstlied-gemäß so illustre Persönlichkeiten wie
    J. Schildknecht, K.W. Nitzsche, A. Marwal, C. Weinwurm, H. Geyer oder, auf der Komponistinnen-Seite, Johanna Wiesner an diesem schönen Text versucht.


    Dazu gibt es ein lesenswertes Buch



    Liebe Grüße Peter

  • Spontan fällt mir - jenseits der Oper - zu allererst das bekannteste und schönste aller Abendlieder von Matthias Claudius ein, das kaum jemand in seiner Gänze kennt, weil man gerne die in dem "Wiegenlied" schlummernde Todesahnung des Textes auslässt:


    Der Mond ist aufgegangen,
    Die goldnen Sternlein prangen
    Am Himmel hell und klar;
    Der Wald steht schwarz und schweiget,
    Und aus den Wiesen steiget
    Der weiße Nebel wunderbar.


    Wie ist die Welt so stille,
    Und in der Dämmrung Hülle
    So traulich und so hold!
    Als eine stille Kammer,
    Wo ihr des Tages Jammer
    Verschlafen und vergessen sollt.


    Seht ihr den Mond dort stehen?
    Er ist nur halb zu sehen,
    Und ist doch rund und schön!
    So sind wohl manche Sachen,
    Die wir getrost belachen,
    Weil unsre Augen sie nicht sehn.


    Wir stolze Menschenkinder
    Sind eitel arme Sünder
    Und wissen gar nicht viel;
    Wir spinnen Luftgespinste
    Und suchen viele Künste
    Und kommen weiter von dem Ziel.


    Gott,laß uns dein Heil schauen,
    Auf nichts Vergänglichs trauen,
    Nicht Eitelkeit uns freun!
    Laß uns einfältig werden
    Und vor dir hier auf Erden
    Wie Kinder fromm und fröhlich sein!


    Wollst endlich sonder Grämen
    Aus dieser Welt uns nehmen
    Durch einen sanften Tod!
    Und, wenn du uns genommen,
    Laß uns in Himmel kommen,
    Du unser Herr und unser Gott!


    So legt euch denn, ihr Brüder,
    In Gottes Namen nieder;
    Kalt ist der Abendhauch.
    Verschon uns, Gott, mit Strafen,
    Und laß uns ruhig schlafen -
    Und unsern kranken Nachbar auch!


    Weil es ursprünglich in einer sehr einfachen und eingängigen Melodie von Johann A.P. Schulz in einer volkstümlichen Liedsammlung erschien, halten es viele für ein Volkslied, was es erst später wurde. Dessenungeachtet haben es - neben mehr als 50 weiteren - auch Komponisten wie Franz Schubert, Othmar Schoeck und Max Reger vertont. Der Titel des klassischen Abendliedes ist also wohl verdient.


    Ach ja, das "Preisrätsel": Die Zeile wurde 1736 von Johann Sebastian Bach als Lied bzw. Arie vertont. Im BWV hat es die Nummer 447


    :hello: Rideamus


    PS: übrigens gibt es am ganz anderen Ende dieses Spektrums auch ein ganzes Musical namens EVENSONG, eine "Vampir-Rockoper" von Thomas Kugler. Man sieht, der Thread bietet noch sehr viele Möglichkeiten. :yes:

  • Zitat

    Original von Rideamus


    Ach ja, das "Preisrätsel": Die Zeile wurde 1736 von Johann Sebastian Bach als Lied bzw. Arie vertont. Im BWV hat es die Nummer 447


    :hello: Rideamus


    Der Kandidat hat 100 Punkte! :jubel:


    Ich mag dieses Abendlied sehr gerne. Der Text ist von Johann Christoph Rube (1712) und lautet vollständig so:


    Der Tag ist hin, die Sonne gehet nieder.
    Der Tag ist hin und kommet nimmer wieder
    mit Lust und Last. Er sei auch, wie er sei,
    bös oder gut, es heißt: Er ist vorbei.


    Die Zeit vergeht und wir mit ihren Stunden
    Wohl dem, der sich in diese Zeit gefunden,
    und was die Welt in Torheit zugebracht,
    aus wahrer Klugheit sich zunutz gemacht.


    So laß mich denn an Tugend und Gebärden
    von Stunde an dir gleich und ähnlich werden.
    Gib Demut, Einfalt, Glauben, stillen Sinn,
    und daß ich stets dir treu, gehorsam bin.


    Hören kann man es auf dieser schönen Doppel-CD mit Liedern aus Bach/Schemellis Gesangbuch. Es singen Klaus Mertens und Barbara Schlick. Eine Hörprobe des Liedes findet sich auf der ersten CD, Track 3



    Mit Gruß von Carola

  • Das ist ein vortreffliches Thema und ich möchte einen zwar eminent bekannten, darum aber ja nicht weniger attraktiven Favoriten nennen:


    Franz Schuberts "Im Abendrot" zum Text von Carl Gottlieb Lappe.



    O wie schön ist deine Welt,
    Vater, wenn sie golden strahlet!
    Wenn dein Glanz herniederfällt,
    Und den Staub mit Schimmer malet,
    Wenn das Rot, das durch die Wolke blinkt,
    In mein stilles Fenster sinkt!


    Könnt ich klagen, könnt ich zagen?
    Irre sein an dir und mir?
    Nein, ich will im Busen tragen
    Deinen Himmel schon allhier.
    Und dies Herz, eh es zusammenbricht,
    Trinkt noch Glut und schlürft noch Licht.



    Lappe, der von 1773 bis 1843 in Nordostdeutschland gelebt hat und von dem auch der Text zu Schuberts "Der Einsame" ("Wann meine Grillen schwirren...") stammt, hat als Lehrer gearbeitet, dann einen Bauernhof bewirtschaftet und stand bei den Zeitgenossen trotz einiger Veröffentlichungen eher im hinteren Glied, sofern es Dichtertum betraf.


    Mir ist aufgefallen, daß kein einziger Plural im Gedicht vorkommt, obwohl er bei "Schimmer(n)" oder "Wolke(n)" möglich gewesen wäre, vielleicht sogar nahe gelegen hätte. Sehr häufig wird ja der Abend in der Literatur mit Einsamkeit in Verbindung gebracht und nicht allein mit Einkehr und Besinnung nach den Wirren des Tages.


    Warum erfreuen uns eigentlich gerade Abendlieder so sehr, warum hat für uns der Abend seine ganz eigene Bedeutung und steht womöglich vielen Menschen in seinem "Wert" noch näher als die Morgenstimmung, die doch auch ihre Reize hat?
    Ist es, weil der Abend eher der Rekapitulation dient im Gegensatz zur morgendlichen Vorbereitung und Stärkung, weil man am Abend auch mal Anlehnungsbedürftigkeit und sogar Schwäche zeigen darf?
    Vielleicht sogar, weil der Niedergang eines Tages recht gewiß nur einem neuen Aufgang eines anderen vorhergeht, und weil uns dies dabei hilft, uns über den Gedanken an den bevorstehenden Tod als endgültigem "Abend unsres Lebens" stückchenweise zu trösten? Die "Wehmut über den unwiederbringlich verflossenen Tag" wurde von Carola schon genannt. Und was gibt uns an der Nacht "Geborgenheit"?


    Neben Einkehr, Besinnung und den möglichen Einsamkeitsempfindungen scheint mir der Abend sozusagen auch - auf den Sonnenumlauf besehen - die "letzte" Möglichkeit zu sein, sich gedanklich und emotional ohne weitergehende Bedenken ausströmen und "verlieren" zu dürfen, etwas, das am Morgen kontraproduktiv für die erfolgreiche Bewältigung eines Tages sein möchte...


    Auf Eure Einwürfe und Ergänzungen bin ich gespannt,


    Alex.

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  • Joachim Heinrich Campe (1746-1818)


    Abendempfindung


    Abend ist's, die Sonne ist verschwunden,
    Und der Mond strahlt Silberglanz;
    So entfliehn des Lebens schönste Stunden,
    Fliehn vorüber wie im Tanz.


    Bald entflieht des Lebens bunte Szene,
    Und der Vorhang rollt herab;
    Aus ist unser Spiel, des Freundes Träne
    Fließet schon auf unser Grab.


    Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise,
    Eine stille Ahnung zu),
    Schließ ich dieses Lebens Pilgerreise,
    Fliege in das Land der Ruh.


    Werdet ihr dann an meinem Grabe weinen,
    Trauernd meine Asche sehn,
    Dann, o Freunde, will ich euch erscheinen
    Und will himmelauf euch wehn.


    Schenk auch du ein Tränchen mir
    Und pflücke mir ein Veilchen auf mein Grab,
    Und mit deinem seelenvollen Blicke
    Sieh dann sanft auf mich herab.


    Weih mir eine Träne, und ach! schäme
    dich nur nicht, sie mir zu weihn;
    Oh, sie wird in meinem Diademe
    Dann die schönste Perle sein!


    (vertont von Wolfgang Amadeus Mozart)

  • Wandrers Nachtlied


    Über allen Gipfeln
    Ist Ruh,
    In allen Wipfeln
    Spürest du
    Kaum einen Hauch;
    Die Vögelein schweigen im Walde,
    Warte nur, balde
    Ruhest du auch.


  • Liebe Musika,


    dass dies ein (wunderschönes) Goethe-Gedicht ist, weiß ich ja zur Not noch. Aber wer hat es vertont? Und wer die Vertonung gesungen?


    Mit Gruß von Carola

  • U.a. darin enthalten, Johannes Brahms




    Guten Abend, gut' Nacht
    Mit Rosen bedacht
    Mit Näglein besteckt
    Schlüpf unter die Deck'
    Morgen früh, wenn Gott will
    Wirst du wieder geweckt
    Morgen früh, wenn Gott will
    Wirst du wieder geweckt


    Guten Abend, gut' Nacht
    Von Englein bewacht
    Die zeigen im Traum
    Dir Christkindleins Baum
    Schlaf nun selig und süß
    Schau im Traum 's Paradies
    Schlaf nun selig und süß
    Schau im Traum 's Paradies


    Guten Abend, gut' Nacht
    Mit Rosen bedacht
    Mit Näglein besteckt
    Schlüpf unter die Deck'
    Morgen früh, wenn Gott will
    Wirst du wieder geweckt
    Morgen früh, wenn Gott will
    Wirst du wieder geweckt


  • Schubert!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Carola
    dass dies ein (wunderschönes) Goethe-Gedicht ist, weiß ich ja zur Not noch. Aber wer hat es vertont? Und wer die Vertonung gesungen?


    Liebe Carola,


    Musika hat wahrscheinlich übersehen, dass es hier nicht um Gedichte sondern um Vertonungen geht. Von dem von ihr zitierten Gedicht gibt es eine ganze Reihe von Vertonungen, daraus seien einige genannt:


    Harald Genzmer (1909-2007) , "Über allen Gipfeln ist Ruh", 1940-87, aus: Acht Lieder nach verschiedenen Dichtern.
    Ferdinand von Hiller (1811-1885) , "Wandrers Nachtlied", op. 129 no. 11 (1827).
    Ferencz Liszt (1811-1886) , "Über allen Gipfeln ist Ruh", S. 306.
    Karl Loewe (1796-1869) , "Wandrers Nachtlied", op. 9, Heft 1 no. 3a (1817?)
    Nikolai Karlovich Medtner (1880-1951) , "Wandrers Nachtlied", op. 6 no. 1,
    Fanny Mendelssohn-Hensel (1805-1847) , "Über allen Gipfeln ist Ruh", 1835.
    Max Reger (1873-1916) , "Abendlied", op. 14 (Fünf Duette) no. 2 (1894).
    Franz Schubert ( 1797-1828 ) , "Wandrers Nachtlied (Ein Gleiches)", op. 96 no. 3, D. 768 (c1823).
    Robert Schumann (1810-1856) , "Nachtlied", op. 96 no. 1 (1850).
    Karl Friedrich Zelter (1758-1832) , "Ruhe", 1814.


    Am bekanntesten wird wohl Schuberts Vertonung D 768 sein. Als Interpreten nenne ich mal für mich Karl Erb.


    Liebe Grüße Peter

  • Danke Peter,


    D.F. Dieskau hat Wanderers Nachtlied von Schubert 1968 in einem Liederabend in Berlin u.a. gesungen und wurde damals sehr hoch gelobt.


    Begleitet hat ihn Norman Shetler.


    LG

  • Zitat

    Original von Graf Wetter vom Strahl


    Warum erfreuen uns eigentlich gerade Abendlieder so sehr, warum hat für uns der Abend seine ganz eigene Bedeutung und steht womöglich vielen Menschen in seinem "Wert" noch näher als die Morgenstimmung, die doch auch ihre Reize hat?
    Ist es, weil der Abend eher der Rekapitulation dient im Gegensatz zur morgendlichen Vorbereitung und Stärkung, weil man am Abend auch mal Anlehnungsbedürftigkeit und sogar Schwäche zeigen darf?
    Vielleicht sogar, weil der Niedergang eines Tages recht gewiß nur einem neuen Aufgang eines anderen vorhergeht, und weil uns dies dabei hilft, uns über den Gedanken an den bevorstehenden Tod als endgültigem "Abend unsres Lebens" stückchenweise zu trösten? Die "Wehmut über den unwiederbringlich verflossenen Tag" wurde von Carola schon genannt. Und was gibt uns an der Nacht "Geborgenheit"?


    Alex.


    Ja, das sind in der Tat interessante Fragen.


    Nach meinem Verständnis sind gerade Abendlieder vor allem deshalb so anrührend, weil sie einen Überschuss in gleich mehrere Richtungen mit sich tragen.


    Der Abend als Metapher für den "Lebensabend" und damit für die Endlichkeit des Lebens selbst. Der Abend als Metapher für die Rückschau, nicht nur auf den zu Ende gehenden Tag sondern auf das Vergangene schlechthin, das wir nicht mehr ändern können, von dessen Anstrengungen und Schmerzen wir uns nun aber - hoffentlich in Frieden - erholen können und müssen. Der Abend, der den Schlaf vorbereitet, etwas, das wir nur passieren lassen, nicht aber mit Zwang herbeiführen können - von diverser chemischer Nachhilfe mal abgesehen. Schließlich der Schlaf selbst, der uns verletzlich und auf Geborgenheit angewiesen macht.


    Alles das enthält Momente der Transzendenz aber auch der Regression, der Frömmigkeit (wenn man so will), aber auch der Trauer. Über den meisten Abendliedern könnte vielleicht "Das große Loslassen" als verborgene Überschrift stehen. Wobei in manchen Fällen sicher die Grenze zur Sentimentalität und zum Kitsch nicht allzu weit ist - jedenfalls für unsere heutigen Ohren.


    Ich könnte mir auch vorstellen, dass es Menschen gibt, die gerade aus diesen Gründen Abendlieder nicht besonders mögen. Eine gewisse Grunddisposition zur Melancholie ist womöglich vonnöten. Oder bestimmte Lebenserfahrungen, vielleicht auch ein bestimmtes Lebensalter?


    Was die Kitschgefahr oder allzu große Sentimentalität angeht, so ist das sicher auch oft eine Frage der Interpretation. Und hängt natürlich auch von der eigenen aktuellen Befindlichkeit ab. Es gibt Zeiten, da ich das Wiegenlied von Brahms schlicht unerträglich finde und andere Zeiten, da es mich sehr anrührt.


    Mit Gruß von Carola

  • Eines der schönsten und ergreifendsten Abendlieder, das alles andere als ein schlichtes Wiegenlied ist, stammt von Eichendorff und wurde (u.a.?) von Richard Strauss als das (jedenfalls im Konzert) letzte seiner vier letzten Lieder vertont. Es bringt die Verbindung von Abend und Tod - und seiner Akzeptanz - genau auf den Punkt:


    Im Abendrot


    Wir sind durch Not und Freude
    Gegangen Hand in Hand
    Vom Wandern ruhen wir
    Nun überm stillen Land.


    Rings sich die Täler neigen,
    Es dunkelt schon die Luft,
    Zwei Lerchen nur noch steigen
    Nachtträumend durch den Duft.


    Tritt her und lass sie schwirren,
    Bald ist es Schlafenszeit,
    Dass wir uns nicht verirren
    In dieser Einsamkeit.


    O weiter, stiller Friede,
    So tief im Abendrot.
    Wie sind wir wandermüde -
    Ist das etwa der Tod?


    Auf eine Lieblingsaufnahme kann ich mich nicht festlegen, denn ich mag zu viele davon und liebe oft die am meisten, die ich gerade höre (sogar Mirella Freni hat das mal in einer mir vorliegenden Rundfunkaufnahme, deren Begleiter ich leider nicht weiß, sehr schön gemacht). Die langjährigen Favoriten bleiben aber Elisabeth Schwarzkopf mir George Szell und Gundula Janowitz mit Karajan. Aber auch die sehr langsamen Aufnahmen Gundula Janowitz' mit Sergiu Celibidache, Jessye Normans mit Kurt Masur und Renee Flemings mit Christoph Eschenbach gefallen mir sehr.


    Ein guter Grund, sie alle (und möglichst noch ein paar dazu) in der Ruhe nach dem Sturm mal wieder zu hören. Zum Glück haben wir zu diesen Liedern, die ja trotz des anfänglichen Frühlings als ein Zyklus von Abendliedern bezeichnet werden können, einen eigenen Thread, der mal wieder aktualisiert werden sollte: Vier letzte Lieder von Richard Strauss - was ist die ultimative Aufnahme?


    :hello: Rideamus

  • Das eigentliche Abendlied in den Vier letzten Liedern ist m.E. allerdings Hesses "Beim Schlafengehen"


    Insgesamt gibt es natürlich mehr als man aufzählen kann, Von Schubert z.B. noch der "Wanderer an den Mond", "Nacht und Träume" :jubel: :jubel:


    Und nicht zu vergessen, einige der Lieder in Brittens Serenade ;)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Wenn die Sonne niedersinket,
    Und der Tag zur Ruh sich neigt,
    Luna freundlich leise winket,
    Und die Nacht herniedersteigt;


    Wenn die Sterne prächtig schimmern,
    Tausend Sonnenstrahlen flimmern:
    Fühlt die Seele sich so groß,
    Windet sich vom Staube los.


    Schaut so gern nach jenen Sternen,
    Wie zurück ins Vaterland,
    Hin nach jenen lichten Fernen,
    Und vergißt der Erde Tand;


    Will nur ringen, will nur streben,
    Ihre Hülle zu entschweben:
    Erde ist ihr eng und klein,
    Auf den Sternen möcht sie sein.


    Ob der Erde Stürme toben,
    Falsches Glück den Bösen lohnt:
    Hoffend blicket sie nach oben,
    Wo der Sternenrichter thront.


    Keine Furcht kann sie mehr quälen,
    Keine Macht kann ihr befehlen;
    Mit verklärtem Angesicht,
    Schwingt sie sich zum Himmelslicht.


    Eine leise Ahnung schauert
    Mich aus jenen Welten an;
    Lange nicht mehr dauert
    Meine Erdenpilgerbahn,


    Bald hab ich das Ziel errungen,
    Bald zu euch mich aufgeschwungen,
    Ernte bald an Gottes Thron
    Meiner Leiden schönen Lohn


    Mein Lieblingsabendlied von Beethoven WoO 150, Autor Goebel


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Ein Abendgedicht, das ich sehr gern habe, ist leider bisher unvertont geblieben, jedenfalls kenne ich keine Vertonung. Aber vielleicht wisst Ihr ja mehr. Das ist dies hier:


    Bei Tag bist du das Hörensagen,
    das flüsternd um die Vielen fließt;
    die Stille nach dem Stundenschlagen,
    welche sich langsam wieder schließt.


    Jemehr der Tag mit immer schwächern
    Gebärden sich nach Abend neigt,
    jemehr bist du, mein Gott. Es steigt
    dein Reich wie Rauch aus allen Dächern.


    Rainer Maria Rilke, Das Stundenbuch


    Mit Gruß von Carola

  • Ein kurzer Blick auf das Ehepaar Schumann.


    Clara, deren Liedschaffen ich bald als Gesamtes vorstellen möchte, hat zwei dezidierte "Abendlieder" geschrieben:



    "Der Abendstern"


    Bist Du denn wirklich so fern,
    lieblicher, glänzender Stern!
    Sehne mich stündlich von hier,
    Wandelnder heimlich zu dir!


    Blinkest so hell durch die Nacht,
    still, bis die Sorge erwacht.
    Schimmerst am Morgen noch spät,
    matt, wenn die Sonne ersteht.


    Winket dein freundliches Licht
    Frieden und Ruhe mir nicht?
    Schau ich dich, blinkender Stern,
    möcht´ ich ja sterben so gern.



    Der Verfasser dieses kleinen Textes ist bislang nicht ermittelt worden, aber es wäre billig, wollte man das kleine Werkchen deswegen als unerheblich abtun. In seiner gekonnten Einfachheit wartet es durchaus mit interessanten Stellen auf, etwa der syntaktisch unerwarteten Apposition "Wandelnder" in der letzten Zeile der ersten oder dem Hyperbaton "matt...schimmern" zum Ende der zweiten Strophe, welches Überraschungsmoment auch jedesmal eine Entsprechung in der Komposition findet. Zwar handelt es sich hierbei um ein reines Strophenlied, der Harmonieverlauf wirkt jedoch gerade an den "Rückführungen" im Melodieverlauf hochinteressant, die eben dreimal in der sog. "Apodosis", der zweiten, antwortenden und abschließenden Periodenhälfte innerhalb einer Strophe, auftreten.


    Insgesamt eine artifiziell erstellte Volksliedhaftigkeit, die durchaus funktioniert und die Möglichkeit allzu trivialisierender Vereinnahmung erst einmal erschwert.


    Clara Schumanns zweites "Abendlied" ist "Der Mond kommt still gegangen", dessen "lyrics" von Emanuel Geibel stammen. Geibel hat von 1815 bis 1884 gelebt, vorwiegend, neben Aufenthalten in Berlin, Athen und München, in seiner Geburts- und Sterbestadt Lübeck. Er wurde stets als eher epigonaler und patriotisch-preußisch gesinnter Schriftsteller aufgefaßt, der übrigens gern die ad-hoc-Gelegenheitsdichtung gepflegt hat. Felix Mendelssohn, Robert Schumann und Johannes Brahms haben ihn vertont.


    [Ich schreibe stets einige Sätze zu den Texten oder auch deren Autoren selbst, weil wir sie hier ja wiedergeben und zwar ohne die Noten...]



    "Der Mond kommt still gegangen"


    Der Mond kommt still gegangen
    mit seinem gold´nen Schein,
    da schläft in holdem Prangen
    die müde Erde ein.


    Und auf den Lüften schwanken
    aus manchem treuen Sinn
    viel tausend Liebesgedanken
    über die Schläfer hin.


    Und drunten im Tale, da funkeln
    die Fenster von Liebchens Haus;
    Ich aber blicke im Dunkeln
    still in die Welt hinaus.



    Hieran vermag nicht einmal ich noch sonderlich viel Bemerkenswertes hervorzuheben, allein die gegenrhythmischen "viel tausend Liebesgedanken" bilden eine hübsche metrische Lizenz im ansonsten sich in Üblichkeiten bewegenden Textganzen.

  • Hallo Alex,


    ich besitze diese CD mit Liedern von Clara Schumann, die auch die beiden von Dir vorgestellten Abendlieder enthält.



    Das ist bei den Hörpoben Track 18 für das Lied "Der Abendstern" und Track 11 für "Der Mond kommt still gegangen"


    Für meinen Geschmack ist allerdings vor allem "Der Abendstern" ein bisschen arg einfach gestaltet, auch musikalisch. Aber ich habe die CD auch schon länger nicht gehört, vielleicht sollte ich mir beide Lieder noch einmal etwas gründlicher zu Gemüte führen.


    Mit Gruß von Carola

  • Robert Schumann hat zwei Liedzyklen nach Texten von Heinrich Heine zusammengestellt und vertont, die man als "Zyklen des Morgens" oder sogar auch "des Lichts" bezeichnen könnte; ich rede vom "Liederkreis op. 24" und von der "Dichterliebe op.48". Ein eher dem Abend und vor allen Dingen auch der Nacht gewidmeter wäre hier der Eichendorff entnommene "Liederkreis" op. 39.


    Hieraus das dritte Lied,



    "Waldesgespräch"


    Es ist schon spät, es ist schon kalt,
    Was reit´st Du einsam durch den Wald.
    Der Wald ist lang, du bist allein,
    Du schöne Braut! Ich führ dich heim!-


    "Groß ist der Männer Trug und List,
    Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
    Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
    O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin" -


    So reich geschmückt ist Roß und Weib,
    So wunderschön der junge Leib,
    Jetzt kenn ich dich - Gott steh mir bei!
    Du bist die Hexe Lorelei. -


    "Du kennst mich wohl - vom hohen Stein
    Schaut still mein Schloß tief in den Rhein.
    Es ist schon spät, es ist schon kalt,
    Kommst nimmermehr aus diesem Wald."



    So actionreich kann Abend sein. Ich habe einmal in einer Meisterklasse von Irwin Gage erlebt, wie hilflos und verloren ein geprobtes Waldhorn "her und hin" irrt, wenn man es nur läßt...


    Im selben Zyklus ist dieser hintersinnige Rat zu finden:



    "Zwielicht"


    Dämmrung will die Flügel spreiten,
    Schaurig rühren sich die Bäume,
    Wolken ziehn wie schwere Träume -
    Was will dieses Graun bedeuten?


    Hast ein Reh du lieb vor andern,
    Laß es nicht alleine grasen,
    Jäger ziehn im Wald und blasen,
    Stimmen hin und wieder wandern.


    Hast Du einen Freund hienieden,
    Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
    Freundlich wohl mit Aug´ und Munde,
    Sinnt er Krieg im tück´schen Frieden.



    So fragwürdig kann Abend sein. Weitere Schumanntexte folgen.



  • Lieber Peter,


    herzlichen Dank für den Tipp.
    Ich empfehle zum Thema meinerseits:




    Die dem im bewährten Karl-May-Outfit gehaltenen und mit etlichen Notenhandschriften versehenen Buch beiliegende CD ist zwar nicht von allzu hohem künstlerischen Rang, doch der Repertoirewert ist erheblich.


    LG,



    audiamus


    P.S.: Man beachte die ikonographischen Parallelen der Covers...



    .

  • Liebe Carola,


    die genannte CD liegt auch bei mir - mangels einer echten Alternative - gerade im Player. Freilich ist der "Abendstern" als Komposition einfach gestaltet, aber "arg" nicht, wie ich finde. Doch ist das in meinen Ohren auch Programm, ich schrieb es ja bereits. Du mußt die Interpretation von Frau Lippitz vielleicht etwas ausblenden, sie zeichnet einiges sehr weich und arglos...


    Zitat

    Der Abend als Metapher für die Rückschau, nicht nur auf den zu Ende gehenden Tag sondern auf das Vergangene schlechthin, das wir nicht mehr ändern können, von dessen Anstrengungen und Schmerzen wir uns nun aber - hoffentlich in Frieden - erholen können und müssen.


    Das hast Du schön und gültig formuliert. Ich hoffe, daß "der Abend" als generelles Phämonen hier weiterdiskutiert wird, denn sonst könnten wir ja gar nicht klarmachen, was an diesem oder jenem bestimmten Abendlied so überwältigend auf uns wirkt.


    Überprüfe doch darüberhinaus einmal Claras erwähnten "Abendstern" auf die von Dir so nett ins Spiel gebrachte "Kitschgefahr"! Es muß ja nicht immer gleich ein abgründig in den Verlauf geknallter Mollakkord sein, der sie zu bannen vermag. Mir jedenfalls ist das nicht zu seicht, die Einfachheit wird trefflich durch die Klavierbegleitung und stellenweise kurz Chromatik in der Melodie gebrochen, bleibt aber vorherrschend, das ist richtig.


    Was meinst Du?


    Alex.

  • Um da noch einmal auf Strauss zurückzukommen, hier noch ein wunderbar vertontes Gedicht von Hermann Gilm zu Rosenegg, dem Augenblick gewidmet, wenn der Abend zur Nacht wird, Rückschau inklusive:


    Aus dem Walde tritt die Nacht,
    Aus den Bäumen schleicht sie leise,
    Schaut sich um in weitem Kreise,
    Nun gib acht.

    Alle Lichter dieser Welt,
    Alle Blumen, alle Farben
    Löscht sie aus und stiehlt die Garben
    Weg vom Feld.

    Alles nimmt sie, was nur hold,
    Nimmt das Silber weg des Stroms
    Nimmt vom Kupferdach des Doms
    Weg das Gold.

    Ausgeplündert steht der Strauch,
    Rücke näher, Seel an Seele;
    O die Nacht, mir bangt, sie stehle
    Dich mir auch.



    audiamus



    .

  • Ganz spontan nenne ich mal einige meiner nciht-deutsch und ebenfalls traumhaft schönen Lieblings-Abendlieder, morgen fallen mir sicher noch viel mehr ein:


    Claude Debussy: Beau soir
    Clair de lune (2 Versionen)


    Gabriel Fauré: Nocturne,
    Clair de lune
    Soir


    Bellini: Vaga luna


    Rossini: La Gita in Gondola


    F.Q.

  • Weiter bei Robert Schumann.


    "Abendlied"


    (Text: Gottfried Kinkel, 1815-1882, Gründer des „Maikäferbundes“, eine schillernde Figur im geistigen und politischen Leben um die Mitte des 19. Jhdts. Nach einer skandalträchtigen Heirat der theologischen Fakultät verwiesen, wurde er Professor für Philologie in seiner Heimatstadt Bonn. Als führender Beteiligter an Unruhen innerhalb der 1848er „Revolution“ erfolgte eine Verhaftung durch die preußische Obrigkeit, Befreiung durch Freunde und Flucht ins Ausland. Er lebte dann als Autor und Herausgeber lange Zeit in London. Seine kunsthistorische Kompetenz verschaffte ihm Anstellungen an Museen und Universitäten in England, später auch in Zürich, wo er starb.)



    Es ist so still geworden,
    Verrauscht des Abends Wehn,
    Nun hört man aller Orten,
    Der Engel Füße gehen.


    Rings in die Tiefe senket
    Sich Finsternis mit Macht;
    Wirf ab, Herz, was dich kränket,
    Und was dir bange macht.


    Nun stehn im Himmelskreise
    Die Stern´ in Majestät;
    In gleichem, festem Gleise
    Der goldne Wagen geht.


    Und gleich den Sternen lenket
    Er deinen Weg durch Nacht;
    Wirf ab, Herz, was dich kränket,
    Und was dir bange macht.



    So festlich kann Abend sein.




    "Der schwere Abend"


    (Text: Nikolaus Lenau)


    Die dunklen Wolken hingen
    Herab so bang und schwer,
    Wir beide traurig gingen
    Im Garten hin und her.


    So heiß und stumm, so trübe
    Und sternlos war die Nacht
    So ganz wie unsre Liebe
    Zu Tränen nur gemacht.


    Und als ich mußte scheiden
    Und gute Nacht dir bot,
    Wünscht´ ich bekümmert beiden
    Im Herzen uns den Tod.



    So aussichtslos kann Abend sein.

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