Schönberg - ein bisschen was für jeden

  • Hallo zusammen,


    Ein Freund von mir interessiert sich für Schönberg, ist bisher aber noch keinem Werk begegnet, das er gemocht hätte. Also hab ich ihm eine eMail geschrieben, in der ich ein bisschen was über Schönberg geschrieben habe und danach festgestellt, dass die vielleicht auch hier für Schönberg-Interessierte (und die es noch werden wollen ;)) vielleicht ganz nützlich wäre :) (Er ist nebenbei bemerkt Fan großer Orchester, daher die diversen Randbemerkungen.)


    Als denn, Copypaste, walte deiner Pflicht! Sich empfehlend, Philipp :hello:





    http://schoenberg.at/6_archiv/…ks/op/compositions_op.htm


    Aaalso.


    Schönberg durchlief im Prinzip 3 Phasen: Ganz zu Anfang ( 1898 - 1908 ) war er durch und durch Spätromantiker ganz im Zeichen von Wagner und Strauss (teilweise auch Mahler), wie fast jeder Komponist, der zu der Zeit etwas auf sich hielt. Auf dem Link oben findest du ja alle seine Kompositionen (zumindest die mit Opusnummer, und das sind so gut wie alle), und diese tonale Phase erstreckt sich über die Opusnummern 1 - 10. Opus 10 (sein zweites Streichquartett) ist schon ein Grenzfall - es ist zwar in fis-Moll notiert, ist aber über weite Strecken harmonisch sehr extravagant. Im Übrigen war es dasjenige Stück von ihm, das am allermeisten Kontroverse auslöste - bei der Premiere haben die Zuhörer ab dem zweiten Satz die Spieler ausgelacht. Schönbergs Befürworter haben diese Kritiker dann wiederum ihrerseits niedergemacht, etc.... Das lag nicht unbedingt nur an der aufgelösten Harmonik, sondern vor allem auch daran, dass Schönberg dem Streichquartett unkonventionellerweise eine Sopranistin hinzufügte.


    Mit Schönbergs Gesangsstücken kenne ich mich nicht so aus; zumindest in Opus 1 hab ich mal reingehört, fand ihn aber langweilig. Persönlich würde ich für Einsteiger sein erstes Streichquartett opus 7 empfehlen (ein einziger, 40minütiger Satz, auf der Website aber in 4 mundgerechte Stücke portioniert), das eine riesige Fuge darstellt. Streckenweise ist auch das eher langweilig, aber das Thema ist beispielsweise grandios.
    Für Fortgeschrittene dann opus 10, besagtes Zweites Streichquartett, vor allem den letzten Satz, der richtig schön sphärisch ist (so hat sich Schönberg das verlassen der Atmosphäre in einem Raumschiff vorgestellt).
    Da du ja wohl ein Fan symphonischer Klänge bist, wäre auch noch opus 5 "Pelleas und Melisande", eine Art Instrumentaloper, zu nennen, ist aber auch ziemlich langatmig (wieder ein einziger Satz à 40 Minuten).
    Dann noch die ebenfalls opuslosen (http://schoenberg.at/6_archiv/…positions_Gurrelieder.htm) Gurrelieder, von denen wir die Einleitung in dem Harmonieseminar auf der Hochschule gehört haben... ist ein Monumentalwerk für Monumentalorchester, Monumentalchor und Solisten. Die ersten Stücke sind durch und durch impressionistisch, die späteren, soweit ich weiß, zwölftönig. Kannst ja mal reinhören.



    Schönbergs zweite Phase (1909 - 1923) war dann ja bekanntermaßen die mit Opus 10 begonnene und in Opus 11 komplett durchgeführte Loslösung von der Tonalität. (Nebenbei - Schönberg hasste den Begriff "Atonalität", er selber sprach von, was ja durchaus auch zutreffender ist, "Atonikalität".) Das sind dann opus 11 bis 23 (opus 13 ausgenommen, einen tonalen Choral).


    Empfehlenswert sind, ganz nach Geschmack, verschiedene Werke:
    Wenn du auf etwas total Schönes stehst, op. 15 (Gedichtvertonungen) - hör vor allem mal in das erste Stück rein
    Außerdem op. 20 (ein Lied, geht nur 4 Minuten)


    Etwas total Unheimliches und Schizophrenes, op. 17 (wenn du den hörst, dann unbedingt in Gänze! Geht nur 20 Minuten oder so) - ein Monodram (d. h. eine Oper mit nur einer Rolle)


    Das, wovon ich dir schon erzählt hatte: op. 21, der "Pierrot Lunaire", Gedichtvertonungen für Sprechstimme und Kammerensemble (wenn du nicht gleich alle hören willst, das beste (und unheimlichste) ist Nr. 8 ("Nacht" - hat auch den coolsten Text), besonders cool ist auch noch Nr. 1 ("Mondestrunken" - absolut geniales Klavierostinato, aber nicht im Bass, sondern in total hoher Oktavlage)


    Um deinen symphonischen Durst zu stillen, opus 22, 4 Orchesterlieder. Der ist besonders interessant: Schönberg hat das Symphonieorchester praktisch umgedreht - anstelle von vieeel Streichern und ein paar Bläser hat er einen monstermäßigen Bläserapparat mit wenig Streichern (meist nur quartettisch oder oktettisch besetzt) kombiniert. Ziemlich interessant!


    ...Wie ich das vergessen konnte! Die (spartanisch kurzen, daher Hörpflicht :)) sechs Klavierstücke op. 19, über die überhaupt erst auf Schönberg gekommen bin. Das beste ist das sechste (haben wir ja im übrigen auch schonmal im Unterricht angehört, aber Mehrmalshören kann, gerade bei Schönberg, ja nicht schaden).



    Uh-oh. Allemann aufgepasst =) Schönbergs dritte Phase (1921 - 1950, also die bei weitem längste), die Dodekaphonie. Nachdem Schönberg die entdeckt (wie er es selber nennt - sie ist ihm zufällig beim Spazierengehen eingefallen, also wäre "erfunden" übertrieben). Von vielen als Klischee für schräge Töne verwendet, von fast allen gehasst, von wenigen geliebt. Schönberg blieb ihr bis zu seinem Tod so gut wie ausnahmslos (doch dazu später) treu.


    In den ersten paar Werken experimentiert er noch herum, die meisten finde ich langweilig (darunter auch sein erstes zwölftöniges Werk, die Klaviersuite, die wir in der Schule gehört haben). Interessant wird es so ungefähr ab opus 31, den Variationen für Orchester. Die Reihe ist relativ ohrenfreundlich, gerade die Einleitung zum Beispiel ist fast überhaupt nicht schräg. Das wäre dann sozusagen Zwölftonmusik für Einsteiger.
    Wie bereits erwähnt, vieles gefällt mir selber nicht - meine Favoriten sind das Vierte Streichquartett opus 37 (absolut obercool und total unheimlich) und das Präludium opus 44 (wieder mit einer sehr ohrenfreundlichen Reihe).
    Für sehr, sehr Fortgeschrittene (Schönberg für absolut Exzentrische) wäre dann das Streichtrio op. 45 zu nennen... da kannst du dich mal in ein paar Jährchen ranwagen =) Nicht böse gemeint ;)
    Für dich Symphoniker auch noch interessant - eines seiner besten Zwölftonwerke, die ebenfalls opusnummerlose (http://schoenberg.at/6_archiv/…op/compositions_Moses.htm) Oper "Moses und Aron" für Riesenorchester und mehrere Chöre, das schlicht genial ist und sogar unter strikten Aton(ik)alitätsverweigerern Begeisterte findet, allein aufgrund seiner ungeheuren Ausdruckskraft.



    Huch, was den jetzt noch?! Jetzt kommt der Geheimtipp: Schönbergs wenig bekannte, stark ignorierte Zwischenphase - seine spättonale Phase! Ja ja, ein paar mal hat es ihn dann wieder gepackt. Die wenigen Werke aus dieser Phase gehören zu meinen absoluten Lieblingswerken für ihn, die sind schlichtweg genial, er hätte viel mehr davon komponieren sollen. Wirklich ein absoluter Geheimtipp! Wenn schon nicht aton...ikal, dann sollte moderne Musik SO klingen!
    Es sind wie gesagt sehr wenige Werke, also liste ich sie schlicht alle auf. Das erste hat keine Opusnummer (daher hier: http://schoenberg.at/6_archiv/…op/compositions_Suite.htm zu finden), seine Suite in G-Dur für Streichorchester (1934). Mit der hab ich mich selber noch nicht so auseinandergesetzt, muss ich unbedingt noch machen =)
    Das nächste, das meiner Meinung nach beste Werk Schönbergs, ist opus 38, die zweite Kammersymphonie für kleines Orchester, mit leider leider leider leider nur zwei Sätzen statt der ursprünglich geplanten drei. Der erste ist total traurig und soll tiefe Depression darstellen. Der zweite beginnt total fröhlich, übermütig, schießt aber über das Ziel hinaus und endet schließlich zwangsläufig mit einem Rückgriff auf den ersten.
    Dann folgt opus 39, für Rabbi, Orchester und Chor. Dass ich mich mit dem beschäftigt hab ist schon ziemlich lange her - damals kam's mir nicht sehr tonal vor^^ Muss ich auch mal wieder hören.
    Dann opus 40, Variationen für eine Orgel, auch ziemlich cool, aber ebenfalls auch nur in Ansätzen tonal =) Trotzdem empfehlenswert.
    Dann das letzte, opus 43, Variationen für Blasorchester, auch genial, das zweitbeste spättonale Werk meiner Meinung nach. So soll moderne Musik klingen!




    Dann also noch viel Spaß beim Erkunden, wirst ja wohl ne Weile dran zu knabbern haben =)
    Es empfiehlt sich
    Anders P. Maiberg ;) ("Anders" weil alle 3 neuen Wiener Klassiker auf "A" anfingen und zwei Drittel davon auf "Berg" endeten...)

  • Wooops, das mit den Gurreliedern ist mir ja mal jetzt echt peinlich :D Die haben auch keine Opusnummer, hab sie wohl daher übersehen. Von denen kenn ich bisher auch nur die Einleitung.


    Oho, schöner Thread... war in der Thread Directory gar nicht aufgeführt... da erübrigt sich der hier ja fast^^


    EDIT: Mann Mann Mann... da sehe ich grade, dass ich ein weiteres meiner Lieblingswerke vergessen habe, die 6 Klavierstücke op. 19, über die ich überhaupt auf ihn gekommen bin... werde ich noch nachtragen^^


    EDIT 2: So, jetzt dann ;)


    Beschämt, Philipp :hello:

  • Hallo Philipp,
    nicht zu vergessen jene Spätwerke Schönbergs, in denen er die Möglichkeit einer Versöhnung von Tonalität und Zwölftontechnik andeutet. Vor allem die "Ode an Napoleon", aber auch das Klavierkonzert zeigen, daß dieser Weg eine Vielzahl neuer Wege weist.
    :hello:

    ...

  • Hallo Phillip,


    danke für diesen umfangreichen Beitrag, der diesem vielseitigen Komponisten hoffentlich viele neue Hörer gewinnt!
    Ich möchte noch ein paar Ergänzungen und (sicher kleinliche) Verbesserungen anfügen:


    Zitat

    Original von A. Philipp Maiberg
    Schönberg durchlief im Prinzip 3 Phasen: Ganz zu Anfang ( 1898 - 1908 ) war er durch und durch Spätromantiker ganz im Zeichen von Wagner und Strauss (teilweise auch Mahler), wie fast jeder Komponist, der zu der Zeit etwas auf sich hielt.


    Genau genommen sind es sogar vier Phasen: Denn in den Neunzigern fing Schönberg als Komponist in der Brahms-Nachfolge an. Diese Phase fällt allerdings kaum ins Gewicht, da sie nur wenige Jugendwerke umfasst, die auch keine Opusnummer tragen. Dies sind im wesentlichen 2 Werke, von denen mittlerweile mehrere Einspielungen existieren:


    - 3 Klavierstücke von 1894


    - ein reizendes Streichquartett in D-Dur von 1897


    Dann traf Schönberg Zemlinsky, der meinte, dass man den damals noch recht präsenten Gegensatz von Wagnerianern und Brahmsianern nicht mitmachen müsse, sondern die neuartige Harmonik der einen Schule und die motivische Arbeit der anderen kombinieren könne.
    Wem "Pelleas und Melisande" erstmal noch zu schwergewichtig erscheint, kann es ja zunächst mit der "Verklärten Nacht" op. 4 versuchen, das auch ein Beispiel für diese Kombination ist.


    Zitat

    Persönlich würde ich für Einsteiger sein erstes Streichquartett opus 7 empfehlen (ein einziger, 40minütiger Satz, auf der Website aber in 4 mundgerechte Stücke portioniert), das eine riesige Fuge darstellt. Streckenweise ist auch das eher langweilig, aber das Thema ist beispielsweise grandios.


    Trotz der kleinen Besetzung halte ich opus 7 nicht für den idealen Einstieg. 40 Minuten dichte Musik am Stück sind schon ein hartes Brot. Es ist allerdings zwar in einem Satz geschrieben und es gibt charakteristische Motive, die das ganze Stück über vorkommen. Doch lassen sich noch ansatzweise die vier klassischen Satztypen eines Streichquartetts erkennen:
    Zunächst der dramatische Sonatenhauptsatz,
    gefolgt von einem scherzoartigen Abschnitt mit heiteren Momenten, der auch noch einigermaßen die A-B (= Trio)-A-Form erkennen lässt,
    dann ein trauriger langsamer Satz (vielleicht der eingängigste Abschnitt),
    schließlich ein vorwiegend heiteres und auf ein gutes Ende führendes Rondo.
    Daher ist die Portionierung in 4 Stücke nicht rein zufällig.


    Zitat

    Für Fortgeschrittene dann opus 10, besagtes Zweites Streichquartett, vor allem den letzten Satz, der richtig schön sphärisch ist (so hat sich Schönberg das verlassen der Atmosphäre in einem Raumschiff vorgestellt).


    Ich habe das op. 10 früher kennen und schätzen gelernt als das op. 7 und halte es auch für den besseren Einstieg. Zwar wird man hier mit einer neuen musikalischen Sprache konfrontiert, aber vielleicht ist das gerade auch von Vorteil. Denn das 2. Streichquartett ist zugleich Schlusspunkt einer Suche und Anfang der aton(ik)alen Phase und in meinen Ohren ein immer noch frisches und beeindruckendes Manifest der Neuen Musik.
    Außerdem hat es nicht diesen rastlosen, immer weitertreibenden, überquellenden Charakter von op. 7, sondern einen mehr pointierten Charakter mit 4 klar von einander getrennten Sätzen. Wenn man Quartette z. B. von Beethoven kennt, findet man sich hier leichter zurecht.
    Zunächst ein zwar dichter, aber sehr prägnanter Sonatenhauptsatz von nur 6, 7 Minuten.
    Dann ein scherzoartiger Satz, der dem Neuling mit dem Zitat von "O du lieber Augustin" etwas entgegenkommt.
    Der 3. und der 4. Satz sind vielleicht zunächst einmal schwieriger, aber womöglich ist das Hinzutreten des Gesangs auch eine Hilfe. Ich finde die Vertonung der George-Gedichte jedenfalls immer noch ergreifend und überzeugend.
    Übrigens berichtet Schönberg von der skandalösen Uraufführung, dass im Publikum bei der Coda des letzten Satzes, also nach dem der Sopran fertig ist, nicht mehr gestört wurde. Diese Coda führt den Hörer von dem mystischen Erlebnis in den neuen atonalen Regionen wieder zurück und endet in einem Fis-Dur-Akkord. Vielleicht sollte man sich diesen Abschnitt auch erstmal häufiger anhören. Ich finde es jedenfalls erstaunlich welche Wirkung die recht einfachen Motive an dieser Stelle haben.


    Viele Grüße


    :hello:

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  • Hallo,


    Mein absolutes Lieblingswerk Schönbergs ist "Der Überlebende aus Warschau"
    In dieser Musik zeigt Schönberg sehr gut, wie ausdrucksstark die Dodekaphonie sein kann und dass sie nicht nur eine reine "Spielerei" ist!


    LG
    Raphael

  • Zitat

    Original von raphaell
    [...] wie ausdrucksstark die Dodekaphonie sein kann und dass sie nicht nur eine reine "Spielerei" ist!


    Daß Musik mit 12 aufeinander bezogenen Tönen sui generis nicht expressiv sein könne, sondern kalt, konstruiert usw. sei - das halte ich ohnehin für einen der am weitesten verbreiteten Irrtümer über die Musik des 20. Jahrhunderts.


    Was Schönberg betrifft: Da denke ich beispielsweise an die Variationen für Orchester, op. 31: hochemotionale Musik! Oder die Begleitmusik zu einer Lichtspielszene, op. 34 - Filmmusik (ohne Film)! Beides Werke, für die ich mich schon als 20jähriger (lange her) heftig begeisterte.

  • Hallo Gurnemanz,


    Völlige Zustimmung - oder auch das Berg Violinkonzert (gehört zwar nicht in den Schönberg-thread, aber dennoch).
    Wo ich immer meine "Probleme" mit habe, sind die sehr kurzen Klavierstücke.
    Diese Erscheinenn mir doch (mit ausnahme der Suite Op.25) recht experimentell und eher wie kleine Studien zur Zwölftontechnik.


    Ich hatte gestern das interessante Vergnügen einem Konzert meiner alten Schule beizuwohnen, bei welchem auch eine "Hommage an Arnold Schönberg" präsentiert wurde. Im Rahmen des Unterrichtsschwerpunktes "Dodekaphonie" hatten die Schüler die Aufgabe selbst Zwölftonreihen zu komponieren.
    Daraus entstand letztlich ein längeres, sehr wirkungsvolles Ensemblestück mit einigen wirklichguten Einfällen! Das Publikum wurde vorab per Text auf die "Alternative zur herkömmlichen Hörgewohnheit" eingestimmt und war am Ende richtig begeistert... :D


    LG
    Raphael

  • Zitat

    Original von raphaell
    Wo ich immer meine "Probleme" mit habe, sind die sehr kurzen Klavierstücke.
    Diese erscheinenn mir doch (mit Ausnahme der Suite Op.25) recht experimentell


    was ja keine schlechte oder gute Eigenschaft ist

    Zitat

    und eher wie kleine Studien zur Zwölftontechnik.


    Opp. 11 und 19 sicher nicht, da spielt sich bei Schönberg noch keine 12-Ton-Technik. Op. 23 ist mir noch nie wie eine "kleine Studie" vorgekommen (vielleicht höre ich zu viel Webern dazu?) Bleiben nur Opp 33a und b.

    Zitat

    Ich hatte gestern das interessante Vergnügen einem Konzert meiner alten Schule beizuwohnen, bei welchem auch eine "Hommage an Arnold Schönberg" präsentiert wurde. Im Rahmen des Unterrichtsschwerpunktes "Dodekaphonie" hatten die Schüler die Aufgabe selbst Zwölftonreihen zu komponieren.
    Daraus entstand letztlich ein längeres, sehr wirkungsvolles Ensemblestück mit einigen wirklich guten Einfällen!


    Naja, also ich weiß nicht so recht ...
    :hello:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Opp. 11 und 19 sicher nicht, da spielt sich bei Schönberg noch keine 12-Ton-Technik.


    Oh - Überraschung! Was ist es dann? Wir hatten das zu meiner Schulzeit als
    beispiele für Zwölftontechnik angeführt...


    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Naja, also ich weiß nicht so recht ...


    Wieso? Ist doch löblich, dass Schüler und Publikum ganz ungezwungen mit dem sonst so "heiklen Thema" umgehen...


    LG
    Raphael

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  • Hallo Raphael,


    ein schönes Schulkonzert, und sich dem Thema derart spielerisch anzunähern, das gefällt mir! Es zeigt mir auch, daß man mit dissonanten Klängen wunderbar experimentieren kann, und wenn wir uns als Hörer erst einmal von der Gewohnheit zu verabschieden bereit sind, daß Dissonanzen sich in tonaler Weise wieder auflösen müssen und schon für sich allein, "schön" sein können - dann wird auch die Schönheit dodekaphon organisierter Musik erlebbar und faßbar.


    Zitat

    Original von raphaell
    Wo ich immer meine "Probleme" mit habe, sind die sehr kurzen Klavierstücke.
    Diese Erscheinenn mir doch (mit ausnahme der Suite Op.25) recht experimentell und eher wie kleine Studien zur Zwölftontechnik.


    Problem hier wie sonst bei Schönberg ist wohl auch, daß Interpreten heute oft kühl-analytisch da herangehen, Strukturen aufdecken. Das ist ja an sich nicht falsch, wenn nicht dabei der Ausdruck, die durchaus vorhandene Emotionalität verlorengeht.


    Was Schönbergs Klaviermusik angeht, so erfolgte mein Zugang seinerzeit durch Glenn Gould, der in den Stücken regelrecht meditiert, sich auf Stimmungen einläßt und offenlegt, daß Schönberg hier wunderbare, teils bizarre, teils lyrische Miniaturen geschaffen hat. Experimentell, ja - und faszinierend.


    Gegenbeispiel: Maurizio Pollini, dessen Spiel ich damals (ist schon lang her, müßte die LP mal wieder suchen und es überprüfen) als kalt und abweisend empfand. Das brachte mir Schönberg nicht näher.


    Also immer auch eine Frage der Interpreten, durch die man den Zugang sucht, natürlich nicht nur bei Schönberg.

  • Zitat

    Original von raphaell


    Oh - Überraschung! Was ist es dann? Wir hatten das zu meiner Schulzeit als
    beispiele für Zwölftontechnik angeführt...


    Das erste veröffentlichte Stück in schönbergscher Zwölftontechnik ist der Schlusssatz von Op. 23 (1924). Op. 11 (1909) ist so quasi das erste rein atonale, dabei frei atonale Stück, Op. 19 bei Schönberg der Höhepunkt der aphoristischen Verdichtung des frei atonalen Stils, die bei Webern in Opp. 9, 10 und 11 eine noch größere Zuspitzung erfährt. Zwischen 1909 und 1924 gibt es noch keine Zwölftontechnik in Sinne Schönbergs. Am ehesten gibt es in der Wiener Schule Vorausahnungen in diese Richtung bei Webern, aber auch dort keine wirkliche Zwölftontechnik vor 1924. Sowas gibt es schon, aber außerhalb der Wiener Schule und in anderer Art: 1915 entsteht das älteste bekannte Zwölftonwerk: "Zwölftondauermusik" für Streichtrio von dem russischen Komponisten Golyscheff, der später der dadaistischen Richtung angehört, und nicht mehr komponiert hat (?), 1919 beginnt Hauer in seiner Form der Zwölftönigkeit (Tropen) Zwölftonspiele zu komponieren. Es gibt aber noch andere Kompisten, die unabhängig von Schönberg andere Zwölftontechniken entwickelt haben. Es ist aber Schönbergs Spielart, die wirklich Schule macht und in den 50er Jahren zu einer der weitestverbreiteten Komponierwerkzeuge wird, aus dem ebenfalls in den 50ern der Serialismus erwächst (in Europa ab 1952 zuerst bei Goeyvaerts, in Amerika bei Babbitt schon früher), der ganz grundlegend für das Verständnis aller (?) "Gegenströmungen" des Serialismus ist, da fast alle "Postmodernen" in ihrer Jugend durch den Serialismus durch mußten.
    :pfeif:


  • Wer Gould z.B. bei Mozart nicht mag, möge von Gould auch bei Schönberg die Finger lassen. Schönbergs Partituren sind extrem genau notiert, z.T. absurd übergenau. Auch Pollini nimmt das alles (leider) nicht ganz wörtlich. Ich kann also nichts empfehlen, was wirklich alles genau umsetzen würde, was aber wohl auch kaum hier von Interesse ist. Pollini ist jedenfalls die "übliche" Wahl, warum auch immer ...
    :hello:

  • Hallo an alle, schön, dass der Thread zu gefallen scheint :)


    Hmmm ich kenn mich da nicht so aus, von den Stücken wusst ich schon, dachte aber, sie gehören zur selben Phase :) Mit Brahms und Wagner kenn ich mich eher wenig aus^^
    Was übrigens in dem Zusammenhang richtig schön ist, ist sein Duo für Violine und Klavier...

    Ich weiß ;) Aber eben drum ist es ja dann wieder auch nicht so schwierig, reinzuhören, weil man ja eben nicht die 40 Minuten durchsitzen muss :) (Im Übrigen muss ich dir zustimmen, ich war nach dem Hören des zweiten Streichquartetts selbst ein wenig überrascht, dass es so leichte Kost (im Vergleich zum ersten) darstellt.)


    Grüßend, Philipp :hello:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Wer Gould z.B. bei Mozart nicht mag, möge von Gould auch bei Schönberg die Finger lassen. Schönbergs Partituren sind extrem genau notiert, z.T. absurd übergenau. Auch Pollini nimmt das alles (leider) nicht ganz wörtlich. ...


    Mir geht es genauso wie Gurnemanz: Schönbergs Klaviermusik habe ich durch Gould kennen gelernt und wurde mit der Pollini-Aufnahme bislang nicht warm.
    Aber den Mozart spielenden Gould kann man nicht so einfach mit dem Schönberg spielenden gleichsetzen. Da könnte man ein falsches Bild bekommen. Denn er ist ja hauptsächlich mit Bach und klassischem Repertoire bekannt, bei dem er ein markantes Nonlegato pflegt.
    Romantisches und nachromantisches Repertoire - also etwa Brahms, Skrjabin oder eben Schönberg - spielt er aber schon mit singendem Legato und reizvollen Klangfarben.
    Seine Neigung Akkorde in Arpeggios aufzulösen kommt vielleicht auch hier manchmal durch. Diese Neigung hat allerdings mit seiner fokalen Dystonie zu tun, die ihn ungefähr am Ende der 1970'er am Klavierspiel ganz hinderte.


    Viele Grüße


    :hello:

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  • Mir persönlich gefallen die Bearbeitungen der Johann Strauss Walzer am Besten,
    natürlich auch der typische Schönberg mit den "Gurre Liedern".

  • Ich weiss nicht, ob das der richtige Thread ist, aber es war der Erste, der bei der Suche erschien.....


    Gibt es hier im Forum eine Diskussion zu der Quintettbearbeitung von Schönbergs Kammersymphone von Anton Webern? Ich habe sie heute morgen zum ersten Mal (live) gehört und war sehr überrascht, wie leicht es mir plötzlich fiel, Schönberg nciht nur zu hören sondern auch folgen zu können.
    Ich weiss , dass das-wie Oper 337 sagen würde- auch noch kein typischer Schönberg ist, zumindest ist es Einer VOR der Zwölftonphase, aber was für höchstqualitätige Musik das ist, kann man kaum genug loben. :jubel:
    Wer kennt Original UND Bearbeitung und kann mir etwas zu den Unterschieden sagen?


    F.Q.

  • Hallo Fairy Queen,


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Ich weiss , dass das-wie Oper 337 sagen würde- auch noch kein typischer Schönberg ist, zumindest ist es Einer VOR der Zwölftonphase, aber was für höchstqualitätige Musik das ist, kann man kaum genug loben. :jubel:
    Wer kennt Original UND Bearbeitung und kann mir etwas zu den Unterschieden sagen?


    Die Bearbeitung kenne ich noch nicht, und das Original habe ich noch gar nicht so häufig gehört. Ich will nur kurz anmerken, dass die Kammersymphonie schon "typischer" Schönberg ist. (Wenn man das von einem Komponisten sagen kann, der für sich nicht den einen Personal-Stil entwickeln wollte.)


    Viele Grüße


    :hello:

  • .... auch die KS1 ist - für mich jedenfalls - richtig typischer Schönberg (+ nebenbei, genauso schwierig aufzuführen wie manche andere Schönbergstücke). Meine Favoriten sind momentan
    Orpheus Chamber Orchestra (gibs als CD)
    Mehta 22.04.01 mit den Wienern
    Harding 02.06.04 mit Ensemble des Kammermusikfestes "Spannungen"
    Die meisten Wiedergaben sind mir zu brav, wie zuletzt Boulez am 25.01.03 mit den Wienern. Die Sparversion habe ich mit dem Hagen-Quartett, aber mir gefällt die Wiedergabe der Lightversion nicht so, vielleicht lags an der sterilen Studioatmosshäre.


    also die KS1 ist typische Schönberg vor der sog. atonalen Phase, wie z.B. auch sein 2. Streichquartett. Auch die KS2 würde ich dazuzählen, obwohl sie später fertig gestellt wurde, auf Anraten von Stiedry (?). Da gibt es leider auch kaum vernüftige Wiedergaben (gut ist der 1. Satz mit Gielen und der 2. Satz mit dem Orpheus Chamber Orchestra beides leider auf verschiedenen CDs) . Mein Favorit ist noch live mit Roberto Abbado vom 23.01.07 mit St. Paul Chamber Orchestra.


    Wenn Du Zugang zu Schönbergs sog. atonalen ("freien") Phase (also noch nicht mit 12-Tönen) suchst, dann würde ich empfehlen z.B. die "Erwartung" oder die "5 Orchesterstücke". Das sind sozusagen die greatest Hits von Schönberg. Davon gibt es auch eine Reihe guter Wiedergaben auf CD.
    Und wenn Du Zugang zu Schönbergs sog. 12-Ton-Phase suchst, so würde ich 1-mal empfehlen, sich überhaupt nicht um die 12-Töne zu kümmern. Ich empfehle folgende Werke für den Einstieg:
    Klavierkonzert mit Boulez/Uchida oder mit Mitropoulus/Gould (sind bisher die einzigen Cds, die ich gut finde)
    Violinkonzert: da gibt es eine Reihe guter Wiedergaben, weil es leichter orchestral zu realisieren ist, als das KK z.B. Boulez/Amoyal oder Kubelik/Zeitlin
    beim Violinkonzert würde ich z.B. mit den 3. Satz anfangen zu hören und dabei auf den Marschtypus achten.. und wenn dann plötzlich der Funke rüberspringt , dann fallen einen alle anderen Teile von selbst zu und es wird eine mehr als spannende Entdeckungsreise in die musikalische Welt eines unserer ganz Großen. Schönbergs Musik ist einfach megafetzig Vor allem was bei Schönbergs Musik an Emotionen rüberkommt ist schier unbeschreiblich.
    Auch sein spätes Sreichtrio kann ich nur vorbehaltslos empfehlen: es war bei mir die Initialzündung für Schönberg (Musikalische Erfahrung ist was von Sprüngen und kein langsamer Anpassungsprozess). Aber wie gesagt, bloß nicht auf irgendwelche 12-Töne achten.
    Wäre fantastisch, wenn möglichst viele Forianer Zugang zu einem unserer ganz ganz Großen fänden.


    LG


    :hello:

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  • Liebe Fairy Queen,


    ich poste hier auch noch einmal meine Version:



    Ich habe sie eben einmal wieder gehört. Mir gefällt sie in dieser Version und Interpreatation eigentlich sehr gut. Hier wird sehr leidenschaftlich gespielt.


    Lieber Amfortas,


    Die der Hagens, die ich sonst eigentlich sehr schätze, kenne ich nicht. Insofern kann ich leider nicht vergleichen.


    Es gibt auch noch eine Fassung für 2 Klaviere, 1914 von Alban Berg gesetzt.


    :hello: Matthias

  • Hagen-Quartett finde ich sonst auch fetzig


    Diese Klavierfassung habe ich auch (Solisten habe ich momentan nicht im Kopf) , aber auch nicht leidenschaftlich genug wiedergegeben. Auch vom Bläaserquintett op. 26 gibt noch eine easy Spar-Version für Geige und Klavier, aber da mag ich lieber die Quintettfassung (momentan am liebsten mit Holliger)


    LG


    :hello:

  • das müsste sie sein


    Schönberg K.-Sinf. Nr. 1 E-Dur op. 9
    Schönberg K.-Sinf. Nr. 2 Es-Moll op. 38
    Schönberg Orchestervariationen op. 31
    Karlsruhe 1997 Noriko + Manfred Kratzer arranged for piano 4 hands


    hat mich aber nicht so vom Hocker gerissen
    lag vielleicht doch am Studio, ich stehe mehr auf Radio-Live-Mitschnitt
    und bei den O-Variationen sind - neben Rosbaud-Oldie, als CD erhältlich ! - - momentan Barenboim mit den Divan-Teenies (Stockholm 2008) die absoluten Mega-Knaller.
    Von den 5 O-Stücken habe ich folgende Sparversion:
    Janka + Jürg Wittenbach, Klavier , vom Radio , vermute aber ist eine Studioproduktion, es gibt auch da eine Sparversion der 5 O-STücke, die vor ein paar Jahren Nagano in Berlin wiedergegeben hat. Habe einen Mitschnitt, aber keine Infos, wer diese fabriziert hat (für den Verein für m. Pr.-Aufführungen ?). Aber auch hier finde ich die Vollversionen auch besser wiedergegeben


    LG


    :hello:

  • Das mit dem "richtigen und falschen" Schönberg, war nciht so bierenst sondern ein Bezug zu Oper 337...... :)


    Ich habe durchaus Zugang zu Schönberg , allerdings wirklich eher zu den früheren Werken. Wie dort die Grenzen der to,nalität bis aufs Letzte ausgereizt und porös gemacht werden, finde ich nciht nur musikalisch grandios sondern auch SEHR aufwühlend. Von kalt und analythisch sehe ich da auch keine Spur.
    Mit dem späteren Schönberg habe ich mich einfach noch nicht befasst, das ist Alles.


    Ich wollte hier insbesondere nach den unterscheiden einer reduzierten und der Originalfassung der Kammersymphonie fragen. die reduzierte Fassung hat mir unglaublich imponiert und ich frage mich nun-da ich das Original nciht kenne- ob das auch die Farben der Instrumente (Klavier, Cello, vVoline, Flöte, Klarinette) so bis in die letzte Nuance zur Geltung kommen.
    Und noch etwas: warum hat Webern das eigentlich bearbeitet?


    F.Q.

  • Webern hat übrigens auch die Orchesterstücke op. 16 seines Lehrers für 2 Klaviere bearbeitet. Nicht zuletzt wegen dem Stück Farben muss ich das unbedingt mal hören.


    Viele Grüße


    :hello:

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  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Und noch etwas: warum hat Webern das eigentlich bearbeitet?


    Schönberg, Berg und Webern haben ja einige Orchesterwerke (auch Strauß-Walzer) kammermusikalisch bearbeitet. Meines Wissens für die eigene Praxis, nämlich um sie in den 1918 gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen" (Vorsitzender: Arnold Schönberg) zu Gehör zu bringen. Da wissen die Spezialisten sicher noch mehr.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Und noch etwas: warum hat Webern das eigentlich bearbeitet?


    Vermutlich werden zwei Gründe eine Rolle gespielt haben.
    1. Schönberg selbst, wie auch seine Schüler sahen in diesem Werk einen entscheidenden Durchbruch zu Neuem. Schönberg schreibt später, in der Art, wie er hier das thematische Material organisiert habe, hätte er hier erstmals Neuerungen versucht, die er dann später mit der Dodekaphonie gelöst hätte. Wie auch immer, jedenfalls ist dieses Werk besonders intensiv in seinem Kreis diskutiert und durchanalysiert worden. Es gibt z.B. eine äußerst penible Analyse von Berg. Von der intensiven Aneignung zur Bearbeitung ist es nur ein kleiner Schritt.
    2. Man wollte für diesen Durchbruch ein Publikum schaffen und bemühte sich intensiv, um möglichst viele Aufführungen und Veröffentlichungen. An missionarischem Selbstbewußtsein, nicht eine, sondern die Musik der Neuen Zeit zu schaffen, mangelte es Schönberg und seinem Kreis ja nicht.
    Schönberg selbst veröffentlichte auch eine 2., leicht bei den Streicherstimmen gegenüber der Ursprungsfassung ""zugelegte" Version 1914. Mehrere Versionen für Unterschiedliche Besetzungen erhöhten auch die Chance, gespielt, rezensiert und Wahrgenommen zu werde. Da mußten dann eben die Schüler Berg und Webern ran und ihre Bearbeitungen für kleinere Formen setzen. Die haben es wegen 1. (intensive Aneignung) wahrscheinlich auch ganz gerne gemacht, vor allem da sie dafür von Verlegern auch noch ein bischen Geld dafür bekamen.


    Der "Verein für musikalische Privataufführungen" (Vorsitzender: Arnold Schönberg) wurde 1918 ja auch dafür gegründet, 1. Werke selbst durchzuspielen bzw. hören zu können und vor allem 2. für diese Werke überhaupt Aufführungen durchzusetzen und Öffentlichkeit für sie zu schaffen, heir vor einem exemplarisch interessierten Publikum, das nicht gleich alles ausbuht. Dafür waren ja auch ausgesuchte Kritiker und Musikwissenschaftler Mitglieder. Außerdem veröffentlichten viele Schönberg-Schüler selbst intensiv Rezensionen, bzw. schrieben in Fachzeitschriften oder auch breiteren Kunst- und Kulturzeitschriften der Modernisten der Zeit.


    Man wollte die Neue Musik eben auch durchsetzen und für sie ein Publikum schaffen.


    :hello: Matthias

  • Zitat

    Original von Matthias Oberg
    Der "Verein für musikalische Privataufführungen" (Vorsitzender: Arnold Schönberg) wurde 1918 ja auch dafür gegründet, 1. Werke selbst durchzuspielen bzw. hören zu können und vor allem 2. für diese Werke überhaupt Aufführungen durchzusetzen und Öffentlichkeit für sie zu schaffen, heir vor einem exemplarisch interessierten Publikum, das nicht gleich alles ausbuht.


    Ja, ein zentraler Grundsatz dieses Privatvereins war, dass das Publikum weder klatscht noch buht. Man wollte generell aktuelle Musik vorstellen (z.B. wurde Debussys Violinsonate, glaub' ich, sogar mehrmals aufgeführt - die Konzert-Programme findet man im diesem Verein gewidmeten Band der Musik-Konzepte). Ein weiterer Grund für die reduzierenden Bearbeitungen war natürlich auch, dass man im Verein keine großen Orchesterwerke aufführen konnte.


    Viele Grüße


    :hello:

  • .. ich vermute es war ferner auch die Überlegung, dass durch die Wiedergabe von Sparversionen die Aufmerksamkeit großer Orchesterwerke auf Durchhörbarkeit bzw. Transparenz legen wollte...


    :hello:

  • Das war eher der Nebeneffekt. Natürlich ging es primär um die Aufführungsmöglichkeiten.
    Ein anderer Nebeneffekt war, daß die Bearbeiter auf diese Weise einerseits Werke strukturell genau durchleuchteten, andererseits lernten, Ideen für jede Besetzung realisieren zu können.
    :hello:

    ...

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