Welche Werke sollte ein Schulabgänger kennen?

  • Durch einen Artikel in der nmz bin ich auf ein Projekt der Initiative "Bildung der Persönlichkeit" gestoßen, die innerhalb der Konrad-Adenauer-Stiftung arbeitet. Im Dezember 2004 legte sie ein Papier vor unter dem Titel "Bildungsoffensive durch Neuorientierung des Musikunterrichts.


    Ausgehend von der Einsicht, dass Sinn der Bildung ist, die Welt und sich selbst in der Welt verstehen zu können, stellt sie die Forderung auf Kinder und Jugendliche müssten mit Inhalten vertraut und konfrontiert werden, die ihnen helfen, das eigene Dasein in der natürlichen, sozialen, historischen und symbolischen Welt zu verstehen. (S. 2)


    Am Ende des Papiers steht ein Kanon von Werken. Dieser sei nötig, weil die Lehrpläne sonst inhaltlich zu große Freiheit hätten das führt inhaltlich schnell zu Beliebigkeit und "Gleich-Gültigkeit". Nur durch einen festgelegten Kanon an Werken kann diesen Gefahren begegnet werden. (S. 10)


    Die im Kanon genannten Musikstücke sind nach Schularten ausgezeichnet, der ganze Kanon ist für Gymnasten, mit "R" ausgezeichnete Werke sollten auch Realschüler kennen, mit "H" markiert sind die Stücke, die zum Basiskanon gehören, die also auch Hauptschüler kennen lernen sollten.


    Ich werde den Kanon in drei Stufen zitieren, hier zunächst einmal der Basisbestand für Hauptschüler


    bis ca. 1600 (Mittelalter und Renaissance)


    Walther von der Vogelweide: Palästinalied
    Gabrieli: Sonata pian e forte


    Barock


    Charpentier: Te Deum
    Vivaldi: Die vier Jahreszeiten
    Händel: Wassermusik, Feuermusik
    J.S. Bach: Toccata und Fuge d-moll


    Klassik


    Haydn: Kaiserquartett - 2. Satz
    Mozart: Kleine Nachtmusik
    Mozart: Die Zauberflöte
    Beethoven: 5. Sinfonie


    19. Jahrhundert


    Schubert: Erlkönig
    Schumann: Kinderszenen
    Brahms: Ungarische Tänze
    Smetana: Die Moldau
    Saint-Saens: Karneval der Tiere
    Strauß: Walzer
    Rimskij-Korsakow: Hummelflug
    Elgar: Pomp and Circumstance


    1. Hälfte 20. Jahrhundert


    Ravel: Bolero
    Prokofjew: Peter und der Wolf
    Honegger: Pacific 231
    Orff: Die Kluge
    Chatschaturian: Säbeltanz
    Britten: The Young Person's Guide


    2. Hälfte 20. Jahrhundert


    Bernstein: West Side Story
    Reich: Drumming
    Webber: Cats, Phantom der Oper, Jesus Christ (ich nehme mal an: alternativ)


    Jazz


    L. Armstrong
    G. Miller


    Rock und Pop


    E. Presley
    Beatles
    Santana
    Metallica
    M. Jackson
    Madonna


    Man kann jeder Kanon zerreißen. hier gibt es eine ganze Anzahl von kritischen Punkten. Aber einmal vorweg gesagt: Für Hauptschüler finde ich den Werkekatalog schon ausgesprochen mutig. Einiges erklärt sich aus Anregungen aus der Umwelt, etwa Charpentiers Te Deum ist mehr der Europahymne geschuldet als der Bedeutung von Charpentier, Prokofjew und Saint-Saens sind typische Werke für die Musikerziehung von Kindern, sie werden z.T. schon in der vorschulischen musikalischen Früherziehung eingesetzt. Anderes ist wieder bekannt durch Versionen von Rockgruppen (wie das Palästinalied). Dass Bach ausgerechnet mit einem Werk in diesem Basiskanon steht, das nicht von ihm ist ...


    Wie auch immer, was meint ihr dazu? Mit gegebenem Abstand werde ich die Liste auf die Perspektive von Realschülern erweitern.


    Liebe Grüße Peter

  • Lieber Peter,


    Zwar kann ich mich im Großen und Ganzen mit dieser Liste versühnen, aber dennoch...


    Ich denke, daß unbedingt Bachs Matthäus Passion dazu gehört, sowie ein Cellokonzert von Boccherini. Vermutlich Grützmachers Version.
    Francks Sonate in A für Violine + Klavier würde ich persönlich gerne hinzufugen. Ob das aber für einen Canon reicht...


    Sehr erstaunt bin ich aber daß die großen Opernkomponisten des 19. Jhdts überhaupt nicht vertreten sind. Und von den kleineren könnte für ein deutschspächiges Publikum vielleicht die Martha genannt werden.


    Auch die Operetten kommen übel davon. Mußte nicht wenigstens eine Fledermaus oder ein Zigeunerbaron genannt werden?
    Und ist von Händel nicht ein Orgelkonzert eine bessere Wahl. Vermutlich sein Opus 4-6, daß auch als Harfekonzert bekannt ist.


    LG, Paul

  • Lieber Paul,


    ich denke, man kann auf Operette verzichten, genausogut auf Orgel- oder Harfenkonzerte von Händel.
    Es kommt bei der Behandlung eines Stückes auch immer auf Exemplarizität an und nicht vordergründig darauf, das Werk an sich kennenzulernen.


    Wenn man also die Moldau behandelt, soll den Schülern an einem prägenden Beispiel Programmmusik nahe gebracht werden. Dann braucht man vielleicht nicht mal mehr unbedingt Vivaldis Stagioni.
    An sich kann man auch andere Stücke nehmen (Borodin: Steppenskizze aus Mittelasien z.B.), sie müssen halt nur prägnant sein und sich dem Schüler leicht erschließen können.


    Beethovens Fünfte wird wohl meistens für die Sonatenhauptsatzform herhalten, was auch in Ordnung ist, da die Charakter der beiden Themen wohl fast nirgends so ausgeprägt (stürmisch - lyrisch) zu finden sind.
    Brittens "Young Person's Guide" zielt natürlich auf die Instrumente im Orchester usw.


    Also ich denke, dass man nicht alle Stücke kennen muss als Schulabgänger, aber für die wichtigsten musikalischen Elemente ein exemplarisches Beispiel an die Hand bekommen hat. Und da ist es IMO egal, ob es für das Element Oper eine Zauberflöte, ein Freischütz oder eine aktuell gespielte Oper in der Stadt ist, die man dann als Unterrichtsergänzung besucht.



    LG, Peter.

  • Man kann diesen Kanon natürlich ebenso leicht zerschießen wie jeden beliebigen anderen, und wenn man ihm etwas vorwerfen kann, dann dass er es sich zuweilen sehr leicht macht und Werke nimmt, denen man ohnehin kaum entgehen kann (gerade in der Klassik). Ich stimme petemonova auch insofern zu, dass die ausgewählten Stücke eher archetypisch sein sollten. Deshalb finde ich es auch merkwürdig, da ausgerechnet den Säbeltanz von Chatchaturian oder Elgars POMP AND CIRCUMSTANCE zu finden, um von dem schlimmsten Ausreißer, nämlich Lloyd Webber, einmal ganz zu schweigen.


    Auch die Jazz-Auswahl lediglich mit Louis Armstrong und Glenn Miller ist wohl kaum ernst zu nehmen.


    Auf die problematiche Wahl des Bach-Werkes wurde ja schon hingewiesen, und dass die Oper lediglich mit den Märchenstücken DIE ZAUBERFLÖTE und DIE KLUGE repräsentiert ist, wirft in der Tat ein seltsames Licht auf die Wahrnehmung der Grundschüler.


    Trotzdem: ein bedenkenswerter Einstieg, er den Vorteil eines jeden guten Kompromisses hat, nämlich keinem wirklich zu gefallen, aber grundsätzlich akzeptabel zu sein. Wenn ich die Vorgaben der absoluten Zahlen und Relationen in etwa als gegeben annähme, sähe meine Liste wohl eher so aus:


    bis ca. 1600 (Mittelalter und Renaissance) wenn überhaupt etwas:
    Hildegard von Bingen (?)
    Pachelbel: Kanon und Gigue


    Barock
    Charpentier: Te Deum
    Vivaldi: Die vier Jahreszeiten
    Händel: Wassermusik oder Feuerwerksmusik
    J.S. Bach: Goldberg-Variationen


    Klassik
    Gluck: Orpheus und Eurydike (Auswahl)
    Haydn: Kaiserquartett
    Mozart: Sinfonie Nr. 41
    Mozart: Die Zauberflöte
    Beethoven: 5. Sinfonie


    19. Jahrhundert
    Schubert: Die Forelle m. Forellenquintett
    Schumann: Kinderszenen
    Brahms: Ungarische Tänze
    Lortzing: Zar und Zimmermann
    Wagner: Die Meistersinger oder Der Fliegende Holländer (jeweils Auswahl)
    Saint-Saens: Der Karneval der Tiere
    Strauß: Die Fledermaus und Walzer
    Strauss: Till Eulenspiegel


    1. Hälfte 20. Jahrhundert
    Ives: The Unanswered Question
    Prokofieff: Symphonie Classique
    Ravel: Bolero
    Strawinsky: Petruschka
    Orff: Die Kluge
    Britten: The Young Person's Guide


    2. Hälfte 20. Jahrhundert
    Bernstein: West Side Story
    Reich: Drumming
    The Who: Tommy


    Jazz
    L. Armstrong und Ella Fitzgerald
    Dixieland
    G. Miller
    Coltrane oder Davis
    Doldinger oder Mangelsdorff
    Diana Krall m. Cole Porter Nummern (damit nicht immer nur Männer vorkommen)


    Rock und Pop
    Sinatra
    E. Presley
    Beatles
    Santana
    Metallica
    Madonna


    Wie immer sähe das morgen bestimmt schon wieder anders aus, gefiele mir heute aber schon mal besser so.


    :hello: Rideamus

  • Hallo!


    Eieiei, da kenne ich ja schon einiges nicht, was man als Hauptschüler kennen muß! :O



    Das kenne ich alles (wenn überhaupt) nur dem Namen nach.


    @Peter B.:


    Zitat

    Dass Bach ausgerechnet mit einem Werk in diesem Basiskanon steht, das nicht von ihm ist ...


    Ist es doch! BWV 538 8)


    @Paul:


    Zitat

    ein Cellokonzert von Boccherini. Vermutlich Grützmachers Version.


    Ja, ich bin auch für mehr Boccherini! :D
    Aber nicht ausgerechnet dieses Machwerk, das ist nicht von ihm! X(
    Wie wärs mit dem Menuett?


    @Rideamus: Pachelbel ist Barock, nicht Renaissance!


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Zitat

    Original von Rideamus
    Man kann diesen Kanon natürlich ebenso leicht zerschießen wie jeden beliebigen anderen...


    Was ich ausdrücklich nicht will, aber ein bisschen ändern würde ich Deinen schon.


    Zitat


    bis ca. 1600 (Mittelalter und Renaissance) wenn überhaupt etwas:
    Hildegard von Bingen (?)
    Pachelbel: Kanon und Gigue


    Zunächst würde ich Pachelbel mal wieder in den Barock stecken und beim Mittelalter ein kurzes gregorinaisches und ein weltliches Beispiel nehmen, also vielleicht das eingängige "Dies irae" und ein nettes Minnelied, dazu einen Tanzsatz – "Catcaney" oder so etwas.


    Zitat

    Barock
    Charpentier: Te Deum
    Vivaldi: Die vier Jahreszeiten
    Händel: Wassermusik oder Feuerwerksmusik
    J.S. Bach: Goldberg-Variationen


    Hier käme dann der Pachelbel mit einprägsamer Melodik und ein spätes Concerto-Beispiel, Brandenburg. Konz. Nr. 2 vielleicht; jedenfalls keine überstundenlangen Goldbergvariationen. Dazu noch eine Händel-Arie: Ombra mai fu – kommt immer gut.



    Wäre mir zuviel als Hauptschüler . :D
    Statt Sinfonie 41 lieber ein Klavierkonzert, das hatten wir noch nicht.



    Bis auf Wagner wirkt das alles ein bisschen wie Schonkost. Es soll im 19. Jh. auch Sinfonien gegeben haben. :yes:



    Den Orff finde ich hier überrepräsentiert. Wo ist Hindemith?


    Zitat

    2. Hälfte 20. Jahrhundert
    Bernstein: West Side Story
    Reich: Drumming
    The Who: Tommy


    So toll ist Tommy nun auch wieder nicht. Da könnte ich auch "Hair" oder oder sonstwas nehemen. Ich vermisse Zappa und Ligeti.



    Ella F. hatte ich eigentlich auch als weiblich in Erinnerung. :D
    Trotzdem würde ich Billie Holiday dazunehmen.
    Und mit Barbershop und Arbeitsliedern anfangen.



    Zumindest die letzten drei sind sowieso bekannt. Beatles wohl auch.


    Handyklingeltöne setze ich übrigens bei allen Schulformen als bekannt voraus. :D

  • Hallo,


    ich habe die Liste des Kanons für Hauptschüler meiner Enkelin 12. Klasse Gymnasium und deren Freundin, die gerade die schriftliche Abiturprüfung abgeschlossen hat, geschickt und erhielt soeben die Antworten. Das Ergebnis ist deprimierend. Davon sind nicht einmal 70 % bekannt. Jetzt stellt sich natürlich für mich die Frage, wieviel davon ein Hauptschüler kennt. Ferner würde mich interessieren, ob dieses Papier der Konrad-Adenauer-Stiftung den Kultusministerien bekannt ist.


    LG


    Emotione

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Santana
    Metallica
    Madonna


    Zumindest die letzten drei sind sowieso bekannt. Beatles wohl auch.


    Santana bekannt an einer Hauptschule? Im Lehrerzimmer vielleicht... :lips:


    Sorry, ich bin da berufsgeschädigt, dieser Kanon für Hauptschüler ist sowas von utopisches Wunschdenken... :no: :no: :no:

  • Ups :faint:


    Habe ich mich doch glatt in der Zeile verirrt. Danke Pius und Hildebrandt.


    @ Hildebrandt: Deinen Vorschlägen zum Mittelalter schließe ich mich gerne an. Auch Deine Barockvorschlägen und den Austausch der Mozartsymphonie gegen ein Klavierkonzert finde ich sehr gut. Für den Gluck würde ich dann den Pachelbel nehmen.


    Im 19. Jahrhundert hatte ich in letzter Sekunde noch Berlioz' Symphonie Fantastique rausgeworfen, weil's eine zuviel war. Hätte ich nicht tun sollen. Aber was streichen? Eine Spieloper sollte schon dabei sein.


    DIE KLUGE fiel mir auch am schwersten, aber die CARMINA BURANA sind wohl textlich zu hoch. CARDILLAC und MATHIS sowieso, und von Hindemiths Einaktern (NEUES VOM TAGE?) kriegt man ja kaum mehr hörbares Material. Wenigstens eine Oper des 20. Jh. sollte aber auch in der Hauptschule schon angesprochen werden. Vielleicht Braunfels' DIE VÖGEL oder doch PORGY AND BESS in Auszügen? Letzteres kann man ja mit Louis Armstrong und Ella Fitzgerald verbinden. :yes:


    HAIR statt TOMMY hätte auch was. Jedenfalls ist alles ist besser als Lloyd Webber.


    Ligety gerne, aber was streichen? Ives? Viellkeicht kann man dessen sehr kurzes Stück gleich mit einem Ligety koppeln.


    Immerhin scheint bei dieser Liste der Konsens ja doch etwas leichter zu fallen als bei den 100 Besten. Richtig spannend wird's ja auch erst in den beiden nächsten Stufen. :pfeif:


    EDIT @ Blackadder und Emotione: mir ist klar, dass schon diese Basisliste heute utopisch ist. War sie aber nicht immer, und das sollte man nicht einfach schon im Konzept hinnehmen. Schließlich verlangt man ja auch die Fähigkeit, einen fehlerfreien deutschen Satz mit mindestens einem Nebensatz zu bilden und steckt dieses Ziel nicht auf, weil ein erschreckender Anteil an Hauptschülern das nicht schafft. Aber vielleicht kann man statt Ligety und Ives ja ein Stück Computermusik einlegen.


    Oder Musikanalyse von Klingeltönen machen. ?(


    :hello: Rideamus

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  • Wie kommt ihr auf die Idee, einem Hautschüler Ligeti, Ives und Hindemith vorzusetzen ?(


    Ich habe vor kurzem Abitur gemacht und in meiner Stufe kennt niemand außer den besonders musikalisch interessierten auch nur mehr als 2 Werke dieser Liste beim Namen.
    Ich glaub, ihr wart zu lange nicht mehr in der Schule ;)

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Zitat

    Original von petemonova
    Also ich denke, dass man nicht alle Stücke kennen muss als Schulabgänger, aber für die wichtigsten musikalischen Elemente ein exemplarisches Beispiel an die Hand bekommen hat. Und da ist es IMO egal, ob es für das Element Oper eine Zauberflöte, ein Freischütz oder eine aktuell gespielte Oper in der Stadt ist, die man dann als Unterrichtsergänzung besucht.


    Lieber Peter,


    ich denke, das ist das Prinzip dieser Liste, es geht weniger um Repräsentanz bestimmter Komponisten als um musikdidaktische Ziele. Dazu nimmt man Werke, mit denen man dieses Ziel erreicht wird. Während in den Lehrplänen nur die Lehrziele angegeben sind, wird durch die Liste versucht, eine gewisse Repräsentanz von einigen als wichtig angesehenen Werken zu erreichen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man in der Hauptschule die komplette 5. Sinfonie behandeln kann, vielleicht (Auszüge aus) Satz 1 und 4 mit Beispielen aus Satz 2 und 3. Wenn es nicht gelingt, die Stücke auf die Clip-Aufnahmefähigkeit herunterzubrechen, kommt nichts davon an. Auf der anderen Seite sind Anreize durch Rock und Pop sicher nicht falsch, auch wenn mir Elvis als ebenso optimistisch erscheint wie ein Walzer von Strauß.


    Hut ab vor dem Lehrer, der dieses Programm schafft. Aber solange er den Kids nicht die Kopfhörer aus den Ohren reißt ...


    Liebe Grüße Peter

  • Modifizierte Liste, von der ich ausgehe, dass selbst diese, gemessen an der verfügbaren Stundenanzahl, sehr gewagt ausfällt. Mehr ist nicht drin... Alles was darüber geht verlangt schon aktives Interesse des/der Schüler selbst. Wir reden hier von Hauptschule. Das heißt, das Niveau dieser Schulform ist leider stark gesunken und auf keinen Fall mit der Hauptschule von vor 20 Jahren vergleichbar. Bitter, aber wahr..


    bis ca. 1600 (Mittelalter und Renaissance)


    gestrichen


    Barock


    Vivaldi: Die vier Jahreszeiten
    Händel: Wassermusik, Feuermusik


    Klassik


    Mozart: Kleine Nachtmusik
    Mozart: Die Zauberflöte
    Beethoven: 5. Sinfonie


    19. Jahrhundert


    Smetana: Die Moldau
    Strauß: Walzer
    Rimskij-Korsakow: Hummelflug



    1. Hälfte 20. Jahrhundert


    Ravel: Bolero
    Prokofjew: Peter und der Wolf



    2. Hälfte 20. Jahrhundert


    Bernstein: West Side Story



    Jazz


    L. Armstrong
    G. Miller


    Rock und Pop


    E. Presley
    Beatles

  • Zitat

    Original von Blackadder


    Santana bekannt an einer Hauptschule? Im Lehrerzimmer vielleicht...


    Da magst Du Recht haben,...


    Zitat

    Sorry, ich bin da berufsgeschädigt, dieser Kanon für Hauptschüler ist sowas von utopisches Wunschdenken...


    ...aber es geht doch hier um Wunschdenken, oder? Da stand doch "sollte" und nicht "wird wohl".


    Wenn ich die Realität abbilden will, bleibe ich gleich bei Klingeltönen – wiederum ganz egal, bei welcher Schulform.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    ...aber es geht doch hier um Wunschdenken, oder? Da stand doch "sollte" und nicht "wird wohl".


    Meine modifizierte Liste ist Wunschdenken...

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  • Zitat

    Original von Rideamus
    Ich stimme petemonova auch insofern zu, dass die ausgewählten Stücke eher archetypisch sein sollten. Deshalb finde ich es auch merkwürdig, da ausgerechnet den Säbeltanz von Chatchaturian oder Elgars POMP AND CIRCUMSTANCE zu finden, um von dem schlimmsten Ausreißer, nämlich Lloyd Webber, einmal ganz zu schweigen.


    Ich finde die Findungskommission für die Liste auch ein wenig überraschend bei einigen Stücken (auf Pomp and Circumstances - es wird nur der bewusste Marsch sein) wäre ich außerhalb eines englischsprachigen Landes nicht gekommen. Den Säbeltanz gibt es auch in einer fetzigen Rockversion - das macht es dann wohl


    Zitat

    Auch die Jazz-Auswahl lediglich mit Louis Armstrong und Glenn Miller ist wohl kaum ernst zu nehmen.


    Schon damit wirst Du bei Hauptschülern Deine liebe Not haben. Beim ersten Lesen kam mir ja schon die Galle hoch, dass hier eine Dreiklassen-Bildungsgesellschaft angestrebt wird, aber es entspricht der Wirklichkeit, also habe ich sie mal wieder runtergeschluckt. Schon bei den Oberschülern wirst Du mit einigem aus dieser Liste Deine liebe Not haben! Also nach Stücken suchen, die den Lernenden tatsächlich begegnet sind bzw. leicht begegnen könnten.


    Zitat

    Auf die problematiche Wahl des Bach-Werkes wurde ja schon hingewiesen, und dass die Oper lediglich mit den Märchenstücken DIE ZAUBERFLÖTE und DIE KLUGE repräsentiert ist, wirft in der Tat ein seltsames Licht auf die Wahrnehmung der Grundschüler.


    Oper ist zu lang und ziemlich ungeil. Meine Kinder gingen auf eine katholische Grundschule, die einen guten Ruf hatte (und gleich auf der anderen Straßenseite lag) - die sind tatsächlich in eine Aufführung von Hänsel und Gretel gegangen mit ihrer Klasse - aber die Rückmeldungen waren vernichtend (obwohl sie mehr die Urteile von anderen Klassenkameraden widerspiegelten - aber eine Klasse ist eben kein Individualunterricht). Im Nachhinein war wieder einiges zu nieten (ich habe mich an meinen Klassenbesuch von "Wilhelm Tell", diesmal den von Schiller erinnert - mit der gesamten Klasse eine Katastrophe, obwohl ich meinen Schiller liebte). Aber bei der Länge der Stücke ist die Geduld der Amusischen schnell erschöpft - und dann geht die Witzelei los ... und die ist wirksamer als alles auf der Bühne. Vorbereitet war natürlich alles im Unterricht, aber ...


    zu einigen Deiner Vorschläge:


    Zitat


    Hildegard von Bingen (?)


    Die Texte sind - selbst wenn man sie übersetzt - nur verständlich bei einer größeren Einsicht in Mittelalter oder Spiritualität. Meine Idee wäre etwas Deftiges aus den Carmina - Mittelaltergruppen haben z.B. auch "In Taberna" drauf (nicht nach Orff!)


    Zitat


    Händel: Wassermusik oder Feuerwerksmusik


    Ich denke auch, dass das alternativ gemeint war.


    Zitat


    J.S. Bach: Goldberg-Variationen


    o, o ... Wenn da wenigstens der ursprüngliche Zweck der Aria erreicht wird ...


    Zitat


    Lortzing: Zar und Zimmermann
    Wagner: Die Meistersinger oder Der Fliegende Holländer (jeweils Auswahl)


    s.o. Der Fliegende Holländer, v.a. Ouvertüre, Ballade der Senta und Finale vielleicht, aber nicht einfach ...


    Zitat


    Strauß: Die Fledermaus


    Mutig - aber die Story kommt auf der HS wohl kaum an.l


    Zitat


    Orff: Die Kluge


    auch eine der Nennungen der Liste, die ich sehr mutig finde - aber das hat schon was, wünschenswert wäre es (auf dem Gymnasium haben wir damals die Kluge gehört).


    Zitat


    L. Armstrong und Ella Fitzgerald


    ... und Bessie Smith ...


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Meine modifizierte Liste ist Wunschdenken...


    Wir wollen ja nicht realistisch werden. Sonst schlüge ich vor, Musik ganz zu streichen und die Schwerpunkte auf das Ausfüllen von Sozial- und Arbeistsamtsformularen zu legen.


    Aber wieder seriös:


    Musikalische Sachverhalte lassen sich vielleicht doch eher an übersichtlicheren Beispielen erkennen, weshalb ich auf Mittelalter und Renaissance lieber nicht verzichten möchte.

  • Okay, nicht nur ich war zu lange nicht mehr in der Schule, das gilt wohl auch für meine Kinder, die vor gut 20 Jahren in der Hauptschule incl. der ersten vier Gymnasialstufen durchaus noch einiges davon mitbekommen haben.


    Natürlich ist Oper und klassische Musik insgesamt ungeil. Also beschränke man sich auf die Analyse von Klingeltönen und bekannter Popmusik. Macht wahrscheinlich mehr Sinn.


    Ich nehme ohnehin an, dass jeder ursprünglich idealistische Musiklehrer (gibt's die auf Hauptschulen überhaupt noch?) den Weg von meinem ersten Posting hier zu diesem in ähnlicher Windeseile durchmacht.


    :hello: Rideamus

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Wir wollen ja nicht realistisch werden. Sonst schlüge ich vor, Musik ganz zu streichen und die Schwerpunkte auf das Ausfüllen von Sozial- und Arbeistsamtsformularen zu legen


    Meine Liste war jetzt wirklich ganz unironisch gemeint und sie behält immer noch genug Herausforderung für jeden Musikunterricht an einer Hauptschule.


    Zitat

    Musikalische Sachverhalte lassen sich vielleicht doch eher an übersichtlicheren Beispielen erkennen, weshalb ich auf Mittelalter und Renaissance lieber nicht verzichten möchte.


    Auf jeden Fall. Deswegen findet sich Mittelalter in meiner Realschulliste wieder, Renaissance gibts dann auch noch in meiner G8-Liste :D


    Aber bevor ich's vergesse. Jeder an dieser Diskussion Beteiligte sollte sich vor Augen halten, dass wir von Hauptschule sprechen. Ich gehe nicht davon aus, dass ein Teilnehmer dieses Forums eine solche besucht hat, bzw. wenn, dann vor einiger Zeit, als es dort noch anders zuging. Auch wenn ich herausfordernde Schulpläne gutheiße, soillten sie so gestaltet sein, dass man das Klientel und sein Leistungsvermögen nicht aus den Augen verliert. Alleine an das Gute und Fördernswerte im Menschen zu appellieren und einen sehr *räusper* optimistischen Kanon zu veröffentlichen wirkt auf mich dann schon sehr zynisch. Ich gehe davon aus, dass die Herrschaften, die die von Peter zitierte Liste erstellt haben, gute Absichten haben. Ich gehe aber auch davon aus, dass diese Leute alle Abitur und ein Studium abgeschlossen haben...

  • Zitat

    Original von Emotione
    ich habe die Liste des Kanons für Hauptschüler meiner Enkelin 12. Klasse Gymnasium und deren Freundin, die gerade die schriftliche Abiturprüfung abgeschlossen hat, geschickt und erhielt soeben die Antworten. Das Ergebnis ist deprimierend. Davon sind nicht einmal 70 % bekannt. Jetzt stellt sich natürlich für mich die Frage, wieviel davon ein Hauptschüler kennt. Ferner würde mich interessieren, ob dieses Papier der Konrad-Adenauer-Stiftung den Kultusministerien bekannt ist.


    Liebe Emotione,


    das Papier ist auf Konsens ausgelegt und wird innerhalb der Kultusministerien durchaus mit einem gewissen Wohlwollen gesehen. Scharfer Gegenwind kommt vor allem von den Hochschullehrern, deren Kritik (ua. nachzulesen in der Märzausgabe der nmz im Forum Musikpädagogik) mE z.T. an der Wirklichkeit vorbeizielt, wenn etwa die Abstufung nach Schulstufen oder die hinter einem Werkkanon stehende "fehlende Wertschätzung einer individuellen Aneignung von Welt" kritisiert wird. Inzwischen gibt es schon reichhaltige Literatur zu den Empfehlungen (von denen die Werkliste ja nur ein Teil - und der umstrittenste - ist). Um mal die zwei Gegenpositionen zu nennen:


    Jörg-Dietrich Gauger/Hermann Wilske (Hrag.): Bildungsoffensive Musikunterricht. Herausgegeben im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Mit Geleitworten von Anne-Sophie Mutter, Dietrich Fischer-Dieskau und Daniel Barenboim. Freiburg. Rombach 2007


    Hermann J. Kaiser u.a.: Bildungsoffensive Musikunterricht? Das Grundsatzpapier der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Diskussion. Regensburg: ConBrio 2006


    Das Papier ist u.a. gerade deshalb entstanden, weil die Kenntnisse im "Kernbereich" immer weiter zurückgehen und man mit einer Vielzahl von Maßnahmen (zentrale Punkte des Papiers sind schon Stärkung der musikalischen Erziehung vom Kindergarten an u.a. auch durch eine entsprechende - auch personelle - Ausstattung der verschiedenen pädagogischen Institutionen) dagegen vorgehen will.


    Von dem ethnischen Problem, das v.a. Hauptschulklassen im städtischen Gebieten haben, will ich hier gar nicht erst anfangen ...


    Liebe Grüße Peter

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  • Zitat

    Original von Blackadder


    bis ca. 1600 (Mittelalter und Renaissance)


    gestrichen


    Lieber Blackadder,


    das Mittelalter ist mE eher präsent als vieles andere. Ob im Bereich der Rockmusik, ob bei Mittelalter-Märkten u.ä. - da lässt sich musikalisch anknüpfen und auch Passendes finden. Dank Corvus Corax etwa hätte ich kein Problem mit dem Palästinalied - auch in einer HS-Klasse.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von pbrixius
    ...das Mittelalter ist mE eher präsent als vieles andere. Ob im Bereich der Rockmusik, ob bei Mittelalter-Märkten u.ä. - da lässt sich musikalisch anknüpfen und auch Passendes finden. Dank Corvus Corax etwa hätte ich kein Problem mit dem Palästinalied - auch in einer HS-Klasse.


    Stimmt, möglicherweise sogar die Epoche mit dem meisten Zuspruch und Interesse...

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Ich gehe davon aus, dass die Herrschaften, die die von Peter zitierte Liste erstellt haben, gute Absichten haben. Ich gehe aber auch davon aus, dass diese Leute alle Abitur und ein Studium abgeschlossen haben...


    So ist es. Aber immerhin sitzen ein Regelschulrektor und die Vorsitzende des Deutschen Elternvereins mit in dem Gremium, die beiden hören sich danach an, dass sie noch relativ in der Nähe des Geschehens sind bzw. waren.


    Was mir in der Nachschau positiv auffällt: Bis 1945 hätte mit Sicherheit nicht nur ein Militärmarsch zur Grundausstattung des einfachen Volkes gehört. Dass es nun nur noch der (doch auch ein wenig schräge) von Elgar ist, tröstet mich über vieles hinweg. Man braucht nur die Programme von Rieu anzusehen, um zu wissen, wie viel an Märschen in einer älteren Generation noch populär sind.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Modifizierte Liste, von der ich ausgehe, dass selbst diese, gemessen an der verfügbaren Stundenanzahl, sehr gewagt ausfällt. Mehr ist nicht drin...


    Man muss ja feststellen, dass immer mehr am Musikunterricht gespart wird (weil das Fach ein großes Legitimationsproblem hat), Unterricht ausfällt oder einfach kaum Ausstattung an der Schule vorhanden ist.
    Und wenn man als Lehrer nur einmal in der Woche seine Klasse sieht, hat man fast keine Möglichkeiten, etwas auf die Beine zu stellen. Zumal auch bei den Schülern die Beliebtheit des Musikunterrichts oftmals gegen Null geht.
    Neben Musikgeschichte und -theorie soll ja vor allem die Praxis im Unterricht nicht zu kurz kommen.


    Ich würde also eher fragen, welche Kompetenzen ein Schulabgänger im Bereich (klassische) Musik erworben haben sollte.


    Nochmal zu den Werken: Es gibt auch ziemlich luxuriöse Situationen. Ich habe zuletzt 4 Wochen Praktikum an einem Gymnasium gemacht und dort einen Leistungskurs (5 Stunden Musik pro Woche) begleitet. In dieser Zeit lernte der Kurs folgende Werke kennen:


    - Solidaritätslied / Internationale
    - Strauss: Heldenleben
    - Birtwistle: Shadows of the Night
    - Britten: War Requiem


    Das ist natürlich an vielen Hauptschulen völlig utopisch, aber vielleicht ist so eine Liste als Endziel dann doch möglich.



    LG, Peter.

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  • Zitat

    Original von Liebestraum
    von einem listenartigen grundlegenden Klassik-Kanon für Schulabgänger halte ich gar nichts!


    Lieber Liebestraum,


    das ist schön zu wissen. Eine Begründung dazu würde dem Votum in einem Diskussionsthread natürlich ein wenig mehr Gewicht verleihen.


    Hier sind schon einige Aspekte zur Sprache gekommen, die für einen Kanon sprechen. Wenn man von einer zunehmenden Abnahme musikalischer Kenntnisse ausgeht, so bringt ein Kanon zumindestens ein messbares Kriterium in die Betrachtung ein. Der Kanon alleine tut es natürlich nicht, die Frage ist ja zum einen, wie ich die jeweiligen Werknennungen begründe (und da ist ja vieles der Musikdidaktik verpflichtet), die andere Frage, wie verpflichtend so ein Kanon sein kann in einem Fach, bei dem es nicht externe Abschlussprüfungen gibt. Insoweit ist der Kanon orientierend - und eine Orientierung kann doch mE nicht so daneben sein, dass man sie gleich so rigoros ablehnt.


    LG Peter

  • Hallo Peter,


    ich halte das Schulfach Musik (ebenso wie u.a. Sport) für ein Ausgleichsfach.


    Wir verlangen ja von vielen Taminos auch nicht, dass sie noch 800 m laufen sollen!!??


    Die gegenwärtigen Rahmenpläne des Faches Musik in den unterschiedlichsten Bundesländern beinhalten die wichtigsten Musikstücke aller Stilrichtungen.


    Jeder Schüler, der von dieser Musik angeregt worden ist, wird sich auch ohne große Anleitung der klassischen Musik nähern. Andere werden Interesse am Jazz, Musical durch ihr Leben mit sich nehmen. Andere werden beim Rock / Pop oder Schlager hängen bleiben. Was ist daran schlimm?


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    ich halte das Schulfach Musik (ebenso wie u.a. Sport) für ein Ausgleichsfach.


    Hallo Liebestraum,


    ware es das, so wäre es (ebenso wie der Sport) an der Schule überflüssig. Hier zu begründen, dass Sport ein notwendiges Fach ist (denke nur mal an mens sana in corpore sana), wäre hier OT. Aber nicht umsonst gibt es im Zeitalter von überfütterten Teenagern eine Vielzahl von Bemühungen, sie aus gesundheitlichen und sozialen Gründen zum Sport zu bringen - und da ist Schulsport oft der einzige Ansatzpunkt.


    Wichtiger ist aber die Frage, warum die musischen Fächer ein notwendiger Bestandteil einer auf die Ausbildung eines ganzheitlich gesehen Menschen ist. Neben Wissen und körperlichen Fähigkeiten sind es die Fächer, die die kreativen Möglichkeiten von Kindern und Jugendlichen wecken - und das Verständnis für ein über ein funktionales Zuordnen hinausgehendes Menschenbild. Musik ist als Fach ist ein Teil der Persönlichkeitsbildung, das Distanz zur Gegenwart, Inspiration zur Neugestaltung und die Voraussetzung für die Fähigkeit schafft, Neues zu erleben und zu verstehen.


    Jugendliche definieren sich selbst über ästhetische Trends und Wahrnehmungen. Umso wichtiger ist es, über eine ästhetische Bildung Orientierungen zu schaffen. Die Vermittlung individueller und kultureller Identität verläuft nicht zuletzt über die musikalische Bildung.



    Zitat

    Wir verlangen ja von vielen Taminos auch nicht, dass sie noch 800 m laufen sollen!!??


    Nun mal ehrlich, wo liegt denn das Problem, 800m zu laufen? Als ich zum Bund kam, war ich froh, dass ich über Mittel- und Langstrecken keine Probleme hatte, sondern auf einer guten Basis aufbauen konnte. Wer aus gesundheitlichen Gründen keine 800m laufen kann, wird für mich kein schlechterer Mensch sein, aber ohne ein gewisses Maß an Bewegung fetten auch die grauen Zellen ein ... Aber das ist nun wirklich OT



    Zitat

    Die gegenwärtigen Rahmenpläne des Faches Musik in den unterschiedlichsten Bundesländern beinhalten die wichtigsten Musikstücke aller Stilrichtungen.


    Tun sie das? Oder werden "nur" Lernziele genannt, die dann auch am Ende mit einer Wochenstunde erreichbar sind. Ein wenig positives Kernwissen - und das will der Kanon - kann ja nicht eine vielseitige Ergänzung bei interessierten Schülern verhindern.



    Zitat

    Jeder Schüler, der von dieser Musik angeregt worden ist, wird sich auch ohne große Anleitung der klassischen Musik nähern. Andere werden Interesse am Jazz, Musical durch ihr Leben mit sich nehmen. Andere werden beim Rock / Pop oder Schlager hängen bleiben. Was ist daran schlimm?


    Die Liste beinhaltet doch auch Werke aus dem Bereich von Jazz, Pop und Rock. Das eine ist, Werke zu kennen, das andere, darüber zu kommunizieren. Die Fähigkeit zu kommunizieren ist für mich eine der wichtigsten Ziele, die Schule hat.


    Liebe Grüße Peter

  • Lieber Peter,


    viele möchten aber nicht viel über die Musik kommunizieren, sie möchten sie einfach hören und sich daran erfreuen. Zu diesen Menschen zähle ich mich auch. Ich bringe hier oftmals nur Aufnahmen ein, die mir gefallen oder auch nicht.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    viele möchten aber nicht viel über die Musik kommunizieren, sie möchten sie einfach hören und sich daran erfreuen. Zu diesen Menschen zähle ich mich auch. Ich bringe hier oftmals nur Aufnahmen ein, die mir gefallen oder auch nicht.


    Lieber Liebestraum,


    mein Verständnis für Dich ist Dir sicher. Menschen möchten aber in der Regel über Erlebnisse, vor allem wenn sie sie besonders bewegen, auch kommunizieren können. Wenn man es ihnen nicht ermöglicht, lässt man sie mit ihrem Erlebnis allein, sie können es noch nicht einmal mit einem anderen teilen.


    Zur Erziehung der Gefühle - und die halte ich bei Kindern und Jugendlichen für sehr wichtig - gehört eben die Versprachlichung. Viele Gewaltprobleme (nicht nur bei Jugendlichen) entstehen dadurch, dass Leute ihre Gefühle nicht zur Sprache bringen können. Deshalb werden heute gerade in der Pädagogik die Ziele in dieser Richtung bestimmt.


    Wie gesagt, Musik nimmt beim Menschen einen zentralen Platz ein - und gerade Jugendliche definieren sich häufig über ihre Musik. Umso wichtiger ist es, sich hier mitteilen zu können.


    Liebe Grüße Peter

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