"aida" münster

  • gestern,habe ich,was sonst nicht mein ding ist(zumindest nicht bei opern),zum ersten mal,eine vorstellung nach der pause verlassen.
    viell. ist´s ja noch besser geworden,aber das bezweifle ich.


    nach der premiere,vor ein paar monaten,gab es überschwängliche kritiken,daher habe ich mich hinreissen lassen u. bin mal wieder in MS in die oper.
    (hätte es besser bleiben lassen)


    das orchester schien die meiste zeit nicht zusammen zu sein und dabei wird der neue chef so sehr gelobt.ich versteh das alles gar nicht.


    von singen keine spur,da wurde mehr geschrien als sonst was.
    inszenierung und bühnenbild billig,da nützt auch kein augen schliessen,denn dann stört das geschreie auf der bühne noch mehr.
    der männerchor,ansonsten,f. münsteraner verhältnisse,nicht schlecht,war auch nichts,nur zusammen m. d. frauen,war´s ganz ok.


    vergeudete zeit,da hab´ ich mir mein steak anschließend um so mehr schmecken lassen.


    lg yago

  • O-Ton meiner freundin u. kollegin
    "komm´ gehen wir,ich lass mir doch meine schöne "aida" nicht so verhundsen"
    :no:

  • Ach, wie ärgerlich. Was haben die denn da wieder verbrochen? Beschreib doch mal.


    Ich mache schon seit Jahren einen Bogen um Münster und um Essen. Das sind auf Grund der Inszenierunegn meine Feindopernhäuser.

  • naja,
    das aalto in essen,ist ja gleich nach der wiener stop,mein lieblingsopernhaus.(hier wurde ich noch nie enttäuscht)
    von der regie noch am wenigsten,stimmlich,gibt´s zwar immer wieder auch tolle abende,aber in wien werde ich da natürlich mehr verwöhnt(auch in der vop)
    und preislich ist essen sowieso ein paradies(bei meinem wahlabo zahl ich pro karte 27,45 in PK2)


    und,wenn du auch mal ballett sehen möchtest,dann kann ich dir "dornröschen" empfehlen,ganz klassisch,also,etwas f. deinen geschmack.


    in münster,werde ich leider immer wieder enttäuscht.
    zwar gelingt ihnen ab und zu auch etwas("don carlos"...hilsdorf;oder, schon einige jahre her,"le grand macabre"das war wirkl. super)
    auch der ring war ganz in ordnung,obwohl zieml. "brav".


    bei der "aida" hatte ich 2.-besetzung und am meisten hat mich gestört,dass schrecklich gesungen wurde.naja mehr geschrie´n als gesungen.das orchester war alles andere als gut.
    das bühnenbild war "billig".
    ganz schrecklich die beiden "elefanten.(so ´ne art "gitterbett" mit stroh umwickelt,einfach nur lächerlich)
    in der pause sind wir gegangen,denn ich wollte mir die erinnerung an michele crider,die ich im sept. in essen erleben konnte,nicht gänzlich kaputt machen lassen.


    dafür hat MS ein sehr gutes tanztheater,auch wenn der goldin,immer wieder ein u. den selben stil tanzen lässt.


    aber dafür,werde ich morgen,mein diesjähriges highligt haben.
    ("manon",anna netrebko...hab´vorhin meine karten abgeholt.sitze in reihe 15)


    (in essen sehe ich diese saison noch,"tannhäuser","semele" u."frau ohne schatten"u.das ballett "leonce u. lena")


    lg yago

  • Die Aida-Vorstellung am 6.4. war tatsächlich nicht besonders gut, warscheinlich mit eine der schlechtesten Aufführungen überhaupt.


    Ich werde mich hier jetzt auf keine Diskussionen einlassen, möchte aber erklären, warum diese Aufführung so schlecht war.


    Wir sind ein mittleres Haus.
    D.h., das Orchester hat im Prinzip keine B-Besetzung wie ein großes Haus, es müssen immer- fast- alle spielen.


    Auch der Chor ist recht klein und es müssen -fast- immer alle ran.


    Diese Aida war insofern unglücklich, da die ganze Woche vorher ohne Pause Proben für das nächste Sinfoniekonzert waren.


    Unmittelbar vor dieser Probenwoche war Premiere von Tristan, der natürlich sehr aufreibende Endproben vorangingen und unmittelbar vor dieser besagten Aida vom 6.4. war auch noch die B-Premiere des Tristan (B-Premiere für die Solisten, das Orchester und der Männerchor haben die ganze Zeit überwiegend in identischer Besetzung gespielt und gesungen.)



    Dazu war der Chor in der Zeit der Tristan-Proben mit Proben für zwei Produktionen (die andere war das Projekt mit dem Theaterjugendorchester) belastet, manchmal mit zwei Proben der verschiedenen Produktionen zur gleichen Zeit!
    Das erklärt, warum die Damen des Chores noch ganz ok waren, denn sie werden im Tristan nicht gebraucht.


    Das bedeutet:


    Aida war zu diesem Zeitpunkt längere Zeit nicht gespielt worden.


    Das Orchester und der Chor waren am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angelangt und einfach nur noch sehr, sehr müde.
    Ich weiß noch ganz genau, daß ich persönlich an diesem 6.4. meinen Job verflucht habe, es gibt in jeder Saison mindestens eine oder zwei Vorstellungen, wo ich nur noch auf Automatik spielen kann und das Ende herbeisehne.
    Diese war eine davon.
    Und so wie mir ging es fast allen.


    Natürlich kann unter diesen Umständen normalerweise keine excellente oder wenigstens gute Aufführung stattfinden.


    Das braucht und hat das Publikum eigentlich nicht zu interessieren, es ist unser Job, alles immer so gut zu machen wie es eben geht.


    Und wir versuchen das auch.


    Aber genau an diesem Punkt, in dieser Aida-Aufführung am 6.4. ,waren alle derartig platt, daß es einfach nicht mehr ging.


    So etwas kommt vor, und es ist mir unangenehm.
    Aber wir sind keine Maschinen.


    Leider ist die Proben und Aufführungsdisposition bei uns eine Katastrophe.


    Es kam z.B. mehrfach vor, daß am Morgen nach einer Tristan-Vorstellung (und Tristan ist wie das meiste von Wagner wirklich sehr anstrengend)
    schon die nächste Probe angesetzt war.
    Da torkeln dann einige Zombies auf die Probebühne.
    Es herrscht hier ein ziemlicher Verschleiß an Kraftressourcen.


    Natürlich ist das Bühnenbild genau so, wie man es noch hinkriegen kann, wenn die Mittel derartig zusammengestrichen wurden, daß man nur noch "Gebrauchtinszenierungen" übernehmen kann, welche dann wie auch im Falle unserer Manon-Inszenierung unübersehbar gebraucht und verbraucht sind.
    Billig halt.


    Über den Zustand nach den eingreifenden finanziellen Einschnitten der letzten Jahre sollte man informiert sein.
    Man kann dann leider auch nichts anderes als billig erwarten.


    Insofern denke ich, daß unsere Aida-Inszenierung noch das beste draus macht.
    Aber wenn man natürlich nur die großen prunkvollen Häuser gewöhnt ist, sollte man das Geld wirklich lieber gleich in ein Steak investieren. ;)


    Zumindest für die Sänger der A-Besetzung der Titelpartien kann ich sagen, daß sie ganz vorzüglich sind.
    Zumindest für die Mittel, welche ein mittleres Haus zur Verfügung hat.


    So sieht es aus und soviel zu meinen Erklärungen, warum diese Aida am 6.4. schlecht war.


    Immerhin war wohl der "Ring" für den Geschmack eines weitgereisten und anspruchvollen Gourmets und "Kenners" "ganz in Ordnung" .......


    Na, danke....... :no::no: :no:


    Gehe besser noch ein Steak essen.
    Oder zwei........
    Hau's Dir rein, lasse es Dir gut gehen, aber gehe bitte demnächst nur noch nach Essen, Wien, London, New York, Barcelona o.ä und lasse uns hier unseren Job ohne Deine Äußerungen ausführen.
    Bleib weg!


    Ich finde es absurd, daß jemand, der eindeutig GEGEN eine kulturelle Aufwertung dieser Stadt in Form einer seit Jahrzehnten geplanten Musikhalle eingetreten ist( absurderweise auch noch hier bei Tamino-einem Musik und Kunstforum) und anscheinend mit der miserablen Spielstätte hier zufrieden ist (denn er geht ja selber dort normalerweise dort nicht hin, das ist unter seiner Würde), dem die ganzen Einsparungen hier im Hause völlig entgangen zu sein scheinen, oder sie sind ihm egal, sich dann derartig abfällig äußert.


    Die Musikhalle ist ja nun endgültig Geschichte.
    Vielen Dank dafür an Musikkenner wie Dich, stellvertretend für alle anderen Hornochsen in dieser Stadt.


    Mir wird ob dieses eindeutigen Snobismus speiübel!


    Und ich werde hier tatsächlich nach diesen meinen Ausführungen nicht weiter diskutieren.
    Leute wie Du haben den Traum von sehr vielen Musikliebhabern hier kaputtgemacht, nachdem über Jahrzehnte Geld gesammelt wurde.


    Ich habe mir geschworen, mit Gegnern der Musikhalle kein Wort mehr zu reden.
    Und ab jetzt gilt das auch bei Tamino für mich.


    Das öffentliche Weitergeben von Insider-Infos ist mir eigentlich sowieso grundsätzlich vom Arbeitgeber untersagt und ich möchte keinen Ärger bekommen.


    Das hier muß reichen, ich denke, daß es sowieso selten genug vorkommt, wenn von Seiten eines Beteiligten sozusagen noch eine Begründung und eine Entschuldigung nachgereicht wird.
    Ein letzter "Service" an einen "Taminoaner" ?( sozusagen.


    Übrigens habe ich meinen Eltern, welche ziemlich verwöhnt sind, was eine gute Aida angeht-natürlich in weiser Voraussicht-einen ganz anderen, wesentlich früheren Termin vor dem Tristan und mit der Sänger A-Besetzung empfohlen.
    Und bis auf die Inszenierung, welche ziemlich große Kompromisse eingehen muß, waren sie sehr angetan.
    Aber auch die Inszenierung ist einige Tage nach der Vorstellung von ihnen ohne mein Dazutun verstanden und akzeptiert worden.


    Und bis auf wenige Vorstellungen, zu denen diese unglückselige am 6.4. sicherlich gehört, gibt es immer Standing Ovations und minutenlangen Applaus am Ende.


    Diese Opernbesucher können doch nicht alle blöd sein?
    Vielleicht essen die nicht alle Steak nach der Pause?
    Wäre eine Erklärung für mich...........


    Mir tut es wirklich sehr leid für die Opernbesucher, welche das Pech haben, eine Aufführung von uns zu besuchen, welche indiskutabel ist.
    Das ist mir, wie schon gesagt, unangenehm und auch peinlich.
    Aber:


    Es kommt leider aus verschiedenen Gründen, für die weder das Orchester noch der Chor etwas kann,vor.



    Michael
    P.S.


    Ich entschuldige mich übrigens für jeden noch übrig gebliebenen Schreibfehler.
    Ich lese mehrfach Korrektur, aber oft bin ich auch einfach zu blöd. :D


    Aber mal im Ernst:
    Derartig hingerotzte und von Orthographiefehlern nur so strotzende Beiträge wären für mich fast genauso peinlich wie eine schlechte Aufführung unseres Ensembles.


    Daran solltest Du, yago, m.e. einmal arbeiten, nur so am Rande.................
    das ist natürlich nur meine Meinung.



    Zitat

    das aalto in essen,ist ja gleich nach der wiener stop,mein lieblingsopernhaus.(


    Zweimal falsches Komma.
    Was bedeutet "stop" ? [SIZE=7]Ja, ich habe es verstanden, aber so schreibt man die Wiener Staatsoper doch nicht-oder?[/SIZE]
    Ist das ein Telegramm oder ist das ein neues Zeichen von, äh... Coolness?
    Und wieso kannst Du nur Kleinschreiben?


    Das können andere als Zeichen Ihres persönlichen Stils hier auch-aber besser!


    Ich empfinde das alles als absurd und überheblich!

  • Zitat

    Original von yago


    das bühnenbild war "billig".
    ganz schrecklich die beiden "elefanten.(so ´ne art "gitterbett" mit stroh umwickelt,einfach nur lächerlich)


    Im zweiten Akt geht es um die Aufführungsgeschichte. Die Requisiten waren wegen des deutsch-französischen Kriegs in Paris und standen bei den Proben nicht zur Verfügung. Darauf soll mit den Strohelefanten hingewiesen werden. Ob das ein so schlauer Einfall ist, darüber will ich mich jetzt nicht auslassen, aber mit "billig" hat das insofern nichts zu tun.


    Des weiteren hat Michael zu Recht darauf hingewiesen, dass man die Bedingungen in einem kaputtgesparten Theater wie Münster nicht mit Essen oder gar Wien vergleichen kann.


    Ich war zweimal in der Münsterschen Aida in A- bzw. Semi-A-Besetzung und fand nicht, dass da etwas "verhundst" (um deiner Orthographie zu folgen) wurde.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von Draugur
    Ich war zweimal in der Münsterschen Aida in A- bzw. Semi-A-Besetzung und fand nicht, dass da etwas "verhundst" (um deiner Orthographie zu folgen) wurde.


    Lieber Draugur,


    ein schnelles OT zum "verhundsen" ... Das Wort "verhunzen" kommt tatsächlich vom "Hund", es heißt eben, etwas auf den Hund bringen. Der Pfeifer weist auf eine nhd. Wortbildung (vor 1600) von Hund über hundazen (vgl. Kluge, Grimm) zu hunzen (bei Lessing) hin, der der Wortbildung von du/sie zu duzen und siezen entspreche.


    Die zitierte Freundin verstand also etwas von Sprache - und ich finde es erlaubt, den Sinn eines Wortes auch einmal spielerisch durchscheinen zu lassen ...


    Liebe Grüße Peter

  • dem michael schlechtrimm geht ja nur gg. den strich,dass sie kein geld für´s konzerthaus von der stadt MS bekommen und ich dem münsteraner volksentscheid voll zustimme.(und auch mit JA gestimmt habe,wie 70% andere auch)


    wie gesagt,manchmal gelingt dem münsteraner stadttheater was,meist aber auch nicht.
    und die aida-aufführung v. 6.4. war hundsmiserabel.
    und michael,ich hab´dich im orchestergraben gesehen,du sahst auch nicht grad´ glücklich aus.


    lg yago

  • Ich möchte noch etwas zur Verteidigung der sogenannten kleinen Häuser sagen; Bis sich mir "die grosse Welt auftat ", konnte ich einige Zeit nur in Koblenz am Stadt-Theater Opernaufführungen ansehen und kenne heute noch etliche Menschen, denen es aus Gründen der Immobilität genauso ergeht.
    Dass dort andere Mittel und Möglichkeiten und Zwänge herrschen wie in grossen Häusern wie Essen, Wien, Berlin etc weiss jeder und sollte dem auch bitte Rechnung tragen.
    Ich persönlich habe dort schon den grössten Mist erlebt und wutentbrannt Vorstellungen verlassen(das aber selten bis nie den Akteuren sondern nur den Umständen und Verantwortlichen angekreidet) aber auch künstlerische Sternstunden!
    Eine in meinen Augen ideale Inszeneirung des Rigoletto werde ich niemals vergessen, die Karriere einer hochbegabten Sopranistin an diesem Haus verfolge ich seit Jahren mit Freude (vor allem Freude, dass sie immer noch bleibt, eben weil sie dort Karriere machen darf) und ganz besondere Sternstunden sind immer wieder Low Budget -Projekte mit ganz viel Engagement der Musiker und Sänger!
    Künstlerisch wird an kleinen Häusern oft eine unglaublcihe Kreativität freigesetzt, denn man ist gezwungen ,aus wenig viel zu machen, während grosse Häuser sich oft total saturiert auf ihren "Lorbeeren" ausruhen.
    Ein Paradebeispiel einer gelungenen künstlerischen Arbeit in Koblenz ist für mich das Projekt, Tanz mit Musik auf originelle Weise zu verbinden. Es gab dort eine unvegessliche Goldberg-Variationen Choreographie bei der ein Cembalo auf der Bühne den Bach spielte. ergreifend! Und die Winterreise, gesungen von einem Tenor und parallel getanzt von der Balletttruppe.
    Solche Dinge sind mir sehr wertvoll; und für eine gigantische Aida muss ich ja nciht an ein klenes Haus gehen, auch wenn sie für Menschen die anderswo nciht hin können im Repertoire sicher auch ein Gewinn ist.
    Die Zustände die Michael oben beschreibt, gelten sicher für etliche kleinere Häuser und da sollte man die Kritiklatte doch etwas anders anlegen !


    Fairy Queen

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  • "le grand macabre" in münster war beispielsweise eine meisterleistung.
    hab´ ich schon oft genug erwähnt.
    ich weiss nicht,ob michael da schon in MS im orchester war.
    lg yago

  • Ich kenne Münster und seine Oper nicht, aber muss ein "kleines" Haus wirklich eine AIDA und einen TRISTAN geben, und das noch kurz hintereinander? Da wären auch größere überfordert.


    Wenn man schon jemanden beschimpfen will, dann sollte man die Intendanz und/oder die musikalische Leitung nicht aussparen, die einen derartigen Unsinn plant, nur damit der musikalische Leiter sich auch mal an diesen Partituren versuchen und der Stadtverordnete xy sich rühmen darf, dass man in seiner Stadt sogar einen TRISTAN zu hören bekommt, auch wenn einem dabei Hören und Sehen vergeht.


    Kein vernünftiger Filmproduzent käme auf den Gedanken, mit einem Budget von, sagen wir, 100.000 Euro ein Remake von DER HERR DER RINGE zu planen. Auf Bühnen passiert das dagegen immer wieder, als ob es keine weniger aufwändigen Stoffe und Werke gäbe, die es schon längst verdienten, wieder gespielt oder gar ausgegraben zu werden. Man beachte doch nur, welch überregionalen Großerfolg ein normalerweise auch nicht gerade erstrangiges Haus wie Braunschweig mit der Ausgrabung von Mayr FEDRA erzielt oder wie John Dew Bielefeld so weit nach vorne gebracht hat, dass dort sogar Fernsehaufführungen bzw. DVDs mitgeschnitten wurden, weil er immer wieder sträflich vernachlässigte Werke heraus brachte.


    Mir tun die Sänger und Musiker leid, die sich gegen dergleichen Missbrauch nicht wehren können, während man sie andernorts mit dem richtig ausgewählten Repertoire sogar mindestens im Radio hören kann.


    :hello: Jacques Rideamus

  • lieber ridamus,
    da ist was wahres dran.
    in münster hat man in den letzten jahren millionen f. diverse wagnerprojekte rausgeschmissen(u.a. "ring"...)und für anderes war dann kein geld mehr da.
    in verschiedenen opern u. musicals wurden kostüme ausgetauscht,wie man grad lustig war.
    da kamen kostüme auf die bühne,die man erst im jahr zuvor,in einer ganz anderen produktion noch gesehen hat.
    da kann der arme michael im orchestergraben natürlich nichts dafür.
    und frau x u. y auf der bühne auch nicht.


    aber dafür hat man die preise kräftig angehoben u. wenn´s eng wird,kommt mal wieder die schliessung einer sparte íns gespräch.
    und dann ist es meist das tanztheater,das über die grenzen des münsterlandes hinaus,bekannt ist u. sehr ,sehr erfolgreich ist.


    lg yago

  • Zitat

    und auch mit JA gestimmt habe,wie 70% andere auch)


    70% von 40%, welche zur Wahl gingen

    Zitat

    ich weiss nicht,ob michael da schon in MS im orchester war.


    Ja

    Zitat

    in münster hat man in den letzten jahren millionen f. diverse wagnerprojekte rausgeschmissen(u.a. "ring"...


    War ein sehr großer Erfolg, das wichtigste, was das Musiktheater jemals auf die Beine gestellt hat.
    Unterstehe dich, das runterzuputzen

    Zitat

    in verschiedenen opern u. musicals wurden kostüme ausgetauscht,wie man grad lustig war


    Völlig normal, wen sowas stört, der soll zuhause bleiben

    Zitat

    da kamen kostüme auf die bühne,die man erst im jahr zuvor,in einer ganz anderen produktion noch gesehen hat.


    Es gibt halt Institutionen, die mit dem Geld haushalten müssen-völlig normal

    Zitat

    aber dafür hat man die preise kräftig angehoben


    Unausweichlich, wenn die Mittel gekürzt werden

    Zitat

    und die aida-aufführung v. 6.4. war hundsmiserabel.


    Ich denke, das hat jetzt wirklich jeder kapiert
    Im übrigen warst Du noch nicht mal bis zum Schluss drin und kannst Dir ein abschließendes Urteil eigentlich gar nicht erlauben.

    Zitat

    wie gesagt,manchmal gelingt dem münsteraner stadttheater was,meist aber auch nicht.


    Ich dachte, Du gehst normalerweise nicht in unser Theater.
    Wie kommt dann diese Meinung zustande?
    Uns gelingt also meist etwas nicht?
    Ich finde das beleidigend.


    @Rideamus

    Zitat

    sogar einen TRISTAN zu hören bekommt, auch wenn einem dabei Hören und Sehen vergeht


    Die Inszenierung ist bescheiden, aber ich kann nicht bestätigen, daß es musikalisch schlecht ist.
    Im Gegenteil sind die Kritiken und Publikumsreaktionen sehr gut.
    Das Hören wird Dir also nicht vergehen.


    @Peter
    Auch wenn Du im Falle des verhurzen recht haben solltest, finde ich es eigenartig, daß Du Draugur belehrst und die sehr zahlreichen Fehler von yago anscheinend in Ordnung findest.

  • Dann sage ich zur Abwechslung wieder was zu den Begleitungständen der "Musik" (=Produktion) nach Augenschein in diesen Thread:


    So wie es aussieht, sind hier alle ausführend und konsumierend Beteiligte Opfer gravierender Fehlplanungen der Verantwortlichen geworden, die sich offensichtlich völlig übernommen haben.


    Es liegt ziemlich auf der Hand, dass mit einer so dünnen Personaldecke an Sängern und Musikern keine durchgehend gleiche Leistung in dieser Abfolge von Produktionen sind, die m. E. nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn in den besonders beanspruchten Bereichen der Gesangs- (Chor und Solisten) und Orchesterpartien zumindest die Ausführenden sich abwechseln können. Wer definitiv z. B. seine Stimme erschöpft hat, kann sie auch nicht mit mehr Gage wieder auffrischen (was wahrscheinlich niemand bekam), sondern nur mit Aussetzen. Wenn gesagt wird, dass alle Solisten durchgängig geschrien haben, dann bedeutet das nicht, dass sie allesamt es nicht besser können, sondern, dass sie am Limit waren.


    Das Publikum ist darüber verständlicherweise verärgert, weil es für sein Geld den optimal machbaren Gesang und Orchesterklang hören will, und das geht nur, wenn die Agierenden entsprechend fit sein können und nicht ausgelaugt von zu vielen Vorstellungen sind.


    Das Fatale ist ein Teufelskreis, der sich in Gang setzt. Die Agierenden mussten sich mehr anstrengen mit schlechterem Ergebnis als sonst und werden vom Publikum - aus dessen Standpunkt auch verständlicherweise - auch noch angegangen.


    Wenn dies in diesem Haus weiter so betrieben wird und die Intendanz kein realistisches Verhältnis zu ihren Kapazitäten findet, dann ist zu befürchten, dass immer mehr Produktionen absacken, und gutes Personal angeschlagen daraus hervorgeht.


    Ich meine, Michaels Bericht war mehr als aufschlussreich zu einem Hintergrundthema, das die Besuchenden sicher nicht vordergründig betrachten, wenn sie einen Opernabend verbringen. Ich begrüße es sehr, dass hier zusätzlich ein Ausführender aus dessen Perspektive berichten konnte und auch berichtet hat. Dessen Perspektive hat in der Gesamtwertung von Produktionen in einem Forum wie hier sehr wohl einen Anspruch auf seinen Stellenwert, auch wenn diese nur selten hier zu Sprache kommen kann.


    LG


    :hello:


    Ulrica

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Ich möchte noch etwas zur Verteidigung der sogenannten kleinen Häuser sagen


    Liebe Fairy Queen,


    daran schließe ich mich sofort an - und zwar grundsätzlich. Ich kenne Musikausübung auf jeder Stufe, von dem Elementarunterricht bis zur "Referenz"-Aufführung eines Werkes. Es sagt mir schon etwas über der Verhältnis zur Musik aus, wenn man meint, nur im scheinbar Perfekten das Kunsterlebnis zu finden. Ich habe durchaus schon bei dem jährlichen Vorspiel, das einem die Musikschule beschert, Minuten und mehr eines ungeteilten Glückes an einer musikalischen Aufführung erlebt, bei der die Freude an und das Verständnis von Musik wie ein Funken übersprang und das Herz öffnete. Dafür habe ich bei großen Künstlern auch oft genug mit kaltem Herzen gesessen, weil sie es nicht vermochten, die Fackel weiterzureichen, und sie mir mehr über ihre uninteressante Person als über das mich bewegende Kunstwerk erzählen wollten.


    Auch an einer Stadtbühne wie in Münster geschieht Musik, spielen und singen Menschen, die ihre Einsicht und ihre Liebe zur Musik dem Publikum weitergeben. Es kann sein, dass man erst etwas von Musik verstehen muss, um z.B. eine Opernaufführung in Hagen oder Detmold feiern zu können - und zwar nicht aus Kleinstadtpatriotismus, sondern weil hier Mut und Können zusammen gekommen sind. Wenn mich eines an einem Teil der Traditionalisten stört, so ist es ihre Fixierung auf eine Perfektion in Dingen, die mir vollkommen nebensächlich sind, wie etwa der naturalistischen Lindenbaum auf dem Tanzplatz am Anfang des Freischütz. Ich verlange weit mehr von einer Aufführung: Kunstfertigkeit und Liebe zur Musik - und die kommt leider wesentlich seltener zusammen, als man so meint.


    Selbstverständlich ist an kleinen Häusern auch nicht alles Gold, was glänzt, da stehen sie den großen in keiner Weise nach. Aber - einer der Kernsprüche der Klassik - in der Beschränkung zeigt sich erst der Meister. Beschränkungen gibt es bei großen wie bei kleinen Häusern, aber die Fähigkeit, in der Beschränkung auch große Kunst zu machen, findet man häufiger dort, wo Ideen und Engagement zusammenkommen.


    Umso schlimmer finde ich es, wenn diese Triebwerke der Kultur immer weiter abgewickelt werden und ihnen die Lebensluft genommen wird, indem sie in einen Spagat zwischen Anspruch und mangelnden finanziellen Mitteln gezwungen werden. Wenn zu einer überhöhten Anforderung auch die mangelnde Anerkennung kommt, dann wird Schindluder mit den Künstlern getrieben, dann treibt man den Geist aus, der auch ein kleines Haus beseelen kann.


    Liebe Grüße Peter

  • Lieber Rideamus,

    Zitat

    Ich kenne Münster und seine Oper nicht, aber muss ein "kleines" Haus wirklich eine AIDA und einen TRISTAN geben, und das noch kurz hintereinander? Da wären auch größere überfordert.


    Wir sind ein mittleres Haus, das möchte ich betonen, und Produktionen großer Opern sind ohne Probleme möglich.
    Und ich bin auch froh, das alles spielen zu dürfen.


    Das Problem ist die Proben und Aufführungsdisposition, welche eine wirkliche Regeneration m.e. nicht immer ermöglicht.


    Heute hatten wir z.B. "Tristan" und morgen ist frei.
    So sollte es m.M. nach immer sein.
    Zumindest sollte der Morgen nach einem "Tristan" frei sein.


    Demnächst haben wir wieder "Tristan" bis 23.00 , aber mitten in einer anderen Chor-Orchester-Produktion und somit am nächsten Tage morgens und abends dann insgesammt 7 Stunden Probe.
    So etwas muß m.e. nicht sein, das geht an die Substanz.


    Nächste Saison wird noch härter, dann gibt es "Lulu" und "Turandot" und ich weiß nicht was noch alles.


    Wir sind ein leistungshungriges, mittlerweile recht "junges" Orchester, und mit einer guten Proben und Aufführungsdisposition sollte die nächste Saison kein Problem werden.


    Mein liebstes Beispiel für eine unglaublich aufreibende Woche datiert einige Jahre zurück.
    Damals hatten wir in einer knappen Woche folgende Werke zu spielen:


    "Elektra" plus Proben,
    Wiederaufnahme "Walküre" plus GP am Morgen nach einer Elektra-Aufführung
    und zwei Sinfoniekonzerte mit Bruckners Sinfonie Nr.8 .


    Das war der Hammer, der Krankenstand im Orchester erreichte vorher nicht gekannte Ausmaße.


    Ich finde es ausgesprochen schade, das yago Pech hatte, denn das wirft m.e. ein falsches Licht auf unser Haus:


    Gerade diese Saison haben wir endlich wieder, dank GMD Fabrizio Ventura, wirklich sehr gute Gesangssolisten, haben unter Jaap ter Linden eine sehr schöne Produktion von "King Arthur" gemacht (es dauerte natürlich einige Aufführungen, bis unsere Trompeter ihre Naturtrompeten im Griff hatten, so leicht ist das nicht, aber in den letzten Vorstellungen lief alles wie am Schnürchen), selbst die bei yagos Besuch verunglückte Aida ist letztendlich beim Publikum so gut angekommen, daß es nächste Saison eine Wiederaufnahme gibt, und unsere neue Produktion von "Manon" scheint sogar in der Inszenierung sehr gut anzukommen.


    Die musikalische Seite unter Hendrik Vestmann wurde sehr gelobt, und ich darf dies in aller Bescheidenheit bestätigen.
    Die Operettenproduktion vom "Vogelhändler" unter Thorsten Schmidt-Kapfenburg ist auch durchaus erfolgreich und hat eine wirklich sehr traditionelle Inszenierung sowie sehr gute Sänger.


    Und unser Tristan hat zwar eine Inszenierung, welche nicht gut ankam, wohl zu Recht, aber musikalisch gesehen ist er ein Erfolg.
    Oder hatte ich da eben bei den Bravo-Rufen für das Orchester eine Halluzination?


    Wir haben zwei ausgesprochen gute Kapellmeister, welche sicherlich eine Karriere vor sich haben:
    Hendrik Vestmann http://www.hr-online.de/websit…tandard_document_27857350
    und Thorsten Schmidt-Kapfenburg, sowie eine neue, sehr gute Leiterin des Chores, Donka Miteva.
    Und natürlich einen sehr charismatischen und motivierenden GMD, von dem ich wirklich sehr begeistert bin:
    Fabrizio Ventura


    Wir machen wirklich mit Begeisterung Musik,
    das einzige Problem sind die fehlenden Regenerationszeiten, welche m.e. mit einer besseren Probendisposition erreicht werden könnten.


    UND eine gute Spielstätte, leider.
    Es klingt bei uns leider nach Pappkarton, akustisch ist das große Haus sehr unvorteilhaft.
    Es steht unter Denkmalschutz, deshalb darf an dem echten( für mich potthäßlichem) 50er Jahre Interieur nichts geändert werden.


    Der Bau einer adäquaten Spielstätte für Orchester ist leider durch ein Bürgerbegehren verhindert worden, welches das kulturelle Klima hier auf längere Zeit wohl vergiftet hat.


    Die Umgestaltung des SC Preußen Fußballstadions und des sehr häßlichen Hauptbahnhofes ist dagegen in der Öffentlichkeit kein Problem.
    Aber das kostet zusammen auch 10 Mille.


    Na ja, ein wenig Eigenwerbung sei mir bei der großen Schelte von yago hier wohl gegönnt.
    Und yago kann mich ja beim nächsten Male gerne kontaktieren, welche Aufführung und welchen Termin ich ihm empfehlen würde.


    Die Aufführung am 6.4. wäre es jedenfalls sicherlich nicht gewesen.
    Daß diese unterirdisch wird, war mir schon vorher klar.


    Gruß,
    Michael


    P.S.
    bei Interesse:
    Hier kann man uns hören:


    Sinfonieorchester Münster:


    http://www.willhumburg.de/Audio/introaudio.html



    http://www.willhumburg.de/Audio/goetterd.html


    Das Ende von "Götterdämmerung", alle waren völlig fertig, deshalb auch einige Ungenauigkeiten.
    Aber eine unglaubliche Evelyn Herlitzius, es war ein Erlebnis für mich!


    http://www.willhumburg.de/Audio/haydn.html


    http://www.willhumburg.de/Audio/rameau.html


    http://www.willhumburg.de/Audio/ravel_espagnole.html


    Dieser Rundfunkmitschnitt zeigt das Orchester dank des wesentlich besseren Saales (Philharmonie Dortmund) in einem anderem Licht.


    Die Gegner eines adäquaten Konzertsaales in Münster haben dies für Münster erfolgreich zunichte gemacht.


    Und sie freuen sich übermäßig darüber und viele sind geradezu besoffen in Ihrer Stärke, es Münsters Politikern mal so richtig heimgezahlt zu haben.
    Vielen Dank auch dafür!


    Eine interessante und kluge Auswahl, welche Will Humburg auf seiner Webseite veröffentlicht hat.


    Die Wagner-Ausschnitte sind im großen Haus der städtischen Bühnen während einer Vorstellung mitgeschnitten worden, die anderen sind Ausschnitte einer WDR-Konzertaufnahme aus der Dortmunder Philharmonie, welche als CD über unser Theater zu beziehen ist.


    Diese Ausschnitte sind frei zugänglich auf der Internetseite unseres früheren, von mir sehr geschätzten, GMD Will Humburg.
    Er ist ein Dirigent, der mich sehr geprägt hat, und dem ich vieles verdanke.
    Er war mit Sicherheit der bis heute wichtigste GMD der Stadt Münster.
    Danke, Will Humburg, für diese spannende, anstrengende und trotzdem schöne Zeit!
    http://www.willhumburg.de/


    Wenn Interesse besteht, mache ich gerne einen legalen Download der 5.Sinfonie von Beethoven, des Violinkonzertes von Wolf-Ferrari mit Ulf Hoelscher und eines Werkes von N. Hakim unter unserem letzten GMD Rainer Mühlbach aus der Philharmonie Essen möglich.


    :hello:
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Wenn Interesse besteht, mache ich gerne einen legalen Download der 5.Sinfonie von Beethoven, des Violinkonzertes von Wolf-Ferrari mit Ulf Hoelscher und eines Werkes von N. Hakim unter unserem letzten GMD Rainer Mühlbach aus der Philharmonie Essen möglich.


    Lieber Micha,


    war das eine rhetorische Frage? ;):jubel:


    Vielen Dank für Deine sehr aufschlussreichen Berichte, die zeigen, was mit etwas gutem Willen seitens der Planenden auch weitgehend unabhängig von einem (nicht) vorhandenen Budget möglich wäre.


    Ich selbst hab an wirklich keinen Häusern oft mitbekommen, was verlangt wird und wie sehr die Betroffenen auf dem sprichwörtlichen Zahnfleisch kriechen - sei es der Opernsänger, der vor zwanzig Jahren in einer Spielzeit in 168 (sic!) Vorstellungen auf der Bühne zu stehen und praktisch alle übrige Zeit zu proben hatte, sei es die Niederbayerische Philharmonie (das Orchester des Südostbayerischen Städtetheaters), die gut die Hälfte ihrer Vorstellungen auswärts spielt - mit entsprechender Zusatzbelastung.


    Insofern schließe ich gern an Peters posting an: Wichtig ist mir, mit wieviel Liebe alle Beteiligten bei der Sachde sind und ob der sprichwörtliche Funke überspringt, nicht evtl sogar sterile Perfektion.


    Auch in einem "großen" Haus ist bei weitem nicht alles Gold, was glänzt - der Perfektionsanspruch mancher Zuschauer rührt mE aber viel mehr von der Konserve her....



    LG, Elisabeth

  • Zitat

    Original von Elisabeth
    Auch in einem "großen" Haus ist bei weitem nicht alles Gold, was glänzt - der Perfektionsanspruch macher Zuschauer rührt mE aber viel mehr von der Konserve her....


    Liebe Elisabeth,


    da liegt wohl der Hase im Pfeffer, wobei ich nicht verstehen kann, wie man ein aus Tausenden von Soundschnipseln entstandenes Plastikprodukt einer Liveaufführung mit ihren Macken vorziehen kann. Es soll ja noch Einspielungen geben, die in wenigen Takes aufgenommen sind. Und dann waltet ein gnädiger Tonmeister.


    Der Grad der Selbsttäuschung bei diesen Kunstprodukten, den man als Hörer haben muss, ist wohl nicht unerheblich ...


    Liebe Grüße Peter

  • Auch ich kenne Münster und sein Theater nicht, weiss also auch nichts über die politischen Konstellationen in dieser Stadt. Einige Namen vom Theater sind mir geläufig, Quetes, Cemore, Keremidtchiev, Secunde, Ketilson...


    Den Beiträgen hier entnehme ich, dass es offensichtlich Mittelkürzungen gab und das Theater sich trotzdem bemüht, einen anspruchsvollen Spielplan zu realisieren: Konzerte, Oper, Schauspiel und Tanztheater.


    Dem muss man erstmal Respekt zollen. Ich will hier einmal mehr darauf hinweisen, dass wir alle gut beraten sind, um den Erhalt unserer Theaterlandschaft zu kämpfen, völlig unabhängig davon, welche Form von Theater wir bevorzugen, weil verantwortliche Politiker/innen sich manchmal eben nicht für die Frage interessieren, was auf der Bühne zu sehen ist, sondern was das alles kostet. Da werden die Mittel gekürzt, das Theater fährt die Anzahl der Produktionen zurück, später fällt eine Sparte ganz weg - ganz zum Schluss kommt eine Zusammenlegung mit einer anderen Stadt oder die Umwandlung in einen reinen Gastspielbetrieb. Das ist nicht im Interesse der Theaterfreundinnen und - freunde.


    Der eine oder die andere hier kann sich vielleicht noch an Oberhausen erinnern, da wurde früher auch Oper gespielt - oftmals Stücke, die nicht zum zentralen Repertoire der Opernhäuser gehörten. Mit wenig Geld wurde da pahntasievolles Musiktheater gezeigt. Lange vorbei.


    Viele Theater kommen mittlerweile ohne richtige Ballettcompagnie aus, oder haben gerade noch rund zehn Tänzerinnen und Tänzer, die aber auch in eigenen Abenden (also nicht nur für entsprechende Einlagen in Operetten, Musicals und Opern eingsetzt werden) zeigen, dass man mit wenig Mitteln interessantes Tanztheaters machen kann.


    Alle diese Menschen, die Theater unter erschwerten Bedingungen machen, verdienen die Solidarität des Publikums - sie machen das alles letztendlich nicht nur für sich, sondern für uns, für ihr Publikum.


    Dass die hier angeführte "Aida" keine gelungene Vorstellung war, ist natürlich für den einzelnen Besucher ärgerlich, besonders, wenn er oder sie nicht regelmässig ins Theater geht und hier eine enttäuschende Aufführung erlebt hat, die vielleicht eine Wiederholung des Theaterbesuches verhindert.


    Aber hier, in unserem Kreis, hoffe ich doch, dass man so eine Vorstellung einordnen kann, um die Problematik weiss und beim nächsten Mal ohne Vorurteil wieder im Theater sitzt und sich neu auf das einlässt, was da auf der Bühne und im Orchestergraben zu sehen oder zu hören ist.

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  • Hallo Michael,


    die Wunden, die die geplante Musikhalle verursacht hat, sind, so scheint es, noch nicht geheilt...


    Ich war und bin ein Befürworter der Musikhalle und stand mit dieser Ansicht in meinem Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis auf weiter Flur alleine da.


    Obwohl, wie gesagt, auch ich gehofft hatte, dass es in Münster eine Kultur- und Kongresshalle geben wird, habe ich mich auch mit den Argumenten der Gegner auseinandergesetzt und kann daher die von Dir eingenommene Position bezüglich dieser nicht teilen.
    Sicherlich gab es Menschen, die aus einer Haltung agiert haben, getreu dem Motto: "Den Bonzen spucken wir mal richtig in die Suppe!", dies trifft jedoch auf die Mehrzahl der Verhinderer nicht zu.
    Die größte Gruppe war m.E. diejenige, die nicht damit einverstanden war, dass in vielen Bereichen, die den Bürger direkt betreffen, wie öffentlicher Personennahverkehr und Schwimmbäder ein regider Sparkurs gefahren wird und auf der anderen Seite viel Geld ausgegeben wird.
    Ich nutze hier in Münster keine Busse. Ob es in Münster Schwimmbäder gibt oder nicht und wie teuer der Eintritt für diese ist, interessiert mich nicht, weil ich sie nicht nutzte oder im Zweifel irgrendwo anders hinfahren kann. Ich brauche auch keine Bücherei, weil ich mir Medien, die ich nutzte, selbst kaufen kann.
    Viele Menschen können dies, insbesondere mit Kindern, aber nicht. Rentner sind auf Stadtteilschwimmbäder angewiesen und Studenten sind dankbar über eine Bücherei, in der sie sich für ein geringes Jahresentgelt unbegrenzt Medien ausleihen können.


    Der Protest kam aus der Mitte der Bevölkerung. Kommunale Beamte, Rentner, Familien mit Kindern...


    Eine weiter Gruppe, die gegen den Bau der Musikhalle war, war die derjenigen, die finanzpolitisch mehr oder minder engagiert ist. Ich habe kurz vor dem Bürgerentscheid mit einem der Rechnungsprüfer der Stadt gesprochen, der rügte, dass die Befürworter der Halle kein Konzept vorgelegt hätten, wie das Stadttheater in ein Kulturkonzept mit eingebracht würde. Er sagte mir auch, dass die einzige sich selbst tragende Veranstaltung im Jahr in der Halle Münsterland die "größte Kegelparty Deutschlands" sei...


    Es gibt also sowohl auf bürgerlicher Seite als auch aufgrund finanzpolitischer Erwägungen genug Gründe, die Musikhalle abzulehnen.


    Trotzdem war auch ich für eine Halle. Münster braucht eine gute Akustik, endlich einen Platz an dem Konzerte in angemessener Art und Weise stattfinden können und auch eine Kongresshalle für die Universität. Ich unterstützte die Haltung unseres Oberbürgermeisters und der Kaufleute, dass die Musikhalle der Stadt auf lange Sicht auch finanzielle Vorteile gebracht hätte.


    Münster ist wie es ist, sicherlich zum Teil tiefste Provinz (das wolltest Du von mir ja schon einmal nicht hören).


    Es ist Zeit, die Gräben, die aufgerissen wurden, zu schließen. Vielleicht wird es ja eine Halle an einem anderen Standort geben. (Im Übrigen hoffe ich natürlich auch, dass Preussen Münster ein neues Fußballstadion erhält).


    Ich bin jetzt erst einmal mit zwei Lehrern zum Essen verabredet, die natürlich auch gegen den Bau der Musikhalle waren...


    Liebe Grüße


    Mignon :hello:

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Wenn Interesse besteht, mache ich gerne einen legalen Download der 5.Sinfonie von Beethoven, des Violinkonzertes von Wolf-Ferrari mit Ulf Hoelscher und eines Werkes von N. Hakim unter unserem letzten GMD Rainer Mühlbach aus der Philharmonie Essen möglich.


    Das wäre toll!!


    Ich habe die 5. damals als sehr spannungsgeladen und energiereich empfunden. Kam auch im oben genannten Pappkarton hervorragend herüber. In Essen klang es bestimmt noch um einiges besser.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Dann rette ich mal für die Vergangenheit ein wenig die Ehre der Münsteraner "Aida". Mag sein dass der ehemalige User Yago tatsaächlich einen schlechten Abend erwischt hat. Die Vorstellung, die ich gesehen habe, war gerade von unserem damals noch neuen GMD Ventura sehr gut dirigiert worden, gechrieen hat da keiner.
    Die Inszenierung von Fred Berndt besteht daraus, dass man Aida über die esrten Akte in ihrer szenischen Entstehung beobachtet. So sieht man im Vorspiel Verdi in eine Art Park stehen (wenn ich mich recht erinnere) wo vor seinen augen die ersten Bilder für das neue Werk auftauchen. Diese Idee hatte für unser kleines Haus in Münster den Vorteil, dass man auch den Triumphzug nicht voll ausspielen musste, denn man befand sich ja noch in der Entstehungsphase. Der Mohrentanz als "Ausraster" des Regisseurs war schon sehr amüsant. Ab dem dritten Akt aber fand man sich in einer tradionellen Inszenierung wieder, Einblendungen auf den Zwischenvorhängen konnte man die Geschichte entnehmen.
    Musikalisch ist bei mir der Radames von Mario Zhang hängen geblieben, sowie die sehr gute Aida von Kristin Lewis. Auch Anton Keremidtchiev als Amonasro hat mir gut gefallen.