Georg Muffat wurde am 1. Juni 1653 in Megève (Savoyen) geboren.
Seine Familie scheint weitreichende Verbindungen nach England und Schottland gehabt zu haben.
Wie er letztlich nach Paris in die Lehre des großen Lully gelangte ist nicht wiirklich bekannt.
Zumindest behauptet Georg Muffat von 1663 – 1669 bei Lully studiert zu haben:
Georg Muffat
„der unter dem berühmtesten Johann Baptist Lully, damahls zu Pariß blüenden Art...durch sechs Jahr, nebst anderen Musicstudien embsig nachgetrachtet“
Ob Muffat nun wirklich ein Schüler Lullys war oder nicht lässt sich nicht mit Sicherheit belegen, Lully führte meines Wissens kein Studienverzeichnis
Muffat war wohl damals in Paris und Versailles und erlebte die öffentlich zugänglichen Ballettaufführungen mit, eventuell auch die großen Feste von Versailles.
Jahre später taucht sein Name im Elsaß auf, wo er wohl als Organist tätig war.
1674 ist Muffat Student an der Universität Ingoldstadt als Jurastudent eingeschrieben.
(Was ebenfalls den Schluss nahe legt, dass er nie wirklich ein regulärer Schüler Lullys war – den um diese riss man sich bereits in ganz Europa)
Das gleiche dann in Wien, dort „studierte“ er an der Hofkapelle Leopold I.
Auch da gab es keine Anstellung, weder als Schüler noch als Musiker, sondern auch hier dürfte er mehr oder weniger „Gasthörer“ gewesen sein.
Dann ab 1677 ist er in Prag und ein Jahr später erhält er eine feste Anstellung als Domorganist in Salzburg, beim Fürsterzbischof Max Gandolph.
Diese musikliebende Landesherr, der ja auch Heinrich Ignaz Franz von Biber verpflichtete, ermöglichte ihm eine Reise nach Rom um dort als ordentlicher Schüler von Bernardo Pasquini sein Orgelspiel zu vervollkommnen.
Durch Pasquini lernte er aber auch Corelli kennen und spielte diesem auch vor:
„etliche dergleichen schön- und mit grosser Anzahl Instrumentisten auffs genaueste producierten Concerten vom Kunstreichen Hrn. Arcangelo Corelli mit grossem Lust und Wunder gehört. Als Verschiedenheit darinn vermeckte / componierte ich etliche von disen gegwärtigen Concerten, so in vorgemelten Hrn Arcangelo Corelli Wohnung probirt worden – deme wegen viler mir großgünstig communicirten nutzlichen observationen / disen Stylum betreffend / ich mich verbunden profitiere – und auff dessen approbation, habe ich dieser der Orten annoch unbekannten Harmonie einige Probstück der Erste in teuschland gebracht“
1683 erschien Muffats „Armonico Tributo“ das er seinem Brotherrn widmete, eine Sammlung diverser Concerti Grossi.
Diese Sammlung wurde von ihm später bearbeitet und unter dem Titel „Exquisitoris Harmoniae Instrumentalis Gravi Juducundae Selectus Primus“ in Passau 1701 erneut in den Druck gegeben.
1695 erschien dann „Florilegium“ und 1698 „Instrumental Music“ mit Suiten im frz. Stil.
Diese beiden Sammlungen frz. Suiten stellen Heute eine der wenigen Quellen für die Aufführungspraxis der frz. Orchestermusik dar.
Dennoch sollte man sie mit Vorsicht genießen, denn wie bereits erwähnt war Muffat nie ein wirklicher Schüler Lullys und seine Instrumentierung dürfte auch eher den Möglichkeiten seiner Dienstherren angepasst gewesen sein, die unmöglich einen ähnlichen Aufwand wie in Versailles betreiben konnten.
Ich denke dass man hierbei beachten muss, dass man seinen Dienstherren in der damaligen Zeit mit so etwas hätte kompromittieren können, und so beschränkte Muffat sich wohl auf das Elite Orchester „La Petit Bande“
Denn das frz. Hoforchester, dass zu de großen Gelegenheiten spielte, bestand zum einen aus den 24 Violons du Roi, den 12 Grandes Hautbois, dem Generalbaß und den Mitgliedern der Grande Ecurie. Man kann also das Hoforchester locker auf 50 Mann schätzen.
Die Petit Bande hatte im Gegensatz dazu etwa 14 – 16 Mitglieder, maximal vielleicht 25.
Nur darf man nicht vergessen, dass diese kleinere Orchester ausschließlich für die Begleitung der Soupers, der Hofbälle und täglichen musikalischen Unterhaltung Louis XIV gedacht war – aber nie alleine eine Oper oder ein Ballett aufführte, so wie das Heute sehr oft (gerade bei CD Einspielungen) getan wird.
Im Jahre 1687 starb der Fürst Erzbischof und der Nachfolger brachte Muffat wenig Wohlwollen entgegen.
1690 spielte Muffat bei der Krönung des Erzherzogs Joseph zum römischen Kaiser in Augsburg.
Im selben Jahr trat er dann in die Dienste des Bischofs von Passau.
1695 wurde er zum Hofkapellmeister ernannt.
Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714)
(Schlacht von Denain, Sieg des Marschalls von Villars)
Muffat erlebt den spanischen Erbfolgekrieg, der hauptsächlich auf Deutschen Boden ausgetragen wurde, hautnah mit.
1703 standen die Bayerischen Truppen, die auf der Seite Louis XIV gegen die Alliierten Mächte kämpften vor den Toren der Stadt Passau.
Die Truppen die auf den Befehl des Kurfürsten Max Emanuel die Stadt Passau belagerten und beschossen, müssen recht übel gewütet haben. Passau gehörte damals noch zu Österreich.
Der Kardinal Johann Philipp von Lamberg konnte den General der österreichischen Besatzung jedoch dazu bewegen, die Stadt dem Feind zu übergeben, da das Leid überall unerträglich geworden war. 3000 Mann rückten in die Stadt ein und verblieben mehrere Monate dort, was die Bevölkerung natürlich weiteres Leid bescherte.
Im Zuge dieser Einnahme der Stadt verstarb auch Georg Muffat am 23. Februar 1704.
Muffat hinterließ ein nicht unansehnliches Vermögen und 9 Söhne, die es alle zu musikalischen Ehren bringen sollten.
Muffats Bestreben lag darin, ähnlich wie es Steffani und Couperin versuchten, den „vermischten Geschmack“ zu fördern. In seinen Werken versucht er stets eine Synthese zwischen den Stilelementen der französischen und italienischen Musik herbei zuführen.
In jedem Fall gehört Muffat zu den wichtigsten und bedeutendsten Vertreten des Hochbarock.