...denn er wusste, was er tat - Der Filmkomponist Leonard Rosenman

  • Hallo allerseits :hello:


    Leider habe ich jetzt erst davon erfahren, dass der große Filmkomponist LEONARD ROSENMAN (geboren am 7.9.1924) bereits am 4. März dieses Jahres gestorben ist. Von den großen Komponisten Hollywoods der 50er und der folgenden Jahre ist er leider einer der unbekanntesten, obwohl er zweimal den OSCAR (R) erhielt - ironischerweise beidemale für Musikbearbeitungen, zum ersdten Mal für die grandiose Musik für Stanley Kubricks BARRY LYNDON (1976), in dem Händels SARABANDE in Rosenmans Adaption für viele erstmals zum unvergesslichen Eindruck wurde. Das zweite Mal erhielt er ihn gleich im folgenden Jahr für eine Musik, die gegensätzlicher nicht sein könnte, nämlich die Bearbeitung der Folksongs von Woodie Guthry in Hal Ashbys BOUND FOR GLORY. Bei der Gelegenheit erinnerte er die Academy ironisch daran: "Ich habe übrigens auch Originalmusik komponiert, wie Sie wohl wissen".


    Und ob er das getan hat, obwohl sich viel zu Viele dessen nicht bewusst sind, und das über hundert mal.


    Gleich sein Filmdebüt konnte aufsehenerregender kaum sein, war es doch der Soundtrack für Elia Kazans JENSEITS VON EDEN, den er dank der und mit Unterstützung Leonard Bernsteins und Aron Coplands komponieren durfte. Diese Arbeit brachte ihm eine enge Freundschaft mit James Dean ein, der er 1977 ein - leider weitgehend ignoriertes - Denkmal setzte, als er für den Film SEPTEMBER 30, 1955, der sich mit den Auswirkungen von James Deans Unfalltod auf dessen Generation beschäftigte, eine seiner anrührendsten Partituren schuf, indem er seine Partituren von JENSEITS VON EDEN und vor allem DENN SIE WISSEN NICHT, WAS SIE TUN aufgriff und weiter führte. Das Hauptthema des Letzteren gehört zu den eingängisten und berührendsten Filmthemen, die ich kenne.



    Weitere Verdienste des Schoenberg-Schülers Rosenman, die den meisten bekannter als bewusst sind, sind die erste konsequent durchgeführte Zwölftonpartitur Hollywoods, die er gleich nach seinem Einstand für Vincente Minnellis Nervenheilanstaltsfilm THE COBWEB schrieb, in dem Richard Widmark die für den verunglückten James Dean vorgesehene Rolle übernahm, und die fesselnd jazzige Charakterisierung des Gangsterlebens in Budd Boettichers THE RISE AND FALL OF LEGS DIAMOND (1960) - übrigens einem der besten und dennoch unbekanntesten Gangsterfilme überhaupt. Popiger Jazz war auch der auffälligste Wesenszug seiner Partitur für den damaligen Skandalfilm THE CHAPMAN REPORT, in dem sich George Cukor (und Jane Fonda, Shelley Winters, Claire Bloom u.a.) mit den Thema der Jugendsexualität beschäftigte. Für Richard Fleichers hochinteressante FANTASTISCHE REISE (1966) in das Innere des menschlichen Körpers wagte er, ganz dem Thema des Films angemessen, wiederum eine in Hollywood bis heute verpönte Dominanz fesselnder Dissonanzen, während seine Musik für den ersten HERR DER RINGE, ein Animationsfilm von Ralph Bakshi, heute wohl als das Beste an diesem Werk bezeichnet werden kann, für das er völlig zu Recht einen Golden Globe erhielt. 1970 errang seine Partitur für DER MANN, DEN SIE PFERD NANNTEN, noch einmal einen großen Erfolg


    Danach wurde es ruhiger um ihn, denn es erfolgte der Einzug der Popmusik in Filmscores, der auch Bernard Herrmann so sehr zu schaffen machte, dass wir heute auf viele große Werke verzichten müssen, die sie und andere Komponisten wohl sonst noch geschaffen hätten. Er erbeitete fortan mehr für die Fließbandware des Fernsehens (z.B. MARCUS WELBY,MD), für das er aber auch mindestens eine bleibende Komposition schuf, nämlich die Musik zu dem großartigen Schizophrenendrama SYYBIL (1976), für das er verdientermaßen auch einen EMMY erhielt.


    Er blieb aktiv bis zum Ende des letzten Jahrhunderts, aber seine Partituren für STAR TREK IV- THE VOYAGE HOME (1986) und den miserablen ROBOCOP 2 (1990) war wohl die letzte, in der seine Arbeit einem größeren Publikum bewusst wurde.


    Copyrightbedenken verhindern leider, dass ich ein Bild von ihm einstelle, aber dieser englischsprachige Artikel zu Rosenmans 80. Geburtstag im Jahr 2004 enthält noch viele weitergehende Informationen:
    http://www.filmmusicsociety.or…illa:de:official%26sa%3DN


    Ein weiteres Bild sei Euch aber dennoch gegönnt, auch wenn es sich auf eine inzwischen vergiffene Platte bezieht, denn sie enthält ausschließlich Kompositionen von ihm, darunter viele seiner besten.



    :hello: Jacques Rideamus

  • In "Barry Lyndon" hat er vor allem mit der Adaption von Händels Sarabande d-Moll wirklich Erstaunliches geleistet. Besonders in der Duell-Szene sorgt diese Musik in der reduzierten Instrumentierung für eine Spannung, wie sie in der Filmgeschichte nicht oft zu finden sein dürfte. Da zerreißt es einen beim Zuschauen geradezu. Ich finde den Film auch bisher am besten von Kubrick, soweit ich ihn kenne.
    Der einzige von den ansonsten genannten Filmen, den ich kenne, ist offen gestanden Robocop 2, der zwar nicht das Niveau des Originals von Paul Verhoeven hält, mir aber trotzdem ganz gut gefällt. An die Filmmusik kann ich mich leider gerade gar nicht erinnern...

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Von Rosenman kenne ich leider nur Herr der Ringe. Diese Musik verglichen zur Musik der bombastischen Jackson-Filme ist sehr "interessant" und auch komplexer. Ein ganz andere Weg Frodo auf seiner Reise zu begleiten. Ich habe den Film zwar nie gesehen, aber die Musik machte schon Eindruck auf mich.