TRISTAN, Staatsoper Berlin, 12.5.08

  • Die gestrige "Tristan"-Aufführung der Lindenoper war vom Umbesetzungspech verfolgt...
    Katharina Dalayman sagte ab, dafür sprang Waltraud Meier ein, die zwei Tage zuvor noch in Valencia einen Liederabend gegeben hatte.
    Kurz vor Vorstellungsbeginn wurde bekannnt gegeben, dass Christof Fischesser, der sein Partiendebut als König Marke geben sollte, ebenfalls absagte; für ihn kam aus Zürich Matti Salminen....
    Ich möchte mich vordergründig auf das musikalische der Aufführung beschränken, das Einheitsbühnenbild von Hans Schavernoch ist nicht der Rede wert.


    Waltraud Meier machte mit Bühnenpräsenz und Identifikation mit der Partie wett, was an stimmlichen Unbilden aufkam; die Höhe sprach wenig an, die Mittellage klang teilweise matt und verhaucht...,der Liebestod war eine großartige Leistung, die "standig ovations" hatte sie vollends verdient; Ian Stacey in der Titelpartie, mir bisher unbekannt, überzeugte wie Meier durch Identifikation mit der Partie, ein baritonaler Heldentenor, der diese schwere Aufgabe mit Bravour meisterte, auch er wurde zu Recht gefeiert.
    Michaela Schuster und Roman Trekel bekamen, wofür eigentlich, einen Riesenbeifall..Schuster sang unverständlich, stimmlich unstet...Trekel stemmt die hohen Töne, Tiefe war kaum vorhanden. Über den Melot von Reiner Goldberg hülle ich den Mantel des Schweigens.
    Matti Salminen als Marke brachte seine Persönlichkeit mit Erfolg in die "statische" Inszenierung ein, stimmlich war er vollauf präsent.
    Die kleineren Partien zeigten keine Ausfälle.
    Barenboim am Pult "drehte" manchmal zu stark auf, aber insgesamt wars eine großartige Leistung.
    Fazit: Eine Aufführung, von Einspringern "gerettet", die das Prädikat "besonders" verdient.

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Lieber Heldenbariton,
    danke für den Bericht.
    Vielleicht war Trekel einfach noch geschafft von seinem Busoni Faust zwei Tage zuvor (den er übrigens großartig gesungen hat).
    Und dass Fischi evtl. absagen würde schwante mir schon am Tag zuvor, als er beim Don Giovanni nicht mehr zum Schlussapplaus raus kam.


    LG
    Rosenkavalier

  • Hallo Heldenbariton,
    ich war auch da. die Umbesetzungen waren schon heftig. Als ich die Karten bestellt hatte stand auch noch Peter seiffert als Tristan auf der Liste, weshalb ich die tickets eigentlich gekauft habe. Die Einschätzung von waltraud Meier teile ich mit dir. Mit dem Tristan hatte ich weit mehr Mühe. Ian Stacey war der Partie zwar gewachsen, hatte für mich eine ziemlich knödelige Stimme mir einem Risenvibrato und gestalterisch war auch nicht viel zu holen bei ihm. Das grosse Ereignis war für mich der Auftritt von Matti Salminen, obwohl ich das überhaupt nicht mehr erwartet hatte. So einen differnzierten, wohlklingenden aber doch todtraurigen Marke hatte ich noch nie gehört. er kam auch am besten mit den Klangmassen des hervorragenden Orchesters klar- womit ich zum für mich grössten ärgernis des Abends komme. das zwar leidenschftliche aber völlig undifferenzierte Dirigat des Daniel Barenboim. Da war im Liebsduett von Aufbau nichts zu spüren und auch sonst wurde einem die Klangmassen nur so um die Ohren gehauen, dazu noch die Akustik in der Staatsoper... Michaela Schuster hat mir von ihrer Stimmqualität eigentlich ganz gut gefallen, aber es stimmt zu verstehen war es nicht. Sehr ärgerlich fand ich auch das Bühnenbild und die Personenregie. Da wurde die meiste Zeit rumgestanden und das Bühnenbild bestand aus einem riesigen Liebesengel, der am Boden kniet und sich die Augen zuhält und ein paar Grabsteinen im Hintergrund, fast eine konzertante aufführung... Gefallen hat mir auch noch die schlanke Tenorstimme von Florian Hoffmann, der das Seemannslied und den Hirten sang.
    Gruss :hello:
    Syrinx

  • Lieber Syrinx,
    ich stimme dir in Bezug auf die Akustik zu; Barenboim, so schrieb ich, hat halt seine Probleme mit p und f, aber ich habe in meiner "Kritik" versucht meinen Gesamteindruck wiederzugeben. Das Einheitsbühnenbild ist so nichtssagend, von Personenregie kann überhaupt keine Rede sein, so dass eigentlich nur das musikalische der Aufführung interessant scheint.


    LG,
    Heldenbariton :hello:

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB